Heute Morgen sind wir nicht ganz fertig geworden. Wir wollten eigentlich bis 1. Johannes 5,4 kommen, sind aber am Anfang von 1. Johannes Kapitel 5 stehen geblieben. Dort werden wir jetzt genau weitermachen.
Ich möchte bis etwa Vers 13 kommen. Das ist nicht zu viel und sollte in der halben Stunde gut machbar sein.
Inhaltlich setzen wir an dem Thema an, das wir heute Morgen bereits begonnen haben. Es dreht sich also weiterhin um das Thema Liebe.
Die untrennbare Verbindung von Gottesliebe und Nächstenliebe
Johannes beginnt immer wieder mit einer wichtigen Aussage, die man sich merken sollte. In Johannes 5,1 heißt es: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren.“
Und weiter steht: „Wer den liebt, der geboren hat, also wer Gott liebt, liebt auch den, der aus ihm geboren ist.“ Ich lese gleich noch einmal weiter und bitte euch, auf die Formulierung zu achten.
Es geht darum, dass jede Art von Liebe, die sich in unserem Leben zeigt – sei es die Liebe zum Vater oder zu den Geschwistern – die Echtheit der jeweils anderen Liebe belegt, wenn sie gelebt wird. Das ist wirklich bemerkenswert, wie hier formuliert wird.
Noch einmal: „Jeder, der den liebt, der geboren hat, liebt den, der aus ihm geboren ist.“ Daraus erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben.
Vielleicht klingt das etwas verwirrend, aber genau das ist der Punkt: Wenn du Gott liebst, wirst du logischerweise auch die Geschwister lieben. Und wenn du die Geschwister liebst, weißt du, dass du Gott liebst. Beides gehört ganz eng zusammen und ist untrennbar.
Das hatten wir heute Morgen bereits besprochen: Man kann nicht sagen, „Mit den Geschwistern komme ich eigentlich nicht so gut zurecht. Die sind mir etwas suspekt, mit denen möchte ich eigentlich nicht viel zu tun haben. Aber Gott finde ich total toll und bin voll für ihn.“ Das funktioniert nicht.
Diese beiden Fähigkeiten bedingen sich gegenseitig. Ich lerne im Umgang mit den Geschwistern Liebe und kann dadurch Gott lieben. Und wenn ich Gott liebe, zeigt das, dass ich viel früher angefangen habe zu lernen – nämlich bei den Geschwistern.
Und das habe ich eigentlich nur getan, weil Gott noch früher seine Liebe in mich ausgegossen hat. So entsteht ein Wechselspiel zwischen „Ich liebe Gott“ und „Ich liebe die Geschwister“. Egal, von welcher Seite man es betrachtet, immer wieder wird dadurch belegt, dass ich tatsächlich von neuem geboren bin.
Die Liebessprache Gottes und das Halten seiner Gebote
Vers 2
Hieran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: wenn wir Gott lieben. Ich erkenne die Liebe zu den Geschwistern daran, dass ich Gott liebe und seine Gebote befolge. Gott hat eine Liebessprache. Kennt ihr das Buch „Fünf Sprachen der Liebe“? Ja, das kennt ihr gut, oder? Aber da fehlt eine – nämlich die von Jesus. Das ist total witzig.
Die Liebessprache Jesu ist in den fünf Sprachen der Liebe nicht enthalten, und das verblüfft mich, weil Jesus sagt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Also besteht die Liebessprache Jesu darin, dass wir seine Gebote ernst nehmen und halten. Und wer hat das geschrieben? Chapman, ja, und Chapman hat diese Liebessprache irgendwie nicht aufgeführt. Ich finde, das ist eine ganz schöne Liebessprache: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“
So würden Väter das wahrscheinlich auch so formulieren oder Mütter. Also gut, Gott hat diese Liebessprache. Ich gebe dir ein Gebot, und wenn du mein Gebot verstanden hast und es hältst, dann bist du jemand, der mich liebt.
