Vom Wert der Kostbarkeit und der Umgang mit Geschenken
Also geht ein Mädchen in ein Kaufhaus und sagt: Schön, wie ich bin, muss ich mich nicht noch schöner machen. Dann kauft sie sich ein Schmuckstück, so richtig vom Edelsten. So 1,25 – wie sagt man da – 558 Karat Blech und runde Summe, nicht wahr, Mann? Sie investiert etwas für ihre Schönheit. 1,25 ist kein Pappenstiel, so der letzte Kaufhausramsch an Modeschwuck.
Der soll ja auch nur anderthalb Tage halten. Dann kommt er doch in die Müllkippe. So ein Modeschwuck – wenn der verloren geht, da ist jede Träne zu teuer. Wenn der irgendwo unter die Räder kommt und zertrampelt wird, lass ihn, es bekommt ihm gut. Da weint man nicht drum, der ist eben nichts wert, der letzte Ramsch.
Wenn man aber ein kostbares Juwel geschenkt bekommt oder sich auch kauft, falls man es kann – Gold und Diamanten drauf –, und ich weiß das nicht, wie heißen die, Basalt oder wie? Ah nein, Asphalt, ah nein, sehen Sie, Sie müssen... So ein Pfarrer, der hat keine Ahnung, da kann er nichts investieren. Verstehe ich auch nichts davon.
Also wenn man so ein ganz kostbares Schmuckstück hat, das viele, viele Tausend Mark wert ist, und die Leute vor lauter Schönheit nur noch Angst haben, dass sie beklaut werden – was macht man dann? Dann muss man mit dieser Kostbarkeit entsprechend vorsichtig umgehen. Die behandelt man nicht wie irgendeinen Ramsch, den man für eine Mark fünfundzwanzig irgendwo gekriegt hat.
Da kommt es darauf an, dass die Freude erhalten bleibt. Wenn jetzt noch eins dazu kommt, dass man dieses kostbare Geschenk, dieses kostbare Schmuckstück, von einem Menschen geschenkt bekommen hat, den man sehr liebt und den man sehr hoch schätzt, dann verdoppelt sich der Wert ins Vielfache.
Das ist bei vielen Geschenken so, auch bei Geschenken, die in sich vielleicht materiell gar nicht so großen Wert haben. Wenn ich etwas bekommen habe von einem Menschen, den ich sehr schätze – diese Uhr, die ist die Uhr von meinem Vater, der inzwischen verstorben ist. Die ist nicht besonders gut, ich habe manchmal, es ist keine Digitaluhr und so, manchmal geht sie vor, manchmal geht sie nach, aber sie hat eben einen ganz anderen Wert als nur den materiellen Wert, weil ich diesen Vater so geschätzt habe.
Sie kennen alle so etwas: Ein Geschenk, das ehrt man deshalb, weil man den Geber, der es einem geschenkt hat, wertschätzt. Da bekommt das einen ganz anderen Wert, und man geht sehr, sehr behutsam damit um. Und wenn das abhandenkommt, wenn man das verliert oder wenn es beschädigt wird, das ist dann wirklich eine Tragödie.
Der Umgang mit Sexualität in der heutigen Zeit
Seht, das ganze Problem mit dem Sex ist eigentlich, dass es in unserer Zeit üblich geworden ist, mit Sex umzugehen wie mit dem letzten Kaufhausramsch. Es kommt gar nicht mehr darauf an. Man nimmt es einfach mit, es macht Spaß, schmückt einen für den Tag – so ein Flirt eben. Eine Biene vernascht, und man regt sich nicht auf. Macht ja kein Bohei darum.
Man muss doch nicht gleich aus jeder gemeinsamen Nacht eine Hochzeit machen, oder? Dahinter steckt im Grunde nichts anderes als eine unwahrscheinliche Geringschätzung von Sex. Es kommt eben nicht darauf an. Man soll das doch alles nicht so verkniffen sehen. Recht euch doch nicht so auf. So ist das eben. Spaß muss sein, auch auf der Beerdigung, sonst kommen die Leute nicht mehr.
Seht, das ist der erste Punkt, den ich heute Abend deutlich machen muss. Ich weiß nicht, ob ich heute nicht das goldene Fettnäpfchen hier verliehen bekomme. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit dem, was ich sage, hier nicht nur Beifall kassieren werde. Ich bin ja auch kein Mitglied beim Eishockeyverein hier. Ich bin ja auch nicht wegen des Beifalls gekommen, sondern wollte helfen, dass wir zu diesem Thema etwas sagen und vielleicht in unserem Leben ein Stück weiterkommen.
Es gibt so wahnsinnig viel Not auf diesem Gebiet. Die Bibel jedenfalls sagt, dass Sexualität ein ganz, ganz kostbares Geschenk ist, das Gott uns gegeben hat. Sie soll unserem Leben Freude und Erfüllung bringen. Sexualität ist an sich kostbar, und sie wird dreimal kostbar dadurch, dass der Schöpfer der Welt sie in unser Leben hineinschenkt.
Ich verstehe das. Da sehr viele Zeitgenossen überhaupt keine Beziehung zu Gott haben und gar nicht wissen, wer der Geber ist, sind ihnen die ganzen Gaben, die er uns geschenkt hat, nichts mehr wert. Das kann man ja sehen an der Art und Weise, wie wir mit der Welt umgehen. Wir wissen nicht mehr, dass sie ein Geschenk ist – die Natur, unser Leib, unsere Zeit. Wir wissen nicht mehr, dass all das ein Geschenk ist vom Herrn aller Herren.
