
Scheint wirklich eine größere Sache zu sein. So etwas habe ich selbst auch noch nie erlebt.
Wie spät ist es eigentlich? Ich weiß nicht, ich schaue immer auf mein Handy. Es ist gleich fünfzehn Uhr, Liebes. Ah, da muss ich schon bald wieder nach Hause. Mama und ich wollen zusammen das Weihnachtsessen vorbereiten.
Viel Spaß mit zimmerwarmem Pudding und rohem Gänsebraten. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wie das genau gehen soll. So ein trüber Heiligabend.
Die Doppeldecker-Crew sitzt bei Kerzenschein in Mikes Scheune. Auch Amy und Gudrun sind da. Eigentlich hatten sie sich für eine kleine Feier getroffen, aber Mike und Gudrun kommen gerade erst von der Polizeiwache. Deshalb bleibt nur noch wenig Zeit.
Nachdem die beiden weg waren, hat Polizist Stefan Gaby zum Elektrizitätswerk gebracht. Sie ist vielleicht die Einzige, die den Strom wieder einschalten kann.
Also, hier in diesem Raum ist die Zentrale, wo alles zusammenläuft. Vielen Dank, ich werde es mir mal ansehen. Darf ich mal? Alles, was Sie wollen, Lady.
Die Antwort kam von einem völlig übermüdeten Techniker. Gleich nach den dicken Augenringen fallen Gabi die eingetrockneten Kaffeeflecken auf seinem Hemd auf. Er bemerkt ihren kritischen Blick und verteidigt sich: „Damit habe ich versucht, mich wachzuhalten. Es geht einfach nicht, verstehen Sie?“
„Ich weiß nicht, was diese Frau gemacht hat, so etwas habe ich noch nie gesehen.“
„Na ja, kommen Sie, dafür ist ja Frau Schmidt Rogowski jetzt hier. Sie sollten sich dringend schlafen legen.“
„Aber dann geht doch die Quadratwurzel von Pi nicht mehr auf.“
Der arme Mann ist ja völlig fertig. „Das macht dann zwölf Komma neun sieben, bitte.“ Das hat er schon im Halbschlaf gesagt. Stefan kann ihn gerade noch auffangen, als er plötzlich zur Seite kippt. Der Mann war im Dienst gewesen, als der Strom ausfiel, und ist seither wach.
„Ich bringe ihn in einen Aufenthaltsraum, dort kann er sich ausruhen. Kommen Sie so lange zurecht?“
Wenige Augenblicke später sitzt Gaby allein im Überwachungsraum. Da sie sparsam mit dem Notstrom umgehen muss, brennt kein Licht. Ihr Gesicht wird nur vom gespenstisch blauen Licht der Monitore angestrahlt.
Sie verbindet ihren Laptop mit dem Computer, öffnet eine Software und beginnt zu tippen. Ganz und gar vertieft verfolgt sie die Zahlen, die vor ihrem Gesicht vorbeirattern.
In der Scheune verabschiedet man sich inzwischen. "Tschüss, Onkel Mike, ciao Gudrun und Amy, tschüss, ciao."
"Wollen wir?"
Ja, irgendwie fühlt sich das noch nicht wie das Ende einer guten Geschichte an. Und das ist es auch nicht.
Marie, Toni und Philipp sind frustriert. Sie hatten sich das Weihnachtsfest ganz anders vorgestellt. Langsam fahren sie mit ihren Rädern durch die verregneten Straßen.
Kurz bevor sich ihre Heimwege trennen, hat Toni eine Idee: „Kommt, lass uns doch noch mal beim Eheberg vorbeischauen.“
„Hä, wieso das denn?“ fragt Marie.
„Vielleicht können wir helfen.“
„Aber wir müssten doch nach Hause.“
„Und letztes Mal, als du da warst, bist du verhaftet worden.“
„Wenn die Polizei da ist, reden wir erst mit ihnen. Und wir sind ja nur kurz dort und gucken.“
„Weiß nicht, sollten da nicht lieber die Profis ran?“
Philipp und Marie gefällt die Idee nicht wirklich. Andererseits denken sie: Was soll schon Schlimmes passieren? Also, wenn es wirklich nur ein kurzer Abstecher ist.
Sie stellen ihre Räder auf dem Parkplatz des Elektrizitätswerks ab. Ein Polizeiauto steht ebenfalls dort, doch weit und breit ist niemand zu sehen. Ich habe ein komisches Gefühl bei der Sache. Lass uns lieber wieder gehen.
„Ja, genau. Es sind keine Polizisten hier, da sollten wir uns auch nicht herumtreiben.“
„Ja, ja. Oh, da vorne ist ein offenes Fenster, gleich im Erdgeschoss.“
„Jetzt erzähl mir nicht, du willst da auch noch einbrechen.“
„Quatsch, ich will nur mal gucken, vielleicht ist da ja jemand.“
„Das wird gar nicht nötig sein.“
Schon kurz bevor er das Fenster erreicht hat, hört Toni eine Frauenstimme.
„Wer kommt denn auf die Idee, ein ganzes Elektrizitätswerk mit einem Zahlencode zu hacken, als wäre es ein Fahrradschloss? Also noch mal: Ich soll fünf Zahlen bestimmen, die ich dann irgendwie in Buchstaben übersetze, und es kommt ein Passwort heraus? Das ergibt doch alles keinen Sinn. Wer macht denn so etwas?“
Tony wartet neben dem Fenster, wo die Frau ihn nicht sehen kann. Dicht gedrängt stehen jetzt auch Marie und Philipp hinter ihm und lauschen gebannt.
