Markus 10,46-52 berichtet von der Heilung eines Blinden bei Jericho.
Als Jesus und seine Jünger mit einer großen Menschenmenge Jericho verließen, saß ein blinder Mann namens Bartimäus am Wegesrand. Er hörte, dass Jesus von Nazareth vorbeiging, und begann laut zu rufen: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Viele Menschen schalteten ihn, damit er still war, doch er rief noch lauter. Jesus blieb stehen und sagte: „Ruft ihn her!“ Die Leute riefen den Blinden, und Jesus fragte ihn: „Was willst du, dass ich dir tue?“
Bartimäus antwortete: „Rabbi, dass ich wieder sehen kann.“ Jesus sagte zu ihm: „Geh hin, dein Glaube hat dich gerettet.“ Sofort konnte Bartimäus sehen, und er folgte Jesus auf dem Weg.
Die Heilung des blinden Bartimäus bei Jericho
Und sie kamen nach Jericho. Man sieht immer wieder, wie knapp auch die Evangelisten erzählen. Warum wird manchmal einfach etwas übersprungen?
Als Jesus aus Jericho wegging – er und seine Jünger und eine große Menge – saß ein blinder Bettler am Weg: Bartimäus, der Sohn des Timaeus.
Als er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an zu schreien und sagte: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Viele fuhren ihn an und forderten ihn auf, still zu sein. Doch er schrie noch viel lauter: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Jesus blieb stehen und sagte: „Ruft ihn her!“ Sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: „Sei getrost, steh auf, er ruft dich!“
Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.
Jesus antwortete ihm: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“
Der Blinde sprach: „Rabbuni, dass ich sehend werde!“
Jesus sagte zu ihm: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen!“
Sogleich wurde er sehend und folgte Jesus auf dem Weg nach.
Jesu Verbot der öffentlichen Messiasverkündigung
Es fällt immer wieder auf, wenn man im Evangelium liest, dass Jesus verboten hat, über ihn Propaganda zu machen und weiterzuerzählen, dass er der Heiland der Welt ist. Warum wollte Jesus das nicht? Eigentlich erscheint das, was Jesus verlangt, etwas Unsinniges zu sein.
Doch immer wenn etwas schwer verständlich ist, weiß man, dass es etwas ganz Echtes sein muss. Sonst hätten die Evangelisten es nicht so wortgetreu aufgeschrieben. Warum ist also gerade das, was einem nicht von vornherein einleuchtet, wahr? Das Einfache kann man auch erfinden, aber das Komplizierte? Warum steht es im Evangelium? Damit kann man seinen Kopf zerbrechen. Das muss eine ganz originale Sache sein, die unmittelbar auf Jesus zurückgeht.
Wir sehen es durch alle Evangelien hindurch: Jesus wollte nicht, dass über sein Messiasamt gesprochen wird. Das lässt sich ganz einfach erklären: Es löst sich ja mit Kreuz und Auferstehung auf. Jesus muss den Weg des Leidens gehen. Das Unverständnis war schon bei den Jüngern groß. Deshalb wollte Jesus nicht, dass für ihn große Propaganda gemacht wird, dass er der Messias sei. Er verbot ihnen, darüber zu reden.
Trotzdem konnte Jesus nicht verhindern, dass die Leute es weitergesagt haben. Vielleicht war es für Jesus selbst eine schwere Versuchung. Er hat ja Versuchungen erlitten wie wir. Auch in der Versuchungsgeschichte durch den Teufel wurde ihm angeboten, sich als Wundertäter vor dem Volk feiern zu lassen.
Wenn man das ganze Evangelium noch einmal verfolgt, sieht man, dass es eigentlich nur bei der Taufe so war, dass eine Stimme vom Himmel kam. Das Volk hat sie gar nicht gehört: „Das ist mein lieber Sohn.“ Vor dem Volk blieb es verborgen. Die Leute rätselten, wer Jesus sei.
Und dann läuft die Geschichte weiter bis zu der Stelle, an der Jesu Einzug in Jerusalem folgt. Der Erste, der begreift und Jesus mit einem Messias-Titel anspricht, ist ausgerechnet ein Blinder, ein Bettler, ein Mensch mit einem lebensunwerten Leben. Ein ganz armer Tropf. Und gerade er erkennt die Messias-Herrlichkeit Jesu.
Herrlicher kann Jesus es uns nicht offenbaren: Das ist das Geheimnis.
Die Not der Christenheit und die Erkenntnis Jesu
Und jetzt wissen Sie, wie groß die Not in der Christenheit bis heute ist, dass Menschen Jesus nicht erkennen. Die ganze Not der Kirche lässt sich eigentlich von diesem Punkt aus beschreiben. Die Leute reden über alles Mögliche, aber sie machen Jesus nicht groß.
Wo Jesus groß wird, da leuchtet es. Er ist das Licht der Welt, er ist das Brot des Lebens. Das Einzige, was Menschen wirklich anzieht, ist Jesus selbst. Wir können Menschen nie nur oberflächlich ansehen. Die Not besteht darin, dass viele Menschen sich nicht klar sind, wer Jesus ist.
Für diejenigen, die Jesus erkannt haben, gibt es nichts Größeres. Nichts soll mir auf Erden lieber sein als du, der liebste Jesus mein.