Entsprechend gehen wir mit dem ganzen Zeug um wie mit dem letzten Kaufhausramsch, als käme es nicht darauf an. Und bei der Sexualität ist es auch so. Plötzlich verlieren wir den Blick für die Kostbarkeit, für die Schönheit. Und wir verlieren den Blick für den Geber, der uns dieses Geschenk gegeben hat. Wir haben keinen Blick mehr für ihn. Wir fragen nicht mehr: Wie hat er sich das in seiner Liebe gedacht? Wie sollen wir mit diesem Geschenk wohl umgehen? Wie soll das sein?
Die Bedeutung des Dankes und der Wertschätzung
Ich weiß nicht, wie viel Sie von diesem Abend mitnehmen werden und was Ihnen wichtig sein wird. Mir wäre es fast genug, wenn Sie folgenden Satz aus der Bibel zu einem festen Bestandteil Ihres Lebens machen würden.
Es handelt sich um einen Satz aus dem Gebet im Psalm 139, damit Sie ihn auch nachschlagen und sich merken können. Zu Hause können Sie ihn dann noch einmal genau wörtlich nachlesen. In Psalm 139, Vers 14 steht ein Gebet: „Ich danke dir, Herr, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das sieht meine Seele wohl.“
Verstehen Sie? Da betet jemand, dass er mit seinem Herzen sieht, was Gott geschaffen hat. Und er kann im Blick auf sein eigenes Leben sagen: „Danke, Herr, dass ich wunderbar gemacht bin.“ Haben Sie das je sagen können?
Es gibt sehr viele Menschen, die innerlich mit sich selbst im Streit leben. Sie sind grün und gelb vor Neid und verkrampft. Sie beneiden das Leben anderer, träumen davon, können aber nie wirklich „Ja“ zu sich selbst sagen. Sie können Gott nie ein herzliches Dankeschön sagen für die Kostbarkeit des Lebens, das er ihnen gegeben hat. Auch nicht für die Kostbarkeit des Körpers und die Schönheit der Sexualität.
Damit beginnt alles in der Bibel: Ein Mensch fängt an, dem Geber für solche Kostbarkeiten „Danke“ zu sagen. Und egal, welche Einstellung wir zur Sexualität haben oder welche Erfahrungen wir gemacht haben – niemand von uns ist auf diesem Gebiet ein unbeschriebenes Blatt.
Ich möchte Sie bitten, sich dorthin führen zu lassen. Vielleicht kann Ihnen dieser Abend, auch wenn Sie es jetzt noch nicht mit Überzeugung können, einige Hilfestellungen geben. So dass Sie von ganzem Herzen sagen können: „Ich danke dir, Herr, dass ich wunderbar gemacht bin.“
Die Ambivalenz von Liebe und Not in Beziehungen
Nun weiß ich, dass Liebe auf der einen Seite und Sexualität in der Mitte Bereiche sind, in denen die größten und tiefsten Glückserfahrungen gemacht werden. Zugleich ist dieser Bereich aber auch der Ort der größten Not.
Nirgendwo wird so abgrundtief gehasst wie in Ehen, die auseinandergegangen sind, in denen man sich auseinandergelebt hat. So wie man sich vorher innig geliebt hat, kann das die Hölle des Hasses sein.
Es gibt unglaublich viel Not auf diesem Gebiet, obwohl Gott eigentlich die Absicht hatte, dass es ein Bereich des Glücks, der Freude und der tiefen Erfüllung sein sollte.
Wir haben gesagt: Mit unserem etwas kecken Thema „Sex ist in, Liebe ist möglich, Kreuz ist Trumpf“. Und ich möchte an diesem Abend noch einmal erläutern, warum wir der Überzeugung sind, dass das Kreuz auch in dieser Sache – das Kreuz Jesu Christi – Trumpf ist. Dass es ein Mittel des Sieges ist, auch auf diesem Feld.
Zuerst möchte ich einen Grund nennen, warum wir diese Behauptung aufstellen. Ich bitte Sie, diesen Grund zu prüfen. Wir stehen gerne Rede und Antwort, um auch noch tiefer darüber nachzudenken. Ich kann die Fragen hier ja nur anreißen.
Die Quelle der Liebe im Kreuz Jesu Christi
Zunächst möchte ich einen Grund nennen, warum der Kreuztrumpf auch für das Gebiet von Liebe und Sexualität steht. Der Grund heißt: Bei Jesus, bei diesem Mann vom Kreuz, gibt es eine unerschöpfliche Quelle von Liebe.
Viele Zeitgenossen halten die Bibel für einen verstaubten Ladenhüter. Ich behaupte jedoch, dass darin Sätze stehen, die, wenn Christen sie ernst genommen hätten, die Ehen in Europa heute anders aussehen ließen. Es sind revolutionäre Sätze, bei denen wir noch kaum begonnen haben, sie zu verstehen und umzusetzen.
Ein Beispiel: Paulus richtet sich an die Männer, weil er wusste, an wen er sich wenden muss, wenn er über Eheprobleme spricht. Er sagt: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie gegeben.“ Er spricht vom Kreuzestod Jesu Christi.
Stell dir vor, Paulus nimmt den Kreuzestod Jesu, der für die Menschen stirbt, auch für die Feinde, und sagt: Dieser Kreuzestod ist der Maßstab für die Liebe eines Mannes zu seiner Frau. Liebe beweist sich nicht in Potenz oder Stimmung, sondern im Sterben. Die Stärke der Liebe zeigt sich in der Fähigkeit, für den Geliebten zu sterben.
