Dank und Einstimmung auf das Thema des Reiches Gottes
Treuer Herr, danke, dass du der König des Reiches bist und dass du das Reich begonnen hast. Du hast dich auf den himmlischen Thron gesetzt und regierst vom Himmel aus. Heute denken wir an diesen besonderen Tag, oder zumindest einige Menschen denken daran, an dem du in den Himmel aufgefahren bist und dich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hast.
Wir danken dir, dass wir über dein Reich und die Gerechtigkeit darin nachdenken dürfen. Wir beten um deine Führung, auch jetzt in dieser halben Stunde. Amen.
Ich möchte mich jetzt nicht mehr so sehr mit der Gliederung aufhalten, denn diese werden wir ohnehin noch durchgehen. Stattdessen beginnen wir nun mit dem Text ab Vers 3, den Seligpreisungen.
Dabei geht es um die Frage, wer diese Gerechten sind und was ihnen verheißen wird. Wir haben acht Seligpreisungen, die eine Einheit bilden. Manche meinen, es seien neun, aber tatsächlich sind es acht. Das neunte Mal steht nicht direkt dort, sondern ist eindeutig ein Zusatz zum achten.
Der Ausdruck „selig seid ihr“ steht genau achtmal so auch im Grundtext der Bibel. Das letzte ist dabei etwas ausführlicher und länger ausgeführt. Die acht Seligpreisungen bilden also eine organische Einheit.
Wer ist wirklich glücklich und beneidenswert?
Wer ist glücklich zu schätzen? Beneidenswert! Nach dem allgemeinen Urteil der Menschen sind diejenigen, die hier beschrieben werden, gar nicht beneidenswert. Aber der Herr Jesus sagt, sie sind sehr wohl beneidenswert und sehr zu schätzen.
Schauen wir uns das einmal genauer an, Vers 3: „Selig sind die Armen im Geiste.“ Das griechische Wort für „arm“ drückt hier nicht das Besitzverhältnis aus, sondern eine Haltung. Das habe ich heute noch in einem guten Kommentar nachgelesen. Es gibt mehrere Wörter für „arm“, und hier wird eine Haltung beschrieben: eine bettelnde Haltung, jemand, der sich bückt, ein Niedriger. Genau das ist gemeint – ein Gebeugter.
Im Alten Testament heißt es oft „die Gebeugten“. Es gibt ein hebräisches Wort dafür, das oft mit „arm“ oder „demütig“ übersetzt wird. Also sind es die, deren Geist arm ist. Was heißt das? Deren Geist ist gebeugt, zerschlagen. Das sind diejenigen, die innerlich geistlich wissen, dass sie nichts haben. Der Geist ist ja das Innere.
Innerlich bedeutet das, dass ihr Geist gebeugt oder zerschlagen ist. Jesaja sagt dazu in Jesaja 57,15: „So spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist.“ Da haben wir das Wort „gebeugt“ – gebeugter Geist, innerlich gebeugt, um den Geist der Gebeugten zu beleben und das Herz der Zerschlagenen zu stärken.
Der Geist ist das Innere des Menschen, das Herz und der Geist sind oft Synonyme, sie stehen parallel in der Bibel. Das Herz ist das Innere, und der Geist ist das Innere. Das sieht man nicht, genauso wenig wie das physische Herz, das im Zentrum des Menschen liegt. Wenn die Bibel vom Herzen spricht, meint sie das Innere, das man nicht sieht, aber das Zentrum und das Wichtigste.
Man denkt im Herzen, also im Inneren, an Gedanken. Der Herr Jesus sagt auch, dass gute oder schlechte Gedanken aus dem Herzen, also aus dem Inneren, kommen. Innerlich ist man zerschlagen, innerlich gebeugt. Eine weitere Stelle möchte ich noch nennen, Jesaja 66, wo es heißt: „Auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort.“ Das sind die beneidenswerten Leute des Königreiches, die innerlich wissen, dass sie nichts vor dem Herrn anbieten können.
