Treuer Herr, wir danken dir, dass wir einen treuen Gott haben, der uns beständig bleibt und seinem Wort treu ist. Du hältst das Wort, das du uns gegeben hast. Du bist für uns gestorben, Herr, und bei dir gibt es reichlich Vergebung.
Danke, dass wir so, wie wir sind, zu dir kommen dürfen und Hoffnung haben können. Denn du hast uns alles gegeben, was zu einem göttlichen, gottseligen Leben nötig ist – durch die Erkenntnis Gottes.
Danke, Herr, dass du ein geduldiger Gott bist. Danke, dass du uns Probleme schenkst, damit wir daraus lernen. Hilf uns, dass wir die göttliche Sichtweise gewinnen.
Wir beten für heute Nachmittag, dass du uns jetzt hilfst, wenn wir über das Thema Kommunikation sprechen werden. Wir bitten dich um deine Hilfe, um Konzentration und um ungestörte Aufmerksamkeit von dir.
Danke, Herr, öffne uns die Augen für dein Wort. Mach uns zu Menschen, die sich nach deinem Wort ausrichten. Hilf uns dabei, gut hineinzuschauen und es im eigenen Leben anzuwenden. Amen.
Einführung in die fünf Konfliktbereiche der Ehe
Wir kommen heute zu den fünf Bereichen der Ehe, in denen es häufig zu Konflikten kommt. Gleichzeitig sind dies auch die fünf entscheidenden und wichtigen Bereiche. Hier sind sie aufgelistet:
Zuerst die Kommunikation, dann die Finanzen, gefolgt von der Sexualität, der Kindererziehung und schließlich der Verwandtschaft.
Es ist schwierig, die richtige Reihenfolge festzulegen, was das Wichtigste ist. Sicherlich ist das Erste das Wichtigste, danach variiert die Bedeutung je nach Situation. Wir beginnen mit dem Ersten.
Rollenverständnis in der Ehe nach biblischem Vorbild
Aber vorher wollte ich noch etwas ergänzen zu heute Morgen. Wir hatten über die Rollen von Mann und Frau gesprochen. Dabei fällt auf, dass von dem Mann sehr viel verlangt wird. Das hängt mit seiner größeren Aufgabe zusammen. Wenn der Mann das Haupt ist, darf Gott mehr von ihm verlangen. In diesem Abschnitt in Epheser 5 sind auch mehr Verse auf den Mann bezogen.
Interessant ist, dass Paulus mit den Frauen beginnt. Zuerst werden die Frauen angesprochen. Übrigens ist das auch bei den Beziehungen zwischen Kindern und Eltern so, weiter unten in Kapitel 6. Wer wird dort zuerst angesprochen? Nicht die Eltern, sondern die Kinder. Zuerst die Kinder, dann die Eltern. In Kapitel 6, Vers 1 sind es die Kinder, in Kapitel 6, Vers 4 die Väter.
Auch bei der nächsten Sache, wenn Paulus von Knechten und Herren spricht, beginnt er wieder mit den Knechten, dann folgen die Herren. Es ist also immer so, dass die, die in einer Stellung der Unterordnung sind, zuerst angesprochen werden. Das ist interessant.
Daraus folgt, dass es nicht so ist, dass die Frau sagen kann: „Ich würde mich ja ohnehin gern unterordnen, aber wenn der Mann anders wäre, dann…“ Die Tatsache, dass Gott die Frau zuerst anspricht, zeigt, dass man hier keine Ausrede hat. Man kann nicht sagen, ich unterordne mich deshalb nicht, weil der Mann nicht so ist, dass man sich ihm unterordnen kann.
Das wäre höchstens der Fall, wenn der Mann Sünde verlangt. Dann ist klar, dass man sich nicht unterordnen darf. Das haben wir ja schon besprochen. Aber oft beschäftigt Frauen, dass der Mann eben nicht so ist wie Abraham, David, Daniel oder jemand anderes. Dann will man eine Entschuldigung dafür finden. Das geht aber nicht.
Auf der anderen Seite wird eine Frau, die wirklich davon überzeugt ist, dass sie von ihrem Mann geliebt wird, bereit sein, sehr viel für ihn zu tun. Die Männer sind hier also ganz stark gefordert. Und ich spreche das auch zu mir selbst.
Ich habe gerade in einem Gespräch erzählt: Meine Frau hat sehr viel mit mir durchgemacht, und ich lerne immer noch aus meinen eigenen Fehlern. Ich bin immer noch dabei, zu lernen. Wir sind gar nicht so eine Vorzeigefamilie, wie man sich das vielleicht vorstellt.
Aber wir haben die Schrift, wir haben Vergebung, wir können neu beginnen. Und wir sind ständig am Lernen. Bis wir sterben, sind wir am Lernen.
Wir müssen also nicht jetzt sagen, die vollkommene Ehe wollen wir erreichen – die werden wir ohnehin nicht erreichen. Aber wir wollen trotzdem das tun, was die Schrift sagt. Dort, wo wir fehlen, wollen wir das dem Herrn bekennen. Wir wollen nicht einfach darüber hinweggehen oder es liegen lassen.
Kommunikation als zentraler Konfliktbereich in der Ehe
Jetzt also zu diesen fünf Bereichen der Kommunikation. Wir beginnen damit.
Es gibt ja mehrere Kommunikationsebenen. Da ist der Keller des Schweigens und Richtens. Dazu wird gar nichts gesprochen. Das gehört noch nicht zur Kommunikation, deshalb habe ich es eingeklammert. Gar nicht zu kommunizieren ist keine Kommunikation.
Aber das Aha, das ist die falsche Reihenfolge, dann muss ich alles so schnell so, ja.
Hier haben wir verschiedene Ebenen, fünf Ebenen, die äußere, ich gehe von außen nach innen sozusagen. Die Klischee-Ebene ist falsch geschrieben hier, die Klischee-Ebene. Das heißt Smalltalk oder Gruß oder „Das Wetter ist schön heute, nicht wahr“ und so. Das ist das ganz oberflächlichste Gespräch mit dem Nachbarn über dem Zaun.
Die zweite Ebene ist die Sachebene oder der Informationsaustausch. „Hast du das Auto richtig geparkt?“ und so weiter. Also es geht einfach um Information, sachliche Dinge, auch schulische Dinge oder was es also an Information gibt, Zeitungsebene.
Die nächste, die schon tiefere Ebene, ist der Gedankenaustausch und Meinungsaustausch. Also welche Meinung man jetzt hat zu dieser Information, „Wie denkst du darüber?“
Das nächste ist dann der Austausch über Gefühle und Einstellungen. Das geht dann schon wirklich in die Tiefe. Also „Was fühlst du? Warum fühlst du so?“ oder irgendein Gespräch über viel Tieferes. Oft ist es so, dass unsere üblichen Gespräche gar nicht so weit kommen. Aber es ist sehr wichtig, dass man tiefgehende Gespräche führt.
Man muss aber immer wieder von vorne anfangen. Von der Sachebene geht es in die Gedanken- und Meinungen, und dann wird wirklich über Gefühle und Einstellungen ausgetauscht.
Und das Innerste ist, wo der Mensch sein ganzes Herz offenbart: Offenbarung des Herzens.
Man kann das hier auch so darstellen: Jemand hat es mal so dargestellt, also Klischees außen, dann Fakten, Fakten und sachliche Dinge, „Hast du schon gehört, das…“ Gespräche über Dritte. Die dritte Ebene: eigene Meinung, Gedankenäußerung, Stellungnahme. Die vierte: offener Austausch der Gefühle, „Ich bin verletzt“ und so weiter. Und die fünfte ist das Herz ohne Hintergedanken.
Es ist gut, dass man weiß, es gibt ein tieferes Gespräch. Wir können nicht sofort in das Herz des anderen hinein. Das geht nicht. Außerdem wird sich nicht jeder sofort so öffnen.
Und in der Ehe ist es auch nicht immer so, dass man gerade ins Herz kommt. Kommunikation braucht Zeit. Der andere muss merken, ich kann mich öffnen. Das Vertrauen muss wachsen. Und manchmal passt es einfach gar nicht in die Situation hinein, es geht jetzt gar nicht so.