Es geht nicht darum, was mein Recht ist, sondern dein Recht soll zur Geltung kommen. Es geht nicht um meine Zeit, sondern um deine Zeit. Es geht nicht um meine Ehre, sondern um deine Ehre. Ich gebe das auf, was mir wichtig ist, für den anderen. Das ist der Sterbensprozess der Liebe.
Paulus sagt, wenn wir daran denken und es Wirklichkeit werden lassen, wäre das das Ende des Grabenkampfs der Geschlechter. Denn bisher müssen wir mühsam Rechte abstecken, damit keiner den anderen übervorteilt oder beherrscht.
Paulus sagt auch: „Wo kein Frieden ist, da muss man wenigstens für Waffenstillstand sorgen.“ Das ist zwar eine Notlösung, Frieden wäre besser. Aber besser Waffenstillstand als Schießen. So haben wir uns daran gewöhnt, in unseren Partnerschaften und Ehen um Waffenstillstand zu kämpfen.
Die Perspektive Gottes für unser Leben ist eine andere: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt hat.“ Sterben, sterben für den Partner – das gilt auch für die Frauen. Aber an diesem kritischsten Punkt, beim Mann, setzt Paulus zuerst an. Es gilt für die Ehepartner wechselseitig.
Wenn Liebe in einer Ehe Hingabe bis zum Sterben bedeutet, dann wird schnell klar: Darüber braucht man nicht lange zu diskutieren. Sterben kann man nicht auf Probe. Man kann sich auf Probe amüsieren, testen, ob es Spaß macht, ob es Befriedigung gibt, ob es einem etwas bringt.
Man kann den anderen unter Druck setzen, sich in der Probezeit anständig zu verhalten, weil er sonst fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel. Diese Vorstellung, man könne Liebe oder Ehe ausprobieren, ist eine Idiotie.
Man kann weder die Ehe noch das Sterben ausprobieren. Es geht immer nur echt, immer nur ganz, mit Haut und Haaren, mit der ganzen Seele und dem ganzen Körper. Denn Liebe stirbt in der Tiefe meist daran, dass ich für dich da bin und nicht mein Eigennutz im Vordergrund steht.
Deshalb gibt es keine Eheprobe – das ist Selbsttäuschung. So hat Gott sich das nicht vorgestellt. Er möchte, dass unsere Ehen ein Raum tiefer Geborgenheit und völliger Hingabe werden. Ein Schutzraum, in dem man aufblühen kann.
Man weiß, der andere steht zu mir, nicht nur solange ich schön bin, nicht nur solange ich attraktiv bin. Auch wenn ich Falten bekomme – und jeder weiß, dass das im Alter so sein wird –, wenn Krankheiten kommen und man einander zur Belastung wird.
Ich weiß das, und ich möchte dich nicht loslassen. Das ist Liebe.
Das Vorbild Jesu und die eigene Unzulänglichkeit
Nun, es ist ein großartiges Vorbild, dass Jesus es so gemacht hat. Aber ich sage jetzt mal ganz ehrlich: Wenn Jesus mein Vorbild sein soll – ich bin ja auch verheiratet und habe drei Kinder – und wenn seine Liebe mein Vorbild für die Liebe zu meiner Frau sein soll, dann, na ja, dann gnade mir Gott.
Da geht es mir ähnlich wie gestern beim Zuschauen hier beim Trampolinspringen. Ich weiß nicht, ob Sie dabei waren, aber Sie haben es ja miterlebt. Das war ja atemberaubend, was diese Jungs da gemacht haben. Stellen Sie sich vor: Sie sind fast bis unter die Decke gesprungen, haben ihre Manneken gedreht, als wäre das nichts. Wir alle haben gebannt und genau zugeschaut. Keine Bewegung ist uns entgangen, so präzise haben wir hingeschaut. Das war ein tolles Vorbild.
Wenn anschließend jemand zu mir gekommen wäre und gesagt hätte: „Heinz Bogen, es wäre doch schön, du hast jetzt ein Vorbild gehabt, ein eindrückliches, leuchtendes Vorbild, du kannst es ja mal nachmachen“, dann hätte ich gesagt: Wenn ich je gewusst habe, dass ich mich nie aufs Trampolin begebe, um so etwas zu machen, dann erst recht nach diesen Übungen. Der Abstand zu diesem Vorbild ist so riesengroß, dass meine Deklassierung endgültig war, endgültig.
Wenn da einer so ein bisschen müde und unbeholfen auf dem Trampolin herumgehüpft wäre, dann hätte ich mir vielleicht zugetraut, das auch noch zu schaffen. Aber bei diesem perfekten Vorbild bin ich selbst völlig entmutigt, meine unvollkommenen Leistungen überhaupt noch mit dem zu vergleichen.
So geht es mir auch mit dem Vorbild von Jesus. Deshalb kann ich selbst – ich weiß nicht, vielleicht denken Sie anders – immer nur staunen, wie Leute das Vorbild von Jesus preisen. Mich entmutigt das immer. Je genauer ich hinschaue, desto mehr spüre ich: Das bin ich nicht, das schaffe ich nicht, das will ich vielleicht nicht einmal. Aber jedenfalls bin ich nicht fähig, das zu tun. Das entmutigt mich, und ich lasse es sein.
