Wir machen heute weiter bei dem Punkt, an dem wir letztes Mal aufgehört haben. Wenn ihr euch erinnert, ging es beim letzten Mal um das Thema Gerechtigkeit. Dabei lag der Schwerpunkt nicht so sehr auf der Gerechtigkeit aus Glauben, sondern eher auf dem, was wir heute vielleicht als soziale Gerechtigkeit bezeichnen würden.
Es ging um die praktische Seite der Gerechtigkeit, und darüber möchte ich unbedingt noch einmal sprechen, denn wir sind damit noch nicht ganz fertig geworden. Beim letzten Mal habe ich einige Aspekte nur angerissen, die mir aber für das Gesamtverständnis weiterhin sehr wichtig sind.
Das ist deshalb wichtig, weil jede Bewegung automatisch eine Schräglage hat, die durch ihre Biografie bedingt ist. Das kann auch gar nicht anders sein. Wenn du in einer geistlichen Gemeinschaft aufwächst, bist du nicht die erste Generation, die das denkt, was du denkst. Manchmal glaubt man das, aber man baut immer auf etwas auf. Man hat Bücher von Leuten gelesen, Predigten gehört – vielleicht mehr als andere.
Das bedeutet, dass man aus seiner Biografie immer bestimmte Schwerpunktsetzungen mitnimmt. Eine solche Schwerpunktsetzung bei Evangelikalen – und das seid ihr und ich – ist die ganz starke Betonung auf Bekehrung und Glauben. Das ist eine gute Betonung.
Aber es kann natürlich leicht passieren, dass man dann immer nur auf die Bekehrlichkeit schaut, immer wieder darauf. Und wenn Gott dann sagt: „Ich habe aber noch zwei, drei andere Ideen, die ich auch für sehr wichtig halte“, dann können diese leicht hinten runterfallen.
Deswegen lasst uns gemeinsam in Jesaja Kapitel 42 ein paar Verse lesen, die einen anderen Schwerpunkt aufzeigen.
Jesaja 42, Verse 1-4: Da heißt es: „Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat.“ Ihr ahnt es schon, hier geht es um den Messias.
Weiter heißt es in Jesaja 42, Vers 1: „Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt. Er wird – und jetzt kommt die Formulierung – das Recht zu den Nationen hinaustragen.“ Er wird nicht schreien, seine Stimme nicht erheben und sie nicht auf der Straße hören lassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue bringt er das Recht hinaus.
In Vers 4 steht: „Er wird nicht verzagen noch zusammenbrechen, bis er das Recht auf Erden aufgerichtet hat.“ Die Inseln – und mit Inseln sind hier die Heiden gemeint, also die, die weit entfernt leben, dort, wo man mit dem Schiff hinfahren muss – warten auf seine Weise.
Fangen wir damit an. Ich habe gesagt, hier ist vom Messias die Rede, und wenn wir über das Reich Gottes nachdenken, dann sehen wir nicht zu Unrecht die Gemeinde und die Rettung von Menschen, ganz im Sinne von Jesaja 53. Das sehen wir klar. Aber wir müssen auch Jesaja 42 verstehen. Dieser Text hat einen ganz anderen Schwerpunkt.
Hier geht es gar nicht primär um die Rettung. Jesaja 53 zeigt ganz klar, dass unsere Schuld dem Messias aufgeladen wird. Aber Jesaja 42 handelt von Recht und Gerechtigkeit, von der Rechtsprechung des Messias.
Diese Rechtsprechung bringen wir als seine Nachfolger tatsächlich zu den Heiden und richten sie auf der ganzen Erde auf. Ich sage das so deutlich, weil das hier kein Auftrag an die Politik ist. Ich habe es schon beim letzten Mal gesagt: Die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich.
Es geht darum, dass wir die Gesellschaft verändern – durch Predigt, durch Gebet und dadurch, dass wir gehorsam sind und ein Vorbild geben. Zuerst wollen wir, dass Menschen den König annehmen.
Der Punkt ist nur: Dort, wo das geschieht, wo eine signifikante Menge von Menschen gläubig wird, verändert sich die Gesellschaft automatisch. Gerechtigkeit und das Rechtsempfinden Gottes werden dort ein Stück Normalität in der Gesellschaft. Zumindest sollte das so sein.
Dort, wo viele Menschen Nachfolger Jesu werden, verändert sich die Gesellschaft.
Mich fasziniert es absolut, wenn ich mir die letzten 2000 Jahre anschaue und sehe, wie sich das Konzept Christentum und das Konzept von Gottes Gerechtigkeit in der ganzen Welt ausgebreitet hat.
Obwohl die meisten Menschen, die wir in der Geschichte Christen nennen, wahrscheinlich eher Namenschristen waren – also Menschen, die den Glauben vielleicht noch nicht richtig verstanden hatten – ist doch etwas von diesem Gerechtigkeitsempfinden Gottes in Gesellschaften verwirklicht worden.
Wir können das deutlich sehen: Dort, wo sich das Christentum ausbreitet, entstehen plötzlich Frauenrechte. Frauen werden als Menschen anerkannt. Sklaverei und andere Formen von Ausbeutung werden abgeschafft. Hilfsorganisationen werden gegründet. Krankenhäuser entstehen – könnt ihr euch das vorstellen? Krankenhäuser gab es vor den Christen einfach nicht. Das finde ich total bemerkenswert, denn die Griechen hatten zwar Ärzte, aber keine Krankenhäuser. Niemand kam damals auf die Idee, sich systematisch um Kranke zu kümmern.
