Als Gemeinde sind wir nach wie vor unterwegs im Buch Hiob, in der Reihe „Gemeinde liest Bibel“. Darum geht es auch heute Vormittag.
Wenn man das Buch Hiob aufschlägt, ist es faszinierend, sich bewusst zu machen, dass die Geschichte, die wir darin lesen, wahrscheinlich älter als viertausend Jahre ist. Stell dir das mal vor: Hiob ist das älteste Buch der Bibel. Hiob hat wahrscheinlich zur Zeit Abrahams und der anderen Erzväter gelebt.
Wenn man das Buch Hiob liest, merkt man sehr schnell, dass es wahrscheinlich nicht in einem jüdischen Kontext geschrieben wurde. Wenn man in das Buch Hiob zunächst einsteigt, sieht man, dass Hiob opfert. Wenn es das Gesetz schon gegeben hätte, dann hätte er das als Nicht-Levit und jemand, der gerecht ist – so wird es ihm ja bescheinigt – nie tun können.
Wir lesen auch am Ende des Buches, dass Hiob nach all diesen Ereignissen, von denen wir uns schon einen Teil angeschaut haben, noch hundertvierzig Jahre lebt. Also hatte er auch schon vorher ein gewisses Alter. Das heißt, wir kommen mit dem Alter ungefähr in das Jahr 180, vielleicht ist er ungefähr so alt geworden. Das können wir nur schätzen. Das heißt, er passt genau in die Altersbeschränkung der Erzväter hinein.
Am Ende des Buches lesen wir auch, dass es damals eine Währung mit dem Namen Kesita gab. Es ist genau die gleiche Währung, in der Jakob auch Dinge bezahlt. Das sind nur einige Hinweise dafür, dass das Buch Hiob wirklich sehr alt ist.
Die Geschichte über Hiob wurde früher geschrieben als das erste Buch Mose. Mose hat deutlich später als Hiob und die Erzväter gelebt. Natürlich ist das erste Buch Mose eine Rückwärtsoffenbarung. Hier wird gezeigt, dass die Welt mit einer Schöpfung begann, und deswegen steht das erste Buch Mose auch an erster Stelle in der Bibel.
In einem chronologischen Bibelleseplan kommt dann logischerweise gleich hinter dem ersten Buch Mose nicht das zweite Buch Mose, sondern Hiob, weil es eben das älteste Buch ist.
Hiob hat sich gewünscht, dass seine Worte aufgeschrieben werden. In Kapitel 19 sagt er: „Ach, dass doch meine Worte aufgeschrieben würden, dass sie in ein Buch kämen und aufgezeichnet würden, mit eisernem Griffel und Blei in den Felsen gehauen würden auf ewig.“ Das war Hiobs Wunsch.
Diesen Wunsch hat Gott ihm erfüllt. Wir können heute die Worte Hiobs lesen, auch wenn wir nicht genau wissen, wer sie aufgeschrieben hat. Hiob selbst war es jedenfalls nicht. Bis zu seinem Tod kannte er ja die Rahmenhandlung seiner Geschichte nicht wirklich.
Er wusste nicht, dass er die Hauptperson in einem Glaubensexperiment war. Mit diesem Experiment hat Gott bewiesen, dass es Menschen gibt, die Gott nicht nur lieben, weil er ihnen etwas gibt. Sondern dass es Menschen gibt, die Gott lieben, weil Gott Gott ist. Menschen, die nicht zuerst seine gebende Hand suchen, sondern – wie ich es in der letzten Predigt gesagt habe – in erster Linie sein Angesicht suchen.
Deshalb geht im Buch Hiob Satan als der Verlierer von der Bühne. Das ist eine Wahrheit des Buches Hiob, die wir nie übersehen dürfen.
Es ist wichtig, das Buch Hiob zeitlich einzuordnen, so wie ich es jetzt gemacht habe. Denn dann verstehen wir besser, warum Hiob noch nicht vom Messias spricht, warum er nicht vom Stern aus Jakob redet und warum er nicht davon spricht, dass Hiob oder andere ein größerer Prophet sind als Mose. Das kommt erst später. Hiob hatte diese Offenbarung noch nicht erhalten.
Was Hiob jedoch hatte, und das wird in diesem Buch sehr deutlich, war eine Beziehung zu Gott. Gott hatte sich ihm zwar noch nicht so umfassend offenbart, wie er sich uns Christen im Neuen Testament gezeigt hat. Wenn wir im Buch Hiob von Gott lesen, dann begegnen wir dem Allmächtigen, dem Erhabenen an Kraft, aber auch dem Herrn. Zudem lesen wir bereits vom Erlöser, auch wenn diese Begriffe im Verlauf der Heilsgeschichte erst später mit konkretem Inhalt gefüllt werden.
Ich habe bereits beim letzten Mal eine Übersicht über das Buch Hiob gegeben. In den ersten 31 Kapiteln, also von Kapitel 3 bis 31, erleben wir drei Debattenrunden. In diesen werfen die Freunde Hiob immer wieder vor, dass er gesündigt haben müsse. Ihrer Meinung nach gibt es keine andere Erklärung für das Leid, das Hiob gerade durchlebt. Wir haben gesehen, dass diese Schlussfolgerung der Freunde falsch war, auch wenn sie sehr überzeugt von ihrer Meinung waren.
Hiob versucht immer wieder deutlich zu machen: „Sünde ist nicht die Ursache für mein Leiden.“ Doch seine Freunde glauben ihm nicht. Dieser Konflikt scheint unlösbar zu sein. Ebenso unlösbar ist der von Hiob empfundene Konflikt mit Gott. Hiob sucht immer wieder nach einem Fürsprecher, einem Anwalt, der für ihn bei Gott vorspricht. Er sagt zum Beispiel: „Im Himmel ist mein Zeuge, und mein Fürsprecher ist in der Höhe.“
Auf der Folie lesen wir auch: „Ein Redlicher würde sich mit ihm, also mit Gott, auseinandersetzen, und entkommen werde ich für immer meinem Richter.“ Das bedeutet, dass jemand anderes sich mit Gott über Hiobs Situation auseinandersetzt.
Wenn wir diese Worte im Buch Hiob lesen, erinnert uns das natürlich sofort an 1. Johannes 2, wo es heißt, wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater: Jesus Christus, den Gerechten, also den, der wirklich für uns dort fürspricht.
Diese Offenbarung hatte Hiob natürlich noch nicht. Dennoch entdecken wir bei Hiob bereits einen Schatten des Herrn Jesus. In Kapitel 9, Vers 33 seufzt Hiob: Gäbe es doch zwischen uns einen Schiedsmann, jemanden, der seine Hand auf uns legen könnte, damit Gott seine Rute von mir wegnimmt und sein Schrecken mich nicht mehr ängstigt – also jemanden, der Hiob wieder in die Nähe Gottes bringt.
Im Alten Testament bedeutete das Auflegen der Hand auf eine andere Person, dass man sich mit ihr eins macht. Es muss also jemand sein, der – wie hier heißt es – seine Hand auf uns legen könnte, der sich mit dem Menschen eins machen kann. Gleichzeitig muss dieser Jemand auch seine Hand sozusagen auf Gott legen können und sagen: Ich bin eins mit dir.
Das ist die Botschaft, die letztendlich der Heilige Geist in dieses Wort hineinlegt. Vom Neuen Testament her wissen wir, dass nur einer auf dieser Welt seine Hand auf uns legen konnte und sagen konnte: Ich bin ganz Mensch und ich bin ganz Gott. Nur deshalb kann der Herr Jesus der Schiedsmann sein, den Hiob sich hier wünscht.