Ebenen sind da, und wir wollen echten Austausch mit unserem Ehepartner. Der echte, tiefe Austausch des Herzens geht nur dort, wo ich weiß, dass mein Partner das nicht weiter sagen wird, dass er das nicht in die Öffentlichkeit bringt, was ich ihm hier sage.
Wir haben also verschiedene Ebenen.
Wesentliche Aspekte für gelingende Kommunikation
Das Wichtigste in Sachen Kommunikation zuerst: Hier haben wir drei meiner Meinung nach wichtige Punkte aufgeschrieben, zum Teil auch von anderen Leuten übernommen.
Nicht jede Zeit ist gut für ein Gespräch – hier ist ein tiefergehendes Gespräch gemeint. Es gibt manchmal Situationen, in denen ein Partner jetzt reden möchte, aber es passt überhaupt nicht. Entweder sind die Kinder da oder es herrscht gerade Stress. Für so etwas ist jetzt kein guter Zeitpunkt. Dann muss man in Liebe und Freundlichkeit sagen: „Mein lieber Schatz, könnten wir später darüber sprechen, vielleicht heute Abend? Jetzt ist mein Kopf voll von anderen Dingen, und ich bin auch ein bisschen unter Zeitdruck. Das schaffen wir jetzt nicht.“
Natürlich gibt es auch dringende Dinge, für die man eine andere Lösung finden muss. Aber üblicherweise gibt es immer noch Zeitfenster, in denen man sagen kann: „Ja, da nehmen wir uns die Zeit und sind ungestört, dann sprechen wir darüber.“ Nicht jede Zeit ist gut.
Der Herr Jesus hat sich auch Zeit genommen, mit Petrus zu sprechen, und hat das Gespräch aufgebaut. Er hat ihm zuerst ein gutes Frühstück gegeben, und dann sind sie spazieren gegangen. Petrus war nicht mit den Jüngern zusammen beim Frühstück, als der Herr Jesus ihn fragte: „Liebst du mich, Petrus?“ Wenn wir den Text lesen, merken wir, dass sie unterwegs waren, weg von den anderen. Johannes war zwar hinterhergelaufen, aber nicht so nah, dass er alles mitgehört hätte, was die anderen geredet haben. Petrus fragte: „Was wird mit diesem?“ – gemeint war Johannes, der dabei war. Der Herr sagte ihm, das sei jetzt nicht wichtig.
Der Herr war sehr weise im Umgang mit Menschen. Bei der Samariterin merkte er, dass er nur allein mit ihr sprechen konnte. Was machte er? Er schickte zwölf Leute einkaufen. Zwölf Männer gingen in die Stadt, obwohl das eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Aber er schickte sie alle weg, damit er allein mit der Frau sein konnte.
Dann kam es zu einem interessanten Gespräch, wenn man den Verlauf in Johannes Kapitel 4 beachtet. Der Herr spricht mit der Frau und sagt ihr etwas, das sie nicht sofort versteht. Er spricht vom Wasser des Lebens: „Wenn du wüsstest, wer ich bin …“ Erstens stellt er ihr eine Frage oder Bitte – das war schon eine große Überraschung für die Frau, denn hier bittet ein Jude eine Samariterin um etwas. Zweitens war es ungewöhnlich, dass ein Mann eine Frau bittet. Und drittens stellt er überhaupt eine Bitte: „Lass mich dran, ich möchte auch etwas trinken.“
Die Frau war überrascht, und gerade das gab den Einstieg für das Gespräch. Dann sagte der Herr: „Wenn du wüsstest, wer der ist, der mit dir redet, hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ Das machte sie neugierig, und das Gespräch wurde tiefer. Als sie dann das Wasser haben will, sagt er: „Geh hin und hol deinen Mann.“ Jetzt geht es noch tiefer. Die Frage ist, ob sie sich öffnen wird oder nicht. Sie öffnet sich: „Ich habe keinen Mann.“
Das war eine wichtige Sache, die besprochen werden musste. Eine Frau, die Sehnsucht nach einer Beziehung hatte, deren Durst nach Beziehung nicht gestillt war. Der Herr Jesus Christus bot ihr eine ganz andersartige Beziehung an. Mehr und mehr erkannte sie im Gespräch, wer er ist. Es kam ein Gespräch über das Opfer und darüber, wo man opfern muss. Das war ihr wichtig, denn wenn sie mit Gott in Ordnung kommen wollte, musste sie ein Opfer bringen.
Sie fragte: „Muss ich das Opfer in Jerusalem oder am Garizin in Samaria bringen?“ Der Herr zeigte ihr, dass sie das Opfer in Ordnung hatte. Das Heil kommt von den Juden, aber das Heil ist in ihm selbst als Person. Dann ging es ganz tief. Die Frau merkte: Dieser Mann deckt alles auf und ist die Antwort auf ihre Probleme. Ob das nicht der Messias sei? Dann ging sie hin und verkündete es den Samaritern.
Der Herr ist also sehr weise im Umgang mit Menschen. Man muss sich überlegen, wann die Zeit zum Sprechen ist. Vielleicht denkt der Mann: „Ich muss unbedingt mit meiner Frau sprechen.“ Aber nicht jetzt. Jetzt geht es nicht. Ihre Gedanken sind woanders, sie sind beschäftigt, die Kinder sind da und so weiter. Dann muss man ein Gespräch ausmachen, es terminieren.
Nicht jedes Gespräch muss gleich die Lösung bringen. Wir müssen nicht meinen, dass das eine Gespräch alles klärt. Je nachdem, welches Problem wir haben, kann das länger dauern. Dann muss ich warten, beten und über die Argumente des anderen nachdenken. Und ich muss widersprechen, wenn nötig. Die Sache darf nicht liegen bleiben.
Der Mann hat die Initiative zu ergreifen: „Ja, da ist ein Problem.“ Zum Beispiel ein Computerproblem, ein iPod-Problem oder ein Handyproblem mit den Kindern. Die Kinder wissen nicht mehr, wie sie damit umgehen sollen. Wie machen wir das jetzt? Wie können wir das in den Griff bekommen? Dann hat der Mann die Verantwortung und sagt: „Gut, wir setzen uns zusammen und überlegen gemeinsam, wie wir das Handyproblem lösen.“
Vielleicht ist heute Abend noch keine Lösung gefunden, aber vielleicht morgen. Immer ins Gebet gehen, den Herrn mit einbeziehen. Denn das ist seine Sache, seine Arbeit, Reich-Gottes-Arbeit: die Ehe. Da gehört der Herr dazu. Er ist die entscheidende Hilfe.
Praktische Tipps für eine gelingende Kommunikation
Gehen wir ins Gebet, zunächst alleine, jeder für sich, und dann gemeinsam. So kann der Herr uns die Sache klären. Das ist das Wichtigste von allem, diese Punkte hier.
Das nächste sind sechs Ratschläge, Tipps zur Förderung guter Kommunikation. Wenn wir gute Kommunikation in der Ehe wünschen, müssen wir lernen, immer gut zu sprechen. Es sollte etwas Regelmäßiges sein, dass ich mir Zeit für meine Frau nehme.
Wenn ich lange Zeit nicht mit ihr gesprochen habe oder die Kommunikation ohnehin nicht funktioniert hat, kann ich nicht erwarten, heute einfach zu sagen: „So, Schatz, heute beginnen wir mit echter Kommunikation. Gut, jetzt geht es los.“ Das funktioniert nicht. Man muss es aufbauen, regelmäßig Zeit nehmen. Es gibt so viel zu besprechen.
Ein Bruder erzählt manchmal, dass sie abends lange liegen, bevor sie einschlafen. Jetzt sind endlich die Kinder im Bett, es herrscht Ruhe, und sie sprechen die Dinge des Tages durch. Zeiten für spontane Gespräche sind ebenfalls wichtig. Heute haben wir das Telefon, das immer noch eine gute Möglichkeit ist und gut genutzt werden kann.
