Einführung: Die verborgene Angst in unserem Leben
Ich lese aus Matthäus 8,23-27: Und Jesus stieg ins Boot, und seine Jünger folgten ihm. Siehe, da erhob sich ein gewaltiger Sturm auf dem See, sodass auch das Boot von den Wellen überspült wurde. Doch Jesus schlief.
Sie traten zu ihm, weckten ihn und sagten: „Herr, hilf, wir verderben!“ Da antwortete er ihnen: „Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so ängstlich?“ Er stand auf und herrschte den Wind und das Meer an. Da entstand eine große Stille.
Die Menschen aber wunderten sich und sagten: „Was ist das für ein Mann? Selbst Wind und Meer sind ihm gehorsam.“ Nimm du unsere Angst weg! Amen!
Über nahezu alle Gebiete kann man heute freimütig reden. Was gibt es noch, worüber wir rot werden würden? Eigentlich nichts mehr. Doch es gibt noch ein Thema, über das man nicht spricht – und das sind unsere Ängste.
Mit wem haben Sie eigentlich in den letzten Tagen über Ihre Ängste reden können? Und wenn Sie mit jemandem gesprochen hätten, hätte der Sie überhaupt ernst genommen? Hätte er nicht gleich gesagt: „Och, mach doch keine Sprüche, das kann doch nicht wahr sein. Hast du wirklich Angst? Reiß dich mal zusammen, komm, ist doch gar nicht der Rede wert!“?
Andere lachen und gehen über unsere Ängste hinweg. Dabei sind wir alle von der Angst gepackt und von der Angst geschüttelt. Die Angst überfällt uns, und die Angst hat uns ganz fest.
Es sind ja keine bloßen Angstgefühle. Wenn es nur Gefühle wären, dann könnten wir diesen mit Pillen beikommen. Die Angst hat immer handfeste Gründe. Das sind Tatsachen, die uns ängstigen. Es sind Dinge, die man einfach nicht leugnen kann. Sonst könnte man sie mit einem Witzchen übergehen.
Aber hinter der Angst stehen Tatbestände. Wer rückt die denn weg?
Das Doppelleben mit der Angst und die Folgen des Verdrängens
Das Schlimme ist, dass wir alle ein Doppelleben führen. Ich führe ein Doppelleben. Nach außen geben wir vor, sichere Persönlichkeiten zu sein, als könnten wir alles meistern, was auf uns zukommt. Über Krankheitsängste darf man heute sprechen; das ist salonfähig geworden.
Aber welcher Mann in hoher Position kann es sich erlauben, offen zuzugeben, dass er Angst hat? Angst, ob er den Anforderungen überhaupt noch gerecht werden kann? Das wäre sein Ruin, wenn er darüber sprechen würde. Wie oft haben wir Angst, ob wir mit uns selbst noch fertig werden, ob wir all das, was in uns vorgeht, noch steuern können?
Das Furchtbare ist: Sobald man die Ängste verdrängt hat, kehren sie zurück. Es ist immer so: Wenn man etwas verdrängt und nicht ernst nimmt, kommt es plötzlich wieder. Im Moment hat man es vielleicht weg, doch mit neuer Wucht liegt es eines Tages wieder auf dem Tisch.
Fachleute, die sich damit auskennen, sagen, dass unsere Generation von Ängsten geplagt ist. Diese Ängste sind die Ursache so vieler seelischer Erkrankungen. Wir schieben sie immer wieder weg, und plötzlich ist unsere Seelenkraft viel zu gering. Wie sollten wir all das meistern können mit diesen Ängsten, die uns umgeben und umringen?
Die Angst kommt ganz von allein. Man spürt sie in körperlichen Symptomen, ob man will oder nicht. Vielleicht lächelt man darüber und sagt: „Ich will es gar nicht wahrhaben.“ Doch plötzlich steigt der Puls, das Herz schlägt fest, und der Atem geht stoßweise.
Unsere psychische und physische Verfassung ist davon geprägt. Wir haben das vorhin in der unheimlich lebensnahen Beschreibung des Psalms 22 gehört: Die Zunge klebt am Gaumen, der Mund trocknet vor Angst aus. Das ist biblische Realität, über die heute kaum noch jemand spricht.
Die Notwendigkeit, über Angst zu sprechen
Dürfen wir heute Morgen über die Angst sprechen? Müssen wir das sogar?
Genau das möchte ich tun, und zwar anhand der großen, Ihnen allen bekannten Erzählung vom Sturm auf dem Meer. Dabei werde ich drei Fragen an diese Geschichte stellen.
Warum führt Jesus seine Jünger mitten in den Sturm?
Warum treibt Jesus seine Jünger in den Sturm? Das ist schwer zu verstehen und man kann nur den Kopf darüber schütteln. Jesus ist schließlich allmächtig und allwissend. So argumentieren viele in unseren Diskussionen immer wieder. Er müsste doch eigentlich – ja, natürlich müsste er – wenn er das Geschehen voraussehen kann, wissen, dass ein Sturm im Anzug ist.
Doch genau darin zeigt sich eine Eigenart Jesu: Er geht nicht den Stürmen aus dem Weg. Erst dann versteht man viele Dinge des Lebens besser. Es war nie Jesu Weg, die Menschen abseits von Schwierigkeiten und nur in Freude zu führen. Sein Weg führt mitten durch die schlimmsten Stürme hindurch.
Jesus stieg in ein Boot, und die Jünger folgten ihm. Wer mit Jesus geht, muss durch die Stürme dieser Welt hindurch. Wenn Sie wissen wollen, was das bedeutet, haben Sie es vielleicht schon einmal im Film gesehen: Stürme, die Menschen an ihre Grenzen bringen. Wir leben heute so zivilisiert, dass wir kaum noch Naturkatastrophen selbst erlebt haben.
Wer aber einmal draußen auf der Nordsee einen dieser furchtbaren Stürme erlebt hat, wer von Seenot gehört hat, von Männern, die um ihr Leben ringen und wissen: „Jetzt sind wir am Ende, jetzt geht es nicht mehr weiter“, der kann das nachempfinden. Manche Menschen haben solche Erfahrungen vielleicht noch aus den Kriegsjahren, aus der Flucht oder aus Situationen, in denen sie an der letzten Grenze standen und spürten: „Jetzt geht es um alles.“
Unter den Jüngern waren einige Fischer, die Erfahrung auf dem See hatten. Sie dachten zunächst, das könne nicht schlimm sein. Doch als die Wellen immer höher wurden, sagten auch sie: „Jetzt geht es um alles.“
Das ist eine ganz wichtige Erfahrung unseres Glaubens: Jesus führt uns mitten in die Stürme hinein. Wer mit Jesus geht, kommt an die Grenzen seiner Kraft. Er erlebt, wie Mächte in dieser Welt los sind, mit denen wir nicht mehr ringen können. Anfangs meint man vielleicht, man könnte die Situation noch steuern, doch dann zeigt sich, dass es anders ist.
Die Grenzen menschlicher Kraft im Glauben
Liebe Freunde, ich muss jetzt ein Wort sagen. Es tut mir immer leid, wenn ich Ihnen hier etwas wehtun muss.
Gestern Abend habe ich noch den Fernseher eingeschaltet und hörte ein Wort zum Sonntag. Dort fiel der Satz: „Wir müssen glaubwürdiger leben.“ Da dachte ich: Wie kannst du so etwas sagen? Hast du in deinem Leben mit Jesus noch nie erlebt, dass wir gar nicht mehr glaubwürdig leben können?
Ich hasse diese Sprüche, wenn wir das Evangelium zu einer Gesetzesbotschaft machen. Wenn Leute sagen: „Du musst eben treu leben und gehorchen“ oder „Du musst dich um die Sozialnöte kümmern.“ Wer mit Jesus geht, kommt in Stürme, in denen er merkt: Ich kann das gar nicht schaffen. Da vergeht uns das Gesetzeschristentum. Da kann man gar nicht mehr die schönen, tollen Sprüche von der Religiosität und vom glaubwürdigen Christentum machen.
Das ist doch längst bei uns unmöglich geworden. Das können nur noch die sagen, die nicht mit Jesus gezogen sind. Aber wer mit Jesus gegangen ist, stößt an die Grenzen seiner Kraft.
Die Jünger konnten lange reden, wie man die Stürme der Welt meistern muss. Doch als sie draußen im Kahn lagen, der Sturm tobte und das Boot von Wellen überspült wurde, kam kein Spruch mehr über ihre Lippen.
Wir wollen uns hüten vor einem Christentum, das fortwährend den Menschen Anweisungen gibt, was sie machen müssen. Das ist doch nicht unser Glaube. Der Stolz zerbricht, der Mut zerbricht, die Kraft zerbricht, das Vermögen ist nicht mehr da, und wir sind am Ende unserer Kraft.