Was wir in Kapitel 9 noch nicht wissen, ist, dass dieser Jemand, nach dem Hiob sich sehnt, bereits da ist. Aber dieser Jemand ist ein Mensch. Deswegen ist dieser Schiedsmann unvollkommen.
Dieser menschliche Schiedsmann hört zu, als die drei Freunde mit Hiob diskutieren, kommentiert es aber nicht. Er steht nur da – wir sehen ihn gar nicht im Text – und hört einfach nur zu. Er wartet auf seine Stunde.
Dieser Mann heißt Elihu. Er ist deutlich jünger als die anderen. In Kapitel 32, Verse 11 und 12 sagt er: „Siehe, ich wartete auf eure Worte, horchte auf eure einsichtigen Reden, bis ihr die rechten Worte ausfindig gemacht hättet, und ich wandte euch meine Aufmerksamkeit zu. Doch siehe, keiner war da, der Hiob widerlegt hätte.“
Man könnte dies auch so übersetzen: „Keiner war da, der Hiob zurechtgewiesen hätte.“ Das Wort, das hier für „widerlegt“ oder „zurechtgewiesen“ steht, ist genau der gleiche Wortstamm, der in Kapitel 9, Vers 33 als „Schiedsmann“ übersetzt wird.
Deswegen könnte man auch in Kapitel 32 sagen: Es war kein Mittler da.
Wenn ihr euch die Grafik genau anschaut, seht ihr, dass von Kapitel 3 bis 31 Hiob und seine Freunde miteinander über Gott reden. Aber keiner von ihnen spricht direkt mit Gott. Es scheint, als gäbe es niemanden, der einen direkten Draht zu Gott hat oder diesen herstellen könnte. Es stimmt also: An dieser Stelle gibt es keinen Vermittler zwischen den Menschen und Gott.
Dann folgen in den Kapiteln 32 bis 37 die Reden von Elihu, die in der Grafik rot dargestellt sind. Nach diesen Reden spricht Gott wieder direkt mit Hiob. Das bedeutet, in der Rede oder durch die Rede Elihus muss etwas geschehen sein.
Ich weiß, dass Warren Worsby und einige andere Bibelausleger den Gedanken, den ich gleich vorbringen werde, in ihrem Bibelkommentar ablehnen. Sie sehen Elihu eher als den jungen, hochmütigen Mann, der zu allem seinen Senf dazugeben muss. Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen, denn Gott verurteilt Elihu nicht – im Gegensatz zu den drei Freunden Hiobs.
Ich denke eher wie Benedikt Peters, Roger Liby und einige andere Bibelausleger, die deutlich machen, dass Elihu hier die Rolle eines Mittlers zwischen Gott und Hiob einnimmt. Nicht nur das: In seinen Reden weist Elihu auf einen viel, viel größeren Mittler hin.
In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments steht für den Schiedsmann aus 9,33 – diese Stelle haben wir uns ja angesehen – exakt dasselbe Wort wie in 1. Timotheus 2,5. Dort heißt es: „Denn es ist ein Mittler, du könntest auch sagen ein Schiedsmann, zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gab.“
Elihu kann nur mit Worten vermitteln, aber er weist auf den hin, der mit seinem Leben und auch mit seinem Blut zwischen uns und Gott vermittelt hat – auf den Herrn Jesus. Deshalb ist die mutmachende Botschaft der vier Reden, die Elihu halten wird, auch für dich persönlich freudig: Du hast einen Mittler, einen, der zwischen dir und Gott vermittelt. Wir selbst hätten überhaupt keine Chance, Kontakt zu Gott zu haben.
Elihu hat einen ganz anderen Ansatz als die Freunde Hiobs und auch als Hiob selbst. Wenn ihr die Reden in den Debattenrunden lest, merkt ihr, dass es am Schluss nur noch darum ging, wer von ihnen Recht hat. Sie haben sich eingegraben und verteidigen ihr Recht gegeneinander.
Elihu hingegen geht es eher darum zu zeigen, dass Gott gerecht ist. In Kapitel 36 sagt er einmal: „Ich will mein Wissen von weit her holen und meinem Schöpfer Gerechtigkeit geben.“ Diese Überzeugung will Elihu auch in Hiob einpflanzen.
Elihu wird zum Mund Gottes, denn auch in Kapitel 36, Vers 2 heißt es: „Denn ich habe etwas für Gott zu sagen“ – oder im Auftrag Gottes zu sagen. Hier tritt Elihu wie ein Prophet auf. Ein Prophet redet von Gott inspiriert zu den Menschen, also im Namen Gottes zu Menschen oder hier im Namen Gottes zu Hiob.
Elihu ist der Mittler, der Schiedsmann, den sich Hiob gewünscht hat. Vieles, was Elihu sagt, klingt ähnlich wie das, was die Freunde sagen. Aber Elihu geht von anderen Grundvoraussetzungen aus. Er denkt nicht, Hiob müsse leiden, weil er gesündigt hat, sondern versucht Hiob deutlich zu machen: Gott erzieht dich, weil du ihm nicht egal bist. Er hat dich lieb.
Damit denkt Elihu anders als die Freunde. Er unterstellt Hiob keine konstruierten Dinge. Das lesen wir in den Debattenrunden sehr häufig: Die Freunde sagen oft, Hiob, wahrscheinlich ist das und das in deinem Leben. Bei Elihu merken wir, dass die meisten seiner Reden Antworten auf Aussagen von Hiob sind – auf das, was er selbst aus Hiobs Mund gehört hat.
In den ersten drei Reden Elihus, also in Kapitel 33, 34 und 35, beginnt er jeweils damit, eine Aussage von Hiob zu zitieren und darauf einzugehen. Er unterstellt dem anderen keine falschen Motivationen, sondern redet mit ihm, hört ihm zu und nimmt ihn ernst. Genau das macht Elihu.
Nun hören wir in diese vier Reden Elihus hinein, wobei ich die erste Rede als Schwerpunkt nehmen werde, damit ihr nicht denkt, es geht zu lange. Die erste Rede ist eindeutig der Schwerpunkt, die anderen drei Reden sind weniger zentral.
Die erste Rede von Elihu hat das Thema: Gott redet. Ist das nicht schön? Wir folgen keinem Götzen, sondern einem Gott, der wirklich redet und den wir verstehen können.
Hiobs Sehnsucht war es, mit Gott zu reden, aber er fand keinen Zugang mehr zu Gott. In seiner Frustration lässt sich Hiob sogar zu dieser Aussage hinreißen, die wir in Kapitel 33 lesen:
„Lauter bin ich ohne ein Vergehen, rein bin ich und habe keine Schuld. Siehe, er erfindet Anlässe zum Widerstand gegen mich, er hält mich für seinen Feind, er legt meine Füße in den Block, überwacht alle meine Pfade.“
„Siehe, darin bist du nicht im Recht“, antworte ich dir, „denn Gott ist größer als ein Mensch.“
Wir merken, wie Elihu hier Hiob sehr deutlich widerspricht. Er sagt zu Hiob bei dessen Worten, Gott halte ihn für einen Feind: „Bist du nicht im Unrecht?“ Es stimmt zwar, dass das Leid im Leben Hiobs nicht durch Sünde hervorgerufen wurde. Aber genauso stimmt es, dass Hiob sich durch sein Reden an Gott versündigt hat.