Kommunikation findet auf vielerlei Weise statt. Sie ist auch nonverbal, also durch Mimik, Gestik oder Umarmungen. Es gibt viele Arten zu kommunizieren. Übrigens ist auch das Thema Sexualität, das wir vielleicht noch streifen werden, eine Form der Kommunikation, und das hängt alles zusammen.
Beim Sprechen und Kommunizieren ist es so: 50 Prozent kommt auf das Nonverbale an, also auf Mimik und Gestik. 40 Prozent macht der Ton aus, und der eigentliche Inhalt wird auch wahrgenommen, aber er macht nur etwa zehn Prozent aus. Das heißt, der Mensch achtet besonders auf das Äußere, wie etwas vermittelt wird, und auf den Tonfall – erst danach auf den eigentlichen Inhalt.
Schweigen haben wir schon angesprochen. Schweigen betrifft sehr häufig die Männer, die nicht so redselig sind. Das ist oft ein Problem. Die Frau sagt etwas, der Mann schweigt. Entweder weiß er gerade nicht, wie er antworten soll, oder er möchte nicht sofort reagieren.
Es ist gut, wenn er dann sagt: „Ich habe auf das, was du gesagt hast, gerade keine Antwort. Gib mir noch Zeit, ich muss darüber nachdenken.“ So weiß die Frau, woran sie ist. Sie merkt, dass er gehört hat, was sie gesagt hat, und dass er interessiert ist und darüber nachdenken möchte.
Es ist wichtig, das Schweigen zu erklären. Wenn der Mann schweigt, sollte er sagen: „Könntest du mir noch Zeit geben? Am liebsten würde ich jetzt eine halbe Stunde spazieren gehen und das mit dem Herrn besprechen. Danach komme ich zurück, und wir reden darüber.“ Das ist wunderbar, dann weiß die Frau Bescheid, und der Mann kommt in der richtigen Einstellung zurück.
„Reden ist Silber, Schweigen ist Gift, Zuhören ist Gold“ – das habe ich von Wilfried Bloch gehört. Es stimmt wirklich. Zuhören ist Gold. Darüber werde ich später noch einige Worte verlieren.
Meinungsverschiedenheiten sollte man nicht ausweichen. Sie sind wichtig. Erstens haben wir sie, weil es in der Natur der Sache liegt. Sie stören mich nicht. Meinungsverschiedenheiten sind einfach Gegebenheiten. Der Herr schenkt sie uns, damit wir etwas lernen.
Wir müssen sprechen lernen. Meinungsverschiedenheiten sind da, damit wir sprechen, nicht davonlaufen. Wenn der Mann in die Arbeit zurückgeht oder vor den Computer, um zu flüchten, bleibt die Sache ungelöst.
Also sollte man die Sache angehen und zuhören lernen – wirklich zuhören, was der andere sagt.
„Die meisten Unterhaltungen auf dieser Welt sind Dialoge von tauben Menschen“, sagt Paul Tournier. Das bedeutet, dass viele Menschen nicht wirklich hören, was der andere sagt. In der Politik ist es genauso. Fernsehdiskussionen zeigen, dass viele aneinander vorbeireden. Man merkt, dass keiner wirklich auf die Argumente des anderen eingeht.
Was ist eigentlich ein Gespräch? Ein Gespräch bedeutet, dass ich mir anhöre, was der andere sagt. Dann denke ich über die Argumente nach, gehe darauf ein und antworte. Das ist ein Gespräch.
Aber meistens sprechen wir nicht miteinander. Während der andere redet, denken wir schon an etwas anderes. Wir gehen nicht wirklich auf die Argumente ein. Oder der andere bringt keine Argumente, sondern es ist nur ein Schwall von Emotionen. Dann muss man wieder zurückkommen und das klären.
Jeder Mensch soll schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn sein. Wir haben zwei Ohren – doppelt so viele wie Münder – also sollten wir mehr hören.
Zuhören muss gelernt werden. Darüber werde ich später noch etwas sagen.
Das sechste und letzte Mittel zur Förderung der Kommunikation ist, den Tag nicht unversöhnt abzuschließen. Das habe ich schon erwähnt. Wenn eine Missstimmung da ist, sollte man sie aus dem Weg räumen und ins Gebet gehen.
Wir müssen nicht das Problem lösen, aber die Missstimmung sollte gelöst werden. Das Problem kann bestehen bleiben, aber wir vergeben uns, wo wir uns falsch verhalten haben. Der eine hat den anderen verletzt oder fragt, ob er verletzt wurde. Jedenfalls ist die Beziehung gestört.
Man sollte die Sache in Ordnung bringen. Das ist sehr leicht. Es tut mir leid, ich habe jetzt nicht richtig gehandelt.
Zuhören als Grundlage für gute Kommunikation
Jetzt gehen wir zum Zuhören über – zuerst zum Zuhören, dann zum Reden. Also: Zuhören und Anschauen. Die Frau spricht, der Mann schaut irgendwo anders hin. Manchmal lachen wir darüber, oder denken, es ist ja eh klar. Aber es ist eben nicht klar.
Den anderen in die Augen schauen – das beginnt oft schon mit dem Hören. Ja, man redet etwas, die Frau redet etwas, doch ein Stockwerk tiefer, der Mann ist ein Stockwerk höher. Man meint, man versteht alles, aber oft versteht man nicht alles. Da muss man sich sagen: Gut, jetzt steh auf, geh runter und sprich mit ihr von Angesicht zu Angesicht. Dann ist die Sache leichter.
Oder vielleicht gibt es ein Haustelefon – das ist auch noch möglich. Jedenfalls, wenn man nicht telefoniert, dann soll man sich anschauen. Auf Nebentöne achten. Es gibt solche Nebengeräusche, bei denen man merkt: Oh, da stimmt irgendwas nicht. Das ist wie beim Auto: Irgendwo klackt es, und dann denkt man, das Auto muss zum Service, sonst gibt es vielleicht ein Unglück.
In der Ehe ist es auch so: Die Ehe muss vielleicht zum Service, sonst gibt es ein größeres Problem. Auf Nebentöne achten – vielleicht ist es noch nicht so schlimm, aber man merkt, irgendwas liegt in der Luft. Dann die Atmosphäre abchecken: Was ist los? Warum ist sie so nervös?
Rückfragen stellen ist das nächste – positive Rückfragen stellen. Habe ich dich jetzt richtig verstanden? Du meinst, ich sollte so und so handeln, oder deine Auffassung ist so und so. Manchmal gibt es Situationen, in denen der eine den anderen nicht wirklich verstanden hat.
Ihr kennt das berühmte Beispiel: „Wo hast du das Fleisch gekauft?“, fragte der Mann. Und sie antwortete: „Schmeckt es dir denn nicht?“ Er wollte aber nicht sagen, dass es ihm nicht schmeckt. Er wollte nur wissen, wo sie das Fleisch gekauft hat. Das war eine sachliche Frage. Aber sie hat das persönlich genommen: „Aha, ich habe etwas falsch gemacht, etwas falsch gekocht“, dachte sie. Sonst würde er ja nicht fragen.
Solche Situationen gibt es viele. Deshalb sind positive Rückfragen wichtig – auch bei Problemen, die da sind.
Das Vierte: Es gibt so ein Muster, du weißt schon, was jetzt kommt. Man kennt sich schon jahrelang, kennt dieses Thema schon lange, und weiß ganz genau, was kommt. Wie soll ich jetzt reagieren? Trotzdem einmal zuhören. Vielleicht ist ein Wort dabei, das neu ist, oder zwei. Vielleicht muss man sich überlegen, warum sich das alles wiederholt. Da muss ja ein Problem vorhanden sein, sonst würde sich das nicht wiederholen.
Ein ganz bekanntes Muster: „Das hast du mir nicht gesagt.“ „Das hast du mir schon 45 Mal gesagt.“ Vielleicht waren es nur zwölf Mal. Trotzdem interessiert bleiben, zuhören, Ruhe bewahren. Kommunikation braucht Zeit. Manchmal sagt man auch Dinge, die man schon weiß.
