Jumiko trotz Herausforderungen – Gottes Herzensanliegen bleibt
Wie gut, dass Jumiko dieses Jahr trotzdem stattfindet – trotz all der Herausforderungen, die es nötig machen, dass wir uns online treffen müssen. Manche Dinge sind einfach nicht möglich, und das tolle Gefühl, wenn ein paar Tausend Jugendliche zusammenkommen, um Gottes Wort zu hören, fehlt. Aber es kann trotzdem stattfinden.
Warum? Ich glaube, weil es Gottes großes Anliegen ist. Es wäre vielleicht zu viel gesagt, dass Jumiko einfach so stattfindet. Aber dass Mission, die Jugendmissionskonferenz, dass Mission vermittelt wird, das ist Gottes großes Herzensanliegen – immer noch. Das hat sich nicht geändert. Er hat nicht gesagt: „Der Auftrag wird abgeblasen, geht alle nach Hause, alles gut.“ Nein, „Geht hin in alle Welt“ ist immer noch Gottes großes Herzensanliegen. Die Verlorenen zu finden, sie nach Hause zu führen und irgendwann ewig mit ihnen leben zu können – das ist Gottes großes Herzensanliegen.
Das zweite Thema, das dieses Jahr im Mittelpunkt steht, lautet „Immer jünger“. Als ich das gelesen habe, dachte ich, das ist ein wirklich cooles Thema. Nicht, weil ich mir wünsche, immer jünger statt älter zu werden – mein Bart wird ja auch schon grau –, sondern weil auch das Gottes großes Herzensanliegen ist. Nämlich, dass Menschen jünger werden, dass sie ihm nachahmen, ihm nachgehen, ihm nachfolgen.
Das war Jesu großes Herzensanliegen, als er hier auf der Erde war. Dazu werde ich später noch einiges sagen, am liebsten würde ich jetzt schon damit anfangen. Aber diese zwei Dinge – Mission generell und Nachfolge – das ist es, was Gott sehen möchte. Auch in unseren Gemeinden und ganz persönlich in unserem Leben.
Und ihr als Jugend habt diesen Auftrag immer noch: hinzugehen und Menschen von Gott her zu erreichen.
Die Herausforderung der Nachfolge – Lukas 9,23-27
Ich möchte in dieser Bibelarbeit einen Text betrachten, der eigentlich sehr bekannt ist. Er ist jedoch nicht einfach. Man liest ihn schnell mal so nebenbei und denkt: Ja, schon oft gehört, schon lange darüber nachgedacht, alles klar. Aber so einfach ist es nicht.
Ich lese ihn jetzt erst einmal vor, und zwar aus Lukas 9, Verse 23-27:
Da sprach er zu ihnen allen: „Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es erhalten. Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder nähme Schaden an sich selbst? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel. Ich sage euch aber wahrlich: Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes sehen.“
Als ich diesen Text wieder einmal gelesen habe, wurde er zu einem sehr wichtigen Text in meinem Leben. Diese Herausforderung, Jesus nachzugehen und hinter ihm her zu leben, ist für mich ein ganz entscheidender Punkt und eine große Herausforderung.
Dabei kam mir aber sofort etwas in den Sinn: Dieser Text widerspricht – und ich nenne das jetzt mal so – einer Auffassung von romantischer Jüngerschaft.
Eine romantische Jüngerschaft, nach dem Motto: „Ich liebe Jesus, Jesus liebt mich, alles ist gut, Friede, Freude, Eierkuchen.“ Eine romantische Nachfolge, die immer nur sagt: Hauptsache, die Beziehung zu Jesus stimmt. Ein bisschen Zeit mit ihm verbringen, jeden Tag, und er mit mir – und dann ist alles geritzt. Das sei Nachfolge.
Nein, das ist nicht Nachfolge – oder zumindest nicht nur. Ich will das gar nicht ganz abwerten, nein, dazu sage ich später noch etwas. Aber das ist zu wenig. Das ist nicht das, was Jüngerschaft wirklich bedeutet, schon gar nicht nach diesem Text.
Gefahren einer romantischen Jüngerschaft und wahre Gemeinschaft
Es gibt diese romantische Vorstellung von Jüngerschaft, die auf der einen Seite großartig und eine gute Sache sein kann. Auf der anderen Seite ist sie jedoch auch gefährlich, denn sie reduziert Jüngerschaft oft nur auf Anbetung. Dabei wird gesagt: Hauptsache, wir beten Gott an. Manchmal wird das sogar so weit vereinfacht, dass nur noch Lobpreisabende oder Ähnliches damit verbunden sind.
Auch das kann sehr schnell romantisch werden, wenn die guten Gefühle und Emotionen beim Singen, Beten oder Miteinander das Einzige sind. Oder wenn die Gemeinde irgendwann zu einem Kuschelclub wird, also zu einem reinen Miteinander ohne tiefere geistliche Grundlage.
Übrigens ist es interessant, dass je länger so ein Kuschelclub besteht, desto schneller auch Streitigkeiten entstehen. Daraus erkennt man, dass dies nicht die beste Lösung ist. Es handelt sich einfach nur um eine romantische Form von Jüngerschaft.
Bonhoeffer hat es einmal folgendermaßen gesagt: Die Gemeinschaft darf nicht seelische Gemeinschaft sein. Damit meint er dieses „Wir passen zusammen, wir mögen uns alle und alles ist toll“. Stattdessen muss es geistliche Gemeinschaft sein, die auf Gottes Wort, Gottes Willen und dem Auftrag, den er uns gibt, begründet ist.