Gott wird später Elihus Worte unterstreichen, wenn er sagt: „Hiob, willst du mich für schuldig erklären, damit du gerecht dastehst?“ Genau das versucht Elihu hier rüberzubringen.
Das Problem Hiobs war, dass er sich in diesem Hin und Her gar nicht mehr hinterfragt hat. Er hat nicht mehr in Frage gestellt, ob das Bild, das er von Gott hat, noch korrekt ist oder ob er schon auf Abwegen unterwegs ist.
Hiob hat nicht auf Gott gehört. Das war auch eine Folge davon, dass er sich in sein falsches Bild von Gott immer mehr hineingesteigert hat. Deshalb ist es wichtig, dass es Leute wie Elihu gibt, die da sind und ein offenes Wort sprechen. Sie sagen: „Du, Hiob, das passt nicht mehr. Du hast ein Bild von Gott, das mit der Bibel überhaupt nicht mehr übereinstimmt.“
Elihu stellt in dieser ersten Rede heraus, wie Gott redet, und zeigt zwei Wege, wie Gott redet. Zunächst heißt es:
„Doch auf eine Weise redet Gott, und auf eine zweite, und man wird es nicht gewahr im Traum, in der nächtlichen Vision, wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt, im Schlummer auf dem Lager. Dann öffnet er das Ohr der Menschen und bestätigt die Warnung für sie, um den Menschen von seinem Tun abzuwenden und den Hochmut vom Mann abzuhauen, um seine Seele zurückzuhalten von der Grube und sein Leben davon in den Spieß zu rennen.“
Das ist eine spannende Aussage: Gott redet zunächst im Traum, im Schlummer auf dem Lager. Damit sagt Elihu nicht, dass du das nächste Mal unbedingt auf einen Traum warten musst, um Gottes Stimme zu hören. Denn auch Träume müssen mit dem Wort Gottes übereinstimmen.
Deshalb heißt es zum Beispiel in Jeremia 23: „Wer einen Traum hat, der erzähle seinen Traum, aber wer mein Wort hat, der rede mein Wort in Wahrheit.“ Das ist heute der Weg, auf dem Gott zu uns redet, vor allem durch die Bibel.
Wenn ich Gottes Stimme hören will, muss ich logischerweise die Bibel lesen – regelmäßig und mit der Haltung: Ich will tun, was ich aus deinem Wort verstanden habe. Dann wird meine Beziehung zu Gott wachsen. Und ich erlebe das, was der Herr Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme.“ Dann verstehe ich: Das ist es, was Gott von mir möchte, das will er mir geben. Und es gibt auch Dinge, die er von mir will.
Im Kommentar zu Jeremia über Träume warnt Jeremia davor, Träumen zu viel Bedeutung beizumessen, die nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmen. Er ist aber nicht grundsätzlich gegen Träume.
Vieles, was wir heute in der christlichen Welt als Traumoffenbarung erleben, ist – um es moderner zu sagen – Fake News. Es hat mit dem Wort Gottes nichts zu tun.
Wenn Muslime auf der Suche nach dem lebendigen Gott sind, erleben sie oft, dass Gott durch Träume zu ihnen redet, weil sie keine Möglichkeit haben, jemanden zu fragen, oder weil sie das Wort Gottes nicht haben, um es nachzulesen.
Elihu betont hier noch stärker: Gott kann zu mir reden, wenn ich in meinem warmen Bett liege, wenn ich vor mich hinträume, also wenn es mir gut geht.
Aber was Gott eigentlich will, steht auch hier: Er will meinen Hochmut abbrechen. Mein Hochmut zeigt sich besonders, wenn ich mein Leben ohne Gott führen möchte, mich selbst zum Mittelpunkt meines Lebens mache und dabei gar nichts weiter bedenke.
Gott hat mich geschaffen, deshalb gehöre ich ihm und nicht mir selbst. Gott will, dass ich ihn kenne, dass ich die Ewigkeit nicht von ihm getrennt verbringe.
Das wird hier mit Worten beschrieben: „Mein Leben fällt in die Grube. Ich renne in den Spieß.“ Das sind dramatische Bilder für die Tatsache, dass es eine Ewigkeit ohne Gott gibt.
Wenn ich nie zugegeben habe, dass ich ein Sünder bin, also jemand, der Gottes Gericht verdient hat, dann werde ich die Ewigkeit von Gott getrennt verbringen. Vor diesem Schicksal will Gott mich retten.
Deshalb beschreibt Elihu hier mit vielleicht poetischeren Worten, was Paulus so formuliert: „Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“ Das Gute, das Gott mir gibt, soll mir helfen, über ihn nachzudenken und mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Das passiert auch tatsächlich. Ich weiß von einem Ehepaar, das buchstäblich in seinem Bett lag und darüber nachdachte, wie gut es ihnen geht. Das kommt selten vor, aber bei ihnen war es so.
Das brachte sie auf die Spur, sich auf die Suche nach Gott zu machen. Sie verstanden, dass alles, was sie haben, ihnen von Gott geschenkt wurde, um den sie sich nie gekümmert hatten. Sie haben ihn gefunden und begonnen, mit ihm zu leben.
Das passiert, aber leider nur selten. Ich glaube, wenn wir beginnen, Gott in unserem Leben für seine Güte zu danken, wird das unseren Blick für Gottes Handeln fördern. Dann wird es auch unser Gebetsleben stärken.
Diese dankbare Haltung kann helfen, dass ich zu Gott umkehre, weil ich von seiner Güte und Liebe überwältigt bin.
Es gibt auch eine zweite Art, wie Gott redet. Das lesen wir hier:
„Auch wird der Mensch gezüchtigt durch Schmerzen auf seinem Lager, und ununterbrochen wehrt der Streit in seinen Gebeinen. Sein Leben verabscheut das Brot und seine Seele die Lieblingsspeise. Sein Fleisch vergeht, ist unansehnlich und fleischlos, und seine Knochen, die sonst nicht zu sehen waren. Seine Seele nähert sich der Grube und sein Leben den Todesboten.“
Das ist die zweite Möglichkeit, wie Gott zu mir redet: Wenn ich nicht auf meinem Lager liege und es mir gut geht, sondern wenn ich dort liege und Schmerzen habe.
Das sind Zeiten der Not, in denen ich als Mensch anfange, nach Gott zu fragen. Notvolle Zeiten sind oft Zeiten, in denen meine Beziehung zu Gott tiefer wird.
Gott zieht mich zu sich durch Wunder in meinem Leben, aber auch durch Wunden, wenn es schwierig wird im Alltag.
Vielleicht ist auch die Zeit, die wir gerade erleben – diese Corona-Zeit – eine Zeit, in der Menschen mehr über Gott nachdenken.
Für Elihu ist Leid hier keine Strafe, sondern Hilfe und Erziehung Gottes, um ihm ähnlicher zu werden.
Wenn Gott Not in unserem Leben zulässt, ist das kein einfacher Weg. Aber es sind Zeiten, in denen er mich oft am stärksten verändern kann.
Deshalb ist es hilfreich, Nöte auch als Chance zu sehen: als Chance, Gott besser kennenzulernen, Gottes Handeln zu entdecken und zu erleben, wie Gott meine Einstellungen und meinen Charakter verändert.
