Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 417
Einführung in das Thema Gebet im Kontext von Gemeindeausschluss
Das Gebet für den Sünder
Wir sind immer noch beim Thema Gemeindeausschluss und haben in der letzten Episode die Autorität der Gemeinde betrachtet. Nun wenden wir uns einem anderen Thema zu, das genauso zur Überführung eines sündigenden Bruders dazugehört: dem Gebet.
In Matthäus 18,19 heißt es: „Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen, irgendeine Sache zu erbitten, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist.“
Ich finde es sehr spannend, dass dieses Thema genau an dieser Stelle auftaucht. Es zeigt einmal mehr, dass es beim Ausschluss eines Gemeindeglieds nicht um eine Machtdemonstration geht. Es geht nicht darum, dass die Gemeinschaft dem einzelnen Sünder zeigt, wo der Hammer hängt und wer hier am längeren Hebel sitzt.
Ja, die Gemeinde muss den unbußfertigen Sünder ausschließen. Aber sie tut das immer unter Gebet. Der ganze Prozess des Gewinnens soll von Gebet geprägt sein. Und...
Die Bedeutung des gemeinschaftlichen Gebets
Deshalb gibt der Herr Jesus hier eine Verheißung. Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen, irgendeine Sache zu erbitten, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist.
Es lohnt sich, für Geschwister in der Gemeinde zu beten, die auf Abwege geraten sind. Das Prinzip, dass zwei im Gebet eins werden, gilt offenbar nicht nur für Geschwister, die sündigen. Denn es heißt hier: Wenn zwei übereinkommen, irgendeine Sache zu erbitten.
Zurück zum Sünder: Die Verheißung liegt auf dem gemeinschaftlichen Gebet. Während der Sünder die Gemeinschaft bewusst ignoriert und nicht auf sie hören will, handelt Gott ganz anders. Er nimmt gerade die Gemeinschaft ernst, die der Sünder verwirft.
Voraussetzungen für erhörtes Gebet
Ich möchte jetzt nicht zu ausführlich über erhörtes Gebet sprechen. Der Herr Jesus verwendet oft plakative Formulierungen. Um diese richtig zu verstehen, müssen wir jedoch das Gesamtzeugnis der Schrift zu Rate ziehen.
Gebete sind keine Zaubersprüche, mit denen wir Gott oder das Schicksal manipulieren können. Deshalb hier nur einige Hinweise zum Thema erhörtes Gebet.
Wenn zwei Personen übereinkommen, für eine Sache zu bitten, sollten sie sich sicher sein, dass ihr Anliegen gut ist. Jakobus schreibt, dass selbstsüchtige Gebetsanliegen nicht erhört werden. Woran liegt das? Ganz einfach: Gott erhört Gebete, die im Namen Jesu gesprochen werden. Das sind Gebete, die dem Willen Jesu entsprechen.
Außerdem sollten die zwei Beter ein heiliges Leben führen. Es ist immer das Gebet des Gerechten, das viel vermag. Johannes formuliert es in 1. Johannes 3,22: „Und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“
Gebetserhörungen sind also auch eine Art Dankeschön Gottes für unseren Gehorsam. Dieses Denken war zur Zeit Jesu Standard.
Gottes Haltung zu Sündern und Gebet
Wie formuliert der durch ein Wunder geheilte Blinde, um seinen Heiler zu verteidigen? Die Pharisäer bezeichnen Jesus als Sünder, doch er hält dagegen.
In Johannes 9,31-33 heißt es: „Wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er. Von Anbeginn hat man nicht gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet habe. Wenn dieser nicht von Gott wäre, so könnte er nichts tun.“
Wir halten also fest: Wir sollen als Gerechte im Willen Jesu bitten.
Gottes Respekt vor dem Willen des Sünders
Noch ein wichtiger Gedanke, wenn es darum geht, für sündigende Geschwister zu beten: Gott erzwingt nicht die Bosheit des Sünders. Die Bibel ist voller Beispiele für Sünder, die nicht böse handeln wollen, obwohl Gott ihnen dafür Raum schafft.