An der entscheidenden Stelle, genau an der Wende, wo Jesus hinaufgeht nach Jerusalem, geht es noch einmal von Jericho etwa elfhundert Meter bergauf. Denn Jericho liegt ja weit unter dem Meeresspiegel. Wenn man eine Taucherbrille aufsetzt und Jericho umrundet, merkt man, dass es dreihundert Meter unter dem Meeresspiegel liegt.
Hier beginnt, dass einer durchblickt. Im Matthäusevangelium ist festgehalten, dass Petrus die Erkenntnis hat: „Du bist Christus, der Sohn des lebenden Gottes.“ Auch im Markus-Evangelium, Kapitel 8, finden wir Petrus’ Bekenntnis in Caesarea Philippi, an den Quellen des Jordan.
Das war bei Petrus, einem der Jünger, beim Jüngerkreis, einer, der durchgeblickt hat.
Jesu Bekenntnis vor dem Hohen Rat und die Ursache seiner Kreuzigung
Und dann gehen sie jetzt weiter, wenn sie weiterblättern, in der Leidensgeschichte, beim Verhör vor dem Hohen Rat, Markus 14. Dort stehen der amtierende Hohepriester, der Althohepriester, der schon im Ruhestand war, und die anderen Mitglieder der hohen priesterlichen Familie vor Jesus und verklagen ihn.
Im Vers 61 heißt es: Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: „Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?“ Jesus aber sprach: „Ich bin’s, und ihr werdet sehen, den Menschensohn sitzen zu Rechten der Kraft und kommen in Wolken des Himmels.“
Warum Jesus gekreuzigt wurde, ist ganz eindeutig. Ich verstehe nie, warum es Theologen gibt, die sagen, Jesus hätte sich nie als Messias bekannt. Das steht doch alles völlig klar. Sonst hätte es keine Ursache für die Kreuzigung gegeben.
Jesus ist nicht gekreuzigt worden, weil er den Wechslern ihren Tisch umgeschmissen hat. Vielleicht hätte er dafür eine Woche Arrest bekommen, aber es war keine Strafe, um jemanden hinzurichten. So inhuman war der Strafvollzug in Israel nicht.
Jesus ist auch nicht wegen politischer Äußerungen gekreuzigt worden, wie viele glauben machen wollen. Er wurde gekreuzigt, weil er gesagt hat: „Ich bin der Sohn Gottes.“ Und diese Gotteslästerung war für die Juden unerträglich.
Deshalb gilt ganz einfach: Entweder ist Jesus der schlimmste Betrüger, der je auf dieser Welt umhergelaufen ist, oder er ist der Sohn Gottes, und es stimmt, was im Evangelium steht. Eine Zwischenposition kann es eigentlich nicht geben.
Diese vielen verwässerten Worte über Jesus sind eine Schande. Das Evangelium ist so eindeutig, und das will der Evangelist zeigen.
Das Messiasamt im jüdischen Verständnis und die falschen Erwartungen
Und nun denken wir darüber nach, was mit dem Messiasamt gemeint ist. Im Jüdischen ist es ein wenig anders. Meschiach – bei uns in der deutschen Sprache oder vom Lateinischen her ist das alles sehr verdreht. Wir sagen es oft falsch, die Juden hingegen sagen es natürlich richtig, weil es ihre Sprache ist.
Der Messias ist der Gesalbte. Das geht zurück auf den einen König, den Gott auserwählt hat. Dazu wollte ich Ihnen noch ein paar Dinge sagen.
Leider war zur Zeit Jesu die Erwartung des Volkes ganz einseitig auf einen politischen Volksbefreier ausgerichtet. Deshalb hatte Jesus auch solche Angst vor diesem Wort. Die Menschen waren, wie zu allen Zeiten, immer für das Naheliegende, für das Materielle oder für das Politische. Jesus aber ist gekommen, um Erlöser von Sünden zu sein. Das war sein Hauptproblem.
Am Sonntag hatten wir es: die Gnade, den Menschen groß zu machen. Sie können ja herumhören, dann gehen Sie irgendwo hin, und hören in einem großen Vortrag, dass Jesus gekommen sei, um soziale Missstände zu beseitigen. Das stimmt aber nicht. Wo hat Jesus soziale Missstände beseitigt? Es gab zu seiner Zeit viele.
Jesus war kein Sozialist. Jesus ist gekommen, um den Menschen die belastende Sünde wegzunehmen. Nichts anderes will er. Und jetzt reden wir nicht um alles herum. Es geht auch um uns heute Abend. Das muss man wieder ganz neu sehen.
Darum ruft er Sie, weil er in Ihrem Leben der Erlöser sein will. Er will Ihr Leben erneuern, er will Ihr Leben verändern. Er will der gesalbte Gott sein. Dann will er der König sein, der in Ihrem Leben die Herrschaft übernimmt. Er will Ihr König sein, und das ist ganz großartig.
Sie dürfen alles, was Sie heute Abend belasten, in seine Hand legen und sagen: Herr, jetzt sorg du für mich. Du bist mein König, und ich lasse dich machen.
Die Vielfalt der messianischen Titel und die biblischen Verheissungen
Der Sohn des Hochgelobten, die Worte, die wir dann gebrauchen – Gottes Sohn, Gesalbter oder Sohn Davids – sind nur eine kleine Auswahl der Bezeichnungen, die zur Zeit Jesu auch in der Synagoge von den Rabbinen in Erwartung des einen Großen verwendet wurden.
