Guten Abend! Ich danke für alle Gebete, auch für den heutigen Abend.
Wir haben ein wichtiges Thema vor uns und benötigen die Hilfe des Herrn. Deshalb sind wir wirklich auf Gebet angewiesen.
Die Bedeutung von Geboten und Verboten im christlichen Leben
Ein wichtiges Thema, das uns alle beschäftigt, ist der Christ und die Gewohnheitssünde. In der Bibel gibt es Gebote und Verbote. Zum Beispiel die sogenannten zehn Gebote. Diese bestehen aus neun Verboten und einem Gebot. Neunmal kommt das Wort „nicht“ vor, also „du sollst nicht“. Einmal jedoch nicht. Wissen Sie, welches das ist? Das vierte oder fünfte Gebot? Ja, das fünfte: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Dort kommt das Wort „nicht“ nicht vor.
Es gibt also Gebote und Verbote. Die Übertretung eines Gebotes ist eine Zielverfehlung. Man sagt: „Du sollst das tun.“ Und wenn jemand es nicht tut, hat er das Ziel verfehlt. Man kann sagen, er hat zu wenig weit geschossen, wenn man vom Pfeilschießen spricht – das Ziel wurde nicht erreicht.
Ein Verbot hingegen ist: „Du sollst das nicht tun.“ Ein Verstoß gegen ein Verbot ist eine Übertretung, also zu weit gegangen. Du solltest etwas nicht tun, hast es aber getan – dann bist du zu weit gegangen, hast übertreten.
Sünde ist also Zielverfehlung oder Übertretung. Die Schrift geht noch weiter. Die Bibel nennt alles, was nicht in Jesus Christus, also im Herrn, getan ist, eine Zielverfehlung. In Kolosser 3, Vers 17 lesen wir:
„Alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus, und danke dabei Gott dem Vater durch ihn.“
Paulus rechnet also damit, dass die Christen so dem Herrn hingegeben sind und eine klare Beziehung zu Jesus Christus haben, dass sie alles, was sie tun, im Namen des Herrn Jesus tun. Das heißt, im Auftrag, in seinem Willen und in Übereinstimmung mit seinem Willen.
Die Beziehung zu Gott als Grundlage des geistlichen Lebens
Viele Menschen denken gesetzlich, weil sie sich nicht auf eine Person, sondern auf Regeln konzentrieren. Wenn man sich auf Regeln statt auf eine Person ausrichtet, wird das Leben schwierig.
Wenn ich mit meiner Frau zusammenlebe und sie immer wieder frage: „Was muss ich tun? Was willst du, dass ich tue?“, und ich mich nur nach diesen Regeln richte – also einfach das tue, was ich tun muss –, dann wird das unsere Beziehung empfindlich stören.
Wenn ich sie jedoch kennenlerne, sie studiere und versuche zu erkennen, was sie gerne hat, und dann genau das tue, was sie mag, wird das unsere Beziehung sehr fördern.
Im geistlichen Leben ist es genauso. Das geistliche Leben ist kein Katalog von Dingen, die man tun oder nicht tun darf. Nein, es ist eine Beziehung.
Wir haben im ersten Abend darüber gesprochen, wie wichtig es ist, sich klarzumachen, dass das Christenleben eine Beziehungssache ist. Es geht um zwei Personen, die einander lieben: Gott liebt mich, und ich darf ihn zurücklieben. Auf dieser Beziehung baut alles auf.
Wenn wir heute über das Thema Sünde und Gewohnheitssünde sprechen, dürfen wir das nicht aus den Augen verlieren. Andernfalls werden wir Schwierigkeiten bekommen.
Wir lesen Johannes 8,32: „Ihr werdet die Wahrheit kennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“
Und in Vers 36: „Wenn also der Sohn euch freimacht, werdet ihr wirklich frei sein.“
Hier spricht der Herr Jesus von Freiheit, von Freimachen.
Beispiele von Gewohnheitssünden und ihre Gefahren
Worum geht es? Nun, wir denken jetzt einmal an einige Gewohnheitssünden. Ich darf ein paar aufzählen.
