Wer ist Jesus? Um diese wichtige Frage geht es in unserem heutigen Predigttext. Wir haben dies gerade in der Schriftlesung gehört.
Nachdem wir letzte Woche im Rahmen unserer Predigtserie das Lukasevangelium betrachtet haben, in dem berichtet wird, wie Jesus verhaftet, verraten und letztendlich verleugnet wurde, kommen wir heute zu dem Bericht über sein Verhör. Dabei geht es darum, herauszufinden: Wer ist Jesus eigentlich?
Doch diejenigen, die ihn verhören, wollen das eigentlich gar nicht wirklich wissen. Sie haben sich längst ihr Urteil über ihn gebildet und sind nicht daran interessiert, die Wahrheit herauszufinden. Sie suchen nur einen Anlass, einen Grund, um ihn letztendlich aburteilen zu können.
Ich hoffe, dass wir heute mit einer anderen Herzenshaltung hier sind und wirklich mehr verstehen wollen, wer dieser Jesus ist. Von daher hoffe ich, dass du hier bist und an der Wahrheit interessiert bist.
Mein Gebet ist, dass diese Predigt dir hilft, tiefer in die Wahrheit darüber einzudringen, wer Jesus wirklich ist. Ich bin davon überzeugt, dass wir, wenn wir ihn immer mehr erkennen, ihn auch immer mehr lieben und ihm immer mehr vertrauen werden. Das ist mein Gebet für uns heute Abend.
Überblick über die Verhöre Jesu und die zentrale Frage nach seiner Identität
Unser Predigttext, den wir gerade gehört haben, gliedert sich relativ offensichtlich in vier Abschnitte.
In den ersten drei Versen, Lukas 22,63-65, sehen wir, wie Jesus vor die Wachleute geführt wird. Danach, in den Versen 66 bis 71, wird Jesus vor dem Hohen Rat verhört. Zu Beginn von Kapitel 23, Lukas 23, sehen wir, wie er vor Pilatus gezerrt wird. Schließlich, am Ende unseres heutigen Predigttextes, Lukas 23,8-12, sehen wir Jesus vor Herodes.
Bei all diesen Verhören und in all diesen verschiedenen Situationen wird immer wieder darüber spekuliert, wer Jesus ist. Mal geschieht dies in eher ablehnender Weise, mal in fragender. Ist er ein Prophet? Ist Jesus der Christus, der Sohn Gottes? Ist Jesus ein König? Ist Jesus ein Wundertäter?
Ich möchte für uns beten, dass wir erkennen, wer er wirklich ist.
Himmlischer Vater, so beten wir, dass du durch dein heiliges Wort zu uns sprichst. Schenk uns erleuchtete Augen des Herzens, damit wir Jesus erkennen als den, der er wahrhaftig ist. Herr, gib uns die Bereitschaft, uns durch dein Wort ins Leben sprechen zu lassen. Lass uns herausgefordert werden, unser Denken, Fühlen und Handeln dort korrigieren zu lassen, wo es nötig ist.
Schenke uns, dass wir im Hören auf dein Wort hineingeführt werden in eine immer weitergehende Anbetung. So möge unser ganzes Leben mehr und mehr zu einem lebendigen Gottesdienst werden.
Darum bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Jesus vor den Wachleuten: Spott und Verkennung seiner prophetischen Sendung
Nachdem Jesus verhaftet worden war – das haben wir am Ende der Predigt letzte Woche gehört – wurde er in das Haus des Hohenpriesters geführt. Dort, im Hof, hatte Petrus Jesus dreimal verleugnet.
Was Lukas nicht berichtet, wissen wir nur aus den Parallelberichten: Jesus wurde in der Nacht vor den Hohenpriester geführt. Dieser stellte ihm einige Fragen, und auch Diener waren involviert. Das nahm keinen besonders guten Verlauf. Doch all das war nur ein Vorspiel und letztlich bedeutungslos, denn nach jüdischem Recht konnte einem Angeklagten erst nach Sonnenaufgang der Prozess gemacht werden.
Deshalb wird Jesus dann den Wachleuten übergeben, die bis dahin auf ihn aufpassen sollen. Das sehen wir in den Versen 63 bis 65. Dort sehen wir, wie er vor den Wachleuten ist. Diese verhalten sich jedoch nicht nur als Wächter. Sie benehmen sich wie pubertierende Jungs. Wahrscheinlich stacheln sie sich gegenseitig an, ihr Opfer zu schlagen und zu verspotten.
