Einführung in den Dienst hauptamtlicher Mitarbeiter
Was macht man denn mit Profis? Wenn wir heute einen hauptamtlichen Mitarbeiter einsetzen – und ich selbst gehöre zu dieser Gruppe – dann sollten wir uns über dieses Bibelwort ein paar Gedanken machen.
In Antiochia, der ersten heidenchristlichen Gemeinde, gab es Propheten und Lehrer. Es gibt zwei Städte namens Antiochia; hier ist Antiochia am Orontes gemeint. In der Gemeinde wirkten Barnabas und Simon, genannt Niger. Er war sicher ein Schwarzer und stammte aus Nordafrika. Von Anfang an hat die Gemeinde, wenn sie lebendig war, alle irdischen Grenzen überschritten.
Außerdem waren Lucius von Kyrene und Manahen Teil der Gemeinde. Manahen war mit dem Landesfürsten Herodes erzogen worden. Er stammte also aus einer sehr gebildeten Familie und hatte die höchste Ausbildung genossen. Auch Saulus gehörte dazu.
Als sie einmal Gottesdienst hielten und fasteten, sprach der Heilige Geist: „Beauftragt mir Barnabas und Saulus mit dem Werk, zu dem ich sie berufen habe.“ Daraufhin fasteten sie, beteten, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen.
Nachdem sie vom Heiligen Geist ausgesandt worden waren, kamen sie nach Seleucia. Von dort fuhren sie mit dem Schiff nach Zypern. Als sie in der Stadt Salamis ankamen, verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden.
Herr, jetzt leg uns dein Wort wieder aus, konkret für uns. Amen!
Die Bedeutung der Einführung hauptamtlicher Mitarbeiter
Liebe Schwestern und Brüder,
damit wir es nicht verwechseln bei der Einführung eines Mitarbeiters: Überall auf der Welt spielt die Frage nach dem Personal eine große Rolle. Oft werden kleine Feiern veranstaltet, es werden ein paar liebe Worte gesprochen, und man freut sich, dass man nun einen neuen Kollegen hat. Solche Anlässe sind immer auch etwas Festliches.
Heute geht es bei uns jedoch nicht nur um einen Personalwechsel. Jetzt möchte ich ein wenig persönlich sprechen. Die Beziehung zwischen einem hauptamtlichen Verkündiger und der Gemeinde hat etwas von einer Liebesbeziehung an sich. Es ist ein Stück bräutliche Liebe. Diese Beziehung legen wir ein Leben lang nicht ab. Es fällt uns immer wieder schwer, wenn man mal von der Gemeinde weg muss, weil einen so viel verbindet.
Woher kommt das? Weil man im Tiefsten und Innersten eins wird. Auch unser Bruder Rommel wird an den Leiden der Schwerkranken mittragen. Menschen werden ihm in großer Verschwiegenheit ihr Herz ausschütten. Man darf Menschen begleiten über die Schwelle des Sterbens hinweg, in die Ewigkeit hinüber. Das schafft eine ganz tiefe innere Beziehung, eine Liebesbeziehung, eine ganz innere Verbundenheit.
Darum ist dieser Moment immer wieder sehr wichtig. Es geht nicht nur um einen Personalwechsel, sondern darum, dass unter uns eine vertraute und innige Gemeinschaft entsteht. Wir haben das auch mit Familie Werner erlebt. Das ist unser Wunsch, und dafür beten wir.
Doch solch eine Einführung braucht auch eine Sicherung. Es ist ja ein Kennzeichen, dass junge Leute heute manchmal schwer verstehen, warum es eine Eheordnung gibt. Gerade die kostbare Gabe der Liebe braucht eine Sicherung gegen den Missbrauch des Menschen.
Wir gebrauchen manchmal die Gaben viel zu leicht, nur so, wie es uns Spaß macht. Das gilt auch in unserem Dienst – bei Bruder Rommel, bei mir und bei allen anderen, ob sie im Gemeindedienst sind oder eine Jungschar leiten oder welche Aufgabe sie auch haben. Es ist nie eine Frage, ob wir das tun, solange es uns Spaß macht, sondern dass Gott uns an dieses Amt gewiesen hat.
