Wir wollen nun weitermachen und uns die Verse 5 bis 11 genauer ansehen. Dabei beziehen wir uns auf den zweiten Aufruf, der im Römerbrief Kapitel 2 enthalten ist, um auf dieser Glaubensgrundlage weiter voranzuschreiten.
Bis jetzt hatten wir nur den Briefeingang, also die Verse 1 bis 4. Nun folgt ein Aufruf, Fortschritte zu machen. Das Ziel dabei ist, dass wir eines Tages einen reichen Eingang in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus haben.
Ausgangspunkt und Motivation zum geistlichen Wachstum
Vers 5 – Zuerst der Ausgangspunkt
Gerade deshalb, wenn Petrus sagt „gerade deshalb“, müssen wir uns fragen, weshalb das so ist. Weswegen? Weil wir etwas bekommen haben und weil wir noch etwas bekommen werden. Gott hat uns alles gegeben, was wir zum Leben brauchen – zum geistlichen Leben. Außerdem hat er uns herrliche Verheißungen für die Zukunft geschenkt.
Deshalb sollen wir jetzt etwas tun. Was genau? Petrus sagt hier: „Bringt allen Fleiß auf und reichet da in eurem Glauben die Tugend dar.“ Gott hat uns reichlich beschenkt. Der Herr gibt uns reichlich Gnade. Weil er das tut, sollen wir fleißig sein. Fleißig sein bedeutet, etwas von ganzem Herzen zu tun, ganz dabei zu sein.
Das Wachstum geschieht nicht automatisch. Gott möchte, dass wir aktiv dabei sind, dass es uns ein Anliegen ist. Was sollen wir jetzt tun? Hier kommt der Aufruf: Im Vers 5, am Anfang, heißt es weiterhin „Reichet in eurem Glauben die Tugend dar“ und so weiter.
„Darreichen“ bedeutet, etwas in reichem Maße aufzubringen oder zur Schau zu stellen, hervorzuzeigen. Petrus sagt also: „Mach deinen geistlichen Kleiderschrank auf und führe deine Kleider aus.“ Was darf es heute sein? Ein bisschen Tugend, Sanftmut, Enthaltsamkeit, Bruderliebe – was darf es heute sein?
So führen wir die schönen Dinge aus, stellen sie dar, zeigen sie her und stellen sie zur Schau. Lass den Herrn Jesus seine Tugenden in dir hervorbringen. Lass seine Tugenden deine Tugenden werden.
Die Stufen des geistlichen Fortschritts
Jetzt zählt er eine Reihe von Bereichen auf, in denen es gilt, Fortschritte zu machen. Er sagt: Reichet in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend die Kenntnis, in der Kenntnis die Selbstbeherrschung, in der Selbstbeherrschung die Ausdauer, in der Ausdauer die Rechtefrömmigkeit oder Ehrfurcht. In der rechten Ehrfurcht die brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe die Liebe.
Hier sind sieben Dinge genannt. Wenn man den Glauben noch dazuzählt, sind es acht – sieben Bereiche, die hier angeführt werden. Einer führt zum anderen, und einer ergänzt den anderen. Es beginnt mit dem Glauben und endet mit der Liebe. Das sind die zwei Wichtigsten, oder? Glaube und Liebe. Fehlt noch die Hoffnung, aber von der spricht er die ganze Zeit.
Glaube und Liebe: Glaube ist der Schlüssel, mit dem alles begonnen hat. Die Liebe ist die Substanz, der Inhalt des Christenlebens. Glaube ist der Schlüssel zum Christenleben – da kommt man hinein. Liebe ist der Inhalt des Christenlebens, das Wesen, das uns prägt. Johannes spricht so viel von der Liebe. Das ist das Eigentliche, der eigentliche Charakter Gottes schlechthin: Liebe und Heiligkeit.
Liebe ist das, was Gott von Adam und Eva im Garten Eden erwartet hat: Liebe zu Gott. „Liebst du mich, Adam?“ Bitteschön, du darfst alles verwenden und gebrauchen, aber von diesem einen Baum nicht essen. „Liebst du mich?“ Das hat Gott erwartet – Liebe. Das hat Gott immer erwartet. Das ist die Zusammenfassung des Gesetzes: Du sollst Gott lieben.
Und das ist das Evangelium: „Liebst du mich, Petrus?“ Darum geht es. Das ist das Um und Auf. Das ist eine Frage der Liebe.