Jemand hatte behauptet, dass Jesus ein Prophet sei. Für die Wachleute war das offensichtlich völliger Blödsinn. Ein echter Prophet ist doch keine armselige Kreatur. Jesus war für sie ein Losertyp, einer, den man auf dem Pausenhof aussondert und bei dem die anderen Jungs ihren Dampf ablassen können.
So verhielten sie sich und trieben ihr zynisches Spiel. Sie verspotteten den Gedanken, dass Jesus ein Prophet sein könnte. Wir lesen: Sie verdeckten sein Angesicht, schlugen ihn und sagten dann zu ihm: „Weissage, wer ist der, der dich schlägt?“ Jesus ließ all das geschehen.
Dabei wissen wir, dass er tatsächlich ein Prophet war. Er hätte sofort sagen können, wer ihn dort schlug. Jesus hatte das von sich mehrfach deutlich gesagt – schon zu Beginn seines öffentlichen Wirkens. Als er seine erste große Predigt in seiner Heimatstadt Nazaret in der Synagoge gehalten hatte, stieß er auf Ablehnung. Daraufhin sagte er: „Wahrlich, ich sage euch, kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterland.“
Deutlich später, als er schon auf dem Weg nach Jerusalem war – wo er nun angekommen ist – wurde er gewarnt, dass es gefährlich werden könnte, für ihn nach Jerusalem zu gehen. Doch Jesus entgegnete denen, die es gut mit ihm meinten: „Doch muss ich heute und morgen und am folgenden Tag noch wandern, denn es geht nicht an, dass ein Prophet umkomme außerhalb von Jerusalem.“
Jesus ließ keinen Zweifel: Er ist ein Prophet. Und das haben wir auch in seinem Reden gesehen. So wie alle anderen Propheten vor ihm rief er die Menschen zur Umkehr. Er rief sie zur Buße auf: „Tut Buße!“ Er verkündete ihnen den Weg Gottes. Er rief sie dazu, zu Gott umzukehren und ihm zu vertrauen: „Tut Buße und glaubt!“
Er verkündete, wie alle Propheten zuvor, den guten Plan Gottes – eine zukünftige Hoffnung. Jesus sprach als Prophet in das Leben der Menschen. Immer wieder sprach er ganz direkt und persönlich in das Leben von Menschen. Er offenbarte tiefe Einsicht in die Herzen der Menschen.
Ich möchte heute fragen: Ist dir klar, dass Jesus ein Prophet ist, ein von Gott Gesandter, der mit göttlicher Wahrheit in dein Leben hineinspricht? Nur weil Jesus von so vielen Menschen abgelehnt wird, sollten wir nicht schlussfolgern, dass er letztlich unbedeutend ist.
Das war damals so, und das ist heute so. Menschen werden ihn ablehnen und verspotten, so wie sie es damals getan haben. Aber das hat nichts damit zu tun, dass Jesus nicht tatsächlich ein Prophet ist. Es zeigt uns nur, dass wir Menschen eines nicht wollen: dass uns jemand ins Leben spricht.
Wie geht es dir? Bist du bereit, dir ins Leben sprechen zu lassen? Bist du bereit, dich herausfordern zu lassen und dir sagen zu lassen, wo du auf Abwegen bist? Bist du bereit, dir sagen zu lassen: So nicht mehr, kehr um!
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir anerkennen, dass dieser prophetische Dienst, den Jesus heute noch durch sein heiliges Wort und in der Verkündigung seines Wortes tut, uns allen immer mal wieder nicht so gut gefällt. Er tritt uns auf die Füße. Aber er tut das, weil er uns liebt. Er tut das, weil er es gut mit uns meint.
Deshalb ruft er uns von falschen Wegen zurück. Ich hoffe und bete, dass du erkennst, dass Jesus ein Prophet ist, der aus Liebe in dein Leben hineinspricht.
Seine Wachleute verkannten ihn. Sie kamen gar nicht auf die Idee, dass er tatsächlich ein Prophet sein könnte. Jesus tat ihnen auch nicht den Gefallen, sich hier zu offenbaren. Er hätte ja nun einem dieser Schläger sagen können: Übrigens, ich weiß, wie du heißt, und ich weiß mehr über dich, als du selbst.