Geht es uns manchmal auch so, dass wir den Herrn beeindrucken wollen? Dass wir sagen: „Herr, jetzt zeige ich dir, was ich kann, jetzt wirst du staunen, wer ich bin. Jetzt reiße ich mich mal richtig zusammen, du wirst es sehen.“ Nein, bitte nicht! Das ist zum Scheitern verurteilt.
Wir sind Bettler und müssen als solche vor Gott kommen. Der Christ wächst nach unten – das ist so. Wir werden nicht immer besser oder „superer“ – eine neue Wortschöpfung von mir. Wir werden nicht besser, nie. Aber wir erkennen mehr und mehr unsere Verderbtheit. Wir erkennen mehr und mehr, wer wir wirklich sind und wie abhängig wir jeden Tag vom Herrn sind.
Wir werden keine geistlichen Riesen, nein. Wir sind Sünder durch und durch. Paulus war sich dessen auch bewusst und nennt sich den größten aller Sünder. Ihr kennt alle das Lied: „Nichts habe ich zu bringen, alles, Herr, bist du.“ Das ist genau das: nichts habe ich zu bringen, alles bist du, Stern, auf den ich schaue.
Psalm 51,19 sagt: „Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein zerbrochener Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz.“ Geist und Herz sind parallel. Wenn du einen zerbrochenen Geist und ein zerschlagenes Herz hast, wirst du Gott nicht verachten.
Bettler dürfen wir bei dem Herrn sein. Elend heißt niedrig, gebeugt, nicht mit hoher Schulter. Selig sind sie, weil ihnen das himmlische Königreich gehört. Deshalb sind sie selig. Das Wort „selig“ hat Luther schon schön übersetzt, und mir gefällt das am besten.
Heute sagt man das kaum noch, doch wenn Kinder spielen und ganz vertieft sind, sagen wir manchmal: „Jetzt sind sie selig.“ Wir verwenden das Wort noch, es bedeutet so viel wie glücklich, überglücklich, dass alles andere nichts zählt.
Das meint der Herr Jesus mit „selig“. Die Armen im Geiste, die ihren Geist als arm erkennen. Ihr Geist ist arm, das heißt, sie kommen als Bettler zu Gott. Sie vertrauen nicht auf ihre eigenen wunderbaren Eigenschaften.
Es geht um die Gesinnung dieser Elenden, die sich bewusst sind, dass sie nichts vor Gott bringen können. Sie wissen um ihre Hilfsbedürftigkeit und hoffen daher nur auf die Barmherzigkeit Gottes. Darum geht es.
Trost für die Trauernden
Selig sind die Trauernden, selig die Trauernden, weil sie getröstet werden. Eigentlich könnte man sagen: weil sie getröstet werden werden, wenn man das so deutsch ausdrücken möchte, denn sie werden getröstet werden.
Warum sind sie trauernd? Sie trauern wegen ihrer Situation, in der sie sich befinden, und wegen der Umgebung. Man könnte einwenden, Christen sollten doch nicht trauern. Doch sie trauern einerseits und sind gleichzeitig fröhlich. Sie sind ja selig, aber auch traurig zugleich.
War der Herr Jesus auch so? Genau so war es. Einerseits war er glückselig in Gott, andererseits hat er über Jerusalem geweint, zum Beispiel als Lazarus gestorben war. Was hat die Sünde angerichtet? Man kann gleichzeitig betrübt sein über die Umgebung, in der man lebt, und sich nach der anderen Welt sehnen, die Gott in uns geben wird.
Wir haben einige Bibelstellen dazu: Psalm 119, Vers 136 sagt: „Wasserbäche fließen aus meinen Augen.“ Das ist poetische Sprache. Es ist nicht buchstäblich gemeint, dass Wasserbäche aus seinen Augen fließen. Aber es zeigt, dass er traurig ist und weint. Warum? Weil man Gottes Gesetz nicht hält.
In Hesekiel 9, Vers 4 steht: „Mache ein Zeichen an der Stirn der Leute, die da seufzen und jammern über alle Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen.“ Hier zeigt sich die Trauer im Volk Gottes über die Zustände in Israel.