Das ist eine Eigenart, wie Jesus seine Leute führt. Und wir wollen das heute Morgen zur Kenntnis nehmen: Jesus führt uns nicht um die Ängste herum. Wir würden uns nicht um diese drohenden Stürme herumdrücken, sondern mitten hinein.
Und wenn es einer immer noch nicht glauben will, dann sage ich Ihnen: Jesus wird Sie in die Höllenängste hineinführen. Vielleicht haben Sie das noch nie gekannt. Dann müssen Sie ein Stück Ihres Christenweges gehen, um erst zu spüren, wie schwach wir sind und wie klein wir sind vor den Versuchungen der Finsternis.
Da vergeht uns Hören und Sehen. Das lernt man erst an der Seite Jesu.
Die Herausforderung des Glaubens: Wo ist dein Glaube?
Und nun die zweite Frage: Wo ist nun dein Glaube? Wo ist nun dein Glaube? Jesus hat seine Jünger gefragt: Was ist denn los mit euch, o ihr Kleingläubigen?
Ich übersetze dieses Wort „Kleingläubige“ gern ein bisschen anders, weil sonst vielleicht ein Missverständnis entstehen könnte, als gäbe es im Glauben Portionen. Ein kleiner Glaube, ein großer Glaube – ich meine, es gibt nur einen Glaubenden, und der ist immer ein ganzer Glaube. Aber dieser Glaube hat oft nur seine Zeit.
Ich kann jetzt glauben, im Gottesdienst, und nachher, wenn ich draußen bin, reisst der Glaube plötzlich ab unter den Bedrohungen. Die Jünger haben doch richtig geglaubt. Warum seid ihr denn so kurzgläubig? Ja, der Glaube dieser Jünger hat aufgehört in dem Augenblick, als die Stürme losgingen.
Tröstet sie das? Es darf sie trösten. Es ist nur kein richtiger Trost, dass auch die Jünger in ihrem Glauben Schiffbruch erlitten haben. Was ist denn ihr Glaube, der Schiffbruch erleidet? War das der Glaube der Jünger, dass die Stürme nicht so schlimm werden? Dieser Glaube muss zerbrechen. Oder ist das ihr Glaube, dass mit Jesus es doch immer happy sein wird und immer fröhlich? Auch der wird zerbrechen.
Was war denn der Glaube der Jünger? Ach, in dieser Geschichte wird so sichtbar, was unser Glaube ist: Jesus liegt im Boot und schläft. Jesus hat keine Angst, ich habe Angst. Schlafen ist ein Zeichen von Glauben. Gut schlafen können, ohne Pillen, ohne Schlafmittel – ein Zeichen großen Glaubens.
Ach, das sollte man können wie Jesus! Ja, das werden Sie nie wie Jesus können. Er kann die Angst besiegen, er ist stärker als diese Mächte, die uns bedrohen.
Merken Sie jetzt, was unser Glaube ist? Unser Glaube heißt doch bloß, an Jesus sich hinklammern, an ihn sich halten, auf ihn schauen. Oh, ihr dummen Jünger, habt ihr gemeint, ihr seid stark? Verstehen Sie, das ist der Unglauben aller frommen Leute, dass sie immer meinen, sie wären stark, sie könnten etwas.
Nein, nein, wir wollen es immer wieder sagen. In jedem Gottesdienst soll dies unser Thema sein: Unser ganzer Glaube ist, dass ich mich an Jesus hinhänge als ein gestrandeter, schwacher Mensch. Ich kann doch die Angst nicht in meinem Leben besiegen. Ich wäre doch mit den Stürmen nicht fertig.
Ich werde doch auch mit dem Bösen in meinem Leben nicht fertig. Haben Sie das Böse gemeinschaftlich allein mit ein paar moralischen Vorsätzen, die Sie sich geben, bewältigt?
Er liegt im Boot und schläft. Wer ist so groß wie unser Herr? Unser Herr Jesus hat diese Welt ertragen und hat alle Versuchungen ertragen. Er hat diese Welt überwunden.
Christenglaube ist immer nur ein Sich-Hinklammern an diesen Herrn Jesus und zu sagen: Herr, dir glaube ich, dir vertraue ich. Breite doch deine Hände über mich, halte mich unter deinem Schutz in den Stürmen, die um mich herum toben, in dem Aufruhr, in dem ich lebe, in der Angst, in der ich bin.
Ich will in meinem Glauben nie weiterkommen, werde nie so groß werden wie jene großen Prediger, die alle vom vorbildlichen Christenleben reden können. Ich will nie. Ich will sterben mit dem Vers: „Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude, nimm dein Kindlein ein, halte du doch deine Hand über mir.“
Das ist Christenglaube und nichts anderes. Ich bin geborgen in ihm.