Ich kann mir vorstellen, sie wären ganz schön blass geworden. Aber das war nicht sein prophetischer Auftrag. Sein Auftrag war es, den Menschen zu verkündigen, dass mit ihm das Reich Gottes herbeigekommen war. Er hatte die Menschen zur Buße und zum Glauben gerufen. Nun war in gewisser Weise sein prophetischer Auftrag erst einmal abgeschlossen.
Deshalb schweigt er und erträgt all das. So wie einer seiner Vorgänger, der Prophet Jesaja, der gesagt hatte: Als er gemartert wurde, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf.
Jesus vor dem Hohen Rat: Die Frage nach dem Messias und die Weigerung zur Wahrheit
Nur dann kam der Morgen. Nun konnte Jesus vor den Hohen Rat geführt und ihm der Prozess gemacht werden. Ab Vers 66 lesen wir, wie sie ihn befragen.
In Vers 67 fragen sie: „Bist du der Christus? So sage es uns.“ Das ist eine wichtige Frage: Bist du der Christus? Darum geht es – wer ist Jesus? Allerdings ist das keine offene Frage. Die dort versammelten religiösen Leiter haben längst ihr Urteil über Jesus gefällt. Das haben wir in den letzten Wochen immer wieder gesehen.
Wenn wir etwas weiter zurückdenken, zum Beispiel in Lukas 20, hatten sie Jesus viele Fangfragen gestellt. Nicht, weil sie wirklich etwas erfahren wollten, sondern weil sie ihn dazu bringen wollten, etwas zu sagen, auf dessen Grundlage sie ihn anklagen und verurteilen konnten. Schließlich hatten sie einem seiner Jünger, Judas, Geld versprochen, wenn er Jesus ausliefern würde. Nun war es so weit: Sie hatten Jesus gefangen genommen und brauchten ein rechtskräftiges Urteil.
Sie brauchten eine Aussage von Jesus, mit der er sich selbst verurteilt. Das war notwendig, damit sie ihn vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus bringen konnten. Der Hohe Rat konnte Jesus nicht einfach töten, denn sie durften kein Todesurteil vollstrecken. Judäa war damals unter römischer Besatzung, und es stand den Juden nicht zu, selbst Todesurteile zu vollziehen. Deshalb brauchten sie die Römer und ein Urteil, das sie Pilatus vorlegen konnten.
Jesus durchschaut ihr böses Spiel und antwortet zunächst: „Sage ich es euch, so glaubt ihr es nicht.“ Und weiter in Vers 68: „Frage ich aber, so antwortet ihr nicht.“ Jesus macht deutlich: „Ihr seid gar nicht an der Wahrheit interessiert. Ich kann sagen, was ich will, ich kann euch alles erklären, aber ihr wollt es nicht wissen. Euer Problem ist nicht, dass ihr nicht genug Informationen habt, sondern dass ihr nicht glauben wollt.“
Das haben wir immer wieder gesehen, besonders bei den vielen Streitigkeiten und Fragen in Kapitel 20. Dort hatte Jesus auch seinen Gegnern eine Frage gestellt, nämlich, ob die Vollmacht von Johannes dem Täufer vom Himmel oder von den Menschen kam. Sie waren nicht bereit, darauf zu antworten. Sie haben nicht wirklich überlegt, sondern abgewogen und gesagt: „Was sagen wir? Das oder das? Wir wissen es nicht.“
Jesus hat das alles durchschaut. Die Menschen wollten einfach nicht wahrhaben, dass Jesus tatsächlich der Christus ist, der von Gott gesandte, lang verheißene Messias.
Ich möchte dir deshalb die Frage stellen: Weißt du das? Ist dir klar, dass Jesus der im Alten Testament verheißene Messias ist, griechisch übersetzt Christus? Wenn du dir nicht sicher bist, möchte ich, dass du mich nicht falsch verstehst. Es ist gut, diese Frage zu stellen.
Das Problem mit der Frage des Hohen Rates war nicht, dass sie sie gestellt haben – das ist eine sehr wichtige Frage. Das Problem war ihre Herzenshaltung. Sie suchten keine Antwort, sondern nur Worte, um Jesus zu verklagen.
Daher möchte ich dich einladen: Wenn du heute Abend hier bist und noch nicht genau weißt, was es mit Jesus auf sich hat, wenn du noch nicht genau verstehst, was „Christus“ bedeutet, dann komm ins Gespräch. Gott liebt solche Fragen. Er hat uns Christen, die wir Jesus als Christus erkannt haben, beauftragt, unseren Glauben weiterzugeben und zu bezeugen.