Und jetzt haben wir hier diesen schönen Vers 3: „Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten.“ Wo ist denn... Jetzt steh mal auf, ich weiß deinen Namen nicht, du stehst neben Thomas. Ja, einfach nur hinstellen. Ich hatte euch einfach nur gebeten, stehen zu bleiben. Es ist jetzt nicht so, dass ich etwas weiter mache, einfach nur, ich brauche dich gleich nochmal. Gib mir ungefähr hundertzwanzig Sekunden.
Okay, also ich hatte euch mal was zu einem Genitiv erzählt, wisst ihr noch? Zweiter Fall, ja? Wessen? Haben wir hier wieder. „Dies ist die Liebe Gottes.“ Das Dusselige im Deutschen ist, dass wir, wenn wir so etwas lesen, automatisch in unserem Ohr hören: „Aha, das ist die Liebe, die Gott zu mir hat.“ Weil wir den Genitiv so verwenden. „Dies ist die Liebe Gottes“ – also die Liebe, die Gott zu mir hat –, dass wir seine Gebote halten. Nee, das macht einfach inhaltlich keinen Sinn.
Deswegen muss man das anders übersetzen, nämlich wie? Wo sind die Lateinschüler? Lateinschüler, Hand hoch! Wir lassen, weil es schon so spät am Abend ist und Lateinschüler nach 20 Uhr nicht mehr belangt werden dürfen, einfach mal die Lehre. Dafür schreibt mir eure E-Mail-Adresse auf und betet für mich.
Also, was? Ja? Richtig! Jetzt ist die Elberfelder eine ordentliche Bibel, aber an der Stelle, bei Genitiven, wollen sie überexakt sein. Bitte merkt euch das: Bei einem Genitiv wie „Liebe Gottes“ kann man übersetzen „Liebe Gottes“ – das steht auch im Original so da, weil der Grieche das halt immer so dahinschreibt, auch wenn er meint „Liebe zu Gott“. Bitte versucht, das in den Kopf zu kriegen.
Und wann immer ihr bei einem Genitiv denkt: „Hä?“, geht ihr da hin und sagt: „Sag mal, kannst du mir noch mal helfen? Ich habe hier den Eindruck, hier ist so ein Wessending, und mit diesem Wessending komme ich nicht so richtig klar, das macht keinen Sinn.“ So wie hier: „Dies ist die Liebe Gottes.“ Nein, macht euch eine kleine Notiz: „Dies ist die Liebe zu Gott.“ Es ist nicht die Liebe, die Gott zu mir hat, sondern die Liebe, die ich zu Gott habe.
Magst du uns nochmal das Fremdwort nennen, das das ist? Jetzt kommt... jetzt müsst ihr... kommt, was ist das für ein Gegentief? Da hinten hat jemand gemeldet: „Na, haut euch!“ Klaus? Das habe ich getan, das habe ich getan.
Okay, also ein genitives Objektiv, okay? Der Genitiv wird zum Objekt und muss mit einer Präposition angeschlossen werden: die Liebe zu Gott. Also, wann immer ihr beim Lesen in der Elberfelder Bibel nicht weiterkommt, da drüben habt ihr jetzt eure fachkompetente Begleiterin, die euch alles Weitere beibringen wird.
Und es gibt noch viel mehr Genitive. Das ist das Schöne. Ich habe euch nur drei Stück vorgestellt. Wenn ich das bei der Hermeneutik-Schulung mache, komme ich so auf sieben, die mich interessieren, so ungefähr. Es gibt wunderschöne, bei denen du denkst: „Aah, ja, die Griechen mögen das.“
Okay, also das ist gerade bei der Elberfelder Bibel so, dass man ein bisschen mitdenken muss: „Dies ist die Liebe zu Gott.“ Kleine Notiz: dass wir seine Gebote halten. Also wir lieben Gott, wenn wir seine Gebote halten.
Und seine Gebote sind nicht schwer. Da wird jetzt manch einer sagen: „Oh, das finde ich aber anders. Ich finde, dass die Gebote Gottes manchmal ganz schön schwer sind.“ Und jetzt sagt aber Johannes: Nein, wenn man mal genau hinschaut, sind die Gebote Gottes nicht schwer.
