Psalm 84: Sehnsucht nach Gottes Nähe
Wir lesen den Psalm 84:
Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth!
Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn.
Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden,
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen.
„Deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott!
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen und dich immerdar loben!
Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten
und von Herzen dir nachwandeln!
Wenn sie durchs Dürretal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund,
und Frühregen hüllt es in Segen.
Sie gehen von einer Kraft zur anderen
und schauen den wahren Gott in Zion.
Herr Gott Zebaoth, höre mein Gebet,
vernimm es, Gott Jakobs, Gott unser Schild!
Schaue doch, sieh doch an das Antlitz deines Gesalbten!
Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.
Ich will lieber die Türhüter in meines Gottes Hause sein,
als wohnen in den gottlosen Hütten.
Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild,
der Herr gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!
Lied und Einführung in die Predigt
Wir singen jetzt „Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehen“, Lied 496, die Verse 1 bis 3.
Ich habe für heute einen Predigttext aus dem Buch Josua ausgesucht: Josua 15, Vers 16 bis 19. Die gleiche Geschichte findet sich auch noch einmal im Richterbuch.
Dort treffen wir auf Kaleb, der zusammen mit Josua einst die Kundschafter angeführt hat. Diese Kundschafter waren von der Wüste in das gelobte Land gezogen und hatten dort Früchte mitgebracht.
Nun sprach Kaleb: Wer Kirjat-Sepher, eine Stadt südlich von Hebron, erobert, dem will ich meine Tochter Aksa zur Frau geben. Die Stadt eroberte Othniel, der Sohn des Kenaz, des Bruders Kaleb.
Kaleb gab ihm daraufhin seine Tochter Aksa zur Frau. Als sie zu ihm kam, ermutigte er sie, von ihrem Vater einen Acker zu fordern.
Sie stieg vom Esel ab, und Kaleb fragte sie: „Was willst du?“ Sie antwortete: „Gib mir eine Segensgabe, denn du hast mich in das dürre Südland gegeben. Gib mir auch die Wasserquellen!“
Daraufhin gab er ihr die oberen und die unteren Quellen.
Herr, du kannst auch durch dieses Wort zu uns reden. Wir bitten dich darum. Amen.
Menschliche Sehnsucht nach Leben und Freiheit
Herr Präsident, liebe Gemeinde,
die Bilder der vergangenen Tage, die uns in Zeitungen und im Fernsehen gezeigt wurden, kann man nicht vergessen. Man ist tief berührt von den menschlichen Schicksalen, wie dort Tausende aus der DDR fliehen.
Ich möchte jetzt nicht über die politischen Hintergründe sprechen, mich interessiert das Menschliche. Wenn Menschen nur mit einer Tasche in der Hand einfach losziehen und sagen: „Nur weg von hier!“ Und dann kommen sie in unserem Land an, voller Erwartung und Sehnsüchte. Da atmen wir tief durch und sagen: Hoffentlich werden sie nicht enttäuscht von uns.
Was stellen sie sich vor? Bei uns wird auch mit Wasser gekocht. Sicher, wir verstehen den Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit. Man will die Gängelung loswerden und auch mehr Frucht seiner Arbeit sehen. Das verstehen wir. Aber manche von uns versagen dabei mit Recht. Bei uns ist auch nicht alles paradiesisch. Bei uns geht es auch sehr schwer zu. Wir müssen hart arbeiten. Bei uns gibt es auch Tränen, Ängste, Leiden und Ärger.
Was ist das, dass wir immer wieder als Menschen solche Sehnsüchte haben? Es kommt ja in großen Wellen über uns, und dann werden alle mitgerissen. Es ist, als würde man einen Funken ins Pulverfass werfen, und plötzlich geht es los. Jahrelang blieb alles still, und dann – ach – da liegt das Leben. Wir wollen das Leben ergreifen. Ich verstehe das gut.
Es geht auch bei uns immer wieder in solchen Wellen. Junge Menschen sagen: Wir wollen vom Leben etwas haben. Dann setzen sie neu ihre Ziele, stürmen darauf los, rennen die Barrieren nieder, die vorige Generationen aufgebaut haben, und sagen: Es ist doch gar nicht wichtig, wenn uns einer die Freude vermiesen will. Wir wollen leben, lasst uns leben, das Leben mit allem, was es uns bietet, ausschöpfen.