Wir sind hier versammelt, um denen, die noch nach Antworten suchen, zur Seite zu stehen. Geh mit deinen Fragen nicht wieder nach Hause, sondern stelle sie und erlaube uns, dir zu helfen, Antworten auf diese wichtigen Fragen zu finden.
Das wollten die Männer des Hohen Rates nicht tun. Sie suchten keine Antworten, sondern nur Worte, mit denen sie Jesus anklagen konnten.
Nun war Jesus bereit, ihnen etwas zu sagen. In Vers 69 identifiziert er sich selbst und sagt: „Von nun an wird der Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft Gottes.“
Das klingt im ersten Moment so, als spräche Jesus von etwas ganz anderem. Die Frage war: „Bist du der Christus?“ Und Jesus antwortet: „Von nun an wird der Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft Gottes.“
Doch Jesus beantwortet die Frage, und seine Ankläger verstehen ihn auch so. Für sie war klar, dass Jesus Worte aufgreift, die sich eindeutig auf den Messias beziehen. Worte aus dem Propheten Daniel.
Wir haben den messianischen Titel „Menschensohn“ immer wieder betrachtet. Jesus hat ihn häufig auf sich selbst angewandt und damit deutlich gemacht: Ja, ich bin der Messias, der von Daniel und anderen Propheten verheißene Messias.
Daniel hatte in seiner Beschreibung des Menschensohns gesehen, wie der Ewige zum Ewigen kommt, wie der Messias, der Christus, zu Gott dem Vater kommt und von ihm Macht, Ehre und Reich empfängt. Er besteigt den ewigen Königsthron zur Rechten Gottes.
Den religiösen Führern war sofort klar, dass Jesus hier von sich selbst behauptet, der Messias, der Christus, zu sein.
Welche Reaktion wäre die richtige gewesen, als sie verstanden, dass Jesus sagte: „Ja, ich bin es“? Sie hätten auf die Knie fallen und ihn anbeten sollen – denn der Messias, der Christus, war erschienen.
Doch das war nicht ihre Absicht. Ganz im Gegenteil: Sie haken gleich noch nach und wollen mehr aus ihm herauslocken.
So heißt es ab Vers 70: „Bist du der Sohn Gottes? Bist du Gottes Sohn?“
Jesus leugnet es nicht, sondern sagt: „Ihr sagt es, ich bin es.“
Für sie ist nun alles klar. Sie sagen: „Was brauchen wir noch für ein Zeugnis? Wir haben es selbst aus seinem Mund gehört.“
Für sie ist Jesus ein Gotteslästerer, den sie anklagen und zum Tode verurteilen können.
Wie kann ein Mensch für sich beanspruchen, Gottes Sohn zu sein? Ganz ehrlich: Wenn irgendjemand von uns das behaupten würde, wäre das Gotteslästerung.
Doch bei Jesus ist es anders – er ist wahrlich Gottes Sohn. Das hatte Gott der Vater immer wieder bezeugt.
Schon bei Jesu Taufe hörte man die Stimme aus dem Himmel: „Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Als Jesus mit drei seiner Jünger auf dem Berg verklärt wurde, erklang die Stimme des Vaters: „Das ist mein lieber Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“
Das größte Zeugnis von Gott dem Vater steht noch bevor: Wie Jesus mehrfach ankündigte, wird Gott der Vater ihn als seinen ewigen Sohn bestätigen und ihn von den Toten auferwecken.
Jesus verdient die Anbetung aller Menschen. Er ist der Mensch gewordene Gott, der lang verheißene Christus. Er ist der Heilige, der ewige Gott, der zu uns Menschen gekommen ist.
Er verdient unsere Anbetung. Doch diese Menschen wollen ihn nicht anbeten, sondern töten.
Jesus vor Pilatus: Die politische Dimension seiner Königswürde
Und so zerren sie ihn vor Pilatus. Wir lesen das zu Beginn von Kapitel 23: „Da ist es, und die ganze Versammlung stand auf, und sie führten ihn vor Pilatus und fingen an, ihn zu verklagen und sprachen: Wir haben gefunden, dass dieser unser Volk aufhetzt und verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und spricht, er sei Christus, ein König.“
Was ein Ankläger hier tut, ist typisch für böse Menschen. Sie vermischen ihre Lügen mit ein bisschen Wahrheit. Nur Lüge fällt sofort auf, das merkt man. Aber Lüge und Wahrheit miteinander vermengt, das könnte durchgehen.