Das soll unsere Gemeinschaft und unser Miteinander ausmachen – und auch unser Christsein prägen.
Jesus als Meister der Nachfolge – Verstehen und Gehorsam
Ich glaube, wir merken ganz schnell, worum es wirklich geht. Jesus will als der, der vorangeht, als der Meister, dem wir folgen, von uns verstanden werden.
Ich staune immer wieder beim Lesen der Evangelien – obwohl ich ja selbst nicht anders bin – wie wenig die Jünger verstehen, obwohl sie so nah bei ihm sind. Selbst wenn sie manchmal nachfragen, haben sie es oft noch nicht begriffen. Aber Jesus will verstanden werden. Manchmal spürt man richtig, wie sein Herz weh tut, weil die Jünger wieder nicht kapiert haben, worum es wirklich geht.
Er will nachgeahmt werden. Ja, „What would Jesus do?“ – was würde er tun? Das ist doch die große Frage der Nachfolge. Wenn ich Nachfolger und Schüler Jesu bin, muss ich sehen, wer mein Meister ist: Jesus Christus. Er will, dass wir gehorsam sind.
Und ja, ich weiß, das Wort „gehorsam“ wird heute kaum noch genutzt. Warum? Weil man dann oft gleich von Gesetzlichkeit spricht. Aber Gehorsam ist keine Gesetzlichkeit, sondern ein Teil der Nachfolge. Jesus sagt – und hier verbindet er ein romantisches Bild mit einem realen –, dass wer ihn liebt, auch seine Gebote hält.
Das ist Jüngerschaft: das zu tun, was er sagt, und nicht einfach nur ein bisschen Beziehung mit ihm zu haben. Ich möchte es vielleicht noch eine Ebene höher setzen und ein romantisches Wort verwenden, gleichzeitig aber zeigen, dass es viel, viel mehr bedeutet: Jesus will geliebt werden.
Und zwar nicht nur ein bisschen romantisch: „Herr, ich liebe dich.“ Davon gibt es zu viele, die „Herr“ rufen, aber den Willen des Meisters nicht tun. Deshalb darf Nachfolge nicht zur romantischen Jüngerschaft verkommen. Sie muss eine Nachfolge sein, die unser Leben ausmacht, unser Denken, unser Fühlen, unsere Emotionen – kurz gesagt, das, was uns als Menschen ganz ausmacht.
Immer jünger werden – Prozess der Nachfolge und Mission
Und dabei wird es immer deutlicher jünger – und zwar in dem Sinne, dass es ein Prozess ist, immer jünger zu werden, dem Meister immer ähnlicher zu werden. Gleichzeitig bedeutet es auch, andere immer jünger zu machen, also den Auftrag, der nach wie vor besteht.
Gott hat nicht zum Rückzug geblasen. Er hat gesagt: „Geht hin in alle Welt!“ Und das gilt bis heute – in alle Welt, in die kleine Welt unserer Nachbarschaft, unserer Freundeskreise, in die kleine Welt unserer Firmen und in die große Welt, weltweit, egal in welchem Land.
Ich möchte zunächst ein paar Dinge zum Thema „immer jünger sein“ sagen. Das heißt, dass ich jeden Tag als eine Möglichkeit, als eine Chance, aber auch als eine Herausforderung sehe, neu zu entscheiden: Ich will Jesus nachfolgen.
Vor kurzem hat mir jemand gesagt, man müsse sich jeden Tag bekehren. Zuerst habe ich mich dagegen gewehrt und gesagt: „Nein, theologisch gesehen reicht einmal bekehrt, dann passt es. Dann ist der Heilige Geist in uns, und wir haben ewiges Leben.“ Ja, das stimmt. Aber Nachfolger zu sein bedeutet, jeden Tag zu sagen: Ich will.
Jeden Tag antworte ich Jesus, wenn er sagt: „Wer mir nachfolgen will?“ mit „Ja, ich will, Herr, ich will heute wieder Nachfolger Jesu Christi sein.“ Es ist ein Prozess, der immer mit einer Entscheidung beginnt – und zwar jeden Tag neu. Manchmal, so ist es bei mir, muss ich das sogar mehrmals am Tag sagen: „Ich will heute Jesu Nachfolger sein.“
Ich möchte zum Nachdenken anregen: Wann hast du das zuletzt von ganzem Herzen gesagt? „Ich will dir nachfolgen.“ Ich will fragen, was es bedeutet, dir nachzufolgen, und dann diesen Weg schnurstracks gehen – egal, was andere sagen.
Drei zentrale Aspekte der Nachfolge
Und ich möchte zu diesem Thema, immer mehr Jünger zu sein, drei Dinge sagen.
Das erste ist Selbstverleugnung statt Selbstverwirklichung. Das zweite ist, das Kreuz aufzunehmen, statt das Sofa plattzudrücken. Und das dritte ist Nachfolge statt die eigene Reise zu planen.
Ein paar Gedanken zum ersten Punkt: Selbstverleugnung statt Selbstverwirklichung.