Die Zusage des Schutzes und die Kraft des Glaubens
Ich wollte Ihnen jetzt die großen Worte der Bibel vorlesen, wie dort Menschen im Glauben lebten. Zum Beispiel ein Apostel Paulus, der seinen Mut immer wieder neu gewann, indem er auf Christus blickte und sagte: „Ist Gott für uns, wer kann jetzt noch gegen uns sein?“
Gott hat ja seines Sohnes nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns in Jesus nun nicht alles schenken? Und dann rät er davon ab, sich zu fürchten: „Wer kann uns jetzt noch etwas antun? Wer kann uns jetzt noch etwas machen?“ Christus hält doch seine schützende Hand über mich.
Dann sehen wir, wie dieser Herr Jesus Christus nicht nur die Stürme auf dem See Genezareth besiegt hat. Er hat auch den letzten Zweikampf mit dem Teufel auf dem Berg der Versuchung ausgehalten, und der Teufel wich von ihm. Ich kann das nicht. Aber ich darf mich unter diesen Schutz Jesu stellen.
Jesus ging weiter und ertrug die schlimmste Einsamkeit, die ganze Höllennot, in der er in diesen Abgrund hinabstieg. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Diesen Schmerz müssen wir nicht mehr durchleiden, weil Jesus ihn durchlitten hat. Und dort, in der letzten Verlassenheit, hat er noch gerufen: „Vater, in deine Hände.“
Aus der Hölle kommt noch das Gebet „Vater“. Und da hat Jesus für uns durchlitten und festgestellt: Es gibt keine Verlassenheit mehr, in der wir nicht in ihm geborgen sein dürfen, wo wir nicht sagen könnten: „Mein Vater!“ und wo wir uns nicht ihm anvertrauen könnten.
Wo ist nun dein Glaube? Zerbricht er, hört er auf oder fängt er erst an zu leuchten? Gerade dort, wenn uns die letzte Bewährung abverlangt wird, wenn alles Eigene von unserem Glauben weggenommen wird und nur das bleibt: „Ich schaue auf ihn.“
So wie Jesus im Boot liegt und schläft und dann aufsteht in diesem schwankenden Kahn und hineinruft. Er herrschte den Wind und die Wellen an.
Ich weiß nicht, welche Ängste heute bei Ihnen sind, in welchen Nöten Sie leben oder wer auf Sie eindringt. Nehmen Sie dies heute mit: Jesus ruft Sie bei Ihrem Namen und sagt Ihnen: „Du gehörst mir, niemand anderem.“
Er weiß, wenn sich Sturm und Wellen legen müssen. Und er hält Ihr Leben so fest in seiner Hand, dass niemand Sie aus dieser Hand Jesu mehr herausreißen kann.
Das Staunen über Jesus und die Einladung zum Vertrauen
Da sind wir also beim Dritten. Wissen wir mehr? Ich wollte Ihnen drei Fragen zu dieser Geschichte stellen. Warum treibt Jesus einen jüngeren Sturm? Und wo ist nun der Glaube? Wissen wir mehr?
Die Leute fragen: Was ist das für ein Mann? Sie staunen über Jesus, sie sind erregt und verwundert. Irgendwie geht uns das unter die Haut. Vielleicht spüren sie, dass das mir selbst unter die Haut geht, wenn wir über so ein Thema reden müssen – etwas, das an das Letzte greift, das unser Leben zusammenhält. Und dann gehen wir ja alle bewegt von hier hinweg.
Doch darum soll es heute Morgen nicht gehen: Bewegung, Erregung, Fragen, große, große Achtung, die wir vor Jesus haben – was soll es? Wissen Sie mehr? Was soll dieses Staunen? Ach, was war das für eine Tat? Warum gehen diese Jünger nicht aus dem Boot heraus und sagen: „Dieser Jesus ist ein Herr Himmels und der Erde, und er muss Herr meines Lebens sein“?
Man meint, jetzt beginne eine Seelsorgestunde, in der einer den anderen drängt und sagt: „Lass mich mal mit Jesus reden. Ich muss jetzt auspacken über meine Stürme, über meine Nöte, und ich muss das alles unter ihn stellen.“ Wie ist das nur möglich, dass sie nur staunend dableiben?