Zuerst einmal Süchte: Es gibt zum Beispiel Handysucht, Fernsehsucht, Filmsucht, Internetsucht sowie die Lust des Fleisches. Andere Arten sind das bewusste Verweilen bei Unreinem, Gedankenverschmutzung durch Musik und Bildschirm, Selbstbefriedigung, Esslust, Bequemlichkeit oder das Thema Stolz. Dazu gehört das Trachten nach eigener Ehre, von sich selbst viel halten, Arroganz, Rechthaberei, kritisieren, Vorwürfe machen, Selbstmitleid oder die sogenannten Zungensünden wie üble Nachrede, Prahlerei, Streitsucht, anderen ins Wort fallen, Ungeduld oder allgemein Ungenauigkeit im Umgang mit der Wahrheit.
Weitere Gedankensünden sind negatives Denken über andere oder das Denken: „Was bringt es mir?“, also Egoismus, Ungebührliches, sich Sorgen machen, Leben nach Lust und Launen, Spielsucht. Auch das Nachgeben von Stimmungen, das Leben nach Gefühlen statt nach Prinzipien oder Charaktersünden wie Zorn, aufbrausendes Wesen, Unfreundlichkeit, Bitterkeit, Unversöhnlichkeit oder sonstige Sünden wie das Geringschätzen von Autoritäten oder ehrfurchtsloses Witze machen.
Man könnte eine große Liste machen. Es gibt viel, viel Elend in diesen Worten, die wir jetzt gelesen haben.
Die Apostel machen in ihren Briefen immer wieder aufmerksam darauf, wie wichtig es ist, dass Christen sich radikal von solchen Haltungen trennen. Zu den schlimmsten und gefährlichsten Dingen gehört die Sturheit. Ich weiß nicht, wie man das auf Hochdeutsch sagt – oder ob es Hochdeutsch überhaupt Sturheit nennt. Vielleicht ist das österreichisch, oder man sagt es auch hier so. Es bedeutet einfach, dass man sich nichts sagen lässt.
Wer sich nicht korrigieren lässt, wird es im Leben sehr, sehr schwer haben und in große Gefahren geraten – auch als Christ.
In Sprüche 29,1 möchte ich diesen Vers mit uns lesen: „Ein Mann, der allen Warnungen trotzt, geht plötzlich unheilbar zugrunde.“ Andere Übersetzungen sagen: „Er hat seinen Nacken verhärtet.“
Das waren jetzt einige Sünden, die wir aufgezählt haben.
Die Realität des menschlichen Wesens und der geistliche Kampf
Oft ist es der Stolz, der uns daran hindert, uns selbst ehrlich zu betrachten. Wir möchten ein Gesicht wahren, das wir in Wirklichkeit nicht haben – ein falsches Gesicht. Christen dürfen ihr Gesicht ruhig verlieren. Sie haben letztlich nichts zu verlieren, denn sie haben Jesus Christus. Und wir wissen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Wir sind alle Sünder von Natur aus.
Das Wesen des Menschen wird nicht bekehrt. Das Wesen des Menschen bleibt bei der Bekehrung gleich. Die Bibel spricht vom Fleisch, in dem die Sünde wohnt. Das Fleisch bekehrt sich nicht, es wird nicht wiedergeboren. Was bei der Wiedergeburt geschieht, ist, dass der Heilige Geist ins Leben kommt. Der Heilige Geist ist der Geist Christi, das heißt, Christus kommt in das Leben.
So habe ich nun Geist, den Heiligen Geist, und zugleich das Fleisch. Ich habe also zwei Kräfte in mir. Die Frage ist, nach welcher Kraft ich jetzt lebe. Es handelt sich also nicht um eine Wesensveränderung des Menschen bei der Wiedergeburt – das ist nicht richtig. Es kommt vielmehr ein neues Wesen hinzu: Christus. Das lehrt uns auch Römer 8.
Wir werden uns Römer 8 noch etwas genauer anschauen. Für Christen ist es wichtig zu wissen, dass es sehr schnell gehen kann – und manchmal auch schleichend –, dass man Rückschritte macht, statt Fortschritte. Es ist schlimm, wenn man das nicht merkt oder nicht merken will.