Dann kommt das große Finale in der ersten Rede Elihus. Im Grunde soll Gottes Reden – über den Weg des Glücks oder den Weg des Leids, das waren die beiden Wege – mich dazu bringen, das anzuerkennen, wovon Elihu in Vers 23 spricht, oder hier in Kapitel 33, Vers 23:
„Wenn er da einen Engel bei sich hat, einen Mittler, einen von den Tausend, der dem Menschen seine Pflicht mitteilen soll, so wird er sich über ihn erbarmen und sprechen: Befreie ihn, damit er nicht in die Grube hinabfährt!“
„Ich habe Lösegeld für ihn gefunden. Sein Fleisch wird frischer sein als in der Jugendkraft. Er wird zurückkehren zu den Tagen seiner Jugend. Er wird zu Gott flehen, und der wird ihn gnädig annehmen, und er darf sein Angesicht schauen mit Jubel. Gott wird dem Menschen seine Gerechtigkeit zurückgeben.“
„Er wird von den Menschen singen und sagen: Ich hatte gesündigt und das Rechte verkehrt, und er hat mir nicht vergolten. Er hat meine Seele erlöst vor dem Abstieg in die Grube, und mein Leben darf das Licht schauen.“
Elihu ist der Mittler zwischen Hiob und Gott, damit ein Gespräch wieder möglich wird. Aber er kann natürlich keine ewige Verbindung zwischen Gott und Hiob schaffen, weil er auch nur ein Mensch ist.
Das kann nur der wirkliche Mittler, von dem Elihu hier redet, und zu dem er letztlich hinführen will.
Er redet hier von einem Engel, der Mittler ist. Wir wissen aber aus Jesaja 63: „Nicht ein Bote“, heißt es dort, „noch ein Engel. Er selbst, also Gott, hat sie gerettet in seiner Liebe und in seinem Erbarmen hat er sie erlöst.“
Deshalb kann hier bei Hiob nicht von irgendeinem Engel die Rede sein, sondern vom Engel des Herrn, auch wenn es nicht ausdrücklich steht. Ein normaler Engel kann in diesem Zusammenhang kein Mittler sein. Das lässt sich sehr einfach aus der Bibel nachweisen.
Es gibt nur einen wirklichen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Ich habe es vorhin schon gesagt: den Menschen Jesus Christus, der sich selbst als Lösegeld für alle gab.
Das ist auch die Botschaft hier in Hiob 33: Es gibt einen Mittler, der Lösegeld für mich bezahlt hat. Wenn ich in Gedanken an seinem Kreuz stehe und sein Blut sehe, dann weiß ich, es floss für mich.
Wenn ich das glaube, hat dieses Blut die Kraft, Sünde in meinem Leben auszulöschen, sodass ich gerecht vor Gott dastehe. Das ist Evangelium.
Dieses Evangelium wird hier bei Hiob schon sehr klar gezeigt. Diesen Weg hat Gott selbst möglich gemacht.
Wenn ich seine Vergebung erlebt habe, kann ich jubeln: Er hat meine Seele erlöst vom Abstieg in die Grube, und mein Leben darf das Licht schauen.
So lesen wir es hier. Aus diesen Worten spürt man buchstäblich die Hoffnung: Wenn ich mit Gott lebe, weiß ich, dass diese Welt nicht das Letzte ist. Ich habe eine Hoffnung, die weit über den Tod hinausgeht.
Hiob selbst hat das in vorherigen Kapiteln immer wieder kurz gesehen, wenn er zum Beispiel sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub stehen.“
Verliere diese atemberaubende Hoffnung nie aus den Augen, auch wenn manche Situation schwer und notvoll ist.
Du bist für den Himmel gemacht. Dafür hat dich Gott gedacht, und er hat alles getan, damit du auch dort ankommst.
Das Einzige, was du tun musst, ist, seine Vergebung anzunehmen, dir von ihm Sünde vergeben zu lassen. Deshalb muss ich zu diesem Mittler, Jesus Christus, kommen.
Ich darf zugeben, dass ich verloren bin und mich selbst nicht retten kann. Ich darf an sein Blut als Lösegeld für meine Schuld glauben und mich über ein Leben mit Gott freuen.
Kommen wir zur zweiten Rede Elihus. Es geht hier in Kapitel 34 darum, dass Gott gerecht ist. Das heißt: Fern sei es von Gott, gottlos zu handeln und Unrecht zu tun. Der Allmächtige beugt das Recht nicht.
Hiob hatte behauptet, er sei gerecht, und Gott habe ihm sein Recht entzogen. Darauf gibt Elihu nun eine Antwort.
Elihu möchte, dass wir als Menschen Gott nicht auf die Anklagebank setzen, sondern begreifen, dass Gott diese Welt niemals regieren könnte, wenn er nicht gerecht wäre.
Wenn Gott nicht gerecht wäre, hätte er auch nicht das Recht, der vollkommene Richter zu sein.
Natürlich verstehe ich manchmal Gottes Handeln in meinem Leben nicht, und es kommt mir ungerecht vor. Dann habe ich mein humanistisches Denken im Kopf und sage: „Das kann doch nicht gerecht sein.“
Wenn ich Elihu hier höre, muss ich mich daran erinnern, dass meine Sicht begrenzt ist. Sie ist nicht objektiv, sondern nur von dieser Erde aus gedacht.
Gottes Perspektive ist anders, und von Gottes Sicht sieht es anders aus.
Wenn ich durch Gottes Augen schauen könnte, würde ich erkennen, dass Gott immer gerecht handelt.
In der dritten Rede Elihus betont er, dass Gott souverän ist. Elihu leitet mit den Worten Hiobs ein und stellt die Frage: „Hältst du dies für Recht? Nennst du das meine Gerechtigkeit vor Gott, wenn du fragst, was sie dir nützt? Oder hilft es mir, dass ich nicht sündige?“
Anders gefragt: „Was bringt es mir, wenn ich Gott treu bleibe?“ Diese Frage finden wir auch in den Psalmen.
„Was habe ich davon, wenn ich Gott gehorche?“ Das ist eine zentrale Frage unserer Gesellschaft: Was bringt mir das? Wenn mir etwas nichts bringt, tue ich es nicht.
Diese Frage übertragen wir schnell auf unsere Beziehung zu Jesus. Das ist normales Denken.
Aber und das ist bemerkenswert: Elihu sieht es anders.
Seine Worte sind ein Weckruf an mich. Er sagt: „Blicke zum Himmel und schau die Wolken an, sie sind höher als du. Wenn du sündigst, was kannst du Gott damit antun?“
Die Antwort ist: Nichts. Gott ist nicht mein Diener, der mir meine Wünsche erfüllen muss.
Elihu betont: Gott ist souverän. Wir kennen das Wort von souveränen Staaten: Sie können selbständig entscheiden, niemand darf ihnen hineinreden.
Gott kann selbständig entscheiden, und niemand kann ihm dazwischenreden.
Ich kann keine Antwort von Gott einklagen.
Hiob stellt im Verlauf des Buchs immer wieder Fragen an Gott, aber bis zum Ende bekommt er auf keine seiner konkreten Fragen eine explizite Antwort.
Gott ist nicht verpflichtet, mir eine Antwort zu geben.
Gerade Zeiten wie jetzt zeigen, wie wir Menschen denken, wir könnten alles.
Es ist gut, immer wieder zum Himmel zu schauen, wie Elihu es hier sagt, und zu begreifen, dass Gott viel, viel größer ist als wir.
Wenn ich im Übermut zu Gott komme, wie in Kapitel 35, Vers 12, dann kann ich mir ziemlich sicher sein, dass Gott nicht antwortet.