Das gehört übrigens zur Liebe, dass man sich Dinge sagt, die man schon weiß. Das gibt es auch in der Bibel: Gott spricht zu seinem Sohn Dinge, die der Sohn schon weiß. Der Herr Jesus spricht oft zu seinen Jüngern, und umgekehrt auch. Wir sprechen Dinge, die der andere schon weiß. Die Liebe ist so.
Aber dann gibt es Dinge, bei denen man sich überlegen muss, warum dieses Thema jetzt wieder auftaucht. Der Mann meint, wir sollen um zehn vor neun zur Versammlung fahren. Sie meint, es genügt, wenn wir drei Minuten vor neun losfahren. Und das geht über Jahre so. Nach drei Jahren sind sie immer noch beim gleichen Thema.
Was ist der Grund? Da muss man das durchdiskutieren, denn das eigentliche Problem ist nicht gelöst worden. Jeden Sonntagmorgen ist dann das Gleiche: Er wartet im Auto, und sie ist nicht fertig. Sie sagt, es ist ja noch nicht neun, drei Minuten vor neun. Auch uninteressantes Zuhören ist wichtig.
Das ist das Fünfte hier. Es betrifft Männer. Männer, wir müssen auch Uninteressantes anhören. Ein Bruder berichtete von seiner Frau, die 15 Minuten lang über Zwiebeln gesprochen hat. Ihn interessieren Zwiebeln überhaupt nicht. Aber er hat sich Zeit genommen. Er ist ein vielbeschäftigter Mann, aber er hat sich Zeit genommen, 15 Minuten lang einen Vortrag über Zwiebeln anzuhören.
Man kann ja auch etwas lernen dabei, oder? Man weiß: Aha, das ist sehr wichtig für sie. Oder es geht um Gesundheit, um Knoblauch und seine Wirkungen. Das ist für eine Frau wichtig, für einen Mann vielleicht nicht – aber vielleicht später, wenn er krank ist, hat man ihm gesagt: „Siehst du, da wäre Knoblauch jetzt gut gewesen.“ Ich weiß nicht.
Jedenfalls: Interessiere dich für das Leben deiner Frau und für das Leben deines Mannes. Vielleicht denkt so mancher Mann: Warum fragt sie eigentlich nicht, was ich tue? Dann kann man die Initiative ergreifen und ihr erzählen: „Jetzt erzähle ich dir mal, was ich tue.“ Aber aus Liebe, damit das Interesse füreinander wieder wach wird.
Man gewöhnt sich so schnell an viele Dinge.
Grundregeln für respektvolles und effektives Reden
Selbst aussprechen lassen ist ein ganz wichtiges Prinzip. Das ist besonders schwierig, wenn es Probleme gibt und man emotional geladen ist. Den anderen aussprechen lassen – wer antwortet, ehe er zugehört hat, dem ist es Torheit und Schande, heißt es in Sprüche 18,13.
Nicht einmal Politiker halten sich daran. Auch bei öffentlichen Diskussionen merkt man es immer wieder: Sie lassen einander nicht ausreden. Der eine lässt den anderen nicht fertigreden. Jemand setzt an, will einen Gedanken erklären, atmet gerade wieder ein – und diese kurze Atempause, diese Zehntelsekunde, nutzt der andere schnell, um dazwischenzureden und mit seinem Satz anzufangen. Das geht nicht.
Ich muss warten. Wenn der Partner mit einem Satz fertig ist, warte ich erst einmal, ob noch etwas folgt. Meistens kommt noch ein weiterer Satz, manchmal sogar noch ein dritter. Dann möchte man etwas erklären.
Ich habe die Angewohnheit, meiner Frau öfter zu helfen, den Satz fertigzusagen. Dabei verletze ich sie. Sie sagt etwas, erzählt mir einen Gedanken, und ich sage ihr schon, was sie noch sagen möchte. Meistens treffe ich es nicht, dann ist sie verletzt. Und selbst wenn ich es treffe, ist sie verletzt. Ich muss lernen, den Partner wirklich aussprechen zu lassen. Das gehört zum Zuhören dazu.
Diese Dinge sind nicht neu, die ich hier anspreche. Aber wir sollten ganz besonders daran arbeiten. Man muss sich immer wieder bewusst machen: Es ist eine Gewohnheit. Gewohnheiten braucht man üblicherweise sechs Wochen, um sie wieder loszuwerden. Wenn man sich jeden Tag bewusst macht, nicht zu unterbrechen, kann man es nach sechs Wochen lernen, den anderen nicht zu unterbrechen. Ob das stimmt, habe ich gelesen, weiß ich nicht genau. Aber es ist klar, dass man eine gewisse Zeit braucht.
Siebtens: Man sollte sich auf Gedanken und Einstellungen konzentrieren, nicht auf Ton und Wortwahl. Wir dürfen uns nicht von einem Ton ablenken lassen, der uns nicht gefällt. Zum Beispiel: Die Sache, die der Partner sagt, ist gut, aber der Ton ist nicht gut. Natürlich ist das nicht in Ordnung, aber um ein hilfreiches Gespräch zu führen, muss man übersehen, dass der Ton nicht richtig ist. Die Sache selbst, die sachliche Aussage, muss ich mir nehmen und darüber nachdenken. Auch die Frage: Welche Einstellung steckt dahinter? Warum kommt sie oder er darauf?
Zuhören zu lernen ist also wirklich eine disziplinierte Sache. Es kostet Zeit. Das ist wahrscheinlich das Hauptproblem – dass man sich die Zeit nicht nimmt.
Acht Grundregeln für diszipliniertes Reden:
Acht Grundregeln für diszipliniertes Reden
Also, das war das Zuhören, jetzt kommt das Reden. Wenn wir sprechen, braucht auch das Zeit. Wenn der andere schon gesprochen hat, muss ich auf seine Argumente eingehen – und zwar sachlich.
Das richtet sich vor allem an die Frauen. Eine Frau hat es oft schwerer, sachlich zu bleiben, weil sie stärker personenbezogen lebt. Das hängt schon mit der Schöpfungsordnung zusammen. Gott hat die Frau als Gehilfin für eine Person geschaffen. Adam sollte den Garten bebauen, das war seine Aufgabe. Eva hingegen sollte Adam als Gegenüber haben und ihm helfen. Sie ist also stark personell ausgerichtet. Deshalb nimmt sie eine Sache sehr schnell persönlich und hat es schwerer, die Sache sachlich zu betrachten. Dem Mann fällt das leichter.
Man sollte die Argumente überlegen, die Argumente des anderen sammeln – innerlich oder auch schriftlich – und dann darauf eingehen. Zum Beispiel: Du hast mir drei Gründe genannt, warum wir diesen Sommer in den Urlaub fahren sollten und warum gerade im Juli. Ich habe jetzt kein besseres Beispiel, denn es gibt größere Probleme als den Urlaub. Dann tauscht man sich in Ruhe aus, ohne erregte Emotionen.
Das kann manchmal bedeuten, dass wir warten müssen. Hier ist der Mann zuständig, dass er wartet und Worte findet, die die Erregung abbauen. Der Mann hat eine große Aufgabe, ruhig zu bleiben. Wenn er ruhig antwortet, während das Gegenüber nervös ist, kommt dieser langsam runter. Es braucht Zeit. „Bartmann, ganz ruhig! Was genau ist dein Anliegen?“ So kann man das Gespräch beruhigen.
In 1. Mose 31 sieht man ein sehr erregtes Gespräch – ich glaube, es ist Kapitel 31, wenn ich mich nicht irre. Dort gibt es ein Gespräch zwischen Laban und Jakob. Jakob war mit seiner Familie und allen Herden davongelaufen. Laban jagt ihm nach, weil er sehr aufgeregt ist, dass sein Neffe ihn so plötzlich verlassen hat. Es kommt zu einem Gespräch. Gott greift hier ein, sonst hätte Laban sicher etwas Böses angerichtet. Gott bringt ihn etwas zur Vernunft, doch die Emotionen bleiben hoch.