Der Herr Jesus sagte in Matthäus 11,30: „Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Das ist die Wahrheit: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Natürlich sind die Gebote Gottes herausfordernd, das ist geschenkt. Es sind ja Gebote, und in uns steckt die Sünde – eine Macht, die Sünde, die alles daran setzen wird, dass wir diese Gebote nicht halten.
Aus dieser Spannung, dass in uns ein neues Herz ist, das die Gebote halten will, und gleichzeitig die Sünde als Macht in unserem Körper wohnt, die sich dagegen stellt, entsteht ein Gegeneinander. Und dieses Gegeneinander bereitet uns Not, das fordert uns heraus.
Deswegen: Die Gebote Gottes sind herausfordernd. Aber wenn man sie vergleicht – wenn man die Belastung in einem Leben mal nimmt, die durch Sünde in ein Leben hineinkommt –, wenn ich mir anschaue, mit welcher Radikalität Sünde Leben belastet und zerstört, dann sind tatsächlich die Gebote Gottes im Vergleich dazu, obwohl sie vielleicht im ersten Moment ein Stück herausfordernd sind und uns zwingen, eine bewusste Entscheidung für Gott und seine Gebote zu treffen, auf lange Sicht das wirklich leichtere Leben.
Ich glaube, dass jeder merkt, dass wir am Anfang unserer Ehe eine schwierige Zeit hatten. Wir haben eine ganze Weile gebraucht, so die Gebote Gottes zum Thema Ehe zu leben und da irgendwie miteinander glücklich zu sein. Und ich behaupte mal, dass es sich total gelohnt hat. Das, was am Ende herauskommt, ist einfach so entspannend und so ja, wirklich leicht, dass ich sage: Ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn wir der Sünde gefolgt wären und das aufgegeben hätten.
Auf Dauer zahlt sich Sünde nie aus. Auf Dauer ist immer Gerechtigkeit, es ist immer das Halten von Geboten, das, was gut tut, was das Leben leicht macht, was es attraktiv macht, was es schön macht, was es lebenswert macht.
Und das ist das, worum es hier geht: Wir dürfen Gott lieben, indem wir seine Gebote halten. Und das, was Gott uns gibt, ist nicht so eine Last. Gott möchte uns nicht wie einem Packesel so lange eins oben drauflegen, bis wir die Grätsche machen und nicht mehr können. Sondern Gott sagt: „Ich lege dir was auf. Du bekommst mein Joch aufgelegt. Nehmt auf euch mein Joch.“
Aber der Herr Jesus ist der einzige König, der, wenn er uns ein Joch auflegt, sich selber unter dieses Joch mitstellt. Ihr müsst euch das immer vorstellen: Joch – das ist so ein Ding, das man Ochsen auflegt. Und es ist immer so, wir sind quasi hier, und das Joch, das uns auflegt, Jesus sagt: „Du musst das nicht alleine tragen, ich bin an deiner Seite.“
Es ist nicht dieses: „Ich gebe dir Gebote und jetzt hab Spaß damit, du schaffst es eh nicht.“ Sondern: „Ich gebe dir Gebote und jetzt gebe ich dir meinen Geist, meine Kraft, meine Unterstützung, und du darfst jederzeit deine Hände falten und beten, mich um Weisheit bitten. Ich will dir helfen.“
Deswegen sind diese Gebote leicht, weil Gott an unserer Seite steht, weil er mit uns ist – so wie ich es ganz, ganz, ganz am Anfang gesagt habe – und weil er uns dabei hilft, diese Gebote zu erfüllen.
Gottes Hilfe und die Leichtigkeit seiner Gebote
Es ist schon witzig, ist euch das mal aufgefallen? Gott sagt: „Mach was!“ Dann ist er derjenige, der sagt: „Wenn du bereit bist, das zu tun, helfe ich dir.“
Und nachdem er uns geholfen hat, das zu tun, was er uns an Geboten gegeben hat, sagt er: „Dafür belohne ich dich.“ Ist das absurd? Eigentlich macht er genau das.