So lügen sie zuerst über den Sachverhalt: Er hat das Volk verhetzt, er hat verboten, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Das ist offensichtlich falsch. Jesus hat nie das Volk verhetzt und erst recht nicht verboten, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Tatsächlich haben wir in Kapitel 20 gesehen, dass er gefragt wurde, ob man dem Kaiser Steuern zahlen soll. Und er hatte gesagt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“
Aber sie sagen zu Recht, dass er für sich in Anspruch nimmt, der Christus zu sein. In gewisser Weise hat er das auch, denn durch diese Bezeichnung aus Daniel 7 wird deutlich, dass er sich selbst als König versteht. Und das ist es, was sie jetzt hier vor Pilatus bringen.
Die Anklage, dass er der Christus ist, interessiert Pilatus wahrscheinlich weniger. Pilatus war kein Jude, das war für ihn wahrscheinlich eher eine innerjüdische Angelegenheit: Messias her oder Messias hin, das ist alles eigentlich egal. Das sollen die Juden unter sich klären, ob es überhaupt so einen gibt und wer das ist. Was geht das mich an?
Aber König, das war interessant. Das war ein Problem, denn es gab nur einen, und es kann nur einen geben: den Kaiser in Rom. Wenn hier einer aufsteht und Ärger macht und behauptet, ein König zu sein, dann ist das relevant. Dem musste Pilatus nachgehen.
Das tut Pilatus. Er ist klug genug, sich selbst ein Bild zu machen und Jesus selbst zu fragen: „Bist du der Judenkönig?“ Und Jesus antwortet tatsächlich und sagt: „Du sagst es.“ Das heißt, Jesus bekennt ohne Umschweife: Ja, ich bin ein König.
So steht er hier vor Pilatus, und Pilatus ist herausgefordert, sich zu überlegen: Erkenne ich ihn als König an? Sollte ich aufhören, dem Kaiser in Rom zu dienen? Ist das der richtige König?
Pilatus sieht die Sache und denkt: Das ist irgendwie Quatsch. Der ein König? Das ist eine harmlose Witzfigur, der ist doch unbedeutend. Aber der Hohe Rat, was die da sagen, das ist doch auch völliger Blödsinn. Der ist doch harmlos. Guck dir dieses armselige Kerlchen an.
So kommt Pilatus zu seinem Urteil, wo er letztendlich gar nicht urteilen muss. Er sagt: „Ich finde keine Schuld an diesem Menschen.“ Wir wissen nicht genau, was Pilatus in Jesus sah, aber offensichtlich sah er keine Gefahr an ihm. Aber er sieht in ihm eben auch nicht den König, vor dem er sich beugen und dem er dienen sollte.
Aber genau das hat Jesus verdient: dass wir uns vor ihm beugen und ihm dienen. Er ist der König, dem wir Gehorsam und Dienst schulden. Jesus ist der Herr aller Herren und der König über allen Königen.
Ja, er mag nicht so imposant erscheinen wie manche andere Könige, weil unsere Vorstellung von Königen geprägt ist von den Königen dieser Welt. Die kommen stolz und mit viel Pomp daher. Bei Jesus gab es keinen Stolz, keinen Prunk. Er kam, so beschreibt er sich selbst, sanftmütig und von Herzen demütig.
Er war so ein ganz anderer König, ein ganz anderer Herr als all die hohen Herren dieser Welt.
Ich habe heute nach einem der Gottesdienste mit jemandem gesprochen, der mir sagte, er tue sich schwer mit dem Gedanken, dass Jesus König ist, weil er so viel schlechte Autorität in seinem Leben erlebt hat. Was für eine gute Nachricht: Dieser König ist so ganz anders.
Tatsächlich hatte Jesus seinen Jüngern selbst erklärt, was es heißt, ein guter Herrscher zu sein. Er hat gesagt: „Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein, und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.“
Dann hat er angekündigt, wie er selbst als König, als der Menschensohn hier auf Erden, agieren würde. Er hat gesagt: „Ich bin nicht gekommen, um mir von euch dienen zu lassen.“ Das wäre sein gutes Recht gewesen: sich auf seinen Thron zu setzen und zu sagen: „Hier ist Gottes Sohn, hier ist der König aller Könige, kommt und dient mir.“
Aber nein, er ist nicht gekommen, damit er sich dienen lasse, sondern damit er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Gerade das macht Jesus nicht nur zum mächtigsten aller Könige, sondern auch zum besten Herrn, den wir jemals haben können.
