
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare. Ich bin Christian, und heute ist Tina Böhringer mit dabei. Tina, herzlich willkommen!
Ja, hallo Christian.
Tina, wir wollen heute darüber sprechen, wie man in ganz normalen Unterhaltungen Anknüpfungspunkte findet, um über das Evangelium ins Gespräch zu kommen. Sicher kennt ihr das auch: Man steht beim Grillfest mit dem Nachbarn, redet über den neuen Rasenmäher, oder beim Elternabend geht es um die letzte Klassenarbeit. Dabei bleibt es oft beim Smalltalk.
Oder man sitzt in der Mittagspause mit den Kollegen zusammen, alle erzählen vom Wochenende, und man denkt sich: „Das wäre jetzt eigentlich der perfekte Moment, um von dem zu erzählen, was mir wirklich wichtig ist – von Jesus, von meinem Glauben, vom Evangelium.“ Aber wie schafft man es, vom Fußball-Bundesliga-Spiel elegant zu Jesus zu kommen, ohne dass es aufgesetzt wirkt oder alle peinlich berührt sind und auf ihre Teller starren?
Was ist eigentlich wichtiger: Zuhören oder Reden – oder vielleicht beides? In welchem Maß dann? Wie komme ich überhaupt ins Gespräch, und wie kann ich es lenken? Das sind nur ein paar Fragen für den Einstieg, damit ihr eine Vorstellung habt, worüber Tina und ich heute sprechen wollen.
Tina, wir beide haben ja schon mal kürzlich, ich weiß gar nicht mehr genau wann – ich glaube, es war im Dezember oder Januar – eine Podcast-Folge zusammen gemacht, bei der du hier bei mir zu Gast warst, sogar live. Heute machen wir das online. Ich glaube, deswegen muss ich dich nicht mehr groß vorstellen.
Wenn ihr mehr über Tina erfahren wollt, hört unbedingt in Folge 36 rein. Da habe ich mit Tina darüber gesprochen, wie man mit der Alltagsmission nach einem Umzug an einem neuen Ort starten kann. Tina, das war einer der Punkte, denn ihr seid umgezogen und habt dort neu angefangen. Wie das funktioniert, erfahrt ihr in der Folge. Die ist wirklich interessant, hört mal rein, wenn ihr sie noch nicht kennt. Dort erfahrt ihr auch viel über Tina.
Okay, zurück zum Thema: Den richtigen Gesprächseinstieg finden, um über Jesus zu reden. Tina, ich bin sehr gespannt auf unser Gespräch, denn du bist hier ja der Profi und gibst in der Bibelschule Kurse genau zu diesem Thema. Ist das richtig?
Ich weiß, du bezeichnest dich nicht gerne als Profi, aber du lehrst darüber.
Genau.
Tina, bevor wir darüber sprechen, wie wir selbst ins Reden kommen, würde ich gerne mit etwas anfangen, was viele vielleicht überraschen wird: dem Zuhören.
Viele denken ja, bei der Alltagsmission geht es vor allem darum, dass wir etwas zu sagen haben, dass wir wissen, wie man das Evangelium präsentiert. Aber ich weiß von dir, dass du in den Kursen, die du in der Bibelschule gibst, großen Wert auf das Zuhören legst, oder?
Ja, genau. In den Kursen lege ich viel Wert darauf. Es gibt auch eine Hausaufgabe, bei der die Schüler einfach mal einem Freund zuhören und ihm Fragen stellen, ohne das Gehörte zu kommentieren. So lernen sie, aktiv zuzuhören. Ich denke, das ist eine sehr, sehr wichtige Sache.
Ich glaube, wir sind oft schnell dabei, als Christen Antworten auf Fragen zu geben, die keiner gestellt hat. Dann reden wir am anderen vorbei, ohne ihm überhaupt mal zugehört zu haben. Ich denke, es ist auch Nächstenliebe, wenn ich dir Respekt zeige und Wertschätzung gebe, indem ich dir zuhöre. Hoffentlich bin ich auch ganz ehrlich daran interessiert, wie es dir geht, was du denkst und was dich beschäftigt.
Aber weißt du, was ich mich da frage, Tina? Warum fällt uns das eigentlich so schwer? Ich muss sagen, ich bin nicht der wahnsinnige Vielredner. Wenn ich in Gesellschaft bin, brauche ich immer ein bisschen, bis ich warm werde. Trotzdem entdecke ich mich öfter dabei, dass ich eher mehr rede als zuhöre und gute Fragen stelle. Warum fällt uns das Zuhören so schwer?
Ja, gut zuzuhören ist wirklich nicht einfach. Das kenne ich auch. Ich kann nur von mir sprechen: Warum es mir schwerfällt, ist wahrscheinlich, dass ich mich oft zu wichtig nehme und denke, ich muss jetzt alles loswerden, was ich für mich erkannt habe. Anstatt einfach mal den anderen wichtiger zu nehmen.
Ich finde das so berührend. Neulich habe ich im Lukasevangelium gelesen, wie Jesus den Emmausjüngern begegnet. Er fragt sie: „Was sprecht ihr da?“ Und sie antworten: „Hast du nicht mitbekommen, was passiert ist?“ Es ist ja witzig, denn wenn es jemand mitbekommen hat, dann ja Jesus.
Aber was macht er? Er fragt: „Welche Ereignisse?“ Er hätte jetzt loslegen und sagen können: „Passt mal auf, wer hier vor euch steht!“ Aber stattdessen lässt er sie erst einmal ihr Herz offenbaren und ihre Gedanken mitteilen. Erst danach erklärt er ihnen die Ereignisse.
Da erkenne ich bei mir selbst, wie oft es mir schwerfällt, einfach mal zu fragen und der Person Raum zu geben, sich mitzuteilen.
Obwohl, Tina, ich weiß nicht, ob das so ... Ich meine, ich verstehe das Beispiel auch richtig gut, und da können wir auch echt von Jesus lernen. Aber er wusste ja eh alles. Warum stellt Jesus Fragen?
Die Intention bei ihm ist ja auch, dass ich anfange zu reflektieren. Und die Emma aus Jüngern überlegen, was denn da eigentlich so war. Denn Jesus war da schon im Vorteil, er wusste ja alles. Würdest du auch sagen, das war bei ihm einfach echtes Interesse am Menschen?
Beides, glaube ich. Also ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass Jesus immer interessiert ist am Menschen und ihn liebt. Aber ich denke, wir können lernen, dass es nicht darum geht, einfach nur voll zu predigen und Monologe zu halten und das rauszuhauen, was wir jetzt erkannt haben für uns. Sondern dass eine Frage viel besser sein kann, um auch zum Nachdenken zu bringen. Denn oft ist man von den Dingen am meisten überzeugt, die man selber erkannt hat, würde ich sagen.
Aber wir haben den Hang dazu, zu predigen, eher als zuzuhören. Einmal, weil wir uns selber wichtig nehmen und gerne im Mittelpunkt stehen. Anderes Mal, weil wir wahrscheinlich auch denken, wir haben die Megabotschaft, das müssen die Leute hören. Und wenn wir fragen, vielleicht mehr, weil wir ein Informationsdefizit haben und wissen wollen, was den anderen interessiert.
Aber wirkliches Interesse am Menschen – da stimme ich dir zu – das sieht man bei Menezes ja so toll. Er hat genau das: Er liebt den Menschen, er redet mit ihm, er fragt ihn. Das fängt schon in 1. Mose 1 an, weil er gerne in Beziehung kommen möchte, gerne Gemeinschaft sucht.
Aber wie können wir darin besser werden? Hast du da eine Idee, einen Tipp, eine Erfahrung? Was gibst du da auch deinen Schülern weiter?
Ja, also was ich noch festgestellt habe, ist – vielleicht kennst du das auch – dass man so die Prägung hat, das ganze Evangelium am besten komplett hören zu müssen. Ja, das kann man ja nicht glauben. Genau, und dann macht man sich so einen Druck: Ich muss dir jetzt noch das und das und das sagen.
Aber da ist es wichtig, auch entspannt zu sein und zu wissen: Geh doch Schritte mit der Person. Du musst ihr jetzt nicht alles erzählen, und schon gar nicht, wenn sie gar nicht versteht, wovon du redest. Da kann man sich erleichtern und sagen: Gott, du kannst mich gebrauchen, du kannst auch ohne mich arbeiten. Und sich nicht so unter Druck setzen.
Ja, und ich würde auch sagen: Ablenkungen meiden. Wie schnell ist man abgelenkt? Ich bin dann oft in meinen eigenen Gedanken. Oder vielleicht kennst du das: Du unterhältst dich mit jemandem, und neben dir stehen Leute, die sich auch unterhalten. Du findest das Gespräch der anderen voll interessant und bist gar nicht bei der Sache. Oder du schaust auf dein Handy.