Ich lese euch mal eine Stelle vor. Die kann man auswendig lernen, aber erst ab etwa Vers 20. Sie ist nicht super wichtig, aber schön. Sie wird oft bei uns im Gottesdienst am Ende als Segen vorgelesen. Da heißt es in Hebräer 13: Der Gott des Friedens aber vollende euch in allem Guten, damit ihr seinen Willen tut, indem er in uns schafft, was vor ihm wohlgefällig ist.
Ich mag diese Formulierung sehr. Gott vollende euch in allem Guten. Und dann heißt es: „Damit ihr seinen Willen tut.“ Streng dich an? Wie passiert das? Indem er in uns schafft, was vor ihm wohlgefällig ist. Ist das nicht schön?
Das sind die leichten Gebote Gottes. Gott sagt: „Ich habe einen Auftrag für dich, aber ich will derjenige sein, der in dir schafft, was vor mir wohlgefällig ist.“
Wenn wir am Ende ein Leben führen, in dem wir überwinden und die Sünde herausfliegt, dann werden wir ganz am Ende feststellen, dass es der Herr Jesus war, der in uns gewirkt hat. Er hat uns dabei geholfen und uns überhaupt erst befähigt, so zu leben.
Deswegen sind die Gebote nicht schwer. Denn alles, was aus Gott geboren ist – das sind die, die wirklich gläubig sind und dieses dynamische Leben der Wiedergeburt teilen – alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt.
Die Welt als System der Sünde und die Kraft des Glaubens
Welt, noch einmal: Ich hatte bereits gesagt, dass es ein System gibt, das Menschen sich schaffen. Dahinter steckt eigentlich der Teufel – ein System, das Menschen sich schaffen, um ohne Gott glücklich zu sein.
Es ist wichtig, dieses System zu erkennen. Man muss verstehen, dass dieses System nicht nur dazu geschaffen ist, uns von Gott wegzuführen, sondern auch, um uns kaputtzumachen. Gott hasst Sünde, weil Sünde dich hasst. Ich finde diesen Satz sehr schön: Gott hasst Sünde, weil Sünde dich hasst. Sünde hat vor, dich zu zerstören.
Dieses System, diese Welt, ist einfach nur das System, in dem Sünde ausgelebt werden kann. Es gilt jetzt, dieses System zu durchschauen und ihm ganz bewusst entgegenzutreten, indem man sagt: Nein, da mache ich nicht mit. Ich kenne die Gebote Gottes, ich weiß, sie sind gut, und ich weiß, sie sind leicht. Ich kann das mit seiner Hilfe schaffen.
Dann heißt es, nicht die Welt mit ihren falschen Maßstäben, ihren Lügen, ihren Versuchungen und ihrem Einschüchterungspotenzial einfach hinzunehmen. Ich weiß, dass die Welt mich von Gott und vom Gehorsam wegbringen will. Aber ich lasse das nicht zu.
Denn alles, was aus Gott geboren ist, was wirklich gläubig ist, überwindet die Welt. Und dies ist der Sieg – oder man könnte auch sagen das Mittel zum Sieg: Dies ist das Mittel zum Sieg, der die Welt überwunden hat, unser Glaube.
Wenn wir gläubig sind, haben wir alles, was wir brauchen, um diese Welt, in der wir leben, zu durchschauen und zu merken: Boah, die will mich wirklich kaputtmachen. Und dann sagen wir: Da mache ich nicht mit.
Und ich habe den Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr immer mehr eine Herausforderung wird, diesen Lebensstil zu praktizieren. Die Welt scheint sich immer schneller und immer verrückter zu drehen. Deshalb müssen wir von Jahr zu Jahr ein Stück nüchterner und radikaler werden.
In dem Moment, in dem wir uns mitziehen lassen, in dem Moment, in dem wir nicht mehr reflektieren, sondern einfach nur noch konsumieren und uns auf diesen Produktfetischismus einlassen, der allgegenwärtig ist – kennt ihr Produktfetischismus? Schönes Wort, oder? Produktfetischismus – das muss ich auch noch haben. Diese Gier nach immer mehr.