Selbstverleugnung statt Selbstverwirklichung
Was bedeutet das? Wir werden in dieser Gesellschaft, in den Schulen so geprägt und erzogen, dass wir uns selbst verwirklichen sollen. Das klingt eigentlich nach einem schönen Gedanken: Ein Mensch ist von Gott geschaffen, mit all seinen Fähigkeiten, seinem Können und auch seinen Grenzen. Und nun heißt es: Verwirkliche dich selbst! Meine Ideen sollen durchkommen, meine Gedanken sollen eine Rolle spielen, meine Pläne sollen von mir und anderen erreicht werden. Meine Ziele sind wichtig, mein Leben, meine Selbstverwirklichung steht im Mittelpunkt.
Übrigens zeigt sich das sehr oft auch im Christsein. Christen schieben ihre eigenen Ideen über das Christsein, die Gemeinde, die Jugendkreise, die Weltmission, ihre Pläne und Ziele in den Mittelpunkt. Auch das gibt es: eine fromme Selbstverwirklichung. Und dann geht es weiter: mein Urlaub, mein Sonntag, meine Zeit. Es ist interessant – ich will ganz offen und ehrlich sein – wie weit das gehen kann. Viele Christen haben Schwierigkeiten damit, die Uhrzeit ihres sonntäglichen Gottesdienstes gutzufinden. Das heißt doch: „mein Sonntag“. Und da, wo es bei mir reinpasst, ist auch das eine Form der Selbstverwirklichung.
Aber wie gesagt, das geht noch viel, viel weiter in allen Bereichen meines Lebens. Ich bin Christ, aber auch mein Christsein ist Teil einer Lebensgestaltung, die mich erfüllen soll, damit ich mich selbst verwirklichen kann. Ist das das, was Nachfolge bedeutet? Das ist oft sehr fromm verpackt, aber ist es das wirklich? Oder ist es vielmehr so, wie Johannes der Täufer sagt, wenn er sagt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Von mir muss immer weniger zu sehen sein, von mir muss immer weniger zu hören sein, mein Name muss immer weniger in den Schlagzeilen stehen.
Nachfolge als Selbstverwirklichung – auch fromme Selbstverwirklichung – ist nicht das, was Gott von uns möchte. Sondern, wie es hier heißt: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst.“ Es ist ja eine freie Entscheidung. Aber wenn ich jeden Tag sage: Ich will dir folgen, ich will ein Jünger Jesu sein, dann gehört auch dazu, dass ich sage: Ich will mich selbst verleugnen.
Das sind dann ganz grundlegende Fragen: Was bewegt mich jeden Tag? Was bewegt meine Gedanken? Was mache ich mit der Kreativität meines Lebens? Wohin führt sie mit meiner Zukunftsplanung, mit meiner Zeit, mit meiner Kraft, mit meinem Geld, mit dem, was ich bin, mit dem, was ich sage? Wo geht das hin? Was bringt mich jeden Tag aus dem Bett, falls mich überhaupt etwas aus dem Bett bringt? Ist es Gottes Sache oder meine Sache?
Nachfolge heißt ganz klar: Es geht um Gott und seine Sache. Ich folge nach, ich bin nicht der, der vorne läuft, sondern ich laufe mit. Wenn in der Bibel steht: „Meine Zeit ist in Gottes Händen“, dann hat das eine doppelte Bedeutung. Zum einen heißt es: Cool, meine Lebenszeit ist in seiner Hand, was passiert, wann sie beginnt und endet – alles in seiner Hand.
Aber „Meine Zeit ist in Gottes Händen“ bedeutet auch, dass ich meine Zeit nehme und in seine Hand lege und sage: „Hier, Herr, jetzt mach du mit meiner Zeit, was du willst.“ Wir machen es oft umgekehrt: „Herr, du musst mit deiner Zeit machen, was ich will.“ Aber Nachfolge heißt: Ich lege meine Zeit in deine Hände, und jetzt planst du, machst du meine Agenda, trägst du die Dinge in meinen Kalender ein, die dir wichtig sind. Das ist wirklich Nachfolge.
Und da wird ganz schnell deutlich, wie es eine Zerreißprobe wird zwischen dem „Ich will mich selbst verwirklichen“ und dem anderen, nämlich dass ich sage: Ich will Gottes Sache verwirklichen. Ich will Matthäus 6,33 folgen: Ich will nach Gottes Reich trachten, und dann wird mir alles andere zufallen. Ich will das, was Gott wichtig ist, wichtig sein lassen. Ich will Gottes Sache zu meiner Sache machen, denn ich weiß ja, er macht meine Sache zu seiner Sache. Das ist Nachfolge, nicht Selbstverwirklichung.
Vor kurzem habe ich mit einigen Christen gesprochen, frommen Leuten, die zu mir sagten, sie sind gerade dabei, sich beruflich umzustellen, um mehr zu verdienen. Ich habe gemerkt: Das ist gut, es geht nicht darum, ob man mehr oder weniger verdient. Aber dieses Mehrverdienen führt dazu, dass ich noch mehr Zeit und Kraft brauche, um die Dinge zu versorgen, die ich mir durch das, was ich verdiene, kaufe. Nochmal ein Haus, nochmal ein Auto. Dann merkt man schnell: Da stößt Nachfolge an ihre Grenzen.
Bitte nicht falsch verstehen: Ein Haus, zwei Häuser, das ist für mich kein Thema; das muss der wissen, der sie hat. Ein Auto, zwei Autos, genauso. Aber wenn dadurch meine Nachfolge gemildert wird, warum? Weil am Ende doch die Selbstverwirklichung mehr Bedeutung hat als die Verwirklichung Gottes in meinem Leben. Dann wird es natürlich sehr fragwürdig.