Dann kommen die Christen und sagen: „Hey, wir gründen Krankenhäuser.“ Und wenn wir dabei sind, können wir auch gleich Waisenhäuser, Schulen und Universitäten gründen. Wir fördern die Wissenschaft, verteidigen die Freiheit des Einzelnen und denken über Menschenrechte nach.
Das sind die letzten zweitausend Jahre.
Wenn du dir die Frage stellst, woher diese Gedanken kommen – Gedanken, die jeden Ort prägen, an dem du gerne wohnen möchtest – dann ist die Antwort: Du möchtest vielleicht an anderen Orten Urlaub machen, aber wenn du dich fragst, wie das Land sein soll, in dem du leben möchtest, dann willst du in einem christlichen Land mit all diesen Werten leben. Das möchtest du einfach.
Warum? Weil es gerecht ist. Aber nicht nur gerecht – es ist einfach gut, wenn Menschen so zusammenleben, wie Gott es sich vorstellt. Das ist gut, völlig unabhängig davon, ob du gläubig bist oder nicht.
Man kann wirklich sagen: Keine Religion, keine Philosophie, keine Ideologie hat in den letzten 2000 Jahren die Welt mehr zum Guten geprägt als das biblische Christentum.
Das sage ich nicht nur als überzeugter Evangelikaler, weil ich es sagen muss, sondern es gibt auch Historiker, die völlig ungläubig sind und genau das bestätigen. Sie sagen: „Wir schauen hin und stellen fest, alles, was wir heute schätzen und als wirklich gut empfinden, das können wir zurückführen auf Golgatha.“
Das ist der Hammer, oder?
Genau das, was wir in Jesaja 42 lesen, nämlich dass das Recht zu den Inseln hinausgebracht wird, ist in den letzten zweitausend Jahren geschehen.
Hätten wir in den letzten zweitausend Jahren mehr tun können? Wahrscheinlich ja. Waren wir völlig erfolglos? Nein, auch nicht.
Mit dem Reich Gottes hat sich tatsächlich Recht und Gerechtigkeit auf dieser Welt ausgebreitet. Und das Schöne ist: Es wird sich weiter ausbreiten. Niemand und nichts wird dieses Reich Gottes aufhalten können.
Markus Kapitel 4 ist ein Text, bei dem man merkt, dass egal, was wir als Christen tun, am Ende Gott sein Werk tun wird. Wenn man manchmal die Frage stellt: Hängt denn alles an uns? Die Antwort lautet: Nein, es hängt schon an dir. Aber wenn du glaubst, dass Gott nicht sein Ziel erreicht, weil du etwas nicht tust – nein, vergiss es.
Und das ist so ein schöner Vers hier: Markus Kapitel 4, Vers 26. Er sprach: „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf das Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same sprosst hervor und wächst, er weiß selbst nicht wie.“
Du schaust dir das Reich Gottes an, siehst, wie es sich verwirklicht in der konfusen Kirchengeschichte und Weltgeschichte der letzten zweitausend Jahre. Du fragst dich auch, wie das passiert ist – es ist einfach passiert. Du darfst einfach ein bisschen zuschauen und daran glauben, dass Gott sein Reich baut.
Die Erde bringt von selbst Frucht hervor. Das ist eine Wirklichkeit des Reiches Gottes. So sehr wir immer wieder betonen, dass wir das Reich Gottes mit unserem Leben voranbringen sollen, gilt auch, dass im Hintergrund Gott arbeitet, wie er will, und das zuerst tut.
Die Erde bringt von selbst Frucht hervor: zuerst Gras, dann Ähren, dann vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht reif ist, schickt er sogleich die Sichel, denn die Ernte ist da.
Damit wir jetzt nicht aneinander vorbeireden: Wenn wir als Christen Recht und Gerechtigkeit fördern, dann nicht, um eine bessere Welt zu erschaffen. Diese Welt, in der wir leben, egal wie gut sie wird, hat keine Zukunft. „Die Gestalt dieser Welt vergeht“, formuliert der Apostel Paulus.
Und trotzdem wollen wir Recht und Gerechtigkeit. Warum? Weil wir uns wünschen, dass Menschen Gott erkennen. In diesem Transformationsprozess steckt etwas drin, das Menschen erkennen lässt: „Wow, wo hatten wir das her? Wie konnten wir auf solche Gedanken kommen?“ Man kann immer nur sagen: Bibel, Gott, Heiliger Geist.
Also, es liegt nicht an meiner Klugheit. In Habakuk 2,14 sagt Gott, dass er möchte, dass wirklich diese Welt ihn erkennt. Die Erde wird davon erfüllt sein, die Herrlichkeit des Herrn zu erkennen, so wie das Wasser den Meeresgrund bedeckt.
Das ist heute noch nicht der Fall, aber ich habe den Eindruck, dass, wenn Gott so spricht, es ungefähr so gemeint ist: „Wo wollen wir eigentlich hin?“ Ganz grob formuliert. Ich hätte Lust darauf, dass die ganze Welt ihn erkennt. Das wäre so ein Ziel.