Und dass wir treu sind, das ist eine Bindung und eine Verpflichtung. Vielleicht kommen mal Anfechtungen, und man meint, man sei falsch am Platz. Doch der Herr hat uns hingewiesen, und unter der Fürbitte der Gemeinde gehen wir diesen Weg. Es ist das Amt, das uns aufgetragen ist, und dem wir treu sein wollen.
Weil das heute unter der Fürbitte der Gemeinde geschieht, sagen wir ja dazu. So wollen wir es nehmen.
Abschließend möchte ich voranstellen, dass es wichtig ist, hauptamtliche Mitarbeiter zu haben, die ihre ganze Kraft in diesen Dienst einbringen können.
Die Gemeinde lebt auch ohne hauptamtliche Profis
Aber nun zum Ersten: Eine Gemeinde lebt auch ohne Profis. Es gab schon manche Gemeindeglieder, die aktiv neben ihrem Beruf in der Gemeinde mitarbeiten. Solche Geschichten hört man nicht in unserer Gemeinde, aber in anderen Gemeinden.
Wir leben in einer Pfarrerskirche. Dort haben sich viele an dem Amt der Profis gestoßen, die ihre Herrschaft aufgerichtet und alles mit ihrer Kontrolle überzogen haben. Es waren meist Gemeinden, in denen der Pfarrer, wenn man mit ihm sprach, sehr bitter klagte: „Ich bin ganz allein, ich habe niemanden, der mir zur Seite steht.“ Das Ein-Mann-System bringt immer wieder eine frustrierte Gemeinde hervor.
Darum ist es gut, dass wir uns die Gemeinde von Antiochien noch einmal ansehen. Welche Aufgabe haben eigentlich Hauptamtliche?
Die Gemeinde von Antiochien, die erste heidenchristliche Gemeinde, ist ohne Hauptamtliche entstanden, sogar ohne Missionar. Das wird im Kapitel 11 der Apostelgeschichte erzählt. Aus einem schweren Schlag der Verfolgung gegen die Jerusalemer Gemeinde waren Gemeindeglieder geflohen, nur um ihr Leben zu retten. Viele kamen auch in diese damals drittgrößte Weltstadt Antiochien, die große Hafenstadt.
Was machen Flüchtlinge dort? Sie waren ja noch ganz fertig von dem Erlebten. Und worüber reden Flüchtlinge? Über das Schlimme, was sie durchgemacht haben, was sie verloren haben? Nein, nicht diese. Sie redeten von Jesus.
Da waren Menschen, denen machte es nichts aus, dass sie ihren ganzen Hausrat verloren hatten. Sie trauerten nicht darüber, ihre Heimat verlassen zu müssen. Stattdessen war ihr Herz übervoll, weil Jesus sie angenommen hatte, weil sie Jesus gehörten und ihr Leben von dieser Jesusführung geprägt war.
Wenn Sie wissen wollen, was eine Gemeinde ausmacht, dann nicht der Dienst der Hauptamtlichen. Hauptamtliche sind wichtig – ich bin ja selbst einer. Aber eine Gemeinde lebt davon, dass viele Menschen Erfahrungen mit Jesus machen.
Machen Sie solche Erfahrungen! Das ist der Schatz. Wenn wir uns treffen und ich sage: „Grüßt einander doch“, dann haben Sie einander etwas mitzuteilen, weil Sie so viel erleben. Und diejenigen, die schwere Lasten tragen, wollen wir mittragen und für sie im Gebet eintreten.
Damals passierte das in Antiochien, was Lukas in der Apostelgeschichte so knapp beschreiben kann: Die Hand des Herrn war mit ihnen.
Ich freue mich, dass es hier in dieser Gemeinde so viele gibt, die mit Jesus etwas erlebt haben und laufend erleben. Die im Wort etwas hören, es weitersagen und austauschen – in Hauskreisen, bei Krankenbesuchen, in Jugendgruppen. Die Hand des Herrn ist mit ihnen.
Das ist groß. So wächst Gemeinde. So lebt sie nicht bloß von der Predigt am Sonntagmorgen, sondern fast noch mehr durch die Zeugnisse derer, die Erfahrungen in ihrem Glauben machen.