Das zweite Thema: Kreuz aufnehmen statt Sofa plattdrücken. Die große Frage ist: Was ist mein Kreuz, das ich täglich aufnehmen soll? Wo sehe ich es, wo steht es denn? Bisher habe ich oft gehört und auch gepredigt, dass das Kreuz die Grenzen des Lebens sind – die Dinge, die wir nicht gut hinbekommen, die wir nicht unter Kontrolle bekommen, wie Krankheit, Leid, Unfähigkeit in einer Sache, etwas, das wir nicht verändern können. Das ist dein Kreuz, das musst du jeden Tag auf dich nehmen.
Das mag stimmen und hat sicher auch etwas für sich, aber ich glaube, es ist noch viel mehr. Was war bei Jesus das Kreuz? Das Kreuz, das er getragen hat, bevor er gekreuzigt wurde – das er dann auch abgeben musste, weil er es alleine nicht tragen konnte – war das Risiko, das er lebte. Er war so auf Gott, seinen Vater, konzentriert, den Willen des Vaters zu tun, den Willen des Vaters zu verkündigen, dass es ein Risiko war, so zu leben. Und er war bereit, dieses Risiko jeden Tag auf sich zu nehmen.
Weltweit gibt es Millionen von Christen, die jeden Tag das Risiko des Kreuzes auf sich nehmen, weil sie Christen sind und das Risiko eingehen, getötet, gefoltert oder eingesperrt zu werden. Das ist das Kreuz, das es jeden Tag zu tragen gilt. Und ja, hier in Deutschland mag das noch keine solche Bedeutung haben. Wir werden hier nicht verfolgt, seien wir dankbar und beten, dass es so bleibt.
Aber das Kreuz, das wir aufnehmen sollen, ist dieses Kreuz, an das wir vielleicht sogar einmal angenagelt werden – ich rede bildlich, aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Es ist das Kreuz des Risikos, Jünger Jesu zu sein und das auch offen zu bekennen, Zeuge zu sein. Das Wort im Neuen Testament für Zeuge ist das Wort Märtyrer – und zwar nicht nur für die Toten, sondern jeder, der Zeuge ist, ist ein Märtyrer. Warum? Weil er bereit ist, das Risiko einzugehen, getötet zu werden.
Ich frage dich: Bist du bereit? Ist das das Kreuz, das du jeden Tag auf dich nimmst, aufhebst und trägst – in dem Wissen, dass es auch heute sein kann, dass, wenn ich sage, ich gehöre zu Christus, andere lachen, auf mich zeigen oder sich vielleicht sogar von mir abwenden? Es ist das Kreuz des Risikos, zur Bibel, zum Wort Gottes zu stehen. Zu sagen: Ja, die Bibel, das Buch, an das immer weniger geglaubt wird, ich glaube daran. Ich glaube, dass es Gottes Wort ist, dass es die Treue Gottes für mein Leben ausdrückt und dass darin die Dinge stehen, die wichtig sind, um den Weg zu Gott zu finden.
Auch das ist ein Risiko: Jeden Tag die Bibel in die Hand zu nehmen und zu sagen: Das ist Gottes Wort. Nochmals: Weltweit leiden viele darunter, wir haben es hier noch gut. Trotzdem bedeutet Märtyrer sein, zur Bibel zu stehen, zur Exklusivität des Evangeliums zu stehen. Es gibt keinen anderen Namen, der Menschen im Himmel oder auf Erden gegeben ist, außer Jesus Christus. Oder wie es in Johannes 14,6 heißt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Es ist ein Risiko, auch hier in Deutschland immer mehr, wenn wir als Christen behaupten, dass es nur einen Weg zum Vater gibt, nämlich Jesus Christus. Dieses Kreuz jeden Tag auf sich zu nehmen – darum geht es in der Nachfolge. Zeuge zu sein, zur Bibel zu stehen, zur Exklusivität des Evangeliums zu stehen – darum geht es. Das soll Nachfolge sein: Zu diesem Herrn zu stehen, am Arbeitsplatz, unter Freunden, im Studio, an der Uni.
Vor kurzem habe ich den Film „Gott ist nicht tot“ angeschaut. Ein einziger Student steht in einer großen Gruppe von Studenten vor einem Professor, der absolut gegen Gott ist, antichristlich agiert und atheistisch argumentiert. Und einer sagt: Nein, ich stehe zu Jesus Christus, ich stehe zu Gottes Wort. Es ist ein Risiko, jeden Tag dieses Kreuz auf sich zu nehmen.
Das dritte Thema: Nachfolgen statt eigene Reise planen. Vielleicht klingt das erst mal komisch, vielleicht hätte man das besser formulieren können, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass wir als Christen, als Nachfolger Christi, Leute sind, die ihre eigene Reise planen wollen. Das hat ein bisschen mit der Selbstverwirklichung vom Anfang zu tun.
Ich erinnere mich: Ich war mal unterwegs und wurde gebeten, eine Andacht bei Senioren zu halten. Ich dachte, das sei eine einfache Sache. Vor allem, wenn etwas falsch rüberkommt, hören sie es vielleicht nicht richtig. Aber es kam ganz anders. Man hatte mir gesagt, ich solle die Seniorengruppe an einer bestimmten Stelle abholen und mit ihnen einen kleinen Spaziergang in den Wald machen. Auf einer Lichtung würden wir dann Kaffee bekommen, dort die Andacht halten und anschließend zurückgehen.