Die bekanntesten Beispiele sind wohl der Pharao von Ägypten und das Volk Israel in der Wüste. Jahrhunderte später kann Jesaja aus Gottes Perspektive, etwas frustriert, so formulieren:
Jesaja 66,4: „So werde auch ich Misshandlung für sie wählen und über sie bringen, wovor ihnen graut, weil ich gerufen habe und niemand geantwortet hat, weil ich geredet und sie nicht gehört haben, sondern getan haben, was böse ist in meinen Augen und das gewählt haben, woran ich kein Gefallen habe.“
Gott spricht in das Leben seines Volkes hinein, aber sie wollen nicht umkehren. Er ruft, doch keiner antwortet; er redet, doch sie hören nicht zu. Stattdessen wählen sie das, wovon sie wissen, dass Gott daran kein Gefallen hat.
An dieser Haltung ändert sich auch bis zur Zeit Jesu wenig. Von den Pharisäern lesen wir bereits:
Lukas 7,30: „Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten haben den Ratsschluss Gottes für sich selbst wirkungslos gemacht, indem sie sich nicht von ihm taufen ließen.“
Gott wünscht sich Buße und möchte, dass die Religiösen Teil der nationalen Erweckungsbewegung werden. Er schickt ihnen Johannes den Täufer, doch sie durchkreuzen Gottes Plan, weil sie sich nicht von Johannes taufen lassen.
Dies sind nur einige Gedanken zur Idee, dass Gott die Bosheit des Sünders nicht erzwingt – auch nicht dann, wenn ich mich mit Geschwistern verbinde, um für sündigende Geschwister zu beten. Wir sollten nicht vergessen: Gott erhört unser Gebet, das hat er versprochen. Aber Gott bricht nicht den Willen des Sünders. Das entspricht einfach nicht seiner Art.
Konkrete Gebetsanliegen für sündigende Geschwister
Frage: Wofür kann ich in so einer Situation beten? Hier sind vier Anliegen, die ich im Gebet vorbringen würde.
Erstens bete ich dafür, dass der Christ, der mit Sünde spielt, die Folgen seines Handelns frühzeitig erkennt. Sünde macht Spaß; die Bibel spricht nicht ohne Grund von einem zeitlichen Genuss der Sünde. Doch Sünde weiß ihre wahren Kosten zu verstecken. Deshalb bete ich, dass der sündigende Bruder ganz deutlich erkennt, was da auf dem Spiel steht.
Zweitens bete ich dafür, dass der Christ, der mit Sünde spielt, auf merkwürdige Weise auf sein Verhalten hingewiesen wird. Damit meine ich, dass er mit der Sündhaftigkeit seines Handelns auf eine ihn selbst überraschende und überführende Weise konfrontiert wird. Oft sind sündigende Geschwister nicht bereit, auf andere Christen zu hören. Aber Gott hat viele Wege, um in ihr Leben hineinzusprechen.
Drittens bete ich darum, dass Gott ganz praktisch in das Leben eines Christen eingreift, der mit Sünde spielt. Ein Kreuzbandriss, der Verlust des Arbeitsplatzes oder ein Autounfall – das können dramatische Momente sein, die es dem sündigenden Christen ermöglichen, kurz innezuhalten und über den Weg nachzudenken, den er eingeschlagen hat. Gott weiß, wie er ihn aufwecken kann, und wir sollten dafür beten.
Viertens bete ich darum, dass der Christ, der mit Sünde spielt, sich an das Gute erinnert, das durch den Glauben in sein Leben gekommen ist. Sünde versucht immer, die Vergangenheit umzuschreiben. Lasst das nicht zu!
Das sind vier Dinge, für die ich für eine Person beten würde, die sich vom Glauben an den Herrn Jesus verabschiedet und den Weg Richtung Dunkelheit einschlägt. Bete, dass sie die Kosten der Sünde überschlägt, dass Gott ihr auf überraschende Weise begegnet, dass sich der Alltag gegen die Sünde stellt und dass sie sich an vergangene Segnungen erinnert.
Wir können die Buße einer Person nicht erzwingen. Aber wir können als Gerechte intelligent, anhaltend und mit guter Motivation beten. Und wir können das auch gemeinsam tun, denn wir wissen, dass darauf eine besondere Verheißung liegt.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, mit wem du für Geschwister beten möchtest, die sich gerade Richtung Dunkelheit verirren.
Das war’s für heute. Suchst du im Sommer eine Bibelfreizeit für Vierzehn- bis Fünfundzwanzigjährige in Brandenburg? Schau mal auf der Outdoor-Bibelschule vorbei. Der Link ist im Skript.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Abschlussgedanken und Ermutigung zum Gebet
Bitte geben Sie den zu überarbeitenden Text ein, damit ich Ihnen helfen kann.