Da wurde auch das Wort vom Spross gebraucht. Deshalb haben sie es so gern gesagt: Hannozri. Das begegnet uns ja auch wieder bei Nazareth. Die Juden erinnern sich immer an das Nazrett. Deshalb war das mit dem Nazrener so, wie es ist. Man versteht die Ableitung der Wortlaute nicht ganz, aber im Hebräischen und seinem Alphabet kommt es ganz anders zur Geltung.
Es gab viele Worte, die sie gebraucht haben, weil die zahlreichen Hinweise der Propheten auf den einen Kommenden gültig sind. Es ist eigentlich eine Schande, dass wir Christen diese wichtige Sache immer wieder der Welt verdunkeln. Wenn wir anderen vom Glauben erzählen, sprechen wir doch immer noch von Christus. Dabei ist es gar nicht einfach, das ganz simpel, direkt und unmittelbar zu sagen.
Davids Sohn – warum? Weil die Enttäuschung über die gesalbten Götter so groß war. Es begann bei Saul, der versagte. Dann kam David, der an vielen Punkten versagte, auch bei dem schrecklichen Mord, den er veranlasst hat. Das wird im ersten Sammelbuch am Ende erzählt, und viele Stellen dort sind sehr ergreifend. Danach kam Salomo, der Große, auf den man große Hoffnungen setzte. Doch auch bei Salomo zeigt sich die Not seines Lebens, denn er kann Gott nicht dienen.
Dann kam die Hoffnung: Wann kommt der eine Spross? Wenn wir noch einmal Jesaja 11 nehmen, die berühmte Adventsverheißung, finden wir dort viele Hinweise. Jesaja 11 steht ja überall, auch Jesaja 9 sagt bereits: „Uns ist ein Kind geboren, er wird auf dem Thron Davids sitzen.“ Jesaja 11 beschreibt besonders das Reis, das aus dem Stumpf wieder herauswächst.
Im Vers 10 dieses Kapitels heißt es, dass paradiesischer Frieden herrschen wird. Der kleine Knabe wird Kälber und junge Löwen zusammen treiben, die Löwen werden wie Rinder Stroh fressen, und ein Säugling wird am Loch der Otter spielen. All diese Bilder zeigen paradiesische Friedenszustände.
Es wird geschehen zu der Zeit, dass das Reis aus der Wurzel Isaias, das ist der alte Jesse, der Vater von David, als Zeichen für die Völker dasteht. Nach ihm werden die Heiden fragen, und die Städte, in denen er wohnt, werden herrlich sein. Der Blick richtet sich von Anfang an hinaus auf die heidnischen Weltvölker, die den kommen sehen, der aus dem Geschlecht Isaias stammt.
Hosea ist jetzt schwieriger zu finden als Amos. In Hosea 3,5 finden wir eine Fülle von Verheißungen, die man sonst leicht übersieht. Dort steht im Vers vorher: Lange Zeit werden die Israeliten ohne König, ohne Obrigkeit bleiben, ohne Opfer, ohne Steinmal, ohne Ephod und ohne Hausgott. Es ist die schreckliche Zeit der Vertreibung Israels.
Doch danach heißt es, die Israeliten werden sich bekehren und den Herrn, ihren Gott, und ihren König David suchen. Sie werden mit Zittern zu dem Herrn und seiner Gnade kommen in letzter Zeit. Es wird ganz deutlich gesagt, dass der, den Gott als Erlöser sendet, aus dem Geschlecht Davids kommt.
Hesekiel 37 wollen wir auch kurz betrachten, um biblische Zusammenhänge zu sehen. In Vers 24 wird beschrieben, wie das Totengebein lebendig wird. Viele deuten das auf das Neue Israel, das sich wieder sammelt.
Dann wird Israel unter dem einen Hirten vereint, und es heißt in Vers 24: „Und mein Knecht David soll ihr König sein und der einzige Hirte für sie alle. Sie sollen wandeln in meiner Rechten und meine Gebote halten und danach tun, dass sie wieder in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, dem ihre Väter gewonnen.“
Diese Verheißung ist noch nicht erfüllt. Es muss uns Christen bewegen, dass Israel den Sohn Davids erkennt, den Gott gesandt hat. Er sagt: „Ich will mit ihnen einen bunten Frieden schließen, und ich will unter ihnen wohnen. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein, damit auch die Heiden erfahren, dass ich der Herr bin, der Israel heilig macht.“
So wird das Heiligtum Gottes für und für unter seinem Volk sein.
Die Verheissung an David und die Herkunft des wahren Königs
Worauf geht die Verheißung zurück? Sie geht zurück auf eine sehr schwierige Zeit.
David wollte einen Tempel bauen. Doch dann kommt der Prophet Nathan und sagt: Du darfst keinen Tempel bauen, weil deine Hände unrein sind (2. Samuel 7).
Gott sagt zu Nathan, dass David keinen Tempel bauen muss, weil Gott selbst für ihn einen Tempel bauen wird. Außerdem spricht Gott von Davids Nachkommen (2. Samuel 7).