Ich dachte, das ist locker, easy zu machen. Anfangs war alles gut, ich fand es spannend, meinen Namen zu erklären: Gustavo, Viktoria, woher kommt der, was bedeutet Missionar? Aber irgendwann wurde ich langweilig – ich kann es mir kaum vorstellen, aber es passierte. Ich wurde langweilig. Einige wurden immer langsamer, sie quatschten und wurden langsamer. Manche fanden das zu langsam und liefen voraus. Ich stand da und dachte: Sie sollten mir doch nachfolgen! Ich wusste, wo es hingeht, wo die Lichtung mit dem Kaffee ist, aber es funktionierte nicht.
Ich musste immer wieder diejenigen hinten anschreien: „Kommt schneller!“ Und die vorne warnen: „Halt, ihr biegt sonst falsch ab!“ Das wurde für mich zum Bild. Wie oft plane ich meine eigene Reise, mein eigenes Reisetempo? Und ich will, dass Gott diesen Plan mit mir macht, hinterher trottet oder vorneweggeht. So lebe ich es leider oft.
Aber es heißt, dran zu bleiben an ihm. Es heißt, seinen Wesen, seinen Willen, seine Prinzipien immer besser kennenzulernen. Ich sage das bewusst: Sein Wesen – wie ist er? Was ist ihm ähnlich, dass ich es nachahmen kann? Was soll ich tun, damit man mehr Jesus an mir sieht? Sein Wille – was will er wirklich? Und seine Prinzipien – Lebensprinzipien, die ich im Alltag anwende bei allem, was zu tun ist.
Übrigens: Wenn wir von Jesus nur die Dinge glauben, die uns passen, und die Dinge weglassen, die uns nicht passen, dann ist das auch eine eigene Reise, ein eigener Reiseplan – und nicht die Reise, die wir als Nachfolger Jesu tun sollen. Wie anders hat Jesus das von seinen Jüngern erwartet: „Folgt mir nach!“ Manchmal sagte er: „Du jetzt geh hin, kauf ein oder mach ein Wunder.“ Aber das Bild war immer, dran zu bleiben und nicht eigene Pläne zu schmieden.
Vielleicht hat die Kirche irgendwann angefangen, ihre eigene Reise zu planen. So ist vieles durcheinandergekommen. Das machen wir bis heute. Deswegen heißt es immer mehr Jünger werden: Ich lasse mich auf Nachfolge ein, mit allem Versagen und allen Fehlern, aber ich gehe hinterher, weil er mein Meister ist und ich sein Jünger.
Im Gesamtgedanken dieser Bibelarbeit geht es darum, immer mehr Jünger zu machen – also selbst in der Nachfolge zu wachsen und dann andere mit auf den Weg zu nehmen. Jugend, Missionskonferenz, Mission, Auftrag, ausgesandt zu werden in die Welt: „Geht hin in alle Welt.“ Es gibt so viele Dinge, die uns vom Auftrag ablenken. So viele Dinge, die uns wegschauen lassen von dem, was Gott wirklich wichtig ist.
Und er hat, wie ich vorhin schon sagte, nicht zum Rückzug geblasen. Er hat nicht gesagt: „Alles erreicht, alles gut.“ Nein, er will immer noch, dass wir Menschen zu seinen Jüngern machen. Es gibt viele Systeme, viele Wege, viele Formen. Ich will nicht sagen, es gibt nur einen Weg. Aber der Auftrag bleibt derselbe: „Macht zu Jüngern alle Menschen.“
Darf ich fragen: Wie viele Jünger hast du schon gemacht? Wie viele Menschen sind in der Nachfolge, weil du einen Impuls gegeben hast? Ich will gar nicht sagen den entscheidenden Impuls, aber einen Impuls, damit sie Jesus gesehen haben und sagten: Auch ich will Jesus nachfolgen. Wir sollen Jünger machen. Jesus will Jünger, Jesus will mehr Jünger.
Ich will noch einmal zur romantischen Jüngerschaft zurückkommen. Jesus hat, als er hier auf der Erde war – und ich weiß, das ist theologisch risikobehaftet, was ich sage – nicht gesagt: Ihr sollt mich anbeten. Er hat nicht gesagt: Wer mich anbeten will. Nein, er hat gesagt: „Ihr sollt mir nachfolgen, wer mir nachfolgen will.“ Ja, ich weiß, Anbetung gehört zur Nachfolge. Aber Anbetung ist Teil der Nachfolge, und Nachfolge ist das Übergeordnete, das, was wir als Christen leben sollen.
Man könnte sogar sagen, Nachfolge ist an sich Anbetung. Aber es geht um Nachfolge. Jesus will, dass wir ihm nachfolgen, als das Übergeordnete. Noch einmal: Jeden Tag aufzustehen und zu sagen: Ich will ihm nachfolgen und ich will Jünger machen. Warum? Weil es noch zu viele Verlorene gibt. Weil es noch zu viele Menschen gibt, die ihn nicht kennen. Weil es noch zu viele Menschen gibt, die zwar das Evangelium gehört haben, aber nicht wissen, was es heißt, Jesus nachzufolgen.