Eines der schönsten Worte des letzten Jahres war das Pippi-Langstrumpf-Syndrom. Damit hat jemand das Denken der Welt, in der wir leben, hier in Deutschland zusammengefasst: Pippi-Langstrumpf-Syndrom. Ich mache die Welt so, wie sie mir gefällt.
Jeder ist nur noch damit beschäftigt, das zu glauben, was ihm in seinen Kram passt. Und das stimmt. Versuchen wir, mit irgendjemandem noch ein vernünftiges Gespräch zu führen und mit Fakten zu kommen – das interessiert keinen mehr.
Du kannst Fakten bringen, aber jeder baut sich nur noch seine persönliche kleine Facebook-Welt zusammen. Dort steht er gut da, alle finden ihn cool, er fühlt sich wohl, und der Rest wird einfach immer egaler. Das ist das Pippi-Langstrumpf-Syndrom.
Und wir stehen mittendrin und sagen: Pippi-Langstrumpf-Syndrom – ich mache die Welt, wie sie mir gefällt. Nein, es gibt eine objektive Wahrheit. Es gibt Gut und Böse, es gibt ein Gericht, es gibt einen Gott.
Ja, die Leute halten dich dann für völlig verrückt. Und jetzt bist du in der Gefahr, mitzubekommen, wie es den anderen allen gutgeht, und wie sie sich wieder zu Weihnachten das kaufen, worauf sie Lust haben. Dann denkst du dir: Boah, das ist schon irgendwie schön, wenn ich das jetzt auch haben könnte.
Und jetzt kommt der Glaube. Und der Glaube sagt dir: Stopp! Lass dich nicht darauf ein. Fall nicht darauf rein. Mach nicht mit, sondern überlege dir: Du hast eine begrenzte Zeit, du hast dieses eine Leben, das du investieren kannst, und du hast jede Minute genau einmal.
Überlege dir, wie du deine Zeit wirklich sinnvoll einsetzen kannst. Das ist wirklich wichtig. Und wo vergeudest und verplemperst du Zeit, die eigentlich Gott gehört? Da nüchtern zu bleiben – also nüchtern, was die eigenen Bedürfnisse nach Ruhe und Entspannung angeht, genauso wie die eigenen Möglichkeiten nach Arbeit und Einsatz.
Das muss gegeneinander abgewogen werden. Das ist Glauben. Das leben wir aus der Beziehung zum Herrn Jesus heraus. Und das überwindet die Welt.
Das Zeugnis des Glaubens und die Überwindung der Welt
Und dann kommt Johannes in 1. Johannes 5,5-13 wieder auf dieses Thema zurück: Bewahre den Glauben. Auch das hatten wir schon. Ich fliege mal ein bisschen drüber, denn textmäßig ist es fast einfach.
Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Derjenige, der glaubt, dass Jesus der Retter ist, der Sohn Gottes, der Gott auf der Welt dargestellt hat – der ist es, der die Welt überwindet.
Wenn du nicht an Jesus als den Sohn Gottes glaubst, das heißt, wenn du verstrickt bist in den Glauben der Antichristen, die dir dieses klare Evangelium ausreden wollen, dann steckst du mitten in der Welt fest. Dann hast du keine Chance, die Welt zu überwinden. Aber wenn du mit dem Evangelium startest und bereit bist, an Jesus als den Sohn Gottes zu glauben, dann wirst du, wenn du das möchtest, die Welt überwinden. Du hast das Potenzial in dir.
Jetzt schreibt Johannes etwas, das für uns ganz komisch klingt: „Dieser“ – gemeint ist Jesus – „Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut.“ Wasser steht für Taufe, Blut für Kreuzigung. Warum sagt er das hier? Er sagt das, weil es damals eine Irrlehre gab, eine frühgnostische Irrlehre, die nicht glaubte, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Sie glaubte nicht, dass Gott Mensch wurde, sondern dass Jesus einfach nur ein Mensch war. Irgendwann habe Gott diesen Menschen Jesus Christus benutzt, aber Gott selber habe natürlich nichts mit all den Momenten im Leben von Jesus zu tun, in denen Jesus sich erniedrigt hat. Schon gar nichts habe Gott mit dem Tod zu tun. Spätestens kurz vor der Kreuzigung sei dieser Gott, der Jesus benutzt hat, wieder verschwunden und habe ihn alleine sterben lassen.