In Vers zwölf heißt es: „Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leib kommen soll. Dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinen Namen ein Haus bauen. Ich will seinen Königsohn bestehen ewiglich, ich will sein Vater sein.“
Dann folgt Vers sechzehn: „Aber dein Haus und dein Königtum soll beständig sein in Ewigkeit vor mir, und dein Thron soll ewiglich bestehen.“
Aus dieser Davidsfamilie ist nicht Salomo derjenige, auf den alles ankommt, sondern erst aus diesem Geschlecht Davids kommt der wahre König.
Die Erkenntnis des blinden Mannes und die Bedeutung des Namens Jesus von Nazareth
Und jetzt stellt sich die Frage: Wie kann ein blinder Mann, der im Straßengraben von Jericho sitzt, überhaupt eine solche Erkenntnis haben? Die Leute, die er fragt, wer da vorüberläuft, geben ihm eine Antwort, die ihn zunächst irreführt. Sie sagen, das sei Jesus von Nazaret. Doch Nazaret wird in der Bibel kaum erwähnt.
Wir wissen nicht, ob der blinde Mann jemals sehen konnte, lesen konnte oder überhaupt die Bibel kannte. Sein Wissen hat er vermutlich nur durch Hören erhalten. Wie aber hört Jesus von Nazaret? Vielleicht hat er Berichte gehört. In ihm leuchtet eine Erkenntnis auf: Das ist der, auf den die ganze Schrift zuläuft. Die Propheten und das Gesetz weisen überall auf ihn hin.
Schon der alte Jakob hat in seinem Segen über seine Söhne auf den einen hingewiesen, der kommen soll. Auch Bileam sprach von dem Stern, der aus Juda aufgeht – das ist er. Der Blinde ist neben Petrus der Einzige, der eine Erkenntnis über den Leidensweg Jesu hat.
Man muss sich fragen, wie so etwas möglich ist. Wie kann man eine Erkenntnis über Jesus haben? Das ist ein Wunder, das nur der Heilige Geist bewirken kann. Er kann einem die Erleuchtung schenken.
Von der Schrift her ist es eigentlich ganz klar. Sie ist nicht verdunkelt, sondern völlig eindeutig, wenn man sie zusammenliest. Man kann die entsprechenden Stellen heranziehen. Doch oft fehlt uns noch ein „Klick“, damit wir wirklich begreifen: Ja, das ist Jesus.
Das ist Glauben: Jesus die Ehre geben. Es gibt kein anderes Christentum als das, das sich vor Christus, dem Ewigen, beugt.
Psalm 2 und die Herrschaft des Messias
Jetzt wollen wir noch zwei Psalmen ansehen, die unter den vielen Psalmen auf Jesus hinweisen. Psalm 2 ist einer davon, eine ganze Reihe von Psalmen, aber wir betrachten hier nur Psalm 2. In diesem Psalm setzt Gott seinen Sohn als Messias in Jerusalem auf dem Zionsberg ein.
Um die ganze Welt läuft Sturm gegen ihn, das verstehen Sie sicher. Diese Welt will das Wort von Jesus wegschütteln, und sie schlagen sich dabei wund. Gott sagt: „Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.“ Man darf sich einfach freuen, denn Jesus Christus herrscht als König; alles liegt in seiner Hand.
Jetzt kommen die Völker, und Sie kennen sicher auch die Stille, wie Händel den Messias vertont hat: „Ich will dir die Völker zum Erbe geben.“ Deshalb ist es auch so schön, in der Weltmission immer wieder zu sehen, wie die Weiden der Welt sich öffnen. Am kommenden Sonntag war eine Missionarin aus Tadschikistan da. Ich habe gesagt, das sei ein harter Boden. Darauf antwortete sie: „Ah, offene Türen! Das ist nicht wie in Deutschland, hier gibt es einen Hunger nach dem Evangelium.“
Vorher konnte ich noch ein paar Worte mit unserer lieben Studentin aus Korea wechseln. Wenn man sieht, was Gott in diesem Land an Jesusnachfolge geschenkt hat, erkennt man einen Aufbruch in der ganzen Welt, der ohnegleichen ist. Auf der einen Seite dieser weltweite Aufbruch, auf der anderen Seite aber auch der Sturm gegen dieses Jesusamt.
Die Feindschaft der Welt ist deutlich spürbar. Sie wollen Jesus demontieren als den Sohn Gottes. Das ist ein natürliches Bekenntnis, von dem alles für uns abhängt.
Psalm 72 und die gerechte Herrschaft des Königs
Und jetzt nehmen wir noch den Psalm 72. Salomo hat diesen Psalm gedichtet, und er weist weit hinaus. Dabei wird gezeigt, dass das Große an dem König nicht seine reine Repräsentation ist. In Israel war das immer ganz anders. Es galt als Sünde, wenn der König nur sich selbst gesucht hat.
Vielmehr soll der König den Armen helfen, die Elenden suchen und die Bedränger zermalmen. Die Gerechtigkeit soll blühen, und Friede wird herrschen, wie es in Vers 7 heißt. Außerdem wird beschrieben, dass er über die ganze Welt herrscht, von einem Meer bis zum anderen. Dies hatte Salomo selbst gar nicht erlebt.