Saul merkte nicht, wie er schrittweise zurückging. Saul war am Anfang nicht der Mensch, der er am Ende war. Er ist nicht gewachsen, sondern rückwärts gegangen in seinem Leben. Er ließ sich nicht wirklich vom Herrn überführen, nahm einige Dinge in seinem Leben zu locker, zu leicht. Sein Stolz wurde durch einen gewissen David gekränkt, und er wollte sich nicht vor Gott beugen.
Das nahm ein schlimmes Ende für Saul. Gott trug ihm nach, dass er zur Wahrsagerin gegangen war. In den Chronikbüchern lesen wir, dass Gott ihm das sehr übel ankreidete – dass er fast am Ende seines Lebens zur Wahrsagerin ging. Sein Leben ging merklich zurück.
Praktische Schritte im Umgang mit Sünde
Ich möchte hier einige Punkte für uns festhalten, zunächst Allgemeines.
Was sollen wir tun, wenn wir jetzt erkennen, dass Sünde im Leben ist? Erstens: den Ernst der Lage erkennen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Sache sehr ernst ist. Nicht denken, es sei nicht so schlimm. Wer zu stehen glaubt, sehe zu, dass er nicht falle. Es ist eine Frage der Liebe.
Letztlich kommt es darauf an, was ich wirklich liebe. Liebe ich den Herrn oder liebe ich mich selbst? Wir haben es heute gelesen, es wurde schon aus dem ersten Johannesbrief zitiert. Im ersten Johannes schreibt er über das Überwinden und auch über die Welt. Er sagt: „Liebt nicht die Welt.“ Es ist eine Frage der Liebe – wo steckt mein Herz? Wer die Welt liebt, der hat die Liebe des Vaters nicht in sich. Das heißt, die Liebe zum Vater und die Liebe des Vaters zu ihm, also die Liebesbeziehung zwischen Gott und dem Christen, ist gestört.
Es ist eine Liebesbeziehung, und wir leben von dieser Liebesbeziehung. Diese kann jedoch empfindlich gestört werden. Also: die Sache ist ernst. Wir sollen in ernster Lage erkennen, das ist der erste Punkt.
Zweitens: Wir sollen Buße tun. Was heißt Buße tun? Buße tun kommt von dem griechischen Wort Metanoia. Meta heißt „ändern“ und noein heißt „den Sinn ändern“, also denken oder umdenken. Das Hauptwort „Sinn“ bezieht sich hier auf das Denken. Ich muss also zuerst mein Denken ändern.
Bei Buße steckt jedoch noch mehr dahinter. Es ist nicht nur ein Ändern des Denkens, sondern auch eine Konsequenz im Verhalten. Wenn ich einen falschen Weg gehe – zum Beispiel irgendwo spazieren gehe und merke, dass ich nicht mehr zurückfinde, etwa zur Familie Freitag –, dann habe ich erkannt, dass ich in die falsche Richtung gegangen bin. Aber das ist noch nicht genug.
Ich muss jetzt Konsequenzen ziehen, umkehren und zurückgehen. Buße tun heißt also umdenken mit Konsequenz, das heißt umkehren.
Drittens: Bekennen. Wenn wir unsere Sünden bekennen, heißt es in 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Es steht hier nicht: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er lieb und gnädig und barmherzig“, obwohl er das natürlich auch ist. Es heißt vielmehr, er ist treu und gerecht. Er steht zu dem, was Christus getan hat, und hält sich treu an sein Wort. Und er vergibt uns und reinigt uns.
Bekennen ist wichtig. Wenn wir nicht bekennen, bleiben wir abseits. Wenn wir nicht sofort bekennen, kann das gefährlich sein. Ich habe Christen kennengelernt, die über Sünde hinweggegangen sind bis zum nächsten Abendmahl. Am Tag vor dem Abendmahl haben sie dann erst gesucht, was sie alles noch vor dem Herrn bekennen müssen. Das ist reichlich spät, würde ich sagen.