Daher ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass ich zuhören will. Und ich glaube, eine entscheidende Sache ist es, wirklich Zeit mit Gott zu verbringen und von ihm zu hören: Was will er überhaupt? Und zu sehen: Ja, ich habe meine Anerkennung bei ihm. Ich muss die nicht in Gesprächen einholen, dass alle mich bestätigen, wie toll meine Gedanken sind.
Sondern sich von seiner Liebe anstecken zu lassen und Jesus Raum zu geben. Er ist ein guter Zuhörer. Er kann auch mich verändern und zu einem besseren Zuhörer machen, würde ich sagen.
Ich weiß nicht, hast du noch Gedanken, was dir da in den Sinn kommt? Ja, du hast eben das Wort „aktives Zuhören“ genannt. Das ist ja auch so, wenn wir wirklich zuhören und das auch signalisieren: „Ich höre dir zu, das ist mir wichtig, was du sagst.“
Ich höre, das mache ich jetzt auch bei dir. Ich höre, was du sagst, und überlege dann immer, okay, das kann ich sagen, das kann ich fragen. Dabei bin ich mehr bei mir selbst als bei dem anderen. Auch diese Zeit zuzulassen, diese Geduld zu haben, zu sagen: „Okay, ja, ich kann auch mal schweigen, ein paar Sekunden nachdenken, was ich als Nächstes sage. Ich muss dem anderen nicht immer ins Wort fallen.“ Das ist sowieso unhöflich. Ja, das dachte ich nur so.
Oder wie verstehst du aktives Zuhören?
Ja, dass ich zuhöre, um zu verstehen und wirklich zu hören, was du sagst, und dir Raum gebe, um zu sprechen. Das geht einem ja auch so: Man denkt schon währenddessen, „Was kann ich jetzt sagen?“ Aber vielleicht musst du auch einfach mal gar nichts sagen, sei doch einfach mal still.
Ich hatte das letztens erst erlebt. Da dachte ich mir: Manchmal ist weniger mehr. Ich habe einfach mal den Mund gehalten. Das war vielleicht in dem Fall nützlicher, als wenn ich die große Rede geschwungen hätte.
Ja, also zuhören, ausreden lassen, hast du gesagt, ist wertschätzend dem anderen gegenüber. Man zeigt ihm, dass man ihn ernst nimmt, dass man ihn verstehen möchte. Ich will nicht nur meine Meinung, meine Message loswerden, sondern ich habe Interesse an deinem Leben, meinem lieben Gegenüber.
Und das ist so wichtig. Es schafft auch Vertrauen für das, was man vielleicht später dann auch mal noch sagen kann. Ja, und ich würde auch sagen, den Gedanken zu haben: Ich kann auch von der Person etwas lernen. Also es ist ein Gespräch, und ich warte eigentlich nicht nur darauf, dir alles beizubringen. Nein, ich kann auch von dir etwas lernen, ich kann von jedem Menschen etwas lernen.
Mit so einer Haltung durch den Tag zu gehen und auch zu fragen, zum Beispiel zu sagen: „Darf ich dir mal kurz sagen, was Jesus dazu sagt?“ – anstatt einfach loszureden und dem anderen eine Predigt zu halten. Das fand ich auch gut, den anderen zu fragen, also auch mal um Rat zu fragen.
Weil ich weiß nicht alles. Was kann ich von meinem Gegenüber lernen? Das finde ich sehr wertvoll. Es öffnet oft Türen und Herzen, wenn Leute merken: „Der hat wirklich Interesse an mir.“
Und Leute, wenn wir jetzt darüber reden: Es geht nicht darum, dass man das als Taktik einsetzt. Es geht wirklich darum, Interesse an meinem Nächsten zu haben. Es geht nicht darum, Interesse vorzutäuschen, um irgendwie einen Schritt weiterzukommen. Sondern es geht wirklich darum, echtes Interesse an meinem Gegenüber zu haben.
Und ich weiß nicht, wie es ausgeht. Vielleicht reagiert er auf das Evangelium so, wie wir es wünschen und wofür wir beten. Vielleicht auch nicht. Das ist nicht unsere Sache. Aber ich muss daran arbeiten oder mir sagen: Ich will daran arbeiten, wirklich echtes Interesse an meinem Gegenüber zu haben und ihn nicht als Missionsobjekt zu sehen.
Nicht Techniken anzuwenden, um Interesse zu zeigen, das aber nicht echt ist. Absolut. Ich würde sagen, wenn das nicht der Fall ist, dann muss man kampfgeil sein.
Ja, genau. Aber ich weiß nicht, ob du das auch so erlebst, aber ich erlebe oft in meinem Unterricht, wenn ich frage, was euch hindert, dass Leute sagen: „Ja, ich habe Angst, dass ich dem anderen vor den Kopf stoße.“ Also dass eigentlich eine Zurückhaltung da ist und eine Sensibilität für den anderen.
Und da auch zu sagen: „Ich kann das ehrlich ansprechen. Ich kann sagen: ‚Du, Christian, du bist mein Freund, und ich würde dir so gerne etwas über meinen Glauben teilen. Aber ich möchte dir nicht vor den Kopf stoßen. Ich mag es selbst nicht, wenn man mir mit der Keule Bibelverse um die Ohren haut. Darf ich dir dazu etwas sagen?‘“
Ich kann das ehrlich ansprechen, und dann wirst du auch darauf eingehen können und sagen: „Du, ich sag’s dir schon.“ Oder: „Unterbrich mich bitte, wenn du Dinge nicht verstehst. Unterbrich mich, wenn ich dich in Euphorie volltexte. Manchmal komme ich da in Rage und Leidenschaft und höre gar nicht mehr auf.“
Das kann ich alles ehrlich kommunizieren und meinem Gegenüber sagen.
Ja, das habe ich auch schon erlebt. Gerade beim Bibelgespräch, wenn man mit jemandem redet, dann bin ich so begeistert und erzähle und erzähle. „Ah, Moment, oh sorry, wenn dich das nervt, sag es mir einfach, wenn du nicht mitkommst oder ich dich zugequatscht habe. Aber mir geht es einfach so, wenn es um Jesus geht, weißt du.“
Ja, ja, ist kein Problem, mach ruhig weiter, sag.
Genau, das zu sagen.
Ja, ja, genau. Tina, du nutzt in deinem Unterricht die Geschichte von Jesus und der Frau am Brunnen aus Johannes 4 als Vorbild, als Beispiel. Was fasziniert dich da persönlich an dieser Begegnung, die Jesus mit dieser ausgestoßenen Frau hat?
Ach, so vieles! Ich würde grundsätzlich empfehlen, wirklich mal die Bibel zu studieren mit der Frage: Wie begegnet Jesus Menschen? Und zu beobachten, wie er vorgeht. Hier sehen wir Jesus in Aktion. Es fängt ja schon damit an, dass er müde ist, aber trotzdem spricht. Er lässt sich also nicht von seiner Müdigkeit abhalten.
Okay, warte, ich muss eben aufschlagen. Ja, ich habe es gerade offen. Ich bin noch nicht so weit. Ah, Johannes hier, ja, genau, stimmt – müde und durstig. Genau, das lässt ihn nicht abhalten. Dann fängt er an und bittet um Hilfe, also sagt er: „Gib mir bitte etwas zu trinken.“ Da fängt es ja schon an. Wir tun uns oft schwer, einfach mal um Hilfe zu bitten. Aber das kann schon ein Aufhänger sein, ein Öffner dafür, überhaupt mit Menschen in Kontakt zu kommen.
Ich bin auch schon ins Gespräch gekommen, weil ich zu schlecht eingeparkt habe oder Hilfe gebraucht habe. Dann kommt man ins Gespräch, und es zeigt sich gleich: Ja, ich bin ein Mensch und kein Übermensch. Das ist schon mal großartig.
Ich finde es so schön an dieser Geschichte, dass Jesus, obwohl die Kultur und die Menschen damals auf die Frau als eine mit einem unmoralischen Leben blickten und sie eher mieden, hinter die Fassade schaut. Er sieht in ihr eine Durstige, jemanden, der nach Liebe dürstet. Er lässt sich davon nicht abschrecken und durchbricht alle Konventionen, indem er als Jude mit ihr spricht – mit einer Frau, mitten am Tag, allein. Das ist großartig.
Ich finde es genial, wie Jesus dann auch sagt – die Frau ist ja schon überrascht, dass er mit ihr spricht –, das ist schon mal ein Handeln, womit man nicht rechnet. Da können wir auch lernen, so vorzugehen.
Dann sagt er: „Wenn du wüsstest, welche Gabe Gott für dich bereithält.“ Das ist so genial, wie Jesus hier Neugierde weckt. „Wenn du wüsstest“ – das macht richtig Lust zu wissen, was er meint.
Das habe ich auch für mich mitgenommen. Zum Beispiel, wenn Leute jammern – das passiert ja oft –, dann könnte man sagen: Sei doch mal dankbar oder so. Aber man kann auch einfach sagen: „So etwas gibt es in der Ewigkeit nicht mehr.“ Einfach mal ein Statement raushauen. Vielleicht versteht die Person gar nicht, wovon du sprichst, aber du weckst Neugierde.
Oder zu sagen: „Ich bin heute so gut drauf, ich habe eine Gebetserhörung erlebt, für die ich schon lange gebetet habe.“ Dann schauen, ob die Person nachfragt. Oder sagen: „Das ist ein interessanter Punkt. Früher habe ich das auch so gesehen, aber Jesus hat mir da eine ganz befreiende neue Perspektive eröffnet.“ So gibst du der Person die Möglichkeit, nachzufragen, wenn sie mehr wissen will. Du kannst auch fragen: „Wie meinst du das?“ – um Neugierde zu wecken. Und das macht Jesus hier grandios.
Die Frau geht ja auch darauf ein. Sie will dieses Wasser, sie will das ja. Sie versteht nicht ganz, was er meint, aber das macht nichts. Das ist spannend, denn anstatt dass er sagt: „Okay, du willst es jetzt, hier hast du es“, gibt er ihr das nicht einfach. Stattdessen zeigt er ihr, warum sie das so dringend braucht.
Das ist wirklich mein Lieblingsteil in dieser Geschichte, wie er das macht. Er spricht Wahrheit aus, ohne sie herabzusetzen, und lobt ihre Ehrlichkeit. Er lässt sie tiefer blicken. Ich finde es so schön, wie er hier im Endeffekt über Sünde redet, ohne das theologisch zu erklären, sondern sie da hinführt.
Was ist ihr Problem? Sie hat Männer, aber das Problem liegt tiefer. Sie sucht bei diesen Männern etwas, das sie eigentlich bei Gott findet. Sie sucht an der falschen Stelle und verfehlt ihr Ziel. Genau, wie wir das nennen? Sünde, Zielverfehlung. Sie macht einen Mann zu ihrem Gott, aber dieser Mann kann das gar nicht leisten.
Und wieso hat sie nicht nur einen? Es hat nicht funktioniert bei einem. Ich finde es so schön, wie Jesus das aufzeigt, ohne sie zu verurteilen. Er sagt: „Ja, das hast du richtig gesagt“, und zeigt ihr dann das.
Er nimmt sie quasi an und lädt sie ein, vom lebendigen Wasser zu trinken. Das ist einfach so schön.
Ich muss sagen, was ich da auch mit den Schülern immer erarbeite: Man kann nicht nur von Jesus lernen, sondern auch von der Frau. Was macht sie denn danach? Sie rennt los und holt die Menschen zu Jesus.
Und was hat sie nicht? Sie hat keinen theologischen Abschluss, keine Missionskonferenz besucht. Sie hat eine Begegnung mit Jesus gehabt, und die ist so bewegt von dieser Begegnung.
Das ist doch interessant: Obwohl Jesus sie mit der Wahrheit konfrontiert hat, läuft sie los, geht zu den Menschen, die sie wahrscheinlich verurteilt haben. Sonst wäre sie nicht allein mittags am Brunnen gewesen. Sie sagt: „Ey, der hat mir alles erzählt über mein Leben.“
Wie besonders muss es sein, wenn du Jesus begegnest, dass du zu den Menschen gehst, die dich verurteilen, und befreit erzählst, was dir passiert ist, und sie zu Jesus holst. Das muss eine enorme Kraftwirkung gehabt haben, diese Überzeugung, dass sie das überwinden kann.
Du hast gesagt, sie hat keinen theologischen Abschluss oder Konferenz besucht, aber sie hat es irgendwo begriffen. Sie stellt es als Frage hin, nicht als Lehrerin. Sie sagt: „Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ Genau, stell dir mal vor, könnte das sein? So macht sie auch die Leute neugierig. Das hat sie von Jesus gelernt.
Sie tritt nicht auf mit: „Ja, so ist es, das müsst ihr alles glauben.“ Das finde ich so schön. Ich sage immer: Sie ist eine Durstige, die anderen Durstigen zeigt, wo es Trinken gibt.
Es gibt ja auch das bekannte Sprichwort: Wir sind Bettler, die anderen zeigen, wo es Brot gibt. Das ist die optimale Haltung: „Ich bin ein Durstiger, ich habe versucht, mir irgendwelche Götzen oder Götter zu machen oder anderen den Raum zu geben, den eigentlich Gott haben soll. Jetzt zeige ich euch, wo es Trinken gibt – ich führe euch direkt zu Jesus hin.“
Das ist die Kunst: Sünde beim Namen zu nennen und die Menschen damit zu konfrontieren – so wie Jesus das tut. Auf eine Art und Weise, dass der andere es versteht, aber dennoch ausstrahlt, dass Jesus die Menschen in ihrer Nähe haben will.
Das zusammenzubringen und zu sehen, dass Gott keine perfekten Menschen braucht. Er kann uns als schwache Menschen gebrauchen, mit unseren zerbrochenen Lebensgeschichten und unseren Struggles.
Unsere Aufgabe ist es, die Leute zu Jesus zu bringen – so wie diese Frau. Danach kommen die Menschen, und Jesus bleibt sogar noch zwei Tage bei ihnen. Sie erkennen dann selbst, wer er ist.
Das finde ich großartig an diesem Text. Ich glaube, man kann ihn 500 Mal lesen und entdeckt jedes Mal etwas Neues.
Aber was ich ja auch entdecke, Tina, habe ich eben schon mal gesagt: Jesus kannte die Frau hier natürlich durch und durch. Das sieht man auch daran, wie er Fragen stellt und welche Dinge er sagt, zum Beispiel „Hol deinen Mann“. Da kommt man auf die Idee, dass er schon im Vorteil ist, weil er den Menschen so gut kennt.
Ich dagegen muss beobachten und erfahre nur so viel von meinem Gegenüber, wie er oder sie sich öffnet. Aber ich glaube, es ist wichtig, wenn man einen guten Gesprächseinstieg über das Evangelium finden möchte, dass man weiß, wer einem gegenübersteht. Man sollte eine Ahnung haben, wie der geistliche Stand meines Gesprächspartners ist.
Gibt es da Anzeichen oder Hinweise, auf die wir achten können? Was ist deine Erfahrung?
Ja, zuhören würde ich sagen, und auch sensibel sein. Ich finde es interessant, weil du siehst: Ein Kapitel vorher, wenn Jesus mit Nikodemus redet, spricht er ganz anders. Das ist so schön: „Du bist ein Lehrer Israels und weißt das nicht.“ Genau, deswegen gibt es kein Schema, keine fünf Fragen, die ich dir an die Hand gebe, damit es dann läuft. Es ist eine von der Liebe Gottes bewegte Führung, die der Heilige Geist schenkt.
Natürlich habe ich nicht unbedingt die göttliche Offenbarung, was gerade in deinem Leben los ist. Aber ich kann mich mit dir unterhalten und nachfragen. Ich habe schon so oft mit Frauen geredet, bei denen es der Fall war, dass sie versucht haben, sich von einem Mann abhängig zu machen und ihm quasi den Gottesplatz eingeräumt haben – und dann kann man da anknüpfen.
Natürlich gibt es auch andere, die eher mit einer sehr selbstgerechten Haltung kommen. Das kommt auf die Person an. Aber ich denke, es ist wichtig, sensibel zu sein, nachzufragen und sich auch selbst verletzlich zu machen. Wenn ich mich öffne und erzähle: „Hey, ich öffne mich“, dann mache ich es dir auch leichter, dich zu öffnen. Das ist besser, als wenn ich als Superheld auftrete, der über der Erde schwebt und keine Probleme hat.
Ich finde es auch spannend: Nikodemus war ein frommer und religiöser Mensch. Die Frau hier war nicht a-religiös, aber sie gehörte nicht zum Volk der Juden und war auch nicht so aufgeklärt im jüdischen Sinne.
Was können wir daraus lernen, wie wir Menschen begegnen?
Ich glaube, es ist wichtig, das ein bisschen herauszufinden – durch Zuhören und gute Fragen. Habe ich hier einen religiösen Menschen vor mir oder einen nicht-religiösen, einen säkularen Menschen, der mit Religion oder Glauben nichts mehr anfangen kann?
Wenn ich einen traditionellen Katholiken vor mir habe, der seine Tradition vielleicht noch ein bisschen pflegt, hat der ein anderes Verständnis. Für ihn ist klar: Es gibt einen Gott. Er kann mit Jesus vielleicht nicht so viel anfangen und hat keine persönliche Beziehung, aber Gott gibt es für ihn.
Dagegen steht ein Mensch, der total säkular ist und für den Glaube überhaupt keine Rolle spielt. Er hat keinen Lebensbezug zum Glauben – das ist völlig kontextlos in seinem Leben.
Wie begegne ich diesen unterschiedlichen Menschen? Was kann ich von Jesus lernen?
Ich würde sagen, man sollte dort anknüpfen, wo derjenige steht. Die Gefahr ist, dass wir oft in einem theologischen Rahmen reden, den der andere gar nicht fassen kann.
Das sieht man auch in der Apostelgeschichte, wie unterschiedlich vorgegangen wird. Rede ich mit einem religiösen Juden, kann ich ganz anders reden und am Alten Testament anknüpfen. Rede ich am Areopag, knüpfe ich bei deren Dichtern an.
Man sollte also mitdenken, den anderen dort abholen, wo er steht, und in seiner Sprache reden.
Ich habe oft erlebt, dass Leute sagen: „Mit Sünde kann ich nichts anfangen.“ Aber wenn man erklärt, dass sie sich das, was sie anbeten, zum Gott machen und damit Götzen schaffen, dann können sie das nachvollziehen.
Es ist wichtig, deren Sprache zu sprechen und ihre Worte zu verstehen. Man kann auch rückfragen: „Was verstehst du unter dem Begriff? Wie sieht der Gott aus, an den du nicht glaubst?“
Dann kann man sagen: „An den glaube ich auch nicht, wenn du ihn mir so beschreibst.“ Das einfach zu klären und dann nachzufragen: „Wie siehst du das? Wie bist du zu dem Schluss gekommen?“
Ich nenne das die apologetische Frage. Oft sind wir dabei, alles erklären und verteidigen zu müssen. Aber ich kann auch einfach mal rückfragen: „Mensch, Christian, wie bist du zu der Überzeugung gekommen, dass es keinen Gott gibt? Erklär mir das mal.“
Einfach mal zuhören und nachvollziehen: Wie kam es dazu? Vielleicht steckt eine Leidensgeschichte dahinter oder etwas anderes, an das ich anknüpfen kann.
Ja, sehr gut. Tina, in deinem Kurs übst du mit den Teilnehmern verschiedene Gesprächseinstiege. Hast du vielleicht zwei, drei konkrete Beispiele, Beispielsätze oder Situationen, die unsere Hörer gleich umsetzen können? Zum Beispiel beim Nachbarn oder beim Arbeitskollegen ausprobieren.
Was heißt Gesprächseinstiege?
Also, was ich grundsätzlich empfehle, ist immer zu beten, dass Gott Situationen vorbereitet. Das habe ich ja auch schon oft erlebt. Dann würde ich einfach damit anfangen, ein Gespräch zu beginnen – über Interessen, über das, was am Wochenende so lief oder was auch immer. Einen ganz normalen Gesprächsverlauf starten und dann schauen, ob ich daran anknüpfen kann. So kann ich das Gespräch auch auf Gott lenken.
Welche Rolle spielen dabei Fragen?
Dabei geht es ja nicht um Neugier oder oberflächliches Interesse, wie wir schon besprochen haben. Vielmehr geht es darum, mit Fragen oder vielleicht auch mit Aussagen neugierig zu machen. Aber welche Erfahrungen hast du damit?
Ich weiß nicht, ob es so viel bringt, weil es ja Tausende von Möglichkeiten gibt. Aber wie kann man Brücken schaffen im normalen Alltagsgespräch? Fragen können da doch hilfreich sein, oder?
Ja, ich würde sagen, sie sind vor allem angenehmer, weil sie dich nicht konfrontativ angreifen. Sie helfen vielmehr, dass man hinterfragt. Das klingt jetzt bestimmt sehr nach einem Schema, aber ich hoffe, das ist einfach ein ganz natürliches Interesse und ein normaler Prozess. Ich kann das mal an einem Beispiel verdeutlichen.
Ich habe einen Künstler in der Stadt getroffen und ihn einfach gefragt: „Hey, cool, Kunst! Interessiert dich das? Seit wann machst du das? Wie lange hast du gebraucht, um das zu lernen?“ So sind wir ins Gespräch gekommen über sein Interessensgebiet, was ihn begeistert. Ich stellte ihm Fragen dazu und er redete ganz begeistert davon, weil es seine Leidenschaft ist.
Jetzt ist die Frage: Was hat Gott mit der Kunst zu tun?
Ich stelle eine tiefergehende Frage, die ihn über seine Weltanschauung nachdenken lässt. Ich lenke das Gespräch dahin. Zum Beispiel habe ich gesagt: „Hey, voll schön, was du machst! Was inspiriert dich in deinen kreativen Prozessen?“ Ich weiß natürlich, Gott ist der Kreative, der Geber aller Gaben, und hat Einfluss darauf.
Er erzählt mir dann zum Beispiel von der Schöpfung oder Ähnlichem. Dann kann ich eine Gottesfrage stellen, nämlich: „Glaubst du, dass hinter all dem ein Designer, ein Meisterkünstler steht?“ Das Wort „Gott“ habe ich noch gar nicht genannt, aber wir sind schon auf der Ebene der Weltanschauung und kommen ins Gespräch.
Jetzt halte ich fest: Bei ihm war es so, dass wir ein längeres Gespräch hatten. Dann fragte er: „Was, bist du gläubig?“ Da habe ich gesagt: „Ja, ich glaube an Gott.“ Dann sagte er: „Pass mal auf, hier sind meine Kunstsachen.“ Er ging in den Supermarkt, holte Getränke und setzte sich mit uns – mein Mann war auch dabei – an den Rand. Wir redeten über Gott. Er sagte: „Also bisher waren die Zeugen Jehovas die einzigen, die mich angesprochen haben.“ Er war ganz interessiert.
Oder noch ein Beispiel: Ich war letzte Woche oder vor zwei Wochen an der Uni und habe zur Friends for Dinner eingeladen. Da kam ein Mädel auf mich zu und fragte, was ich da so mache. Ich fragte sie, was sie studiert. Sie sagte, sie macht Psychologie, das ist ihr Interessensgebiet. Dann fragte ich sie, warum sie das macht, warum sie sich dafür interessiert und was sie so lernt.
Dann kamen wir auf ein Themenfeld, zum Beispiel psychische Erkrankungen. Ich fragte nach: „Was denkst du, was ist die Ursache davon? Was kann helfen?“
Dann kann ich auch wieder eine Gottesfrage stellen und sagen: „Kannst du dir vorstellen, dass es da noch mehr braucht? Dass auch eine spirituelle Komponente hilfreich sein könnte? Welche Rolle spielt der Glaube?“
Schon bin ich wieder beim Thema Gott, ohne dass ich sie direkt angesprochen habe.
Fange bei einem Interessensgebiet der Person an und überlege, wie du eine Frage stellen kannst, die die Person zum Nachdenken bringt. Dann kannst du auch eine Gottesfrage anschließen.
Und wenn du sagst, Gottesfrage stellen, ist das dann immer das erklärte Ziel für dich, auf eine Ebene der Fragen zu kommen, bei der es wirklich um eine Weltanschauung geht? Also darum, was derjenige glaubt, ob es einen Gott gibt oder nicht? Ist das immer das erste Ziel?
Ich bin da nicht so berechnend, aber oft ist es der logische Schluss, dass man dorthin kommt. Ich denke, Gott hat Antworten und bringt eine Perspektive, die wertvoll ist. Diese kann ich durch eine Frage einbringen und das Gespräch in diese Richtung lenken. Aber es kann auch sein, dass sich das Gespräch anders entwickelt. Gespräche verlaufen nicht nach einem festen Schema. Dennoch kann ich durch Fragen durchaus ein Gespräch steuern, würde ich sagen.
Ja, natürlich, auf jeden Fall. Wer fragt, der führt.
Aber für dich ist es überhaupt nicht unbefriedigend, wenn das nicht zustande kommt oder wenn dein Gegenüber sagt: „Nein, an so eine Intelligenz, eine höhere Macht oder an Gott glaube ich gar nicht“? Dann ist das Gespräch für dich zu Ende?
Wenn der nicht darüber reden will, ist das für mich in Ordnung. Ich werde ihn nicht penetrant so lange belästigen, bis er sagt: „Jetzt bin ich schon wieder von einem Christen attackiert worden, der mich einfach nicht in Ruhe lässt und mir auf die Nerven geht.“ Das will ich nicht.
Aber er hat das Evangelium doch noch nicht gehört, Tina.
Ja, aber wenn ich merke, dass die Bereitschaft da ist, zu reden, dann mache ich weiter. Dann frage ich: „Danke für deine Offenheit, wie kam es dazu?“ und komme so weiter ins Gespräch. Ich gebe auch Impulse mit.
Im Unterricht machen wir das auch so, dass wir uns aufschreiben, zum Beispiel einen Anknüpfungspunkt, dann einen Zielgedanken, den man mitgeben kann, ein Bibelwort und eine Frage, wie man darauf hinleiten kann.
Zum Beispiel zum Thema Angst: Anknüpfungspunkt Angst – Menschen haben Angst.
Was wäre ein Zielgedanke? Es gibt Trost in Christus.
Was wäre ein Bibelvers? „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getröstet, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33).
Und was wäre eine Frage? „Was hilft dir, mit deinen Ängsten umzugehen? Kannst du dir vorstellen, dass es Ressourcen gibt, die dir dabei helfen können? Gebet, Glaube usw.?“
Dann schickst du deine Bibelschüler mit ihrem Zettel, ihrem Fragenkonzept und dem Zielgedanken auf die Straße und sie sollen es ausprobieren.
Dann hoffe ich, dass sie das verinnerlichen und es ihnen natürlich wird.
Das ist natürlich kein starres Schema, keine festgelegten fünf Fragen, sondern ein natürlicher Prozess. Es ist ganz natürlich, dass ich aus Liebe und Interesse heraus frage und dass mein Denken von Gottes Wort erfüllt sein sollte. Dann fallen mir auch Worte ein.
Aber es hilft, sich einfach mal hinzusetzen und das aufzuschreiben. Nicht zu sagen: „Ach, das steht da irgendwo.“ Sondern: „Hey, schau mal, hier steht es, Johannes 16,33, ich lese es dir mal vor.“
Ich habe in meiner Bibel auch so einen kleinen Zettel, auf dem ich viele solcher Themen, Anknüpfungspunkte und Bibelstellen notiert habe. Ich habe mir vorgenommen, einige davon auswendig zu lernen. Ein paar Sachen habe ich auch schon gelernt.
Nein, aber Leute, es ist wirklich sehr, sehr hilfreich.
Es geht nicht darum, ein Fragenschema abzuarbeiten. Es geht nicht darum, Konzept A, B oder C im Gespräch herauszuziehen. Sondern es ist ein Bewusstmachen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Es ist gut, immer Bibelverse zu kennen und thematisch einzuhören, um sie dann auch gebrauchen zu können, wenn man gefragt wird und über den Glauben sprechen kann.
Ich glaube, das ist wichtig, denn viele Christen haben Angst, Tina. Sie haben Angst, dass es unnatürlich oder aufgesetzt wirkt, wenn sie plötzlich Glaubensthemen ansprechen.
Wir haben darüber gesprochen, wie man Brücken bauen kann – durch Fragen, durch echtes Interesse an den Menschen. So wirkt es organisch und nicht wie ein abruptes Thema.
Ich glaube, es ist wichtig, so ein Gesprächsszenario vielleicht auch mal zu üben, eine Trockenübung. Und einfach mal loszulegen, ohne den Druck zu haben, unbedingt an einem bestimmten Punkt ankommen zu müssen. Man soll die Leute nicht nerven.
Und das Ganze auch Gott zu überlassen.
Ich habe keinen Druck, ich muss niemandem etwas beweisen. Ich prüfe mein Herz und bete, dass Gott mir Liebe und echtes Interesse schenkt. Dass er Kairos-Momente öffnet, in denen man über den Glauben sprechen kann.
Ich habe es schon so oft erlebt, dass Gott wirklich wirkt. Wo ich fasziniert bin und staune, wie Gott schon lange an einer Person arbeitet und sich entschieden hat, Menschen zu gebrauchen, um ihr jetzt zu begegnen.
Ich habe das heute Morgen erst in der Apostelgeschichte gelesen, wo Hananias dem Saulus begegnet (Apostelgeschichte 9). Da dachte ich mir: Eigentlich hätte Gott den gar nicht gebraucht. Aber er macht es durch Menschen.
Er liebt es, Menschen zu gebrauchen. Und er liebt es, auch dich zu gebrauchen. Er wird uns solche Gelegenheiten schenken. Und wenn sie nicht kommen, ist das auch in Ordnung. Er kommt schon zu seinem Ziel. Es ist sein Geschäft.
Bevor ich das krampfhaft erzwinge – ich muss so lachen – habe ich letztens in einem Buch gelesen, wo jemand davon erzählt hat, dass er immer den Druck hatte, Gespräche zu kreieren.
Sonntags gab es eine Runde, in der man erzählte, welche Gespräche man in der Woche hatte. Er wollte auch etwas berichten, hatte aber die falsche Motivation.
Dann brachte er ein Beispiel: Die Person hat keine Lust, mit dir zu sprechen. Ihr sitzt beim Essen, und das Einzige, was sie interessiert, ist das Essen. Es ist griechisches Essen, und er fängt an: „Paulus war ja auch in Griechenland unterwegs und hat über das Evangelium geredet.“
Das ist halt einfach… ja, bitte nicht so! Mach dir nicht den Druck. Wenn es sich nicht ergibt, dann eben nicht.
Und wenn du es unbedingt am Herzen hast, kannst du auch andere Einstiege wählen.
Dann sage ich zum Beispiel: „Mensch, ich will dir wirklich gern mal vom Evangelium erzählen. Es hat mein Leben verändert, und du bist mir wichtig. Darf ich dir zwei, drei Minuten etwas teilen?“
Ich kann das ja sagen. Aber bevor ich mir einen gekünstelten Gesprächsweg anbahne, bei dem der andere nur denkt: „Okay, was ist das?“
Das erinnert mich daran: Wir haben von Holger Bach mit dem Tenet Verlag zusammen das Buch „Über Jesus reden, ohne komisch zu wirken“ von Sam Chen auf Deutsch herausgebracht. Das kommt demnächst.
Ach ja, da muss ich kurz noch einwerfen: Übrigens, geh unbedingt auf heukebach.org/machbar und abonniere unseren Newsletter. Den Link dazu findest du auch in den Shownotes.
Dort bekommst du auch Gedankenanstöße zum Thema Alltagsmission und Testimonien aus der Community.
Natürlich freuen wir uns immer, wenn ihr uns schreibt, von euren Erfahrungen, vielleicht auch von ganz komischen Situationen. Teilt das gerne mit uns.
Ich glaube, in den Newslettern 28 bis 31 geht es genau um dieses Thema, über das wir heute reden. Das kann eine perfekte Ergänzung zu dieser Folge sein.
Es geht um Gesprächseinstieg, Gesprächsführung und so weiter mit praktischen Beispielen. Im Newsletter gibt es auch einen Hinweis auf dieses Buch.
Aber zurück zum Thema.
Wir haben über das Buch von Sam Chan gesprochen. Darin beschreibt er den Ansatz „Kaffee, Abendessen, Evangelium“. Du hast das Buch ja gelesen. Könntest du kurz für unsere Zuhörer skizzieren, worum es bei diesem Ansatz geht? Und was hältst du persönlich davon? Hast du vielleicht auch schon Erfahrungen damit gemacht, nachdem du das Kapitel gelesen hast?
Ja, ich skizziere mal, was er sagt. Er empfiehlt zunächst, mit der Person Kaffee trinken zu gehen. Dabei sollen zehn bis zwanzig Minuten für ein Gespräch über Interessen genutzt werden. Zum Beispiel: Was hast du am Wochenende gemacht? Was sind deine Hobbys? Das Ganze soll unverbindlich sein, also nichts Herausforderndes.
Im nächsten Schritt geht es dann um ein Abendessen. Hier spricht er davon, dass man auf Werte eingeht. Man hat mehr Zeit und kann auch wertende Aussagen treffen. Er nennt als Beispiel die Aussage: „Schokoeis ist besser als Vanilleeis.“ Das ist eine wertende Aussage. Natürlich gibt es auch andere Themen, wie Kindererziehung, bei denen man wertend sein kann. Wenn man da tiefer einsteigt, kann man gut ins Gespräch kommen. Persönlich halte ich die Aussage zum Eis für einen falschen Wert – bei mir ist es eher umgekehrt. Vielleicht hat er das auch andersrum geschrieben, da müsste ich nochmal nachlesen.
Von den Werten kommt man dann zur Weltanschauung und schließlich zum Evangelium. Also: Kaffee trinken, Abendessen, Evangelium. Er sagt, dass die „Maschine“, in der Werte entstehen, die Weltanschauung ist. Darauf kann man tiefer eingehen und Fragen stellen, die darauf abzielen. So teilt man dann Punkte des Evangeliums. Das Ganze ist ein Prozess, der natürlich in einer Beziehung entsteht, in der man sich kennenlernt, im Austausch ist und tiefer gehen kann.
Hast du selbst auch schon Erfahrungen auf diese Weise gemacht?
Ja, ich würde sagen, er beschreibt eigentlich das, was ganz normal ist, wenn man mit jemandem in Beziehung tritt. Dass man einen Kaffee trinken geht, auch mal zusammen isst und Gespräche über den Glauben führt. Deswegen würde ich sagen: Ja, auf jeden Fall.
Ich musste ein bisschen schmunzeln, als ich das gelesen habe, weil ich meinen Freundinnen sage: „Zehn Minuten Kaffee trinken!“ Das ist zu wenig. Das wird nichts. Nein, das wird nichts. Da ist der Kaffee ja noch heiß am Ende. Zehn, zwanzig Minuten Kaffee trinken – auf keinen Fall bei uns. Aber vielleicht ist das für andere ein guter Rahmen.
Ja, ich habe das erlebt. Er ist ein Mann. Genau, ich habe das erlebt und durfte auch Gespräche über den Glauben führen. Ich habe Leute zum Essen eingeladen, sie zu Veranstaltungen mitgenommen und wurde selbst in meinem Glauben herausgefordert, weil Rückfragen gestellt wurden. Also, ich würde sagen: Ja, auf jeden Fall.
Ich habe aber auch erlebt, dass es zu einem Kontaktabbruch kam, als ich das Evangelium ansprach. Es war ein Anstoß, weil die Leute das nicht wollten – oder zumindest einzelne davon. Dieser absolute Zeitsanspruch und so weiter. Da kann ich auch nichts ändern. Ich denke immer, das Evangelium ist auch ein Anstoß. Ich muss nicht noch zusätzlich durch mein Verhalten ein Anstoß sein. Aber so kann es eben auch laufen. Darauf wäre ich vorbereitet.
Im Großen und Ganzen erlebe ich aber, dass Leute sich gerne austauschen und auch aushalten, wenn man Dinge anders sieht und im Gespräch bleibt.
Hast du das auch erlebt? Oder habt ihr so etwas wie „Kaffee trinken, Abendessen, Evangelium“ erlebt?
Ja, auf jeden Fall. Das ist irgendwie so ein Muster. Ich bin das aber nie so bewusst angegangen. Bei uns sind es eher Begegnungen, die man immer wieder hat – mit Nachbarn zum Beispiel. Da redet man viel, lernt sich kennen. Kaffee trinken ist da auch oft dabei.
Man redet über alles Mögliche, beschnuppert sich, lernt sich näher kennen. Wenn man das vertieft – ich weiß nicht, ob es unbedingt ein Abendessen sein muss. Es kann ja auch nochmal ein Kaffee trinken sein oder einfach mehr Zeit miteinander verbringen, um das Gespräch zu vertiefen.
Natürlich redet man dann über Werte: Was ist mir wichtig? Wie sehe ich das oder jenes? Wie siehst du das? Man tauscht sich aus, lernt sich besser kennen und kann dann auch besser auf das Evangelium zugehen.
Ja, absolut, so habe ich das erlebt. Und auch mit Ablehnung. Ja, auch mit Ablehnung. Trotzdem besteht die Beziehung oft noch.
Gerade in der Alltagsmission ist das ja auch wichtig. Es geht nicht primär darum, Leute auf der Straße zufällig anzusprechen. Das finde ich ein super Beispiel, gerade mit dem Künstler, das du gebracht hast. Es geht direkt um meinen Nächsten, mit dem ich immer wieder Begegnungen habe.
Wie kann ich da diese Prinzipien leben? Interesse am Nächsten zeigen, gute Fragen stellen und auf eine tiefere Ebene kommen – auch mal mit dem Gespräch. Werte sind extrem wichtig. Ich glaube, es ist sinnvoll, sich vorher Gedanken zu machen, wie man von Werten auf das Evangelium kommen kann. Nicht unvorbereitet hineinzustürmen, sondern vorbereitet zu sein.
Das ist meine Erfahrung.
Gibt es auch gute Bücher dazu? Wir können euch gerne welche verlinken in der Folge.
Tina, was mich noch interessieren würde: Lass uns ein bisschen darüber reden. Wir haben jetzt über verschiedene Fragen und Ansätze gesprochen, die wir stellen können, und darüber, wie wir ins Gespräch einsteigen können. Aber es ist ja auch wichtig, wie wir fragen. Die Art und Weise, wie wir fragen, ist ja auch entscheidend, oder?
Hast du Tipps, wie man Fragen so stellt, dass sie richtig ankommen und verstanden werden? Mir geht es dabei um das Wie, nicht um das Was. Also in welcher Haltung stelle ich die Fragen? Was gibst du da auch deinen Schülern mit?
Ja, also ich muss da immer an den Vers aus Petrus denken, wo es heißt: „Seid allzeit bereit, Rechenschaft zu geben“ – und dann heißt es ja „über die Hoffnung“. Genau, über die Hoffnung. Und dann tut das respektvoll, in Sanftmut, freundlich.
Ich denke, das Wort Gottes gibt uns da eine Richtlinie, wie wir das tun sollten: Es zu beherzigen, in Sanftmut, in Ehrerbietung, in Respekt freundlich zu bleiben, milde zu sein und vielleicht auch zu überlegen, ob die Frage, die ich gestellt habe, gut war. Ist es also einfach nur eine geschlossene Frage oder eine offene Frage, bei der der andere auch Raum hat zu reden? Da sollte man auch daran arbeiten, seine Fragen zu verbessern.
Ich habe letztens erst ein Feedback von einer Person bekommen. Ich mache manchmal Bibellesen mit Andersgläubigen. Da habe ich eine Frage gestellt, und dann kam irgendwann eine Rückfrage, nach einer Stille im Raum: War das jetzt eine Frage? Da dachte ich, ja, da muss ich besser fragen oder meine Frage noch einmal schärfen.
Hast du das schon mal erlebt, dass du gemerkt hast: Boah, mit dieser Frage oder Aussage habe ich eine Grenze überschritten, habe den anderen verletzt oder das war nicht weise, sage ich mal?
Ja, auf jeden Fall. Also ich habe schon erlebt, dass ich in der Kommunikation versagt habe, auf jeden Fall, oder unsensibel war.
Unsensibel, ja genau, das meine ich, das Wort habe ich gesucht. Also dass man irgendwie merkt: Boah, da hat man jetzt echt eine rote Linie überschritten, ist dem anderen zu nahegetreten, war nicht sensibel genug.
Ja, das passiert, oder?
Ja, wobei ich auch denke...
Wie geht man damit um? Wie geht man damit um, wenn man Mist gebaut hat, die Chance vertan ist?
Da kann man sich auch entschuldigen, denke ich, und sagen: Sorry, ich wollte jetzt nicht auf die Füße treten oder war blöd, ich habe gerade nur meine Agenda verfolgt, ohne auf dich einzugehen. Das kann man ja sagen.
Und ich glaube, was du vorhin auch schon gesagt hast: Das Gespräch ist ja in ein Beziehungsverhältnis eingebettet. Ich hoffe, dass meine Freunde wissen, dass ich sie lieb habe und es gut mit ihnen meine. Und dass sie mir auch Dinge nachsehen, die schieflaufen.
Klar, wenn ich Leute nur einmal sehe, ist das noch mal schwieriger. Aber im Normalfall sprechen wir ja über Begegnungen, bei denen ein Vertrauensrahmen da ist. Da kann man sich auch einiges verzeihen.
Ja, ja, gut.
Ja, Tina, wir haben darüber gesprochen, dass Fragen gut sind – sie bieten Anknüpfungspunkte und man kann ein Gespräch gewissermaßen lenken. Aber wie können wir eine gute Balance halten, sodass Fragen nicht zu einem Manipulationsmittel werden? Sondern dass man aus ehrlichem Interesse heraus fragt.
Zum Beispiel, wenn ich mit meinem Nachbarn oder einem Arbeitskollegen ins Gespräch komme: Wie kann ich das Gespräch auf eine tiefere Ebene bringen, ohne dass es verkrampft oder unnatürlich wirkt? Du hattest ja das Beispiel mit dem Künstler genannt.
Was ich bei solchen Gesprächen immer wieder merke, ist, wie wichtig es ist, herauszufinden, was die Person tatsächlich glaubt – nicht das, was wir denken, dass sie glaubt, sondern was sie wirklich glaubt. Dabei helfen einfach Fragen.
Ich habe schon öfter Fragen genutzt wie: „Was würdest du einem Sterbenden raten?“ oder „Was fällt dir spontan aus der Bibel ein? Hast du schon mal darin gelesen? Was fandest du daran interessant?“ Oder andere Fragen, die tiefer gehen. Du kennst bestimmt auch die Frage: „Wenn du heute Nacht sterben würdest und vor Gott stehen würdest, und er dich fragt: ‚Warum soll ich dich in meinen Himmel lassen?‘, was würdest du antworten? Hast du dir diese Frage schon mal gestellt?“
Ich kenne die Frage, aber ich glaube, ich habe sie noch nicht genau so gestellt. Natürlich kommt man irgendwann dorthin, aber ich finde es immer sehr interessant herauszufinden, was die Leute dann antworten, um zu verstehen, wo mein Gegenüber steht.
Jetzt habe ich ein bisschen den Faden verloren. Was ich dich eigentlich fragen wollte, ist: Welche Erfahrungen hast du damit gemacht, so direktere Fragen zu stellen? Du bist ja auf diese Ebene gekommen, hast gesagt, das sind Weltanschauungsfragen, und dann stellst du eine direktere Frage, die irgendwie Gott betrifft.
Ja, ich habe solche Erfahrungen gemacht. Dann wird man auch direkter und kann über Themen sprechen. Du hattest gesagt, dass man eine Balance halten muss, damit es nicht manipulativ wird. Da würde ich sagen: Ich will dich nicht manipulieren, ich brauche dich nicht manipulieren, und Gott braucht keine Manipulation – absolut nicht.
Wenn ich merke, dass ich nur manipulieren will, dann muss ich Buße tun und wirklich vor Gott sagen: Ich will, dass die Liebe mich leitet und du mir hilfst dabei.
Auch wenn wir das jetzt schematisch mit Beispielen durchgegangen sind, um es zu verdeutlichen, ist es kein starres Schema. Dein Gegenüber merkt, ob du wirklich da bist und echtes Interesse hast oder ob du nur deine eigene Agenda mit den Fragen durchziehst.
Klar, es gibt Konzepte, zum Beispiel von Ray Comfort, die Fragen vorschlagen, um am Ende zu bestimmten Punkten zu kommen. Das kann man schon machen, aber ich finde, man muss sich selbst prüfen: Geht es mir gerade wirklich um die Person? Jeder muss da für sich schauen oder will ich jemanden nur irgendwie dahinführen?
Ich bin Fan von Ray Comfort, er ist ein großes Vorbild, was Evangelisation betrifft. Aber wir müssen aufpassen, uns nicht auf irgendwelche Schemafragen oder Fragenkataloge festzunageln, sondern uns individuell in der Situation leiten lassen – so wie Jesus es tut. Und da bin ich ein Fan davon.
Natürlich kann man sich ein paar Fragen zurechtlegen, die immer nützlich sind – dagegen spricht ja nichts. Ich meine, es interessiert dich ja wirklich, was die Person denkt, wenn sie vor Gott steht, oder?
Ja, absolut. Wir sind immer interessiert an fünf bis zehn Fragen, die wir dann verwenden können. Aber das ist kein Garant dafür, dass alles so läuft.
Wir wollen nicht methodengläubig sein, sondern auf die Führung durch Gottes Geist vertrauen und echtes Interesse am Gegenüber haben.
Dina, wie sinnvoll ist es, mit Bibelversen anzuknüpfen? Bibelverse zu kennen und zu nennen, auch im Gespräch, weil wir ja sagen, Gottes Wort hat Kraft. Wenn du dahin gekommen bist, dass du Gottes Wort zitieren kannst – das ist die Königsdisziplin, oder? Oder sollte man lieber keine Bibelverse verwenden?
Ich würde sagen, es ist grundsätzlich gut, Gottes Gedanken zu sprechen. Das ist kein magischer Schlüssel, bei dem ich sage: „Jetzt habe ich den Vers mit Luther zitiert, jetzt wird er schon einschlagen beim anderen.“ Sondern es geht darum, auf Jesus hinzuweisen, auf seine Wahrheiten. Ich finde es immer schön – oder ich mache es gerne –, meine Bibel dabei zu haben. Dann sage ich: „Schau mal, ich zeige dir mal eben, was er sagt,“ und lese das mit der Person zusammen. Oder ich lade ein: „Lass uns gemeinsam lesen und du machst dir deine Gedanken dazu.“
Ich glaube daran, und du auch, dass Gottes Wort ausreicht und den Menschen die Augen öffnet – mit dem Wirken des Geistes natürlich. Aber ich führe hin und lade ein: Lass uns zusammen in der Bibel lesen, schau mal, was Jesus dazu sagt, und die Bibel sprechen lassen, statt dass ich selber spreche.
Mhm, mhm, okay. Eine Zeit lang habe ich in der Stadt Umfragen gemacht, bei denen ich über Gesprächstafeln mit Fragen auf Jesus gekommen bin. Da habe ich auch gefragt: „Was denkst du, was passiert nach dem Tod? Wenn es einen Himmel gäbe, wie würden wir da hinkommen? Wie wird Gott entscheiden?“
Da bin ich mit einem Mann ins Gespräch gekommen, und er hat mir dann die Welt erklärt. Er sagte: „Also, das, was ich da glaube, ist ein Schmarrn,“ und hat mir erzählt, was er glaubt, und das erklärt. Ich dachte mir: „Okay, der ist wohl nicht so offen dafür.“ Aber ich habe ihm eine Bibel mitgegeben und meine Kontaktkarte.
Er hat mich wirklich ein halbes Jahr später angerufen, sich bei mir entschuldigt und gesagt, er habe angefangen, in der Bibel zu lesen und sei zum Glauben gekommen. Ich dachte mir: Wow, was für ein Zeugnis – Gottes Wort.
Cool! Aber auch hier hat Gott so geführt. Wir sollten nicht daraus ableiten, dass wir jetzt nur noch Bibeln verteilen. Nein, das war halt in der Situation so. Aber ich dachte mir: Ich nehme meine Bibel mit und sage: „Wenn du da doch mal reinschauen willst, schau doch mal, lies doch mal.“
Tina, du hast deine Bibel immer dabei. Ist das deine physische Bibel oder eine App?
Also meistens nehme ich die physische Bibel mit, ja. Ich habe auch immer irgendwie eine kleine Bibel dabei, die ich weitergeben kann – man weiß ja nie, wen man trifft.
Sehr cool! Was ich auch spannend finde, ist das Anknüpfen an Bedürfnisse, die wir Menschen haben. Denn den wenigsten gelingt es, diese in allen Lebensbereichen wirklich zu befriedigen. Wir hatten eben das Beispiel von der Frau am Brunnen, die ihre Hoffnung so sehr auf einen Mann gesetzt hat – sie hat diesen Mann zu ihrem Gott gemacht. Der Erste nicht, der Zweite nicht, der Dritte nicht.
Aber auch Themen wie der Sinn des Lebens – natürlich sehr philosophisch –, innerer Friede, Beziehung, Glück oder der Umgang mit Schuld sind Themen, die uns belasten. Das sind Bereiche, in denen wir als Christen wirklich etwas zu sagen haben. Wir müssen nicht mit frommen Floskeln kommen, sondern mit ehrlichen Antworten, die auch unser Leben verändert haben. Das kann auch als persönliches Zeugnis geschehen.
Was denkst du, Tina?
Ja, ich würde schon sagen, dass man da anknüpfen kann, weil Gott wirklich etwas gibt. Nicht im Sinne eines Wohlstandsevangeliums, das alles happy clappy macht, sondern dass ich trotz der Umstände Frieden habe. Dass nicht immer alles rosig läuft, aber ich Frieden in Gott habe und Glück empfinden kann – unabhängig davon, ob ich einen Partner habe oder nicht.
Da muss man halt aufpassen, finde ich, keine falschen Versprechungen zu machen, die die Bibel gar nicht macht, sondern bei der Wahrheit zu bleiben. Aber sicherlich sind wir ja in Fürbeziehung mit Gott geschaffen. Wenn wir Sehnsüchte in uns merken, die diese Welt nicht stillen kann, dann ist, wie C. S. Lewis sagt, die wahrscheinlichste Erklärung, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind.
Und deine persönliche Geschichte, wie du zum Glauben an Jesus Christus gekommen bist – verwendest du die auch schon mal im Gespräch?
Ja, schon. Ich finde es immer wieder eine gute Möglichkeit, von sich selbst zu berichten und dabei auf Jesus hinzuweisen. Ich versuche immer, dass, wenn ich meine Geschichte erzähle, Jesus die Hauptperson der Geschichte ist. Das ist mir wichtig.
Warum ist dir das so wichtig?