Das Amtsdenken und die Herausforderung der Kontrolle
Aber nun wird erzählt, dass damals nach Jerusalem die Nachricht kam, dass sich dort oben in Antiochien eine Gemeinde gebildet hatte. Man erwartete, dass die Apostel begeistert in die Hände klatschen und sagen: „Ja, wunderbar, endlich erfüllt sich der Missionsbefehl.“
Doch es geschah etwas ganz anderes. Die Apostel kamen zusammen, hielten Sitzung um Sitzung ab und äußerten Bedenken. Sie sagten: „Höchst bedenklich, höchst gefährlich,“ mit Stirnrunzeln. Denn das entzieht sich unserer Kontrolle.
Liebe Schwestern und Brüder, von Anfang an gibt es das Amtsdenken in der Christenheit. Dieses Amtsdenken hat immer nur Angst, wenn etwas der Kontrolle entgleitet oder nicht organisiert abläuft.
„Ja, aber bitte,“ sagen sie, „das ist ja eine Sache, die wir gar nicht veranlasst haben. Wer hat das beschlossen? Wer trägt die Verantwortung? Aus welchem Etat wird das finanziert?“ Die Antwort lautet: Aus gar keinem. Das geht von alleine.
Wenn man die Geschichte der Christen betrachtet, sieht man, dass viele lebendige Bewegungen, die entstanden sind, immer mit Misstrauen verfolgt wurden. Ob sich dort Leute zur Bibelstunde versammelten, man jagte ihnen die Polizei auf den Hals. Die Waldenser wurden sogar mit Militär bis in die Berge hinein verfolgt. Immer wieder herrschte die Angst, dass etwas nicht in der Ordnung sei.
Liebe Schwestern und Brüder, das muss uns nachdenklich machen. Hoffentlich gibt es so etwas nie in unserer Gemeinde. Es darf manches nebeneinander und übereinander laufen, das ist gar nicht schlimm, wenn nur die Hand des Herrn dabei ist. Wenn wir alles in Paragraphen reglementieren, geht es kaputt.
Was die Leute damals missioniert haben, hätten sogar die Apostel möglicherweise theologisch für nicht richtig gehalten. Vielleicht war es auch viel zu unvorsichtig, vielleicht war es falsch, vielleicht haben sie auch manche Türen zugeschlagen.
Im Reich Gottes ist viel durch Leute gemacht worden, die alles falsch gemacht haben, aber der Herr war trotzdem mit ihnen und hat gesegnet. Denn es geschieht durch seine Gnade auch viel.
Beispiel aus Kenia und die Haltung von Hauptamtlichen
Ich habe in Kenia die Arbeiter kennengelernt, die Guna. Dort sind die Missionen noch etwas skeptisch. Es handelt sich um eine Aktion junger Leute, ähnlich wie Operation Mobilisation. Sie haben hier alte Bundeswehrlastwagen aufgekauft, diese bis dorthin transportiert und setzen sie für viele Diensteinsätze und Transportfahrten ein. Vor allem führen sie evangelistische Kampagnen durch.
Bis nach Zaire fahren sie, packen ihre Posaunen ein, und die afrikanischen jungen Evangelisten machen sich auf den Weg. Das ist ein Wagnis, besonders wenn sie über Brücken fahren, die oft nur aus Baumstämmen bestehen. Die jungen Leute erzählen, dass sie das Evangelisieren anfangs selbst etwas skeptisch betrachtet haben und sich fragten, wie sie so brennen können.
Die afrikanischen Kirchen sagen oft: „Man kann doch nicht einfach auf einem Dorfplatz stehen und von Jesus reden; das gehört doch nur in die Kirche.“ Die Kirchen dort sind häufig genauso verknöchert wie bei uns. Doch dann gibt es einen Durchbruch unter jungen Menschen. Sie stehen da und singen ihre Jesuslieder. Der Herr benutzt das manchmal, wenn Menschen es aufrichtig meinen.
In der damaligen antiochischen Gemeinde war es Barnabas, den die Apostel geschickt haben. Er war hauptamtlich tätig und wird „Sohn des Trostes“ genannt. Seine Aufgabe war es, das, was in Antiochien geschah, zu kontrollieren und einen Bericht für den Apostelkreis anzufertigen. Barnabas war ein Seelsorger, der in kurzer Zeit prüfen konnte und sagte: „Das kommt vom Herrn, auch wenn es nicht unter uns geordnet ist und nicht in eine Hierarchie oder ein Ordnungssystem eingeordnet werden kann. Ja, das ist vom Herrn!“
An Barnabas kann man lernen, welche Hauptamtlichen gebraucht werden – solche mit einem weiten Herzen. Praktisch gesagt sind wir Pfarrer untauglich, wenn wir nur fragen: „Untersteht das mir?“ oder wenn wir die Kommandeure der Gemeinde sein wollen. Solche Jugendleiter sind untauglich, die nur nach ihrer Herrschaft streben. Das Reich Gottes wird durch diese uralte menschliche Sünde des Herrschens oft zerstört.
