Ja, es ist wieder der erste Donnerstag im Monat. Schön, dass ihr dabei seid und liebevoll eingeschaltet habt. Es ist die Hochzeit des Jahres. Am 19. Mai 2018 geben sich Prinz Harry und Herzogin Meghan das Ja-Wort. Er stammt aus der britischen Königsfamilie, sie ist US-Schauspielerin und kommt aus einer bürgerlichen Familie.
Die ganze Hochzeit wird ziemlich groß aufgezogen. Prominente sind dabei, zum Beispiel George Clooney, James Blunt und Serena Williams. Allein für die Sicherheitsvorkehrungen werden 34 Millionen Euro ausgegeben – das ist der Wahnsinn.
Königliche Hochzeiten haben immer etwas ganz Besonderes an sich. Die Medien sind präsent, großer Rummel herrscht, Glanz und Glamour sind angesagt. Irgendwie faszinieren uns königliche Hochzeiten, obwohl sie eigentlich so weit weg von unserer Realität sind.
In unserem heutigen Text im Buch Holid möchten wir uns auch mit einer königlichen Hochzeit beschäftigen. Es gibt einige Parallelen: Sie kommt nämlich ebenfalls aus einem bürgerlichen beziehungsweise bäuerlichen Elternhaus. Er ist der König selbst. An Glanz und Glamour fehlt es definitiv nicht, Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen. Genau das ist unser Text heute Abend.
Es geht um Holi 3,1-11, und das Thema des Abends lautet: Die Hochzeit – ein besonderer Tag im Leben. Vielleicht denkst du jetzt: Unsere Hochzeit ist schon zwanzig Jahre her, wir schauen jetzt eher auf die Silberhochzeit nach vorne als auf unsere Hochzeit zurück. Ich werde aber auch heute Abend einiges über die Ehe an sich sagen, sodass auch für euch, die ihr schon länger verheiratet seid, auf jeden Fall etwas dabei sein wird.
In Kapitel drei geht es um die Hochzeit von Salomo und Sulamit. Interessanterweise kommt das Wort „Hochzeit“ im gesamten Buch Hohelied nur an dieser Stelle vor. Es ist tatsächlich die Hochzeit, die hier gefeiert wird.
Wir sprechen jedoch nicht nur über den Hochzeitstag selbst, sondern wollen, wie bereits angedeutet, einige Prinzipien für das Eheleben aus diesem Text ableiten.
Der Text lässt sich in zwei Teile gliedern: Zunächst geht es um die Zeit vor der Hochzeit. Hier wird uns die Sehnsucht der Braut beziehungsweise der Verlobten geschildert. In den Versen 6 bis 11 feiern wir dann die feierliche Ankunft des Bräutigams, und die Hochzeit beginnt. Aber...
Zunächst sprechen wir über den ersten Punkt: die Sehnsucht vor der Hochzeit. Ich möchte dazu die ersten vier Verse vorlesen. Dort heißt es:
„Auf meinem Lager, also spricht Sulamit, auf meinem Lager zur Nachtzeit suchte ich ihn, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. Aufstehen will ich, die Stadt will ich durchstreifen, die Straßen und die Plätze will ich ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. Es fanden mich die Wächter, die die Stadt durchstreiften: ‚Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt?‘ Kaum war ich an ihm vorüber, da fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich ergriff ihn und ließ ihn nicht mehr los, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hatte und in das Gemach derer, die mit mir schwanger war.“
Wir bekommen hier zunächst einen Einblick in die nächtlichen Gedanken einer jungen Frau. Sie befindet sich irgendwo zwischen Schlaf und Wachsein, vielleicht könnte man das als Halbschlaf bezeichnen. Warum sage ich das? In Kapitel fünf finden wir einen sehr ähnlichen Text, eine Parallele. Dort heißt es in Kapitel 5, Vers 2: „Ich schlief, aber mein Herz war wach.“
Ja, was denn jetzt? War sie wach oder schlief sie? Sie befindet sich genau dazwischen, und das gilt auch für unseren Text hier. Das bedeutet, dass das, was der Text schildert, keine tatsächlichen Taten sind. Sie steht nicht wirklich nachts auf und geht durch die Stadt, sondern verarbeitet das, was sie fühlt. Ihre Gedankenwelt wird bildhaft dargestellt, während sie im Bett liegt.
Es ist gut möglich, dass hier die Nacht vor der Hochzeit geschildert wird. Viele Frauen können sich vielleicht noch an die Nacht vor ihrer Hochzeit erinnern. Das ist nicht unbedingt immer die ruhigste Nacht im Leben. Man macht sich viele Gedanken, spielt sämtliche Szenarien durch und ist aufgeregt.