Und jetzt kommt Johannes und sagt: Falsch! Wasser und Blut – der Moment der Taufe und der Kreuzigung – das sind ganz zentrale Elemente im Leben Jesu. Die Taufe ist der Moment, in dem er sich mit Gott eins macht, mit den Menschen eins macht. Es gibt keinen Moment, in dem Jesus sich mehr mit dem hilfsbedürftigen Menschen identifiziert. Johannes der Täufer sagt: „Ich taufe dich nicht, du kannst nicht taufen, ich taufe dich nicht.“ Und was sagt Jesus? „Lass es so sein, damit alle Gerechtigkeit erfüllt wird.“
Es war nötig, sich vollständig mit dem Menschsein zu identifizieren, bis an den Punkt, dass Jesus, der keine Sünde hatte und nie getrennt vom Vater lebte, sich taufen lässt und sich äußerlich den Menschen zustellt. Auf der anderen Seite steht das Blut, das Kreuz: Gott stirbt. Keine Ahnung, wie das geht, aber Gott geht durch diese bitterste Erfahrung, die ein Mensch überhaupt nur machen kann – nämlich den Tod.
Diese beiden Aspekte seines Lebens sind es, die Jesus Christus zu dem machen, was wir in ihm sehen: nämlich zu dem Christus, dem Retter der Welt. „Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut.“ Jesus Christus nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut.
Vielleicht hätte man sich auf die Taufe konzentrieren können und gesagt: Okay, Taufe geht gerade noch. Aber Gott kann sich doch nicht so klein und so verwundbar machen, dass er sich kreuzigen lässt. Das ist doch kein Gott, der sich umbringen lässt. Doch, das ist unser Gott – nicht im Wasser allein, nicht in der bloßen Identifikation mit dem Menschen, sondern auch mit der Bereitschaft, für diesen Menschen zu sterben.
Der Geist hier ist der Heilige Geist gemeint. Der Geist ist es, der dies bezeugt. Er bezeugt, dass Christus in Wasser und Blut gekommen ist, dass er wirklich Fleisch geworden ist, denn der Geist ist die Wahrheit.
Wie bezeugt er das? Ganz wesentlich dadurch, dass der Geist überhaupt gekommen ist. Das heißt, Jesus hat sein Menschsein zu Ende gelitten, ist auferstanden und hat uns als Folge davon, dass er dieses Leben mit Erniedrigung und Tod gelebt hat, den Heiligen Geist geschickt.
Jeder, der den Heiligen Geist hat, weiß, dass im Himmel wirklich der verherrlichte Mensch Jesus Christus sitzt, der genau dieses Leben durchgemacht hat, von dem Johannes hier spricht.
Und weil das jetzt so ist, gibt es ein dreifaches Zeugnis: der Geist, das Wasser und das Blut. Die drei sind einstimmig. Die drei sprechen quasi eine Sprache. Im Alten Testament war es so, dass drei Zeugen vor Gericht jede Sache entschieden haben. Deshalb verwendet Johannes diese Sprache: Man braucht da nicht mehr dagegen zu argumentieren.
Und wenn jetzt eine Analogie kommt, Vers 9: Wenn wir schon das Zeugnis der Menschen annehmen – also wenn schon drei Menschen vor Gericht als Zeugen gelten und eine Sache bezeugen können –, dann ist das Zeugnis Gottes größer. Es ist vertrauenswürdiger, denn „dies ist das Zeugnis Gottes“, das er über seinen Sohn abgelegt hat.
Woran denkt Johannes hier? Er schreibt es nicht genau, aber man könnte an die Taufe denken. Wisst ihr noch? Taufe – und was passiert dann? Plötzlich kommt, wie laut? Der Heilige Geist, wie eine Taube, genau. Und was noch? Genau, da kommt diese Stimme plötzlich: „Dies ist mein geliebter Sohn“, wo Gott sich so ganz deutlich dazu stellt.