Wir sind Gehilfen der Freude und wollen mitfreuen, auch wenn außerhalb der Kirche, in einer Freikirche, in einem Bibelkreis oder anderswo der Herr wirkt und Gnade geschieht. Dann freuen wir uns mit.
Barnabas war eine geistliche Autorität, ein Mann, der voll des Heiligen Geistes war und die Bruderschaft in Jesus suchte. So wird gezeigt, wie Hauptamtliche sein müssen und wie eine Gemeinde lebt – auch ohne Profis.
Hauptamtliche dienen nur auf Zeit
Das zweite Pfarramt dient der Gemeinde nur auf Zeit. Ich habe am Anfang gesagt, das sei so ähnlich wie mit einer Liebesbeziehung, aber jeder Vergleich hinkt. Bei uns ist das anders als in einer Ehe. Eine Ehe kann nicht aufgelöst werden, bis der Tod oder eine Scheidung eintritt. Die Beziehung von Bruder Rommel zu mir und zur Gemeinde ist anders. Keine Sorge, ich will noch bleiben, solange man mich duldet. Aber diese Beziehung kann aufgelöst werden.
Was eigentlich erstaunlich war: Die Gemeinde von Antiochia sagte nach zwei Jahren, jetzt ist die Zeit, dass Barnabas und Saulus gehen. Nicht, weil es Streit gab oder weil man meinte, sie schaffen nichts. Das ist höchstens bei uns der Grund, einen Pfarrer abzuschieben, wenn man ganz unzufrieden ist und sagt, das ist eine Niete. Wenn er einigermaßen taugt, lässt man ihn noch ein Jahr oder so. Aber hier war es ein ganz anderer Grund.
Sie sagten, diese beiden haben so große Gaben, die wollen wir freisetzen für andere Aufgaben. Nämlich für das Ausbreiten des Reiches Gottes, um es in neue Gebiete zu tragen. Ich bin so dankbar, dass auch Sie oft das gleiche Bemühen haben und sagen: Wir wollen uns anstrengen, nicht alle Kraft hier in der Gemeinde zu binden, sondern so viel wie möglich freimachen – zur Straßenmission, für zusätzliche Besuche, aber weit über Stuttgart hinaus, für die Mitarbeit bei Evangelisationseinsätzen, bei der Jugendevangelisation in der Schleierhalle, aber auch für die Weltmission.
Barnabas hatte damals Saulus nach Antiochia geholt. Saulus saß ohne Dienst da und hatte noch keinen Einsatz. Dann wurde er in die Gemeinde von Antiochia geholt. Das ist schön beschrieben. Man kann so viel aus der Apostelgeschichte lernen, wie die Reihenfolge ist: Barnabas ist die Nummer eins, Saulus die Nummer zwei. Das ist nicht schlecht, nur wenn jemand herrschen will, ist das schlecht. Es gibt einen Rang, den jemand einnimmt. Barnabas war durch seine Art und als vom Apostelkreis Entsandter die Nummer eins. Aber dann kommt selbst der „Schwarze“ gleich, und Saulus war das fünfte Rad am Wagen.
Er, der später für die Gottesweltmission so wichtig war, musste lernen, demütig im Team mitzuarbeiten. Wer das nicht kann, ist unbrauchbar für den Dienst Gottes. Dann haben sie sich versammelt, gebetet und gefastet. Das Fasten ist eine gute Sache. Man muss nicht dauernd rennen und kochen, sondern hat Zeit zum Beten. Noch einmal sechs bis acht Stunden lang ohne Unterbrechung. Der Geist Gottes zeigt ihnen so auch die neuen Aufgaben.