Wenn du ein Bild dafür brauchst: So wie du aufs Meer schaust und das Wasser den Meeresboden bedeckt, so stelle ich mir vor, dass diese Welt die Herrlichkeit Gottes erkennt. Es ist wichtig, dass uns das klar wird. Das ist wirklich Gottes Ziel mit der Welt.
Vielleicht fühlt es sich im Moment der Weltgeschichte, gerade in Deutschland, nicht so an. Das Christentum geht hier massiv zurück. Wir haben einen riesigen Einsatz im Bereich der Offenbarung und Mission (OM), aber am Ende haben wahrscheinlich viel zu wenige Gespräche stattgefunden. Viele Menschen scheinen fast immun gegen geistliche Gedanken zu sein.
Es fühlt sich für uns vielleicht nicht so an, als sähe Gott diese Welt als einen Ort, an dem jeder ihn einmal kennen wird. Aber lasst uns wenigstens die Bibel ernst nehmen, besonders an den Stellen, wo sie schön ist und nicht nur von uns handelt. Versteht einfach, dass Gott das tun wird.
Vielleicht nicht in den nächsten zehn Jahren in Deutschland. Es kann sein, dass wir eine Phase durchmachen, in der wir das einfach aushalten müssen. Ja, dann halten wir das eben ein halbes Jahrhundert aus – und dann ist gut.
Verstehst du, die Pendel schlagen immer wieder zurück, das wissen wir doch. Wir müssen wahrscheinlich einfach nur dranbleiben, dranbleiben, weil wir schon die Herrlichkeit Gottes erkannt haben. Das, was Gott sich für jeden wünscht, haben wir doch schon.
Frage: Wo hast du die Herrlichkeit Gottes erkannt? Die Antwort lautet: 2. Korinther 4,6.
Wo können Menschen die Herrlichkeit Gottes erkennen? Sie erkennen sie – ich lese euch den Vers mal vor:
Denn der Gott, der gesagt hat, aus Finsternis wird Licht leuchten, er ist es, der in unseren Herzen aufgeleuchtet ist, zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes. Und wo? Im Angesicht Christi.
Also erkennen wir Christus, und in Jesus erkennen wir etwas von der Herrlichkeit Gottes.
Jetzt merkt ihr schon: Wenn ich in einer Person und in ihrer Art, wie sie gelebt hat, die Herrlichkeit Gottes erkenne, dann geht es bei diesem Erkenntnisprozess nicht nur um Kopfwissen. Es ist keine rein intellektuelle Erkenntnis. Es geht vielmehr darum, dass ich Jesus erkenne, mir anschaue, wie er gelebt hat, und dass ich dann anfange...
Und wer jetzt sagt: "Das hatten wir doch schon mal, das hast du doch schon mal hier gepredigt, das klingt doch ganz nach dieser komischen Reihe über 2. Petrus 1,5-7", dem sei gesagt: Das war genau der gleiche Gedanke.
Du erkennst eine Person dadurch, dass du sie imitierst – es ist einfach so. Und wenn es darum geht, Gott zu erkennen, wenn du dir die Frage stellst: Was heißt das eigentlich, Gott erkennen? Dann ist im Alten Testament, bereits in Jeremia 9, schon klar, was Gott will, wenn er davon spricht, dass wir ihn erkennen.
Das ist nämlich viel mehr, als dass du nur ein paar Namen Gottes aufzählen kannst oder vielleicht ein paar Eigenschaften Gottes kennst oder dich halbwegs in der Bibel auskennst. So wertvoll das alles ist.
Aber wenn du Gott fragen würdest: Gott, was heißt es eigentlich, dich zu erkennen? Dann würde Gott sagen, Jeremia 9, Verse 22 und folgende:
So spricht der Herr: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmt, wenn du mit einer Sache in deinem Leben angeben willst, wenn du sagen willst: "Tschaka, hab ich", der rühme sich dessen, Einsicht zu haben und mich zu erkennen, dass ich der Herr bin.
Und was jetzt? Der Gnade, Recht und Gerechtigkeit übt auf der Erde. Darum geht es, dass wir einen Gott erkennen, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit übt – jetzt, auf der Erde –, denn daran habe ich gefallen, spricht der Herr.
Also, wenn Gott erkannt werden will von dir, dann möchte Gott erkannt werden als jemand, der gnädig und liebevoll mit Menschen umgeht und sich Recht und Gerechtigkeit für Menschen wünscht – für wen? Für die ganze Welt.
Ein weiteres Beispiel, das ich gerne noch einmal zeigen möchte: Im Alten Testament gibt es nicht besonders viele gute Könige, das muss man fairerweise sagen. Einer davon ist Josia, eine Ausnahmeerscheinung, allerdings kommt er etwas zu spät. Er reicht gerade nicht mehr aus, um die babylonische Gefangenschaft abzuwenden. Schon sein Sohn geht wieder ganz andere Wege.
Zu diesem Sohn spricht, ich habe hier Jesaja geschrieben. Ich bin mir allerdings gar nicht sicher, ob es Jesaja ist. Es könnte auch Jeremia sein. Wahrscheinlich hat man einfach übernommen. Kann das jemand mal überprüfen, ob das biblische Buch stimmt? Bitte kurz nachschauen. Ich habe da so ein ungutes Gefühl.