Wie meint Paulus das? Wenn Jesus nur unser Vorbild wäre, dann wären wir in einer verzweifelten Situation. Aber es geht hier um viel mehr. Jesus ist nicht nur das Vorbild, sondern er ist für uns eine Quelle. Paulus sagt: Dieser Jesus ist für euch gestorben, ihr seid die Nutznießer, ihr seid die Empfänger. Ihr sollt nehmen, nehmen, nehmen, so wie ihr es für euer Leben braucht. Nun nehmt es auch bitte!
Und wenn ihr jede Menge von dieser Liebe genommen habt – in der Gestalt der Vergebung –, wenn ihr sie angenommen habt, dann gebt doch die kleinen täglichen Portionen weiter, die nötig sind, damit man ein Alltagsleben mit der Liebe zwischen den Menschen füllen kann.
Verstehen Sie, das ist eine Einladung. Wir sind nicht überfordert. Er sagt nicht: Mach’s mal nach, was Jesus vorgetan hat. Sondern Paulus, die Bibel, sagt: Nimm es! Lass dir schenken! Keine Kraftmeiereien, sondern zunächst einmal ganz schlicht: leere, offene Hände ausstrecken.
Sei nicht zu stolz, um zu sagen: Ich möchte mir diese Liebe schenken lassen. Ich brauche sie, ich habe sie nicht in mir. Mein hartes Herz muss weich werden unter dem Einfluss dieser Liebe.
Die Herausforderung, Liebe anzunehmen
Jetzt höre ich insgeheim in manchem Kopf und Herzen den inneren Einwand. Es würde mich wundern, wenn es nicht bei dem einen oder anderen so wäre, dass er sagt: So redet ihr immer von der Liebe Gottes – groß, blusterig und gewaltig. Für mich ist das nichts anderes als ein Wort, eine Phrase. Ich habe das nie erlebt. Keine Kraft ist von Liebe spürbar in meinem Leben.
Ich kann das nachvollziehen. Das ist ein sehr, sehr notvolles Problem. Aber auf die Ursache möchte ich eben hinweisen.
Seht, wie ist das mit der Liebe zwischen zwei Menschen? Da macht einer dem anderen eine Liebeserklärung und versucht damit anzukommen. Der andere sagt: Nein, danke, kein Bedarf, ich mag nicht, ich kann das nicht erwidern. Wenn ich die Liebe eines anderen, die auf mich zukommt, ablehne und mich ihr verschließe, werde ich nie die starke, verändernde Kraft dieser Liebe erfahren. Ich werde nie die wohltuende Wärme dieser Liebe spüren.
Es bedarf der Öffnung meines Lebens, dass ich wirklich ein Ja der Gegenliebe sage, dass ich Antwort gebe. Dann ist mein Leben offen wie ein Scheunentor. Und dann hat Liebe eine unglaublich verändernde Kraft.
Was man da schon erlebt hat: Da sind Leute zum Friseur gegangen, weil das Mädchen nicht wollte. Die Eltern haben monatelang geschimpft und gepredigt: Geh mal zum Friseur, nach Aare! Nun wollte die Evira das, der gefiel da nicht, und schwippschupp waren die Haare ab.
Ich habe Leute im Park spazieren gehen sehen, stundenlang, stundenlang. Als die Eltern sie vorher gefragt haben: Könntest du nicht heute Nachmittag mit uns mal eine Runde spazieren gehen im Stadtpark? Haben wir gesagt, haben wir eine gute Idee, was? Habt ihr nicht was Spannenderes? Bin doch kein Rentner! Plötzlich hat er sich eine Perle angelacht, und sie da. Sie schieben stundenlang durch den Park, immer rum um den Ententeich, obwohl kein Wildwestfilm läuft und auch James Bond nirgendwo um die Ecke ist.
Die Liebe verändert die Leute, das ist unglaublich. Die Liebe ist eine Kraft – vorausgesetzt, jemand öffnet sich der Liebe. Wenn ich mich ihr verschließe, dann bleibt Liebe eine Theorie. Dann bleibt sie in Bücherschränken, in Büchern, in Liebesromanen kommt sie vor, aber sie bleibt Theorie. Sie hat keine verändernde Kraft.
Gottes liebevolles Anklopfen und Einladung
Nun ist mir auch klar, dass mir das später niemand vorwerfen kann. Ich weiß auch, dass es riesige Unterschiede gibt zwischen der Liebe eines Liebespaares und der Liebe zwischen Gott und Mensch. Aber der Punkt, der Punkt ist genau derselbe: Die Liebe Gottes klopft an unser Leben.
Liebe bricht niemals mit dem Brecheisen Türen auf, sondern klopft an – so sagt es Jesus: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Er bricht nicht ein, er benutzt nicht seine Allmacht, um einzudringen. Wer die Tür öffnet, zu dem will ich eingehen und Mahlgemeinschaft, sprich Lebensgemeinschaft, halten.
Das heißt: Wenn du bisher der Meinung bist, die Liebe Gottes sei einfach nur ein Wort und eine Theorie, etwas, das du nicht gespürt hast, dann sage ich: Ja, und hier liegt der Grund. Seit langem steht er vor deiner Tür – diese persongewordene Liebe Gottes, Jesus Christus. Am Kreuz hat er bewiesen, dass er uns liebt.
Darin bewies Gott seine Liebe zu uns, sagt Paulus, dass Christus für uns gestorben ist, als wir uns überhaupt noch nicht für ihn interessierten. Die Bibel hat ihre eigene Ausdrucksweise: Sie sagt, als wir noch Sünder waren. Darin bewies er, dass er sich vorab für uns geopfert hat.