Wir lesen hier oder bei Hiob: „Der Allmächtige hört es nicht und sieht es nicht an.“ Warum? Weil er mein Herz kennt, aber meine Einstellung nicht stimmt.
Ich werde von Gott keine Antwort bekommen, wenn meine Einstellung nicht stimmt.
Gott kann tun, was er will. Das müssen wir Christen uns immer wieder sagen.
Deshalb gibt Elihu am Schluss den Rat: „Der Rechtsfall liegt bei Gott.“ Du musst Gott keinen Stress machen und immer wiederkommen und sagen: „Hey, ich habe das schon vor zwei Tagen gesagt, wie ist jetzt die Lösung?“
Er gibt Hiob den Rat: Warte auf Gott. Gott wird zu seiner Zeit antworten.
In der Zwischenzeit ist es wichtig, dass ich mit Gott weitergehe.
Das Dümmste, was ich machen kann, ist stehenzubleiben und zu sagen: „Gott, ich werde nicht mit dir weitergehen, wenn du mir nicht erklärst, warum diese notvolle Situation in meinem Leben da ist.“
Wenn ich das tue, bleibe ich stehen, und es gibt kein geistliches Wachstum.
Ich muss einfach weitergehen, auch wenn ich Situationen nicht verstehe.
Aber eins darf ich begreifen: Ich sitze nicht auf dem Chefsessel meines Lebens.
Elihu betont immer wieder: Gott ist der souveräne Herr.
Da gibt es die berühmte Geschichte, die wahr ist und mich immer wieder berührt: Wilhelm Busch steht vor seinem ausgebombten Haus und sagt, er weiß nicht, auf wen er eigentlich wütend ist.
Dann erinnert er sich an das, was er am Morgen gelesen hat: „Gibt es auch ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht tut?“
Er antwortet: „Ja, ich verstehe es zwar nicht, aber Herr, du darfst auch mein Haus ausbomben.“
Bis zum Schluss hat er sicher keine Antwort bekommen, aber er hat begriffen: Gott ist souverän.
Wenn Gott etwas tut und ich es nicht verstehe, will ich es so stehen lassen.
Die vierte Rede Elihus beginnt nicht mit einem Zitat von Hiob, aber sie führt den Gedanken fort: Gott ist souverän.
Elihu sagt: „Siehe, Gott ist der Haben, aber wir erkennen es nicht. Die Zahl seiner Jahre ist unausforschlich.“
Er nimmt das Thema aus der dritten Rede auf und macht deutlich, dass Gottes Souveränität, seine Macht und Weisheit vor allem an der Schöpfung deutlich werden.
Elihu erkennt Gottes Handeln im Sturm, in den Wolken, im Regen, im Eis, im Blitz und Donner und in verschiedenen anderen Phänomenen.
Auch wenn man diese naturwissenschaftlich erklären kann, steckt Gott dahinter.
Du liest, wie Gott sich den Wasserkreislauf ausgedacht hat. Für Elihu ist klar: Gott bestimmt auch das Wetter.
Damit ermahnt Elihu uns auch: Gott tut große Dinge, und wir erkennen es nicht.
Wenn wir über diese Abläufe nachdenken, können wir nur sagen, wie Elihu: „Den Allmächtigen erreichen wir nicht, den Erhabenen an Kraft.“
Aber Gott ist nicht nur der souveräne Gott, er ist auch der Gott, der mir nachgeht, mich liebt und barmherzig ist.
Das ist auch Thema der vierten Rede.
Elihu sagt: „Gott ist gewaltig, doch verwirft er niemand. Er ist gewaltig an Kraft des Herzens. Er hält den Gottlosen nicht am Leben, das Recht des Elenden stellt er wieder her.“
Gott wird hier als der Gewaltige gezeigt, und doch beschreibt Elihu Gott ähnlich wie Jakobus, den wir zuletzt gelesen haben: als Herrn, der voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist, der gewaltig ist und sich trotzdem um das Recht des Elenden kümmert.
Wenn du aus der römischen Denke kommst, kennst du das Sprichwort: „Der Adler fängt keine Fliegen.“ Das heißt, die Mächtigen kümmern sich nicht um die Ohnmächtigen.
Hier zeigt Elihu: Bei Gott ist es anders. Er ist der Mächtigste und doch so voll Mitgefühl und Barmherzigkeit, dass er sich um die Elenden kümmert und das Schwache liebt.
Deshalb sagte Jesus, dass Gott den Weg zum Heil den Weisen und Verständigen verborgen hat, aber den Unmündigen offenbart.
Paulus sagt, was nichts ist vor der Welt, hat Gott erwählt.
Manchmal macht uns Christen das Probleme, wenn wir merken, dass die Gemeinde Jesu nicht auf Rathäusern oder Regierungsbänken sitzt, sondern oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt wird und in vielen Ländern sogar zum Feind gemacht wird.
In solchen Momenten ist es gut, sich an Elihus Worte zu erinnern: „Den Elenden rettet er in seinem Elend und öffnet durch Bedrängnis sein Ohr.“
Das ist ein spannender Vers, denn nicht jeder Elende steht auf der richtigen Seite.
Dieser Vers zeigt, dass Gott durch das Leid auch dem Elenden manchmal etwas zu sagen hat.
Elihu sieht das nicht als Strafe, sondern als Erziehung Gottes.
Trotzdem gilt der Grundsatz: Gott lässt dich nicht über dein Vermögen versuchen, so sagt Paulus im Korintherbrief.
Elihus vierte Rede beschäftigt sich in Kapitel 37 mit Dingen, die zum Klima gehören.
Er sieht Gott als denjenigen an, der das Klima bestimmt und in seiner Hand hält.
Hiob hat Elihu die ganze Zeit zugehört, so wie ihr mir jetzt freundlich zugehört habt.
Interessant ist, dass Hiob Elihu nicht ein einziges Mal unterbrochen hat.
So gewinnt man den Eindruck, dass Elihu mit göttlicher Autorität zu Hiob spricht und dass diese Botschaft wirklich bei Hiob angekommen ist.
Hiob, du erlebst dieses Leid nicht, weil du gesündigt hast, aber du hast dich in deinem Leid durch dein überhebliches Reden an Gott versündigt.
Du brauchst Vergebung, und du kannst Vergebung bekommen, weil du einen Mittler hast.
Das Faszinierende ist: Diese Nachricht gilt nicht nur für Hiob, sondern auch für mich, wenn ich mit Jesus unterwegs bin.
Egal, was meine Schuld ist, freue dich, weil du einen Mittler hast.
Ich wünsche uns, dass wir diese Freude über unseren Mittler in die kommende Woche mitnehmen.
Diese Freude möge alle negativen Dinge überstrahlen, die wir vielleicht erleben, auch Corona.
Sie möge uns helfen, vor Gott zur Ruhe zu kommen und die Zeit, die wir vielleicht bewusst geschenkt bekommen und nicht in Hektik sind, dafür zu nutzen, persönlich Zeit mit Gott zu verbringen.
Vielleicht lesen wir dabei die Rede Elihus noch einmal und erinnern uns an manches von heute Morgen.
Elihu stellt in seiner ersten Rede heraus, wie Gott redet. Dabei zeigt er zwei Wege, auf denen Gott zu den Menschen spricht.
