Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 358: Was den Menschen verunreinigt – Teil 9.
Einführung in die Frage der Speisegebote
Ich möchte nun die Frage beantworten, warum die Erfüllung der Speisegebote darin bestand, sie faktisch abzuschaffen.
In der letzten Episode hatte ich erwähnt, dass der Dienst des Messias von Anfang an international ausgerichtet war. Er wurde zum Volk Israel gesandt, um mit dem gläubigen Überrest dieses Volkes einen neuen Bund zu schließen.
Die Tatsache, dass Jesus der Mittler eines besseren Bundes ist, sagt viel über den alten Bund aus. So heißt es von diesem neuen Bund in Hebräer 8,8-9: „Denn tadelnd spricht er zu ihnen: Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen. Nicht nach der Art des Bundes, den ich mit ihren Vätern machte, an dem Tag, da ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen. Nicht nach der Art des Bundes, den ich mit ihren Vätern machte.“
Das ist der entscheidende Satz.
Der neue Bund und seine Zugangsbedingungen
Neuer Wein muss in neue Schläuche. Das Christentum ist kein Judentum 2.0. Ein ewiger, ein besserer, ein neuer Bund wird geschlossen.
Wirklich neu bei diesem Bund sind die Zugangsvoraussetzungen. Diese neue Gemeinschaft, diese neue Ekklesia oder Gemeinde, besteht ausschließlich aus Gläubigen. Es geht nicht um Volkszugehörigkeit, nicht um Rituale, nicht um fromme Eltern oder eigene gute Werke.
Wer in diesen neuen Bund eintreten möchte, muss sich zu Jesus bekehren. Der Bund setzt sich ausschließlich aus Jesusjüngern zusammen. Das Angebot, ein Jesusjünger zu werden, war von Anfang an ein Angebot an die ganze Welt.
Die Öffnung des Bundes für alle Völker
Aber hören wir dazu noch einmal Petrus, denn es war ein so wichtiger Moment in seinem Leben.
In Apostelgeschichte 10,34-35 heißt es: Petrus aber öffnete den Mund und sprach: „In Wahrheit begreife ich, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern in jeder Nation ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm angenehm.“
Merkt euch: Gott will alle, die ihn fürchten und Gerechtigkeit wirken. Er möchte sie in den Neuen Bund hineinretten.
Das ist auch der Grund dafür, dass sich im Haus von Cornelius, dem gottesfürchtigen Heiden, so etwas wie ein zweites Pfingsten ereignet.
Die Aufgabe und Erfüllung der Speisegebote
Die Frage war, warum die Erfüllung der Speisegebote darin besteht, sie abzuschaffen. Die Antwort lautet: Weil es ihre Aufgabe war, eine nationale Identität zu sichern, und diese Aufgabe haben sie gut erfüllt. Das erkennen wir bei Petrus und Cornelius. Fast könnte man sagen, sie haben die Aufgabe zu gut erfüllt.
In Apostelgeschichte 10,9-16 heißt es: Am folgenden Tag aber stieg Petrus um die sechste Stunde auf das Dach, um zu beten. Er wurde hungrig und verlangte zu essen. Während man ihm etwas zubereitete, kam eine Verzückung über ihn. Er sah den Himmel geöffnet und ein Gefäß, gleich einem großen leinernen Tuch, wurde an vier Zipfeln auf die Erde herabgelassen.
Darinnen waren allerlei vierfüßige und kriechende Tiere der Erde sowie Vögel des Himmels. Eine Stimme erging an ihn: „Steh auf, Petrus, schlachte und iss!“ Petrus aber sprach: „Keineswegs, Herr, denn niemals habe ich irgendetwas Gemeines oder Unreines gegessen.“ Wieder erging eine Stimme zum zweiten Mal an ihn: „Was Gott gereinigt hat, mach du nicht gemein.“ Dies geschah dreimal, und das Gefäß wurde sogleich hinaufgenommen in den Himmel.
Man merkt, dass Petrus noch nicht verstanden hat, wie neu der neue Bund ist. Selbst wenn Gott Petrus auffordert, etwas zu essen, was im Alten Bund verboten war, weigert er sich. Und was sagt Gott? Er sagt: „Was Gott gereinigt hat, mach du nicht gemein.“ Gemein bedeutet hier im Sinne von unrein. Halte also das, was Gott gereinigt hat, nicht für unrein.
