Liebe im Neuen Bund – Zwei Predigten
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Einführung in das Thema Liebe und Beziehung
Mein Name ist Jürgen Fischer, und zwei Wochen lang möchte ich mit dir über Jesu Vorstellung von Liebe nachdenken.
Was mache ich mit euch? Jesus sagt: Du sollst nicht morden, denn das ist das Böse. Das Gute ist, dass du Beziehungen aufbaust. Wenn man weiterliest in Matthäus 5, wird er sagen: Geh hin und versöhne dich! Wenn jemand etwas zu Recht gegen dich hat, dann geh nicht einmal in den Gottesdienst. Bring zuerst die Sache mit demjenigen in Ordnung, der etwas gegen dich hat. Dann komm und bring deine Opfer dar.
Bevor du also das nächste Mal beten gehst, kläre die Dinge mit den Leuten. Das ist das Gute: Versöhnung und Gemeinschaft.
Dazwischen gibt es aber auch das ein bisschen zornig sein. Diesem Zorn kannst du schon mit Worten, Gesten oder einem Brummen Raum geben – lange bevor du den anderen umbringst.
Wenn ich mir überlege, was dieses "Hier ist Liebe, da ist das Gegenteil" bedeutet, frage ich mich: Was ist denn verdeckter Ungehorsam?
Die Abstufungen von Liebeslosigkeit und verdecktem Ungehorsam
Wir gehen jetzt eine Folie weiter. Es geht um Dinge, die man vielleicht noch verstecken kann, die aber schon tief rot sind.
Man könnte sagen, manches war vorher noch orange. Von mir aus war manches noch orange. Ich will da auch nicht päpstlicher sein als der Papst, zumal ich nicht weiß, wie der neue Papst drauf ist. Sei es, wie es mag: Jetzt schauen wir uns Dinge an, die richtig im roten Bereich sind.
Falsch wäre Ungeduld und Intoleranz. Kurz davor liegt etwas, das ich mal Reizbarkeit nenne. Das ist, wenn Langmut auf Rot steht. Du weißt, da hat jemand eine ganz kurze Lunte. Jemand ist immer ein bisschen damit beschäftigt, nicht unter die Decke zu gehen, weil er eigentlich die ganze Zeit schon kämpft, bloß nicht diese Ungeduld rauszulassen.
Oder die Boshaftigkeit davor: Das sind so Lieblosigkeiten. Das ist noch nicht richtig böse, doch es ist schon so. Aber es ist noch nicht so greifbar, eher subtile Sticheleien, kleine Boshaftigkeiten, bei denen du denkst: Warum sagt der das jetzt? Warum macht die das jetzt? Das tut mir doch weh.
Wie gesagt, manchmal kann man das gar nicht so richtig greifen. Das ist, was ich meine mit verdecktem Ungehorsam.
Die Entwicklung von Neid und Hochmut
Bevor es richtig neidisch und missgünstig wird, gibt es dieses Gefühl des Bedauerns und der Benachteiligung. Man ist noch nicht richtig neidisch, aber man gönnt es dem anderen auch nicht. Man denkt eigentlich: Ich hätte das auch gern gehabt. Wenn ich mich mit der Person vergleiche, bin ich richtig unzufrieden. Eigentlich sollte es nicht sein, dass der das hat.
Wie gesagt, ich bin noch nicht richtig missgünstig und noch nicht richtig neidisch, aber ich stehe kurz davor. Ich will es eigentlich auch haben. Das wirklich Falsche wäre Hochmut oder Arroganz. Dann tue ich zwar so, als ob ich das Gute tue, aber ich habe überhaupt nicht mehr das Wohl des anderen im Blick. Es geht mir nur noch um meine Reputation.
Mir geht es nur darum, dass alle sehen, was für eine coole Socke ich bin. Oder es zeigt sich in Unhöflichkeit, in Taktlosigkeit. Ich nenne das mal einen subtilen Mangel an Respekt. Wenn Leute so ignorant werden und auch sticheln, dann denkt man manchmal: Ganz ehrlich, das war jetzt nicht nett.
Das war einfach überhaupt nicht nett, eigentlich schon taktlos, aber ich kann es nicht richtig greifen.
Egoismus und berechnete Hilfe
Oder gehen wir zum Nächsten über. Sie sucht nicht das Ihre – das wäre eine Haltung. Das Gegenteil davon wäre egoistisch. Kurz davor liegt die berechnende Hilfeleistung: Du machst es, aber mit völlig falscher Motivation.