Ob man dann weniger arbeiten will und sagt, darin liegt mehr Freizeit, oder ob man mehr Geld haben möchte, weil man glaubt, mit mehr Geld habe man mehr Leben. Die Alten, die schon mit Krankheit kämpfen, sagen: Wenn ich nur noch ein Jahr länger leben dürfte, darin liegt mein Leben. Sehnsüchte, die wir alle haben.
Und irgendwie kommt dann immer wieder die kritische Erfahrung, dass man sagt: Aber das Leben ist noch nicht genug. Vielleicht müssen wir umweltbewusster leben, dann hätten wir mehr vom Leben im Einklang mit der Schöpfung. Richtig, es ist überall etwas Richtiges dran.
Es ist auch etwas Richtiges dran an dieser Fluchtbewegung. Nur ob am Ende keine Enttäuschung kommt, das interessiert mich heute Morgen. Ob am Ende nicht Leute sagen: Das hat es auch nicht so gebracht, wie ich es mir erträumt habe.
Die Gefahr falscher Lebensmotive
Die meisten Menschen in unseren Tagen werden sicher durch diese große Fluchtbewegung getäuscht, die vom Motto geleitet wird: Du musst dich selbst verwirklichen, lebe deine Lustgefühle aus!
Wie viele Familien wurden dadurch zerstört? Wie oft wurden Gottes Gebote mit Füßen getreten? Menschen haben trotzig gesagt: „Ich muss doch leben, ich lebe doch nur einmal. Lass mir doch meine Freude und meine Lust, lass mir das doch!“
Doch es kann kein Leben geben, das nicht die Qualität der Gottesordnung trägt. Das kann von vornherein nicht sein – das müssen Sie immer wissen.
Wo die Gebote Gottes mit Füßen getreten werden, kann kein wahres Leben sein. Am Ende bleibt dort nur Unzufriedenheit, Enttäuschung und Bitterkeit zurück.
Leben nur bei Gott
Wenn Sie fragen, wo das Leben liegt, wo das Leben liegt, dann lassen Sie mich es Ihnen erzählen – mit einer Geschichte, die der Graf Leo Tolstoi, der große russische Dichter, erzählt hat.
Er gibt ein Beispiel: Er sagt, sein Leben erinnere ihn immer an einen Bootsfahrer, dem man die Ruder in die Hand drückt und den man vom Ufer abstößt. Dann fährt er hinaus auf den großen Fluss. Es freut ihn, wie er hierhin und dorthin fährt. Er trifft Menschen, die im Boden lachen, man wirft sich Worte zu, man freut sich aneinander. Es ist so schön, die Bootsfahrt auf dem Fluss zu erleben.
Doch plötzlich merkt man, da sind Stromschnellen. Boote werden in diese Stromschnellen hineingezogen, und Boote kippen um. Menschen ertrinken. Tolstoi sagt, da kam ihm plötzlich wieder zum Bewusstsein, was los ist: Er muss sein Leben retten.
Dann griff er in die Riemen der Ruder und ruderte, was er nur konnte, heraus aus dem Sog der Stromschnellen. Als er endlich wieder am festen Ufer stand, wusste er, was Leben ist: Nur bei Gott ist Leben.
Ich möchte dies auch an den Anfang unserer Predigt setzen. So viele Menschen suchen Leben. Mich hat es ergriffen, als ich die Bilder dieser vielen tausend Flüchtlinge sah, die alle Leben suchen. Richtiges, erfülltes Leben hat man nur, wo es uns Jesus Christus gibt, der das Leben ist.
Er sagt: „Dass ihr in mir das Leben habt, das unbegrenzte, ewige Leben, das auch im Sterben nicht aufhört.“
Jesus als Licht und Quelle des Lebens
Wo Jesus noch einmal an das Licht des großen Leuchters erinnert, das vom Tempel in die Nacht hinein leuchtete, sagt er: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.