Nun steht er da, bittet, macht seine Liebeserklärung, schenkt uns sich selbst und wartet. Er sehnt sich nach dem Ja-Wort der Gegenliebe.
Ist dies der Abend, an dem Menschen ihr Leben öffnen, dem liebevollen, zarten Anklopfen Gottes an der Tür unseres Lebens ein Ohr schenken und erfahren, welche wärmende, wohltuende und lebensschaffende Kraft – ja, welche verändernde Kraft – diese Liebe hat? Das ist meine herzliche Bitte.
Der Grund, warum Kreuzstrumpf auch für das Gebiet von Sexualität und Liebe steht, ist, dass in diesem Jesus, dem Gekreuzigten, ein unerschöpfliches Reservoir an Liebe ist. Ich weiß nicht, wie eine Ehe gelingen soll, wie eine Partnerschaft gelingen soll, wenn ich nicht selbst von Jesus her diese Energie für mich zuerst empfange.
Jeder kommt bei sich selbst an sein Ende. Wir können auf Dauer nicht mehr vergeben, wir können nicht mehr über unseren Schatten springen. Wir fangen an, alles zu beschönigen, unter den Teppich zu kehren. Und am Ende sind da Bitterkeit, Verhärtung und Verkrustung. Man lebt sich auseinander in den Ehen, und nur noch eine Möbelgemeinschaft bleibt übrig. Der parallele Blick ins Fernsehen ist das Letzte, was einen verbindet – wenn man nicht auseinandergeht.
Woher die Liebe erneuern? Wir brauchen ein Reservoir, aus dem wir schöpfen können. Vergebung für uns empfangen, um die nötige Vergebung dem anderen weiterzugeben. Wir haben es auf Dauer in uns selbst nicht.
Deshalb kann Paulus sagen: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt hat.“ Nehmt, was ihr euch gebt, und schenkt einander weiter. Auch die Liebe zwischen den Geschlechtern lebt aus dieser Kraft, wenn sie denn lebt und nicht nur langsam verkommt.
Die Herausforderung der dauerhaften Liebe
Im Folgenden möchte ich ein schwieriges Problem ansprechen. Jeder weiß, dass es große Zeiten der Liebe gibt – man ist über alle Maßen verliebt. Die Gefühle sind intensiv, die Temperaturen steigen förmlich. Dieses starke Verliebtsein hat jedoch oft das Problem, dass es nicht allzu lange anhält.
Als Pfarrer habe ich zahllose Paare getraut. Dabei kann ich das heimliche Grinsen der erfahrenen Onkel und Tanten kaum noch ertragen. Sie sitzen in der siebten oder auch in der dritten Reihe bei der Trauung. Während die Brautleute vorne mit verklärtem Blick stehen, sich ewige Treue und Liebe schwören und auch daran glauben, sitzen hinten Erna und Otto und grinsen sich an. Sie sagen: „Na, die Geigen von denen, nicht wahr? Die werden auch noch in Sauerkraut fallen.“ Sie wissen es, wir wissen es: Liebe schleift sich mit der Zeit ab.
Ich bin erschüttert, das muss ich sagen. Es hat mich tief betroffen gemacht, in Gesprächen mit Ehepaaren zu hören, wie viele relativ junge Ehen bereits leer sind. Wie oft die Liebe ausgebrannt ist, wie sie nur noch ein Häuflein Asche mit kaum noch vorhandener Glut ist. Das ist ein großes Problem.
Die große, glühende Liebe kennen wir. Aber wie kann man dieser Liebe Dauer verleihen? Woher kann man sie erneuern? Muss man sich dafür ein paar Pornos ansehen oder entsprechende Videofilme besorgen, um sich sexuell zu stimulieren? Es scheint in unserem Vaterland, wo in vielen deutschen Ehebetten nichts mehr läuft, zur Notlösung zu werden.
Muss man das wirklich auf diese Art und Weise tun? Woher nimmt die Liebe die Kraft, um erneut und dauerhaft Glut zu bekommen?
Jesu Gebot als Weg zur bleibenden Liebe
Ich möchte euch etwas sagen, das Jesus seinen Freunden als ein sehr persönliches Wort mitgegeben hat. Ich weiß nicht, wie ihr darüber denkt, vielleicht werdet ihr staunen. Ich lese es euch im Originalton vor, denn es reicht mir nicht, es nur sinngemäß wiederzugeben.
Jesus sagt: „Gleichwie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!“ Er möchte, dass die Liebe bleibt und nicht nur ein kurzes Flitterwochen-Feuer ist. Nun fragt ihr euch vielleicht: Wie bleibt man in der Liebe? Wie bleibt Liebe beständig?
Jesus antwortet: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote meines Vaters halte und in seiner Liebe bleibe. Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibt und eure Freude vollkommen wird.“ Wer hätte das gedacht? Ich höre immer wieder, dass Gebote Einschränkung bedeuten. Wer seinen Spaß haben will, muss diese erst einmal beiseitelegen.
Ist es nicht so, dass man an Fasching drei Tage im Jahr die Gebote Gottes wie Sperrmüll beiseitelegt, um endlich mal die Sau rauslassen zu können? Wie sonst sollte man Spaß haben? Es ist eine weit verbreitete Überzeugung, dass die Gebote Gottes Zäune sind, die uns eingrenzen, unser Glück beschneiden und uns nicht richtig zur Entfaltung kommen lassen.
Doch Jesus sagt: „Ich möchte, dass ihr Freude habt. Mehr noch, ich möchte, dass eure Freude aufblüht und vollkommen wird.“ Da sage ich: Jesus, das möchte ich wissen! Wie geht das? Verrate mir das Geheimnis! Das möchten wir alle wissen, sag es uns!