Dann braucht es Leute, die etwas vormachen – nicht im negativen Sinne, dass es in Wirklichkeit gar nicht das ist, was uns prägt. Nein, sondern etwas vormachen, sodass andere an uns ein Vorbild sehen. Das heißt Jünger machen: Sie hineinführen in die Bibel, in Gottes Wort, zu Jesus hinbringen und sie dort bei ihm stehen lassen. Dann werden auch sie wieder Jünger machen.
Ich bin davon überzeugt, dass Kirche und Gemeinde keinen Selbstzweck haben. Wenn sie das werden, wenn Gemeinde für uns Fromme zum Selbstzweck wird, dann ist etwas schiefgelaufen. Dann sind wir vom richtigen Weg abgekommen, vielleicht zu arg Jesus vorangelaufen und irgendwo rechts vom Weg gelandet.
Lasst uns dranbleiben an Jesus. Lasst uns immer daran denken, dass, wer zu Jesus gehört und Jünger Jesu ist, automatisch Multiplikator ist, damit andere auch Jünger werden. Wie geht das? Ich will es so sagen, wie es hier im Text steht: Wir sollen uns nicht schämen.
Deshalb sind wir Jüngermacher als unverschämte Leute, die sich nicht schämen – so wie Paulus es im Römerbrief sagt: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.“
Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Warum? Weil es eine Kraft Gottes ist. Es ist nicht nur eine Idee, keine Ideologie, kein Hirngespinst einer Gruppe, die sagt: Lasst uns mal eine Interessengruppe bilden. Nein, es ist die große Kraft Gottes, die hinter dem Evangelium steht.
Deshalb will ich unverschämt sein. Ich will mich nicht schämen. Über vieles muss ich mich schämen, manchmal auch über mein Christsein. Ich muss mich schämen, wie oft ich so tue, als wäre alles gut, obwohl viele Fehler in meinem Leben sichtbar sind. Aber über eines will ich mich niemals schämen: dass das Evangelium von Christus Menschen in alle Ewigkeit rettet.
Deshalb fängt Jüngermachen dort an, wo ich mich nicht schäme, dass ich glaube. Ich stehe zu meiner Verlorenheit, zur Verlorenheit der Menschen. Ich stehe zu der einzigen Lösung, Jesus Christus. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.“ Das ist der Ruf zur Nachfolge.
Ich will mich dessen nicht schämen, egal, was andere sagen, egal, was die Gesellschaft denkt, egal, was manche Theologen sagen. Ich bleibe dran: Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich will mich dessen nicht schämen. Ich will zu Jesus stehen. Warum? Weil ich mehr Jünger machen will.
Zum Abschluss dieses Impulses möchte ich dich herausfordern, darüber nachzudenken: Wen könntest du zum Jünger machen? Fang an in deinem Zuhause, in deinem Zimmer, fang an in deinem Wohnzimmer. Lade Menschen ein, die noch keine Jünger sind. Fang ganz langsam an – mit einem Essen, einem Kaffee, einem Film – und dann gehe die Schritte weiter, bis irgendwann jemand sagt: „Ich bin Jünger geworden, Jünger Jesu geworden durch ihn“ und auf dich zeigt.
Nicht, um sich auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: Was bin ich für ein toller Hecht. Ganz sicher nicht. Sondern weil das Gottes großes Herzensanliegen ist. Ich habe angefangen – Jesus’ großes Herzensanliegen ist es, diese Welt zu erreichen: Mission, Jugend, Missionskonferenz, aber eben auch immer mehr Jünger, damit mehr Menschen ihn kennenlernen.
Wie großartig ist diese Herausforderung: Jesus nachzufolgen und gleichzeitig alles aufzugeben, was dagegen spricht – Selbstverwirklichung, das Sofa plattliegen ohne sich zu bewegen, das tägliche Kreuz nicht aufzunehmen. Dann zu fragen: Wen kann ich mitnehmen? Wen kann ich in den Himmel führen? Wen kann ich zu Jesus bringen, damit er sich an Jesus bindet und bei ihm Erfüllung findet?
Das wünsche ich dir, das wünsche ich mir. Ich glaube, das ist Gottes großer Wunsch an uns beide. Amen.
Nachfolge statt eigene Reise planen
Vielleicht klingt das erst einmal komisch, und vielleicht hätte man das auch viel besser formulieren können. Aber ich habe manchmal den Eindruck, dass wir als Christen, als Nachfolger Christi, Leute sind, die ihre eigene Reise planen wollen. Das hat ein bisschen mit dem Thema Selbstverwirklichung zu tun, von dem ich am Anfang gesprochen habe.
Ich erinnere mich noch, dass ich einmal unterwegs war und gebeten wurde, eine Andacht bei Senioren zu halten. Ich dachte mir, das ist eine einfache Sache. Vor allem, wenn auch etwas falsch rüberkommt, hören sie es vielleicht nicht richtig. Aber es kam ganz anders.
Man hatte mir nämlich gesagt, ich solle diese Andacht halten und die Seniorengruppe an einem bestimmten Punkt abholen. Dann sollten wir gemeinsam einen kleinen Spaziergang in den Wald machen. Auf einer Lichtung würden wir dann Kaffee bekommen, dort die Andacht halten und anschließend zum Ausgangspunkt zurückgehen.