Ich freue mich in unserer Gemeinde immer wieder, wenn wir Hauptamtlichen einen Kreis in die Hände von Gemeindegliedern legen dürfen. Nicht, weil wir faul sein wollen, sondern weil es Leute gibt, die es machen können. Es wäre schändlich, wenn in unseren Jugendgruppen immer nur Alte oder Hauptamtliche die Fäden in der Hand hätten. Da müssen wir im Glauben einmal wagen, loszulassen. Oder wir fasten und beten so lange, bis wir sagen: Jetzt legen wir es in ihre Hände. Wir trauen es Gott zu, dass er sie befähigt.
So können immer mehr Aufgaben abgegeben werden. Die Konstruktion unseres Pfarramtes in der deutschen evangelischen Kirche entspricht hier nicht ganz dem Evangelium. Es ist oft schön, wenn auch andere hier predigen können. Wenn wir sagen: Du pflügst Neuland, Du hast Zeit, Du kannst neue Türen aufstoßen.
Dieses Wagnis, das Saulus und Barnabas damals unternommen haben, war riesengroß. An und für sich war es ein wahnsinniges Unternehmen: Der erste Schritt in die Heidenwelt wird getan. Missionare gab es noch gar nicht, kein Beispiel, keinen Vorgang, kein Buch, an dem sie sich hätten orientieren können. Sie wagten den Schritt hinaus in die Welt.
Liebe Schwestern und Brüder, wir wollen Großes erwarten. Nicht, dass die Hauptamtlichen alle Dienste besetzen. Nehmt die Aufgaben wahr, bei denen ihr sagt: Dazu habe ich Gaben. Dann wollen wir weitergehen und Dienste tun in Verbindung mit der Gemeinde. Die Gemeinde braucht das Missionsfeld, und das Missionsfeld braucht die Fürbitte und Unterstützung der Gemeinde.
Die Gemeinschaft am Evangelium und das Missionsbeispiel
Was war das für eine Liebesbeziehung, die Paulus später als die Gemeinschaft am Evangelium beschrieben hat? Für mich war es sicher der Höhepunkt der Reise.
Als ich an dem großen Gedenkstein in Mombasa stand, der an die Ankunft von Doktor Ludwig Krapff im Jahr 1844 in Kenia erinnert, wurde mir einiges bewusst. In Deutschland kennt kaum jemand Ludwig Krapff, und auch viele Christen wissen nicht, wer er war. In Kenia hingegen kennt es jedes Schulkind.
Der Missionar aus Württemberg war lange durch Äthiopien gereist, etwa vier Jahre, bevor er nach Mombasa kam, in diese feucht-heiße Hafenstadt. Seine Frau bekam dort das erste Kind, starb jedoch wenige Tage später, und auch das Kind verstarb an Fieber. Dort befindet sich das Grab von Frau und Kind.
Wie es Pioniere oft taten, schrieb er einen Brief nach Hause: "Sagen Sie dem Komitee, dass sich an der ostafrikanischen Küste ein einsames Missionsgrab befindet." Dieses Grab verpflichtet die Christen Europas mit der Aufgabe, das auf diesem Kontinent begonnene Werk fortzusetzen und zu vollenden.
Die Siege Jesu werden über den Gräbern der Besiegten errungen. Da war ein Pionier, der unter Gebet hinausging. Nur so kann man für Jesus wirken, anders nicht. Das ist nie abgesichert, aber wir wollen Neues probieren.
Hat das überhaupt Sinn? Ja, wir wollen Großes wagen und probieren. Dazu haben wir Hauptamtliche, die Zeit, Kraft und eine Ausbildung besitzen. Die Verwaltung des überkommenen Bestandes allein wäre zu wenig.
Der Segenszuspruch und die Bedeutung des Gebets
Und noch das Letzte: Lasst uns an die Arbeit gehen. Sie zogen hin. Barnabas und Saulus machten sich an die Aufgabe, aber sie ließen sich vorher einsegnen. Eine schöne Sache, wenn man weiß: Andere beten für mich. Anders wollen wir nie in einen Dienst hineingehen.
Keinen Gottesdienst wollen wir anders beginnen, als dass wir vorher miteinander beten. Keinen Besuch wollen wir anders machen. Und es ist so groß, wenn Sie in der Fürbitte auch an den Dienst von Bruder Rommel denken – und wir an Sie denken in der Fürbitte.
Keiner ist einsam, deshalb nämlich, weil wir füreinander beten und aneinander denken. Eine Mauer des Gebetes ist um Barnabas und Saulus herum. Sie stehen nicht allein da, wie ich, als ich diesen Zug von Mombasa nach Nairobi bestiegen habe.