Laban sagt zu Jakob: „Was hast du getan, dass du mich hintergangen und meine Töchter wie Kriegsgefangene weggeführt hast? Warum bist du heimlich geflohen? Hast mich hintergangen, hast es mir nicht mitgeteilt? Ich hätte dich ja begleitet – mit Freude, Gesang, Tambourinen und Laute.“ Das glaubt er selbst nicht, aber er sagt es. „Du hast mir nicht erlaubt, meine Söhne und Töchter zu küssen. Du hast töricht gehandelt. Es wäre in meiner Macht, euch Böses zu tun, aber der Gott der Mächtige hat gestern Nacht zu mir geredet und gesagt: Hüte dich, mit Jakob Gutes oder Böses zu reden.“ So geht das weiter.
Dann sucht Laban seine Hausgötzen, die gestohlen wurden. Rahel hatte sie gestohlen – die Teraphim. Laban dachte natürlich nicht, dass Rahel sich auf diese heiligen Hausgötzen setzen würde. Rahel sagt, ihr geht es gerade nicht gut, sie kann nicht aufstehen, ihr geht es nach Frauenart. An diesem Ort hätte Laban sicher nicht gedacht, dass seine Götzen sind.
Er findet die Götzen nicht, es waren kleine Figürchen. Dann wird Jakob zornig. In Vers 36 heißt es: „Da wurde Jakob zornig.“ Im Hebräischen bedeutet „heiß werden“ auch zornig werden. Jakob bekommt einen heißen Kopf, ärgert sich sehr und zankt mit Laban.
Jakob antwortet: „Was ist mein Vergehen, was ist meine Sünde, dass du mir hitzig nachgesetzt bist, dass du all mein Gerät durchtastet hast? Was hast du von allem Gerät deines Hauses gefunden? Leg es hierher, von meinen Brüdern und deinen Brüdern, sie sollen entscheiden zwischen uns beiden.“
„Zwanzig Jahre war ich bei dir, deine Mutterschaffer und deine Ziegen haben nicht fehlgeboren, und die Witter deiner Herde habe ich nicht gegessen“ – und so weiter. Jakob wird sehr emotional. Laban reagiert ebenfalls heftig. Die Art und Weise, wie sie sprechen, ist nicht in Ordnung. Die Söhne hören alles, die Kinder sind dabei und hören das Gespräch zwischen Papa und Onkel beziehungsweise Großonkel.
Es ist ein emotional geführtes Gespräch. Später kommen sie zur Ruhe. Laban antwortet dann relativ ruhig: „Die Töchter sind meine Töchter, die Söhne sind meine Söhne, die Herde ist meine Herde, alles, was du siehst, ist meine. Aber meinen Töchtern – was könnte ich ihnen heute tun oder ihren Söhnen, die sie geboren haben?“
Dann sagt er: „Komm, lass uns einen Bund schließen. Der Zeuge sei zwischen mir und dir.“ So einigen sie sich und es wird ruhiger. Aber die Art, wie das Gespräch geführt wurde, war von beiden Seiten nicht in Ordnung. Beide waren verletzt. Das ist klar. Aber das Gespräch hätte ganz anders stattfinden können: gelind, sanft, freundlich, einfühlsam.
Hier die zweite Regel: Grundsätzlich muss unser Gespräch gelinde sein. Eine sanfte Zunge zerbricht Knochen (Sprüche 25,15). Die Zunge der Weisen ist Besänftigung (Sprüche 12,18). Sprüche 15,1 sagt: „Eine gelinde Antwort wendet Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt Zorn.“
Es kommt sehr darauf an, ob ich persönlich ruhig bleibe und ganz ruhig antworte, auch wenn mich die Sache selbst stark betrifft. Ich muss dennoch sagen: Herr, hilf mir, jetzt ruhig zu bleiben.
Drittens: Ohne Sarkasmus, Ironie und auch ohne Witz. Es ist sehr leicht, in einem Gespräch, vor allem wenn man verletzt ist, sarkastisch oder sogar angriffig zu werden. Das darf nicht sein. Es wird kein erbauliches Gespräch, wenn wir so sprechen. Albernes Gerede und Witzelei sind nicht angebracht – falsch witzig, nämlich albern. Kein faules Wort!
Geht aus eurem Munde nur eines, das gut ist zur Erbauung des Anderen, dem Bedürfnis entsprechend! Ich darf nicht zum Sarkasmus greifen, nicht zur Ironie. „Ja, du hast ja immer Recht, du hast ja immer Recht, oder?“ – das ist ganz böse sarkastisch gemeint. Aber du musst immer Recht haben – solche Worte wie „immer“ und „nie“ gehören sowieso gestrichen. Dazu kommen wir gleich noch.
Viertens: Nicht zänkisch sein. Ein Leibeigener des Herrn soll nicht zänkisch sein, soll nicht zanken. Wir sind Leibeigene des Herrn, das dürfen wir nie vergessen. Wir gehören dem Herrn, wir sind seine Sklaven (2. Timotheus 2,24). Sprüche 20,3 sagt: „Ehre ist es dem Mann, einen Streit fernzubleiben; ein Narr bricht ihn los.“ Das ist Torheit.
Nicht streitsüchtig sein, nicht Angriff auf Angriff gehen. Nicht verallgemeinern.
Fünftens: Im Englischen gibt es das Wort „better understate than overstate.“ Das heißt: Lieber untertreiben als übertreiben. Lieber die Aussage geringer machen, als sie schlimmer darstellen. Zum Beispiel: „Du hörst nie zu und sitzt immer vor dem Computer.“ Das stimmt beides nicht, denn manchmal hört er zu und manchmal geht er auch vom Computer weg.
Das Wort „nie“ und „immer“ ist falsch gewählt. Man könnte sagen: „Könntest du nicht versuchen, deine Computerbesuche etwas seltener zu machen?“ Das ist untertrieben, aber es hilft dem Gespräch oft.
„Du wirst ja immer gleich zornig, du wirst immer gleich rot, du bist immer gleich oben auf hundertachtzig.“ Nein, manchmal oder hin und wieder kommt es vor, dass du etwas temperamentvoller wirst. Das ist anders ausgedrückt und trotzdem nicht angreifend. Aber beides ist ein Angriff. Deshalb ist es nicht gut, auf Angriff zu gehen.
Worte wie „immer“, „ständig“ und „nie“ kommen oft vor, wenn man emotional geladen ist.
Zuerst das Positive bringen, wenn es etwas zu beanstanden gibt. Wichtig ist die richtige Dosierung. Zum Beispiel zehn Dinge sagen, die gut sind, und dann das eine Negative anfügen. Es muss eingebettet sein.
Der Herr Jesus hat das auch so gemacht: „Ich weiß um deine Werke, deine Arbeit, deine Ausdauer, deine Geduld. Du kannst tragen, du erträgst nicht die Ehelehrer, du hast dies und jenes getan. Ja, aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“
Wenn wir über Negatives reden, müssen wir die positiven Dinge stark unterstreichen.
„Ich bin sehr dankbar, dass du dich so um die Kinder kümmerst“, sagt der Mann zu seiner Frau. „Ich bin so dankbar für alles, was du tust. Aber wir müssen irgendwie schauen, dass wir Zeit finden, miteinander zu reden, dass wir wieder zusammenfinden.“
Siebtens: Ein ganz wichtiger Punkt für das Reden. Alles, was wir tun, sollen wir im Namen des Herrn tun und zur Ehre Gottes. Das steht zweimal, in Kolosser 3,17 und 1. Korinther 10,31.
„Was immer ihr tut, tut es im Namen des Herrn Jesus.“ Auch das Diskutieren und Reden, wenn man zusammen ist, soll im Namen des Herrn Jesus sein (Kolosser 3,17).
„Was immer ihr tut, tut alles zur Ehre Gottes, ohne Anstoß dem anderen“ (1. Korinther 10,31). Das gilt auch für die Ehe.
Ich muss mir überlegen: Ist die Art und Weise, wie ich jetzt spreche – mit meiner Frau oder meinem Ehemann – wirklich im Namen des Herrn Jesus? Ist es so, als ob der Herr Jesus Christus mir den Auftrag gibt: „Ja, mach das jetzt!“?