Vor ihm sollen sich die Söhne der Wüste neigen, und seine Feinde werden Staub lecken. Aus Saba werden sie kommen und Gaben senden. Die Könige sollen vor ihm niederfallen, denn er wird den Armen erretten, der um Hilfe schreit, und den Elenden, der keine Hilfe hat.
Jetzt wissen Sie, warum der Mann im Straßengraben von Jericho geharrt hat. Er sagte: „Mir kann niemand mehr helfen.“
Die Bedeutung der Geschichte Bartimäus und die Glaubenserkenntnis
Gilemb Busch hat zu dieser Geschichte viele Predigten gehalten. In dem Buch „Wenn es bei Ihnen noch zu Hause die belebte Straße“ sagt er an einer Stelle sehr schön: Viele Christen hätten in der Situation wie der blinde Mann, als Jesus fragt: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“, vielleicht gesagt: „Herr, gib mir einen Blindenhund.“ Das sei auch wichtig.
Wir sind oft so gering in unseren Erwartungen. Doch der blinde Mann hat große Erwartungen an den Messias. Sein Leben muss heraus aus der ganzen Not. Es soll eine lebensverändernde Geschichte werden. Das ist ihm sehr wichtig. Er bezieht sich dabei auf Psalm 72: „Er wird sie aus Bedrückung und Frevel erlösen. Durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker.“ Das ist ganz wunderbar bei den Psalmen, wie weit das schon geht.
Wir machen das Heil oft viel zu klein. Deshalb möchte ich jetzt noch ein paar Worte zu diesem blinden Bartimäus sagen.
Wir sprachen von der Glaubenserkenntnis. Die Glaubenserkenntnis ist eine Wirkung des Geistes Gottes. Vergessen Sie nie den kleinen Katechismus. Wir können noch einmal am Anfang zusammen Luthers Auslegung zum dritten Glaubensartikel betrachten:
„Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“
Darum kommt der Glaube, weil der Heilige Geist das Licht anzündet. Ohne den Heiligen Geist kann ich nicht glauben. Das hatte dieser blinde Mann.
Die Problematik der unterschiedlichen Berichte über die Blindenheilung
Wir haben unter uns eine ganze Reihe angehender Theologen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass ich noch eine Bemerkung dazu mache: Viele Theologen kommen aus der ganzen Geschichte nicht mehr heraus, als dass es einer der ganz schlimmen Widersprüche in der Bibel sei.
In Matthäus stehen nämlich zwei Blinde, hier aber nur ein Blinder. Das lässt sich ganz einfach lösen. Natürlich waren es zwei. Aber Markus erzählt manches knapp. Er berichtet von einem Blinden, hat aber nicht gesagt, dass es nicht zwei waren. Warum erzählt er von nur einem? Weil ihm der eine wichtig war. Er ist nämlich der einzige, dessen Name noch erwähnt wird.
Warum erwähnt Markus den Namen? Wahrscheinlich war es ein Jünger in der Christengemeinde. Er wäre ja nicht gleich nach seiner Heilung gestorben, sondern sicher ein gläubiger Mensch. Markus erzählt das ja gerade deshalb und sagt, das war Bartimäus. Deshalb gehört diese Geschichte ins Evangelium: Es ist ein Zeugnis von einem Mann, der damals lebte und den die Leute kannten.
Dass ein Zweiter noch mit ihm am Straßenrand saß und dass er dasselbe erlebt hat, hat Markus ausklammern können. Aber das ist kein Widerspruch, das erklärt sich ganz einfach. Nur wird dadurch manchmal der Blick verstellt für das, was das Evangelium hier eigentlich sagen will.
Markus will uns ganz deutlich machen, dass ein Mann etwas erlebt hat und aus unbeschreiblichem Elend herauskommt. Das heißt: Um große Wunder mit Jesus zu erleben, gibt es keine Vorbedingungen. Nur den Willen: „Ich will raus aus dem Ganzen!“
Was war das für ein Leben, das dieser Blinde führte? Um Almosen zu betteln, ist erniedrigend. Die Leute geben ihm widerwillig etwas. Er hat keine Ehre mehr, keine Selbstachtung. Und doch lebt in diesem Mann die Sehnsucht nach einem anderen Leben.
Er merkt, wie Menschen vorbeilaufen. Hier hätte er auch anders reagieren können. Es laufen viele Leute vorbei, die fromme Dinge sprechen. Das passiert ja immer wieder. Wenn man in der Stiftskirche im Zwölf-Minuten-Gottesdienst war, haben es die cleveren Fechter verstanden. Sie sind vor der Stiftskirche ausgegangen und haben gesagt: „Jetzt kommen die Frommen raus, da muss man ja Beute machen.“
Er hat die Situation so erlebt: Es laufen viele Leute vorbei, die fromme Dinge sagen. Er hält seine Hand hin, hofft, dass ein paar Papierscheine oder Silbermünzen hineingeflattert kommen. Er war ja materialistisch. Doch er war auf der Suche nach viel mehr als nur seinem Auskommen.
Dann hört er von Jesus von Nazareth und schreit los.
Das Schreien als Ausdruck der Not und des Glaubens
Das ist interessant: In der Bibel wird immer wieder erwähnt, dass Menschen in Not schreien. Schreien ist etwas Unangenehmes. Es tut mir immer leid, auch wenn ich im Eifer jemanden anschreie, predige und so weiter. Man meint, Schreien sei nicht so laut, weil wir ja gut hören können. Doch in der Bibel kommt es immer wieder vor, dass Menschen zum Herrn schreien. Das ist erlaubt, besonders in der letzten existenziellen Not, wenn scheinbar kein Ausweg mehr da ist.