Die Entwicklung vom Glauben zur Liebe im Alltag
Ja, und wie sieht das Wachstum vom Glauben zur Liebe aus? Wie verläuft dieses Wachstum? Vom Glauben gelangt man zur Tugend, von der Tugend zur Erkenntnis. Von der Erkenntnis führt der Weg zur Selbstbeherrschung, von der Selbstbeherrschung zur Ausdauer. Ausdauer bedeutet dabei, dabei zu bleiben oder nicht nachzulassen.
Von der Ausdauer geht es weiter zur rechten Ehrfurcht, zur Frömmigkeit. Von dieser rechten Ehrfurcht oder Frömmigkeit führt der Weg zur Bruderliebe und von der Bruderliebe zur umfassenden Liebe schlechthin.
In ihrem Glauben sollen sie ein lobenswertes Wesen erreichen, also nicht nur ein tugendhaftes Wesen. In ihrer Glaubensbeziehung zu Jesus Christus soll sich jetzt auch die Tugend zeigen. Was ist damit gemeint? Tugend ist etwas Ausgezeichnetes, etwas Besonderes. Heute sagen wir zum Beispiel: „Das ist eine tugendhafte Frau“ oder „Das ist ein tugendhafter Mensch.“ Zwar spricht man in der Welt heute nicht mehr oft so, aber unter Christen ist dieser Ausdruck noch gebräuchlich.
Das sollen wir sein, nicht mittelmäßig. Wenn jemand fragt: „Was für ein Christ bist du?“ und die Antwort lautet: „Ich bin nur ein mittelmäßiger Christ,“ dann ist das nicht das Ziel. Stell dir vor, ich wäre zum Mittagessen bei Walter oder jemand anderem eingeladen. Sie fragen mich: „Wie hat dir das Essen geschmeckt?“ Und ich sage: „Mittelmäßig.“ Wäre Gott mit Mittelmäßigkeit zufrieden?
Tugend ist ausgezeichnet. Deshalb sagt Petrus hier: Werdet ausgezeichnete Menschen, Menschen, die sich für Gott auf eine besondere Weise auszeichnen – durch die Art und Weise, wie sie leben. Das ist gemeint.
Die Bedeutung von Kenntnis und Selbstbeherrschung
Aber es geht nicht nur darum, ausgezeichnet zu sein, sondern auch darum, etwas zu kennen. Neben der Auszeichnung und Tugendhaftigkeit sollen wir auch Kenntnis haben. Wir sollen etwas wissen – von Gott natürlich. Wir müssen lernen, und wir wollen lernen. Gott hat in unser Herz gelegt, dass wir lernen möchten.
Im Griechischen gibt es zwei Wörter: Epignosis und Gnosis. Hier steht Gnosis. Epignosis bedeutet vielleicht genaue Kenntnis oder Erkenntnis, während Gnosis einfach Kenntnis oder Wissen bedeutet. Ich frage mich, ob da ein großer Unterschied besteht. Ein Bruder sagt: Bei „Erkennen“ bin ich dabei, bei „Kenntnis“ habe ich schon. Ja und nein. Denn auch im Erkennen und Wissen müssen wir zunehmen.
Wir müssen etwas über Jesus Christus lernen. Natürlich wissen wir schon etwas über ihn und geistige Wahrheiten, aber wir wissen noch nicht alles. Wir dürfen lernen und in unserem Christenleben zunehmen. Ich frage mich, ob wir in der Ewigkeit auch noch dazulernen werden. Meine Frau sagt immer nein, ich sage doch. Wir werden immer mehr staunen und immer wieder über Gott staunen.
Man staunt, wenn man etwas Neues entdeckt. Warum sollte das aufhören, von Gott etwas Neues zu entdecken? Gott ist unerforschlich. Das heißt, er darf erforscht werden, aber man kommt nie zum Ende. Hier ist von Kenntnis die Rede. Das bedeutet, dass wir jemanden kennenlernen, besser kennenlernen sollen. Auch Fakten und Tatsachen sollen wir kennenlernen und darüber Bescheid wissen.
Es geht nicht nur um Kopfwissen. In der Bibel ist Kenntnis immer mit Personen verbunden. Man kennt Personen, im Deutschen ebenso: Wir kennen eine Person. Das ist das wichtigste Kennen. Das Christentum besteht zum Großteil aus Beziehungen, nicht aus hohem Wissen über irgendwelche Sachen. Die größte Beziehung ist die zu Gott und die wichtigste. Aber wir haben auch untereinander Beziehungen.