Wo die Frage, ob Gott es wirklich meint, dass der Sohn getauft werden soll, beantwortet wird: Ja, ja, das findet Gott ganz fantastisch. Gott gibt Zeugnis dazu und macht klar, dass er zu diesem Sohn Gottes wirklich steht.
Jetzt Vers 10: „Wer an den Sohn glaubt, hat das Zeugnis in sich.“ Der Glaube an den Sohn Gottes bewirkt, dass der Heilige Geist im Gläubigen Zeugnis ablegt. Dieses Zeugnis in mir, der Geist Gottes in mir, der da ist, der erfahrbar ist, komplettiert jetzt das Zeugnis der historischen Ereignisse.
Ich weiß, da ist etwas passiert, das kann ich nachlesen, da gibt es eine Bibel. Aber das ist nur die eine Seite. Die andere Seite ist das, was in mir drin passiert. Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich.
Wer Gott nicht glaubt, wer sich hinstellt und sagt, Jesus ist nicht der Christus, oder wer irgendetwas über Jesus behauptet – zum Beispiel, dass er gar nicht getauft worden sei oder, wie es im Islam heißt, dass er gar nicht gekreuzigt worden sei –, der hat Gott zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, das Gott über seinen Sohn abgelegt hat.
Wir glauben daran. Ich hoffe, dass ihr daran glaubt. Wenn nicht, kann ich euch gerade nicht helfen, denn der Text hört jetzt mit diesem Thema auf.
Eigentlich ist der Wunsch: Verliere das nicht. Halte es fest und mache es zur Grundlage für dein Denken. Baue deinen Glauben darauf auf.
Du hast nur dieses eine Leben. Du kannst dieses Leben genau einmal leben. Wenn du es am Ende vermurxt hast, dann kommt nach dem Tod nicht etwa eine Schrift: „Werfen Sie eine neue Münze ein und starten Sie noch einmal von vorne“ oder so. Nein, dann ist es wirklich vorbei.
Einmal wird gelebt, einmal wird gestorben, danach aber das Gericht. Deshalb ist es so wichtig, woran ich glaube und auf welches Glaubensfundament ich mein Leben baue.
Gerade wenn man vielleicht in einem christlichen Elternhaus groß wird und Begriffe wie Jesus Christus, Sohn Gottes, Evangelium schon mit der Muttermilch aufgesogen hat: Geht noch einmal in euch und überlegt, ob das etwas ist, was ihr nur als Kultur, nur als äußeren Schein angenommen habt, oder ob Glaube für euch eine Lebenswirklichkeit ist.
Der Glaube als Lebensgemeinschaft mit Christus
Etwas in Vers 13 heißt es ganz am Ende: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.“ Ich hatte den Vers schon, weil er die Schreibabsicht des ersten Johannesbriefs herausstellt. Ich hatte den Vers auch schon ein paarmal vorgelesen. Hier eine kleine Anmerkung: Im letzten Teil, „die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt“, steht wörtlich „die ihr in den Namen hinein glaubt“. Das ist eine ganz merkwürdige Formulierung.
Es geht nämlich um mehr als um eine intellektuelle Zustimmung im Sinne von: Ja, Jesus hat gelebt, und ja, er wurde getauft, und ja, er ist gestorben, und ja, das habe ich auch in der Kinderstunde gelernt, man muss an ihn glauben. Das ist so dieses Intellektuelle. Aber Johannes geht einen Schritt weiter und verwendet diese Präposition „in hinein“, um zum Ausdruck zu bringen, dass wir nicht distanziert vor Jesus stehen und Fakten über ihn sammeln, sondern dass wir in ihn hinein glauben.
Das bedeutet, dass wir zu einer Lebensgemeinschaft mit ihm werden, bis er und wir in einer symbiotischen Beziehung leben, die man nicht mehr voneinander trennen kann. Im Neuen Testament gibt es manchmal sprachlich total irre Formulierungen, weil man nicht mehr weiß, wie man das ausdrücken soll.