In solcher Verzweiflung wendet sich der Mensch an den Einen – ein Vorbild für den Glauben, wie man es machen soll. Dann kann man auch keine Vorschläge mehr machen. Beim Gebet ist es immer wichtig: Solange Menschen Gott noch Vorschläge machen, welche Lösung er haben soll, sind sie noch nicht am Ende. Aber sie sind am Ende, wenn sie gar nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll. Dann müssen sie sagen: „Herr, hilf, ich weiß nicht mehr wie.“ Und sie schreien: „Erbarme dich meiner!“ in ihrer ganz großen Not.
Das zeigt uns das Evangelium auf vorbildliche Weise. Viele, die etwas erlangt haben, haben so geschrien – in der letzten Verzweiflung. Was war wohl der Grund dafür, dass die Begleiter, die damals eine große Menge bildeten, ihn aufforderten, stillzuschweigen? Es kann einfach sein, dass selbst die Jünger noch so töricht waren. Wir kennen das ja auch, wie sie die Mütter mit den Kindern abwiesen und sagten, das habe doch keinen Wert.
Vielleicht waren die Jünger immer ein bisschen übereifrig. Vielleicht sehen wir das auch nicht immer. Für mich ist es immer wichtig, dass wir die Augen Jesu haben, um die Menschen zu erkennen, die wirklich zu Jesus wollen, und dass wir sie nicht abweisen.
Es ist doch eine Not, dass viele Menschen auch in unseren kirchlichen Versammlungen nicht zu Jesus finden. Sie finden dann vielleicht in anderen Gruppen zu ihm. Das ist eine Not, und irgendwie verstellen wir das. Das Allerwichtigste ist, dass Menschen zu Jesus durchkommen. Wir sind eigentlich nur Wegweiser und dürfen ihnen nicht im Weg stehen.
Die Rolle des Heiligen Geistes und das Zeugnis der Gemeinde
Es ist auch mir wieder wichtig, ganz ähnlich wie ich es am Sonntag gesagt habe, darauf hinzuweisen, wie wir manchmal gewisse Dinge, etwa bei Entscheidungen, überbetonen. Das passiert oft auch bei unseren Aktionen, wenn wir missionieren und so weiter. Jesus sagt doch ganz klar: Der Vater muss ziehen, sonst nützt alles nichts.
Es wäre eigentlich vielmehr so, dass wir nur hingehen und sagen: Herr, jetzt sind wir gespannt, wen du heute ziehst. Wir wollen einfach auf der Lauer sein, bereit sein und diesen Dienst tun. Die ganzen wunderbaren Wendungen im Leben der Menschen hat Jesus selbst eingeleitet. Die Menschen waren nur kleine Geburtshelfer.
Auch hier ist es schön zu sehen, wie diese Sehnsucht in diesem Mann liegt. Man muss sagen: Das gibt es doch gar nicht, das war eine Wirkung des Geistes Gottes. Es bleibt ein Geheimnis, dass der Herr uns auch zu sich gezogen hat. Das lag nicht in uns, auch nicht in unserer Entscheidung.
Paulus sagt dazu immer wieder, dass er uns erwählt hat, uns gerufen hat und uns seinen Geist gegeben hat, damit wir das erkennen können. So schreit dieser Mann in seiner großen Not. Und es ist schön, dass er, obwohl die anderen ihn so unter Druck setzen und sagen: Halt doch deinen Mund, sei doch endlich still, schrei doch nicht so laut, noch viel mehr schreit.
Er ruft dieses herrliche Messias-Bekenntnis hinaus. Deshalb wollen wir das weitersagen, mit welchen Worten auch immer. Das Wort Christus ist für uns so wichtig: der Sohn Gottes, Heiland und Erlöser. Erbarme dich meiner!
Das ist kein theologischer Streit, sondern damit leben und sterben wir. Das wollen wir hinausrufen in die Welt, damit es die Elenden hören und wissen. Sonst brauchen wir den Menschen gar nichts zu sagen.
Die Kraft des Namens Jesus und die Herausforderung des Glaubens
Es ist wunderbar, wenn Menschen ein Gespür dafür haben, wer Jesus ist – selbst wenn sie ihm nicht persönlich begegnet sind. Oft hört man, dass in der früheren DDR die Menschen so atheistisch erzogen wurden, dass sie, wenn man ihnen gesagt hätte, sie sollten zu Jesus kommen, gefragt hätten, ob Jesus ein Waschmittel sei. Doch ich glaube das nicht.
Ich habe es nie so erlebt. Immer wieder habe ich gespürt, wie viel der Name Jesus bei Menschen bewirkt. Wir wollen das nicht als bloße Floskel verwenden. Es ist großartig, und wir müssen das Geheimnis nicht erklären, weil der Geist Gottes es überstrahlt. Menschen bekennen: Er liebt dich, er vergisst dich nicht, er ist bei dir.