Interessanterweise wird hier das Wort „Nacht“ im Hebräischen im Plural verwendet. Das heißt, vielleicht ist gemeint, dass Sulamit uns hier nicht nur die Nacht vor der Hochzeit zeigt, sondern mehrere Nächte vor ihrer Hochzeit. In vielen Nächten hat sie sich nachts allein gefühlt. Sie steht auf – aber eben nur im Halbschlaf – und sucht verzweifelt nach dem Geliebten. Sie fühlt sich einsam und hat Sehnsucht nach ihm, doch er ist nicht da.
Die Schlachterübersetzung gibt das „Nächte“ tatsächlich im Plural wieder: „auf meinem Lager, in den Nächten suchte ich ihn.“ Demnach erzählt Sulamit hier rückblickend, dass sie sich in vielen Nächten vor der Hochzeit sehr einsam gefühlt hat.
Ich glaube, genau darum geht es: Sie fühlt sich nachts allein, liegt im Bett und hat Sehnsucht nach ihm, aber er ist nicht da. Wer hier an einen sexuellen Wunsch denkt, denkt viel zu kurz. Denn gleich viermal wird im Text erwähnt: „Den, den meine Seele liebt, den suche ich.“
Es geht hier darum, dass sie ihn als Person vermisst. Sie liebt ihn so sehr, dass sie ihn gerne bei sich hätte. Das empfindet sie nachts besonders intensiv, wenn sie allein im Bett liegt. Sie befindet sich in einem Zustand der Ruhelosigkeit, einer gewissen Schlaflosigkeit.
Dann findet sie ihn endlich – in ihrem Traum. Sie hält ihn fest und möchte ihn nicht mehr loslassen. Sie will Sicherheit. Das ist es, was der Text deutlich machen will: Sie will ihn festhalten.
Am Ende heißt es: „bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hatte und in das Gemach derer, die mit mir schwanger war.“ Jetzt stellt sich die Frage, warum sie ihn in das Haus ihrer Mutter bringt.
Das ist ganz interessant. Hier geht es wahrscheinlich um einen damaligen Hochzeitsritus. In 1. Mose 24 finden wir etwas Ähnliches, dort ist von Isaak und Rebekka die Rede. Dort heißt es in 1. Mose 24, Vers 67: „Dann führte Isaak sie in das Haus seiner Mutter Sarah, und er nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb.“
Isaak trifft hier auf Rebekka, und das Erste, was er macht, ist, sie in das Zelt seiner Mutter zu führen. Danach heiratet er sie. Wahrscheinlich ist das hier tatsächlich ein damaliger Hochzeitsritus.
Dementsprechend wird hier eine Hochzeit umschrieben. Sulamit will Salomo nicht mehr loslassen, bis sie ihn geheiratet hat. Sie möchte endlich ganz mit ihm verbunden sein.
Das hat sie im Prinzip auch schon in Kapitel 1 geschildert, wo sie sagt: „Der König möge mich in seine Gemächer führen.“ Vielleicht erinnert ihr euch daran. Sie will endlich mit ihm verheiratet sein, ihn ganz haben und eine feste Verbindung zu ihm eingehen.
Aber bei aller Sehnsucht und bei allem Verlangen muss etwas berücksichtigt werden. Das steht in Vers 5. Dort heißt es: „Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hirschkühen des Feldes: Weckt nicht, stört nicht die Liebe, bevor es ihr selber gefällt.“
Diese Aussage mahnt zur Geduld. Es gibt einen richtigen Zeitpunkt für die Liebe. In diesem Zusammenhang bedeutet das: Auch wenn du noch so viel Sehnsucht und Verlangen hast, warte auf den richtigen Zeitpunkt. Aus dem Kontext heraus ist dieser Zeitpunkt eindeutig: Es ist die Hochzeit, die dann in den folgenden Versen beschrieben wird.
Was dieser Text uns deutlich machen möchte, ist: Triff in deiner Sehnsucht und in deinem Verlangen keine emotional geleiteten Entscheidungen. Warte geduldig, auch wenn du noch so voller Emotionen bist.
Auf den Punkt gebracht lehren uns diese ersten fünf Verse Folgendes: Sie hat eine große Sehnsucht nach ihm, und sie fühlt sich einsam. Das ist die Botschaft der ersten fünf Verse.
Das, was wir an Sulamit beobachten, sind menschliche Gefühle, die, denke ich, viele von uns kennen. Gott selbst sagt, dass es nicht gut ist, dass der Mensch alleine ist. Salomo, der Autor des Hohelieds, schreibt in einem anderen Buch, das er verfasst hat – im Buch Prediger – ebenfalls darüber. Dort verwendet er mehrere Beispiele, um deutlich zu machen, dass es nicht gut ist, einsam durchs Leben zu gehen. Zwei sind besser als einer, sagt er in Kapitel 4 des Buches Prediger.
Das bedeutet, dass wir Menschen uns nach Gemeinschaft sehnen und diese auch brauchen. Besonders in Bezug auf das andere Geschlecht wünschen wir uns eine feste Verbindung. Das sehen wir hier bei Sulamit. Viele Menschen empfinden Ähnliches wie sie, besonders in der Nacht. Sie wachen auf und sind allein, was für sie eine große Herausforderung sein kann.
Es können Verliebte oder Verlobte sein, die sich danach sehnen, endlich verheiratet zu sein und in einer festen ehelichen Beziehung zu leben. Wenn wir von Einsamkeit und Sehnsüchten sprechen, denken wir auch an Unverheiratete, besonders an Singles. Diese Menschen sehnen sich oft danach, einen Partner zu finden, sind aber nachts allein und fühlen sich einsam.
Ich denke dabei auch an Witwen und Witwer, die Nacht für Nacht aufwachen und ihren Partner nicht mehr neben sich haben. Sie suchen ihn, finden ihn aber nicht. Einsamkeit und Sehnsucht können sehr, sehr stark sein.
Vor einiger Zeit konnte man in einer Zeitung im US-Bundesstaat Kansas folgende Anzeige lesen: „Ich würde gerne dreißig Minuten mit Ihnen telefonieren und Ihnen einfach schweigend beim Reden zuhören. Ich zahle für dreißig Minuten fünf Dollar.“ Das klingt zunächst wie ein Scherz, war aber ernst gemeint.
Kurz darauf erhielt die Person, die diese Anzeige inseriert hatte, tatsächlich zehn bis zwanzig Anrufe pro Tag – und sie bezahlte dafür. Das zeigt, wie groß der Schmerz der Einsamkeit sein kann. Eine Person war bereit, Geld zu zahlen, nur um dreißig Minuten am Tag irgendwie Gemeinschaft zu haben.
Dieses Empfinden von Sehnsucht und Einsamkeit kann auch in Ehen vorkommen. Selbst in einer Ehe gibt es Nächte, in denen man aufwacht und nach dem Partner sucht, doch er ist nicht da – weder nachts noch tagsüber. Man verspürt eine große Sehnsucht nach Gemeinschaft, aber der andere hat ständig Termine. So kann es sein, dass man verheiratet ist und sich trotzdem einsam fühlt.
Ich glaube, viele von euch können davon ein Lied singen. Der Ehemann ist ständig beruflich unterwegs, auf Geschäftsreisen, und oft auch mit dem Kopf kaum zu Hause. Die Frau empfindet eine große Einsamkeit, obwohl sie verheiratet ist. Vielleicht ist das genau das, was du gerade durchmachst.
Oft wird darüber nicht gesprochen. Sprecht heute Abend einmal darüber, in welchen Situationen ihr euch trotz der Ehe einsam fühlt. Übrigens kann dieses Gefühl auch bei Männern vorkommen – es betrifft nicht nur Frauen.
Letztens kam ein Mann zu mir und sagte: „André, ich muss immer alleine schlafen gehen. Ich leide darunter. Meine Frau ist ständig anderweitig beschäftigt, hat dauernd Termine und kommt nie mit mir ins Bett. Ich fühle mich allein und gehe einsam ins Bett.“
Das zeigt, dass dieses Gefühl bei beiden Geschlechtern auftreten kann: verheiratet sein und sich trotzdem einsam fühlen. Der andere hat viele Termine mit Freunden und wenig Zeit für den Ehepartner.
Meine Anregung an euch ist: Sprecht heute Abend darüber, wann ihr euch ähnlich fühlt. Wann empfindet ihr, trotz der Ehe, eine gewisse Einsamkeit, weil der andere so viel unterwegs ist oder vielleicht körperlich da ist, aber gedanklich weit weg?
Es ist sehr wichtig, dass ihr heute Abend darüber sprecht.
Dann kommen wir zum zweiten Teil. Teil eins war von großer Einsamkeit und großer Sehnsucht geprägt. Sie ist nachts allein und leidet darunter.
Jetzt, im zweiten Teil, kommt plötzlich Licht und Sonnenschein in ihr Leben. Die Hochzeit beginnt. In den Versen 6 bis 11 wird uns die Ankunft des Bräutigams geschildert. Zunächst lese ich Vers 6 und den ersten Teil von Vers 7: „Wer ist sie, die da heraufkommt aus der Wüste? Rauch gleich, umduftet von Myrrhe und Weihrauch, von allerlei Gewürzpulver des Händlers, siehe da die Senfte Salomos.“
Das heißt, hier wird eine Beobachtung am Horizont beschrieben. Jemand ist dabei, den Horizont abzusuchen. Und endlich erscheint die Senfte Salomos. Das bedeutet, die Ankunft des Bräutigams wird ziemlich feierlich dargestellt.
Heutzutage ist es ja immer andersherum: Man wartet bei einer Hochzeit auf die Braut. Zur Zeit der Bibel jedoch wartete man auf den Bräutigam. Übrigens auch noch im Neuen Testament. Vielleicht kennt ihr ja das Gleichnis von den zehn Jungfrauen, das Jesus erwähnt. Dort wartete man ebenfalls auf den Bräutigam.
Also damals war es andersherum: Heute warten wir auf die Braut, damals wartete man auf den Bräutigam. Und dieses Warten auf den Bräutigam hat jetzt ein Ende. Die königliche Hochzeit kann beginnen, denn die Senfte Salomos erscheint.
Mein Wunsch ist es, in dieser Hoheslied-Serie immer zwei Dinge miteinander zu verknüpfen. Zum einen möchte ich den Bibeltext erklären, zum anderen aber auch ganz praktische Anwendungen für das Leben daraus ableiten.
Bei diesem Text habe ich mich ehrlich gesagt etwas schwergetan mit der Anwendung. Es wird hier eine Hochzeit geschildert – was ist die Anwendung? Heiratet! Und hier sagen ja manche: Wir sind schon lange verheiratet. Deshalb habe ich mich gefragt, wie wir den Text auf unser Leben anwenden können.
Beim genaueren Hinsehen des Textes lassen sich jedoch sehr wertvolle Prinzipien für eine Hochzeit ableiten. Auch wenn diese Hochzeit eine königliche Hochzeit ist und damit weit entfernt von unserer Realität, sind die Prinzipien, die sich im Text finden, sehr wertvoll.
Ich möchte an dieser Stelle sechs Prinzipien weitergeben. Das erste ist: Eine Hochzeit ist immer ein Fest der Liebe.
Das ist erstens: Eine Hochzeit ist ein Fest der Liebe. In Vers sechs heißt es, dass der Senf Salomos von Myrrhe umduftet ist. Myrrhe ist ein Harz, das von einem bestimmten Baum gewonnen wird. Es wird zu Pulver verarbeitet und dann als Räucherwerk verbrannt.
Aber wie komme ich jetzt von Myrrhe auf Liebe? Das ist vielleicht die Frage, die ihr euch stellt. Es ist interessant, wenn man schaut, in welchen Zusammenhängen in der Bibel das Wort „Myrrhe“ verwendet wird. Zum Beispiel in Sprüche 7 wird Myrrhe benutzt, um ein Liebeslager zu beschreiben. Der Kontext ist dort nicht unbedingt positiv: Eine Frau möchte einen Mann verführen und macht deutlich, dass sie das Bett mit Myrrhe geschmückt und dekoriert hat. Trotzdem beschreibt es ein Liebeslager.
Myrrhe wird also im Zusammenhang mit Liebe erwähnt. Auch im Buch Hohelied wird Myrrhe an mehreren Stellen immer im Kontext von Liebe und Kostbarkeit genannt. Das heißt, wenn der Senf Salomos hier von Myrrhe umduftet ist und Myrrhe immer mit Liebe assoziiert wird, möchte der Text vermutlich sagen: Liebe liegt in der Luft. Die Hochzeit beginnt, und wir haben Liebe in der Luft.
Ich bin als Pastor immer wieder auf Hochzeiten, ganz unterschiedlichen Hochzeiten, und die schönsten Hochzeiten – da werdet ihr mir vielleicht zustimmen – sind nicht unbedingt die, bei denen die Dekoration perfekt ist oder die Location absolut top. Auch das Essen kann noch so gut sein – das ist nicht das Besondere an einer Hochzeit. Das Besondere ist, wenn man wirklich den Eindruck hat, und das ist vielleicht manchmal auch ein bisschen subjektiv, dass die beiden sich lieben. Wenn hier Liebe in der Luft liegt, das sind die schönsten Hochzeiten.
