Einführung in die Sintflutgeschichte und die Rolle Noahs
Erster Mose 8, auf den ersten Seiten der Bibel, Vers 1, und die Katastrophe der Sintflut sind Thema der letzten beiden Kapitel. Dort heißt es: „Da gedachte Gott an Noah und an alles wilde Tier und an alles Vieh, das mit Noah in der Arche war.“
In Vers 6 steht: Nach vierzig Tagen tat Noah an der Arche das Fenster auf, das er gemacht hatte, und ließ einen Raben ausfliegen. Dieser flog immer hin und her, bis die Wasser auf der Erde vertrockneten.
Danach ließ Noah eine Taube ausfliegen, um zu erfahren, ob die Wasser sich auf der Erde verlaufen hätten. Die Taube fand jedoch nichts, worauf sie ihren Fuß hätte setzen können, und kehrte zu Noah in die Arche zurück, denn noch war Wasser auf dem ganzen Erdboden.
Noah streckte daraufhin die Hand aus und nahm die Taube zu sich in die Arche. Sieben Tage später ließ er erneut eine Taube ausfliegen. Diese kehrte am Abend zurück, und siehe, ein Ölblatt trug sie in ihrem Schnabel. Da merkte Noah, dass die Wasser sich auf der Erde verlaufen hatten.
Er wartete noch weitere sieben Tage und ließ eine Taube ausfliegen, die nicht wieder zu ihm zurückkehrte.
Persönliche Erfahrung mit Stress und Erholung
Vor einigen Jahren hatten wir eine Freizeit an einem herrlichen Schweizer Urlaubsort. Dieses Erlebnis bleibt mir unvergesslich.
In der ersten Nacht gab es großen Tumult. Einer der Teilnehmer, ein Mann mit einer sehr verantwortungsvollen Position in einem Wirtschaftsinstitut, erlitt einen schweren Kollaps. Man musste den Notarzt rufen. Doch dieser winkte nur ab und sagte, das sei ihr tägliches Geschäft. Sie müssten nachts immer ausrücken.
Es war die erste Nacht, in der die Manager Urlaub machten. Sie kamen aus dem ungeheuren Druck ihrer Arbeit und hatten noch den Kopf voller Termine, Misserfolge, Streitigkeiten und Spannungen mit schwierigen Menschen. Sie hatten Probleme, die sie nicht mehr lösen konnten. Im letzten Moment hatten sie sich aus ihrem Büro davongeschlichen.
Jetzt hörten sie Kühe bimmeln, es herrschte Totenstille, und sie spürten die Körper, die sich bewegten. Dazu kam eine völlig andere Luft, eine Veränderung des Luftdrucks. Dann kollabierten die Körper. Zwar war letztlich nichts Schlimmes passiert, doch im Augenblick sah es sehr bedrohlich aus.
Es ist tatsächlich so: Wenn man Urlaub macht – und ich sage das schon die ganzen letzten Sonntage – hat man es redlich verdient. Es ist heute ein Kampf, was man leisten muss. Oft steht einem das Wasser bis zum Hals. Es geht um Biegen und Brechen, man muss kämpfen. Manchmal fühlt man sich, als wäre man im Würgegriff, wird geschüttelt und weiß gar nicht mehr, wie man weitermachen soll. Und genau das nimmt man noch mit in den Urlaub.
Die Arche Noah als Symbol der Geborgenheit inmitten des Chaos
Deshalb habe ich für Sie die Geschichte von Noah ausgesucht. Das wirkt auf den ersten Blick ganz wirklichkeitsfremd. Wo gibt es denn so etwas in der Welt? Noah sitzt Tag für Tag in seiner Arche, in völliger Ruhe. Doch in der Welt herrscht Hektik.
Wo spielt das Ganze ab? Wo fährt dieses Schiff, diese Rettungsboje von Noah? Um ihn herum ist Chaos, um ihn herum ist Verderben. Es ist mir wichtig, dass wir unsere naiven Weltbilder ablegen. Die meisten Menschen unserer Zeit haben ein sehr naives Weltbild.
Sie glauben, die Welt und der Kosmos seien von großer Harmonie geprägt. Das stimmt aber nicht! Es gab schon vor Jahrhunderten und Jahrtausenden zahlreiche Katastrophen. Menschen ringen um ihr Leben, sie schreien, sie kämpfen, leiden, weinen und sterben.
Noah lebt mitten in einer großen Todesflut. Er selbst ist geborgen und sicher, weil Gottes Hand ihn schützt, umgibt und birgt.
Ich möchte Sie einfach fragen: Kennen Sie das? Tobe, wälte und springe, ich stehe hier und singe in ganz sicherer Ruh! Um mich herum herrscht Aufregung, Ärger und große Unsicherheit. Doch ich bin ganz geborgen. Ich weiß, dass Gott bei mir ist und mich schützt.
Es kann mir nichts geschehen, auch wenn Wasser kommt. Es muss mir zum Besten dienen. Noah ist ein Bild der Geborgenheit und des Friedens, weil er weiß: Gott denkt an mich, Gott lässt mich nicht untergehen. Mein Leben ist geborgen in der Hand Gottes.
Fragen an Noah: Kann Gott uns vergessen?
Jetzt haben wir ein paar Fragen an Noah. Die erste Frage, die mich bewegt, lautet: Kann Gott uns nicht vergessen? Doch, Gott kann uns sehr wohl vergessen. Das ist das Schlimme an der Sintflutgeschichte – dass es Gott reut, dass er uns das Leben gegeben hat. Als Gott sagt, es war der größte Reinfall, es war umsonst investiert.
Es ist wichtig, dass man das weiß. Über all dem, was die Bibel sagt, liegt ein großer Ernst. Gott sagt: „Ich will jede Erinnerung auslöschen, ich will nichts mehr wissen, ich will sie von mir tun.“ Gott kann der Menschen überdrüssig sein.
Eines der schlimmsten Worte steht im Neuen Testament: Gott hat diese Welt dahingegeben, dahingegeben in ihre eigene Zerstörung, ihre Selbstzerstörung. Wenn man die Welt betrachtet, kann man den Gedanken nicht loswerden, dass das richtig mit Händen zu greifen ist: Gott hat diese Welt dahingegeben.
Menschen schänden ihr Leben an sich selbst. Man macht sein eigenes Leben kaputt, zerstört es und kümmert sich nicht darum, was dann werden soll. Gott hat uns vergessen. Also: Gott kann uns wohl vergessen.
Und dann kommt es vor, dass Menschen Gott vergessen. Das erleben wir auch auf Schritt und Tritt. Menschen vergessen Gott, leben in den Tag hinein. Sie wollen nichts mehr hören, sagen: „Uns geht es doch gut, was bekümmert mich das? Ich lebe mal darauf zu, ich werde das schon sehen.“
Und auf einmal merkt man, wenn man beten will, da ist niemand, der mich hört. Es ist nur ein Zwiegespräch, das ist ganz wichtig: ein Selbstgespräch. Da ist niemand da. Man hört nur seine eigenen Schritthallen im leeren Raum. Man kann Gott vergessen, man kann Gott auf die Seite schieben.
Gottes Gedenken an Noah als Zeichen der Gnade
Und jetzt steht bei Noah etwas ganz anderes: Gott gedachte an Noah. Gott gedachte an Noah.
Haben Sie einmal erlebt, wenn Sie einsam waren, was es bedeutet, wenn Ihnen ein Freund sagt: „Du, ich denke an dich.“ Sie sind im Krankenhaus und haben Sorgen, und da denkt jemand an Sie. Sie haben jemanden, der an Sie denkt.
Aber es ist noch viel größer, was hier steht: Gott denkt an mich. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Wunder. Denn es unterscheidet Noah von all den anderen Leuten. Was ist denn mit Noah los, dass Gott an ihn gedenkt, mitten in dieser grausamen Gerichtsflut, die sich über die Welt ergießt?
Jetzt haben wir die Frage: Warum denkt Gott an Noah? Das ist kein Verdienst, wie wir manchmal vielleicht meinen. Denn „Noah war besser als andere“ – das sagt ja die Bibel immer. Das ist aber nicht der Grund. Sondern Noah fand Gnade vor dem Herrn. Was ist denn Gnade? Das heißt unverdiente Annahme.
Gott hat uns so oft Gnade angeboten. Das ist der einzige Weg, auf dem man Gott finden kann. Noah nahm die Gnade Gottes an – das ist der Grund. Er hat sie nicht weggestoßen.
Stoßen Sie die Gnade Gottes in Ihrem Leben nicht weg! Bis heute sucht Gott in seiner Güte nach uns!
Ich wollte, dass Sie in diesen Urlaubstagen Stille haben und Zeit. Es ist ja meist so, wenn man Urlaub macht – ja, heute oft auch ein Fluch des Sonntags –, dass man sich so viel vornimmt: weite Fahrstrecken, die man zurücklegt, Kulturprogramme, die man besichtigen will. Man kommt gar nicht zur Stille, um darüber nachzudenken: Gott denkt an mich. Die Güte Gottes umgibt mich.
Gerade wenn wir in Spannungszuständen leben, in Angst und im Würgegriff, dann weiß ich: Gott ist da. Er denkt an mich. Er hat mich nicht vergessen.
Die biblische Frage nach Gottes Vergessen und seine mütterliche Fürsorge
Wir haben es vorhin gehört: In Israel war die Frage präsent, ob Gott einen vergessen hat. Viele fragten sich: Hat Gott mich denn nicht vergessen?
Sie haben Bibeln dabei, schlagen Sie mal Psalm 25 auf. Diese Frage findet sich immer wieder in der Bibel: Hat mich Gott abgeschrieben? Bin ich vergessen?
Nach dir, Herr, verl… Nein, das ist der Vers aus Psalm 77, der später noch kommt. Dort heißt es: „Herr, lass mich nicht los!“ Ich rufe zu Gott und schreie um Hilfe. Ich suche in der Zeit meiner Not den Herrn, meine Hand ist ausgestreckt.
Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? Oder hat er sein Erbarmen im Zorn verschlossen? Hat Gott vielleicht Zion vergessen?
Interessant ist, dass bei uns in der Not, wenn wir selbst mit unserem Leben nicht mehr zurechtkommen, besonders in der Todesangst die Frage auftaucht: Hat Gott mich vergessen? Hat Gott mich vergessen?
So auch in der vorhin gelesenen Schriftstelle, Jesaja 49. Dort sagt Gott dieses Wort: Ihr kennt das doch von Müttern. Gott hat ein mütterliches Herz. Er kann das doch nicht vergessen.
Es mag vielleicht bei manchen seltsamen Müttern vorkommen, dass sie ihr Kind vergessen. Aber Gott sagt: „Ich kann dich doch nicht vergessen, ich habe dich in meine Hände gezeichnet.“
Diese herrliche Zusage Gottes: Gott denkt an dich. Machen Sie sich das für Ihr Leben fest.
Stossen Sie die Gnade Gottes nicht weg! Das ist die schlimmste Sünde, die man tun kann: die Gnade Gottes wegzustoßen, gleichgültig daran vorbeizugehen. Stossen Sie sie nicht weg!
Noah hat das festgemacht. Noah wollte Gott gehören, sein Eigentum sein.
Gottes Fürsorge im Detail und die Bedeutung des Glaubens
Wie wunderbar hat Jesus das immer wieder bestätigt. Am letzten Sonntag hörten wir von den Blumen auf dem Feld: Ihr seid ja viel mehr wert als sie.
Oder in dem wunderschönen Wort, in dem Jesus sagt: Denkt doch an die Spatzen, die Spatzen unter dem Himmel. Man kauft fünf Stück zum Discountpreis für zwei Pfennig, und Gott sorgt für die Spatzen. Wie viel mehr sorgt er für dich!
Und dann: Eure Haare auf dem Haupt sind alle gezählt. Was für ein Trost ist das! Wenn die Haare ausfallen, verstehen Sie, das steht alles unter Gottes Regie. Das ist kein Zufall.
Neulich sagte mir bei einem Besuch eine Frau ganz empört: „Da können Sie ja noch voll sagen, dass Gott sich um unsere Haare kümmert.“ Genau das meine ich! Ich möchte, dass Gott sich um die Details meines Lebens kümmert.
So einen Gott haben wir, dem nichts zu unwichtig und unbedeutend ist. Gott kümmert sich um mich. Gott kann mich nicht vergessen, denn wer seine Gnade an ihm erfährt, den kann er nicht vergessen.
Die Angst und die Unzulänglichkeit der Natur als Trost
Aber wenn die Angst umgeht – das ist meine nächste Frage. Wir sind ja alle von der Angst gepackt. Ich möchte nochmals sagen: Der Blick in die Natur ist wunderschön. Sie bringen schöne Dias aus dem Urlaub mit, und wenn man sie ansieht, sieht man Bilder vom Meer, von Schneebergen, Wiesen, Blumen, Tieren, Tälern, Wäldern und allem, was Sie aufgenommen und dargestellt haben. Selbst das, was Menschen gebaut haben.
Doch all das kann uns nicht trösten. Wir können uns daran freuen, aber es kann uns nicht trösten in der Angst unseres Lebens.
Unser Jahrhundert hat große Schockwellen erlebt. Niemand kann wirklich verstehen, was in den grauenhaften Weltkriegen geschehen ist. Ich habe neulich meine Enkelkinder auf den Schoß gesetzt und ihnen von der Zerstörung Stuttgarts erzählt. Dann habe ich ihnen Bilder gezeigt. Sie schauen nur, und ich kann doch nicht sagen: „Das war die Königstraße.“ Das haben wir alles erlebt – millionenfaches Morden von Menschen. Was steckt hinter jedem einzelnen Sieg?
In dieser ganzen Erschütterung unserer Welt – was ist denn diese Welt? Eine unheimliche, bedrohliche Welt. Das empfinden Sie ja ganz richtig, wenn Sie die Zeitung aufschlagen oder Nachrichtensendungen ansehen. Was ist das für eine Welt, in der es drunter und drüber geht?
Da tröstet mich nicht die Blumenwiese, nicht das schöne Antlitz einer Milchkuh, eines Schneebergs oder von Meereswellen. Was tröstet mich denn? Nicht der Blick in die Natur.
Der Trost des göttlichen Gedenkens und die Warnung vor Vergessenheit
Was tröstet mich denn? Dass Gott meiner gedenkt und mich nicht vergisst. Jesus hat prophezeit: Es wird in den letzten Tagen sein wie in den Tagen Noas. Wenn Sie in Ihre Bibel schauen, finden Sie das in Lukas 17,26.
Es wird sein wie in den Tagen Noas: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie ließen sich heiraten. Es war überhaupt nichts Böses. Was war denn die Schuld? Sie haben Gott vergessen und lebten einfach für sich dahin. Das Organ, mit dem sie Gottes Stimme hätten vernehmen können, war verkümmert.
Wo kann ich denn den Frieden finden in der Enge der Welt? Also nochmal: nicht durch den Anblick der Natur. Wenn Leute sagen, sie gehen lieber statt in den Gottesdienst lieber im Wald spazieren, so gehe ich auch gern im Wald spazieren. Aber was mich tröstet in den Anfechtungen, ist das Reden Gottes.
Wenn Sie wissen wollen, was besonders beim Noah war, lesen Sie den Bibelbericht genau. Er war ein hörender Mensch. Die Stimme Gottes hat Noah gehalten. Sie hat ihn durch die Flut des Gerichts und der Zerstörung hindurchgeführt.
Es ist erschütternd, wenn heute wieder unsere Ohren und Herzen im Wohlstand verfetten und wir nicht mehr hören können auf die Stimme Gottes. Dann wird es schlimm. Dann gehen wir mitunter in jene letzten Tage, die so ähnlich sind wie die Tage Noas.
Denn die Welt hat keine Zukunft und keinen Frieden. Die Hoffnung der Menschheit ruht nur auf der Wiederkunft Jesu.
Die zerstörerischen Mächte und die Notwendigkeit des Hörens auf Gottes Stimme
Damals geht die Welt im Chaos der Mächte unter – der selbstzerstörerischen Mächte, die mitten in dieser Welt wie angelegt sind. Man muss sie nur anbohren, und dann bricht alles heraus.
Das kennen Sie, wir haben das jetzt schon ein paarmal aus Ihrem eigenen Leben und Herzen gesagt: Wie diese selbstzerstörerischen Mächte in unserem Leben wüten können. Wenn ich von Gott los bin und die Trennung von Gott habe, dann kommt plötzlich alles durcheinander.
Liebe wird zu Hass, und gute Gedanken verwandeln sich in böse Gedanken. Plötzlich kann ein Mensch sein Wesen und sein ganzes Gesicht verkehren. Da war ein Noah, ein Hörender. Das Einzige, was man sagen kann: Er hörte auf die Stimme Gottes!
In dieser großen Angst, die umgeht, will ich auf das hören, was Gott mir sagt.
Gottes Zuspruch an Noah und die Suche nach Sicherheit
Und Gott spricht zu diesem Noah, einem schwachen Mann, einem hilflosen Mann. Um ihn herum stirbt alles, fällt alles zusammen.
Wir hatten in Stuttgart ein eindrucksvolles Denkmal. Oben steht der Name Scherbelino. Wenn man dort hinaufsteigt und die großen Steine sieht, die einst vielleicht ein großes Bankgebäude oder eine schicke Villa schmückten, erkennt man, wie sie jetzt übereinandergetürmt liegen. Für unsere Generation ist das sehr eindrucksvoll.
Worin kann ich mich denn bergen? Ich möchte Ihnen das sagen, weil viele von Ihnen Ängste haben – sei es gesundheitlicher Art, Sorgen um den Beruf oder menschliche Sorgen. Sie können sich nur bergen in dem Gott, der Noah rief und bei dem Noah Gnade findet.
Noah blickt nicht auf die zerstörerische Welt um sich herum. Er sieht nicht das Elend und das Grauen. Manchmal klammern wir uns an all das Schwere und Unheimliche, das geschieht, an all das Scheußliche. Noah aber hat oben an seiner Arche eine Luke. Für mich ist das wie ein Sinnbild.
Können Sie so aus Ihrer Not getrost aufblicken? Können Sie die Verbindung mit dem lebendigen Gott suchen? Dann kommt die Stunde, nach fünf Monaten des Wartens, in der Gott zu ihm spricht und sagt: „Noah.“ Schließlich steigt Noah aus der Arche.
Wenn die Stunden sich gefunden haben, bricht die Hilfe mit Macht herein. Um Ihr Träumen zu beschämen, wird es unverhofft sein, ganz plötzlich.
Die Bedeutung des Vertrauens und der Blick auf Gott
Schau nicht auf das Schreckliche. Ich habe vorhin Psalm 24 genannt, doch darin steht ein anderes schönes Wort in Psalm 25. Dort geht es um unseren Fuß, der im Netz hängen bleibt. Kennen Sie das? Man verheddert sich mit dem Fuß im Netz.
In Psalm 25, Vers 15 heißt es: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.“ Es besteht die Gefahr, dass man immer auf das Netz schaut, in dem der Fuß gefangen ist. Dann versucht man, sich selbst zu befreien, anstatt die Augen stets auf den Herrn zu richten.
Denn der Herr ist es, der unseren Fuß aus dem Netz zieht. So hat er auch Noah bewahrt. Ich kann mich nicht selbst aus den schlimmen Schlingen retten, die sich um meinen Fuß gelegt haben. Aber der Herr wird meinen Fuß aus dem Netz ziehen.
Das möchte ich Ihnen heute sagen, im Hinblick auf das, was Sie bedrückt und in Not bringt: Der Herr wird Ihren Fuß aus dem Netz ziehen, wenn Sie Ihren Blick ständig auf ihn gerichtet haben.
„Meine Augen blicken stets auf den Herrn.“ Noah hat seine Luke oben offen und hält die ununterbrochene Verbindung mit seinem Herrn. Das ist der Adel unseres Lebens.
Die Notwendigkeit der Stille und des Gebets im Alltag
Wir brauchen das im Urlaub: diese Stille vor Gott, dieses Reden mit Gott.
Und dann, wenn Sie wieder eintauchen in die schwierigen Aufgaben Ihres Lebens und Ihres Berufs, brauchen Sie diese Stille vor Gott. Nur dort können Sie Atem schöpfen.
Sie wissen, wenn Sie wissen: Gott denkt an mich.
Das Leben nach der Sintflut: Lobpreis und Hoffnung
Und noch das Letzte: Wir sollen leben.
Noah klettert nach der Sintflut aus seiner Arche. Der Boden, auf dem er aussteigt, ist noch matschig. Dort baut er einen Altar und singt seine Loblieder.
Wir Christen singen Loblieder in einer unheimlichen Welt. Wir singen unsere Loblieder in einer Welt, in der gestorben und gelitten wird, in der gekämpft und gekriegte wird. Es ist eine Welt, in der mit Ellbogen gekämpft wird und unendlich viel Leid geschieht.
Trotzdem singen wir unsere Loblieder, weil wir den Menschen zurufen wollen, dass jeder, der will, Gottes Güte erfahren darf. Gottes Hände sind ausgestreckt. Er lässt nur eine Taube aus der Luke der Arche herausfliegen. Diese Taube kehrt schließlich zurück und hat einen Ölzweig im Mund.
Das Symbol der Taube und die wahre Quelle des Friedens
Es ist bemerkenswert, wie das Bild der Taube mit dem Ölzweig Menschen auf der ganzen Welt begeistert. Selbst die schlimmsten Diktaturen, die es je gab, schmückten sich am liebsten mit der Taube und dem Ölzweig.
Dieses Symbol wird sogar von Terrorkommandos verwendet, ebenso von der UNO und in der Friedensbewegung. Überall sieht man die Taube mit dem Ölzweig als Zeichen.
Wir möchten sagen: Es ist schön, dass viele Menschen etwas aus der Bibel verstanden haben. Doch die Taube mit dem Ölzweig allein reicht nicht aus. Dahinter steckt etwas Größeres: ein schenkender, gütiger Gott und Herr mit seiner großen Liebe, der dich sucht.
Wenn du diesen Gott nicht siehst und deine Augen nicht auf ihn gerichtet sind, nützt dir die Taube nichts. Es gibt keine echte Friedenstaube ohne ihn. Das Bild ist hier entlehnt, ebenso wie der Regenbogen, der ebenfalls eine biblische Geschichte symbolisiert.
Man muss hinter das Symbol blicken, auf den Gott und Herrn, der dich sucht, der dich mit seiner Liebe begleitet und den du finden darfst.
Der Glaube als realer Halt in schweren Zeiten
Und jetzt möchten Sie wissen: Woher weiß ich das?
Bei einem Besuch, als wir mit einem schwerkranken alten Menschen sprachen, wurde mir bewusst, dass er im Glauben wohl nie wirklich ein klares Ja dazu sagen konnte. Ich fragte ihn: „Denken Sie vielleicht doch heimlich, das sei alles nur Lug und Trug, von mir so dahergeschwätzt als Seelentrost?“
Er nickte. Daraufhin sagte ich nur: „Sie müssen wissen, wenn ich Ihnen das sagen würde, dann wäre es der allerschlimmste Betrug, der in dieser Welt je geschehen ist – schlimmer als alle anderen Untaten. Wenn man Menschen etwas zusagt und sie über die realen Wirklichkeiten täuscht, dann ist das unverzeihlich.“
Ich kann es nur von Herzen sagen: Ich stehe dahinter. Sie dürfen erleben und erfahren, dass dieser Gott auch mitten in den unheimlichen Gerichtszeiten dieser Welt Menschen mit seiner Güte und Liebe begegnet.
Abschlussbild: Die Bitte des reuigen Mörders und die Zusage Jesu
Lassen Sie mich mit einem Bild schließen: Am Karfreitag hängt neben Jesus ein ganz schlimmer Mörder. Er hat Schreckliches in seinem Leben getan. Sein Leben war zerstört, wüst und schmutzig.
Doch in seinen letzten Momenten wendet er sich zu Jesus. Er kann nichts mehr in seinem Leben in Ordnung bringen, so wie wir uns das oft wünschen. Er kann nichts mehr gutmachen. Er sagt nur noch: „Herr, denk an mich!“ Und Jesus antwortet: „Wahrlich, du wirst heute mit mir im Paradies sein.“
Diese Verbindung, die durch die Gnade entsteht, die mich hält und trägt, kann niemand ungeschehen machen. Sie ist real und wirklich. In ihr kann ich mich bergen, denn sie ist besiegelt durch das Blut Jesu, durch seinen Opfertod. Das macht sie fest und sicher.
Es ist wichtig, dass Sie wissen: Gott denkt an mich. Die Welt vergisst vielleicht, aber Gott denkt an mich. Das gilt besonders dann, wenn mein Atem schwindet und ich die liebsten Menschen verlassen muss.
Dann gilt: Ich bin geborgen in Zeit und Ewigkeit, in der Liebe Jesu, meines Herrn. Amen.