Zunächst heißt es: „Doch auf eine Weise redet Gott und auf eine zweite, und man wird es nicht gewahr im Traum, in der nächtlichen Vision, wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt, im Schlummer auf dem Lager.“ Dann öffnet er das Ohr der Menschen und bestätigt die Warnung für sie. Dies geschieht, um die Menschen von ihrem Tun abzuwenden und den Hochmut des Mannes zu zerschlagen. Ziel ist es, seine Seele zurückzuhalten von der Grube und sein Leben davon abzubringen, in den Spieß zu rennen.
Das ist eine spannende Aussage: Gott redet zunächst einmal im Traum, im Schlummer auf dem Lager. Damit sagt Elihu jedoch nicht, dass man beim nächsten Mal, wenn man Gottes Stimme hören will, unbedingt auf einen Traum warten muss. Denn auch Träume müssen mit dem Wort Gottes übereinstimmen.
Deshalb heißt es zum Beispiel in Jeremia 23: „Wer einen Traum hat, der erzähle seinen Traum, aber wer mein Wort hat, der rede mein Wort in Wahrheit.“ Das ist heute der Weg, auf dem Gott vor allem zu uns redet – durch die Bibel.
Wenn ich Gottes Stimme hören will, muss ich logischerweise die Bibel regelmäßig lesen. Dabei sollte ich die Haltung einnehmen: Ich will das tun, was ich aus deinem Wort verstanden habe. So wird meine Beziehung zu Gott wachsen. Dann erlebe ich das, was der Herr Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme.“ Ich verstehe, was Gott von mir möchte, und erkenne, was er mir geben will. Gleichzeitig gibt es Dinge, die er von mir erwartet.
Im Kommentar zu Jeremia über Träume warnt Jeremia davor, Träumen zu viel Bedeutung beizumessen, die nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmen. Er ist jedoch nicht grundsätzlich gegen Träume.
Vieles, was wir heute in der christlichen Welt als Traumoffenbarung erleben, ist – um es moderner auszudrücken – Fake News. Es hat mit dem Wort Gottes nichts zu tun.
Andererseits erleben Moslems, die auf der Suche nach dem lebendigen Gott sind, oft, dass Gott durch Träume zu ihnen spricht. Das liegt daran, dass sie häufig keine Möglichkeit haben, jemanden zu fragen, oder das Wort Gottes nicht besitzen, um es nachzulesen.
Was Elihu in dieser Stelle noch stärker betont, ist: Gott kann zu mir reden, selbst wenn ich in meinem warmen Bett liege und vor mich hinträume, also wenn es mir richtig gut geht.
Doch das, was Gott eigentlich will – und das steht hier ebenfalls –, ist, meinen Hochmut abzubauen. Mein Hochmut zeigt sich vor allem dann, wenn ich glaube, es sei in Ordnung, mein Leben ohne Gott zu führen und selbst der Mittelpunkt meines Lebens zu sein, ohne darüber nachzudenken.
Gott hat mich geschaffen, deshalb gehöre ich ihm und nicht mir selbst. Er will, dass ich ihn kennenlerne und die Ewigkeit nicht von ihm getrennt verbringe.
Das wird hier mit dramatischen Worten beschrieben: „Meine Seele zurückzuhalten von der Grube“ und „mein Leben davon abzubringen, in den Spieß zu rennen.“ Das sind starke Bilder für die Tatsache, dass es eine Ewigkeit ohne Gott gibt.
Wenn ich nie zugegeben habe, dass ich ein Sünder bin – also jemand, der Gottes Gericht verdient hat –, werde ich die Ewigkeit von Gott getrennt verbringen. Vor diesem Schicksal will Gott mich retten.
Deshalb beschreibt Elihu hier mit vielleicht poetischeren Worten, was Paulus so formuliert: „Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“ (Römer 2,4)
Das Gute, das Gott mir gibt, soll mir helfen, über ihn nachzudenken und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und das passiert tatsächlich.
Ich weiß von einem Ehepaar, das buchstäblich in ihrem Bett lag und darüber nachdachte, wie gut es ihnen geht. Das kommt selten vor, aber bei ihnen war es so.
Diese Gedanken brachten sie auf die Spur, sich auf die Suche nach Gott zu machen. Sie erkannten, dass alles, was sie haben, ihnen von Gott geschenkt wurde – einem Gott, um den sie sich bisher nie gekümmert hatten. Sie haben ihn gefunden und begonnen, mit ihm zu leben.
So etwas passiert, aber leider nur sehr selten.
Ich glaube, wenn wir anfangen, Gott in unserem Leben für seine Güte zu danken, wird das unseren Blick für sein Handeln schärfen. Es wird auch unser Gebetsleben fördern.
Diese dankbare Haltung kann helfen, dass ich zu Gott umkehre, weil ich von seiner Güte und seiner Liebe überwältigt bin.
Aber es gibt auch noch eine zweite Rede oder eine zweite Art und Weise, wie Gott redet. Das lesen wir hier: „Auch wird der Mensch gezüchtigt durch Schmerzen auf seinem Lager, und ununterbrochen wehrt der Streit in seinen Gebeinen. Und sein Leben verabscheut das Brot und seine Seele die Lieblingsspeise, sein Fleisch vergeht, ist unansehnlich und fleischlos, und seine Knochen, die sonst nicht zu sehen waren. Und seine Seele nähert sich der Grube und sein Leben den Todesboten.“
Das ist die zweite Möglichkeit, wie Gott zu mir redet: nicht, wenn ich auf meinem Lager liege und es mir gut geht, sondern wenn ich dort liege und Schmerzen habe. Das sind Zeiten der Not, und es sind Zeiten, in denen ich als Mensch beginne, nach Gott zu fragen.
Notvolle Zeiten sind oft solche, in denen meine Beziehung zu Gott tiefer wird. Gott zieht mich zu sich durch Wunder in meinem Leben, aber auch durch Wunden, wenn es schwierig wird im Alltag. Vielleicht ist auch unsere Zeit, die wir gerade erleben – diese Corona-Zeit – eine Zeit, in der Menschen mehr ins Nachdenken kommen über Gott.
Für Elihu ist Leid hier nicht Strafe, sondern Hilfe und Erziehung Gottes, um ihm ähnlicher zu werden. Wenn Gott Not in unserem Leben zulässt, dann ist das kein einfacher Weg. Aber es sind Zeiten, in denen er mich oft am stärksten verändern kann.
Deshalb ist es hilfreich, Nöte auch als Chance zu verstehen – als Chance, Gott besser kennenzulernen, Gottes Handeln zu entdecken und zu erleben, wie Gott meine Einstellungen und meinen Charakter verändert.
Dann kommt das große Finale in dieser ersten Rede von Elihu. Im Grunde genommen soll Gottes Reden über den Weg des Glücks oder den Weg des Leids – das waren jetzt diese beiden Wege – mich dazu bringen, das anzuerkennen, wovon Elihu in Kapitel 33, Vers 23 spricht. Dort heißt es:
„Wenn er da einen Engel bei sich hat, einen Mittler, einen von den Tausend, der dem Menschen seine Pflicht mitteilen soll, so wird der sich über ihn erbarmen und sprechen: Befreie ihn, damit er nicht in die Grube hinabfährt. Ich habe Lösegeld für ihn gefunden. Sein Fleisch wird frischer sein als in der Jugendkraft, er wird zurückkehren zu den Tagen seiner Jugend. Er wird zu Gott flehen, und der wird ihn gnädig annehmen, und er darf sein Angesicht schauen mit Jubel, und Gott wird dem Menschen seine Gerechtigkeit zurückgeben. Er wird von den Menschen singen und sagen: ‚Ich hatte gesündigt und das Rechte verkehrt, und er hat mir nicht vergolten.‘ Er hat meine Seele erlöst vor dem Abstieg in die Grube, und mein Leben darf das Licht schauen.“
Elihu ist der Mittler zwischen Hiob und Gott, damit ein Gespräch wieder möglich wird. Aber er kann natürlich keine ewige Verbindung zwischen Gott und Hiob schaffen, weil er auch nur ein Mensch ist. Das kann nur der wirkliche Mittler, von dem Elihu hier redet, und zu dem er letztlich auch hinführen will.