Dann sagt er: „Wenn ihr in der Liebe bleibt.“ Das verstehe ich noch, das kann ich ahnen. Wenn die Liebe bleibt, dieses Feuer brennt, wird die Freude groß sein. Man kann viele Probleme im Leben verkraften, wenn man eine Erfahrung von tiefer und strahlender Liebe macht. Das weiß jeder. Dann ist man plötzlich sehr widerstandsfähig.
Aber was, wenn die Liebe weg ist? Ja, sagt ihr, ich sage euch, wie ihr in der Liebe bleibt: „Wenn ihr meine Gebote haltet.“ Da sage ich: Jesus, das ist doch wohl ein Witz! Wenn ich das in Bayreuth weitererzähle, glaubt mir kein Mensch.
Liebe als gegenseitige Hingabe und Lebenswegweisung
In einem inneren Streitgespräch mit ihm erklärt er mir Folgendes. Ich spinne das mal einfach so hin: Er sagt, sieh mal, wie ist das denn, wenn zwei Menschen sich lieben? Da hat der eine und der andere ein ganz, ganz tiefes Verlangen, das zu tun, was dem anderen, den er liebt, gefällt. Ist das so? Natürlich ist das so.
Man macht eine Menge, man bringt Opfer, man nimmt Mühe auf sich, um dem anderen zu gefallen, um etwas zu tun, damit man in Übereinstimmung, in Harmonie mit ihm ist. Man sucht, was er gerne möchte, damit man ihn mit einer Überraschung erfreuen kann. Es ist nicht nur so, dass man sagt, man muss tun, sondern man sucht deutlicher zu erkennen, was die Wünsche des anderen sind, um sie zu treffen, um sie zu erfüllen. Denn man weiß, das gibt eine große und strahlende Freude.
In der Liebe gibt es keine größere Freude, als den Geliebten sich freuen zu sehen. Das ist das Schönste, was es in der Liebe gibt. Das macht rundum glücklich.
Sie sagt zu Jesus: Was zwischen Menschen so normal ist, meinst du nicht, dass das auch logisch ist in unserer Beziehung? Woran erkennt man die Liebe zu Gott? Daran, dass einer die Augen verdreht, ein bisschen blödereligiös in die Welt guckt und entsprechende Lieder singt? Woran erkennt man, dass ein Mensch Gott liebt? Doch nur an dem einen: dass er eine herzliche Sehnsucht hat, ein Verlangen, Gott die Wünsche von den Augen abzulesen.
Er durchstöbert die Bibel und sagt: Herr, was willst du, dass ich tun soll? Zeig mir, was du willst, dass ich es langsam lerne. Dass ich durch ein Augenzwinkern, so wie unter Liebenden, von dir her den Weg gezeigt bekomme. Dass ich wirklich tief drinnen verstehe, was du willst.
Das ist doch logisch, was Jesus sagt. Wenn ich in der Liebesbeziehung bleiben will, dann geht es nur, dass ich frage: Herr, was willst du? Wo sind deine Wegweisungen? Wohin soll ich gehen? Welchen Weg zeigst du mir positiv? Und den Weg der Treue und der Hingabe? Und wo sind die Leitplanken vor den Abgründen?
Natürlich kann man sich als Autofahrer ärgern, dass am Straßenrand eine Leitplanke ist, die meine Freiheit begrenzt. Ich, ach so freies Wesen, würde gerne mal da fahren, wo die Leitplanken mich hindern, nicht? Aber Gott sei Dank gibt es solche Leitplanken vor manchem Abgrund. Und ich wäre ein Idiot, wenn ich sie durchbrechen würde. Es würde mich mein Leben kosten, ich stürze in den Abgrund.
Wenn Gott in seiner Liebe sagt: Du sollst nicht, du sollst die Ehe nicht zerstören, du sollst nicht lügen, dann sind das Leitplanken. Und er sagt: Um Himmels willen, ich möchte, dass dein Leben gelingt, ich möchte nicht, dass du vor die Hunde gehst. Willst du es wirklich besser wissen als der Schöpfer? Traust du ihm mehr oder weniger zu als dir? Hat er nicht den Überblick? Meinst du, du hättest ihn?
Er will uns doch unser Glück nicht beschneiden, er will unser Glück gewährleisten, er will einen Weg zeigen. So meint Jesus das. Wer Liebe in der Liebe bleiben will, wer das erfahren will, wie Liebe auch in einer Partnerschaft, in einer Ehe sich neu auflädt, der soll auf dem Kurs seiner Wegweisung bleiben.
Die Herausforderung, Gottes Wegweisungen zu folgen
Und jetzt sage ich etwas mit großem Bedacht. Ich sage es als jemand, der durch die Wahrheit dieser Sätze, die ich jetzt aussprechen werde, im eigenen Leben sehr verletzt worden ist. Ich sage es nicht als jemand, der fehlerlos und ohne Probleme danach leben konnte.
Ich sage dir: Da, wo die Wegweisungen Gottes unseren Wünschen und den Vorstellungen unserer Umwelt widersprechen, tut es uns sehr, sehr weh, uns nach diesen Wegweisungen zu richten.
Du sollst die Ehe nicht zerstören. Wenn man Schwierigkeiten mit seiner Frau oder seinem Mann hat, und da ist jemand im Büro oder anderswo, der einem schöne Augen macht, mit dem man tief erfüllende Gespräche führt, dann denkt man doch: Man muss doch verstehen, dass man fremdgeht, oder? Gott wird doch kein Unmensch sein.