Genau so wird uns hier die Hochzeit geschildert, denn die Hochzeit ist immer ein Fest der Liebe.
Zweitens: Die Hochzeit ist ein heiliges Fest.
Eine Hochzeit ist ein heiliges Fest. So heißt es zum Beispiel in Hohelied 3,6: „Salomos Senfte ist umduftet von Weihrauch.“
Rein theoretisch könnten Myrrhe und Weihrauch in diesem Zusammenhang allgemein auf etwas Exotisches hinweisen. Interessant ist jedoch, dass Weihrauch an jeder anderen Stelle außerhalb des Buchs Hohelied, wirklich an jeder anderen Stelle, in einem heiligen, sakralen oder religiösen Zusammenhang steht – etwa im Zusammenhang mit Opfergaben und Gottesdiensten.
Wenn man an Weihrauch denkt, verbindet man ihn immer mit etwas Heiligem. Wenn dieser Text also sagt, die Senfte Salomos bei Beginn der Hochzeit sei umduftet von Weihrauch, will der Text vermutlich ausdrücken, dass hier auch etwas von Heiligkeit mitschwingt. Eine Hochzeit ist demnach ein heiliges Fest.
Wer davon noch nicht ganz überzeugt ist, dem sei Psalm 45 ans Herz gelegt. Psalm 45 ist ein Hochzeitslied für einen König, was eine interessante Parallele zu Hohelied 3 herstellt.
Mitten in Psalm 45, in Vers 7, wird Gott auf einer Hochzeit angebetet. Das zeigt: Eine Hochzeit ist ein heiliges Fest. Eine Hochzeit wird nicht ohne Gott gefeiert.
Ich finde es immer schön, wenn ein Brautpaar während des Traugottesdienstes bewusst einen Anbetungsteil einbaut, denn das gehört zu einer Hochzeit dazu. Eine Hochzeit ist ein heiliges Fest – das haben wir schon im Alten Testament. Das ist keine Erfindung der Neuzeit.
Natürlich gibt es Leute, die argumentieren, kirchliche Trauungen seien erst später entstanden. Doch schon im Alten Testament wurden auf Hochzeiten Lobpreislieder wie Psalm 45 gesungen.
Eine Hochzeit ist ein heiliges Fest. Deshalb wird ganz deutlich, dass eine Hochzeit nicht nur eine Angelegenheit auf horizontaler Ebene ist. Einer Hochzeit, die Gott nicht im Blick hat, wird ihrem Wesen eigentlich nicht gerecht, denn per Definition ist eine Hochzeit ein heiliges Fest.
Drittens ist die Hochzeit auch ein verpflichtendes Fest.
In den Versen sieben und acht heißt es weiter: Sechzig Helden sind rings um sie her, von den Helden Israels. Sie sind alle Schwertträger, geübt im Kampf. Jeder hat sein Schwert an seiner Hüfte, gegen den Schrecken der Nachtzeit.
Salomo kommt hier zu seiner Hochzeit, und er kommt nicht allein. Er hat sechzig Helden mit sich. Dabei handelt es sich wirklich um Elite-Soldaten. Das ist natürlich ein beeindruckendes Szenario: Salomo erscheint mit sechzig Elite-Soldaten, die man sich wie die Navy Seals von damals vorstellen kann. Sicherlich waren das in gewisser Weise auch seine Trauzeugen.
Heutzutage hat man ja selten nur einen Trauzeugen. Bei Hochzeiten, auf denen ich in letzter Zeit war, gab es meistens zwei bis vier Trauzeugen. Salomo denkt sich: Wie wäre es mit sechzig? Sechzig Helden, sechzig Elite-Soldaten, die mit dabei sind. Doch sie sind nicht einfach nur so anwesend. Sie haben eine bestimmte Funktion, die uns im Text auch genannt wird.
Es heißt: Gegen den Schrecken der Nachtzeit. Sie sind geübt im Kampf, ausgebildete Top-Soldaten, und sie sind bei der Hochzeit dabei, um für Sicherheit zu sorgen. Das müssen wir im Zusammenhang sehen.
Sulamit wird uns im Buch Hohelied als ängstlich beschrieben. In Kapitel eins will sie nicht die anderen Hirten ansprechen, weil sie sich dabei komisch vorkommt. In Kapitel zwei wird sie als Taube geschildert, eine Taube, die aus dem Versteck herauskommen soll. Vermutlich war sie ängstlich.
Ich meine, jede Frau wünscht sich Schutz und Sicherheit. Salomo kommt zu seiner eigenen Hochzeit, und er hat sechzig Elite-Soldaten dabei. Das ist ein Signal. Ein Signal, das sagt: Ich verspreche dir, ich sorge für deine Sicherheit.
Das ist ein Aspekt, der vielleicht nicht allzu häufig betont wird. Aber wir als Ehemänner haben die Aufgabe, unsere Frauen zu beschützen. Wir haben die Aufgabe, für sie zu sorgen, für sie da zu sein, sie zu schützen und für ihre Sicherheit zu sorgen.
Ultimativ kann natürlich nur Gott unsere Quelle der Sicherheit sein. Doch er möchte uns als Ehemänner auch gebrauchen, um unseren Frauen Sicherheit zu geben und sie zu beschützen. Sie sind Gottes Töchter, sie sind das schwächere Gefäß, sagt die Bibel, und sie brauchen Schutz.
Salomo sagt mit diesem Statement auf seiner Hochzeit: Ich verpflichte mich, für deine Sicherheit zu sorgen. Das ist das, was wir getan haben, als wir geheiratet haben. Eine Hochzeit ist ein verpflichtendes Fest. Sie bringt viele Verpflichtungen mit sich, aber eine Verpflichtung ist eben auch: Ich verpflichte mich, dich zu beschützen.
Viertens: Eine Hochzeit ist ein glanzvolles Fest.
Ich lese mal die Verse neun und zehn:
Ein Tragsessel wurde vom König Salomo aus Hölzern des Libanon gefertigt. Seine Füße machte er aus Silber, die Lehnen aus Gold, den Sitz aus rotem Purpur. Das Innere war mit Ebenholz ausgelegt.
Hier wird also die Ausstattung der Senfte beschrieben. Man könnte auch sagen, Salomons Limousine wird hier ein wenig dargestellt – absolut prunkvoll. Diese Senfte besteht aus wertvollem Zedernholz, das aus dem Libanon stammt. Das innere Gestell ist aus Silber und Gold gefertigt, der Sitz besteht aus purpurrotem Stoff. Das ist wirklich beeindruckend, hier ist absoluter Prunk angesagt.
Die Anwendung ist natürlich nicht so zu verstehen, dass wir unsere Hochzeiten prunkvoll feiern sollten. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass einige Paare manchmal ein wenig übertreiben, wie viel sie in eine Hochzeit investieren. Man kann da schnell über das Ziel hinausschießen. Deshalb müssen wir mit der Anwendung vorsichtig sein.
Aber stellen wir uns doch mal die Frage: Wer heiratet hier? Salomo heiratet. Er ist unglaublich reich. Und der Punkt ist doch: Wenn er an seiner Hochzeit spart, wäre das ein negatives Signal. Er kann es sich leisten, und er möchte diesen besonderen Tag – und eine Hochzeit ist immer ein besonderer Tag im Leben – auch entsprechend gestalten. Er möchte, dass der Rahmen die Kostbarkeit dessen, was hier passiert, unterstreicht.
Insofern ist eine Hochzeit auch immer ein glanzvolles Fest.
Wir kommen nun zum fünften Punkt: Die Hochzeit ist aber auch ein öffentliches Fest.
Da heißt es in den Versen, vor allem in Vers elf: „Ihr Töchter Jerusalems, kommt heraus und betrachtet doch, ihr Töchter Zions, den König Salomo in der Krone, mit der ihn seine Mutter gekrönt hat am Tag seiner Hochzeit.“
Die Töchter Jerusalems sind hier wahrscheinlich die Brautjungfern. Sie werden herausgerufen, weil ihr Bräutigam kommt. Hier geschieht etwas Öffentliches, entsprechend dem Charakter einer Ehe.
Eine Ehe ist immer etwas Öffentliches und Offizielles. Entsprechend diesem Charakter ist auch eine Hochzeit immer etwas Öffentliches. Damit ist nicht gemeint, dass sie für jedermann zugänglich ist, sondern dass sie immer unter Zeugen stattfindet.
Eine Hochzeit ist keine bloße Privatzeremonie, bei der zwei Personen einfach für sich entscheiden: „Wir sind jetzt verheiratet.“ Nein, eine Ehe ist eine öffentlich-rechtliche Institution. Deshalb findet eine Hochzeit immer unter Zeugen statt.
Die sechzig Helden sind dabei, die Töchter Jerusalems sind dabei. Sie sind als Zeugen anwesend, damit bezeugt wird, dass hier etwas ganz Offizielles geschieht.
Hier werden Mann und Frau eins. Sie entscheiden sich, den Weg nun gemeinsam zu gehen. Deswegen ist eine Hochzeit immer etwas Öffentliches.
Und sechstens und letztendlich: Die Hochzeit ist ein Freudenfest.
Ich lese noch einmal den letzten Teil oder auch Vers elf komplett:
Ihr Töchter Jerusalems, kommt heraus und betrachtet doch, ihr Töchter Zions, den König Salomo in der Krone, mit der ihn seine Mutter gekrönt hat am Tag seiner Hochzeit und am Tag der Freude seines Herzens.
Es ist wunderbar, dass der Hochzeitstag hier mit einem Freudentag gleichgesetzt wird. Ein Hochzeitstag ist kein Trauertag. Ein Hochzeitstag ist ein Freudentag, und dementsprechend ist es gut, eine Hochzeit auch wirklich fröhlich zu feiern.
Schließlich ist die Ehe Gottes Geschenk an den Menschen. Geschenke dürfen wir dankbar annehmen, und Geschenke dürfen wir wirklich gebührend feiern. Deswegen finde ich es auch immer gut, wenn Hochzeiten fröhlich gefeiert werden.
Ich meine, Hochzeiten in der Bibel wurden fröhlich gefeiert, und wir sollten auch unsere Hochzeiten, die wir feiern, fröhlich gestalten. Denn hier passiert etwas so Wunderbares. Es ist ein Freudenfest, eine Hochzeit.
Gott möchte den Menschen mit der Ehe Freude machen. Das ist ein wunderbarer Abschluss hier eigentlich des Textes. Am Anfang haben wir die Sehnsucht gesehen, und am Ende von Kapitel drei steht die Freude.
Da sind Mann und Frau eins geworden – noch nicht im Sexuellen, das ist erst der nächste Vortrag –, aber sie haben sich hier miteinander für ein Leben entschieden, das sie nun gemeinsam führen möchten.
Der Aufbau des Textes ist wirklich interessant, und das möchte ich hier zum Schluss noch einmal aufzeigen.
Auf die Einsamkeit der Frau, auf die Einsamkeit der Braut folgt im zweiten Teil der Bericht der Hochzeit. Und wisst ihr, was wir daraus lernen können? Die Ehe ist Gottes Antwort auf die Einsamkeit des Menschen.
Im ersten Teil steht die Einsamkeit im Mittelpunkt, dann beginnt die Hochzeit. Wenn man das zusammen betrachtet, kann man daraus ableiten: Die Ehe ist Gottes Antwort auf den Wunsch des Menschen nach Gemeinschaft. Das ist genau das, was 1. Mose 2,18 sagt: „Und Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist; ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht.“
Partnerschaft ist nicht die einzige Absicht einer Ehe. Es gibt auch in Vers 5 noch ganz andere Dimensionen. Aber Partnerschaft ist die Absicht, die hier gerade in unserem Text besonders hervorgehoben wird. Auf die Einsamkeit folgt der Hochzeitstag, damit sie nun einander haben.
Ihr Lieben, Gott weiß, was der Mensch braucht. Und was heißt das auf deine Situation bezogen? Dein Ehepartner, der jetzt hoffentlich neben dir sitzt, ist Gottes Geschenk an dich. Weil du ihn hast, musst du nicht alleine durchs Leben gehen.
Kann es sein, dass wir unseren Ehepartner viel zu oft als selbstverständlich betrachten? Ja, er ist halt da in unserem Leben, und das auch schon über Jahre. Aber er ist Gottes Geschenk an dich, damit du nicht alleine durchs Leben gehst, damit du nicht dauernd nachts aufwachst und niemanden neben dir hast.
Es ist so wunderbar, dass Gott uns so ein Geschenk gemacht hat – mit der Ehe und konkret mit unserem Ehepartner.
Ich las vor einiger Zeit von einem Ehepaar: Er ist fünfundneunzig Jahre alt, sie ist sechsundneunzig. Beide haben sich in der sechsten Klasse ineinander verliebt und sind mittlerweile seit 75 Jahren verheiratet. Das nennt man Kronjuwelenhochzeit. Seit 83 Jahren sind sie beste Freunde.
Der Verstand der Frau lässt jetzt mit sechsundneunzig etwas nach, das kann man auch verstehen. Aber der Mann sitzt einfach immer noch stundenlang neben ihr und legt seine Hand auf ihren Arm.