Ich hoffe, du erkennst das. Ich hoffe, du beugst deine Knie vor ihm und betest ihn an.
Pilatus tut das nicht. Er hält ihn für unschuldig, und damit ist die Sache für ihn erledigt. Aber nicht für den Hohen Rat. Der Hohe Rat hat beschlossen, dass Jesus für sie gefährlich ist, weil er sie mit seinen klaren biblischen Lehren herausgefordert hat. So sind sie voller Hass darauf bedacht, ihn umzubringen und aus dem Weg zu räumen.
Jesus vor Herodes: Enttäuschung über fehlende Wunder und die Ablehnung seiner Botschaft
Sie lassen nicht locker. Das sehen wir hier ab Vers 5. Sie wurden noch ungestümer und sagten: „Er wiegelt das Volk auf, damit er hier und dort in ganz Judäa lehrt, angefangen von Galiläa bis hierher.“
Pilatus hört das und denkt sich: Ah, Galiläa, ding ding, das ist jetzt die Chance, das Problem loszuwerden. Galiläa gehört streng genommen nicht zu seinem Gebiet. Er ist der Statthalter in Judäa. Jerusalem ist die Hauptstadt von Judäa, Galiläa liegt weiter nördlich. Galiläa ist eine Provinz, und dort gibt es so einen jüdischen, halb-jüdischen Fürsten, relativ unbedeutend, nicht von Rom eingesetzt, nicht von gleichem Rang wie Pilatus – Herodes.
Zu den Festtagen ist es üblich, dass jeder Jude oder Halbjude nach Jerusalem kommt. Pilatus denkt sich: Mensch, eigentlich kann ich Herodes nicht ausstehen und würde ihm niemals etwas übertragen, aber heute ist ein guter Tag dafür. Dann soll doch Herodes sich mit Jesus auseinandersetzen.
Wir lesen später übrigens, dass die beiden darüber Freunde wurden. Klar, Herodes fühlte sich geschmeichelt von Pilatus. Die beiden waren mal einer Meinung – was sonst nicht vorkam. Aber seht ihr, was Pilatus hier letztendlich tut? Er tut genau das, was viele Menschen auch heute noch tun. Vielleicht etwas, das du auch heute noch tust: Er sucht Wege, um sich nicht klar gegenüber Jesus positionieren zu müssen.
Vielleicht bist du schon eine ganze Zeit hier, vielleicht kommst du regelmäßig in die Gottesdienste und hörst viel über Jesus und denkst: Oh, das ist interessant. Und das sollte der mal hören, ich hoffe, der hat die Predigt gehört. Oh, die Predigt wäre bestimmt gut für ihn. Und wenn man dich fragt, dann bleibst du möglichst neutral: Ja, ja, das war sehr interessant.
Wisst ihr, das ist das Grundproblem: Jesus verlangt von uns eine Positionierung. Es gibt kein „na, warten wir mal“, „gucken wir mal“, „ist mir egal“. Entweder bist du für ihn oder gegen ihn. Pilatus will sich nicht positionieren, und so schiebt er Jesus ab. Der Weg funktioniert nicht – das wird Pilatus noch merken. Jesus kommt wie ein Bumerang zu ihm zurück. Aber darüber denken wir nächste Woche nach.
Hier lesen wir, wie Jesus nun zu Herodes geführt wird, und Herodes freut sich, dass Jesus zu ihm kommt. Wir lesen das ab Vers 8: „Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich, denn er hätte ihn längst gerne gesehen, denn er hatte von ihm gehört und hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen.“ Er fragte ihn viel.
Herodes, wie gesagt, ist Regionalherrscher in Galiläa. Galiläa war die Region, in der Jesus aufgewachsen ist und wo er einen Großteil seiner Wunder getan hat. Herodes hatte sicher viel mitbekommen von alldem, er hatte viel davon gehört. Er hatte gehört, wie Jesus viele Kranke geheilt hatte, wie er böse Geister ausgetrieben hatte, wie er Tote auferweckt hatte und viele weitere Wunder getan hatte.