Weil ich die Menschen zu Jesus führen will und nicht zu mir oder zu meiner Geschichte. Er ist derjenige, dem ich begegnet bin, der mich freigemacht hat. Er ist derjenige, in dem Hoffnung ist. Auf ihn will ich hinweisen, auf das Evangelium. Dazu verwende ich meine Geschichte, aber meine Geschichte ist in eine größere Geschichte eingebettet.
Verwendest du deine Geschichte, Christian?
Selten, weil ich nicht so eine dramatische Geschichte habe. Ich bin in einem frommen Haus groß geworden und habe das Evangelium mit der Muttermilch eingesogen. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich Christus persönlich brauche.
Ich habe es auf jeden Fall schon ab und zu mal erzählt, aber eher um Verständnis für Menschen zu schaffen, vor allem für jüngere, die einen ähnlichen Hintergrund haben wie ich. Die merken, dass sie aus der Kindheit herauskommen und selbst glauben lernen müssen. Nicht mehr den Glauben der Eltern übernehmen, sondern eigene Überzeugungen entwickeln.
Da kann ich meine Geschichte schon hin und wieder anbringen, um Mut zu machen, Christus zu vertrauen und wirklich selbst glauben zu lernen. Sich nicht von anderen abhängig zu machen, die sagen: „Das glauben meine Eltern,“ oder „Ich bin immer in die Gemeinde gegangen.“ In diesem Kontext schon, aber eher weniger mit Menschen, die andersgläubig sind.
Ja, mach das mal.
Ja, ich finde das sinnvoll. Unabhängig davon, dass du in einem christlichen Haus aufgewachsen bist, ist das Evangelium und Jesus die befreiende Wahrheit, die jeder Mensch braucht. Es gibt so viele Punkte, die du immer wieder in deinem Leben erlebst und die du teilen kannst.
Vielleicht erlebst du nicht auf einen Schlag eine 180-Grad-Wende, aber du erfährst viel Bewahrung und kannst erzählen, warum du vielleicht in manche Dinge nicht hineingeraten bist. Das ist ja auch eine Gnade. Das kann man den Leuten mitgeben.
Ja, wenn ich darüber nachdenke, ist das gut.
Was ich auf jeden Fall mache, ist auch davon zu erzählen, wie ich den Glauben heute erlebe – in meinem Leben, in der Familie, in meinen Herausforderungen, in der Gemeinde, im Umgang mit Menschen. Da erlebe ich, dass der Glaube trägt und dass es mir um Christus geht.
Ja, das fand ich auch schön.
Vielleicht noch ein kurzes Feedback: Für mich klingt es oft so, als würden sich Leute entschuldigen, wenn sie sagen: „Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, ich habe keine dramatische Geschichte.“
Dabei sollten sie dankbar und stolz darauf sein. Es ist eine Gnade, so früh so viel Segen erfahren zu dürfen und das persönlich erkannt zu haben. Dass sich das bis heute bewährt, ist ein großer Segen! Das wünscht man jedem Menschen.
Natürlich kann man bei einer radikaleren Bekehrung mehr sehen, was vorher und nachher passiert ist. Aber es ist ein Geschenk, und ich finde, das muss man nicht entschuldigen. Man kann fröhlich, überzeugt und dankbar davon berichten.
Amen!
Ja, Tina, wir kommen langsam zum Ende unserer Folge hier. Vielen Dank für die wertvollen Einblicke und Gedanken, dass wir das so teilen konnten.
Ich finde, wir haben irgendwie schon diesen Dreiklang betrachtet. Erstens haben wir darüber gesprochen und verstanden, wie wichtig es ist, wirklich gut zuzuhören und Interesse am anderen zu haben. Es geht nicht darum, manipulativ das Gespräch zu lenken, sondern aufrichtig zuzuhören und echtes Interesse am Gegenüber zu zeigen. Das ist, glaube ich, der Startpunkt für jedes gute Gespräch: echtes Interesse an meinem Gegenüber, einfach weil ich weiß, dass er ein Mensch ist, von Gott geliebt. Und an dem niemand anderes ein größeres Interesse hat als Christus selbst, der sein Leben für diese Person gegeben hat.
Zweitens haben wir darüber gesprochen, wie wir erkennen können, wo unser Gegenüber steht und wie wir ins Gespräch kommen können – zum Beispiel mit guten Fragen. Wir haben Wege entdeckt, wie wir ein Gespräch auch in die Tiefe führen können, auf die nächste Ebene, etwa über Werte und das Weltbild des anderen. Darauf können wir dann konkret mit dem Evangelium anknüpfen. Uns geht es um Christus. Du hast auch gesagt, dass du in deiner Geschichte nicht gerne von dir selbst redest, sondern dass Christus groß werden soll. Das ist, glaube ich, das, was wir im Fokus behalten sollten. Es geht um ihn, darum, ihn groß zu machen – und zwar so, dass das Gegenüber es versteht und die Chance hat, es zu verstehen.
Ich fand auch gut, dass du gesagt hast, dass du dir diesen Schuh nicht anziehen musst, diese Last nicht tragen kannst. Gott wirkt durch seinen Geist. Ich will mich gebrauchen lassen, aber wenn die Person, mein Gegenüber, blockt und nicht reden möchte, dann ist das so. Dann kann ich das stehenlassen, ohne mit aller Kraft überzeugen zu müssen. Ich darf auch wissen, dass ich aus der Beziehung mit meinem Herrn heraus geleitet werde und mich durch seinen Geist führen lassen möchte.
Tina, hast du noch etwas, wo du sagst: „Boah, Christian, darüber haben wir jetzt gar nicht gesprochen“ in dem ganzen Thema?
Also, ich glaube, es gäbe so viel zu bereden bei dem Thema. Ich denke, wir haben die wichtigsten Sachen gesagt.
Vielleicht noch eine reflektierende Frage: Würdest du die Person auch noch lieben, wenn sie ablehnend ist?
Oh, das ist eine gute Frage.
Schreibt uns gerne mal, was ihr darüber denkt. Würdet ihr die Person trotzdem noch lieben, auch wenn sie eure Botschaft ablehnt oder vielleicht sogar das Gefühl, dass sie euch ablehnt? Würdet ihr trotzdem weiter für sie beten und für sie da sein?
Ja, sehr gut.
Tina, wir kommen zu den drei üblichen Abschlussfragen: Welches Buch kannst du empfehlen? Hast du ein Buch zum Thema, das du unbedingt empfehlen würdest?
Ich kann natürlich Werbung machen für Sam Chen, der jetzt ein Buch herausbringt. Du kannst vielleicht noch einmal sagen, wie der Titel genau lautet.
„Von Jesus reden, ohne komisch zu wirken.“
Genau so heißt der Titel. Es gibt das Buch beim Tenet Verlag, den wir zusammen herausgebracht haben. Ich würde sagen: Wenn ihr uns schreibt und diese Frage beantwortet, bekommen die ersten drei, die uns schreiben, das Buch kostenfrei.
Ja, so machen wir das, Tina.
Okay, das Buch empfiehlst du?
Ich hätte noch ein Buch, das ich empfehlen würde. Ich bin ein großer Fan von Becky Pippert, die für mich ein persönliches Vorbild ist. Ich habe beim letzten Mal schon ein Buch von ihr empfohlen, jetzt würde ich noch eins empfehlen. Leider gibt es es nur auf Englisch, aber für diejenigen, die Englisch lesen können: „Stay Sold“ von Becky Pippert ist großartig. Wir verlinken es auch in den Shownotes.
Okay.
Tina, zweite Frage: Was ist deine eigene größte Herausforderung, wenn es um Gesprächsführung geht, in dem Kontext, wie wir besprochen haben?
Also, ich merke, meine größte Herausforderung ist aktuell oft meine Sprachbarriere. Ich rede viel mit internationalen Leuten, und mein Englisch ist nicht so gut, wie ich es gerne hätte. Manchmal kann ich meine Gedanken nicht richtig ausdrücken, und das finde ich sehr unbefriedigend.
Genau, aber es hilft mir auch zuzuhören, weil ich dazu neige, dann meinen Mund zu halten. Dabei habe ich schon lernen dürfen, mehr zuzuhören, was, glaube ich, auch nicht geschadet hat. Aber das ist oft eine Barriere für mich.
Ja, danke für die ehrliche Rückmeldung.
Welchen Tipp hast du für unsere Hörer, den sie gleich diese Woche umsetzen können?
Handy weglegen, bei der Person sein, Blickkontakt halten, aufmerksam zuhören und gerne Fragen zu Weltanschauungsthemen stellen – zum Beispiel: „Was glaubst du?“ – ohne sofort zu kommentieren. Einfach mal zuhören und schauen, was passiert.
Wow, sehr gut, sehr herausfordernd.
Herzlichen Dank, Tina, und danke auch euch fürs Zuhören. Ich sage Tschüss, bis zum nächsten Mal.