Das Bild des Weinstocks als Symbol für das neue Leben in Christus
Wie sieht dieses neue Menschsein eigentlich aus, wenn jemand in Christus eine ganz neue Schöpfung ist? Wir kennen uns doch selbst und können uns auch überprüfen.
Ich bin froh, dass uns Jesus ein ganz einprägsames Bild gegeben hat. In Johannes 15 lesen wir es am Anfang, von Vers 1 bis Vers 8: „Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen, und jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, damit sie noch mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein wegen des Wortes, das ich euch verkündigt habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie solche Reben, die man sammelt und ins Feuer wirft. Er verdorrt und muss brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden. Dadurch wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet.“
Herr, schaffe du in uns viel Frucht.
Die Bedeutung der Geschichte der Christen für die Gegenwart
Liebe Gemeinde,
ich interessiere mich sehr für Geschichte. Mit Lust und Leidenschaft schmökere ich in dicken Wälzern, weil ich herausfinden möchte, wie frühere Generationen gelebt haben und was sie geleistet haben.
Unter uns, auch unter jungen Menschen, ist der Zugang zur Geschichte oft verschleiert. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass wir oft gleich meinen, ein Urteil fällen zu müssen. Wir denken, wir müssten zensieren, benoten oder die Fehler vergangener Jahrhunderte herausstellen – und dabei fragen wir uns kaum, ob wir dazu überhaupt berufen sind.
Selbst wenn wir dazu berufen wären, wäre das sicherlich das Letzte, was wir tun sollten. Vielleicht ist es zuerst einmal wichtig, die Leistungen der Vergangenheit zu entdecken: was Menschen früher in Kultur, Kunst und Geisteswissenschaft geschaffen haben, welche Entdeckungen gemacht wurden und wie Menschen Handel und Wirtschaft zum Blühen brachten.
Am meisten interessiert mich jedoch die Geschichte der Christen. Dabei bleibt es mir immer unerklärlich, wie es ganz am Anfang möglich war, dass eine kleine Zahl von wirklich überzeugten Christen – elf, vielleicht ein paar mehr – dieses riesige römische Imperium durcheinandergebracht hat.
Einige von ihnen zogen hinaus, einer von ihnen war körperlich schwer angeschlagen, ein angeknackster Mann – Paulus. Er verkündete in diesen Städten die Botschaft vom Gekreuzigten. Dann bildeten sich Gemeinden, die in kürzester Zeit die ganze Welt der Antike in ihren Grundfesten erschütterten.
Nicht nur Europa wurde vom christlichen Glauben geprägt, sondern auch Nordafrika und der gesamte Vorderorient waren von den Gedanken Jesu Christi beherrscht. Heute denkt man mit Wehmut daran. Man fragt sich immer wieder, was damals nur möglich war und ob es heute auch möglich wäre, wenn wir uns das wieder als Aufgabe setzen würden.
Es muss ja nicht gleich ganz Europa sein. Aber wir wollen Stuttgart für Jesus erobern. Dabei möchte ich Sie heute begleiten.
Der Auftrag zum Dienst und die Herausforderung des Mutes
Wir sind heute Morgen nicht zu einer religiösen Feier zusammengekommen, um ein paar Lieder zu summen oder uns frommen Gedanken hinzugeben. Vielmehr will uns Jesus Christus, der Herr, heute zum Dienst rufen – zum Tun.
Diese ersten Christen haben sich senden lassen. Das Geheimnis der Christen ist, dass sie nicht nur Gedanken haben oder etwas vertreten, sondern dass sie im Namen und im Auftrag ihres Herrn handeln. Sie sollen wissen, dass sie berufen sind, große Dinge für unseren Herrn zu wirken und zu tun.
Dazu möchte ich Ihnen zuerst Mut machen. Ja, Mut zu haben ist oft schwierig. Wir verlieren den Mut, wenn wir sehen, wie um uns herum ganz andere Bewegungen die Menschen prägen. Dort lebt man für das Geld, dort herrscht nackter Egoismus, dort herrscht Brutalität in der Welt. Was sollen wir als Christen überhaupt erreichen können? Der Mut entsinkt uns.
Noch schwerer wird es, wenn man beobachtet, wie heute gerade junge Menschen von bösen Einflüssen wie eine Epidemie erfasst werden. Wie das Böse Menschen vergiftet und ein ganzes Leben in die Tiefe reißen kann. Was soll ich tun können, wenn ich doch wehrlos vor dieser Flut stehe? Manche sagen: Lasst uns Dämme bauen, lasst uns Deiche machen, damit das Unheimliche unserer Zeit nicht in unsere Familien hineinschwappen.
Ich will Sie heute jedoch über die Deiche hinaus in die Welt hinausschicken und Ihnen sagen: Sie sind von Jesus, wie die ersten Christen, gesandt, in dieser Welt große Taten zu wirken.
Die Kraft des Verbleibens in Christus und die Zusage von Fruchtbarkeit
Wie können Sie das tun? Ich möchte Ihnen Mut machen. Jesus sagt: „Ich bin der wahre Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Er hat doch versprochen, dass er durch uns hindurch in die Welt hineinwirkt.
Darum geschieht Frucht, weil wir am Weinstock sind. Ich kenne mich selbst viel zu genau. Ich weiß, wie ich versage. Ich weiß, wie das Böse in mir immer wieder Raum gewinnt, und wir alle leiden darunter. Dann fragen wir uns: Wie soll ich mich da durchsetzen können?
Achten Sie jetzt noch einmal darauf: Jesus nimmt so schwache und versagende Menschen wie uns und macht eine klare Feststellung: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Wenn Sie in Ihrem Büro sind, in einer Schulklasse leben oder in einer Familie eine Aufgabe haben, dann hat sich der erhöhte Herr Jesus Christus verpflichtet, viel Frucht durch uns, die trockenen und dürren Reben, hindurchzuwirken. Das ist eine ganz wunderbare Zusage.
Ich kann Ihnen nur Mut machen. Neulich, es war noch Winter, bin ich durch die Weinberge von Ulbach spaziert. Dabei habe ich besonders die jungen Weinstöcke betrachtet, die im Rahmen der Flurbereinigung frisch gepflanzt wurden. Es waren noch recht kleine Pflänzchen. Da dachte ich: Wie wird einmal so ein Weinstock vollhängen, übervoll mit Trauben! Was man jetzt an Ästen sieht, wird später von herrlichen Früchten zugedeckt sein. Man hat fast Sorge, ob er das tragen kann.
Wenn ich Sie so anblicke, möchte ich Sie in dieser großen Zuversicht Jesu sehen, besonders unsere jungen Menschen unter uns. Was kann in eurem Leben an Frucht wachsen, wenn ihr das Geheimnis entdeckt: Ihr seid Reben am Weinstock, und die Kraft Christi will in eurem Leben fruchtbar werden!
Auch im Leben der Alten und Gereiften, die oft darüber klagen, dass ihnen die Körperkraft nicht mehr so zur Verfügung steht wie einst, wird eine Fülle von Früchten noch einmal aufwachsen, wenn sie dieses Geheimnis entdecken. Denn in dieser Welt werden große Dinge geschaffen.
Die besten Trauben wachsen im Alter an einer gereiften Rebe, die viel Frucht bringen darf. Er hat euch gesetzt, damit ihr hingeht, Frucht bringt und eure Frucht bleibt.
Die Verantwortung der Fruchtlosigkeit und die Warnung vor dem Verdorren
Dass wir plötzlich in der Welt etwas schaffen dürfen, was unsere Umgebung verändert und unsere Welt prägt – so wie die ersten Christen in ihrer unbedeutenden Größe, die für ihre Aufgabe ja gar nicht genug gerüstet waren – einfach aus ihrer Verbundenheit mit Jesus Christus heraus ihre ganze Welt zu einem christlichen Abendland geformt haben. Dabei steckte mehr dahinter als nur ein äußeres Wort.
Ich möchte Ihnen noch einen Gedanken zeigen. Wir reden manchmal sehr theoretisch und philosophisch von Gott. Wir haben Schwierigkeiten, das Wesen Gottes richtig in unserer Sprache darzustellen, und brauchen deshalb gewaltige dogmatische Formulierungen. Wie einfach redet Jesus da! Er spricht vom himmlischen Vater als von einem Weingärtner, der um den Weinstock herumläuft, ihn hackt und beschneidet. Er redet nicht theoretisch wie wir von Gott, sondern sagt: Das ganze Arbeiten und Mühen Gottes kreist darum, dass ihr Frucht bringen könnt, dass euer Leben etwas ausstrahlt für eure Mitmenschen, dass unsere Welt sichtbar davon geprägt ist.
Wenn Gott solch ein Ziel hat, dann muss in eurem Leben viel davon sichtbar werden. Das hat Jesus so in die Mitte gestellt, dass sie Mut bekommen müssen. Und sie können es ganz fest sagen: Ich will Großes für meinen Herrn wirken, solange noch Tage sind, solange ich noch etwas tun kann, solange er mir noch Zeit lässt – viel Frucht!
Aber jetzt muss ich Ihnen zum Zweiten auch einen Schrecken einjagen. Über diesem Bild, das wir hier von Jesus gezeichnet bekommen haben, liegt ja auch ein großer Ernst. Wir sehen den Weinstock vor uns, der über und über mit Trauben behängt ist. Doch Jesus lenkt unseren Blick auf die wilden Triebe, die auch am Weinstock wachsen und keine Frucht bringen.
Natürlich, warum sollten die am Weinstock nicht wachsen können? Dann sagt Jesus: Die müssen ausgeschnitten werden, weil sie nur den Saft des Weinstocks an sich ziehen und doch unnütz sind, weil sie keine Frucht bringen.
Da bin ich erschrocken, weil ich oft ganz glücklich bin, wenn ich schon mit Christus Verbindung habe und am Weinstock angeschlossen bin, wenn mich die Bibelworte trösten, wenn ich aus einem Gottesdienst herausgehen kann und sagen kann: Der Herr hat zu mir gesprochen, ich habe viel mitgenommen – es ist doch schon etwas.
Aber Jesus misst unser Leben an der Frucht, und es ist noch nicht genug, dass sie Saft aus dem Weinstock ziehen.
Ja, was ist denn Frucht? Das ist in der Bibel eindeutig beantwortet. Frucht ist zum Beispiel die Liebe, die unsere Mitmenschen spüren, die Geduld, die wir an den Tag legen, die Keuschheit, die Freundlichkeit, die Sanftmut. Frucht kann aber auch das sein, was wir für Jesus wirken: das Trostwort, das wir einem Menschen zusprechen, oder das Schönste, wenn wir einen Menschen zum Glauben führen dürfen.
Und jetzt erschrecken wir: Ja, solche Früchte – wo sind die bei uns?
Da sagt Jesus mit solch einem Ernst: Man kann keine Reben brauchen, die nur Saft an sich ziehen, die ganz froh sind, dass sie noch mit dem Weinstock verbunden sind.
Es gibt Christen, die sind ein Leben lang ganz glücklich, dass sie nicht abgefallen sind vom Glauben. Hier wird aber von der Frucht gesprochen, vom Tun, von dem, was aus unserem Leben herauskommt und was bleibt.
Sie werden abgeschnitten, sie werden plötzlich durch das Winzermesser getrennt vom Weinstock und auf die Seite geschnitten und weggeworfen. Man kann mit einem Buchenholz wenigstens noch einen guten Hocker bauen, mit den abgeschnittenen Reben kann man nichts mehr machen. Man kann noch ein Feuer machen wie mit dem Kartoffelkraut, aber zum Meer taugt es nicht mehr.
Da hat Jesus uns so deutlich vor einem Leben gewarnt, das keine Frucht bringt.
Dann spricht er auch davon, dass eine Rebe deshalb unnütz werden kann, weil sie verdorrt. Auch das interessiert uns: Wie ist das jetzt mit dem Verdorren?
Wer nicht in mir bleibt, der verdorrt. Wir sehen um uns herum manche Freunde, deren Christenleben und Glaubensleben verdorrt ist.
Wie kommt es zu diesem Verdorren? Wenn ich nicht in Christus bleibe – wie bleibe ich in Christus?
Das ist nicht bloß eine Frage meiner Kirchenzugehörigkeit. Da kann ich nicht in Christus bleiben oder nur ein Denkakt vollziehen, ob ich so mit ihm verbunden bleibe wie am ersten Tag, als ich zum Glauben kam, als der Mensch Jesus erfasste, weil er ihn brauchte als den Rettungsanker, der sich ganz an ihn hingeklammert hat.
Wer so in mir bleibt, der bringt viel Frucht, sagt Jesus. Aber wer nicht in mir bleibt, der verdorrt.
Da machen wir eine ähnliche Erfahrung in unserer eigenen Stille, die wir zu Hause haben, in unserem eigenen Glaubensleben. Zuerst hat man plötzlich keine Lust mehr zum Bibellesen, oder das Beten wird uns so schwer, und wir sind innerlich wie gelähmt. Dann auf einmal kann man gar nicht mehr.
Kennen Sie das? Zuerst will man nicht mehr, und dann kann man nicht mehr wollen – und dann ist man verdorrt. Zuerst tritt eine Lähmung ein, und dann kann aus unserem Leben gar nichts Neues mehr werden, weil Christus abschneidet.
Ich muss Ihnen diesen ganzen Ernst hier sagen: Es gibt kein loses Verbundensein mit Christus. Man kann sich doch nicht trösten – ich muss das vielleicht noch deutlicher sagen, weil in unserer Kirche da sicher das Missverständnis von Millionen besteht – mit Christus verbunden zu sein durch einen Taufschein. Nicht durch ein Gesangbuch, nicht durch einen Sitzplatz in der Kirche und nicht durch irgendwelche Frömmigkeit, die ich mir zulege.
Ich kann mit Christus nur im Glauben verbunden sein, in dieser ganz engen Verbindung, wo ich von ihm her die ganze Kraft und den ganzen Saft beziehe, wo mein ganzes Leben die Woche über, mein Schaffen und Arbeiten von ihm kommt und alles zu ihm hingeht.
Vielleicht stehen Sie in einem Dienst, Sie haben ein Amt. Man kann Kirchengemeinderat sein, Mitarbeiter, Jugendleiter – man kann einen Dienst ausüben und doch schon längst abgestorben sein, verdorrt sein, vielleicht schon gar abgeknipst sein mit dem Winzermesser.
Wenn Sie jetzt darunter leiden und sagen: Bei mir ist alles so leer, bei mir fehlt die Freude, bei mir fehlt die Frucht – dann darf ich Ihnen das jetzt so zusprechen: Jesus steht noch vor Ihnen als der, der zur Umkehr aufruft, der Ihnen seine Hände entgegenstreckt und sagt: Darf ich dich wieder als ein richtiges Rebzweiglein einfropfen? Komm doch her, damit meine Kraft in deinem Leben mächtig und wirksam wird!
Wenn wir heute darunter leiden, dass unser Glaube oft nur eine tote und leere äußere Fassade ist, dann können wir doch Christus annehmen, der uns heute vergibt, der schuldige Menschen in seinen Dienst ruft und sagt: Es geht doch aus meiner Kraft und nicht aus deiner Kraft.
Ich muss Ihnen Schrecken einjagen, damit Sie Ihr Verhältnis hier lösen. Es gibt keine Reben, die nicht Frucht bringen. Sie müssen entweder abgeschnitten werden oder neu eingepfropft werden, damit sie Frucht bringen können.
Aufruf zu einer entschiedenen Haltung im Glauben
Ich möchte Ihnen Mut machen und zugleich um eine ganz entschiedene Haltung bitten. Ohne Frage ist es heute, auch in unseren Kirchen, wieder modern geworden, ein Christentum zu vertreten, das Jesus ausklammert. Vielleicht denken einige, ich überzeichne oder stelle die Sache bösartig dar. Doch haben wir nicht alle schon ähnlich gedacht, wenn wir mit unseren ungläubigen Freunden zusammen waren? Wir können über vieles reden, aber wenn es darum geht, von Jesus zu sprechen – von dem, der uns die Sünden vergibt und sich unser erbarmt –, dann sind wir oft verlegen.
Wir sind stolz auf unsere Arbeit und auf das Gemeindeleben. Auf unsere Kirchen und Kirchenorganisation können wir ebenfalls stolz sein. Doch wenn es darum geht, von Christus zu reden, sind wir peinlich berührt. Wie oft führen wir unsere Gespräche nicht an der richtigen Stelle! Wir wollen Missionare sein, schweigen aber über den Weinstock. Wir möchten Menschen zu Christus führen, denken aber, wir könnten das von hinten angehen: Zuerst überzeugen wir sie von unserer Nettigkeit und Güte, und vielleicht finden sie dann irgendwann auch Christus.
Sind unsere Predigten nicht oft ohne Christuslehre, weil wir Angst haben, wie die Menschen darauf reagieren? Wir könnten sie viel eher zum Vertrauen in Gott führen, als wenn wir von Christus reden. Doch ohne Jesus sind wir nutzlos. Er sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Wenn wir nicht von Jesus Christus sprechen, ist unser ganzes Missionszeugnis leer. Von ihm müssen wir reden, denn er ist die Mitte von allem.
Wir müssen den Menschen sagen: Schaut nicht auf uns, sondern auf ihn! Er ist der Weinstock, wir sind nur die Reben. Welch unheilvolle Verwechslung geschieht heute, wenn viele Christen sagen, sie wollten zuerst durch ihr Tun ungläubige Menschen überzeugen. Als ob die Reben etwas bewirken könnten ohne den Weinstock! Als ob ein Mensch eine Glaubensentscheidung treffen könnte, die nicht von Christus wirkt!
Ich möchte Sie an dieser Stelle zu großer Entschiedenheit aufrufen. Stimmen Sie sich selbst gegen all das, was dem entgegensteht, und sagen Sie: Ich will meinen Weg gehen, auch wenn ich ganz allein gehe. Und wenn viele Christen mich nicht verstehen, soll mein Thema Christus sein. Denn ohne ihn kann ich nichts tun.
Ich will das niemandem verschweigen, damit es keine Missverständnisse gibt. Und ich will Sie erschrecken, wenn jemand zu mir sagt: „Ich bewundere dich, du bist ein guter Mensch.“ Dann muss ich antworten: „Du hast alles durcheinandergebracht. Ich bin ein verkommener Mensch, aber Christus ist mächtig und macht mich zu einem neuen Menschen. Ich lebe minütlich von der Güte und dem Erbarmen Jesu.“
Ich möchte hier auf der Kanzel keinen Streit eröffnen. Ich frage Sie nur, ob Sie nicht oft ins Leere gelaufen sind mit all Ihrem großen Tun und Ihren begonnenen Aufgaben. Es ist zum Weinen, wie man junge Menschen als Jugendkreisleiter bestellt hat, ohne ihnen zu sagen, dass sie ohne Jesus nichts tun können.
Man hat ganze Werke gegründet, in der Diakonie Mitarbeiter eingestellt und gesagt: „So gut, er hat wenigstens noch die Konfession.“ Statt ihnen zu sagen: „Ohne Jesus könnt ihr gar nichts tun.“ Wenn man das gesagt hätte, stünde es doch in den Aufgaben für den Dienst in der ersten, zweiten und dritten Welt. Bevor die Enttäuschungen kommen – die Wachsamen haben das längst erkannt –, dass unsere Hilfe nicht immer heilbringend war.
Jede Hilfe, die wir heute auch in der dritten Welt leisten, ist eine Form der neuen Kolonisation. So gut gemeint und ehrlich wir es auch wollen – ohne ihn können wir nichts tun. Wenn wir uns hier nicht klar ausdrücken und keine entschiedene Position beziehen, rennen wir ins Leere. Am Ende kommt die furchtbare Enttäuschung. Wie viele Menschen gibt es heute in der Christenheit, die es ehrlich und überzeugt gemeint haben und am Ende zerbrochen sind, weil ihr Wirken fruchtlos blieb? Sie sagen: „Es ist alles umsonst gewesen.“ Weil man ihnen damals nicht gesagt hat: „Ohne Jesus könnt ihr nichts tun.“
Wenn es nicht aus seiner Kraft kommt, sind wir verloren. Ich sage das nicht, um Streit zu eröffnen, sondern um Sie vor furchtbaren Enttäuschungen zu bewahren. Das ist kein Fimmel, den wir haben. Das ist das Wort Jesu, das wir für unser Leben begreifen wollen: Unsere Berufsaufgaben können wir ohne ihn nicht schaffen. Wir können unsere Erziehung, unsere Kinder nicht schaffen ohne ihn. Wir können unser Familienleben nicht meistern ohne ihn, nicht einmal unser eigenes Leben und auch nicht die Aufgaben, in die er uns gestellt hat.
Das ist befreiend, wenn man wieder weiß: Ich bin wie eine Rebe, die von sich aus gar nichts tun kann. Aber dann spricht Jesus zu uns: „Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben!“ Sind Sie eine Rebe am Weinstock? Wenn nicht, lassen Sie sich jetzt von ihm neu einpflanzen und in eine Bindung hineinnehmen. Dann können Sie sagen: Ja, er braucht mich.
Da draußen warten Menschen auf unseren Dienst. Jesus hat uns nicht angesprochen, damit wir nur für uns fröhlich blühen, sondern damit aus unserem Leben Frucht erwachsen kann. Sagen Sie nicht demütig: „Ich habe in meinem Leben schon so viele negative Erfahrungen gemacht.“ Wundert Sie das denn? Ohne ihn können wir nichts tun.
Die Geschichte der Christen ist voller negativer Erfahrungen. Schauen Sie sich heute um – in einer sterbenden Diakonie, in einer sterbenden Mission, in einer sterbenden Kirche. Ob wir das merken, worauf Jesus den Finger legt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Wer in mir bleibt, bringt viel Frucht. Und wenn ihr in mir bleibt, dürft ihr bitten, was ihr wollt. Mein Vater im Himmel wird es tun. Ihr seid Beter, die Erhörungen erleben dürfen.
Zusammenfassung und Ausblick
Lassen Sie mich zusammenfassen, was uns heute wichtig war.
Wir wollen nicht stehenbleiben bei unserer Zeit und den Schäden, die wir beklagen. Wir wollen uns nicht über das Böse, das heute geschieht, erregen. Stattdessen wollen wir den Ruf Jesu hören, der uns in die Welt senden will.
Dann wollen wir begreifen: Zuerst muss ich mich selbst kennen und wissen, dass ich gar nichts bin. Aber dann kommt das andere: Ich darf Rebe sein am Weinstock. Ich will ihm ganz vertrauen, mich an ihn hinhängen.
Und schließlich will ich tätig sein – in seinem Auftrag und viel Frucht bringen, weil er es so versprochen hat. Amen.