Herodes dachte: Mensch, das ist spektakulär, das will ich auch mehr erleben. Und jetzt ist Jesus endlich bei ihm, direkt vor ihm, live und in Farbe. „Wunder, tu ein Wunder für mich, Jesus, komm, mach was, zeig mir was, mach was für mich!“
Aber darauf lässt sich Jesus nicht ein. Jesus performt nicht auf Auftrag. Das gefällt Herodes nicht. Er ist enttäuscht, frustriert, wendet sich ab und hat nichts mehr für Jesus übrig, wie wir im Fortgang sehen.
Ihr Lieben, ich glaube, auch das finden wir immer wieder in christlichen Gemeinden: Menschen, die viel von Jesus gehört haben, kommen und sagen: „Dieser Jesus soll ja ein Wundertäter sein, Jesus soll allmächtig sein, Jesus, mach was für mich! Ich habe gewisse Nöte und bringe dir meinen Wunschzettel, lieber Herr Jesus: A, B, C, D, E.“
Betest du manchmal so? Also keine Gebete der Anbetung, des Lobpreises, kein Sündenbekenntnis, kein Bitten um Gnade – sondern einfach nur deinen Wunschzettel Jesus vorlegen? Wenn Jesus da nicht performt, dann sind wir frustriert und haben nichts mehr für ihn übrig.
Das ist genau das, was wir hier erleben. Dabei verpasst Herodes, Jesus als Wundertäter zu erleben. Denn Jesus tut Wunder für jeden, der sich ihm zuwendet. Jesus ist ein mächtiger Wundertäter, der jedem, der sich ihm im Glauben zuwendet, das größte Wunder überhaupt schenkt: Er macht geistlich tote Menschen lebendig, er öffnet die Augen geistlich blinder Menschen, sodass sie sehen können, er schenkt geistlich tauben Menschen Gehör, sodass sie sein Wort wahrhaft verstehen.
Jeder, der so zu Jesus kommt und sagt: „Herr, hilf mir, dich wahrhaft zu erkennen. Herr, ich erkenne, wie geistlich tot ich bin, tu was für mich“, der findet Hilfe bei Jesus. Und ganz ehrlich: Das sind wir alle. Wir alle brauchen dieses Wunder, denn wir alle haben letztendlich Probleme mit unseren Herzen. Wir haben einen Geburtsfehler. Unsere Herzen schlagen nicht so, wie sie sollten. Unsere Herzen wollen immer wieder das Falsche und bringen uns dazu, das Falsche zu tun.
Die Bibel beschreibt uns Menschen mit der einfachen Formulierung: „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ Und weil wir dieses Problem haben, weil wir eigentlich steinerne Herzen haben, weil wir geistlich tot sind und den ewigen Tod erwarten, kommt Gott in Jesus Christus in diese Welt.
Er ist der große Wundertäter, der gekommen ist, um Tote lebendig zu machen. Er kommt mit seiner Heilsbotschaft, sodass jeder, der sich ihm im Glauben zuwendet, vom Tod zum Leben durchdringt. Das ist das große Wunder, das Jesus auf Herodes hätte tun können, wenn er sich ihm doch nur im Glauben zugewandt hätte.
Aber Herodes suchte keinen Retter, er suchte nur eine fromme Show. Weil Jesus seine Neugier nicht befriedigte, war er frustriert. Das sehen wir im Fortgang.
Die hohen Priester und Schriftgelehrten, heißt es im Vers 10, standen dabei und verklagten ihn. Aber Herodes mit seinen Soldaten verachtete und verspottete ihn, legte ihm ein weißes Gewand an und sandte ihn zurück zu Pilatus.
An dem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde, denn vorher waren sie einander feindlich gesinnt. Herodes hat nichts mehr für Jesus übrig. Jesus war jetzt uninteressant. Wenn er für ihn nicht performt, dann ist diese harmlose Witzfigur bestenfalls noch gut für ein bisschen Hohn und Spott – und dann kann man ihn wieder wegschicken.
Fazit: Jesus als Prophet, Messias, König und Wundertäter – der Retter für alle Menschen
Und so endet unser Predigttext. Also, wer ist Jesus?
Wir haben gesehen, wie Jesus geschlagen, verspottet und verhöhnt wurde. Wir haben erlebt, wie er hin und her gezerrt, angeklagt und verhört wurde. Die Menschen forderten seinen Tod.
In all dem, was wir hier lesen, könnten wir denken, Jesus sei ein wahrscheinlich harmloses Opfer, einer, der bösen Feinden hilflos ausgeliefert ist. Aber, ihr Lieben, der Schein trügt. Jesus hat in all dem alles im Griff.