Selig sind diese Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Jesaja 61 enthält einen besonders schönen Vers. Jesaja 61, Vers 2 sagt: „Daher kam der Herr, um auszurufen das Gnadenjahr des Herrn und den Tag der Rache unseres Gottes; zu trösten alle Trauernden Zions, aufzusetzen den Trauernden Zions und ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes, damit sie genannt werden Terebinten der Gerechtigkeit, also Eichen der Gerechtigkeit, eine Pflanzung des Herrn zu seiner Verherrlichung.“
Der Herr kam genau für diese Trauernden, die tief von ihrem Zustand beschäftigt sind, die trauernden Zions. Hier sind die Trauernden überhaupt gemeint. Sie sind glückselig, noch stärker als glücklich, weil sie getröstet werden.
Deshalb dürfen sie sich freuen und sind beneidenswert, weil Gott ihnen eine herrliche Zukunft bereitet.
Es geht hier nicht um die Trauernden, die über ihre eigene Sünde trauern. In diesem Fall sollen wir Buße tun. Wenn wir über die Sünde trauern, dann kommt die Freude wieder.
Die Sanftmütigen und ihr Erbe
Das Nächste war dann: Selig sind die Sanftmütigen. Selig die Sanftmütigen, weil sie die Erde erben werden. Das ist fast ein Zitat aus Psalm 37. Dort finden wir diese Aussage mehrfach. Psalm 37 ist ja der Psalm der Sanftmütigen. Ich glaube, diese Aussage kommt dort viermal vor. Hier haben wir die Verse: „Denn die Bösgesinnten werden abgeschnitten, aber die auf den Herrn warten, erben das Land.“ Die Gebeugten, das sind die Sanftmütigen. Sie erben das Land und erfreuen sich an einer Fülle von Frieden.
Die Gerechten erben das Land. Die Gerechten sind in diesem Fall die Sanftmütigen. Die Gerechten erben das Land und wohnen darin für immer. Eine herrliche Zukunft steht den Sanftmütigen, den Gerechten des Reiches, bevor. Sie werden das Land erben. Petrus spricht ebenfalls davon, dass ein herrliches Erbe auf uns wartet. In Vers 34 heißt es: „Harre auf den Herrn und halte seinen Weg ein, und er wird dich erhöhen, das Land zu erben.“ Ein herrliches Land! Darüber gibt es ja auch Lieder, die diese Aussage feiern: Selig die Sanftmütigen.
Doch was heißt sanftmütig? Es ist das Gegenteil von rachsüchtig. Sanftmütig zu sein ist eine Haltung gegenüber Gott, zuerst einmal. Sanftmütige sind Menschen, die schwierige Situationen ertragen können. Das ist Sanftmut. Meistens sind sie nicht bitter gegenüber Gott. Sie fragen nicht ständig: Warum? Warum schon wieder? Du weißt nicht, welche wunderbaren Wege Gott mit dir hat.
Manchmal denkt man: Warum muss ich so eine Frau haben? Der andere hat eine viel bessere Frau, bei ihm funktioniert alles viel besser. Doch nein, die Frau ist genau richtig, damit du etwas lernst. „Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Guten“, das kennen wir. Aber wir müssen es auch leben. „Herr, ich weiß, ich danke dir, dass auch mir alles zum Guten dient, was du mir schickst. Alles, was ich brauche, schickst du mir zum Guten.“
Ich brauche alles, was der Herr mir schickt. Die Situation, die ich jetzt durchmache, brauche ich jetzt. Und was ich nicht habe, das brauche ich nicht. Auch wenn ich gern hätte, was ich nicht habe, brauche ich es nicht – zumindest nicht jetzt. Der Herr hat etwas vor. Ihm ist meine Charakterentwicklung viel wichtiger. Dass die Gerechtigkeit des Königreichs der Himmel entfaltet wird, ist das Wesentliche.
Für das Königreich der Himmel leben wir jetzt und für das Königreich der Himmel, das eines Tages offenbar wird, leben wir. Das ist alles wichtig. Nicht rachsüchtig oder ungeduldig zu sein, gehört dazu.
Wenn Leute uns fragen, was die Hoffnung ist, die in uns ist, wie sollen wir antworten? Petrus sagt: mit Sanftmut. Das steht in 1. Petrus 3,14-15. Dort heißt es: „Wenn ihr wegen der Gerechtigkeit leidet, seid selig. Eure Furcht sollt ihr nicht fürchten und euch nicht in Unruhe versetzen lassen. Den Herrn aber heiligt in euren Herzen. Seid immer bereit zu einer Verteidigung vor jedem, der Rechenschaft über die Hoffnung in euch fordert – und das in Sanftmut und Ehrfurcht.“
Sanftmut und Ehrfurcht – also selig sind diese Menschen, selig die Sanftmütigen, weil sie die Erde erben.
Hunger und Durst nach Gerechtigkeit
Das vierte der Seligen sind diejenigen, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. Sie sehnen sich danach, vor Gott gerecht zu leben. Wenn hier von Gerechtigkeit die Rede ist, ist die praktische Gerechtigkeit gemeint, also ein richtiges Leben. Das Wort „Gerechtigkeit“ verstehen wir heute oft anders. Wir benutzen es in einem anderen Zusammenhang, zum Beispiel sagen wir zu Kindern: „Der bekommt einen Apfel, und du bekommst einen Apfel. Schau, das ist gerecht.“ Ja, das ist auch gerecht, aber in der Bibel bedeutet Gerechtigkeit mehr.
Gerechtigkeit ist so, wie Gott ist. Das heißt, richtig in jeder Hinsicht, so wie Gott. Es gibt Menschen, die hungern und dürsten danach, so zu werden wie Gott. Sie sehnen sich nach dieser Gerechtigkeit, nach praktischer Gerechtigkeit. Diese Gerechtigkeit bekommen wir zuerst durch Jesus Christus. Dann wirkt sie sich aus. Bei der Wiedergeburt erhalten wir seine Gerechtigkeit, und danach zeigt sich diese Gerechtigkeit immer mehr in unserem Leben. Sie wird praktisch.
Wenn wir in der Praxis gerecht sind, haben wir große Verheißungen. Jesus sagt: „Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit.“ Wenn das unser Wunsch ist, also das Verlangen, vor Gott gerecht zu leben, dann sagt Jesus später: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ Genau das ist gemeint. Es heißt, so zu werden wie er ist. „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Wer kann das erreichen? Der Weg wird hier nicht näher beschrieben, aber der Weg heißt Jesus Christus. Das Ziel heißt Jesus Christus, und die Kraft heißt auch Jesus Christus. Das wird er noch erklären.
Hier zeigt Jesus auf, dass diejenigen, die diesen Wunsch haben, beneidenswert sind. Wie die Hirschkuh lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach Gott, meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott. So heißt es in Psalm 42, Vers 2. Da ist jemand, der Gott haben will, der mit Gott leben will, der möchte, dass sich das in seinem Leben auswirkt. Solche Menschen werden gesättigt werden. Sie bekommen das, denn Gott ist nicht geizig. Er schenkt gern. Später lesen wir: „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan.“ Jeder, der so bittet, sucht oder anklopft, wird reichlich bekommen. Der Vater gibt gute Gaben seinen Kindern.
Das ist etwas Gutes. Wenn jemand sagt: „Herr, ich möchte, dass mein Leben verändert wird. Ich möchte dir ähnlicher werden“, wird der Herr so ein Gebet erhören? Ja, das ist ein allgemeines Gebet und vielleicht viel verlangt auf einmal. Aber man kann es auch kürzer und konkreter beten, zum Beispiel: „Herr, ich bin oft grantig, besonders morgens in bestimmten Situationen. Bitte erinnere mich an dich und deine Kraft.“ Das ist ganz konkret. Wird der Herr das Gebet erhören? Ja, das wird er.