Er spricht hier von einem Engel, der Mittler ist. Wir wissen aber aus Jesaja 63: „Nicht ein Bote“, heißt es dort, „noch ein Engel. Er selbst, also Gott, hat sie gerettet; in seiner Liebe und in seinem Erbarmen hat er sie erlöst.“
Deshalb kann hier bei Hiob nicht von irgendeinem Engel die Rede sein, sondern von dem Engel des Herrn, auch wenn es hier nicht ausdrücklich so steht. Denn ein normaler Engel kann in diesem Zusammenhang kein Mittler sein. Das lässt sich sehr einfach mit der Bibel belegen.
Es gibt nur einen wirklichen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Ich habe es vorhin schon gesagt: das ist der Mensch Jesus Christus, der sich selbst als Lösegeld für alle gab. Und das ist auch die Botschaft hier bei Hiob 33: Es gibt einen Mittler, der Lösegeld für mich bezahlt hat.
Wenn ich in Gedanken an seinem Kreuz stehe und sein Blut sehe, dann weiß ich, es floss für mich. Und wenn ich das glaube, dann hat dieses Blut die Kraft, Sünde in meinem Leben auszulöschen, sodass ich gerecht vor Gott dastehe. Das ist Evangelium.
Dieses Evangelium wird hier bei Hiob sehr vereinfacht schon gezeigt. Und diesen Weg hat Gott selbst möglich gemacht. Deshalb, wenn ich seine Vergebung erlebt habe, dann kann ich natürlich jubeln: „Er hat meine Seele erlöst von dem Abstieg in die Grube, und mein Leben darf das Licht schauen.“ So lesen wir es hier.
Du spürst aus diesen Worten buchstäblich die Hoffnung: Wenn ich mit Gott lebe, dann weiß ich, diese Welt ist nicht das Letzte. Dann weiß ich, ich habe eine Hoffnung, die weit über den Tod hinausgeht.
Hiob selbst hat das in vorherigen Kapiteln schon zwischendurch mal gesehen, wenn er zum Beispiel sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub stehen.“
Verliere diese atemberaubende Hoffnung nie aus den Augen, auch wenn manche Situation notvoll ist und auch wenn manche Situation sehr schwer auszuhalten ist. Du bist für den Himmel gemacht. Dafür hat dich Gott gedacht, und er hat alles getan, damit du auch dort eintriffst.
Das Einzige, was du tun musst, ist, seine Vergebung anzunehmen, die von ihm Sünde vergeben lässt. Deshalb muss ich zu diesem Mittler, Jesus Christus, kommen. Ich darf zugeben, dass ich selbst verloren bin, dass ich mich selbst gar nicht retten kann. Und ich darf an sein Blut als Lösegeld für meine Schuld glauben und mich über ein Leben mit Gott freuen.
Kommen wir zur zweiten Rede des Elihu. In Kapitel 34 geht es darum, dass Gott gerecht ist. Das bedeutet, es ist fern von Gott, gottlos zu handeln und Unrecht zu tun. Der Allmächtige beugt das Recht nicht.
Hiob hatte behauptet: „Ich bin gerecht, und Gott hat mir mein Recht entzogen.“ Darauf gibt Elihu jetzt eine Antwort. Elihu möchte deutlich machen, dass wir als Menschen Gott nicht auf die Anklagebank setzen dürfen. Wir müssen begreifen, dass Gott diese Welt niemals regieren könnte, wenn er nicht gerecht wäre.
Wenn Gott nicht gerecht wäre, hätte er auch nicht das Recht, der vollkommene Richter zu sein. Natürlich ist es manchmal so, dass ich Gottes Handeln in meinem Leben nicht verstehe. Es kommt mir manches ungerecht vor. Dann habe ich mein humanistisches Denken in meinem Kopf und sage: „Das kann doch nicht gerecht sein.“
Aber wenn ich Elihu hier höre, erinnere ich mich neu daran, dass meine Sicht der Situation begrenzt ist. Sie ist nicht objektiv, sondern nur von dieser Erde aus gedacht. Gottes Perspektive ist anders. Von Gottes Perspektive sieht es auch anders aus.
Wenn ich durch seine Augen schauen könnte, also durch Gottes Augen, dann würde ich erkennen, dass Gott immer gerecht handelt.
Wenn wir die dritte Rede von Elihu weiter betrachten, sehen wir, dass Elihu hier betont, dass Gott souverän ist. Er beginnt erneut mit den Worten Hiobs und stellt die Frage: Hältst du das für Recht? Nennst du das meine Gerechtigkeit vor Gott, wenn du fragst, was sie dir nützt? Oder hilft es mir, dass ich nicht sündige? Anders gefragt: Was bringt es mir, wenn ich Gott treu bleibe?
Diese Frage finden wir auch manchmal in den Psalmen: Was habe ich denn davon, wenn ich Gott gehorche? Das ist eine zentrale Frage unserer Gesellschaft: Was bringt mir das? Wenn mir etwas nichts bringt, dann tue ich es auch nicht. Diese Frage übertragen wir schnell auf unsere Beziehung zu Jesus. Es ist ein ganz normales Denken, das wir in unserem Kopf haben.
Bemerkenswert ist jedoch, dass Elihu es anders sieht. Seine Worte sind ein Weckruf: Er sagt, blicke zum Himmel und schau dir die Wolken an – sie sind höher als du. Wenn du sündigst, was kannst du Gott damit antun? Die Antwort ist: nichts. Gott ist nicht mein Diener, der mir meine Wünsche erfüllen muss. Elihu betont: Gott ist souverän.
Wir kennen das Wort „souverän“ von souveränen Staaten. Solche Staaten können selbständig entscheiden; niemand darf ihnen da hineinreden. Genauso kann Gott selbständig entscheiden, und niemand kann ihm da hineinreden. Ich kann keine einzige Antwort in meinem Leben von Gott einklagen.
Hiob stellt im Verlauf des Buchs immer wieder Fragen an Gott, doch bis zum Ende des Buchs erhält er auf keine seiner konkreten Fragen eine explizite Antwort von Gott. Gott ist nicht verpflichtet, mir eine Antwort zu geben.
Gerade Zeiten wie jetzt machen deutlich, wie wir als Menschen denken: „Na ja, wir können alles.“ Es ist gut, immer wieder mal den Himmel anzuschauen, so wie Elihu es hier sagt, und zu begreifen: Gott ist viel, viel größer als wir.
Wenn ich im Übermut zu Gott komme – so wie in Hiob 35,12 –, dann kann ich mir ziemlich sicher sein, dass Gott nicht antworten wird. Dort lesen wir, dass der Allmächtige es nicht hört und es nicht ansieht. Warum? Weil er mein Herz nicht kennt? Doch, aber weil meine Einstellung nicht stimmt. Ich werde also von Gott keine Antwort bekommen, wenn meine Einstellung nicht stimmt.