Sobald uns bewusst wird, dass wir gesündigt haben, sollen wir sofort bekennen. Sofort dem Herrn sagen: „Herr, ich habe gesündigt.“
Bekennen heißt im Griechischen „das Gleiche sagen“. Das Wort ist homo logeo: homo heißt „gleich“ und logeo heißt „sagen“. Ich muss also dasselbe sagen, was Gott dazu sagt. Ich muss mit Gottes Urteil übereinstimmen. Gott sagt: „Es ist Sünde.“ Und ich sage: „Herr, es ist Sünde, das, was ich getan habe.“ Ich stelle mich dazu.
Dazu gehört, dass man nicht nur sagt: „Das war Sünde, aber morgen mache ich es wieder.“ Sondern man verabscheut die Sünde und sagt: „Ich möchte das nicht noch einmal tun.“
Wenn ich zu meiner Frau unfreundlich bin, mir das bewusst wird und ich zu ihr sage: „Ich war unfreundlich zu dir und morgen werde ich es wieder tun“, was wird sie denken? Was soll das? Das hat nichts mit Buße zu tun.
Nein, ich sage: „Ich war unfreundlich zu dir und möchte mit Gottes Hilfe so etwas nie wieder tun.“ Also ein radikales Nein: nicht mehr, nie mehr.
Die Bedeutung echter Busse am Beispiel von Juda
Wissen Sie, was Buße bedeutet? Mir hilft dabei sehr die Geschichte von den Brüdern Josefs. Besonders denke ich an Juda. Wer hat Joseph verkauft? Es war Juda. Sie können es nachlesen: Juda war es, der sagte: „Verkaufen wir ihn.“ Juda war schon damals ein guter Händler. Die Juden sind bis heute gute Händler, Geldangelegenheiten liegen ihnen im Blut, und Juda lag das im Blut. Er sagte: „Wir machen es doch so: Wir verkaufen ihn für zwanzig Silberlinge, und jeder bekommt zwei Silberlinge. Wunderbar, da haben wir etwas davon.“ So verkaufte er seinen Bruder.
Und es ist Juda, der sich später für Benjamin einsetzt. Die Geschichte von Joseph ist nicht nur die Geschichte von Joseph, sondern die Geschichte von Joseph und Juda. Haben Sie das schon einmal bemerkt? Wenn Sie im ersten Buch Mose lesen, dann finden Sie Kapitel 37 über Joseph und Kapitel 38 über Juda – ein ganzes Kapitel über Juda. Der Juda, der am Ende von Kapitel 37 Joseph verkauft hat, bekommt in Kapitel 38 seine eigene Geschichte.
Dieses Kapitel wird oft in der Kinderstunde übersprungen, doch es ist der Schlüssel zur ganzen Joseph-Geschichte. Es zeigt uns, dass es hier um zweierlei geht, nicht nur um Joseph. Es geht um Juda. Joseph und Juda – das werden die zwei führenden Stämme Israels. Das Haus Joseph wird das Nordreich, und das Haus Juda wird das Südreich. Joseph erhält das Erstgeburtsrecht, Juda das Königtum. Es geht um diese beiden Personen.
Joseph zeigt uns im Bild, was unschuldiges Leiden bedeutet. Juda zeigt uns, was es heißt, zu bekennen und bereit zu sein, sein Leben zu geben. Denn Juda kommt zu dem Punkt, an dem er vor dem ägyptischen Großwesir steht. Es geht um die Frage: Soll Benjamin in die ägyptische Sklaverei?
Juda war es, der gesagt hat: „Ägyptische Sklaverei – genau dorthin gehört Joseph. Den verkaufen wir in die ägyptische Sklaverei.“ Und nun steht er erneut vor der gleichen Frage: Ägyptische Sklaverei für Benjamin?
Dann spricht er ein herzzerreißendes Plädoyer für seinen Bruder Benjamin, das finden wir in 1. Mose 44. Dort spricht er immer vom Vater. Wenn der Vater noch einmal so etwas durchlebt, überlebt er das nicht. Wenn der Vater seinen zweiten geliebten Sohn auch noch verliert, so wie er den ersten verloren hat, dann sieht man das Leid seiner Seele und den Kummer in seinem Herzen. Das überlebt der Vater nicht.