Jesus, der so armselig und schwach erschien, hat das Leben. Er bietet unserer Welt und unseren Menschen heute Leben an. Für uns ist das ein Angebot: Ergreift das Leben! In Jesus liegt es – nicht in materiellen Gütern, nicht in Ländern, in die wir reisen, und auch nicht in irgendwelchen Traumvorstellungen, die wir uns selbst zeichnen.
Das Leben liegt dort, wo du Jesus in dein Leben aufnimmst. Dort hast du Leben. So wie Jesus nichts anderes suchte als das Leben, das ihm der Vater gab. Und das Leben ist erschienen, heißt es am Anfang des Johannes-Evangeliums. Dort war es sichtbar: Bei Jesus ist das Leben das erfüllte, lohnende und reiche Leben.
Die Geschichte von Aksa: Mehr vom Leben verlangen
Ich möchte Ihnen heute ein wenig die Geschichte von Aksa näher erläutern. Viele von Ihnen haben diese Geschichte beim Bibellesen vermutlich noch nie beachtet.
In der Geschichte steht kein einziges frommes Wort. Doch beim Bibellesen ist das oft so: Jesus benutzte Gleichnisse, Vergleiche und Beispiele, um etwas Wichtiges zu verdeutlichen. Ähnlich können wir auch von Aksa, die eine patente Frau war, einiges lernen.
Es sind nur zwei Dinge, aber diese genügen.
Aksa sieht, was fehlt
Das Erste, was sie sieht, ist, was fehlt. Bei einem kurzen Lesen ist Ihnen die Dramatik der Geschichte sicher nicht gleich bewusst geworden. Was war denn passiert? Israel nahm das Land in Besitz – das versteht man. Der Vater gibt seine Tochter einem jungen Mann. Jetzt nenne ich mal ein paar andere Stichwörter: Hochzeit! Brautpaar! Da steht ein glückliches Brautpaar, verstehen Sie?
Othniel nimmt seine Aksa in den Arm und sagt: „Du bist die Frau meines Lebens, du bist mein Schatz.“ Sie haben ja eine Existenz vor sich, ein Land, das sie in Besitz nehmen. Dort wollen sie ihr junges Leben führen, etwas leisten und wirken. Fragen Sie mich nicht, wie verklärt und glücklich junge Brautpaare sind. Die strahlen nur noch. Wenn es nicht so wäre, sollten sie gar nicht erst heiraten. Das gehört dazu. Sie sagen: „Mensch, wir haben das Größte losgezogen. Es gibt niemanden auf der Welt, der so toll ist wie du.“ Wie sie sich finden, sich mögen und verstehen!
Aber hier haben wir eine Braut, die Aksa, die sagt: Stopp, das ist nicht das Letzte. „Ich bin ein bisschen unglücklich“, sagt sie. „Mir fehlt das Beste noch – und das am Hochzeitstag! Mir fehlt das Beste noch.“
Jetzt möchte ich hinzufügen: Ich wünschte mir, dass unsere Brautpaare so kritisch nachfragen und nicht bloß der Romantik folgen. Sie sollten nicht einfach sagen: „Ach ja, dann wird es aber auch gemütlich, täglich, stündlich und minütlich. Wenn man darf, vereint zu zweit, Arm in Arm spazieren gehen.“ Das ist noch nicht das Letzte. Ich suche mehr im Leben. Ich will doch glücklicher werden als die meisten anderen Leute.
Diese Aksa hat Vorstellungen, dass sie mehr erbietet und mehr erwartet. Sie sieht die Mängel und sagt sie ganz offen und nennt sie beim Namen. Ich denke, das ist auch gut so. Bleiben wir einmal bei den Brautpaaren, damit wir wissen: Heiraten an sich kann schon vor der Ehe zur Hölle werden. Man wünscht sich dann, man hätte den Schritt nie getan.
Am Heiraten liegt es nicht, und es liegt auch nicht am kirchlichen Segen. Es liegt daran, ob man wirklich den lebendigen Gott dabei hat.