Dann: Sie lässt sich nicht erbittern. Zorn und Groll sind das Falsche.
Vorher hatten wir ja schon das Thema „gekränkt und empfindlich“. Gekränkt und empfindlich gibt es in verschiedenen Stufen. Es gibt das „bisschen gekränkt“ und „bisschen empfindlich“. Dann gibt es Leute, die sind einfach übersensibel.
Ich möchte jetzt nicht hochsensible Menschen ansprechen, darum geht es mir nicht. Sondern eher diese „stummen Leidtragenden“, die, wenn du sie ansprichst, sagen: „Nee, ist nichts.“
Und du weißt genau, es stimmt nicht. Er ist einfach nur grässlich.
Das ist dann so deutlich destruktiv. Diese Menschen ziehen sich zurück und verhalten sich irgendwie total ätzend.
Vergebung und nachtragendes Verhalten
Rechnet Böses nicht zu. Auf der anderen Seite verweigere ich dem anderen die Vergebung. Natürlich gibt es dafür vorher einen Grund.
Bevor ich einfach alles kaputtmache, kann ich auch nachtragend sein – richtig nachtragend. Ich schaffe es einfach nicht, anderen zu vergeben. Oder ich zeige eine ironische Distanziertheit.
Man merkt, dass solche Dinge manchmal schwer zu fassen sind. Der andere würde dir wahrscheinlich nicht ins Gesicht sagen: „Nein, ich vergebe dir nicht.“ Aber man spürt es. Da ist etwas, das nicht losgelassen wird. Die Sache bleibt einfach hängen.
Gleichgültigkeit und das Aufgeben von Beziehungen
Die letzten beiden Punkte sind: Freut sich nicht über die Ungerechtigkeit. Das Gegenteil davon wäre, Freude am Bösen zu haben. Natürlich gibt es davor noch etwas, das ich als Gleichgültigkeit gegenüber der Sünde bezeichnen möchte.
Das bedeutet: Ich schaue weg. Ich merke, dass da eine Sünde im Leben meines Bruders oder meiner Schwester ist. Diese Sünde macht ihn kaputt. Und weißt du was? Es ist mir egal. Soll doch. Es interessiert mich nicht.
Und zum Schluss: Sie gibt den anderen nicht auf. Das Gegenteil davon wäre, ihn zu verachten, ihn fallen zu lassen. Ich hatte gesagt, die kleine Sünde ist, ich lade ihn schon nicht mehr ein. Ich grenze mich so ganz vorsichtig ein bisschen ab.
Dabei meine ich nicht eine Abgrenzung, weil der andere ein Psychopath ist. Das gibt es auch. Es gibt Leute, von denen man sich abgrenzen muss, weil sie einfach eine Gefahr für das eigene Leben darstellen. Das meine ich nicht.
Sondern ich mag mit ihm einfach nichts mehr zu tun haben. Ich lade ihn nicht mehr ein. Das Nächste ist: Ich resigniere innerlich. Ich suche auch jetzt nicht irgendwie das Gespräch mit ihm, sondern ich gebe tatsächlich einfach auf.
Persönliche Erkenntnis und Gottes Ziel für unseren Charakter
So, jetzt ist die Katze aus dem Sack. Vielleicht geht es dir wie mir: Ich habe mir diese Tabelle geschrieben und sie mit der Gemeinde erarbeitet. Wir hatten zwei Stunden Zeit. Danach dachte ich: Jürgen, du bist wirklich viel kaputter, als du dir selbst eingestehen möchtest. Das war mein Gedanke.
Mir ist einmal wieder klar geworden, wie sehr in mir die Idee steckt, dass Liebe doch nicht so wichtig sein kann. Wenn schon alles, was hier rot markiert ist, keine Liebe mehr ist, dann kann das doch nicht stimmen. Das muss ich nicht weiter ausführen, ob ihr diesen Gedanken kennt. In mir steckt der Gedanke, solange ich meine Predigten vorbereite und an meinen Chatbots arbeite, muss Gott doch zufrieden mit mir sein – auch wenn ich nicht so richtig liebevoll bin.
Jetzt kommt dieser Satz wieder: Gott hat mehr Interesse an deinem Charakter als an deiner Leistung und deiner Performance. Es geht ihm tatsächlich darum, dass du lernst zu lieben. Dass du mehr wirst wie Jesus und seine Liebe nachahmst.
Das war’s für heute. Das Skript zur Predigt mit den wichtigsten Folien findest du auf www.frogwords.de.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