Ich habe solche Angst, dass das am Ende unseres Gottesdienstes übrig bleibt: wieder ein Stück Erregung, wieder ein Stück Staunen, Bewegung. Dabei soll es hier zu einer Erklärung kommen.
Ich möchte doch diesen Frieden bekommen. Ich möchte doch so schlafen können wie Jesus. Ich möchte doch so geborgen sein können wie er.
Sie kennen doch das Wort des großen Gorch Fock, der seiner Mutter heimgeschrieben hat: „Wenn nicht einmal tobe, wälte und springe, ich stehe hier und singe, in gar sicherer Ruhe. Ich habe keine Angst mehr.“ Und wenn um mich herum alles los ist, alles tobt, dann darf ich sagen: „Herr, deine Wege sind aufregend und abenteuerlich, aber ich lerne immer ganz neu den Frieden bei dir, und dein Wort wird mir immer größer.“
Wenn doch das von uns begriffen wird und wenn wir das wissen – nicht bloß: „Was ist das für ein Mann?“, sondern: „Er hält mich in seiner Hand.“ Dann muss alle Angst weichen.
Schlusswort: Die Überwindung der Angst durch Christus
Ich habe Ihnen früher einmal erzählt, wie es in unserer Kirche im Schwarzwald, in Schramberg Sulgen, war. Dort haben wir ein kleines Ausschreiben gemacht, um ein Bibelwort zu finden. Dieses Wort sollte dann oben an die Wand geschrieben werden.
Ich dachte immer, wenn die Predigt einmal langweilig wird, sollten die Zuhörer trotzdem ein Wort Gottes haben, an dem sie sich festhalten können. So wurde mit großem Abstand jenes Wort gewählt: "In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe diese Welt überwunden."
Wenn man das weiß, kann man in den Ängsten unseres Lebens, die uns von allen Seiten umgeben mögen, mutig sein. Auch wenn man nicht weiß, wie es weitergeht, kann man fröhlich seinen Weg gehen. Denn bei Jesus darf man von Angst sprechen, und er kann die Angst wegnehmen.
Amen.
Gebet um Frieden und Vertrauen
Wollen beten! Herr, wir bringen dir jetzt all das, was in uns angerührt wurde. Wir stehen vor diesen großen Ängsten und sprechen aus, dass wir längst an eine Grenze geführt wurden, wo unsere Kraft zerbricht und in uns kein Vermögen mehr ist.
Wir wollten das immer leugnen und zudecken, aber wir sind so froh, dass wir es vor dir aussprechen dürfen: Dass in uns keine Kraft mehr ist, all das niederzudrücken, all das Gute zu vollbringen, das von uns gefordert ist, und all die Gedanken zu beseitigen. Aber du, du bist ja viel größer. Du sprichst uns deinen Frieden zu, indem du uns frei machst von der alten Schuld, indem du uns nach deinem Namen nennst, indem wir dir gehören dürfen.
Du willst dich in unserem Leben darstellen. Du willst aus unserem Leben etwas Großes machen – für dich. Darum ist alles anders. Und weil du in uns das Neue vollbringen kannst, Herr, wollen wir nur dich fassen, an dich glauben und dir vertrauen. Dann wissen wir auch aus unserem Leben, dass Früchte erwachsen werden, dass unser Leben durch das Neue, durch dich, etwas ausrichten darf für andere, dass wir ein Segen werden können.
Ja, darum bitten wir dich um dein Wunder. Wir wollen neu mit deiner neuschaffenden Kraft rechnen und dir vertrauen. Wir wollen uns neu senden lassen in die Aufgaben, in die du uns stellst – in unseren Familien, in unserem Beruf, in unserem Volk, in unserem Ort.
Herr, es ist groß, dass du uns mutig machst, weil du diese Welt ertragen und ausgehalten hast. Weil es keine Macht mehr gibt, die über uns und unseren Glauben siegen kann. Weil du uns hältst und unseren Glauben stärkst.
Wir wollen dich jetzt auch für alle bitten, die angefochten sind, die in Zweifeln leben, die müde geworden sind. Lass sie doch dein Wort des Evangeliums wiederhören, damit sie froh werden.
Wir wollen dich bitten für alle, die auf ihre eigene Frömmigkeit vertrauen, für alle, die aus deinem Evangelium eine Gesetzesbotschaft oder eine Morallehre gemacht haben. Erlass ihnen doch deinen Trost und lass sie ein mutmachendes Wort wieder begreifen, damit sie durch dich erquickt werden und ihr Leben neu wird durch dein Tun.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater, unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen; denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Der Herr ist mein Hirte, er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.