Gott kann tun, was er will. Das müssen wir als Christen uns immer wieder sagen. Deshalb gibt Elihu am Schluss den Rat: Der Rechtsfall liegt bei Gott. Du musst Gott keinen Stress machen und immer wiederkommen und sagen: „Hey, hallo, ich habe das schon vor zwei Tagen gesagt, wie ist jetzt die Lösung?“
Elihu gibt Hiob den Rat: Warte auf Gott. Gott wird zu seiner Zeit antworten. In der Zwischenzeit ist es wichtig, dass ich mit Gott einfach weitergehe. Das Dümmste, was ich machen kann, ist stehenzubleiben und zu sagen: „Gott, ich werde nicht mit dir weitergehen, wenn du mir nicht erklärst, warum diese notvolle Situation in meinem Leben jetzt da ist.“ Wenn ich so denke, werde ich stehenbleiben, und es wird kein geistliches Wachstum geben.
Ich muss einfach weitergehen, auch wenn ich Situationen in meinem Leben nicht verstehe. Aber eins darf ich begreifen: Ich sitze nicht auf dem Chefsessel meines Lebens. Elihu versucht immer wieder zu betonen: Gott ist der souveräne Herr.
Es gibt eine berühmte Geschichte, die wahr ist und mich immer wieder berührt, wenn ich sie lese. Wilhelm Busch steht vor seinem ausgebombten Haus und sagt: „Ich weiß gar nicht, auf wen ich da letztendlich wütend war.“ Dann erinnert er sich an das, was er am Morgen gelesen hatte: „Gibt es auch ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht tut?“ Darauf antwortet er: „Ja, ich verstehe es zwar nicht, aber Herr, du darfst auch mein Haus ausbomben.“
Bis zum Schluss hat er sicher keine Antwort darauf bekommen, aber er hat begriffen: Gott ist souverän. Wenn Gott etwas tut und ich es nicht verstehe, will ich es so stehenlassen.
Dann folgt die vierte Rede von Elihu. Diese beginnt nicht mit einem Zitat von Hiob, führt aber dessen Gedanken fort: Gott ist souverän. Elihu sagt: „Siehe, Gott ist der Herrscher, doch wir erkennen es nicht; die Zahl seiner Jahre ist unausforschlich.“ Damit greift er das Thema aus der dritten Rede auf und betont erneut Gottes Souveränität. Seine Macht und Weisheit werden vor allem an der Schöpfung deutlich.
Elihu erkennt Gottes Handeln im Sturm, in den Wolken, im Regen, im Eis, im Blitz und im Donner sowie in verschiedenen anderen Naturphänomenen. Auch wenn sich diese Phänomene naturwissenschaftlich erklären lassen, sieht Elihu dahinter Gott. In diesen Abschnitten wird beschrieben, wie Gott sich einen Wasserkreislauf ausgedacht hat. Für Elihu ist klar, dass Gott auch das Wetter bestimmt.
Damit ermahnt Elihu uns: Gott tut große Dinge, doch wir erkennen sie nicht. Wenn wir uns über diese Abläufe Gedanken machen würden, könnten wir nur, wie Elihu sagt, den Allmächtigen erreichen. Den Erhabenen an Kraft aber erreichen wir nicht.
Doch Gott ist nicht nur der souveräne Herrscher, sondern auch der Gott, der uns nachgeht, der uns liebt und barmherzig ist. Auch das ist ein Thema, das Elihu in seiner vierten Rede anspricht. Er sagt: „Gott ist gewaltig, doch verwirft er niemand. Er ist gewaltig an Kraft des Herzens, er hält den Gottlosen nicht am Leben, das Recht des Elenden stellt er wieder her.“
Gott wird hier als der Gewaltige dargestellt, doch Elihu beschreibt ihn ähnlich wie Jakobus. Wir haben das beim letzten Mal am Schluss gelesen: Gott ist der Herr, der voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist, der gewaltig ist und sich trotzdem um das Recht des Elenden kümmert.
Wir lesen diesen Satz hier einfach so. Wenn man aus der römischen Denkweise kommt, kennt man das Sprichwort: „Der Adler fängt keine Fliegen.“ Das bedeutet, die Mächtigen kümmern sich nicht um die Ohnmächtigen. Sie sagen: „Was willst du überhaupt von mir? Ich stehe so weit über dir.“
Hier zeigt Elihu, dass es bei Gott anders ist. Er ist wirklich der Mächtigste und doch so voll innigen Mitgefühls und Barmherzigkeit, dass er sich um die Elenden kümmert und das Schwache liebt.
Deshalb sagte Herr Jesus, dass Gott den Weg zum Heil den Weisen und Verständigen verborgen hat, aber den Unmündigen offenbart. Paulus sagt Ähnliches: Was vor der Welt nichts ist, hat Gott erwählt.
Manchmal fällt es auch uns Christen schwer zu verstehen, dass die Gemeinde Jesu nicht auf Rathäusern oder Regierungsbänken dieser Welt sitzt. Im Gegenteil, sie wird oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt und in vielen Ländern sogar zum Feind gemacht.
In solchen Momenten ist es gut, sich an Elihus Worte zu erinnern: „Den Elenden rettet er in seinem Elend und öffnet durch Bedrängnis sein Ohr.“ Das ist ein spannender Vers, denn es bedeutet nicht, dass der Elende immer auf der richtigen Seite steht. Vielmehr zeigt dieser Vers, dass Gott durch das Leid dem Elenden manchmal etwas zu sagen hat.
Elihu sieht dies jedoch nicht als Strafe, sondern als Erziehung Gottes. Trotzdem gilt der Grundsatz: Gott lässt dich nicht über dein Vermögen versuchen, wie Paulus im Korintherbrief sagt.
Elihus vierte Rede beschäftigt sich in Kapitel 37 auch mit Dingen, die zum Klima gehören. Es ist interessant, das zu realisieren. Er sieht Gott weiterhin als denjenigen an, der das Klima bestimmt und in seiner Hand hält.
Hiob hat Elihu die ganze Zeit aufmerksam zugehört, so wie ihr es freundlicherweise jetzt auch bei mir getan habt. Interessanterweise hat Hiob Elihu nicht ein einziges Mal unterbrochen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass Elihu mit göttlicher Autorität zu Hiob spricht und dass seine Botschaft wirklich bei Hiob angekommen ist.
Hiob, du erlebst dieses Leid nicht, weil du gesündigt hast. Doch durch dein überhebliches Reden gegenüber Gott hast du dich in deinem Leid versündigt. Du brauchst Vergebung, und du kannst Vergebung erhalten, denn du hast einen Mittler.
Das Faszinierende ist: Diese Botschaft gilt nicht nur für Hiob, sondern auch für mich, wenn ich mit Jesus unterwegs bin. Ganz gleich, was meine Schuld ist, freue ich mich, weil ich einen Mittler habe.
Ich wünsche uns, dass wir diese Freude über unseren Mittler in die kommende Woche mitnehmen. Möge diese Freude alle negativen Dinge überstrahlen, die wir vielleicht erleben werden. Sie soll sogar Corona überstrahlen und uns helfen, vor Gott zur Ruhe zu kommen.
Die Zeit, die wir vielleicht bewusst geschenkt bekommen und nicht in Hektik verbringen, können wir dafür nutzen, persönlich Zeit mit Gott zu verbringen. Dabei lohnt es sich vielleicht, die Rede des Elihu noch einmal durchzulesen und sich an manches von heute Morgen zu erinnern.