Die große Not entsteht jedoch dort, wo Menschen im Religionsunterricht oder anderswo Jesus als den Sohn Gottes verleugnet oder zertrümmert bekommen haben. Wie viele haben dadurch im Studium ihren Glauben verloren und gehen leer durchs Leben? Bei ihnen trifft zu, was Jesus gesagt hat: Wer einen dieser Kleinen ärgert, dem wäre es besser, dass ein Mühlstein um seinen Hals gehängt würde.
Wenn jemand anderen die Freude an Jesus zerstört, indem er ihnen die Grundlagen des Heils raubt, ist das besonders schwerwiegend. Ich möchte die vielen Lehren, die heute kursieren, gar nicht weiter erwähnen. Hier wird erst deutlich, was uns der Herr geschenkt hat.
Ich kann es nicht verstehen, wenn jemand sagt, er könne kein Zeugnis weitergeben. Dabei können Sie ganz schlicht mit Ihren eigenen Worten erzählen, was Jesus für Sie bedeutet. Wie schön ist es, wenn man das im Krankenzimmer tut – nicht mit langen Reden, sondern einfach und klar.
Jesus ruft eindringlich. Er schreit geradezu lauter und noch viel mehr. So wie damals viele Menschen, wahrscheinlich auch durch die Gemeinde Gottes, davon abgehalten wurden, Jesus zu finden. Das ist eine Not, die mich belastet. Bin ich vielleicht selbst ein Hindernis?
Oft halten wir interessante Predigten, doch die Menschen scheinen im Weg zu stehen, wenn wir etwas sagen wollen. Dabei muss es immer darum gehen: Du musst Jesus sehen. Du musst ihn erkennen. Darum soll es gehen.
Helfen Sie mit, dass es um nichts anderes geht – nicht um Ästhetik oder Musik. Natürlich ist es schön, wenn wir das auch haben. Das kann dazugehören, um einem Menschen auf das Ziel hinzuhelfen. Aber das Zeugnis soll ganz einfach sein. Das wollen wir verkünden.
Jesu Reaktion auf den Ruf des Bartimäus und die Bedeutung des Aufstehens
Und Jesus hört diesen Schrei und bleibt stehen. Das kennen wir aus vielen anderen Geschichten auch: Der leiseste Schrei wird von Jesus gehört.
Sie müssen wissen, dass sie heute Nacht nicht schlafen werden. Jesus kennt sie, sieht in ihr Herz hinein, trägt es mit und sagt: „Bringt ihn her!“ Sie riefen ihn, und jetzt kommt plötzlich eine Wendung bei diesen Begleitern.
„Sei getrost, steh auf!“ Er ruft dich so herrlich. Das Aufstehen ist schon ein Hoffnungszeichen. Früher war sein Aufstehen immer sinnlos. Als er nach Hause ging, bedroht von Kohldampf, hatte er nichts zu essen und kein Geld.
„Sei getrost“ heißt doch: Hab Mut. Es gibt Hoffnung, er ruft dich. Und wieder geht die ganze Initiative von Jesus aus. So stark er auch gerufen hat, Jesus hat schon einen Plan.
Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.
Jesu Frage an Bartimäus und die Geduld im Glauben
Es ist noch einmal interessant, dass Jesus zögert. Warum fragt Jesus ihn noch einmal: „Was willst du?“ Wir erwarten ja immer eine klare Antwort und wollen eine logische Erklärung haben.
Ihr habt gerade in den Predigten von Wilhelm Busch viel gelesen, heute Morgen und heute Mittag. Bei der Auslegung des Gleichnisses sagt er ganz ärgerlich, dass wir oft schnell behaupten, Jesus wolle den blinden Mann prüfen. Er fragt: „Woher weißt du das?“ Wir neigen dazu, Dinge hineinzuinterpretieren, die gar nicht da stehen.
Auch in deinem Leben gibt es viel, das du nicht verstehst. Manchmal lässt dich Jesus warten und schickt die Hilfe nicht so schnell, wie du es erwartest. Nimm einfach an, dass auch dieser Mann ertragen muss, dass Jesus ihn zuerst noch etwas fragt. So erlebst du es auch in deinem Leben: Du rufst und erwartest, dass es sofort kommt. Doch es ist noch nicht da. Trotzdem hat Jesus alles in seinem Plan und wird es tun.
Er sagt es noch einmal ganz klar, wie ein altes Rabbi, in einer anderen Form: „Werde sehend!“ Und der Mann erlebt die Wunderkraft Jesu. So ein herrliches Wunder, das genau dort geschieht, wo die Leidensgeschichte beginnt. Dort wollen wir jetzt unsere zehn Kapitel aus dem Markus-Evangelium abschließen.
Sie dürfen Gewaltiges mit Jesus erleben. Er will Ihr Leben reich machen. Sie dürfen mit ihm den Weg gehen, schreien und rufen. Es ist so einfach. Das Evangelium ist simpel und klar.
Und Sie werden, solange Sie leben, auch wenn Sie durch die Kraft des Geistes Gottes viel Jesuserkenntnis haben, nur einen kleinen Schimmer vom Saum seines Gewandes erfassen. Es wird einmal groß sein, wenn wir ihn sehen, wie er in der Ewigkeit ist. Dann werden wir überhaupt nicht mehr verstehen, warum wir gezweifelt haben. Warum wir seiner Macht nichts zutrauten. Warum wir einmal meinten, er würde uns enttäuschen. Seine Liebe kann uns nicht betrügen, und seine Kraft ist mächtiger als alles, was uns bedrohen mag.
