Einführung in das Thema Sklaverei und biblische Perspektiven
Sklaverei und Bibel – ein paar Informationen aus der Theologie, die im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um die Frage, wie man Sklave wurde. Zwei Lektionen zu Sklaverei und Bibel liegen bereits hinter uns. Inzwischen dürfte klar geworden sein, dass Gott sehr wohl etwas zu den grausamen Auswüchsen zu sagen hat, die wir landläufig mit dem Wort Sklaverei verbinden.
Auf Menschenraub steht die Todesstrafe. Menschenhandel wird im Neuen Testament explizit als Sünde bezeichnet. Sklaven durften nicht schlecht behandelt werden, sonst hatten sie das Recht auf Flucht oder Freilassung. Sie waren Menschen mit Rechten und definitiv nicht rechtloser Besitz ihres Herrn.
Bei alledem wünscht sich Gott für jeden Menschen so viel Freiheit wie möglich. Als Gläubige sollte uns dieser Wunsch motivieren, daran mitzuarbeiten, dass dieser Blick auf die Würde des Menschen nicht verloren geht.
Das gilt umso mehr, als unser Land durch eine superliberale Prostitutionsgesetzgebung zu einer Drehscheibe für Zwangsprostitution und Menschenhandel geworden ist.
Die doppelte Aufgabe der Christen in der Welt
Wir haben in dieser Welt, soweit ich das sehe, als Christen zwei Aufgaben. Erstens verkündigen wir das Evangelium und laden zur Versöhnung mit Gott ein.
Zweitens sind wir auch dazu berufen, gute Werke zu tun. Diese guten Werke vollbringen wir als Jünger Jesu, als Nachfolger eines Königs, der sein Reich aufrichtet.
Der Messias ist der, von dem es heißt, Jesaja 42,4: Er wird nicht verzagen noch zusammenbrechen, bis er das Recht auf Erden aufgerichtet hat, und die Inseln warten auf seine Weisung. Hier steht, er wird sein Recht auf Erden aufrichten.
Wir sind dabei seine Botschafter. Deshalb sollten wir als Christen in Deutschland unsere Stimme gegen Menschenhandel erheben, weil Menschenhandel Gott ein Gräuel ist.
Wege in die Sklaverei im Alten Testament
Aber machen wir weiter mit unserem Thema und schauen uns an, wie man im Alten Testament Sklave werden konnte. Normalerweise wurde man aufgrund von drei Tatbeständen zum Sklaven.
Kriegsgefangenschaft als Ursache
Erstens: Kriegsgefangenschaft. In 5. Mose 20, die Verse 10 und 11, heißt es: Wenn du dich einer Stadt näherst, um gegen sie zu kämpfen, sollst du ihr zunächst Frieden anbieten. Wenn sie dir friedlich antwortet und dir öffnet, dann soll das ganze Volk, das sich darin befindet, dir zur Zwangsarbeit unterworfen werden und dir dienen.
Das war die gängige Regel, die Israel im Krieg anwenden sollte: Erst Frieden anbieten, dann kämpfen. Wurde der Friede angenommen, wurden die Einwohner der Stadt zu Sklaven. Diese Sklaven hatten die meisten Rechte, wie wir sie aus den ersten beiden Episoden kennen. Ich sage „die meisten Rechte“, weil das Recht auf Freilassung nach sechs Jahren in diesem Fall nicht bestand. Dieses Recht war ausschließlich den hebräischen Sklaven vorbehalten.
Natürlich konnte jeder Sklave frei werden. Ein besonders bemerkenswertes Beispiel findet sich in 1. Chronik 2,34-35. Dort lesen wir: „Und Sheschan hatte einen ägyptischen Knecht oder Sklaven, das Wort Ebed, das wir schon kennen. Sheschan hatte einen ägyptischen Knecht, sein Name war Jarha. Sheschan gab seinem Knecht Jarha seine Tochter zur Frau, und sie gebar ihm Atai.“
Hier wird ein Sklave zum neuen Herrn und sorgt dafür, dass die Familie des Sheschan nicht ausstirbt.
Also, wie wird man Sklave? Erstens durch Kriegsgefangenschaft. Halten wir einfach einmal fest: Wenn Kriegsgefangene dieselben Rechte wie hebräische Sklaven hatten, dann wurde mit ihnen wesentlich humaner umgegangen, als wir das heute häufig tun.
Wer nicht weiß, wie er als Christ zu Guantanamo, Waterboarding oder Zwangsarbeit durch Kriegsgefangene stehen soll, bekommt hier etwas Futter zum Überlegen.
Insolvenz als Ursache
Zweitens: Insolvenz. Das war der Schwerpunkt der Sklaverei in Israel. Die Sklaverei diente dazu, Schulden abzuarbeiten. Man kann deshalb auch von Schuldknechtschaft sprechen. Es geht also eigentlich um eine zivilrechtliche Entschädigung des Gläubigers bei Zahlungsunfähigkeit des Schuldners.
Aber es ist tatsächlich noch mehr: Es ist auch ein Akt der Sozialfürsorge für einen schuldlos in Konkurs geratenen Menschen und seine Familie. Das klingt vielleicht erst einmal ungewöhnlich, aber stellen wir uns folgende Situation vor:
Ein Bauer hat eine schlechte Ernte. Er leiht sich Geld, indem er seinen Bauernhof verpfändet, und kauft Saatgut. Doch auch im nächsten Jahr ist seine Ernte schlecht. Was soll er jetzt tun? Er hat kein Geld und kein Eigentum mehr, dafür aber einen Haufen Schulden.
Er ist also aus eigener Kraft nicht mehr in der Lage, sich und seine Familie zu versorgen. Das ist der Moment, in dem er sich oder seine Kinder in die Sklaverei verkauft. Damit stellt er zwei Dinge sicher: Erstens wird er seine Schulden los. Spätestens nach sechs Jahren ist er wieder ein freier Mann und kann von neuem sein Glück versuchen.
Zweitens wird seine Familie versorgt. Er arbeitet zwar für einen anderen, aber dieser muss sich um ihn kümmern.
Zusammenfassend: Erstens Kriegsgefangenschaft, zweitens Insolvenz.
Bestrafung als Ursache
Drittens: Bestrafung. Man konnte durch Gerichtsbeschluss zum Sklaven werden. Die Sklaverei erfüllte dabei vor allem bei Delikten, die mit finanziellen Vergehen zu tun hatten, die Funktion der heutigen Geld- oder Gefängnisstrafe. Das galt insbesondere für Diebe.
In 2. Mose 22,2 heißt es: Der Dieb muss zurückerstatten. Falls er nichts besitzt, soll er für den Wert des von ihm Gestohlenen verkauft werden. Warum sollte er verkauft werden? Weil ein Dieb durch den Diebstahl Schuld auf sich lädt.
Als gängige Regel muss er, wenn man das Diebesgut noch bei ihm findet, den doppelten Wert des Gestohlenen als Strafe erstatten. Hat er seinen Raub bereits verzehrt oder weiterverkauft, so hat er das Vier- bis Fünffache zu erstatten. Wenn er die Strafe nicht aufbringen kann, dann hat er nur sein Leben; er wird Sklave und verkauft seine Arbeitsleistung.
Es geht also um zwei Dinge. Erstens betreibt das Alte Testament einen umfassenden Opferschutz. Wird ein Straftäter ermittelt, muss er wirklich für den Schaden aufkommen – und zwar in einer Höhe, dass sich die Straftat nicht lohnt und der Geschädigte auch wirklich entschädigt wird.
Zweitens kennt das Alte Testament keine Gefängnisstrafen; es gab sie in Israel nicht. Ein Dieb hatte sich selbst darum zu kümmern, dass er seinen Schaden wiedergutmacht. Die Idee, dass jemand einen Diebstahl begeht, dann verurteilt wird und weitestgehend untätig seine Zeit absitzt und der Gesellschaft auf der Tasche liegt, ist dem Alten Testament völlig fremd.
Gott geht es in seinem Rechtsdenken um Wiedergutmachung. Er schafft die Voraussetzung dafür, dass sie geschehen kann.
Praktische Anregungen zum Abschluss
Was du jetzt tun könntest: Informiere dich über die Themen Zwangsprostitution und Menschenhandel in Deutschland. Setze diese Anliegen auf deine Gebetsliste.
Das war es für heute. Mein Tipp: Bete für den Gottesdienst am Sonntag. Bereite dich darauf vor, indem du darüber nachdenkst, wen du ermutigen kannst und womit du den Geschwistern eine Freude machen möchtest.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen.