Einführung in die Berufung eines neuen Jüngers
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 132: Matthäus und seine Freunde, Teil eins.
Nach der Heilung des Gelähmten kommen wir heute zur Berufung eines neuen Jüngers.
Lukas 5,27-28: „Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner mit Namen Levi am Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.“
Dieser Levi hat noch einen anderen Namen, unter dem er bekannt ist, nämlich Matthäus. So heißt es folgerichtig bei Matthäus zur selben Geschichte:
Matthäus 9,9: „Und als Jesus von dort weiterging, sah er einen Menschen mit Namen Matthäus am Zollhaus sitzen, und er spricht zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach.“
Für alle, die sich an dieser Stelle wundern: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen mehrere Namen haben. Dies kann daran liegen, dass sie sich in unterschiedlichen Kulturkreisen bewegen – wie zum Beispiel Saulus und Paulus oder Silas und Silvanus – oder dass sie schlichtweg mehr als einen Namen besaßen, einschließlich eines Spitznamens.
Die Ähnlichkeit der Berichte genügt, um zu erkennen, dass es sich hier um ein und dieselbe Person handelt, die einmal Levi und das andere Mal Matthäus genannt wird.
Die Berufung und ihre Bedeutung
Aber kommen wir zu unserer Geschichte. Jesus läuft umher, sieht am Zollhaus einen Zöllner sitzen und fordert ihn auf: Folge mir nach. Absolut unspektakulär, oder? Einfach nur: Folge mir nach.
Wir wissen nicht, was Matthäus oder Levi an dieser Stelle schon über und von Jesus gehört hatte. Aber er steht tatsächlich auf und folgt Jesus nach. Deshalb drei kleine Punkte dazu am Anfang.
Erstens: Wir sehen, an welchem Punkt echte Frömmigkeit beginnt. Sie beginnt immer damit, dass ich die Stimme Jesu höre. Ich muss mich persönlich angesprochen fühlen. Darauf kommt es an. Ich muss verstehen, dass es auf eine Reaktion meinerseits ankommt, dass Jesus mich meint und mich auffordert, ihm nachzufolgen. Nachfolge passiert nie aus Versehen, sie ist immer eine ganz bewusste Entscheidung.
Zweitens: Der Text vermittelt nicht den Eindruck, dass Jesus immer wieder am Zollhaus vorbeigeht und jeden Tag aufs Neue den dort sitzenden Matthäus einlädt. Der gute Levi bekommt nicht unendlich viele Angebote. Und wir dürfen das verallgemeinern: Im Leben ist jede Lebenssituation einmalig. Manche Momente sind so einzigartig, dass man sie entweder nutzt oder sich ein Leben lang über die eigene Dummheit ärgert.
Im Hebräerbrief heißt es über diese einzigartigen Momente, in denen Gott auf besondere Weise ins Leben eines Menschen hineinspricht: Hebräer 3,7-8: "Deshalb, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht." Genau das ist es, was Matthäus tut. Er verhärtet sein Herz nicht, er hört zu, er steht auf und folgt Jesus nach.
Drittens: Lukas formuliert es so: "Und er verließ alles." Wir wissen nicht ganz genau, was sich hinter "alles" verbirgt, aber wir lesen auch nichts davon, dass Levi je wieder zu seinem Job im Zollhaus zurückgekehrt wäre. Sein altes Leben lag hinter ihm. Nachfolge ist immer auch ein Aufbruch ins Unbekannte.
Ich höre erstens die Stimme Jesu, ich begreife zweitens die Wichtigkeit des Moments und ich gebe drittens auf, was mich zurückhalten könnte, dem Ruf Jesu zu folgen.
In diesen drei Dingen ist uns Matthäus ein unglaublich tolles Vorbild.
Matthäus als Gastgeber und Missionar
Und noch etwas zeichnet ihn aus: Die Bekehrung macht aus Levi einen Nachfolger Jesu, der sich wünscht, dass andere diesen Rabbi Jesus kennenlernen.
Lukas 5,29: Und Levi machte ihm ein großes Mahl in seinem Haus, und da war eine große Menge von Zöllnern und anderen, die mit ihnen zu Tisch lagen.
Der Jünger Matthäus hatte ein Haus und Freunde. Als er für Jesus kocht und ein Fest ausrichtet, kommen seine Freunde vorbei.
Matthäus 9,10: Und es geschah, als er in dem Haus zu Tisch lag, und siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und lagen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern.
Zöllner und Sünder. Matthäus, der diesen Text schreibt, weiß genau, wie verrückt dieser Abend war: Jesus, seine Jünger, er selbst und seine Zöllner- und Sünderfreunde.
Man gewinnt fast den Eindruck, dass Matthäus für solche Abende bekannt war – ein Partylöwe. Er wusste, wie man feierte, und nutzte die Chance, um seine Freunde mit Jesus und seinen Jüngern zusammenzubringen. Er schuf bewusst eine Begegnung, damit seine Freunde auch Jesus hören konnten.
Und er hatte damit Erfolg, so scheint es jedenfalls, denn bei Markus lesen wir:
Markus 2,15: Und es geschah, dass er in seinem Haus zu Tisch lag, und viele Zöllner und Sünder lagen mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch; denn es waren viele, und sie folgten ihm nach.
Sie folgten ihm nach – darauf kommt es mir an. Im Haus von Matthäus treffen Menschen mit zweifelhaftem Ruf, Zöllner und Sünder, auf Jesus. Und sie werden zu seinen Jüngern.
Ich vermute, dass Levi genau das erreichen wollte und dann auch erreicht hatte. Er hatte seine Freunde mit Jesus in Kontakt gebracht, und sie hatten sich wie er in die Nachfolge einladen lassen.
Übertragung der Geschichte auf heutige Verhältnisse
Lasst uns an dieser Stelle, bevor wir uns morgen mit den kritischen Stimmen zu diesem Geschehen auseinandersetzen, heute kurz innehalten und überlegen, wie man diese Geschichte übertragen könnte.
Es heißt bei Lukas, Levi machte ein großes Mahl, also er lässt es richtig krachen. Wozu? Damit seine Freunde Jesus kennenlernen. Wie kann man das übertragen? Die einfachste Form wäre wohl, sich zu überlegen, wie gezielte Gastfreundschaft dazu beitragen kann, dass Christen und Nichtchristen aufeinandertreffen.
Vielleicht ist es gut, wenn wir in der heutigen Zeit, in der es nicht so einfach ist, Menschen in einen Gottesdienst einzuladen, darüber nachdenken, ob es nicht viel besser wäre, statt eines evangelistischen Gottesdienstes einen evangelistischen Grillabend zu organisieren. Klar, es braucht die Jesusse auf dem Fest – Christen, die sich trauen, über ihren Glauben zu reden und auf geschickte Weise zum Glauben an Jesus einzuladen. Aber das war es dann eigentlich auch schon.
Für Levi war klar, dass er mit seiner Reputation keine Chance hatte, die normalen Juden seiner Zeit zu erreichen. Aber er war der Missionar für die Zöllner und Sünder. So sind wir, jede und jeder einzelne, Missionare unter den Menschen, zu denen wir Kontakt haben: unsere Nachbarn, unsere Arbeitskollegen, unsere Freunde im Tischtennisverein oder die anderen Hundebesitzer, denen wir beim Gassigehen begegnen. Überall dort, wo wir Kontakte haben.
Lasst uns neu darüber nachdenken, wie wir durch Gastfreundschaft Menschen erreichen können. Sei es, dass wir das Fest ausrichten, sei es, dass wir hingehen, um die Party mit guten Gesprächen und einer authentischen Begeisterung für den Herrn Jesus zu bereichern.
Ich weiß, dass das Interesse an Glaubensdingen aktuell in Deutschland nicht sonderlich hoch ist. Aber wenn wir etwas erreichen wollen, dann ist die Matthäus-Strategie wahrscheinlich die einfachste und erfolgversprechendste.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, welchen Beitrag du zu einem evangelistischen Grillabend leisten könntest.
Abschluss und Segenswünsche
Das war es für heute. Bitte bete weiterhin für die kleine Marie. Sie wiegt jetzt 950 Gramm und kämpft sich weiter ins Leben hinein.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.