Bartimäus als Zeuge der frühen Gemeinde und die Einladung zum Glauben
So herrlich: Da war einer namens Bartimaeus. Ich bin sicher, dass sein Name genannt wird, weil er ein wichtiges Glied in der urchristlichen Gemeinde war. Es waren Menschen, die mit Jesus Erfahrungen gemacht hatten und deshalb als Zeugen in der Gemeinde gelten konnten.
Diese Leute kannten Christus und seine Macht. Hoffentlich gehören auch wir dazu – Menschen, die immer wieder neue Entdeckungen mit Jesus machen.
Wir sollten uns viel mehr Zeit nehmen, im Gewirr und Gedränge des Tages vor ihm stehen zu bleiben. Vor ihm alles auszubreiten, was wir nicht bewältigen können, und dann zu erleben, was er uns gibt.
Es wäre auch schön, wenn wir einfach erzählen würden, wie wunderbar er ist – wie wunderbar.
Persönliche Erfahrungen und die Gegenwart des lebendigen Gottes
Jetzt erzähle ich doch nur die Geschichte, weil noch nicht alle sie gehört haben. Mir kommen immer wieder Phrasen in den Sinn, wie: „Wie war es in Israel? Es war wunderschön.“
Bis auf den letzten Abend, da war gerade Herr Meiers noch da, der israelische Reiseveranstalter. Plötzlich kamen einige und sagten: „Das ist ganz furchtbar!“ So hat sich meine Frau herausgerufen: „Ja, warst du es nicht, Hans? Wart ihr es nicht?“ „Doch“, hat sie gesagt, „ja, ich komme, gell?“
Da hat ein Reiseteilnehmer geschickt seine Tasche, seine Ledertasche, mit an den Strand genommen. Es war Sabbat, ein ganz voller Strand. Er hatte sich das heilige Land etwas heiliger vorgestellt und war noch mit einem kleinen Misstrauen dabei, doch er breitete sein Handtuch darüber aus – obwohl Tausende von Augen es sehen konnten. Dann ist er schwimmen gegangen. Als er zurückkam, war seine Tasche nicht mehr da.
Es war nicht schlimm, es waren bloß zehn Mark im Geldbeutel, aber sein Reisepass war drin. Am nächsten Morgen musste man um acht Uhr am Flughafen sein. Am Sabbat kann man nichts mehr machen. Aber die deutsche Botschaft ist besser, als wir denken. Sie hat sogar einen Sabbatdienst. Ein schöner Botschaftsrat ist dann an der Abrad gegangen, hat sich erkundigt und gesagt: „Das ist nicht schlimm in Israel, mit der Pest sowieso, wenn man mit allen Attentaten und allem Angst hat.“
Das Hotel stand in Bad Jamse, mitten in den Dünen, und es war eine tolle Gruppe. Man wollte gerade um sieben zum Essen gehen, da waren sie auch noch dabei. „Wir sind alle da“, sagten sie. Da standen die Fünfziger mit Heißdampf, der ganze Tag nichts gegessen, und haben schöne Worte gehört. Dann sagten sie: „Jetzt müssen wir suchen.“ Denn Frau Meier sagte gleich: „So tief schmeißt man ja oft irgendwo weg.“
Ich sehe noch Frau Fischer, wie sie losläuft und alle Mülltonnen in der Hauptstadt entlangrennt. Die Ehe Fischer rennt. Die Leute sind gerannt um ihr Leben – wenn man vorher betet. Ich sage: „Heiland, jetzt kannst du eine Stecknadel im Heuhaufen finden, das ist leichter als sowas.“
Es sind so riesige Müllhaufen am Hotel. Die machen ja so wahnsinnig viel Dreck. Da hört es auf, und man kann also kilometerweit laufen, um es nach hinten runter. Dort liegen tote Katzen und alles Mögliche. Sie ist immer wieder halb so weit gelaufen und hat aufgehört. „Es hat keinen Wert, ich finde es nicht mehr“, kam sie zurück.
Dann hat einer gesagt: „Da hinten, so an der Müllhalde, hat er es gefunden – das Passwort drin.“ Da sage ich: Wenn man solche Erfahrungen macht, dann muss man sie einfach mitnehmen.
Wir sind heimgegangen, haben am Abend einen Dankabend gemacht und sagten: „Wir haben einen lebendigen Herrn.“ Wir haben es mal wieder so erleben müssen, weil man es ja oft auch nicht so sichtbar sieht und weil einem der Herr oft auch Leiden gibt.
Aber an diesem Abend waren wir überwältigt, dass ein lebendiger Gott unter uns ist. So heißt es beim Josua: „Ihr sollt merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist.“ Das ist so herrlich, und wir wollen es auch nicht vergessen.
Dieser Gott will aber noch viel, viel mehr tun. Er erlöst dein Leben vom Verderben, er krönt dich mit Gnade und Barmherzigkeit. Im christlichen Reich gibt es gar nichts, was uns niederdrückt – keine Todesnot und gar nichts, auch keine Krankheit. Denn Jesus ist viel, viel größer als alles, was uns diese Welt an Schrecken zufügen kann.