Auch die Art und Weise, wie ich es tue, muss im Auftrag des Herrn Jesus sein. Bringt mein Reden Ärger hervor oder Verherrlichung Gottes?
Hilfreiche Fragen für eine konstruktive Gesprächsatmosphäre
Das Reden – Was ist eine Hilfe?
Für eine effektive Kommunikation ist es hilfreich, wenn man selbstkritisch den Partner fragt, besonders wenn man merkt, dass man meist nicht zufrieden miteinander ist. Zum Beispiel kann man fragen: Was gefällt dir gut? Was gefällt dir am meisten an mir? Solche Fragen helfen dem anderen, positiv zu denken.
Gibt es irgendetwas, das ich noch gut tue, oder ist alles schon verloren? Doch, es gibt noch etwas Gutes: Du machst das und das auch noch, und das ebenfalls. Ah ja, und das auch noch.
Dann kann das Gespräch weitergehen. Jetzt kommt der wichtige Moment. Jetzt ist der Zeitpunkt, um zu fragen: Worin liegt deiner Meinung nach meine größte Stärke? Was ist meine Stärke? Ja, deine Stärke ist das, das ist wirklich wahr, das und jenes.
Gut, und was kann ich jetzt dazu beitragen, dass du mehr Freude an mir hast oder mehr Erfüllung mit mir findest? Jetzt kann die Antwort kommen. Jetzt bin ich bereit.
Was macht dir an mir am meisten zu schaffen? Bitte zähle nicht alle zehn Sachen auf, sondern sag mir nur eines. Ich möchte die Dinge der Reihe nach angehen. Heute nur eines, morgen oder in zwei Wochen dann das nächste, damit ich es angehen kann.
Wenn du etwas bei mir verändern könntest, was wäre es? Solche Fragen können eine große Hilfe im Gespräch sein.
Aussprache, Vergebung und Versöhnung als Grundlage für eine gesunde Beziehung
Jetzt, wie viel Zeit haben wir noch? Keine. Oder haben wir noch ein bisschen? Ich muss jetzt im Schnellkurs weitermachen. Gut, wir haben heute Abend noch Zeit. Wie sieht es heute Abend aus? Sind wir dann auch noch einmal in diesem Rahmen zusammen? Dann haben wir noch ein bisschen Zeit.
Vielleicht noch kurz einige Fragen oder Gedanken zur Kommunikation. Es ist ja so, dass ich merke, eine Aussprache ist nötig. Wie kann die Sache wiederhergestellt werden? Ich merke, meine Beziehung zu meiner Frau ist nicht mehr so, wie sie war. Ich sollte einiges ändern. Hier ist es wichtig, dass man einander vergibt, sich versöhnt und dann wieder weiterbaut, rekonstruiert, wieder aufbaut.
Es geht immer so: Aussprache, Vergebung, Versöhnung und dann Rekonstruktion. Zuerst also Aussprache und dann einige Dinge ändern, aber nicht gleich alles. Dem Partner ganz bewusst vergeben und sich echt versöhnen.
Echte Buße bedeutet, dass der Partner wirklich erkennt: Ja, das war nicht in Ordnung, und es tut mir wirklich leid. Ich möchte es nicht mehr so machen, ich möchte nicht mehr so weiterleben oder so handeln. Dann folgt eine Vergebung und Versöhnung. Danach sollten Zeichen der Versöhnung gesetzt werden, um zu zeigen, dass man es ernst meint.
Oft erwartet der eine Partner vom anderen, dass sich jetzt etwas ändert. Er soll etwas sehen, er soll etwas zu sehen bekommen. Wenn es genau gleich weitergeht, wird der andere sehr frustriert. Er sagt: Es tut mir leid, aber er ändert ja doch nichts.
Manche Dinge wird der Partner nicht ändern oder lassen. Es gibt auch Kleinigkeiten, an denen man sich aufreiben kann. Zum Beispiel der Ehepartner, der den Schrank im Schlafzimmer immer offenstehen lässt – oder fast immer. Vielleicht zehn Prozent der Zeit nicht, aber neunzig Prozent schon.
Was machen wir jetzt, nachdem wir darüber gesprochen haben? Ja, du hast recht, ich soll den Schrank zumachen. Aber der Partner ist es nicht gewohnt, den Schrank zuzumachen. Er hat es noch nicht eingeübt und es gelingt ihm nicht.
Was soll man machen? Mach du den Schrank zu. So einfach ist das schon gelöst. Jedes Mal, wenn du ins Schlafzimmer kommst, machst du den Schrank zu. Das geht, das wird dann eine automatische Handlung.
Das Problem ist im Kopf – ich rede aus der Praxis. Wenn ich eine positive Einstellung zu offenen Schranktüren habe, dann mache ich sie zu. Oder zu irgendwelchem Rasierschmutz im Waschbecken oder Ähnlichem. Das ist kein Problem. Dann ist das mein Auftrag vom Herrn, dem Partner zu dienen: den Schrank zuzumachen, das Waschbecken abzuwischen.
Manchmal lernt der Partner das, aber man darf nicht erwarten, dass es sofort klappt. Es gibt eingeübte Gewohnheiten, die sehr schwer zu ändern sind. Eine Zeit lang geht es, und irgendwann klappt es.
Also: das Selberübernehmen. Nicht für solche Kleinigkeiten die Kraft verlieren. Die Kraft brauchen wir für die großen Dinge, die großen Kämpfe. Zum Beispiel die Kinder zu erziehen. Da legt sich das noch viel mehr aus und ist viel wichtiger, als dass eine Schranktür geschlossen ist.
Bitte? Was? Ich sage, die Kinder sollen lernen, die Schranktür zuzumachen. Ah ja, die kann man ja dazu anleiten, genau. Ja, aber dann sind es die Kinder, die Papa oder in dem Fall die Vorbilder sehen. Und Papa macht das genauso. Ah ja, Papa macht es genauso.
Das gibt ein schlagendes Argument, um dem Mann zu helfen, den Schrank zuzumachen. Ja, natürlich sind wir Vorbilder für unsere Kinder.
Ich habe das Problem, dass ich manchmal mit vollem Mund spreche beim Essen und mich das bei meinen Kindern stört. Das kann ich bei mir jetzt nicht abstellen, ich muss es selbst lernen. Und es ist für mich eine ganz große Mühe. Wenn ich etwas Wichtiges sagen möchte, brauche ich so lange, bis ich mit Kauen fertig bin, weil ich einfach ein Langsamkauer bin.
Das ist oft mühsam, aber ich muss trotzdem lernen. Ich muss mir die Zeit nehmen und sagen: Gut, der andere muss jetzt warten, bis ich fertig gekaut habe. Dann muss er eben warten.
Man kann sich schon einiges einüben. Vor allem, wenn die Kinder kommen und das Argument bringen, dann ist das eine Motivation zu lernen.
Der Papa ist auch mit den Schuhen über den Teppichboden im zweiten Stock gelaufen, usw. Dann darf ich auch mit den Schuhen reingehen, oder? Dann muss ich mir sagen: Gut, ich ziehe die Schuhe aus, auch wenn ich sie binden muss und nicht nur Schlupfschuhe habe.
Es sind eigentlich Kleinigkeiten, aber Kleinigkeiten können zu großen Hindernissen werden. Aber wir sollten unsere Kräfte für die großen Kämpfe sparen. Und davon gibt es noch genügend.
Finanzielle Herausforderungen in der Ehe
Kommunikation – da sind noch Gedanken offen. Vielleicht mache ich noch kurz etwas zu den Finanzen, obwohl ich dazu nicht viel vorbereitet habe.
Wenn wir finanzielle Probleme haben, dann liegt es meist daran, dass wir entweder zu viel, zu wenig oder falsch Geld ausgeben. Man kann auch zu viel Geld haben und nicht wissen, was man damit anfangen soll oder sich Sorgen machen, weil man so viel besitzt. Das lässt sich aber schnell lösen. Es gibt genügend Gelegenheiten, das Geld dem Herrn zu übergeben, um ihm damit zu dienen.