Dann geht der Herr mit uns den Weg der Heiligung. Es findet Veränderung in unserem Leben statt. Sie werden gesättigt werden. Das Gegenteil sind die, die jetzt schon satt sind. „Ja, wir sind reich, satt und haben alles.“ Kennen wir aus Offenbarung 3,17: „Ihr sagt: Ich bin reich geworden und habe alles, was ich will.“ Ja, wunderbar. Vielleicht hat jemand schon einen gewissen Stand der Heiligkeit erreicht. Was wollt ihr noch? Weit gefehlt, sagt der Herr Jesus. Und was sagt Paulus? Oder was sagt der Herr Jesus? „Du weißt nicht, dass du elend, erbärmlich, arm, blind und bloß bist.“
Paulus sagt in 1. Korinther 4,8: „Ihr seid schon satt, ihr seid schon bereichert, ihr herrscht ohne uns. Oh, wäre es doch so, dass ihr herrscht!“ Nichts ist mehr herrschen. Das Erste, was man beherrschen lernen muss, ist sich selbst. Dann kann man sich an die anderen Dinge wagen. Der Herr Jesus wird uns eines Tages erheben, ja, zu seinem Thron. Das stimmt. Aber jetzt ist nicht die Zeit des Herrschens. Jetzt ist die Zeit, nach Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten.
Dann gibt es noch die Selbstgerechtigkeit. Das kennen wir, und das ist die andere Seite. Selbstgerechtigkeit ist oft der Grund, warum Gemeinden kaputtgehen und Ehen auseinanderbrechen. „Mein Mann sollte mich endlich mehr lieben. Meine Frau sollte sich endlich mal richtig unterordnen, dann wäre alles gut.“ Jeder denkt an die eigene Gerechtigkeit. „Ich bin in Ordnung, der andere soll mir geben, was mir zusteht.“ Das ist das Problem. So eine Haltung wird uns auseinanderbringen, kaputtmachen und belasten.
Wir müssen geben. Wir müssen zu Gott kommen und sagen: „Herr, ich bin ein Bettler.“
Barmherzigkeit als Folge der Gnade
Nächster Vers, Vers sieben: Selig sind die Barmherzigen.
Ihr wisst das ohnehin, aber ich sage es jetzt einfach noch einmal: Wenn man sich besser kennengelernt hat, was passiert dann? Man wird barmherzig, oder? Wenn man sich noch nicht gut kennt, ist man oft hart zu anderen. Doch wenn man sich näherkommt und erkennt, wie viele Fehler und wie viel Not im eigenen Leben vorhanden sind, dann denkt man: Es ist eigentlich nur Gnade. Nur Gnade, dass ich überhaupt von Gott noch gebraucht werden darf.
Barmherzigkeit ist eine Folge der Rechtfertigung und der Gnade. Deshalb heißt es: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren. Sie sind selig, weil Gott sich ihrer erbarmen wird.
Da war einmal ein gewisser Onesimus. Was sagt Paulus über ihn? Er war treu, er war barmherzig, er hat mich gesucht, als ich in Rom war, bis er mich gefunden hat. Paulus betet: Der Herr gebe ihm Barmherzigkeit an jenem Tage. Schön, oder? Onesimus war barmherzig zu Paulus, und Paulus bittet, dass der Herr ihm Barmherzigkeit schenkt an jenem Tag.
Das ist die praktische Auswirkung dieser Seligpreisung: Selig sind die, die wirklich gelernt haben, barmherzig zu sein. Barmherzigkeit bedeutet mitfühlend und einfühlsam zu sein, auf den anderen ausgerichtet. Es bedeutet, sich der eigenen Hilfsbedürftigkeit bewusst zu sein und sich dann um die Armen und Schwachen zu kümmern.
Wie geht es dem Kranken? Vielleicht hat man keine Zeit, Kranke zu besuchen. Aber genau das brauchen wir. Der Herr lässt viele Kranke, Schwache und Behinderte in der Gesellschaft sein, damit wir lernen, in Barmherzigkeit mit ihnen umzugehen.