Wie gesagt, ich dachte, das ist locker, das ist einfach zu machen. Und dann gingen wir los. Anfangs war alles gut. Ich fand es auch spannend, meinen Namen zu erklären: Gustavo, Viktoria, woher der kommt, was Missionar bedeutet. Aber irgendwann wurde ich langweilig. Das kann ich mir selbst kaum vorstellen, aber es ist so passiert.
Die Gruppe wurde langsamer. Einige haben gequatscht, wurden langsamer, und manchen war das alles zu langsam. Diese sind dann vorneweg gelaufen. Ich stand da und dachte, sie sollten mir doch nachfolgen. Ich wusste, wo es hingeht, ich wusste, wo die Lichtung mit dem Kaffee ist, aber es hat nicht funktioniert.
Ich musste immer wieder die hinten Gehenen anschreien: „Kommt schneller!“ Und denen vorne sagen: „Halt, halt, ihr biegt sonst falsch ab!“ Das wurde für mich zu einem Bild.
Wie oft plane ich meine eigene Reise, mein eigenes Reisetempo. Und ich will dann auch noch, dass Gott diesen Plan mit mir macht. Ob ich hinterher trotte oder vorneweg gehe – das ist leider oft die Art, wie ich es lebe.
Aber es heißt, dran zu bleiben an ihm. Es heißt, sein Wesen, seinen Willen und seine Prinzipien immer besser kennenzulernen. Und das sage ich ganz bewusst: sein Wesen – wie ist er? Was ist ihm ähnlich, damit ich es nachahmen kann? Was soll ich tun, damit man mehr Jesus an mir sieht?
Oder sein Wille – was will er wirklich? Und seine Prinzipien – Lebensprinzipien, die ich im Alltag anwenden kann, bei all dem, was zu tun ist.
Übrigens gilt auch: Wenn wir von Jesus nur die Dinge glauben, die uns passen, und die Dinge weglassen, die uns nicht passen, dann ist das auch eine eigene Reise. Dann ist es ein eigener Reiseplan und nicht die Reise, die wir als Nachfolger Jesu tun sollen.
Wie ganz anders hat Jesus das von seinen Jüngern erwartet: „Folgt mir nach!“ Manchmal hat er gesagt: „Du geh jetzt hin und kauf etwas ein“ oder „Mach dort ein Wunder.“ Aber trotzdem war immer das Bild da, dran zu bleiben und keine eigenen Pläne zu schmieden.
Vielleicht – nein, ich glaube, es ist tatsächlich so passiert – dass die Kirche irgendwann, ich meine die Kirche ganz am Anfang, plötzlich angefangen hat, ihre eigene Reise zu planen. Und so ist vieles durcheinandergekommen.
Aber das machen wir bis heute auch. Deswegen bedeutet „immer mehr Jünger“ für mich: Ich lasse mich auf eine Nachfolge ein, auf das Hinterhergehen mit allem Versagen und allen Fehlern. Aber ich gehe hinterher – und zwar, weil er mein Meister ist und ich sein Jünger.
Immer mehr Jünger machen – Multiplikation in der Nachfolge
Im Gesamtgedanken dieser Bibelarbeit geht es darum, immer mehr Jünger zu machen, also immer mehr Menschen zu Jüngern zu machen. Ich selbst möchte in der Nachfolge wachsen und dann wiederum andere dazu bringen, Jünger zu werden. Dabei denken wir an Jugendgruppen, Missionskonferenzen, Mission und den Auftrag, in die Welt geschickt zu werden. Jesus sagt: „Geht hin in alle Welt.“
Die Konzentration liegt auf dem Auftrag. Doch wie viele Dinge gibt es, die uns davon ablenken! Wie viele Dinge lenken unseren Blick weg von dem, was Gott wirklich wichtig ist? Ich habe es vorhin schon gesagt: Jesus hat nicht zum Rückzug geblasen. Er hat nicht gesagt, alles sei erreicht und alles gut. Nein, er will immer noch, dass wir Menschen zu seinen Jüngern machen.
Es gibt viele Systeme und Methoden. Ich möchte nicht behaupten, dass es nur einen richtigen Weg gibt, etwa durch Zellgruppen. Nein, Wege gibt es viele, und Formen sind unglaublich vielfältig. Aber der Auftrag bleibt derselbe: Mache zu Jüngern alle Menschen.
Darf ich dich fragen: Wie viele Jünger hast du schon gemacht? Wie viele Menschen sind in der Nachfolge, weil du ihnen einen Impuls gegeben hast? Ich meine nicht unbedingt den entscheidenden Impuls, aber einen Impuls, durch den sie Jesus gesehen haben und gesagt haben: „Auch ich will Jesus nachfolgen.“
Wir sollen Jünger machen. Jesus will Jünger, Jesus will mehr Jünger. „Mache zu Jüngern alle Völker!“
Nachfolge als Übergeordnetes – mehr als nur Anbetung
Ich möchte jetzt noch einmal auf die romantische Jüngerschaft zurückkommen. Jesus hat, als er hier auf der Erde war – und ich weiß, das ist theologisch ein wenig riskant, was ich sage – nicht gesagt, ihr sollt mich anbeten. Er hat nicht gesagt: Wer mich anbeten will, soll das tun. Nein, er hat gesagt: Ihr sollt mir nachfolgen, wer mir nachfolgen will.