Meistens ist das Problem jedoch, dass man zu wenig Geld hat oder es falsch ausgibt. Der eine Partner gibt leicht Geld aus, der andere spart mehr. Das muss man auf jeden Fall gemeinsam besprechen.
Ein weiteres Problem sind Schulden. Das ist ein Grundsatz, den wir aus der Bibel kennen: keine Schulden machen. Manchmal muss man Kreditkarten vernichten, wenn man dadurch mehr Geld ausgibt, als man bar ausgeben würde. Auch der Kauf über das Internet kann dazu führen, dass man mehr Geld ausgibt, als wenn man bar bezahlt. Das muss man abstellen.
Ein ganz wichtiger Punkt ist, viel zu geben und das zu lernen. Wer viel gibt, hat keinen Mangel (Sprüche 28,27). Wer den Armen gibt, wird keinen Mangel haben. Wer seine Augen vor der Armut des Anderen verschließt, wird reich sein an Flüchen, das heißt, er erntet sich einen Fluch ein von dem Anderen. Also: Wer dem Armen gibt, wird keinen Mangel haben.
In 1. Timotheus 6,17 finden wir ein weiteres Wort über den Umgang mit Reichtum: Die Reichen in dieser Weltzeit sollen nicht hochmütig sein und nicht auf die Ungewissheit des Reichtums hoffen, sondern ihre Hoffnung auf den lebendigen Gott setzen, der uns alles reichlich zum Genuss gibt. Sie sollen reich sein an guten Werken, freigebig, anteilnehmend und anteilgebend. Dabei legen sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft an, damit sie das ewige Leben ergreifen.
Das ist ein klares Wort zum Gutes tun.
Schulden können einen sehr belasten. Die Schrift ist sehr deutlich. Leasing und ähnliche Dinge können Probleme machen. Wenn das Auto kaputtgeht, hat man kein Geld. Für den Lebensunterhalt muss man arbeiten, das sollen auch unsere Kinder lernen. Es ist nicht so, dass man von Wetten, Bankzinsen oder ähnlichen Dingen lebt. Das ist nicht die normale Lebensweise. Man lebt vom Arbeiten, so hat Gott es bestimmt. Wer fleißig ist, wird etwas haben, und wer nicht fleißig ist, der nicht (Sprüche 6,10).
Dieser Vers ist auch gut: „Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Hände verschränken zum Ausruhen – und schon kommt deine Armut wie ein Räuber, und dein Mangel wie ein bewaffneter Mann.“ Ein bisschen Faulheit hier und da ist nicht gedacht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. So kann man nicht leben.
Man soll nicht auf Gewinn aus sein. Die Geldliebe ist eine Wurzel allen Übels (1. Timotheus 6,10).
Sparen sollen wir, aber ohne geizig zu sein (Sprüche 11,24). Dort heißt es: „Es gibt einen, der ausstreut, und doch wird er immer reicher; und einen, der zurückhält, mehr als nötig, und nur zum Verlust.“ Wer gibt, der gewinnt, und wer geizig ist, der verliert.
Sparen für einen bestimmten Zweck ist natürlich richtig, zum Beispiel für den Winter im Sommer. Das gilt besonders in der Landwirtschaft. Gott versorgt die, die zuerst sein Reich suchen.
Wenn wir finanzielle Schwierigkeiten haben, sollten wir über diese Grundsätze sprechen. Wenn einer der Partner den Umgang mit Geld nicht gut gelernt hat, sollte er damit anfangen, Buch zu führen. Ich mache das schon seit Jahrzehnten. Früher schrieb ich alles auf Zettel, heute im Computer. So sehe ich, wie das Geld ausgegeben wurde. Das hilft sehr, weil man oft überrascht ist, wie viel Geld in bestimmten Bereichen weggeht. Dann kann man dort zurückschrauben.
Das Problem ist meistens geistlicher Natur. Es hat oft mit Habsucht, Verschwendung oder einem falschen Lebensstandard zu tun, den man sich angewöhnt hat. Dann muss man seinen Lebensstandard einschränken. Wenn die Wohnung zu teuer ist, dann ist sie zu teuer. Man muss nach einer günstigeren Wohnung suchen. Der Herr kann helfen, wenn man das als Gebetsanliegen bringt.
In Sprüche 31 finden wir eine Frau, die gut wirtschaften kann. Sie ist emsig in der Hausarbeit und macht Handel mit den Dingen, die sie zu Hause hergestellt hat. Diese Stelle ist wohl bekannt.
Eine wichtige Frage ist oft das Einkommen und das Arbeiten von Frauen. Grundsätzlich gilt: Wer übernimmt die Finanzen? Der Mann sollte den letzten Überblick haben. Wenn die Frau sich gut mit Finanzen auskennt und Buchhaltung macht, ist das eine Entlastung für den Mann. Trotzdem sollte er im Bilde sein.
Man spricht nicht von „deinem Geld“ und „meinem Geld“, sondern von „unserem Geld“. Das ist sehr wichtig.
Wenn beide arbeiten gehen, stellt sich die Frage, ob die Frau überhaupt arbeiten gehen soll. Was macht sie sonst, wenn sie nicht zuhause ist und nichts zu tun hat? Die Bibel gibt den Rat, dass eine Frau mit sinnvollen Dingen beschäftigt sein soll, nicht mit Tratsch und Klatsch oder dem Verbreiten von schlechten Nachrichten.
Wenn die Frau zuhause bleibt und viel Arbeit im Werk des Herrn hat, ist das wunderbar. Ich spreche hier von Frauen, deren Kinder erwachsen sind oder die nicht mehr versorgt werden müssen. Wenn Kinder da sind, ist klar, wo der Platz der Frau ist. Grundsätzlich ist der Platz der Frau das Heim, das Haus.
Wenn die Frau nicht weiß, was sie tun soll, kann sie sich eine Arbeit suchen – entweder Hausarbeit von zuhause aus oder eine Teilzeitarbeit. Dabei muss man darauf achten, sich nicht zu überfordern. Frauen sind gefährdet, sich zu überfordern.
Ich denke an eine konkrete Frau, die ich im Sinn habe. Um ihren Mann zu unterstützen, hat sie eine Arbeit angenommen. Sie ist viel begabter als er und hat in einer Firma eine hohe Position bekommen. In Firmen ist es oft so, dass man bis zum Äußersten ausgepumpt wird. Diese Frau macht sich kaputt, kommt kaum noch zu den Versammlungen, weil sie zwischendurch Luft holen muss. Die Wäsche muss auch noch gemacht werden, und es gibt ja noch andere Hausarbeiten. Sie überarbeitet sich.
Für sie wäre es besser, wenn sie einen Teil der Arbeit ihres Mannes übernehmen würde. Dafür kann man beten, der Herr hilft dann schon.
Viele haben große Wunder auf dem finanziellen Gebiet erlebt, wenn sie ihre Not dem Herrn gebracht und ihren Lebensstandard entsprechend eingeschränkt haben. Das kann überwunden werden.
Aber auch hier braucht es Gespräch, Kommunikation, Gebet und eine gute Beziehung.
Sexualität als Ausdruck und Form der Kommunikation in der Ehe
Sexualität ist eine Form von Kommunikation. Das Wort „Sex“ ist ein harter Begriff und sollte nicht so verwendet werden, weil es in der Welt sehr plump und grob gebraucht wird. Die Schrift verwendet diesen Begriff ebenfalls nicht. Sie spricht vielmehr von einander erkennen, eingehen und ähnlichem.
Es geht um die eheliche geschlechtliche Verbindung, den ehelichen Umgang, den geschlechtlichen Umgang. Das ist das Thema, über das wir sprechen. Diese Verbindung ist etwas Gottgegebenes und Gottgewolltes. Man muss das nicht alles ausführlich darlegen. In 1. Mose 1 wird davon gesprochen, dass die Menschen sich vermehren sollen. Es ist nicht gut, dass der Mann alleine ist. Die eheliche geschlechtliche Verbindung ist etwas Reines.