Reinheit des Herzens als Voraussetzung für Gotteserkenntnis
Weiter die Reinen, Vers 8
Selig sind die Reinen im Herzen – das heißt, die ein reines Herz haben. Das ist genau wie mit dem Geist, oder? Die Armen im Geist sind diejenigen, die einen armen, einen zerschlagenen Geist haben. Hier sind die Reinen im Herzen diejenigen, die ein reines Herz besitzen. Das braucht man nicht weiter zu erklären, das wissen wir: moralisch rein, in der Hingabe rein, von ganzem Herzen einfältig.
Das Herz ist der verborgene Mensch, das Innere des Menschen. Wenn ich kein reines Herz habe, dann brauche ich schnell Reinigung.
Ich habe einmal ein Kalenderblatt gelesen und mir das aufbewahrt, weil es mir gefallen hat. Es erzählte von einem jungen Matrosen auf einem Schiff. Er war minderjährig, glaubte aber an Gott. Die anderen Matrosen machten sich oft über ihn lustig. Eines Tages nahm der Kapitän ein Fernglas, schaute damit in den Himmel und sagte: „Schau mal, ich finde ihn nicht, ich finde ihn nicht.“
Der Junge fragte: „Was findest du nicht?“ Der Kapitän antwortete: „Deinen Gott. Ich habe den ganzen Himmel abgesucht, aber ich kann nichts sehen.“ Der Junge sagte: „Ja, ich weiß, warum nicht: In der Bibel steht, dass die, die reinen Herzens sind, Gott sehen werden.“ Da verstummte das Lachen.
Es soll eine wahre Geschichte gewesen sein. Ja, die Reinen im Herzen werden Gott sehen. Selig sind die Reinen im Herzen, denn sie werden Gott sehen.
Eines Tages werden wir ihn sehen. Jetzt leben wir mit einem unsichtbaren Gott. Wir lernen, mit einem unsichtbaren Gott zu leben – und das ist schwierig, weil wir ihn oft vergessen. Man hat so viel zu tun, dass man ihn vergisst. Wir lernen unser Leben lang, mit einem unsichtbaren Gott zu leben, und eines Tages werden wir ihn dann sehen.
Darauf sollten wir uns freuen: Selig sind die, die ihr Herz rein halten, indem sie daran denken, dass sie Gott sehen werden. Und er ist rein, durch und durch rein.
„Kristallklar“, sagt die Offenbarung, „so gar kein Schmutz, gläsern, durchsichtig, alles ist gläsern.“ Das ist die Reinheit (Offenbarung 22).
Friedensstifter als Kinder Gottes
Das nächste Thema sind die Friedensstifter. Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Warum gerade die Friedensstifter? Sie müssen auf einiges verzichten. Die Friedensstifter, die Frieden bringen, sind bereit, einiges hinzugeben, damit Friede entsteht.
Hier geht es aber um den Gottesfrieden, den Frieden Gottes. Ich habe einmal eine Ausarbeitung über die Friedensstifter gemacht. Dazu haben wir jetzt keine Zeit, vielleicht ein anderes Mal. Wenn ihr wollt, kann ich es euch vorlesen. Ich lese es vor, ohne darauf näher einzugehen, nur damit ihr ein bisschen Ahnung von diesem Bibelstudium habt.
Wie wird man Friedensstifter? Man geht auf den Spuren des Friedensstifters Jesus Christus, man folgt seinen Spuren. Wenn man Gott und Jesus, unseren Herrn, näher kennenlernt, dann wird man ein Friedensstifter. Es steht in 2. Petrus 1,2: Friede wird vermehrt in Erkenntnis Gottes. Das heißt, wenn man Gott besser kennenlernt, wird der Friede größer.
Man soll dem Apostel Paulus nachahmen. Wenn man das tut, dann wird der Gott des Friedens mit euch sein. Die Botschaft des Friedens verkündigen und dem nachstreben, was dem Frieden dient, steht an einigen Stellen der Bibel. Geistlich Gesinnte, die geistlich gesinnt sind, zeigen eine Gesinnung von Friede und Leben.
Es bedeutet auch, auf unser Recht zu verzichten und nicht Böses mit Bösem zu vergelten. Das ist sehr praktisch. Wenn du Frieden haben willst, geht es ganz einfach: Verzicht auf das Recht, und der Friede ist schon da. Das ist so einfach. Du kannst nicht streiten mit jemandem, der nicht streiten will. Du läufst gegen eine Wand, und wenn du derjenige bist, der nicht streiten will, dann kann ich nichts machen. Friede!
Mit Demut, Sanftmut und Geduld einander in Liebe ertragen – so wird das Band des Friedens gehalten. Demut, Sanftmut und Geduld – das sind gerade unsere Probleme. Demut: Wir denken oft hoch von uns selbst. Sanftmut – da brauche ich nichts weiter zu sagen. Geduld – auch hier brauche ich nichts weiter zu sagen. Das sind unsere Schwierigkeiten.
Paulus erwähnt diese drei Eigenschaften in Epheser 4, aber ich wollte ja nicht darüber predigen. Dann weiter: Auf unser Recht verzichten – habe ich schon erwähnt. Neuntens: Uns zu Recht bringen lassen, dann wird der Gott des Friedens mit uns sein (2. Korinther 13,11).
Wenn wir ihm die Anliegen bringen, dann wird der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, unser Denken und unser Trachten bewahren. Der Friede Gottes wird unsere Gedanken in Christus Jesus gefangen nehmen. Das heißt, der Friede Gottes wird uns gefangen halten – in dem schönsten Gefängnis, das es gibt. Dieses Gefängnis ist Jesus Christus.
Man kann sich kein schöneres Gefängnis vorstellen, als wenn man an Jesus gebunden und verschlossen wird. So steht es im Griechischen: Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Gedanken in Christus Jesus gefangen nehmen. Aber da habe ich jetzt keine Zeit, näher darauf einzugehen.
Verfolgung um der Gerechtigkeit willen
Weiter zu den Seligpreisungen: Wir haben noch die letzte Seligpreisung, die sich auf die wegen der Gerechtigkeit Verfolgten bezieht. Selig sind die, die wegen der Gerechtigkeit verfolgt werden, denn ihnen gehört das Königreich der Himmel.
Ja, wir denken oft, dass diese Menschen nicht beneidenswert sind, oder? Wenn wir von Leuten hören, die verfolgt werden, denken wir meist, das ist nicht beneidenswert. Jesus aber sagt, dass gerade diese Menschen die wirklich Glücklichen sind. Denn was kann man dir noch nehmen, wenn du daran denkst, dass dir schon alles gehört? Dir gehört das ganze Königreich!
Jesus sagt: "Ich beschere euch ein Reich, ich gebe euch ein Reich." Er spricht zu denen, die ihm nachgefolgt sind, trotz aller Schwierigkeiten. Was kann man dir noch nehmen, wenn du für Jesus bereit bist, alles hinter dir zu lassen?
Wenn ihr euch das genauer anschaut, merkt ihr, dass es auch Entsprechungen zwischen den einzelnen Seligpreisungen gibt. Manchmal habe ich in doppelten Klammern etwas hinzugefügt, weil mir das hilft, diese Verbindungen besser zu erkennen.
Das Erste und das Letzte entsprechen einander. Das Erste lautet: Selig sind die Armen im Geist, denn ihnen gehört das Königreich der Himmel. Das Letzte lautet: Selig sind die wegen der Gerechtigkeit Verfolgten, denn ihnen gehört ebenfalls das Königreich der Himmel. Also sind das Erste und das Letzte gleich.
Auch das Zweite und das Vorletzte haben Parallelen. Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden – so wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Dieses Bild stammt aus Jesaja. Und die Vorletzte Seligpreisung lautet: Selig sind die Friedenstifter, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Wie Kinder dürfen sie bei Gott sein.