Ja, ich weiß, Anbetung gehört zur Nachfolge. Aber Anbetung ist ein Teil der Nachfolge, und die Nachfolge ist das Übergeordnete, das, was wir als Christen leben sollen. Man könnte vielleicht sogar sagen, die Nachfolge ist an sich Anbetung. Doch es geht um Nachfolge. Jesus will, dass wir ihm nachfolgen – als das Übergeordnete.
Das bedeutet, jeden Tag aufzustehen und zu sagen: Ich will ihm nachfolgen, und ich will Jünger machen. Warum? Weil es noch zu viele Verlorene gibt, weil es noch zu viele Menschen gibt, die ihn nicht kennen. Es gibt viele, die zwar das Evangelium gehört haben, aber nicht wissen, was es wirklich heißt, Jesus nachzufolgen.
Deshalb braucht es Menschen, die etwas vormachen. Nicht etwas vormachen im negativen Sinne, also so tun, als ob, obwohl es nicht das ist, was uns prägt. Sondern etwas vormachen, indem andere in uns ein Vorbild sehen. Das heißt: Jünger machen bedeutet, Menschen hineinzuführen in die Bibel, in Gottes Wort, zu Jesus hinzubringen und sie dann dort bei ihm stehen zu lassen.
Und dann werden auch sie wieder Jünger machen.
Ich bin überzeugt, dass Kirche und Gemeinde keinen Selbstzweck haben. Wenn Gemeinde zum Selbstzweck wird, dann ist etwas schiefgelaufen. Dann sind wir vom richtigen Weg abgekommen. Vielleicht sind wir zu schnell an Jesus vorbeigelaufen und haben uns irgendwo rechts vom Weg verirrt.
Lasst uns dranbleiben an Jesus. Lasst uns immer daran denken, dass wer zu Jesus gehört und Jünger Jesu ist, automatisch Multiplikator ist, damit auch andere Jünger werden.
Wie geht das? Ich möchte es so sagen, wie es in diesem Text steht: Wir sollen uns nicht schämen.
Unverschämte Jüngermacher – Mut zum Evangelium
Und deswegen sind wir Jüngermacher – unverschämte Leute, die sich nicht schämen, so wie Paulus es im Römerbrief sagt. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die alle selig macht, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.
Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes. Es ist nicht nur eine Idee, nicht nur eine Ideologie, und auch kein Hirngespinst einer Gruppe, die sagt: „Lasst uns mal eine Interessengruppe bilden.“ Nein, es ist die große Kraft Gottes, die hinter dem Evangelium steckt.
Deshalb will ich unverschämt sein. Ich will mich nicht schämen. Ach, über viele Dinge muss ich mich schämen, manchmal sogar über mein Christsein. Ich muss mich schämen, weil ich oft so tue, als wäre alles gut, obwohl so viele Fehler in meinem Leben zu sehen sind.
Aber eines: Über eine Sache will ich mich niemals schämen. Ich will mich nicht schämen, dass das Evangelium von Christus Menschen rettet – in alle Ewigkeit hinein.
Und deswegen fängt dieses Jüngermachen genau da an, wo ich mich nicht schäme, dass ich glaube. Ich stehe zu meiner Verlorenheit und zur Verlorenheit der Menschen. Ich stehe zur einzigen Lösung, nämlich Jesus Christus. So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.
Das ist der Ruf zur Nachfolge. Ich will mich dessen nicht schämen, egal was andere sagen, egal was die Gesellschaft denkt, und egal, was sogar manche Theologen sagen. Ich bleibe dran: Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Ich will mich dessen nicht mehr schämen. Ich will zu Jesus stehen. Warum? Weil ich mehr Jünger machen will.
Einladung zur Nachfolge und Jüngerschaft
Ich möchte dich herausfordern und zum Abschluss dieses Impulses dazu anregen, einmal darüber nachzudenken: Wen könntest du zum Jünger machen?
Fang in deinem Zuhause an, in deinem Zimmer oder Wohnzimmer. Lade Menschen ein, die noch keine Jünger sind. Beginne ganz langsam – vielleicht mit einem gemeinsamen Essen, einem Kaffee oder einem Filmabend. Dann gehe die weiteren Schritte, bis irgendwann jemand sagen kann: „Ich bin Jünger geworden, Jünger Jesu, durch ihn.“ Und dann zeigt diese Person auf dich.
Dabei geht es nicht darum, sich selbst auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Was für ein toller Hecht ich bin.“ Ganz sicher nicht! Denn das ist Gottes großes Herzensanliegen.
Ich habe damit angefangen, weil Jesus’ großes Herzensanliegen ist, diese Welt zu erreichen. Mission, Jugend, Missionskonferenzen – aber vor allem geht es darum, immer mehr Jünger zu gewinnen, damit mehr Menschen ihn kennenlernen.
Wie großartig ist diese Herausforderung, selbst Jesus nachzufolgen und gleichzeitig alles aufzugeben, was dagegen spricht: Selbstverwirklichung, das Sofa, auf dem man liegt, ohne sich zu bewegen, das tägliche Kreuz nicht auf sich zu nehmen.
Dann frage dich: Wen kann ich mitnehmen? Wen kann ich in den Himmel begleiten? Wen kann ich zu Jesus führen, damit diese Person sich an Jesus bindet und bei ihm Erfüllung findet?
Das wünsche ich dir, das wünsche ich mir. Ich glaube, das ist Gottes großer Wunsch an uns beide.
Amen.