Dieses ungute Gefühl habe ich, weil Jesaja zur falschen Zeit lebt. Er lebt etwa hundert Jahre zu früh. Deshalb ist es wohl Jeremia. Vergebt mir das, ich ändere das gleich im Skript. Jeremia lebt nämlich genau zu der Zeit, um die es hier geht. Jesaja hingegen lebt deutlich früher.
Also steht dort Jeremia, wie ihr sehen könnt. Jeremia Kapitel 2, Verse 15 und 16: Der Prophet spricht zu diesem Sohn, der nicht mehr glaubt, und sagt zu ihm: Hatte dein Vater nicht auch gegessen und getrunken und trotzdem Recht und Gerechtigkeit geübt? Ging es ihm damals nicht gut, als er das tat? Er hat dem Elenden und dem Armen zum Recht verholfen. Darum ging es ihm gut.
Du möchtest wissen, warum es deinem Vater gut ging? Er hat dem Elenden und dem Armen zum Recht verholfen. Heißt das nicht: Mich erkennen, spricht der Herr? Das ist ein spannender Gedanke: Wie erkenne ich Gott? Indem ich Recht und Gerechtigkeit übe, indem ich mich um Elende und Arme kümmere. Das ist Gott erkennen.
Ihr merkt, Gott erkennen ist ein Lebensstil. Gottes Erkenntnis hat damit zu tun, dass ich schwache, hilflose, verfolgte und unterdrückte Menschen liebe. Siehst du, das ist doch wunderbar. Vielen herzlichen Dank, dass wir das korrigieren konnten.
Gott erkennen heißt, dass ich mich um Menschen kümmere. In dem Maß, wie ich das tue, erkenne ich Gott. Das ist dasselbe wie bei der Frage: Wie erkenne ich Jesus? In dem Maß, wie ich sein Leben imitiere, begreife ich, wie er ist.
Deshalb sagt der Herr Jesus: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Was heißt das? Du sollst mit Menschen umgehen, wie Gott mit Menschen umgeht.
Wenn Petrus sagt: „Seid heilig“ – er zitiert damit aus dem Alten Testament – „so wie Gott heilig ist, sollt ihr heilig sein.“ Warum? Weil Gott mein Vorbild ist. Er ist als Person mein Vorbild.
Gottes Erkenntnis ist nicht einfach nur: Ich weiß etwas über Gott. Sondern: Er ist mein Vorbild. Ich möchte genau so leben. Und man kann das umdrehen: Wenn ich das nicht tue, also wenn ich behaupte, Gott zu kennen, aber ein Leben ohne Barmherzigkeit, ohne Gehorsam und ohne Liebe zu den Schwachen führe, dann ist das nur eine Behauptung. Dann stimmt es einfach nicht.
Im 1. Johannes 2 heißt es: „Und hieran erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten.“ So einfach ist das. Wenn du sagst, ich mache nicht, was Gott sagt, dann hast du ihn nicht erkannt. Egal, was du über Gott denkst – es ist keine Gotteserkenntnis im biblischen Sinn.
Wer sagt, ich habe ihn erkannt, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in dem ist nicht die Wahrheit. Das ist ganz wichtig, dass wir das verstehen.
Gott ist ein Gott, der Recht und Gerechtigkeit schätzt und will, dass sich Recht und Gerechtigkeit auf der Erde ausbreiten. Dass die Armen und Hilflosen, die keinen Verteidiger haben, in uns jemanden finden, der auf ihrer Seite steht.
Warum? Weil er so ist, versteht ihr? Er ist auf unserer Seite. Wo wir schwach waren, stand er auf unserer Seite, er hat uns gerettet. Und jetzt kommt er und sagt: „Hey, ganz grundsätzlich, das ist die Einstellung, die ich mir von euch wünsche.“
Ich möchte noch einen anderen Text mit euch anschauen, und zwar aus Lukas Kapitel 13. Wir müssen jetzt ein Stück weit zu dieser Frage übergehen: Inwiefern ist das unser Auftrag in dieser Welt?
Ich fange mal an mit denen, die den Auftrag zuerst hatten. Das waren nämlich gar nicht wir. Lukas 13,6-9: Jesus sagte aber dieses Gleichnis: „Es hatte jemand einen Feigenbaum, der in seinem Weinberg gepflanzt war. Und er kam und suchte Frucht an ihm und fand keine. Er sprach aber zu dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Hau ihn ab! Wozu macht er das Land unbrauchbar?“
Er aber antwortete und sagte zu ihm: „Herr, lass ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn grabe und Dünger lege. Und wenn er künftig Frucht bringen wird, gut; wenn aber nicht, so magst du ihn abhauen.“
Das ist insofern spannend, denn dieses Gleichnis wird nicht erklärt, es steht einfach nur da. Es ist aber auch nicht so schwer zu verstehen, wenn ihr es euch mal anschaut: Es gibt einen Feigenbaum in einem Weinberg, und der bringt keine Frucht.
Wir übertragen das mal ganz harmlos: Der Besitzer des Weinbergs ist wahrscheinlich Gott, der Weingärtner ist ein Bild für Jesus, und der Feigenbaum steht für Israel. Gott sagt zu Jesus: „Die machen wir platt!“ Und Jesus sagt: „Gib ihm noch ein Jahr!“
Das ist ziemlich praktisch, was hier passiert. Gott wird Mensch, predigt, und es passiert eigentlich nicht wirklich viel. Es gibt nicht die große Umkehr zum Messias.
Das ist eine Warnung, die hier ausgesprochen wird, eine Warnung, die da steht. Und eigentlich bleibt am Ende von diesem Gleichnis, wenn man es einfach nur liest, so ein riesiges Fragezeichen: Wird Israel jetzt diese, ich nenne es mal, Schonfrist nutzen? Ihr habt jetzt noch ein Jahr, jetzt müsst ihr wirklich Gas geben. Im Moment ist das noch ungenügend.
Wenn ihr jetzt nicht wirklich etwas ändert, wenn ihr die Chance auf Buße nicht ergreift, dann ist es vorbei. Oder, um es mit meinen Worten zu sagen: Dann sucht sich Gott ein anderes Volk.
Deswegen, ihr könnt das doch nie machen!
Oh, Vorsicht, ganz vorsichtig, ganz vorsichtig heute – ich habe längere Texte, vergebt mir das. Matthäus 21, ganz, ganz vorsichtig. Dort haben wir die gleiche Zielgruppe, und Jesus wird noch ein Stückchen deutlicher.
Denn das eine war vielleicht noch Monate vorher gesprochen, jetzt sind wir ganz kurz vor der Gefangennahme, ganz kurz davor, dass Jesus umgebracht wird. Also jetzt ist eigentlich schon klar: Der Zug ist abgefahren, Freunde.
Ich mag dieses Gleichnis, weil es für mich der ultimative Ausdruck von Liebe ist. Jesus sagt am Ende noch einmal ganz deutlich: „Ich lese es euch vor.“ Dann hört man ein anderes Gleichnis. Dabei spricht er zu der religiösen Elite seiner Zeit, zu seinen größten Kritikern, damit klar wird, an wen das gerichtet ist.
Es war ein Hausherr, der einen Weinberg pflanzte, einen Zaun darum setzte, eine Kelter grub und einen Turm baute. Dann verpachtete er den Weinberg an Weingärtner und reiste außer Landes. Als aber die Zeit der Früchte nahte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, um seine Früchte zu empfangen. Doch die Weingärtner nahmen seine Knechte, schlugen einen, töteten einen anderen und steinigten einen weiteren.
Wiederum sandte er andere Knechte, mehr als die ersten. Und sie taten ihnen ebenso. Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen und sagte: „Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.“ Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: „Dieser ist der Erbe, kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen.“ Sie nahmen ihn, warfen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.
Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er jenen Weingärtnern tun? Sie sagen zu ihm: „Er wird jene Übeltäter übel umbringen.“ Und das ist so irre, weil diejenigen, die das hier sagen, genau das gerade tun. Man muss sich das vorstellen: Du erzählst jemandem eine Geschichte und fragst: „Und, was werden sie tun?“ Die Antwort ist klar: „Wenn er kommt, wird er sie alle umbringen.“ Danach wird er den Weinberg an andere Weingärtner verpachten, die ihm die Früchte zu ihrer Zeit abgeben werden.
Das ist das Urteil, das die religiöse Elite über sich selbst ausspricht. Ist das nicht der Hammer? Es ist schon ein Wahnsinn, was hier steht. Allein die Idee, sich mit dem Hausherrn anzulegen – und ich übertrage das einfach mal, weil es nicht schwer ist – also mit Gott anzulegen, zu denken, dass man mit Unrecht durchkommt, dass man behalten darf, was einem nur verpachtet war, dass man das Erbe des Sohnes in Besitz nehmen könnte – was für ein Wahnsinn!
Übrigens gilt das für jeden Menschen: Was für ein Wahnsinn, zu glauben, ich könnte mit meinem Leben machen, was ich will, obwohl Gott es mir nur anvertraut hat. Zu glauben, ich könnte mit einem völlig unsinnigen Leben durchkommen, weil Gott am Ende blind oder doof ist, versteht ihr? Das ist einfach absurd, völlig absurd, absolut wahnsinnig.
Und noch einmal: Was für ein Geschenk, dass der Herr Jesus hier seinen Feinden so deutlich ihr eigenes Schicksal aus ihrem eigenen Mund vor Augen malt. Man muss sich das vergegenwärtigen.
Dann heißt es in Matthäus 21,43: „Deswegen sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, die seine Früchte bringen wird.“ Sie werden keine Buße tun, sie werden sich nicht aufhalten lassen, sie werden ihr Ding durchziehen und denken: „Wir schaffen das.“ Und jetzt kann Jesus nur sagen: Eine andere Nation, es wird ein neues Volk kommen. Nämlich das Volk des Messias, die Gemeinde.
Und wer jetzt denkt, das sei antisemitisch – null, absolut null. Hier hast du einfach nur das Urteil von jüdischen Propheten, jüdischen Aposteln, einem jüdischen Messias, also gläubigen jüdischen Leuten über ihr jüdisches Volk. Du hast Leute, die dieses Urteil aussprechen und sich von Herzen gewünscht hätten, es wäre anders. Wirklich von Herzen gewünscht, dass Israel irgendwie an dieser Stelle endet.
Frage: Bekommt Israel als Nation noch einmal eine Chance? Es gibt relativ viele Leute, die das glauben. Ich möchte sagen, dass ich es nicht glaube. Es ist eine komplett nebensächliche Frage, okay? Also macht bitte euer Heil nicht daran fest und auch nicht meins. Es ist einfach nur interessant, dass hier in Vers 37 steht: „Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen.“ Mir scheint, es ist das letzte Handeln Gottes mit diesem Volk, das letzte Durchschütteln.
Auch an einer anderen Stelle, wo der Herr Jesus einen Feigenbaum verflucht – ich werde das jetzt nicht vorlesen – ist der Feigenbaum ein Bild für Israel, denke ich jedenfalls. Das könnte ich auch irgendwie begründen. Dort lesen wir: „Nie mehr kommt Frucht von dir in Ewigkeit“ und sogleich verdorrte der Feigenbaum.
Wie gesagt, es ist eine nebensächliche Frage. Aber ich denke, bei all denen, die immer sagen: „Israel, da muss noch riesig was kommen“, seid einen kleinen Tick vorsichtig. Schaut vielleicht noch einmal in die Bibel und macht euch mindestens klar, warum ihr das glaubt.
Also, wie gesagt, nebensächlich, weil der Job, Frucht zu bringen, aktuell unserer ist. Egal, was du denkst, was noch in der Zukunft passiert: Was heute gilt, ist völlig klar – es geht hier um die Gemeinde.
Wo früher das Volk Israel war, dreht sich heute beim Volksbegriff und beim Nationenbegriff alles um die Gemeinde.
In 1. Petrus 2,9-10 heißt es: "Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitz." Und nochmals in Vers 10: "Die ihr einst nicht ein Volk wart, seid jetzt ein Volk Gottes." Wir sind also das Volk Gottes.
Dieses neue Volk Gottes beginnt mit den Juden, einem gläubigen Überrest. Das sind diejenigen, die im Neuen Testament ihren Messias erkennen. In ihnen erfüllen sich die Verheißungen des Alten Testaments.
Der wesentliche Unterschied ist, wie Paulus es so schön formuliert: "Da ist weder Jude noch Grieche." Das bedeutet, es beginnt mit den Juden, aber dann kommen auch die Heiden dazu. Die Tür geht auf, es ist eine Art Einladung: "Kommt herein, jetzt dürfen wir dabei sein." Es ist ein neuer Bund, ein neues Volk.
Wer jetzt Teil dieses neuen Volkes sein möchte, muss nicht mehr Jude sein. Wo muss er sein? In Christus. Warum? Weil all die Begriffe, die im Alten Testament für das Volk Israel verwendet werden, im Neuen Bund auf Jesus übertragen werden.
Das Volk Israel wird zum Beispiel genannt Abrahams Nachkommenschaft, der Erstgeborene, der Weinstock, der Knecht des Herrn. Diese Begriffe sind im Alten Testament zu finden – ihr könnt sie im Skript nachschauen. Im Neuen Bund werden sie eins zu eins auf Jesus übertragen.
Jesus ist dort, wo Israel im Alten Testament war. Die Erfüllung von Israel im Neuen Bund ist die Person des Messias. Er ist die Erfüllung der Verheißungen, die Gott in alle Aspekte der israelischen Kultur und Geschichte hineingewoben hat.
Deshalb kann Matthäus sagen: "Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen." Hier erfüllt sich eine Prophetie. Man fragt sich vielleicht, wo diese Prophetie steht. Sie steht bei Hosea, und zwar bezogen auf Israel. Aber das ist unwichtig, denn aus dem alten Israel wird der Sohn, der einzige Sohn.
Israel als ganze Nation schattet den Messias voraus. Es ist wie eine riesige, gigantische kulturelle Prophezeiung auf Jesus.
Deswegen sind all die Begriffe, die ich eben genannt habe – Abrahams Nachkommenschaft, Erstgeborener, der wahre Weinstock, der Knecht des Herrn – heute im Neuen Bund eins zu eins auf Jesus übertragbar. Es ist einfach so, es gehört dazu, es ist eben so.
Gott hat uns den Auftrag gegeben. So lautet die Botschaft: „Okay, das habt ihr jetzt, wir sind das Volk.“ Wenn die Aufgabe lautet, diese Welt mit Recht und Gerechtigkeit zu erreichen, dann wird das der Messias tun. Doch plötzlich wird deutlich: „Das sind wir, wir sind das Volk.“
Du bist Israel in dem Maße, wie du in Christus bist, denn Jesus ist Israel. Ist das wirklich so kompliziert? Im Alten Bund, im Alten Testament, gab es ein ganzes Volk, das für sich genommen eine Prophezeiung auf eine Person war – das wahre Israel. Und in dem Maße, wie wir Teil dieser Person werden, wie wir Leib Christi werden und uns durch den Glauben an ihn binden, sind wir Teil dieses neuen Volkes – durch ihn.
Nicht du bist schlau, sondern er ist es. Als Person bringt er alles mit. Wir müssen Teil von ihm werden, in Christus sein. In dem Moment, in dem wir in Christus sind, teilen wir natürlich seine Berufung, seine Gerechtigkeit und seine Auserwählung. Wir teilen das, was er hat. Dazu gehört auch, dass dieser Auftrag, Recht und Gerechtigkeit zu den Nationen zu bringen, jetzt plötzlich unser Auftrag geworden ist.