Ich hatte euch Galater 2,20 genannt: „Ja, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat.“ Der Apostel weiß gar nicht, wie er das ausdrücken soll. Auf der einen Seite ist Gott in mir, ich bin in Gott, sein Wort ist in mir, und gleichzeitig bin ich aufgefordert, dieses Wort zu erfüllen.
Du weißt gar nicht, wo hört jetzt „in mir Jürgen“ auf, wo fängt Gott an? Wir sind ein Geist mit Gott. Ich stelle mir immer einen Geist so vor, als wenn man zwei Flüssigkeiten miteinander mischt. Also nimmst du eine Tüte Milch und fragst: Wo ist denn das Fett und wo ist das Wasser? So ist das mit Gott und mir irgendwie. Da ist Gott in mir und ich in Gott und du. Total komplex.
Ich habe in ihn hineingeglaubt, nicht an ein Prinzip, sondern an eine Person. Und ich bin durch den Prozess, durch den Akt des Glaubens, mit ihm eins geworden, und er hat sich mit mir verbunden. Und das ist das Lebenskonzept, das Johannes bei seinen Zuhörern, bei seinen Empfängern finden will.
Vers 11: „Und dies ist das Zeugnis, dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn.“ Du hast diesen Sohn.
Vers 12: „Wer den Sohn hat, hat das Leben.“ Du hast den Sohn. Das heißt, du lebst in dieser persönlichen Gemeinschaft. Er ist in deinem Leben Herr und Retter geworden. Du lebst für ihn. Er ist dein König oder was auch immer für Bilder du verwenden möchtest – das sind alles Bilder. Letztendlich stehst du mit deinem Leben und er mit seinem Leben so dicht beieinander, dass man euch nicht mehr wirklich auseinanderreißen kann.
Er ist in dein Leben hineingetreten. Das ist die absolute Nummer eins, die du anbetest und für die du lebst. Und wenn du den Sohn hast, dann hast du Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, wer ihn nur von der Ferne betrachtet, wer nie diesen Glaubensschritt auf ihn zugemacht hat, wer vielleicht denkt: Für meine Eltern war das irgendwas Wichtiges, aber für mich ist das nicht so wichtig, ich will erst etwas anderes erleben – der muss sich ganz klar machen: Wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.
Das Leben, das zählt, gibt es nur dort, wo der Herr Jesus ist.
Und von daher lasst uns diesen Punkt hier beenden mit der Frage: Welchen Bibelvers wollt ihr heute auswendig lernen? Also mit welchem Vers wollt ihr diese Lektion beenden? Ich würde ja sagen, wenn ihr es noch nicht gemacht habt, Vers 13. Vers 13 wäre schon relativ cool, den sollte man irgendwann lernen.
Aber vielleicht habt ihr einen anderen, wo ihr sagt: Wow, ich möchte lieber den lernen, dass der Glaube der Sieg ist, der die Welt überwindet. Also es sind einige schöne Verse, oder dass seine Gebote leicht sind, das kann man auch lernen. Ihr könnt doch alle drei lernen: Vers 3, Vers 4, Vers 13. Ja, das sind gute Verse aus dem fünften Kapitel. Einfach macht es.
Gut, es ist eine Minute vor halb. Ich bete noch, und dann könnt ihr euch dem bunten Abend ergeben.
Vater im Himmel, wir danken dir dafür, dass du uns wirklich ewiges Leben geschenkt hast und dass Johannes so darauf pocht, dass dieses Leben nur zu haben ist in Verbindung mit dem Sohn.
Und Herr, ich danke dir, dass du dieses radikale Konzept gefahren bist, dass du in unser Leben hineingetreten bist, dass wir in dir und du in uns bist, dass wir in dir bleiben sollen und dass du uns von innen heraus verändern möchtest. Nicht einfach noch ein paar Gebote obendrauf, sondern ein komplett neues Leben.
Hab vielen Dank! Danke, dass wir dich kennen und dass wir am Ende dieses Jahres 2017 dir sagen dürfen, dass du unser Herr bist und dass uns das wirklich von Herzen freut. Hab Dank dafür! Amen!