In der Ewigkeit wird es ebenfalls Beziehungen geben. Leben besteht aus Beziehungen. Wenn die Beziehung nicht mehr da ist, erstarrt alles, dann stirbt etwas. Die Ewigkeit ist Beziehung. Wenn wir jetzt wachsen und Fortschritte machen wollen, brauchen wir Informationen: Was ist richtig, was ist gut, was gefällt Gott, was nicht? Wie will Gott, dass ich in einer Situation handle? Jeder von uns hat eine Konstellation von Dingen und Zuständen – familiär, beziehungsmäßig, örtlich. Was ist jetzt das Richtige zu tun?
Es braucht Weisheit, und Weisheit lebt unter anderem von Information. Wir brauchen von Gott mehr und mehr Erkenntnis. Im Korintherbrief heißt es oft: „Wisset ihr nicht, wisset ihr nicht, wisset ihr nicht?“ Lest nach, wie oft es im Korintherbrief vorkommt. Gott hat uns seinen Geist gegeben, damit wir die Dinge kennen und kennenlernen können, die Gott uns geschenkt hat (1. Korinther 2,11). Gott hat uns den Geist gegeben, damit wir wissen, was Gott uns geschenkt hat.
Das geht nicht automatisch, es braucht Wachstum. Das nächste ist Selbstbeherrschung. Vielleicht soll ich noch sagen, wodurch man lernt: Durch das Wort Gottes bekommen wir mehr Erkenntnis oder Kenntnis. Durch das Wort Gottes, durch Erfahrungen mit Gott, durch die Erfahrungen anderer Menschen mit Gott, durch das Leben überhaupt lernen wir und nehmen zu an Kenntnis. Und durch Geschwister im Leib Jesu Christi.
Das Dritte ist Selbstbeherrschung. Man soll nicht bei der Kenntnis Gottes und gewissen Fakten stecken bleiben, sondern diese soll ergänzt werden durch Selbstbeherrschung. Was wäre Kenntnis Gottes ohne ein Leben der Selbstbeherrschung? Das wäre eine Seifenblase aus viel Wissen, eine aufgeblasene Sache. Die Kenntnis Gottes soll ergänzt werden durch Selbstbeherrschung.
Was heißt Selbstbeherrschung? In der Bibel bedeutet Selbstbeherrschung, dass man seiner selbst mächtig ist. Im Griechischen heißt das Wort, dass man Kraft über sich selbst hat. Es ist sehr ähnlich wie das deutsche Wort. Man hat Macht über sich selbst, innere Macht. Im Griechischen steht das Wort „innerlich“ noch mit drin, also innere Macht über sich selbst – das ist Selbstbeherrschung.
Man muss nicht einfach nach den Trieben leben. Man ist fähig und in der Lage, sich selbst zu beherrschen, auch einmal auf etwas zu verzichten. Es geht ja nicht um unsere Herrlichkeit, sondern um seine Herrlichkeit. Selbstbeherrschung hat auch damit zu tun, dass man die Triebe kanalisiert, etwas Bestimmtes richtet und sich nicht von sündigen Trieben oder eigenwilligen Kräften steuern lässt.
Gott gibt uns viele Gelegenheiten, Selbstbeherrschung zu lernen. Er ist sehr gnädig mit uns und führt uns immer wieder in Situationen, in denen wir das lernen dürfen. Schwierige Menschen in unserer Umgebung, schwierige Situationen in der Familie oder im Zusammensein mit anderen Menschen.
Übrigens: Selbstbeherrschung soll man üben, steht in der Bibel. Das ist ein Übungsfeld. Das lernt man nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit, und wir werden nie fertig sein.
Die Bedeutung von Ausdauer und rechter Ehrfurcht
Ja, das Vierte ist Ausdauer. Die Selbstbeherrschung soll durch Ausdauer ergänzt werden. Was wäre Selbstbeherrschung ohne Ausdauer? Das wäre ein wetterwendiges Leben, oder? Einmal so, dann wieder anders.
Ausdauer bedeutet, darunter zu bleiben – unter einer Last, unter einer Beschwerde, unter einer Belastung, unter einer Bedrohung oder unter dem Unangenehmen zu bleiben, bis der Herr eingreift. Manchmal haben wir Selbstbeherrschung, aber wir bleiben nicht dabei, wir bleiben nicht drunter. Dann kommt es heraus, und wir verlieren die Beherrschung.