Wird das am Ende funktionieren? Ich habe dazu noch eine schöne Stelle: Matthäus 13,33. Dort sagt Jesus: „Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: Das Reich der Himmel gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mischte, bis es ganz durchsäuert war.“ So ist das Reich Gottes. Es wird sich ausbreiten, und du wirst es nicht aufhalten können.
Noch einmal: In der Geschichte ist etwas geschehen. Du kannst es nachlesen. Wir sind interessanterweise schon weit genug vom Anfang entfernt, um richtig etwas sehen zu können. Es ist wie bei jemandem, der Gitarre lernt. Wenn er zwei Jahre dabei ist, sieht man Fortschritte. Wenn er zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahre spielt, ist er natürlich noch viel weiter. Aber schon nach kurzer Zeit sind deutliche Ergebnisse sichtbar. So ist das auch bei uns.
Die Frage ist nicht, ob Gott am Ende erfolgreich sein wird – das wird er. Der Sauerteig wird den Teig durchsäuern. Die einzige Frage, die im Raum steht, lautet: Werden wir als Volk Gottes heute hier und jetzt unseren Auftrag erfüllen?
In den letzten zweitausend Jahren waren Christen dafür verantwortlich, dass Menschenopfer aufhörten. Ich bringe einfach noch ein paar Beispiele: In der römischen Kultur war es völlig normal, dass Eltern ihre Kinder aussetzten, damit sie sterben. Diese Kinder wurden eingesammelt und gerettet.
Warum haben Gladiatorenkämpfe aufgehört? Ihr könnt es euch sicher denken: Weil Christen dagegen waren. Es war einfach nicht mehr akzeptabel, dass Menschen sich gegenseitig abschlachten.
Es gibt Geschichten darüber, wie Kannibalen aufhörten, Kannibalen zu sein – nachdem sie sich bekehrt hatten, versteht sich. Das ist doch ein positiver Schritt, oder?
Oder wie im Westen die Sklaverei ein Ende fand – warum? Wegen uns. Oder warum in China kleinen Mädchen nicht mehr die Füße so zusammengebunden werden, dass sie verkrüppeln. Warum? Weil Missionare sagten: Das macht man nicht, das ist nicht okay.
Wenn du dich fragst, warum in Indien Leprakranke gepflegt werden und nicht einfach am Straßenrand sterben gelassen werden, oder wenn du wissen möchtest, warum die Verbrennung von Witwen heute nicht mehr alltäglich ist – das hat damit zu tun, dass christliche Missionare gesagt haben: Das hört auf.
Als die christliche Kultur Einzug hielt, wurden solche Praktiken beendet. Waren das alles echte Christen, die das bewirkt haben? Nein, habe ich ja schon gesagt. Aber hier entsteht etwas, das dafür sorgt, dass solche Dinge nicht mehr geschehen.
Das hat damit zu tun, dass das Evangelium direkten Einfluss in diesen Ländern hatte. Und wisst ihr was? Es gibt einfach noch eine Menge zu tun.
Und jetzt zu allen, die hier evangelistisch stark unterwegs sind: Ich weiß, dass ich euch jetzt vielleicht wehtue, weil ich nicht ständig über das Evangelium rede, sondern über soziale Gerechtigkeit.
Aber ich muss es sagen: Martin Luther King hat einmal gesagt, dass die christliche Kirche ihre Authentizität verliert, wenn sie in puncto sozialer Gerechtigkeit den Geist der ersten Christen vermissen lässt.
Die ersten Christen haben sich dafür eingesetzt, gute Werke zu tun, und sie haben sich wirklich für Recht und Gerechtigkeit engagiert. Ich möchte betonen, dass sie das nicht nur als Vorbereitung auf ein evangelistisches Gespräch gemacht haben.
Sondern sie taten es, weil es tief in ihrer neuen Persönlichkeit, in ihrer neuen DNA verwurzelt war. Wenn ich Gott erkannt habe und sehe, wie Gott Menschen liebt, dann kann ich einfach nicht anders, als genauso zu leben.
Gott wird sein Ziel erreichen.
Was sagt die Bibel über uns? Psalm 110 beschreibt, wie der Herr Jesus nach seiner Himmelfahrt zur Rechten des Vaters Platz nimmt. Dort heißt es, dass er inmitten seiner Feinde herrscht. Das ist das, was er jetzt tut: Er herrscht.
Dann wird über das Volk, das ihm folgt, gesagt: „Dein Volk ist voller Willigkeit am Tage deiner Macht.“ Diese Beschreibung gefällt mir sehr, denn sie ist so schön. Sie zeigt uns, dass wir ein Volk sein sollen, das willig ist – ein Volk voller Willigkeit.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir begreifen: Im geistlichen Leben geht es nicht nur darum, anderen Menschen das Evangelium zu bringen. So wertvoll und wichtig das auch ist – und keine Sorge, dazu kommt in der Reihe noch etwas –, müssen wir verstehen, dass Gott, wenn er über Recht und Gerechtigkeit spricht, viel mehr im Blick hat.
Er meint viel mehr, als dass ich einfach denke: „Ich mache das jetzt mal.“ Vielleicht komme ich dann noch zu meinem evangelistischen Gespräch. Nein, mach es einfach. Diene deinem König!
Ein letzter Vers
Was ich rüberbringen möchte, ist dieser Gedanke: Gott möchte Gerechtigkeit. Und Gerechtigkeit bedeutet in der Bibel mehr als nur Glaubensgerechtigkeit. Tatsächlich finden wir eine Betonung auf soziale Gerechtigkeit. Ehrlich gesagt hat mich das ein wenig erschüttert.
Wenn ich euch das jetzt predige, dann ist das nichts, was ich schon seit zwanzig Jahren so sehe. Ich beschäftige mich erst seit Kurzem mit dem Thema. Dabei denke ich mir: Wir sind ja Leute, die unter dem Wort bleiben wollen – ich zumindest möchte das. Ich möchte, dass Gott mir durch sein Wort etwas neu wichtig macht. Dann sage ich: Okay Gott, vielen Dank, das habe ich vorher nicht so klar gesehen. Gerade durch diese Predigtreihe ist mir das Thema wichtig geworden.
Jetzt könnt ihr sagen: „Selber schuld.“ Stimmt, was wählst du dir so ein Thema? Musst du ja nicht. Stimmt auch. Aber ich möchte euch trotzdem diesen Gedanken weitergeben. Bei mir ist es nämlich so: Wenn du dich mit einem Thema beschäftigst, stellst du fest, dass du es eigentlich schon kennst. Irgendwo ist es dir ja doch schon über den Weg gelaufen.
Mein letzter Vers soll euch zeigen, wie tief dieses Denken über soziale Gerechtigkeit auch in die Weisheitsliteratur eingewoben ist. Hier Sprüche 24,11-12:
„Rette die, die zum Tode geschleppt werden, und die zur Schlachtung hinwanken, halte sie doch zurück.“
Das ist das, was Gott sagt: Wenn du ein kluges Leben führst, dann führst du ein Leben, das Menschen sieht, die in Not sind, und du kümmerst dich darum.
Und dann geht es weiter. Mir ist Vers 12 fast noch wertvoller:
„Wenn du sagst: Siehe, wir wussten nichts davon.“
Ja, die Ausrede: „Ich habe ja nicht gewusst, dass es dem schlecht geht.“ Übrigens, in der heutigen Zeit kann sich da niemand mehr herausreden.
Wenn du wissen möchtest, wie groß das größte Flüchtlingslager in Nordwest-Uganda ist, wo Menschen aus dem Südsudan geflohen sind, wenn du wissen möchtest, wie groß das größte von mehreren Flüchtlingslagern ist – du kannst das googeln. Du kannst wissen, dass dort 250.000 Menschen wohnen, dass dort Gemeinden entstehen und dass dort Not herrscht. Du kannst das wissen.
„Sie wussten nichts davon.“ Doch, wir wissen es.
Ist es nicht so? Der, der die Herzen prüft, der dein Herz prüft, der dein Denken kennt, der schaut, was in dir drinsteckt – er merkt es und hat auf deine Seele Acht. Das ist der, dem du im Gebet immer wieder sagst: Herr, pass auf mich auf.
Wenn wir im Vaterunser am Ende bitten: „Führe uns nicht in Versuchung, erlöse uns von dem Bösen“, heißt das nichts anderes als: Herr, schenke mir die Weisheit, den richtigen Weg zu gehen, und halte das Böse von mir fern.
Dieser Gott weiß doch, wie es in mir drin aussieht. Er vergilt dem Menschen nach seinem Tun.
Nochmal: Warum ist das Gott wichtig? Weil Gott ein Gott ist, der liebt – und zwar ganz grundsätzlich.
Und wie gesagt, ich bin gerade selbst an dem Punkt, dass ich mir die Frage stelle: Was bedeutet das?
Ich kann euch nur sagen, wo es bei mir gerade arbeitet. Ich habe zwei Dinge getan, zwei witzige Dinge. Erstens habe ich das Thema soziale Gerechtigkeit aufgegriffen. Was kann ich tun, um an dieser Stelle einen Unterschied zu machen?
Ich habe das einfach mal auf eine Gebetsliste gesetzt. Ich habe verschiedene Gebetslisten, eine immer am Freitag, an dem ich dann auch faste. Dort habe ich das Thema aufgeschrieben und gesagt: „Gott, hilf mir zu verstehen, was dieses Thema mit mir zu tun hat.“ Ich bin gegen Schnellschüsse.
Das Zweite ist, dass ich mir vorgenommen habe, dieses Jahr mal wieder beim Marsch für das Leben dabei zu sein, am 16. September. Ich denke, dass hunderttausend Kinder im Mutterleib abgetrieben werden. Das muss etwas mit mir machen, Entschuldigung.
Ich hatte gute Ausreden für die letzten Jahre, aber das Thema hat mich jetzt so beschäftigt, dass ich dachte, komm, gehst du mal wieder mit.
So weit, so gut.
Ein erster Gedanke zu diesem Thema: Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit breitet sich in der Welt aus, und zwar in Form von Recht und Gerechtigkeit – nicht nur als Glaubensgerechtigkeit, die natürlich ebenfalls kommt. Wenn das Reich Gottes wächst und Menschen sagen: „Jesus ist mein Herr“, wenn Gott in ihnen Gestalt annimmt, dann treffen diese Menschen mit ihrem Leben auf ihre Gesellschaft.
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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