Erschrocken hören sie, wie jemand auf die Frage antwortet: „So muss sich endlich jemand an mich erinnern. Und Sie machen mir das nicht kaputt!“ Das klingt, als prügeln die sich.
„Los jetzt, weg hier!“ – „Nein, es ist keine Polizei hier, wir müssen helfen.“ – „Aber... Na gut!“ Wie drei Einbrecher klettern sie durchs Fenster herein.
Die Frauen, die inzwischen auf dem Boden miteinander ringen und sich gegenseitig anbrüllen, halten überrascht inne.
„Ich weiß, wer du bist! Ohne dich hätten die mich nie gefunden, du kleiner Verräter!“ – „Hilf mir, Phil!“ – „Okay!“
Entschlossen gehen Tony und Philipp auf die wütende Frau zu. Sie halten sie fest und ziehen sie von Gabi weg, weil sie nach ihr schlägt.
Marie hilft Gabi behutsam vom Boden auf einen Bürostuhl. „Danke, Liebes, alles okay bei Ihnen?“ – „Ja, ich denke schon.“
„Wieso bei der? Warum fragt mich niemand, ob alles okay ist?“ – „Jetzt lass mich los!“ – „Nicht, solange Sie jemanden schlagen wollen!“ – „Das geht dich gar nichts an!“
„Und was machen wir jetzt?“
Im selben Moment geht schräg hinter ihm die Tür auf. Gar nichts mehr. Ab hier übernehmen wir.
Schon wieder der Gorilla. Sie haben das Recht zu schweigen. Führt sie ab!
Stefan hatte sich lange Zeit gelassen, bevor er zurückkam. Auf dem Weg zum Aufenthaltsraum waren ihm ungewöhnliche Schuhabdrücke aufgefallen. Sie führten nicht die Wege entlang, die er oder Gaby gegangen waren. Zur Sicherheit hatte er Verstärkung angefordert und ist den Spuren gefolgt.
Nachdem sie ihr Handschellen angelegt haben, führen zwei Polizisten nun Annika nach draußen.
„Und was um alles in der Welt macht ihr Kinder hier? Hast du uns doch nicht die Wahrheit erzählt, Antonio?“
„Doch, ich ... Die Kinder haben mich vor ihr gerettet, seien Sie nicht so hart zu ihnen.“
„Ein paar Fragen habe ich trotzdem an euch, und dann organisiere ich jemanden, der euch nach Hause fährt.“
„Nicht nötig, Sie können selbst dort anrufen.“
Ehrlich? Ich denke, ich habe den Code geknackt. Es hat nur noch eine Sieben gefehlt. Jetzt muss ich nur noch das Programm laufen lassen, nachschauen und Enter drücken.
Gebannt sehen die drei zu, wie die Zahlen über den Bildschirm rauschen. Nichts geschieht. Doch dann! Wie kann das sein? Oh, sehen Sie mal, das sieht so aus, als müssten Sie die letzte Zahl noch in einen Buchstamm übersetzen – nach demselben Muster wie die anderen.
Ach ja, richtig! Gabi tippt den Code ein. Wieder rattern Ziffern über den Schirm. Eine Weile passiert nichts.
Und dann? Wow, Leute, schaut mal! Alle drücken sich neben Marie ans Fenster. Sie können sich gar nicht sattsehen an den vielen Lichtern. Bärenbach erstrahlt in den verschiedensten Farben und Mustern.
Mittendrin klingelt Maries Handy.
„Ja, hallo?“
„Hallo Marie, wie schön, dass wir wieder telefonieren können. Du hast deine Mütze hier vergessen. Soll ich sie dir nach Hause bringen?“
Ehrlich gesagt würde ich dich gern um etwas anderes bitten, Onkel Mike.
Mike staunt mächtig. Als sie ihn bittet, lieber zum E-Werk zu kommen, werden auch Gudrun und Emi neugierig. Kurz darauf sitzen alle drei in Gudruns Auto.
So sehen wir uns immer wieder in diesen Tagen – aber jetzt endlich aus einem schönen Grund.
Ich wusste, dass Sie es schaffen, Gaby.
Danke, Mike. Aber das Lob gehört eigentlich den drei jungen Leuten hier. Ohne sie wäre ich jetzt vielleicht im Krankenhaus, und der Strom wäre immer noch weg.
So können wir doch noch Weihnachten feiern. Für mich ist es jetzt schon ein Fest.
Ja, für mich auch. Jesus hat gesagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Dass die Stadt nach so viel Dunkelheit wieder hell leuchtet, ist ein richtig schönes Bild dafür.
Ich hoffe bloß, dass diese fiese Hackerin das auch begreift.
Gilt das denn für Sie überhaupt?
Ja, auf jeden Fall. Auch für Sie ist Jesus hergekommen, wie für uns alle.
Ich denke, ich gehe Sie besuchen und rede noch mal mit ihr.
Fehlt eigentlich nur noch eins. Und was? Dass Sie alle zum Konzert in die Kirche kommen.
Echt? Ich habe gerade eine Nachricht von Evelyn bekommen. Jetzt, da der Strom wieder da ist, können wir das morgen nachholen.
Ist ja super! Die Doppeldecker-Crew und alle ihre Freunde wünschen dir ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest.