Einführung: Dank und Gebet für Gottes Werk und Zeugnisse der Vorfahren
Wir beten! Ja, und wir glauben, dass du dein Werk vollenden wirst, lieber Vater. Du hast durch deinen Sohn der Welt Heil und Rettung gebracht. Du wirst ihn und durch ihn auch die Welt richten. Du wirst der Menschheit Jammer auf deine Weise wenden.
Wir danken dir, dass du dieses große Programm mit deiner Welt hast. Deine Gemeinde und dein Israel spielen darin eine Rolle. Durch deine Gnade sind auch wir Teil davon.
Wir danken dir auch für das Zeugnis der Männer und Frauen, die vor uns waren. Du hast sie benutzt, berufen und ausgestattet. Du hast sie an das Werk gestellt, das du dir vorgenommen hast.
So danken wir dir jetzt auch für dieses Zeugnis, diesen Bericht über das Leben des Hieronymus.
Wir bitten dich auch für unseren Bruder Michael Kotsch, dass du ihn segnest. Schenke ihm Weisheit, Freimut und Vollmacht, von dir her zu beleuchten, von dir her zu reden und dich vor Augen zu stellen.
Wir wollen dich ehren und loben. Du bist der, der im Chaos dieser Welt und auch im persönlichen Leben alles in seiner Hand hält. Du bist der Anfänger und Vollender, Alpha und Omega.
Amen.
Die heutige Zugänglichkeit der Bibel im Vergleich zur Vergangenheit
Wer heutzutage lesen gelernt hat – und ich betone das, weil das in vielen Teilen der Welt nicht selbstverständlich ist – hat keine Probleme mehr, eine Bibel in die Hand zu nehmen und sich mit diesem Text auseinanderzusetzen.
Was für uns heute selbstverständlich ist, war für unsere Vorfahren in den vergangenen Jahrhunderten nicht so. Wenn wir an die Bibel und ihre Verbreitung denken und wissen, dass die Bibel gegenwärtig das am häufigsten übersetzte Buch der Welt ist, das Buch, das am meisten verbreitet und am häufigsten verkauft worden ist in der gesamten Weltgeschichte, dann erscheint uns das heute vollkommen selbstverständlich.
In Deutschland haben wir heute wahrscheinlich eher das Problem, dass die Bibel zwar in fast jedem Haushalt zugänglich ist, aber nicht gelesen wird. Das Problem besteht heute nicht darin, eine Bibel zu besitzen, sondern darin, sie zu lesen und das Gelesene auf das eigene Leben zu übertragen.
Für Menschen vergangener Jahrhunderte war das nicht dasselbe Problem. Wenn wir an Bibelübersetzungen oder gedruckte Bibelrandbemerkungen denken, dann ist heute die größte Verbreitung der Bibel wahrscheinlich nicht mehr über gedruckte Exemplare, sondern über Software, das heißt im Internet.
Niemand kann genau überblicken, wie viele Millionen Mal die Bibel dort benutzt wird. Vielleicht kennen einige von Ihnen das: In Deutschland gibt es zum Beispiel einen Bibelserver. Dort kann man verschiedene Bibelübersetzungen parallel anschauen, nach Versen suchen, Konkordanzen nutzen und vieles mehr. Viele, insbesondere jüngere Leute, nutzen diese Angebote sehr intensiv.
Die Rolle der Bibelübersetzungen und Martin Luther im historischen Kontext
Auf manchen meiner Studienreisen, die ich leite, habe ich schon darüber nachgedacht, mir ein Tablet zuzulegen und daraus die Bibeltexte vorzulesen. Die Texte sind ja einfacher, man hat sie immer dabei und muss nicht viel blättern. Gerade wenn es draußen windig ist, flattert die Bibel manchmal herum.
Aber irgendwie konnte ich mich bisher noch nicht dazu entscheiden. Ich habe das Gefühl, dass es komisch wirkt, den Computer für die Bibel zu benutzen. Die Bibel ist hier das heilige Buch und nicht nur irgendein Text. Das ist wahrscheinlich eher eine emotionale Entscheidung, eine Gewohnheit.
Ich vermute, spätestens bei der nächsten Generation wird es selbstverständlich sein, am Sonntag zur Predigt nicht die Bibel, sondern den Tabletcomputer mitzunehmen. Dann schaut man sich die Übersetzung an, liest den Kommentar und fügt vielleicht noch Notizen hinzu. Viele tun das heute schon.
Auf jeden Fall ist die Bibel weit verbreitet. Wenn wir an Bibelverbreitung und Übersetzung denken, fällt uns wahrscheinlich zuerst Martin Luther ein. Er hat die epochemachende Übersetzung der Bibel ins Deutsche veranlasst. Nachdem die Reformation 1517 begonnen hatte, übersetzte er auf der Wartburg das Neue Testament. Etwa zehn Jahre später folgte das Alte Testament.
Bis heute gilt seine Bibelübersetzung im deutschen Sprachraum als Maßstab für gute Bibelübersetzungen: verständlich, wortgetreu und mit einem feinen Gespür für die Sprache. Wir können froh sein, dass wir solche Übersetzungen haben, neben vielen anderen guten neuen, die es ebenfalls gibt.
Martin Luther war jedoch nicht der Erste, der die Bibel ins Deutsche übersetzte. Viele Jahrhunderte vor ihm war es Wulfila, der für die Kleingoten die Bibel ins Gotische übersetzte. Das ist eine Art Urgermanisch oder Urdeutsch. Das klang damals noch ganz anders. Das Vaterunser begann zum Beispiel so: „Ata ussa tu in himinam.“
Vielleicht erkennt man noch ein bisschen davon: „Vater unser“ – also „Ata ussa“ bedeutet „unser Vater“. „Tu in himinam“ heißt „du bist im Himmel“. Das war also eine Art Urdeutsch, lange vor Martin Luther.
Die Entstehung und Kanonisierung der Bibel im frühen Christentum
Die Frage nach der Bibel, ihrer Übersetzung und Zugänglichkeit ist nicht erst mit Martin Luther entstanden. Sie beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten – eigentlich seit es Christen gibt.
Zur Zeit Jesu brauchte man keine Bibel, denn man hatte Jesus Christus selbst leibhaftig vor sich. Man hörte seine Reden, die tiefe Eindrücke im Denken und Handeln der Menschen hinterließen. Zudem gab es die Jünger als Zeugen der Predigt Jesu und seines Lebens.
Erst als die Jünger älter wurden und viele von ihnen starben, und immer mehr Menschen Christen wurden, die Jesus Christus nicht aus eigener Erfahrung kannten, begannen die Apostel, das, was sie mit Jesus erlebt hatten, aufzuschreiben. In der Bibel finden wir die Selbstaussagen der Apostel, dass sie dies nicht nach eigenem Gutdünken taten, sondern unter der Leitung des Heiligen Geistes. Es handelt sich also nicht nur um persönliche Erfahrungsberichte, wie wir sie heute selbst schreiben könnten, sondern um Schriften, die genau das enthalten, was Gott wollte, dass sie aufgeschrieben werden.
So entstanden nach und nach die einzelnen biblischen Bücher. Wahrscheinlich wurden schon Ende der 30er, Anfang der 40er Jahre – also zehn bis zwanzig Jahre nach dem Tod Jesu – die Briefe des Paulus geschrieben, ebenso die Briefe des Johannes, Jakobus und Petrus. Schließlich entstanden auch die vier Evangelien, die wir heute kennen. Papias berichtet, dass wahrscheinlich das Matthäusevangelium zuerst geschrieben wurde, danach das Markusevangelium, dann das Lukasevangelium und schließlich das Johannesevangelium. Letzteres stammt vom Jünger Jesu, der als letzter noch lebte und seine Erinnerungen an das Leben Jesu zu Papier brachte.