Ich frage mich in dem Zusammenhang: Was muss in einem Mann vorgehen, der seine Frau in seinem Arm hält – eine Frau, die seit 83 Jahren an seiner Seite ist? Was hat man da gemeinsam schon alles erlebt? Erinnerungen, wie man sich auf dem Spielplatz kennengelernt hat, irgendwann verliebt hat, dann kam der Hochzeitstag, der große Hochzeitstag, die Flitterwochen, das erste Kind, die anderen Kinder, die Enkel.
Man wird gemeinsam alt, die Urenkel kommen dazu. Man ist in 83 Jahren wirklich durch dick und dünn gegangen und hat diesen Menschen immer noch an seiner Seite, mit dem man so vieles erlebt hat.
Auch wenn die meisten von uns nicht auf 83 Jahre gemeinsames Leben kommen werden, sollten wir uns trotzdem für unsere Ehen Folgendes bewusst machen: Gott hat dir da jemanden gegeben, der sehr wahrscheinlich viele Jahrzehnte an deiner Seite sein wird – oder auch schon viele Jahrzehnte an deiner Seite ist.
Arbeitskollegen kommen und gehen, Bekannte kommen und gehen, Freunde kommen und gehen, die Eltern gehen irgendwann aus dem Leben, selbst die Kinder ziehen irgendwann aus dem Haus. Aber es gibt eine Person, die bleibt – und das ist dein Ehepartner.
Ich möchte dich heute einfach noch einmal ermutigen, ihn so zu schätzen: deinen Ehepartner, und Gott dafür zu danken, dass er ihn dir gegeben hat.
Vorausgesetzt, dein Ehepartner stirbt nicht vor dir, wird er derjenige sein, der bis zum Tod wortwörtlich an deiner Seite ist. Das Ganze hat offiziell mit eurer Hochzeit begonnen, und es wird irgendwann mit dem Tod beendet werden. Aber in der Zwischenzeit habt ihr euch. Gott hat euch einander gegeben, und ich möchte euch heute einfach ermutigen, Gott noch einmal dafür zu preisen.
Wir sollten nie in einen Egoismus hineinfallen, dass wir nur noch einander sehen. Dazu neigen leider auch viele christliche Ehen, dass man nur noch miteinander beschäftigt ist.
Ja, wir sollten froh sein, dass wir einander haben. Aber wir sollten Gott dafür die Ehre geben, dass er uns dieses Geschenk gemacht hat. Wir sollten den Geber des Geschenks preisen und uns nicht nur mit dem Geschenk selbst beschäftigen.
Leider gibt es viele Ehen, in denen die Ehe zum Götzen geworden ist – wo man die Ehe anbetet und nicht Gott, den Geber der Ehe.
Dahin dürfen wir nicht kommen. Aber es ist auch immer wieder dran, dass wir Gott dafür danken, dass er uns eine Person gegeben hat. Die Person, die jetzt hoffentlich gerade neben dir auf dem Sofa sitzt – er hat sie dir gegeben, damit du nicht alleine durchs Leben gehen musst.
Ich schlage vor, dass wir gleich noch eine Dankesrunde machen. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, nachdem ich euch noch einige Fragen mitgegeben habe.
Folgende Fragen möchte ich euch heute für den persönlichen Austausch mitgeben:
Erstens: Was war der schönste Moment am Tag eurer Hochzeit? Denkt einfach noch einmal zurück an eure Hochzeit. Wie habt ihr sie damals gefeiert? Tauscht euch gezielt darüber aus, was für euch der schönste Moment auf der Hochzeit war.
Zweitens: Stellt euch die Frage: Fühlt ihr euch manchmal allein, obwohl ihr verheiratet seid? Nutzt den heutigen Abend, um genau darüber zu sprechen. Was ist der Grund dafür, dass ihr euch einsam fühlt? Vielleicht hast du es deinem Partner noch nie gesagt. Sag es ihm heute mal: In welchen Situationen fühlst du dich besonders einsam? Rede darüber, wenn du das manchmal empfindest.
Der dritte Punkt ist eigentlich keine weitere Frage zum Austausch, sondern eine Einladung: Nehmt euch heute ganz bewusst Zeit, um Gott für eure Ehe zu danken. Dankt dafür, dass er so gute Absichten mit der Ehe hat. Ihr habt einander und müsst nicht allein durchs Leben gehen. Gebt Gott dafür die Ehre.
Wir verabschieden uns an dieser Stelle und wünschen euch einen gesegneten Abend und einen schönen Austausch. Wir sehen uns dann wieder am ersten Donnerstag des nächsten Monats. Bis dann.