Der Ungeduldige hat keine Zeit, oder? Jemand hat einmal gesagt: „Ich habe schon Geduld, aber ich habe keine Zeit, sie auszuüben.“
Das nächste Wort ist rechte Ehrfurcht oder Frömmigkeit, Verehrung, Gottseligkeit – so sagen es Elberfelder und Luther. Die Ausdauer soll ergänzt werden durch rechte Ehrfurcht, Gottseligkeit, durch richtige Verehrung in die richtige Richtung. Wir sollen das Richtige verehren, nicht das Falsche.
Bruderliebe und die höchste Form der Liebe
Und das Ganze soll ergänzt werden durch Brüderliebe, brüderliche Liebe. Was wäre ein gottesfürchtiges Wesen ohne Bruderliebe? Das wäre ein eiskalter Heiliger.
Wisst ihr, was die Eisheiligen sind? Weiß das jemand? Die Katholiken nennen gewisse Tage im Mai die Eisheiligen. Das sind bestimmte Tage, so war es zumindest in Österreich. Im Mai wird das Wetter manchmal plötzlich kalt, und zwar etwa vier Tage lang. An diesen Tagen gibt es im katholischen Kalender vier Namenstage.
Diese vier Namenstage nennt man die Eisheiligen. Bei den Katholiken sind Namenstage immer Heilige, oder? Diese vier Namenstage sind also die Tage, an denen die kalten Namen im Kalender stehen. Und jetzt sage ich: Manche Christen sind Eisheilige, sie sind kalt wie diese vier Namen im Kalender. So soll es aber nicht sein, oder?
Ein gottesfürchtiges Wesen ohne Bruderliebe – das gibt Eisheilige. Aber die Bruderliebe hält warm, oder? Sie muss gepflegt werden, braucht Zeit, Gebet und Fürbitte. Wenn man füreinander betet, bleibt die Bruderliebe warm. Wenn man aufhört, füreinander zu beten, wird es schwierig.
Liebe wächst durch Liebe, Bruderliebe wächst durch das Ausüben von Bruderliebe. Wir bleiben das schuldig, wir sind schuldig, einander zu lieben.
Und dann das Siebte: Die Bruderliebe soll ergänzt werden durch die edelste Liebe. Was wäre Bruderliebe ohne die edelste Art von Liebe überhaupt? Im Griechischen heißt sie Agape. Das ist einfach die Liebe, die sich selbst verschenkt, ohne an den anderen zu denken, ohne dass der andere liebenswürdig ist.
Verstehen wir das? Echte Liebe liebt den anderen, auch wenn er nicht liebenswürdig ist. Das Wort „liebenswürdig“ sollte man aus unserem Vokabular streichen. Wisst ihr warum?
Was ist Liebe? Liebe ist gerade das, dass man den anderen liebt, obwohl er nicht würdig ist, der Liebe. „Liebenswürdig“ klingt nach Leistung: „Ah, jetzt hast du so und so gehandelt, deshalb liebe ich dich.“ Nein!
Warum liebt der Vater seine Kinder? Warum sagt der Vater zu seiner Tochter: „Ich werde dich immer lieben, egal wie du bist.“? Weil er ihr Vater ist. Und weil er ihr Vater ist, liebt er sie immer, ungeachtet ihrer Taten.
Manchmal genießt du nicht seine Liebe, das ist etwas anderes. Aber die Tatsache, dass er dich liebt, hört nie auf. Das ist Liebe, oder? Das ist Gottes Liebe, und sie soll mehr und mehr zum Ausdruck kommen.
Diese Liebe bleibt nicht in der Zuneigung stecken. Es ist nicht nur Zuneigung, sondern eine Liebe, die auch da ist, wenn die Zuneigung nicht vorhanden ist, auch wenn die Liebe nicht erwidert wird. Das ist Agape-Liebe.
In der Bibel steht: „Ihr Männer, liebt eure Frauen.“ Mit welcher Liebe? Agape-Liebe. Nicht nur Zuneigung, sondern echte, tiefe Liebe, die um jeden Preis liebt und für den anderen ein Opfer bringt – eine selbstlose Liebe.
Praktische Anwendung und Training im Alltag
Also, das ist jetzt die Zusammenfassung: All diese Dinge können nur im täglichen Leben entwickelt werden. Man kann sie nicht am Schreibtisch lernen. Deshalb stellt uns das Leben vor verschiedene Schwierigkeiten, damit wir diese Fähigkeiten erlernen.