Das Ehebett ist rein, so heißt es in Hebräer 13,4. Dort ist nicht ganz klar, wie man es übersetzen soll: „Das Ehebett soll rein bleiben“, „das Ehebett soll rein sein“ oder „das Ehebett ist rein“. Entschuldigung, ich habe hier einen Satz von Augustinus, der herausgestrichen werden sollte. Den kann man also streichen.
Im Griechischen steht in Hebräer 13 für „Ehebett“ der Begriff „Beischlaf“. Der Beischlaf soll rein sein, in jeder Hinsicht rein. Es ist etwas Gottgegebenes, und wir dürfen an Gott denken und ihm dankbar sein. Das ist ein Schöpfungsauftrag: Mann und Frau sollen zusammenkommen, geschlechtlich. Es ist zur Gemeinschaft gegeben, eine Form des Ausdrucks von Gemeinschaft. Es ist auch eine ganz wichtige Zeit der Entspannung, wahrscheinlich für den Mann von höherer Bedeutung als für die Frau. Gott hat das so geschaffen.
Die Frau soll dem Mann keine niedrigen Gedanken zur Last legen. Die geschlechtliche Gemeinschaft wird vom Mann initiiert, deshalb hat Gott dem Mann auch einen stärkeren Drang gegeben. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie immer.
Die eheliche geschlechtliche Verbindung ist zur Freude gegeben, wie es in Sprüche 5,15-23 und 5. Mose 24,5 heißt. Der junge Mann soll seine junge Frau erfreuen. Auch das Hohelied der Liebe haben wir bereits erwähnt. Die Freude ist nur für den anderen bestimmt. Es geht darum, dem Partner Freude zu bereiten. Es geht nicht in erster Linie darum, sich selbst Freude zu verschaffen.
In 1. Korinther 7,3 heißt es: „Der Mann leistet der Frau die schuldige Wohlgesinnung, schuldige Pflicht“ (so Luther). Und die Frau gleicherweise dem Mann. Hier geht es um Grundsätzliches: Man soll einander gut gesinnt sein. Die Frau hat nicht Vollmacht über den eigenen Leib, sondern der Mann. Das bedeutet: Die Frau weiß, dass sie in diesem geschlechtlichen Bereich für den Mann da sein darf, ihn beschenken darf. In diesem Sinne hat der Mann Vollmacht, das heißt, er darf. Genauso hat der Mann nicht Vollmacht über den eigenen Leib, sondern die Frau. Der Mann weiß, dass sein Leib in diesem geschlechtlichen Bereich der Frau gehört.
„Entzieht euch einander nicht“ – außer nach Übereinkunft für eine bestimmte Zeit, damit ihr Muße zum Fasten und Beten habt und wieder zusammenkommt. So heißt es weiter, „damit der Satan euch nicht versucht wegen eurer Unenthaltsamkeit“. Paulus ist hier sehr realistisch. Er weist auf Gefahren hin, die entstehen können, wenn man sich einander entzieht. Deshalb soll man Freude aneinander haben auf diesem Gebiet.
Die eheliche Gemeinschaft ist ein Bild für die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde. Beim geschlechtlichen Umgang fordert man nicht vom Partner, sondern ist rücksichtsvoll. Es ist ein Ausdruck von Liebe. Nur in Liebe gebettet wird es schön sein. Man soll offen miteinander sprechen. Sexualität ist eine Form von Kommunikation, auch mit Worten.
Diese Gemeinschaft ist ein Bild für Christus und die Gemeinde, daher etwas sehr Schönes: die Vereinigung Christi mit der Gemeinde. Aus 1. Korinther 7 lernt man noch einiges: Sexualität schützt vor Ehebruch und Unzucht. „Um der Unzucht willen habe jeder seine eigene Frau und jede habe ihren eigenen Mann“ (Vers 2). Beide brauchen den geschlechtlichen Umgang, er fördert die Harmonie.
Gott verbietet die Entziehung, dass man sich einander entzieht. Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn einer krank ist oder schwierige Situationen vorliegen. Dann muss der andere lernen, Enthaltsamkeit zu üben. Das ist eine Schule für den Partner. Enthaltsamkeit innerhalb der Ehe gibt es in bestimmten Fällen. Diese müssen einvernehmlich sein, also freiwillig, wenn beide gesund sind und für eine begrenzte Zeit. Irgendwann kommt man wieder zusammen.
Die Enthaltsamkeit ist in erster Linie für geistliche Zwecke gedacht, also für Beten und Fasten. Man nimmt sich ausgiebig Zeit für Gebet und Fasten und stellt andere Freuden des Lebens zurück, um sich ganz besonders auf Gott zu konzentrieren. Das gibt es schon.
Wenn es nicht funktioniert, sollte man miteinander sprechen. Wenn ein Partner sich aus irgendeinem Grund dem anderen entzieht, darf man nicht nur die Symptome behandeln, sondern muss die Ursache finden. Es kann eine Krankheit sein, eine Depression, Burnout oder Ähnliches. Dann muss der andere Partner rücksichtsvoll sein und um Heilung bitten, so wie der Herr es schenkt.
Die eheliche Gemeinschaft ist eine Zeit und eine Form von Kommunikation. Sie ist vor allem Geben, nicht Nehmen. Man lernt, wie der Partner funktioniert, was er gern hat und wie man auf ihn eingeht. Es ist wichtig, wenn man sagt: „Nein, wir wollen nicht bis zum Letzten gehen oder wollen einfach nur Freude miteinander haben“, dann sagt der Mann: „Gut, dann liege ich einfach bei dir.“ Man kann alle möglichen Absprachen treffen.
Wenn die Frau überfordert ist, muss der Mann rücksichtsvoll sein. Ehrliche geschlechtliche Gemeinschaft bedeutet Konzentration auf die Freude des anderen und braucht Vorbereitung. Schon am Tag braucht es Vorbereitung. Wie geht man miteinander um? Man kann nicht streiten, sich dann schnell versöhnen und sofort miteinander ins Bett gehen. Das ist schwierig.
Die Frau ist anders als der Mann. Der Mann kann abschalten, zieht eine Schublade zu und macht eine andere auf – wie bei einem Schreibtisch. Die Frau ist eher wie ein Schrank: Entweder offen oder zu. Das geht nicht einfach so. Der Mann muss lernen: „Aha, meine Frau ist anders, sie ist ein Geheimnis, ich muss sie erforschen, ich muss lernen.“ Es braucht Vorbereitung.
Das Geheimnis der geschlechtlichen Gemeinschaft ist wirklich, dass man Liebe schenkt. Man darf nicht zu viel von der geschlechtlichen Gemeinschaft erwarten. Die letzte Erfüllung ist nicht die geschlechtliche Gemeinschaft. Es gibt höhere Freuden als diese. Der Mensch ist als Beziehungswesen geschaffen.
Wir haben Lust auf Erfüllung, vor allem am Gaumen und im geschlechtlichen Bereich, aber es gibt höhere und wichtigere Dinge. Der Mensch ist eigentlich für Beziehungen geschaffen, und die höchste Lusterfüllung hat er in einer guten Beziehung miteinander. Auch in der Ewigkeit wird das so sein.
Die Beziehung zu Gott wird das höchste und schönste Gefühl sein, das man sich überhaupt vorstellen kann. Das dürfen wir heute schon lernen: eine enge Beziehung zu Gott zu haben. Man darf die geschlechtliche Gemeinschaft nicht überfordern und nicht zu viel erwarten.
Sie darf auch nicht missbraucht werden, etwa als Druckmittel oder als Lohn und Strafe. Der andere darf nicht fordern. Das Sexuelle ist kein Problem, wenn es funktioniert. Dann macht es nur einen kleinen Prozentsatz der Ehe aus.
Wenn es nicht funktioniert oder wenn sich einer entzieht, kann das zu einem Riesenproblem in der Ehe werden. Deshalb ist es unbedingt notwendig, Seelsorge aufzusuchen und miteinander zu sprechen. Wenn man merkt, dass man allein nicht klarkommt, sollte man Hilfe annehmen und zu Geschwistern gehen, die helfen können. Das können ganz einfache Geschwister sein, denen man vertraut. Es müssen nicht unbedingt geschulte oder bezahlte Seelsorger sein.