Dort am Schlafwagen waren die Namen angesteckt, und ich denke: Wer wird das auch sein? Schulz, mit mir im Abteil, der einzige Mensch im Zug, den ich kannte, lag ausgerechnet in meinem Abteil. So plant Gott oft seine Termine, dass man den Atem anhält. Ist das möglich, dass der Bruder, der Missionar, den ich treffen muss, just ein Bett über mir liegt?
Wenn Beten solche Dinge kann, dass Gott führt und unsere Wege segnet – so konkret, wie ich Ihre Gebete erfahren habe, als ich nach Frankfurt kam. Der Flughafen war geschlossen, die Maschine ging nicht, und sie mussten alle im Hotel übernachten. Dann haben sie uns ein Paar, das nach Nairobi weiterwollte, auf eine andere Maschine genommen. So kam ich doch noch pünktlich an, obwohl viele Stunden später.
Gott macht das irgendwie, wenn er es will. Dann ist das seine Sache. In all den Diensten, die wir haben, darf das Sie beruhigen – auch in den kleinen Dingen.
Und Sie haben das Wort Gottes verkündigt.
Die Verkündigung des Evangeliums als Kernaufgabe
Jetzt gibt es bei uns oft Streit darüber, ob man Sozialarbeit leisten soll oder das Wort Gottes verkünden. Manchmal heißt es, Wort Gottes sei unsoziale Arbeit oder so ähnlich. Dabei ist das doch nie eine Frage.
Wenn wir irgendetwas Gutes tun können, zum Beispiel mit unseren alten Kleidern – ich schäme mich wirklich manchmal, oder wie man das nennen will – eine Liebestat vollbringen und einem Kranken helfen, dann wäre es eine Sünde, das nicht zu tun. Darüber gibt es keine Diskussion.
Aber wenn wir nur gute Taten vollbringen, ist das noch nicht genug in unserem Dienst. Das Größte war doch, dass Barnabas und Saulus das Wort von Jesus verkündigt haben. Und wenn wir dieses Wort verkünden, das Wort von Jesus, dann geschieht etwas Besonderes: Menschen treten heraus aus der Dunkelheit, aus der Dunkelheit der Sünde. Sie beginnen ein neues Leben.
Plötzlich werden verkrampfte, ängstliche Menschen frei und fröhlich. Wenn Menschen zum Glauben kommen, gibt es denn etwas Größeres? Es steht doch später geschrieben, wie diese Zauberei die Insel Zypern überschattet hat. Und genau dort kommt das befreiende Evangelium von Jesus hinein. Das ist das eigentlich Aufregende.
Uganda wird nicht durch unsere alte Unterwäsche neu, sondern durch das Evangelium. Wenn man an der Stelle vorbeigeht, wo am Vorabend noch 21 Menschen erschossen wurden, und dort nicht etwas in den Menschen anders wird, dann ist dieses Volk verloren und nicht mehr zu retten.
Die Verbindung von Evangelisation und praktischer Hilfe
Bevor ich abgereist bin, haben mich noch zwei Personen aus dem Gottesdienst angesprochen: unser lieber Medizinaldirektor Doktor Steinbart und unser Geologe Doktor Schaack. Beide waren sie im Massailand in Kenia – der eine für die medizinische Arbeit, der andere, um Wasser zu suchen.
Sie haben mir etwas sehr Wichtiges mit auf den Weg gegeben. Die beiden Nicht-Theologen betonten die Bedeutung ihrer Hilfe für die Brüder in der Evangelistenschule. Denn wenn dort unten durch das Evangelium keine Menschen bekehrt werden, sind unsere ganze medizinische Vorsorge und unsere landwirtschaftliche Aufbauarbeit vergeblich.
Die Menschen werden das gar nicht umsetzen können; sie werden lethargisch weiterleben wie bisher. Wenn nicht Gott Menschen ruft, ihnen Verantwortung zeigt und sie erneuert, dann bleibt der Schlüssel zu den Herzen verschlossen.
Es ist etwas Großes, wenn Menschen Jesus durch unseren Dienst finden und in der Gemeinde mitarbeiten – sei es hauptamtlich oder auf andere Weise. So sind wir in diesen Dienst hineingespannt und dürfen das Reich Gottes ausbreiten. Das ist das Große. Amen!