Zwei Menschen lieben sich, und muss man wirklich auf den Trauschein warten, bevor man, wenn man sich liebt, miteinander ins Bett geht? Sind das nicht enge, bürgerliche Maßstäbe? Die bürgerlichen Maßstäbe sagen doch: Das kannst du ruhig machen. Wer sich nach bürgerlichen Maßstäben richtet, der kann schon lange alles machen. Es war schon immer alles erlaubt, man darf sich nur nicht erwischen lassen.
Nichts hat sich geändert in der Zeit, außer dass heute manches offener getan wird als vor 50 oder 60 Jahren. An der Moral hat sich sonst nichts geändert. Aber die entscheidende Frage ist: Frage ich, was meine Umwelt will, oder frage ich, was der Schöpfer aller Welt für mich hat? Der Schöpfer, der mein kostbares Leben kennt, es gemacht hat, es liebt und für mich gestorben ist, um mir noch einmal zu zeigen, wie sehr er mich liebt und dass er mich zurückholen will in eine Liebesgemeinschaft mit ihm.
Was hat er für Wegweisungen für mich? An den Punkten, an denen heute alle Welt schreit: „Mach doch, was dir Spaß macht“, sagt er Nein. Er sagt, dass die Intimbeziehung zwischen Mann und Frau ausschließlich in den Schutzraum der völligen Hingabe in Liebe und Treue gehört und zu einer Ehe gehört, die öffentlich erklärt wird.
Das ist ein Beweis der Liebe. Diese rechtliche Bindung ist ein Akt des Schutzes für den Schwächeren. Ich sage: Ich stehe zu dir, ich lasse mir keine Tür offen. Ich habe so oft von Leuten gehört, das wäre doch alles nur ein Papier und sie würden sich so heiraten und so, es käme doch nicht darauf an.
Wenn das so ist, warum macht das dann nicht fest? Wenn ihr euch so liebt, warum verpflichtet ihr euch nicht zueinander? Das Recht ist doch immer ein Schutz für den Schwächeren. Wer in einer Ehe und Partnerschaft letztlich der Schwächere ist – Mann oder Frau – hängt sehr von der Situation ab.
Jedenfalls soll niemand sagen, das wäre nur ein bürokratischer Akt. Sondern es ist ein Zeichen der Hingabe: Ich binde mich an dich, ich will zu dir stehen in guten und schweren Zeiten.
In jeder Ehe gibt es Probleme. Wer meint, es gäbe eine Ehe ohne Probleme, der ist nicht von dieser Welt. Aber indem ich mich zu dieser Frau bekenne vor Gott, sage ich: Eine Lösung soll es für uns nicht mehr geben, dass wir auseinandergehen.
Wir wollen die Probleme unserer Ehe vor Gott und mit anderen Menschen in dieser Ehe lösen. Das gibt einen unglaublichen Schutzraum.
Die Tiefe von Gottes Einladung und die Herausforderung der Entscheidung
Ich bin jetzt an dem Punkt, an dem manche es vielleicht spüren: Ich werde hier gleich das goldene Fettnäpfchen serviert bekommen. Aber ich bin nicht hergekommen, um euch nach dem Mund zu reden – weder denen, die aus Rentengründen in Onkelehen leben, noch den Studenten, die wegen BAföG oder aus anderen Gründen den Trauschein fürchten.
Ich möchte euch sagen, dass Gott für das eheliche Glück eine ganz große Tiefe hat, eine sehr große Tiefe. Deshalb lädt er uns ein, nach seinen Lebenswegweisungen zu leben.
Wem wirst du glauben? Wer hat das Vertrauen verdient, dass du nach seinen Maßstäben leben wirst – gerade in diesem entscheidenden Bereich unseres Lebens, der Sexualität und Ehe? Wem wirst du glauben?
Viele in unserem Land vertrauen Bravo, der Neuen Revue und wem auch immer sonst noch. Ich sage noch einmal: Jeder von uns muss an diesem Punkt kämpfen. Es fällt uns nicht leicht, das zu akzeptieren, was Jesus sagt.
Aber nur der Mann vom Kreuz hat bewiesen, dass er uns liebt. Er geht nicht über unsere Leichen und lebt nicht auf unsere Kosten. All jene Magazine, die uns ihre Sexualmoral so umsatzträchtig verkaufen, leben von uns und verdienen an uns. Ob sie uns wirklich dienen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Dieser eine aber ist der Einzige, der an uns nicht verdient. Er gibt sein Leben, opfert sich für uns – zunächst einmal für uns – um uns zu zeigen, wie wichtig wir ihm sind.
Ihm allein glaube ich, dass er Wegweisungen hat, die unser Leben zur Erfüllung bringen. Er ist kein Speichellecker und verstummt nicht, wenn er uns Dinge sagen muss, die uns nicht gefallen.
Nimm es als ein Zeichen seiner Barmherzigkeit, nimm es als einen Beweis seiner Liebe, dass Jesus dir auch in diesem Bereich Wegweisungen gibt, die völlig im Gegensatz zu vielem stehen, was heute in unserer Gesellschaft gilt.
Kreuz ist Trumpf, Kreuz ist Trumpf, weil dieser gekreuzigte Jesus aus der Kraft seiner Liebe uns Wegweisungen gibt, die uns wirklich Lebenswege zeigen.