Juda bittet: „Bitte, lass Benjamin nach Hause und nimm mich an seiner Stelle.“ Stellvertretend möchte er in die ägyptische Sklaverei für seinen Bruder gehen. So wird Juda zum Bild Jesu, der stellvertretend für die Brüder gelitten hat. Joseph ist das Bild dessen, der unschuldig für die Brüder gelitten hat. Beide sind ein Bild auf Jesus Christus.
Doch ich habe das Thema ein wenig verlassen. Mir geht es um echte Buße. Das war echte Buße, die Juda hier gezeigt hat. Nie, nie, nie wieder darf so etwas geschehen, dass der Vater einen geliebten Sohn verliert. Das ist Buße.
Und nun war die Gemeinschaft wiederhergestellt. Sie fallen sich in die Arme und weinen im Haus. Das ist Buße – echte Buße.
Weitere Schritte im Umgang mit Sünde
Also zurück zum Bekennen. Wem sollen wir bekennen? Gott natürlich. Gegen ihn haben wir gesündigt: „Gegen dich allein habe ich gesündigt, Gott.“ Wir bekennen unsere Sünden vor Gott.
Wenn Menschen betroffen sind, die man verletzt hat, bekennt man auch den Menschen die Schuld. Oder wenn man eine Gruppe verletzt hat, bekennt man auch der Gruppe gegenüber die Sünde.
Manchmal ist es nötig, wenn man Sünde lange Zeit verborgen gehalten hat oder wichtige Dinge verborgen hat, zu einem reifen Bruder zu gehen und diese Dinge einmal aufzudecken. Manchmal legt der Herr jemanden aufs Krankenbett, damit reife Brüder zu ihm kommen, mit ihm beten und wenn er Sünden getan hat, diese auf den Tisch legen oder sich öffnen und sie offen bekennen.
„Bekennet einander eure Sünden“, sagt Jakobus. Also bekennen wir, drittens: Wir haben gesagt, erstens den Ernst der Lage erkennen, zweitens Buße tun, drittens bekennen, viertens die Sünde lassen, also mit der Sünde brechen.
Sprüche 28,13: „Wer seine Vergehungen zudeckt, wird kein Gelingen haben, wer sie aber bekennt und lässt, wird Erbarmen finden.“
Fünftens: Schaden erstatten. Wenn man jemandem Schaden zugefügt hat, wird der Schaden erstattet. Ich erinnere an Lukas 19,8, wo Zachäus sagt: „Vierfach, vierfach gebe ich es zurück.“ Das war ganz nach dem Gesetz.
In 2. Mose 22,37 steht, man soll das hinzufügen, man soll einen Teil hinzufügen. Wenn ich dem Bruder die Gitarre kaputt gemacht habe und eine Saite beschädigt habe, dann kann ich die Saite bezahlen und ihm noch eine zweite Saite als Draufgabe schenken, also das Geld für die zweite Saite dazugeben.
Das ist der erste Teil, der erste Punkt, was wir mit der Sünde tun sollen.
Die Kraft Christi als Lösung für Gewohnheitssünde
Und jetzt, wie ist das mit dem Sieg? Gibt es Sieg über die Sünde? Was sollen wir jetzt tun?
Gott will, dass wir Sünde bekennen. Wenn wir das gelernt haben, bekennen wir schnell die Sünde. Wir bekennen die Sache dem Herrn, und der Herr vergibt wirklich und reinigt wirklich – das ist wunderbar.
Aber was ist, wenn ich einfach nicht loskomme? Es passiert mir wieder, dann bekenne ich wieder und sage: Herr, ich will nicht, dass es noch einmal geschieht. Und doch tue ich es nochmals, und dann nochmals. Was soll ich tun?
Lesen wir gemeinsam Kolosser 1, Vers 19. Wir bleiben jetzt ein bisschen im Kolosserbrief, also können Sie den Finger in Römer 8, Kolosser 2 und 3 behalten. Dort werden wir uns ein wenig bewegen.
Kolosser 1,19: „Es gefiel der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen.“ Die Fülle der Gottheit wohnt in Jesus Christus leibhaftig. Kapitel 2 wird das nochmals gesagt: In ihm wohnt die Fülle der Gottheit, Kapitel 2, Vers 9: „In ihm, in Christus, wohnt in leiblicher Gestalt die ganze Fülle der Gottheit.“
Und jetzt geht es weiter, Vers 10: „Und ihr seid vollständig und erfüllt in ihm, der das Haupt ist, alles Erstrangigen und aller Autorität.“
Der erste wichtige Gedanke: Christus, in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt, dieser Christus wohnt in mir. Und ich bin erfüllt in ihm. In ihm – das heißt: Ihr seid in ihm, seid ihr gefüllt.
Wenn wir zum Glauben kommen, dann werden wir in Christus versetzt. In ihm werden wir gefüllt. Womit werden wir gefüllt? Mit Christus, mit dem Heiligen Geist. Der Herr versetzt uns in Christus und gibt uns den Heiligen Geist, den Geist Christi. Und der Geist Christi wohnt in uns.
Paulus sagt: „Ihr seid gefüllt, vollständig gefüllt in ihm, in Christus.“ Also Christus in uns. Wenn Christus in uns ist, ist die Fülle der Gottheit, die Fülle Gottes in uns. Es ist der lebendige Gott in uns. Es ist nicht ein Teil von Gott in uns oder ein halber Gott oder ein Viertel von Gott. Nein, der ganze Gott ist in uns.
Und dieser Gott ist die Lösung für unser Thema, Geschwister. Dieser Gott, der in uns wohnt, ist die Lösung für die Frage der Gewohnheitssünde. Paulus ist es ein großes Anliegen, das den Geschwistern klarzumachen. Das ist der Schlüssel: Christus ist der Schlüssel.
Ich kann mich gut erinnern, als ein junger Mann zu mir kam. Ich war damals auch ein junger Mann, das ist schon viele Jahre her. Er sagte zu mir: „Du, weißt du was? Ich habe den Schlüssel gefunden. Den Schlüssel zum Christentum.“
Ich dachte mir: Oh, was kommt jetzt für eine eigenartige neue Lehre? Und er sagt: „Weißt du, was der Schlüssel ist? Der Schlüssel des Christentums.“
Ich sagte: „Ja, sag es, sag es, spann mich nicht auf die Folter.“ Der Schlüssel zum Christentum ist Christus.
Und ich dachte: Jetzt habe ich es, genau das ist es. Der Schlüssel ist eine Person: Jesus Christus. Das ist der Schlüssel. Und das ist auch der Schlüssel für mein Versagen, für meine Gewohnheitssünde, mit der ich nicht fertig werde. Das ist der Schlüssel.
Sein Geist ist jetzt mein Geist. Das heißt, der Heilige Geist wohnt jetzt in mir, in meinem Geist. Sein Leben ist jetzt mein Leben.
„Ich lebe, aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Christus, euer Leben, sagt Paulus in Kolosser 3. Wir kommen gleich darauf zu sprechen: Christus unser Leben.
Im ersten Johannesbrief steht auch: Wenn jemand den Sohn hat, der hat das Leben. Wessen Leben denn? Das Leben Jesu Christi.
Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Ich bin das Leben.“ Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, hat nicht das Leben.
Seine Kraft ist jetzt meine Kraft. Epheser 3, Vers 20: „Dem, der über alles hinaus zu tun vermag nach der Kraft, die da in uns wirkt, dem sei Ehre und Herrlichkeit.“
Seine Kraft wirkt in jedem Gläubigen. Paulus kann das sagen: Seine Kraft, die da in uns wirkt. Er kennt die Epheser nicht alle, aber er weiß: Es ist die Kraft Christi, die in ihnen wirkt, weil die Kraft Christi in jedem Christen wirkt. Sie ist da.
Die Ausrichtung des Christen auf das Himmlische
Kolosser 3, Vers 1: Wenn ihr also mit Christus auferweckt wurdet, suchet das, was droben ist, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm in Herrlichkeit offenbar werden.
Wenn ihr also mit Christus auferweckt wurdet, sucht, was droben ist. Christus ist im Himmel, er ist in den Himmel aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes. Jetzt soll ich an seine Welt denken – die himmlische Welt. Was ist die himmlische Welt? Wohin soll ich da denken? An irgendwo Sirius Alpha oder wie die Sterne dort oben heißen? Nein, das ist nicht gemeint. Es geht um das Jenseitige. Die jenseitige Welt ist nicht weit weg, sondern ganz nahe – es ist die Welt Gottes.
Er sagt: Ihr lieben Geschwister in Kolosse, denkt an die Welt Gottes, dort, wo Christus ist. Das ist eigentlich eure Heimat: Gottes Herrlichkeit, Gottes Engelwelt, Gottes Tugenden, Gottes Reich. Sucht das, was droben ist, trachtet danach.
Vers 2: Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist. Sinnen heißt, die Gedanken dorthin lenken. Sinnen ist ein altes Wort für Denken. „Wie kommt es in den Sinn?“ Der Sinn ist hier der Denksinn, mit dem wir denken. Gott will, dass wir unseren Denksinn darauf richten. Man könnte auch übersetzen: Seid bedacht auf das, was droben ist. Richtet eure Gedanken auf das, was droben ist.
Der Christ lernt jetzt, und Paulus liegt es sehr am Herzen, dass die Christen in Kolosse das verstehen. Der Christ lernt, seine Gedanken dorthin zu lenken. Natürlich müssen wir viel an Dinge auf der Erde denken. Wir müssen an das Hier und Jetzt denken – ob wir eine Mutter sind, in der Schule oder in der Firma. Es gibt viele Dinge, an die wir denken müssen. Doch das schließt nicht aus, dass sich unsere Grundgedanken um Gott drehen.
Römer 8, Vers 5: Die, die nach dem Fleisch sind, sinnen auf das, was des Fleisches ist; die aber nach dem Geist sind, sinnen auf das, was des Geistes ist. Die, die nach dem Fleisch sind, sind auf das Fleisch ausgerichtet, sie leben nach dem Fleisch. Sie richten ihre Gedanken auf das Fleisch, auf die fleischlichen Dinge.
Was ist das Fleisch, die fleischlichen Dinge? Die Bibel nennt das das irdische Dasein, fleischlich. Das Fleisch ist die Dynamik des diesseitigen Lebens, des irdischen Lebens. Dort gibt es Kräfte und Weisheiten, und man dreht sich um diese Dinge. Letztlich dreht man sich um sich selbst.
Ein Element, mit dem wir oft stark auf das Fleischliche ausgerichtet sind, ist unser Körper, unser Leib. Deshalb macht die Bibel manchmal gar keinen Unterschied zwischen Leib und Fleisch, zum Beispiel in Römer 8, Vers 13 (dazu kommen wir gleich). Paulus möchte zeigen: Wir haben es mit einer Welt zu tun. Mit dieser diesseitigen Welt treten wir mit unseren fünf Sinnen in Kontakt, und wir denken menschlich über diese Welt.
Wenn wir das nur tun, ohne Gott, dann sinnen wir auf die Dinge des Fleisches. Wenn ich nur auf meinen Leib ausgerichtet bin, dann bin ich fleischlich. Ich soll meinen Leib beherrschen. Der Leib ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herrscher. Er ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr. Ich darf nicht zulassen, dass er die Herrschaft übernimmt. Ich bin Herr über den Leib, nicht umgekehrt. Es darf nicht anders sein.
Wenn wir müde sind, wer entscheidet, was wir tun? Der Leib sagt: „Ich will jetzt schlafen.“ Ich sage: „Moment, jetzt wird noch nicht geschlafen, jetzt wird noch gearbeitet, du kannst später schlafen gehen.“ Wer ist Chef? Der Leib oder ich? Ich darf dem Leib nicht immer tun lassen, was er möchte. Er bekommt den Schlaf, ich gebe ihm den Schlaf, ich bin kein schlechter Herr. Aber er darf nicht einfach tun, was er will. Das bestimme ich.
Lebe ich nach meinen Launen und Wünschen, oder lebe ich nach dem Herrn Jesus? Lebe ich nach Gefühlen oder nach Prinzipien? Wir leben nicht nach dem Lustprinzip, habe ich meinen Kindern oft gesagt. Wir leben nicht nach dem Lustprinzip, fertig, wir haben andere Prinzipien. Wir leben nicht nach Launen und Stimmungen. Am Morgen, wenn wir aufwachen, sagen wir: „Mein lieber Leib, du hast jetzt genug geschlafen, jetzt stehen wir auf.“ Ich stehe auf, und du kommst mit. Du bleibst nicht liegen. Ernst machen.
Wenn meine Gedanken bei dem Herrn Jesus sind, dann hilft er mir. Er gibt mir die Kraft dazu. Dann kann ich dem Leib zeigen, wer hier der Herr in meinem Haus ist. Wenn wir uns daran gewöhnen, oder wenn ich mich daran gewöhne, zu tun, was der Leib will, dann handle ich fleischlich.
Ich will jetzt essen. Nein, jetzt kriegst du noch nichts zu essen, es gibt gleich Essen, aber nicht jetzt. Ich will jetzt essen. Nein! Wir richten uns nicht nach dem Fleisch aus, sondern nach Jesus Christus. Der Herr Jesus Christus bestimmt, was zu tun ist.
Fleischlich gesinnt sein heißt, auf das Diesseitige ausgerichtet sein, vom Diesseitigen gepackt und gebannt sein, diesseitsorientiert leben. Dann ist mir wichtig, das Äußere und was andere von mir denken, welchen Eindruck ich auf die anderen mache. Das ist mir ganz wichtig. Nein, das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich gehorsam bin dem Herrn Jesus. Nicht dass ich genieße und immer warm, gesund, in guter Luft, in Ruhe und Erholung bin. Das bekommt der Leib schon. Aber jetzt, im Moment, heißt es arbeiten.
Beten wir, dass der Herr uns die Augen öffnet und hilft, ihn selbst vor Augen zu halten. Wenn wir das schwierig finden, weil wir tagsüber so viel mit Dingen dieser Welt beschäftigt sind, dann beten wir um Pausen: „Herr, schenk mir eine Pause, in der ich mich innerlich ein paar Minuten regenerieren kann, damit der Sender wieder richtig auf Jesus Christus eingestellt ist und der Empfänger.“
Sind wir gewohnt, zu beten, während wir arbeiten? Auch wenn wir geistig arbeiten, auch wenn wir Vokabeln lernen, beten wir dann? Das geht ganz schnell. Nehemia konnte beten, während er mit dem König redete. In Nehemia 2 steht, dass Nehemia ein großes Gebetsanliegen für Jerusalem hatte. Dann stand er vor dem König, und der König sah ihn und fragte: „Warum bist du so traurig?“ Da betete Nehemia zu dem Gott des Himmels und sprach zugleich zum König. Er betete ein Stossgebet und sprach gleichzeitig zum König. Er lebte mit Gott, war auf Gott ausgerichtet.
Der Leib muss ständig Gott ausgeliefert werden. Römer 12, Vers 1: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, eure Leiber als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer darzubringen; das sei euer vernünftiger Gottesdienst.“ Hier steht einfach: Das sei euer Dienst. Eure Leiber als Opfer darzubringen.
Ein Ausleger sagte: Wir müssen das jeden Tag und immer wieder tun. Warum? Weil der Leib, dieses verruchte Ding, ein lebendiges Opfer ist, das immer wieder vom Altar herunterkommt. Es passiert immer wieder, dass es weg will vom Altar. Es muss aber bleiben. Das heißt: Dem Leib jeden Tag neu sagen: Herr Jesus, für die nächsten 24 Stunden gehört dieser Körper Dir. Am nächsten Tag wieder: Herr, für die nächsten 24 Stunden gehört dieser Körper Dir. Oder ich sage: Herr, für die nächste Stunde. Dann muss ich aber in einer Stunde wieder beten: Herr, für die nächste Stunde auch.
Machen wir hier eine kurze Pause, singen ein Lied und wollen dann weitermachen.