Frieden stiften macht Freude. Wer irgendwo Frieden schafft, bringt Freude. Und wer trauert, erlebt die andere Seite. Als Glied des Himmelreiches erfährst du viel Freude auf dieser Erde, aber gleichzeitig auch Trauer. Beides gleicht sich aus und ist Teil des Lebens.
Drittens: Selig sind die Sanftmütigen – und vorletztes: Selig sind die Reinen im Herzen. Diese Begriffe sind besonders auf Jesus zugeschnitten. Er sagt von sich selbst: „Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen.“ Und die Reinen – in 1. Johannes 3, Vers 3 heißt es, dass wir rein werden sollen, wie er rein ist. Jesus Christus zeigt uns das vor Augen. Wir sollen so sanftmütig sein wie er.
Dass sie die Erde erben, ist ein Hinweis auf die Herrlichkeit, genauso wie das Sehen Gottes. Das sind Zeichen der zukünftigen Herrlichkeit.
In der Mitte bleiben noch zwei Seligpreisungen übrig: Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Das ist etwas Aktives: „Ich möchte Gerechtigkeit, ich möchte Veränderung.“ Und dann kommt die Gegenseite: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Ist das etwas, was man verdient hat? Nein, gar nichts. Aber ich habe mich so danach gesehnt, ich habe richtig gehungert und gedürstet, mich zusammengerissen und gefleht, dass der Herr etwas in meinem Leben tun möge. Und wenn er dann etwas tut, dann ist das seine Barmherzigkeit.
Jetzt bist du auch barmherzig, weil du merkst, dass alles, was geschieht, seine Gnade ist. Merkt euch: Diese Seligpreisungen gehören zusammen. Wenn man sie so vor Augen führt, kann man sie fast auswendig lernen.
Ihr könnt sie heute Abend wahrscheinlich auswendig: Das Erste und das Letzte; das Zweite und das Vorletzte; das Dritte und das Vorvorletzte; und in der Mitte die aktiven Hungernden und Dürstenden sowie die Passiven, die Barmherzigkeit erfahren.
Hier sind die Gerechten beschrieben – so sehen sie aus.
Abschluss und Ausblick auf die nächste Predigt
Und hier müssen wir schließen. Morgen werden wir uns dann speziell auf die ersten fünf Worte Jesu ab Kapitel 5, Vers 21 konzentrieren.
Wollen wir noch beten? Vielleicht stehen wir zum Gebet auf.
Danke, Vater, dass du ein Vater bist, ein persönlicher Vater. Danke für das Vorrecht, im Königreich Gottes zu sein. Danke für die ermutigenden Seligpreisungen. Danke, Herr, für dein Wort und dafür, dass du uns auf dich hin ausrichtest.
Herr, es ist wirklich ein Anliegen, und du hast dieses Anliegen in unser Herz gelegt: dass wir dir ähnlich werden, so wie der Vater vollkommen ist. Ja, nur Vollkommenheit kann im Himmel Platz haben. Aber danke, Herr Jesus, dass du gekommen bist, um uns aus Gnaden zu vergeben, zu reinigen und uns in einen Stand zu versetzen, in Christus, so dass wir in dir die Gerechtigkeit haben.
Danke auch, dass sich diese Gerechtigkeit in unserem Leben auswirken wird und darf. Danke für das Vorrecht und danke, dass wir hilfsbedürftig bleiben, Arme und Bettler, und doch so reich beschenkt werden.
Bitte segne unsere Nacht und segne unsere Geschwister hier. Bitte lass die Worte, die von dir waren, eingebrannt bleiben. Lass sie weiter wirken in unserem Denken und hilf uns, zu erkennen, wo und in welchen Bereichen du uns verändern möchtest.
Hilf mir, Herr Jesus. Du weißt, wie oft ich verzagt bin und wie wenig ich dich darstelle. Aber ich danke dir, dass ich ermutigt sein darf, weil es nicht um mich geht, sondern um dich. Ich preise dich, Herr. Amen.