Wenn wir ein bisschen herauszoomen und lesen, was Jesus vorher selbst schon angekündigt hatte, und sehen, was nachher geschehen wird, dann wird uns klar, dass alles, was hier geschieht, genau so geschieht, wie es geschehen sollte. All das, so böse es von diesen Menschen ist, so sehr ist es doch von Gott gedacht als guter Plan zur Errettung von Menschen.
Denn in Jesus kam der Christus, Gott selbst, zu uns zu sündern. Zu sündern wie diesen Wachleuten, die Jesus nicht ernst nehmen, die seine Worte nicht ernst nehmen, die sich nicht ins Leben sprechen lassen von diesem wahren Propheten.
Er ist gekommen für Menschen wie seine Ankläger, die voller Hass in ihrer Sünde blind sind. Er ist gekommen für Feiglinge wie Pilatus, die sich nicht positionieren wollen. Er ist gekommen für Menschen wie Herodes, die eigentlich nur einen Weihnachtsmann haben wollen und gar nicht verstehen, was ihre größte Not ist.
Er ist gekommen für Menschen wie dich und mich. Wir alle brauchen ihn. Wir alle brauchen einen Propheten, der uns mit Wahrheit ins Leben spricht. Wir alle brauchen den ewigen Gott, der in unser Leben kommt, um uns aus unserer Sünde zu retten. Wir alle brauchen einen König und Herrn, der uns den Weg weist und uns gut regiert. Wir alle brauchen einen Wundertäter, der uns lebendig macht, wo wir doch geistig tot sind.
Und all das tut Jesus, indem er all den Hohn und Spott, all die Schläge und selbst den Tod, den wir verdient hätten, auf sich selber nimmt. Er stirbt für uns und steht dann wieder auf, weil Gott der Vater ihn bestätigt als seinen ewigen Sohn. Er ist der lebendige Herr.
Ich möchte noch einmal ganz persönlich fragen: Wer ist Jesus für dich? Erkennst du seine Sanftmut und seine Demut in all dem, was er hier erträgt? Erkennst du, dass du das verdient hättest? Siehst du dich selbst in all den anderen?
Ist das nicht erstaunlich? So ist Jesus. Ich hoffe, du erkennst, dass ich bete, du erkennst Jesus als den Retter, den du brauchst. Und dann tue das, was die Menschen dort hätten tun sollen: Höre auf seine Worte, erlaube ihm, in dein Leben zu sprechen mit prophetischer Kraft. Erlaube ihm, als dein Gott und König derjenige zu sein, den du anbetest. Erlaube ihm, der König zu sein, dem du mit frohem Herzen dienst!
Befiehl dich ihm an und vertraue darauf, dass dieser mächtige Gott und König genau weiß, wie es dir geht, wenn du durch schwere Stunden gehst. Er hat gelitten wie wir und war doch ohne Sünde. Er versteht dich in deiner Not.
Und er ist der siegreiche König, der all das überwunden hat. Er wird auch dir erlauben, alle Not zu überwinden, wenn du dich ihm nur anvertraust.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für deinen lieben Sohn, unseren Herrn und König Jesus. Danke, dass du ihn in die Welt gesandt hast, nicht um uns zu richten oder zu verurteilen, wie wir es verdient gehabt hätten, sondern um uns das Evangelium zu verkündigen und uns zurückzurufen aus unserer Sünde, aus unserem geistlichen Tod hin zu dir.
Danke, dass er gekommen ist, so dass wir mit dir vereint sein dürfen. Und danke, dass er gekommen ist als der gute König, der über uns regiert und uns frei macht von der Tyrannei und der Knechtschaft des Herrn dieser Welt, des Fürsten dieser Welt. Danke, dass wir bei ihm Frieden und wahre Freiheit finden.
Und so bete ich, dass, wenn jemand hier unter uns ist, der Jesus noch nicht wirklich als seinen ganz persönlichen Gott und König erkannt hat, du ihm, du ihr die Augen auftust, die Augen des Herzens, Herr.
Ich bete für uns alle, dass wir neu erkennen, was für einen guten König wir in Jesus haben, was für einen weisen Propheten. Dass wir bereit werden, mehr auf ihn zu hören, dass wir unser Leben mehr leben als ein Akt der Anbetung und dass wir mehr bereit werden, diesem König zu gehorchen und ihm zu dienen, denn er ist würdig.
Amen!