Die Kraft zur Neuanfang und Vergebung
Aber ich möchte an diesem Abend nicht schließen, ohne auch zu sagen: Kreuz ist Trumpf. Denn Leben kann auch dann beginnen, wenn schon alles verspielt scheint.
Ich habe es zwischendurch schon gesagt: Hier sitzt niemand, der ein unbeschriebenes Blatt ist. Und ich habe jetzt in diesem Moment Sorge um diejenigen unter uns, die innerlich sagen: Das ist wahr, das hätte ich alles früher wissen sollen. Ich hätte ganz anders leben sollen. Aber man kann die Zeit ja nicht zurückdrehen.
Was bleibt uns? Jetzt aus der Not eine Tugend machen? Sich weiter durchwurschteln?
Das Größte an diesem Mann vom Kreuz ist, dass er keinerlei moralische Vorurteile hat. Lest das Neue Testament, ihr werdet spüren, dass genau an diesem Punkt sich seine Liebe besonders zeigt.
Wo alle mit Fingern auf die Leute zeigen, nimmt er die Gekennzeichneten offen auf. Zum Beispiel jene Ehebrecherin, die die Moralisten zu ihm bringen und sagen: „Hier, da ist sie!“ Jesus sagt nicht: „Ist alles nicht so schlimm, Schwamm drüber, Kavaliersdelikt.“ Er sagt: „Ja, das Urteil gilt nach dem Gesetz des Alten Testaments – Steinigung für Ehebruch. Das Urteil gilt.“
„Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.“ So lautet das Gesetz nach alttestamentlichem Recht. Der Zeuge muss den ersten Stein werfen, wenn er ohne Schuld ist. Das Urteil muss verschreckt werden.
Dann schreit Jesus mit dem Finger in den Dreck, als wollte er sagen: „All eure Moral ist in den Dreck geschrieben.“ Und als er aufschaut, sind sie alle weggegangen.
„Wo sind sie?“, sagt er zu der Frau, die vor ihm steht. „Wo sind sie? Alle weg? So verurteile ich dich auch nicht.“ Der Einzige, der das Recht hätte, begnadigt sie. Er, der all das vermurkte, verkrachte Leben auf sich lädt, es ans Kreuz trägt und dort in der Konsequenz dieser Lebensweise an unserer Stelle stirbt.
Deshalb kann er, der Weltrichter ist, sagen: „Ich begnadige dich.“ Er nimmt uns an, wie wir sind, egal welche Vergangenheit hinter uns liegt. Aber er lässt uns nicht, wie wir sind.
Er sagt zu dieser Frau: „Jetzt geh hin! Geh nicht mehr den falschen Weg, sündige nicht mehr!“ Er nimmt uns, liebt uns, heilt uns, vergibt uns, spricht uns frei und zeigt uns einen neuen Weg – einen Weg nach seinen Weisungen, weil er uns liebt.
Er möchte, dass das Leben jetzt gelingt.
Einladung zur Ehrlichkeit und Heilung
An welchem Punkt in dieser Geschichte, die ich heute Abend geschildert habe, bist du? An welchem Punkt sind sie? Hier sitzen Ehepaare, Ältere, Jüngere. Vielleicht ist dies der Abend, an dem sie gemeinsam vor Gottes Angesicht kommen und nicht länger die Schwierigkeiten in ihrer Ehe verdrängen oder unter den Teppich kehren.
Im Licht der Liebe dieses gekreuzigten Jesus dürfen wir uns trauen, ehrlich zu werden – vor Gott und vielleicht auch vor Menschen. Vielleicht ist das der Abend, an dem sie vor Gott treten und sagen: „Vergib mir meine Schuld“, anstatt zu warten, bis der andere den ersten Schritt tut, weil er angefangen hat.
Vielleicht ist das der Abend, an dem du sagst: So, wie ich mit meiner Freundin oder meinem Freund gelebt habe, ist das nicht nach den Absichten Gottes. Ich will das nicht länger verteidigen. Ich bin nicht mehr bereit, mich stromlinienförmig in die Moral unserer Zeit einzupassen. Ich möchte ihm folgen, dem Herrn, der allein das Leben schaffen kann.
Dann komm und sag ihm, was falsch gewesen ist. Er wartet längst mit ausgebreiteten Armen vom Kreuz her auf dich. Dort stirbt er, weil er alles getragen hat – alles schon getragen hat. Gib es ab, versteck es nicht. Du sollst frei sein und neu leben können, auch dort, wo Bitterkeit und Rache sind und wo man sich gegenseitig verletzt hat.
Was wäre das für ein Abend, wenn das Licht, das wohltuende Licht des gekreuzigten Jesus, in diese Dunkelheiten unseres Lebens scheinen könnte?
Wir werden jetzt noch ein paar ganz stille Minuten haben. Wenn die Pantomime-Gruppe hier noch eine Szene spielt, ist das auch eine Zeit, innerlich noch einmal mit sich zu Rate zu gehen.
Es sind hier viele Gesprächspartner, die bereit sind, auch über diese Fragen zu reden. Wir wissen, dass Ehe- und Partnerschaftsfragen sehr, sehr schwierige und notvolle Fragen sind.
Deshalb sind hier Männer und Frauen, die zuerst schweigen können und zweitens auch wissen, wie verletzt ein Mensch sein kann. Sie haben auch im eigenen Leben Verletzungen erfahren.
Wir reden nicht von oben herab, sondern als Verwundete, Gescheiterte, Verletzte, die Jesus auch verbunden hat. Deshalb möchten wir anderen helfen, zu dieser Heilung durch Jesus zu kommen.