Diese Schriften kursierten in Abschriften der Apostel und wurden lange Zeit akzeptiert. Doch Anfang des zweiten Jahrhunderts verbreiteten sich immer mehr apokryphe Schriften. Heute wird wieder darüber diskutiert, welchen Wert diese apokryphen Schriften haben. Apokryph bedeutet anonyme, spätere und unglaubwürdige Schriften.
Schon im zweiten Jahrhundert entstanden innerhalb der Kirche sektiererische Gruppierungen wie die Gnostiker. Später kamen die Montanisten, Markioniten und andere Gruppen hinzu, die eigene Bibelübersetzungen oder eigene Briefe vorlegten, um ihre Überzeugungen zu untermauern. Die Gemeinde war nun herausgefordert, zu entscheiden und zu unterscheiden, welche Überlieferungen glaubwürdig sind und welchen man kein Vertrauen schenken kann.
Die Kirchenväter des zweiten Jahrhunderts entwickelten Kriterien, um das zu klären. So entstand das, was wir heute als Neues Testament kennen. Die Urgemeinde kannte zunächst vor allem das Alte Testament in griechischer Übersetzung, die sogenannte Septuaginta. Aus ihr las man bei den Zusammenkünften. Hinzu kamen die Schriften der Apostel, die jedoch noch nicht als einheitliches Buch existierten.
Im zweiten Jahrhundert wurde die Aufgabe dringlich, diese Schriften als einheitliches Buch zusammenzufassen. Das geschah insbesondere, um sich gegenüber den Irrlehren abzugrenzen, die durch die Verbreitung apokrypher Schriften entstanden. Viele dieser Schriften versuchten zum Beispiel Antworten auf Fragen zu geben, die in den biblischen Evangelien kaum behandelt werden, etwa was Jesus in den ersten dreißig Jahren seines Lebens getan hat.
In den biblischen Evangelien finden wir nur wenige Hinweise darauf. Lukas berichtet über die Geburt Jesu und die ersten Jahre. Dann gibt es eine Episode mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel, bevor es weitergeht mit seiner Berufung mit etwa dreißig Jahren.
Apokryphe Schriften wie das Thomasevangelium berichten ausführlich, was Jesus als kleiner Junge gemacht haben soll. Dort heißt es unter anderem, dass er eines Tages in Nazareth mit seinen Kameraden spielte. Ein Junge fiel vom Dach, und als die Mutter Jesus beschuldigte, ihn heruntergeschubst zu haben, lehnte Jesus das ab und erweckte den Jungen wieder zum Leben. Solche Geschichten wirken heute wie menschliche Fantasien und entsprechen nicht dem wirklichen Jesus, wie wir ihn in der Bibel kennen.
Ein anderes Beispiel aus dem Thomasevangelium erzählt, wie Jesus mit seinen Spielkameraden Figuren aus Ton formte und ihnen Leben einhauchte, sodass sie flogen. Auch das ist fromme Phantasie und nicht authentisch.
Diese apokryphen Evangelien entstanden erst über hundert Jahre später. Sie spiegeln die berechtigten Fragen der Menschen wider, wie etwa: Wie war das Leben Jesu vor seinem öffentlichen Auftreten? Die Antworten darauf sind jedoch nicht historisch zuverlässig und geben uns keine verlässlichen Auskünfte über das wirkliche Leben Jesu.
Die Gemeinde musste nun unterscheiden, welche Schriften authentisch sind und welche nicht. Dabei stellte man Fragen wie: Welche Evangelien sind die ältesten? Welche sind bei den Jüngern oder deren Nachfolgern bekannt? Welche lassen sich hinsichtlich ihres Autors überprüfen? Anonyme Schriften wurden nicht aufgenommen.
Deshalb gab es lange Diskussionen, ob beispielsweise der Hebräerbrief ins Neue Testament gehört, da sein Verfasser unbekannt ist. Man legte auch großen Wert darauf, dass die Lehre anhand von Aussagen überprüft wird, von denen man sicher weiß, dass sie von Jesus stammen.
Dieser Maßstab findet sich im Galaterbrief: „Wenn jemand, selbst ein Engel vom Himmel, euch ein anderes Evangelium predigt, der sei verflucht.“ Ebenso heißt es im Johannesbrief, dass ein Geist, der nicht bekennt, dass Jesus im Fleisch gekommen ist, nicht von Gott ist.
Man erkannte, dass manche im Namen Gottes auftreten, aber nicht die Lehre Jesu weitergeben. Solche Schriften wurden aussortiert.
Das Alter der Schriften, ihre Überlieferung, die Bezeugung durch frühe Kirchenväter und die Überprüfung der Theologie spielten eine wichtige Rolle. Zudem wurde gebetet, dass diejenigen, die Verantwortung trugen, unter der Leitung des Heiligen Geistes erkennen, welche Schriften wahrhaftig sind.
Unabhängig voneinander entstanden in verschiedenen Gebieten des Römischen Reiches so die neutestamentlichen Kanones, wie wir sie heute kennen.
Einer der frühesten erhaltenen Hinweise darauf ist der Kanon Moratori. Dieses Fragment wurde in Rom gefunden. Die Gemeinde in Rom war eine der größten und einflussreichsten und hatte Mitte des zweiten Jahrhunderts bereits die Bücher zusammengestellt, die heute im Neuen Testament enthalten sind.
Das ist wichtig zu wissen, denn oft wird uns außerhalb der Gemeinden vorgeworfen, wir hätten willkürlich bestimmte Schriften ausgeschlossen. Man fordert, auch das Maria-Magdalena-Evangelium, die Pistis-Sophia und das Thomasevangelium zu lesen, da es sich schließlich auch um Evangelien handele, die ungerechtfertigt ausgeschlossen worden seien.
Würde man all diese Schriften einbeziehen, wäre das Neue Testament dreimal so lang. Doch diese Schriften sind zum Teil Jahrhunderte später entstanden und entsprechen nicht der authentischen Überlieferung.
Das ist vergleichbar damit, als würde man in tausend Jahren alte Schriften ausgraben und behaupten, sie seien das wahre Christentum. Heute wissen wir, dass die Lehre der Zeugen Jehovas nicht das wahre Christentum ist. Diese Gruppierung behauptet, Christen zu sein, verneint aber wesentliche Aussagen Jesu Christi.
Solche sektiererischen Gruppierungen gab es bereits im zweiten, dritten und vierten Jahrhundert. Die Kirche stellte sich zu Recht dagegen – nicht als Unterdrückung, sondern weil diese Lehren nicht mit der Botschaft Gottes aus dem Alten und Neuen Testament übereinstimmen.
Deshalb wurden solche Schriften ausgeschlossen. So entstand Mitte des zweiten Jahrhunderts das Neue Testament, wie wir es heute kennen.
Die Verbreitung des Christentums und die Herausforderung der Übersetzung in andere Sprachen
Das Neue Testament wurde ursprünglich und auch in den ersten Abschriften auf Griechisch verfasst. Griechisch war damals die allgemein bekannte Sprache, besonders im östlichen Teil des Römischen Reiches, zu dem die heutige Türkei, Ägypten, Syrien und Israel gehörten. Diese Regionen waren auch die Hauptgebiete, in denen sich der christliche Glaube verbreitet hatte.
Die heutige Türkei, damals Kleinasien genannt, war eines der Gebiete, in denen fast die gesamte Bevölkerung bereits im dritten und vierten Jahrhundert Christen war. In anderen Regionen des Römischen Reiches war das nicht der Fall. Im dritten und vierten Jahrhundert breitete sich der christliche Glaube weiter aus, zum Beispiel in Gebiete nach Germanien hinein. Immer weniger Menschen sprachen jedoch Griechisch.
Dies stellte erstmals im großen Maßstab die Herausforderung dar, die Bibel in andere Sprachen zu übersetzen – eine revolutionäre Entwicklung. An dieser Hürde scheitern bis heute viele Muslime. Vielleicht kennen Sie das aus Diskussionen mit Muslimen: Viele überzeugte Muslime sagen, der einzig echte Koran sei auf Arabisch, und man dürfe den Koran eigentlich nur auf Arabisch lesen. Arabisch gilt als die heilige Sprache Allahs, und der Koran wurde ursprünglich auf Arabisch geschrieben. Deshalb darf der Koran für viele überzeugte Muslime gar nicht übersetzt werden.
Manche Christen argumentierten damals ähnlich. Im dritten und vierten Jahrhundert hieß es, die Bibel dürfe nur im Original vorliegen, und das Original sei Griechisch. Doch das Problem war, dass immer weniger Christen Griechisch sprachen und verstanden. Deshalb begann man nach und nach, die Bibel in das damals viel verbreitetere Lateinisch zu übersetzen.
Es gab einige eher stümperhafte Versuche. Mal übersetzte jemand die Bibel, mal ein anderer, aber nicht jeder war wirklich ausgebildet oder in der Lage, den genauen Inhalt korrekt in die andere Sprache zu übertragen. Jeder, der verschiedene Sprachen gelernt hat, weiß, dass das gar nicht so einfach ist. Man kann nicht wortwörtlich von einer Sprache in eine andere übersetzen. Das merken wir auch manchmal im Deutschen, wenn man sich fragt, was die wörtliche Übersetzung eigentlich ist.
Eine wörtliche Übersetzung der Bibel gibt es nicht und kann es auch gar nicht geben. Jede Bibelübersetzung ist immer schon eine Interpretation. Denn manche Ausdrücke lassen sich nicht wortwörtlich übersetzen, und wenn man es versucht, wird die Bedeutung oft falsch wiedergegeben.
Ein Beispiel dafür ist das eng verwandte Englische: Wenn ich sage „It’s raining cats and dogs“, würde eine wörtliche Übersetzung lauten: „Es regnet Katzen und Hunde.“ Das versteht im Deutschen jedoch niemand. Möglicherweise käme sogar jemand auf die Idee zu sagen, Gott habe ein Wunder getan und Katzen und Hunde seien vom Himmel gefallen. Aber so ist es natürlich nicht gemeint. Vielmehr entspricht der Ausdruck dem deutschen Begriff „Es regnet in Strömen“. Das ist keine wörtliche Übersetzung mehr, sondern eine sinngemäße.
Im Griechischen gibt es außerdem vier verschiedene Begriffe für Liebe, während wir im Deutschen nur einen haben. Das muss man dann irgendwie umschreiben, was ebenfalls keine wörtliche Übersetzung ist. Im Hebräischen gibt es bestimmte Formen, die wir im Deutschen gar nicht haben. Neben Singular und Plural gibt es dort den Dual. Das bedeutet, dass zwei Personen etwas tun. Im Deutschen gibt es diese Form nicht, weshalb man das nicht direkt übersetzen kann.
Insofern ist jede Bibelübersetzung immer auch eine Interpretation. Ich möchte nun auf denjenigen eingehen, der die epochale Bibelübersetzung ins Lateinische vollzogen hat – eine Übersetzung, die über tausend Jahre lang die Standardbibel in ganz Europa war.
Die Bedeutung von Latein und die Rolle des Hieronymus
Wer die Bibel lesen wollte, der las sie damals auf Latein. Über Jahrhunderte hinweg war Latein die Sprache des Weströmischen Reiches und später die Sprache der Gelehrten. Egal, wo man in Europa lebte, lernte man Latein – vielleicht ähnlich wie heute Englisch.
Wer heute eine höhere Bildung anstrebt, muss Englisch können und lesen, weil Fachveröffentlichungen fast ausschließlich auf Englisch erscheinen. Im Betrieb, in der Bildung und anderswo wird Englisch gesprochen. Vielleicht ist das vergleichbar mit der Rolle des Englischen heute in Indien. So ähnlich war damals das Latein in Europa.
Ich betone das, weil ich im letzten Jahr für einige Wochen in Indien war und überrascht davon, wie viele Inder Englisch sprechen. Dort unterrichte ich zum Beispiel an einer Bibelschule auf Englisch. Warum? Weil die Inder, die dort hinkommen, sich untereinander oft nur über Englisch verständigen können. In Indien werden viele verschiedene Sprachen gesprochen. Wenn man in Indien kommunizieren will, tut man das entweder auf Hindi oder – noch lieber – auf Englisch.
An indischen Universitäten wird immer nur auf Englisch studiert. Als ich den Leuten sagte, dass ich in Deutschland an einer Bibelschule auf Deutsch unterrichte, konnten sie das kaum glauben. Nicht, weil mein Englisch so gut wäre – das ist es nicht – sondern weil für sie höhere Bildung selbstverständlich auf Englisch stattfindet, so wie sie es aus ihrem Land kennen.
So ähnlich war es im Mittelalter mit dem Lateinischen: Das erste, was man in der Schule lernte, war Latein. Später wurden Vorlesungen auf Latein gehalten, Aufsätze schrieb man auf Latein. Deshalb war die Bibel bis zur Zeit Luthers nur auf Latein zugänglich. Latein war für die Gebildeten der Zugang zur Bibel.
Derjenige, der dahintersteht, ist Eusebius Sophronius Hieronymus – das ist sein vollständiger Name. Heute erinnert man sich besonders an ihn in Bethlehem. Wer schon einmal in Israel war, hat möglicherweise auch Bethlehem besucht.
In Bethlehem ist das, was am häufigsten fotografiert wird, der Stern von Bethlehem. Vielleicht erinnern Sie sich: Man betritt eine alte Kirche aus der Zeit Konstantins des Großen, die Geburtskirche. Dann geht man eine Treppe hinunter in eine Höhlenanlage, die oft verräuchert ist. Am Boden sieht man einen kleinen Stern aus Messing, der ein bisschen golden aussieht. Das soll der Stern von Bethlehem sein, an dem Jesus geboren worden sein soll – nach Überlieferung der katholischen und orthodoxen Kirche.
Wenn Sie mehr Zeit in Bethlehem haben, besuchen Sie auch die Kirche daneben. Die Geburtskirche ist orthodox, daneben steht die katholische Kirche, die sogenannte Katharinenkirche. Wenn Sie dort in die Höhlenanlage hinabsteigen, stoßen Sie auf das Grab des Hieronymus. Er hat dort den größten Teil seines Lebens verbracht.
Wenn Sie anschließend in den Kreuzgang, also in den Hof der Kirche, hinausgehen, sehen Sie dort eine Statue von Hieronymus. Sie erinnert an ihn.
Wenn Sie heute ein Bild von Hieronymus sehen, fallen Ihnen meist zwei Dinge auf: Er wird oft als älterer Mann dargestellt, der an einem Schreibtisch in Bethlehem sitzt. Auf seinem Tisch liegt ein Totenkopf.
Das war bei vielen Gelehrten früherer Jahrhunderte üblich. Der Totenschädel sollte sie ständig an die eigene Sterblichkeit erinnern. Nicht, weil sie morbide veranlagt waren, sondern als Mahnung an die Vergänglichkeit.
Ich finde diesen Hinweis eigentlich ganz gut. Ich möchte aber nicht dazu auffordern, sich zu Hause einen Totenkopf hinzustellen. Das könnte Missverständnisse hervorrufen. Außerdem ist es illegal, Friedhofsgräber auszubuddeln, und Plastiktotenschädel sind auch nicht dasselbe.
Warum hat man das gemacht? Ich glaube, es ist wichtig. Wir leben heute in einer Zeit, in der wir oft unsere Sterblichkeit vergessen. Theoretisch wissen wir alle, dass wir sterblich sind, aber praktisch suggeriert unsere Umgebung, dass der Tod ein Unfall ist, der irgendwann kommt. Wir wissen nicht wann und wie, schieben ihn aber so lange wie möglich hinaus und denken möglichst nicht daran.
Das ist biblisch gesehen falsch. In der Bibel finden wir eher Aussagen wie: Bedenke, dass du sterblich bist, damit du weise wirst. Der Gedanke an die Sterblichkeit führt dazu, dass wir uns nicht nur im Hier und Jetzt einnisten, sondern immer auch vor Augen haben, dass das Eigentliche noch kommt. Das glauben wir als Christen.
Gemessen an der Ewigkeit Gottes sind unsere 70, 80 oder 90 Jahre auf der Erde, wenn alles gut geht, nichts. Sie sind eine Kleinigkeit, eine Bewährungszeit oder Probezeit für den Himmel. Das Eigentliche ist nicht das Irdische.
Wir leben heute in einer Zeit der Jenseitsvergessenheit, auch in christlichen Kreisen. Dort macht man sich mehr Gedanken darüber, wie das Leben hier auf der Erde angenehm gestaltet werden kann, als darüber, dass wir eigentlich nicht Bürger der Erde, sondern Bürger des Himmels sind. Jesus sagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Paulus sagt dasselbe.
Um den Blick auf die Ewigkeit und das Eigentliche, das noch kommt, nicht zu verlieren, finde ich den Gedanken des Hieronymus, sich einen Totenkopf hinzustellen, gar nicht schlecht. Vielleicht genügt auch ein Bibelvers, der uns daran erinnert. Aber manchmal ist es hilfreich, herausgefordert zu werden, sich nicht zu sehr im Hier und Jetzt wohlzufühlen.
Das andere, was Sie bei Hieronymus oft finden, ist ein Löwe. Das hängt mit einer Anekdote zusammen. Ob sie wirklich wahr ist, weiß ich nicht, aber spätere Biografien berichten, dass eines Tages ein Löwe in Bethlehem in das Kloster kam, das Hieronymus dort aufgebaut hatte.
Zur damaligen Zeit gab es tatsächlich noch Löwen in Israel, heute nicht mehr. Schon in der Zeit Davids gab es Löwen – David erzählt, dass er gegen sie kämpfte. Auch bei Simson sehen wir Ähnliches.
Der Löwe kam ins Kloster, und die anderen flohen und versteckten sich. Nur Hieronymus ging mutig auf das Tier zu. Wie durch ein Wunder tat der Löwe ihm nichts. Hieronymus zog dem Tier einen Dorn aus der Pranke. Der Löwe war so dankbar, dass er für den Rest seines Lebens im Kloster blieb – eine Art Hofhund – und diejenigen, die unrechtmäßig kamen, durch sein Brüllen erschreckte.
Wie gesagt, das klingt etwas legendenhaft, deshalb bin ich mir nicht sicher, ob es tatsächlich so passiert ist. Wenn Sie aber ein Bild von Hieronymus sehen, sehen Sie ihn meistens am Schreibtisch mit einem Löwen zu seinen Füßen, dem Totenkopf und natürlich der Vulgata, der Bibel, an der er gearbeitet hat. Das ist sein Symbol.
Leben und Wirken des Hieronymus: Von der Ausbildung bis zur Bibelübersetzung
Aber fangen wir einmal ganz von vorne an. Hieronymus wurde zwischen 331 und 347 geboren. Gestorben ist er, da sind wir uns ziemlich sicher, im Jahr 420. Nun können Sie fragen: Woher kommen diese Angaben? Damals gab es noch kein Einwohnermeldeamt. Deshalb sind die Geburtsdaten vieler Menschen nicht genau bekannt. Selbst wenn sie damals aufgeschrieben wurden, sind inzwischen etwa 1700 Jahre vergangen. Manche Dokumente gingen verloren, daher wissen wir es nicht ganz genau. Wir gehen hier vom späteren Datum aus, also etwa 347 nach Christus.
Hieronymus wurde in einem kleinen Städtchen namens Tridon geboren, in Dalmatien, dem heutigen Kroatien. Dieses Gebiet gehörte zum Römischen Reich. Seine Eltern waren relativ wohlhabend, sodass sie ihm eine gute Schulausbildung ermöglichen konnten. Schon als kleines Kind lernte er Griechisch und Lateinisch. Für sein weiteres Studium wurde er nach Rom geschickt. Dort studierte er Rhetorik. Das war damals ein wichtiger Studiengang. Auch Augustinus, ein weiterer bedeutender Kirchenvater, lernte Rhetorik.
Wenn man damals in der Öffentlichkeit tätig sein wollte – etwa als Referendar, Politiker oder Lehrer – war Rhetorik ein Muss. Dabei ging es nicht nur um die Inhalte, sondern auch um die Art und Weise, wie man diese präsentierte. Während seines Studiums vertiefte Hieronymus seine Kenntnisse in Griechisch und Latein und knüpfte erste Freundschaften, insbesondere mit Rufinus und Pamachius, zwei später wichtigen Schriftstellern der christlichen Kirche. Mit Rufinus zerstritt er sich allerdings später vollständig, aber zunächst entstand eine Freundschaft.
Was macht man als junger Mann, wenn das Studium abgeschlossen ist? Hieronymus zog für einige Jahre nach Deutschland, genauer gesagt nach Trier. Nun kommen einige Fragen auf: Warum gerade Trier? Das liegt doch am Rande der Welt. Nein, nicht ganz. Zum damaligen Zeitpunkt hatte der römische Kaiser Valentinian dort seinen Hof. Hieronymus hoffte, als gut ausgebildeter Akademiker Karriere als höherer Beamter am Kaiserhof zu machen. So kam er nach Deutschland.
Doch das Ganze zerschlug sich, denn der Kaiser suchte keine neuen Angestellten. Hieronymus kehrte zunächst in seine Heimat zurück, besuchte seine Familie und Freunde. Danach reiste er nach Athen und Antiochien. Dort überfiel ihn ein schweres Fieber, begleitet von einem Delirium. Was genau er hatte, ist nicht ganz klar. In dieser Situation erhielt er eine Vision.
In der Vision erschien ihm Jesus Christus, der vor dem Jüngsten Gericht stand. Hieronymus drückte aus: „Ich bin doch ein frommer Christ!“ und wollte sich rechtfertigen, um zu Gott in die Ewigkeit zu gelangen. Doch er wurde im Gericht verurteilt. Das Urteil lautete: „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Man sagte ihm, sein Schatz liege bei der griechischen Literatur und der Rhetorik, nicht bei Jesus. Deshalb gehöre er nicht zu ihm.
Nachdem er von seiner Krankheit genesen war, erkannte er die Bedeutung dieser Vision. Von diesem Zeitpunkt an entschied er sich, nur noch christliche Literatur zu lesen, insbesondere die Bibel. Er setzte sich intensiv damit auseinander und lernte große Teile auswendig. Er sagte später, andere könnten Cicero, Platon und dergleichen lesen, er selbst könne das nicht. Er merkte, dass er sich von der perfekten Sprache, den schönen Gedanken und der Philosophie mitreißen ließ.
Hieronymus verstand die Warnung Gottes so: Hänge dein Herz nicht an die griechische und römische Bildung, sondern widme dich ganz dem, was deine Aufgabe von Gott ist. Er sagte, er wolle keine weitere weltliche Bildung mehr, sondern sich ganz dem Wort Gottes widmen – und das tat er schließlich auch.
In dieser Zeit zog er sich für mehrere Jahre in die Einsamkeit zurück, in die Nähe von Antiochien, in die Wüste. Dort las er intensiv in der Bibel, vertiefte seine Kenntnisse in Griechisch und begann, Hebräisch zu lernen. 379 zog er schließlich nach Konstantinopel, damals eine Hochburg der christlichen Theologie. Dort lernte er die gesamte östliche Theologie kennen und übersetzte viele Werke aus dem Griechischen ins Lateinische, unter anderem die Schriften des Origenes, der vor ihm gelebt hatte.
Er übersetzte auch die Kirchengeschichte des Eusebius von Caesarea ins Lateinische. Sein Ziel war es, den Christen im westlichen Teil des Römischen Reiches diese wichtigen Werke zugänglich zu machen. Außerdem begann er, das Neue Testament zu übersetzen, da er mit den vielen unzureichenden, fragmentarischen lateinischen Übersetzungen unzufrieden war.
Schließlich wurde er vom damaligen Papst Damasus offiziell mit der Übersetzung des Neuen Testaments und später auch des Alten Testaments beauftragt. Der Papst wollte eine Übersetzung für alle Christen, die in den Kirchen des westlichen Teils des Reiches gelesen werden sollte. Er erkannte Hieronymus’ besondere Begabung und beauftragte ihn entsprechend.
Nebenbei arbeitete Hieronymus als seelsorgerlicher Betreuer einzelner Personen, vor allem wohlhabender älterer Frauen. Diese Damen waren meist Witwen, die erkannt hatten, dass das weltliche Leben sie nicht erfüllte. Sie wollten sich stärker religiös ausrichten, nahmen an Bibelstunden bei Hieronymus teil und gaben ihren sozialen Stand auf – was in der damaligen Gesellschaft nicht anerkannt war.
In dieser Zeit starb Papst Damasus. Das führte dazu, dass Hieronymus immer stärker angegriffen wurde. Es ist klar: Egal wie gut jemand seine Arbeit macht – manchmal hat man umso mehr Kritiker, je besser man ist. Hieronymus begann die Bibelübersetzung und beanspruchte, dass sie zukunftsweisend sein sollte. Doch es gab viele andere, die behaupteten, sie könnten es besser.
Das ist eine bekannte Situation: Wenn jemand etwas gut macht, gibt es immer Menschen, die sich bedroht fühlen und kritisieren. So erging es auch Hieronymus. Er wurde offen angegriffen, man drohte mit einem Verfahren gegen ihn. Der größte Teil der Kritik war von Neid geprägt. Schließlich zog er sich mit einigen Freunden nach Palästina zurück.
Sie besuchten verschiedene biblische Städte, die damals größtenteils schon bekannt waren. Schließlich ließ sich Hieronymus in Bethlehem nieder – damals ein kleines Dorf. Dort bauten sie zwei Häuser: eines für Frauen, ein Frauenkloster, in dem einige Frauen lebten, und eines für Männer, ein Männerkloster.
Wir dürfen unter „Kloster“ nicht das verstehen, was wir heute darunter verstehen. Es gab keine Mauern, keine Ordenstrachten und keine festen Lebensregeln. Das Kloster war eher eine Wohngemeinschaft. Einige jüngere Männer lebten zusammen, lasen intensiv die Bibel, aßen gemeinsam und hatten feste Gebetszeiten. Es war eine offene und lockere Gemeinschaft.
Regelmäßig kamen Gäste, vor allem aus Rom, die Hieronymus kannten und seine Fähigkeiten als Reiseführer in Anspruch nahmen. Dabei riet er ihnen mehrfach davon ab, nach Israel zu reisen. Warum? Er sagte, wenn man meint, in Israel die Nähe Gottes stärker erfahren zu können, dann bleibe man besser zu Hause.
Das ist ein interessanter Hinweis auch für heutige Israelreisen – wobei ich persönlich nichts gegen solche Reisen habe. Ich leite selbst regelmäßig Israelreisen und finde es faszinierend, an den Orten zu stehen, die vielfach ausgegraben sind, und sich auf das zu besinnen, was in der Bibel steht. Aber heiliger wird dadurch niemand.
Manche Menschen meinen, wenn sie zum Beispiel den Salbstein Jesu in der Grabeskirche sehen oder ihre Andenken auf dem Grab oder dem Salbstein reiben, könnten sie etwas von der Heiligkeit Gottes mitnehmen. Ich habe einmal ein kleines Paket aus dem Heiligen Land als Anschauungsmaterial gekauft: ein geweihtes Kreuz aus Olivenholz, ein kleines Fläschchen mit geweihtem Olivenöl, ein Röhrchen mit geweihter Erde, eines mit geweihtem Wasser aus dem Jordan und eines mit geweihtem Weihrauch.
Viele Menschen nehmen solche Dinge ernst und glauben, sie würden dadurch bei Gott „Punkte“ sammeln. Hieronymus sah das damals ähnlich, vor allem bei den Reichen, die sich solche Pilgerreisen leisten konnten. Er widersprach dem und sagte: Wer Gott nachfolgen will, kann das zu Hause genauso gut wie in Israel. Trotzdem kamen Menschen, und er nahm sie auf, riet ihnen aber davon ab und machte kein Geschäft daraus.
In dieser Zeit verbesserte Hieronymus seine Hebräischkenntnisse und besuchte regelmäßig Caesarea am Meer. Caesarea war damals die wichtigste Stadt in Israel, von Herodes dem Großen erbaut, und Sitz der römischen Provinzregierung. Dort befand sich die damals größte christlich geprägte Bibliothek der Welt.
Diese Bibliothek vervollständigte Hieronymus und nutzte sie, um die Kirchengeschichte zu schreiben. Eusebius von Caesarea hatte vor ihm bereits daran gearbeitet. In der Bibliothek waren die meisten Dokumente von der Zeit Jesu bis ins 4. und 5. Jahrhundert gesammelt. Hieronymus ging regelmäßig dorthin, um zu forschen.
Als Vorarbeit für seine Bibelübersetzung schrieb er ein Buch über die Bedeutung der hebräischen Eigennamen – natürlich auf Latein. Außerdem verfasste er ein Buch über die Geographie des Heiligen Landes. Darin beschreibt er die Topographie, weil er wusste, dass sich die Christen in Europa kaum vorstellen konnten, wie es in Jerusalem, Bethlehem oder am Toten Meer aussieht.
Diese beiden Werke über die hebräischen Eigennamen und die Geographie Israels wurden bis ins Mittelalter Standardwerke für Theologen, die selbst nie in Israel gewesen waren. Unter der muslimischen Herrschaft war eine Reise dorthin lange Zeit auch nicht möglich. Zudem war eine solche Reise teuer.
Nach dieser Vorarbeit begann Hieronymus schließlich mit der Übersetzung der Bibel. Er wollte möglichst wortgetreu übersetzen. Seine These war, dass selbst die Reihenfolge der Wörter von Gott festgelegt und wichtig sei. Er strebte eine möglichst genaue Übersetzung an, obwohl er wusste, dass Stilfiguren und Bilder auch übertragen werden müssen.
Viele Traditionalisten seiner Zeit lehnten seine Bibelübersetzung ab. Sie sagten: „Ach, da will jemand etwas Neues, und das Neue muss ja schlecht sein.“ Das kennen wir auch heute noch. Wenn etwas Neues kommt, wird es oft zunächst abgelehnt, selbst wenn es richtig ist.
Wussten Sie zum Beispiel, dass im 12. und 13. Jahrhundert, als sich die Orgel in europäischen Kirchen durchsetzte, viele Priester und Prediger gegen sie schrieben? Sie befürchteten einen Niedergang oder gar die Auslöschung des christlichen Glaubens durch die Orgel. Sie nannten sie sogar „die Posaune des Teufels“.
Warum? Weil die Orgel ursprünglich am Kaiserhof in Byzanz bei festlichen Veranstaltungen, Tanz und Schlemmereien gespielt wurde. Diese weltliche Verbindung passte vielen nicht in die Kirche. Sie fürchteten, die Orgel würde die Kirche verweltlichen und die Gläubigen nur noch an Feiern denken lassen.
Aus heutiger Sicht wirken solche Argumente merkwürdig, aber für 700 bis 800 Jahre waren sie gängig. So gab es auch damals Kritiker, die sagten: „Diese neue Übersetzung brauchen wir nicht.“
Hieronymus legte schließlich seine Bibelübersetzung vor, die heute als Vulgata bekannt ist. „Vulgata“ ist Latein und bedeutet so viel wie „die volkstümliche“. Er schaffte es, die Bibel so verständlich in die damalige lateinische Alltagssprache zu übersetzen, dass sie bis zur Zeit Luthers als unübertroffen galt.
Bis heute gilt die Vulgata in der katholischen Kirche als die Standardübersetzung der Bibel und als Grundlage. Wer heute katholische Theologie studiert, bezieht sich meistens auf die Vulgata, nicht auf die griechischen und hebräischen Originaltexte, wie es evangelische Theologen tun.
Neben der Bibelübersetzung arbeitete Hieronymus auch an Biografien zweier Mönche: über das Leben des Malchus und das Leben des Hilarion. Das Mönchtum entstand damals langsam. Es bedeutete, dass Menschen sich aus dem Getriebe des weltlichen Alltags zurückziehen wollten, um sich stärker Gott und dem Studium der Bibel zu widmen. Hieronymus unterstützte dieses Anliegen durch diese frühen Biografien.
Auseinandersetzungen und theologische Streitigkeiten im Leben des Hieronymus
Dann gerät er in einen Streit um Origenes. Ich weiß nicht, ob Sie Origenes kennen. Origenes ist ein sehr umstrittener Theologe, damals wie heute. Man zählt ihn nicht zu den Kirchenvätern, aber zweifellos war er jemand, der sich ganz für Jesus hingegeben hat. Er starb schließlich infolge einer Verfolgungswelle, allerdings an den Folgen der Folterungen. Er wurde nicht direkt hingerichtet.
Origenes hatte eine eher allegorisierende Bibelauslegung. Allegorisierend bedeutet, dass er in der Bibel viele Bilder sah, die nicht wörtlich gemeint sind. Vielleicht kennen Sie das: Bei der Geschichte des Hohen Liedes etwa meinte er, dass diese nicht wörtlich zu verstehen ist, sondern eine übertragene Bedeutung hat. Auch die Geschichte von Jona interpretierte er nicht wörtlich, sondern sah darin eine geistliche Aussage.
Origenes vertrat einen mehrfachen Schriftsinn. Unter anderem gab es damals die Auffassung des dreifachen, manchmal sogar siebenfachen Schriftsinnes. Neben dem wörtlichen Sinn sollte es auch einen seelischen oder einen geistlichen Sinn geben.
Gegen diese Auffassung machte Eusebius Front. Er sagte, damit will ich nichts zu tun haben, das ist falsch. Er behauptete auch, Origenes sei aufgrund dieser Behauptungen und seiner Feststellung der Präexistenz der Seelen zu kritisieren. Origenes ging davon aus, dass der Mensch schon vor seinem irdischen Leben in der Ewigkeit bei Gott existierte.
Origenes vertrat außerdem die Lehre der Allversöhnung. Gegen all diese Lehren war Eusebius ganz stark. Nein, alles falsch, das will ich nicht, und dagegen kämpfte er. Wegen dieser Auseinandersetzungen zerstritt er sich auch mit seinem langjährigen Freund Rufinus, der auf der anderen Seite stand.
So gab es über fünfzehn Jahre hinweg Auseinandersetzungen, die manchmal auch mit harten Bandagen geführt wurden. Heutzutage, glaube ich, gehen wir meistens liebevoller mit unseren Gegnern um – so hoffe ich zumindest.
Beispielsweise, als Rufinus nun stirbt, nachdem sie sich 15 Jahre gestritten hatten, wettert Hieronymus in einer Schrift, die er dazu veröffentlicht: „Der Skorpion liegt zerschmettert auf dem Boden von Sizilien, die hundertköpfige Schlange hat mit ihrem Zischen gegen uns aufgehört.“ Mit der Schlange und dem Skorpion meinte er seinen Gegner, Rufinus.
Ich hoffe, dass wir heute, auch wenn wir nicht einer Meinung sind, etwas liebevoller miteinander umgehen. Unter anderem spricht Hieronymus von seinen Gegnern auch als bellende Hunde oder geifernde Köter. Das ist vielleicht nicht ganz so nett, aber man merkt, dass Hieronymus durchaus Temperament hatte. Er konnte hier ordentlich austeilen und auch einstecken, wo es nötig war.
In dieser Zeit veröffentlichte er auch ein Büchlein über die richtige Übersetzung der Bibel. Darin betont er, dass das Wichtigste bei der Auslegung der Bibel der Literalsinn sei, also das, was wörtlich da steht. Damit wandte er sich gegen den von Origenes vertretenen mehrfachen Schriftsinn. Es gehe darum, genau zu schauen, was da steht.
Manchmal denken wir ja, das sei eine Errungenschaft Luthers, der ebenfalls genau das betont hat: genau das, was da steht, ist der Ausgangspunkt. Und das haben wir bis heute, auch in der Auseinandersetzung mit der historisch-kritischen Bibelauslegung. Dabei geht es darum, zu sehen, was tatsächlich da steht und nicht nur zu spekulieren, was das bedeuten könnte. Es soll nicht mit Weltbildern oder anderen Vorstellungen operiert werden, sondern man soll sehen, was im Text steht.
Das ist genau das, wogegen Hieronymus sich stellte: nicht viel zu spekulieren, sondern zu sehen, was da steht – und zwar zunächst einmal wörtlich. Es sei denn, der Text selbst weist darauf hin, dass er übertragen oder symbolisch gemeint ist.
Im Gegensatz zu vielen Theologen seiner Zeit ging Hieronymus davon aus, dass Jona wirklich im Bauch des Fisches war und dass er tatsächlich in Ninive gepredigt hat – historisch. Ebenso glaubte er, dass die Prophetien des Jesaja wirklich Auskunft über eine zukünftige Zeit geben, über die Welt, wie Gott sie einmal schaffen wird. Es seien keine bloßen Visionen oder Spekulationen, sondern reale Aussagen über die Zukunft, wie Gott sie plant.
Auch das ist für ihn Literalsinn. Gottes Wort ist für ihn irrtumslos und historisch zuverlässig. Das wurde nicht nur heute immer wieder in Frage gestellt, sondern auch schon zu Hieronymus’ Zeit von vielen seiner Gegner bezweifelt.
Die letzten Lebensjahre und das Erbe des Hieronymus
Gegen Ende seines Lebens erlebt Hieronymus noch, wie im Jahr 410 Rom von den barbarischen Goten, also den Germanen, erobert wird. Diese fallen in Rom ein, zerstören und plündern alles. Damals waren die Germanen nicht gerade ein Ausbund von Bildung und Kunstgenuss. Sie plünderten zunächst alle Goldschätze und schmolzen sie ein. Für die Germanen waren praktische Goldbarren besser zu transportieren, also wurden alle wertvollen Kunstwerke eingeschmolzen. Falls es sich um Kunstwerke wie Statuen handelte, wurden diese einfach zerschlagen. Das Marmor konnte man noch als Schotter oder Ähnliches verwenden. Die Germanen waren damals nicht besonders kunstsinnig. Das war für die meisten Römer ein totaler Schock.
Viele Römer gingen davon aus, dass sie inzwischen gläubig geworden seien – viele im Römischen Reich waren Christen. Nun aber kam diese Strafe durch die heidnischen Germanen, die sie eroberten. Deshalb flohen viele Römer nach Israel, in diese Provinz des Römischen Reiches, weil sie dort relativ sicher waren. Die Germanen kamen nicht dorthin. So nahm Hieronymus, wie wir heute sagen würden, viele Flüchtlinge auf. Sein Kloster quoll aus allen Nähten, weil immer mehr Menschen kamen und aufgenommen werden wollten. Er verpflegte sie und kümmerte sich um die Leute.
Er selbst war tief erschüttert, weil er den Untergang Roms als ein Zeichen des Untergangs der Welt interpretierte. Dabei hatte er nicht ganz Recht, denn es dauerte noch eine Zeit lang. Er sagt: „Meine Stimme versagt, Schluchzer unterbrechen meine Worte, während ich dabei bin zu diktieren. Sie ist erobert, die Stadt, die einmal die Herrin der ganzen Welt war.“ Das war für ihn unvorstellbar, denn Rom war über Jahrhunderte hinweg nicht erobert worden. Rom stand im Mittelpunkt der damaligen Welt. Und plötzlich kamen diese heidnischen Heere und eroberten die Stadt. Hieronymus dachte, jetzt müsse auch der christliche Glaube untergehen – das Ende komme bald.
Vielleicht können wir daraus lernen: Selbst wenn wir meinen, dass die Welt, wie wir sie kennen, zerfällt, heißt das noch lange nicht, dass wirklich das Ende aus Gottes Sicht gekommen ist. Wie wir sehen, breitet sich der christliche Glaube weiter aus. Selbst bei manchen dieser Völker, die das Römische Reich zerstörten, verbreitete sich der christliche Glaube. Sie wurden für die nächsten tausend Jahre die Träger des Christentums. Es kann also passieren, dass diejenigen, die einst Gegner des christlichen Glaubens waren und ihn zerstören wollten, später Träger des Glaubens werden, weil Gott sie erreicht hat. Gerade die germanischen Völker, wie die Franken, wurden über tausend Jahre hinweg diejenigen, die den christlichen Glauben bewahren und in alle Welt verbreiten – vor allem in die nordeuropäischen Länder. Insofern kann es auch ganz anders gehen.
Es gab auch noch Auseinandersetzungen mit Pelagius. Pelagius vertrat die Auffassung, der Mensch sei aus eigener Kraft in der Lage, sündlos zu leben – eine Art Perfektionismus. Hieronymus entgegnete, dass jeder Mensch, selbst der Christ, noch von der Sünde beeinflusst ist und gegen die Sünde kämpfen muss. Er könne nur aus der Kraft Gottes, niemals aus eigener Kraft, gegen die Sünde siegreich sein. Diese Auseinandersetzung währte mehrere Jahre und wurde unter anderem auch mit Gewalt ausgetragen. So überfielen beispielsweise gegnerische Mönche das Kloster, also das Haus von Hieronymus, und zündeten es an, um zu zeigen, dass sie Recht hätten.
Ich bin froh, dass wir heute besser miteinander umgehen und niemand wegen theologischer Differenzen Häuser anzündet. Das ist auch nicht geistlich richtig, aber damals war das so. Das Gebäude wurde in Brand gesetzt.
In seinem Alter wurde Hieronymus zunehmend einsam. Zum Teil lag das daran, dass die meisten seiner Freunde bereits verstorben waren. Zum Teil hatte er sich mit manchen zerstritten. Außerdem hatte er zunehmend Augenprobleme, wahrscheinlich grünen Star. Seine Sehkraft nahm immer mehr ab, und er befürchtete, blind zu werden. Da er sehr bescheiden lebte, hatte er immer mehr Magen- und Verdauungsprobleme, Rückenbeschwerden, Schmerzen und Fieberanfälle. Schließlich starb er im Jahr 419 in Bethlehem.
In Erinnerung bleibt er bis heute durch seine drei Hauptwerke, insbesondere durch die epochemachende Übersetzung der Bibel ins Lateinische. Außerdem sind seine Hauptwerke für die Theologen des Mittelalters über die Eigennamen der Bibel – also die hebräischen Eigennamen und deren Erklärung – sowie über die Geographie Israels von großer Bedeutung. Diese Werke beeinflussten die Theologen über tausend Jahre hinweg und halfen ihnen, die Bibel richtig zu verstehen.
Hieronymus blieb auch durch seine Regel zur richtigen Bibelübersetzung und zur richtigen Bibelinterpretation einflussreich. Heute würde man von Hermeneutik sprechen. Viele seiner damals formulierten Grundsätze wurden rund tausend Jahre später von Martin Luther wieder aufgenommen. Sowohl die Prinzipien der Bibelübersetzung als auch die Prinzipien der Bibelauslegung teilt Luther.
In Detailfragen kann man sicherlich unterschiedliche Auffassungen haben. Hieronymus zeigt sich als eine sehr vielfältige Persönlichkeit. Einerseits seine starke Gefühlsbetontheit und seine Kämpfe mit seinen Feinden – davon sollten wir uns eher distanzieren. Ich würde nicht empfehlen, das so nachzumachen. Andererseits seine Liebe zur Bibel ist etwas, das uns bis heute herausfordern kann: Sein Leben zu investieren, um die Bibel besser zu verstehen und anderen Menschen zu vermitteln und dabei auf jedes Detail zu achten, weil es wichtig ist.
Auch seine Ausrichtung, dass das Leben nicht nur auf das Irdische begrenzt ist, sondern auf das, was noch in der Zukunft kommt – das zeigt sich auch in seiner Erinnerung mit dem Totenschädel. Das ist eine Herausforderung, die wir heute brauchen, um uns nicht im alltäglichen Einerlei und Klein-Klein zu verlieren.
Vielleicht ist es für manchen sogar nötig, wie bei Hieronymus zu sagen: „Auf diese Sache verzichte ich ganz, weil sie mich gefangen nimmt.“ Ohne dass alle Christen darauf verzichten müssen, wie er sagte: „Mich nimmt diese klassische griechische Literatur gefangen. Sie hält mich ab von Gott, sie hält mich ab von der Bibel, als Christ zu leben, und deshalb streiche ich sie, lasse sie ganz wegfallen.“ Auch das ist eine Herausforderung für viele von uns heute. Wenn wir ehrlich sind, merken wir, dass manche Dinge, die für andere gar kein Problem sind, für uns ein Problem darstellen. Dann sind wir herausgefordert, darauf zu verzichten, weil sie uns und unser Leben mit Gott behindern.
Für manche sind das vielleicht Computerspiele, für andere exzessiver Musikgenuss oder etwas anderes. Es gibt Dinge, die uns davon abhalten. Hieronymus erkannte, was ihn von Gott abhielt, und strich es, ohne das als Gesetz anderen aufzudrücken.
Das sind drei Punkte, die auch für uns heute eine Herausforderung sein können: zu sehen, was mich von Gottes Dienst abhält – das können ganz neutrale Dinge sein, die nicht böse sind. Wenn sie mich aber hindern, sollte ich sie streichen oder reduzieren. Dann die Liebe zur Bibel, die ist auch heute noch sehr herausfordernd. Jedes Wort der Bibel ist wichtig und sagt uns etwas über den Willen Gottes und sein Wesen. Drittens der Blick auf die Ewigkeit: Das irdische Leben ist nicht alles. Das, wofür wir eigentlich leben und worauf wir warten, ist die Ewigkeit bei Gott.
Damit mache ich erst einmal Schluss, was Hieronymus angeht. Heute Abend folgt dann ein Vortrag über eine Persönlichkeit aus dem 19. Jahrhundert: Johann Gerhard Onken, den Gründer der Baptistengemeinden in Deutschland, aber nicht nur dort, sondern auch in Frankreich, Polen, Dänemark und anderen Ländern. Eine sehr prägende Person, die es schaffte, innerhalb ihres Lebens einen Gemeindeverband zu gründen, der gegen Ende seines Lebens etwa 40 Christen umfasste. Das ist eine Leistung. Gott gebrauchte ihn als Erweckungsprediger im 19. Jahrhundert.
Wer gleich noch Fragen zu Hieronymus hat, kann gerne auf mich zukommen. Ich bin bereit, noch mehr Informationen und Einzelheiten zu geben.
Ich möchte auch auf einige Materialien aufmerksam machen. Ich habe hier einige Exemplare der Zeitschrift „Faktum“. Ich weiß nicht, ob Sie die kennen. Ich bin nicht Leiter von Faktum, deshalb kann ich das so sagen. In der neuesten Ausgabe, der aktuellen Nummer, habe ich einen Artikel geschrieben, den Sie im Inhaltsverzeichnis gleich als ersten finden. Er heißt „Der Preis der Anerkennung“. Vom Verlag habe ich einige Exemplare kostenlos erhalten, die Sie gerne mitnehmen können. Ich lege sie hier vorne hin. Wenn Sie Zeit haben, nehmen Sie ein Exemplar mit und haben zwischendurch etwas zum Lesen, falls Sie noch nicht genügend Input von den anderen Veranstaltungen haben.
Außerdem möchte ich Sie auf zwei Bücher aufmerksam machen, die Sie draußen am Büchertisch finden. Eines ist von mir: ein Buch über Gender Mainstreaming, also die neue Geschlechterordnung, wie man das einordnen kann, was dahintersteht, welche Auswirkungen es hat und was die Bibel dazu sagt. Das andere Buch heißt „Schlau gemacht“ und enthält 52 kleine Gedankenanregungen aus den Bereichen Geschichte, Kultur und Gesellschaft – natürlich alles mit Bezug zur Bibel.
Diese beiden Bücher finden Sie draußen am Büchertisch. Ich lege sie auch hier vorne hin. Bitte legen Sie das Geld hier vorne ab, falls Sie eines mitnehmen möchten.
Außerdem habe ich eine Biografie über August Hermann Francke geschrieben, einen wichtigen Erweckungsprediger des Pietismus. Er war Gründer der christlichen Schule in Halle, der ersten christlichen Missionsgesellschaft und der ersten Bibelgesellschaft weltweit. Eine sehr herausfordernde Persönlichkeit, mit der es bereichernd ist, sich intensiver auseinanderzusetzen.
Ein weiteres Buch möchte ich kurz erwähnen. Das Cover zeigt Pierre Brice und Lex Barker, die in den 1960er und 1970er Jahren Old Shatterhand und Winnetou in zahlreichen Filmen spielten. Die Geschichten stammen von Karl May, einem der weltweit bekanntesten deutschsprachigen Autoren. Bis heute sind seine Werke die meistgespielten Szenen auf Freilichtbühnen in Deutschland, mit insgesamt etwa 200 Millionen verkauften Exemplaren – ein echter Bestseller. Manche von Ihnen haben Karl May vielleicht gelesen.
In diesem Buch gehe ich den Hintergründen von Karl May nach, insbesondere seinen geistlichen Hintergründen. Er wuchs im frommen Sachsen auf, seine Großmutter war fromm. Später erlebte er eine Abkehr von Gott und während seines zweiten Gefängnisaufenthalts eine Rückkehr zu Gott. Wer Karl May gelesen hat, erinnert sich vielleicht, dass religiöse Themen häufig in seinen Romanen auftauchen. Ich untersuche, wie sich geistliche Zusammenhänge bei Karl May finden lassen. Das kann interessant sein für jemanden, der religiös ist oder Karl May-Fan und einen neuen Blick auf seine Werke gewinnen möchte.
Falls Sie an einem der beiden Bücher interessiert sind, können Sie dieses hier für fünf Euro mitnehmen und die Biografie von August Hermann Francke für zehn Euro. Legen Sie das Geld einfach hier vorne ab. Die anderen beiden Bücher bezahlen Sie bitte draußen am Büchertisch.
Damit schließe ich meinen Vortrag. Wer gleich noch Fragen hat, kann sich gerne an mich wenden. Ich bleibe auch noch eine Weile stehen und bete zum Abschluss.
Vater im Himmel, wir danken dir, dass du immer wieder zu deiner Zeit Männer und Frauen berufen hast, die dir treu nachgefolgt sind und dazu beigetragen haben, dass wir auch heute noch dein Wort haben, das Evangelium lesen und von dir hören können. Danke für Hieronymus, der vor vielen hundert Jahren dir nachgefolgt ist. Selbst wenn er nicht alles richtig verstanden hat, hat er doch in guter Motivation die Bibel ins Lateinische übersetzt und uns Regeln für das Verständnis deines Wortes überliefert. Danke auch für viele andere, die in dieser Weise tätig waren.
Hilf uns, dass wir durch diese Vorbilder motiviert werden, von ihnen zu lernen. Dass wir nicht dieselben Fehler machen, aber ihr positives Verhalten übernehmen. Hilf uns, wie Hieronymus an deinem Wort festzuhalten. Hilf uns auch, wie er den Blick nicht zu verlieren auf die Ewigkeit, auf das Leben mit dir. Und hilf uns, nicht zu sehr an irdischen Dingen festzukleben, so dass sie uns hindern, den Blick auf dich zu behalten.
Danke, dass wir das alles nicht aus eigener Kraft tun müssen, sondern dass du an unserer Seite stehst, uns durch den Heiligen Geist stärkst und führst, damit wir es tun können. Amen!