Obwohl es vordergründig ums Essen geht, steht dies im direkten Zusammenhang mit einem neuen Bund. Zudem erhalten die Heiden durch den Glauben denselben Zugang wie die Juden.
Zusammenfassung der Bedeutung der Speisegebote im neuen Bund
Fassen wir noch einmal zusammen: Die Aufgabe der Speisegebote bestand darin, eine nationale Identität zu sichern. Der Messias sollte bei seinem Erscheinen ein Volk vorfinden, mit dem er einen neuen Bund schließen konnte.
Genau genommen schließt er diesen Neuen Bund aber nicht mit dem ganzen Volk, sondern nur mit dem gläubigen Überrest. Der Neue Bund ist nämlich gerade nicht nach der Art des Alten Bundes. Das Neue des Neuen Bundes besteht darin, dass er mit Gläubigen aus allen Völkern geschlossen wird – zuerst mit den Juden, aber dann auch mit allen gläubigen Nichtjuden.
Jetzt wird klar, warum die Speisegebote erfüllt sind: Sie haben ihre Schuldigkeit getan. Sie waren nie für die Ewigkeit gedacht, genauso wenig wie der alte Bund selbst. Die Speisegebote waren ein wichtiger Bestandteil der jüdischen Identität, doch das Erscheinen des Messias lässt sie mehr und mehr zum Problem werden.
Zum Problem werden sie, weil sie den Juden eine falsche Vorstellung von Heiligkeit vermitteln. Heilig vor Gott ist nämlich nicht derjenige, der auf Hasenbraten und Krabbenpasteten verzichtet. Reinheit ist eben nicht eine Frage dessen, was in den Mund hineingeht, sondern im Neuen Bund ausschließlich eine Sache dessen, was aus dem Mund herauskommt.
Heiligkeit ist eine Sache des Herzens und damit eine Sache der Gedanken.
Die Frage nach dem Apostelkonzil und den Speisegeboten
Jetzt gibt es wahrscheinlich nur noch eine Frage. Jürgen, gibt es nicht in Apostelgeschichte Kapitel 15 ein Apostelkonzil, auf dem beschlossen wurde, dass Heiden doch nicht alles essen dürfen? Wie passt dieser Beschluss zu dem, was du gerade erklärt hast?
Gute Frage. Schauen wir uns den Beschluss kurz an. Jakobus formuliert ihn so: Apostelgeschichte 15,19-20: „Deshalb urteile ich, man solle die, welche sich von den Nationen zu Gott bekehren, nicht beunruhigen, sondern ihnen schreiben, dass sie sich enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Unzucht und vom Erstickten und vom Blut.“
Halten wir fest: Hier sind Heidenchristen im Blick, es heißt ja „die, welche sich von den Nationen zu Gott bekehren“. Sie sollen bestimmte Dinge nicht essen, nämlich Verunreinigungen der Götzen, Ersticktes und Blut.
Frage: Was ist das? Verunreinigungen der Götzen ist Götzenopferfleisch. Fleisch, das in heidnischen Zeremonien Göttern geweiht wurde und dann verkauft oder verschenkt wurde.
Ersticktes oder Zerrissenes, das ist Aas. Das sind Tiere, die nicht regulär geschlachtet wurden, sondern eines natürlichen Todes starben, sodass das Blut im Körper verblieb. Solches Fleisch durften Juden nicht essen.
Im rabbinischen Judentum wurde darüber hinaus alles Fleisch, das nicht von einem jüdischen Metzger ordnungsgemäß geschächtet wurde, als ersticktes betrachtet.
Blut – Blut durfte von Juden einfach nicht gegessen werden.
Ausblick auf die nächste Episode
Und so läuft dieser Text am Ende auf zwei Fragen hinaus.
Erstens: Warum werden hier neue Einschränkungen formuliert? Wenn Jesus doch alle Speisen für rein erklärt hat, kann das dann wirklich erlaubt sein?
Die zweite Frage lautet: Darf ich als Christ Blutwurst essen?
Beide Fragen beantworte ich in der nächsten Episode. Du kannst in der Zwischenzeit Apostelgeschichte 15 lesen und dir selbst Gedanken zu diesen beiden Fragen machen.
Das war es für heute. Formuliere eine gute neue Gewohnheit, mit der du diese Woche deiner Lieblingssünde zu Leibe rücken möchtest.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