Wir brauchen Training für die Ewigkeit. Wer Englisch kann, kennt den Ausdruck „training time for reigning time“. Das bedeutet: Es ist Trainingszeit für die Regierungszeit.
Der Herr übt unseren Charakter. Die Kraft ist vorhanden, die Kraft ist da. Gott will keine Leistung, sondern Liebe, Glauben und Vertrauen.
Motivation zum Fortschritt im Glauben
Hier wird der Aufruf begründet, und zwar in Vers 8. Der Aufruf wird unter Punkt D, Motivation, in den Versen 8 und 9 erläutert.
Zunächst kommt eine positive Motivation: Wer diese Dinge bei sich vorhanden hat und sie überströmend wachsen lässt, stellt sich nicht als untätig oder unfruchtbar in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus dar. Wer diese Eigenschaften besitzt und sie immer mehr entwickelt, wird fruchtbar sein in der Erkenntnis Jesu Christi. Er wird Jesus Christus immer tiefer kennenlernen.
Wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind, wachsen und überströmend werden, dann werdet ihr nicht untätig oder unfruchtbar sein. Stattdessen führen sie euch zu einer tieferen Erkenntnis Jesu Christi. Man sagt: „Du wirst, was du liebst.“ Wenn wir Christus lieben, werden wir ihm ähnlich. Ein Ehepaar, das sich sehr liebt, ähnelt sich im Alter oft. Man ahmt denjenigen nach, den man liebt.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen diesem fleißigen Darreichen und einer immer tiefer werdenden Liebesbeziehung zu Jesus Christus, wie Petrus hier offensichtlich andeutet. Wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind, werdet ihr nicht unfruchtbar sein in Bezug auf die Erkenntnis Jesu Christi. Ihr werdet Christus besser kennenlernen.
Warnung vor geistlicher Blindheit und Vergessenheit
Zweitens: Die negative Motivation
Wer diese Dinge nicht besitzt oder bei dem sie nicht gegenwärtig sind, der ist blind und kurzsichtig. Eigentlich könnte man hier übersetzen, dass er die Augen verschließt – so lautet das griechische Wort an dieser Stelle. Er ist also blind und verschließt bewusst die Augen.
Er hat die Reinigung von seinen vorigen Sünden vergessen. Bei dem, bei dem kein Glaube, keine Tugend, keine Erkenntnis, kein Ausharren, keine Liebe und keine Bruderliebe vorhanden sind, ist nichts vorhanden. Dieser Mensch ist weit zurückgegangen.
Wer diese Dinge nicht besitzt oder bei dem sie nicht gegenwärtig sind, der ist blind und kurzsichtig, verschließt die Augen und hat die Reinigung von seinen vorigen Sünden in Vergessenheit geraten lassen. Er lebt nicht mehr im Bewusstsein darüber, dass er von seinen Sünden gereinigt wurde. Er hat vergessen, was der Sinn und Zweck dieser Reinigung war.
Er hat vergessen, dass Christus in ihm ein anderer Mensch werden soll und dass der Charakter Jesu Christi zum Ausdruck kommen soll. Das erinnert an die Israeliten in der Wüste: Sie vergaßen, warum sie eigentlich ausgezogen waren, und wollten wieder zurück nach Ägypten. Sie vergaßen, wie es vorher in Ägypten war, und dachten nur noch an den guten Knoblauch.
So verhält es sich auch mit der Vergessenheit der Reinigung von den vorigen Sünden.
Aufruf zur Festigung der Erwählung (Ausblick)
Aber da wollen wir nicht aufhören. Ich möchte noch diesen Vers lesen. In Vers 10 kommt die Bekräftigung, ein Aufruf, mit Fleiß die Erwählung festzumachen.
Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, euren Ruf oder euer Gerufensein und eure Erwählung festzumachen. Euren Ruf und eure Erwählung festzumachen, denn indem ihr diese Dinge tut, werdet ihr nicht straucheln und fallen.
Denn so wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Hier kommt also noch einmal ein Aufruf, mit Fleiß festzumachen.
Und dann folgt noch einmal eine Motivation in Vers 10: Wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr nicht straucheln. Denn so wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus.
Aber diese zwei Verse wollen wir uns doch für morgen aufheben. Ich denke, wir können hier Schluss machen.