Aksa erkennt die Härte des Lebens
Bei der Aksa war es ein anderes Problem. Sie sieht das sehr kritisch und sagt: „Das ist doch Wüstenboden.“ Wer einmal südlich von Hebron gereist ist, kennt diesen Boden – trocken und rissig. Vielleicht, wenn er zur richtigen Jahreszeit noch Glück hat, sieht er ein paar verdorrte Gräser. Und diese Aksa sagt: „Da kann ich nicht leben.“
Ich wünsche mir, dass Menschen ein wenig kritischer durch diese Welt gehen und sagen: „Ich sehe das auch so wie die Aksa mit meinem Berufsleben. Es ist ein trockener Wüstenboden.“ Wie sie hier sagt, Südland. Dort brennt die Sonne die ganze Zeit so stark, dass kaum ein Wölkchen einmal Schatten spendet. Dort kann man nichts anpflanzen. Es ist ein schweres Leben, und ich will das nicht. Ich will mehr vom Leben haben.
Es kann sein, dass jemand eine Krankheit in seinem Leben hat und sagt: „Ich stehe das nicht durch.“ Wenn vor ihm alle Nöte und Leiden stehen, sagt er: „Ich will das nicht machen.“ Trockener, rissiger Wüstenboden, die Sonne brennt. Vielleicht haben wir uns angewöhnt zu sagen: „Ach ja, wir müssen uns eben dreinfügen, und das wird sich geben.“ Nein, da gibt sich nichts.
Es ist immer gut, wenn man frühzeitig so klar und kritisch sieht, wie es wirklich ist. Auch die jungen Leute sollen das wissen: Das Leben kann unheimlich schwer und hart sein, und es kann auch übel mit uns spielen. Wir haben keine Kraft, keine Freude mehr, keinen Mut mehr und keine Liebe mehr. Wir sind selbst ausgetrocknet. Es ist ja nicht so, als ob wir in einem dürren Land noch Wasser geben könnten.
Wir können uns beraten, mit anderen sprechen, doch es wird uns nicht weiterhelfen. Man kann natürlich auch entfliehen und sagen: „Wir gehen woanders hin. Ich suche mir einen neuen Job.“ Das ist ein Traum, der uns immer im Leben anfechten wird. Vielleicht habe ich nur den falschen Menschen geheiratet, darum ist es bei mir so schwierig. Wenn ich einen anderen Lebenspartner hätte, würde ich bestimmt glücklich werden.
Doch es bleibt der trocken-rissige Wüstenboden, in dem man nichts pflanzen kann. Und man kann so tief graben, wie man will – dort gibt es kein Wasser, aus dem man schöpfen kann. Das gefällt mir an dieser Aksa: Sie sieht das sofort, schon am Hochzeitstag.
Aksa bittet mutig um das Wesentliche
Und darum ist das Zweite, was an dieser Achsa vorbildlich ist: Sie scheut sich nicht, etwas Großes zu bitten. In einer Kirche sagt man schnell Ja und Amen dazu. Warum sollten wir also nicht beten?
Nun machen Sie sich noch einmal klar, wie das war. Es ist im Orient üblich, dass der Bräutigam einen Brautpreis zahlt. Bei meinen Schwiegersöhnen verlange ich wenigstens elf Kamele, und wenn es gut geht, lasse ich mich noch auf zehn herunterhandeln. Da muss ein Brautpreis vom Bräutigam bezahlt werden.
Kein Wort wird mehr vom Brautpreis gesprochen. Die Braut Achsa müsste doch vor Scham erröten und sagen: „Jetzt habe ich so einen Mann, der nicht mal einen Brautpreis zahlt, mein Vater, wie blamabel!“ Aber Achsa ist eine patente Frau. Sie sagt: „Ich will etwas vom Leben haben, das ist realistisch.“ Dann geht sie mit einem geschäftstüchtigen Sinn zur Sache, und diesen Sinn sollen wir haben – geschäftstüchtig, aber im richtigen Sinn.
Sie bittet ihren Vater Kaleb, und er war auch ein guter Vater. Wir kennen ihn als Kundschafter, der einst das Land erkundete, ein Mann, der mit Gott lebte. Auch das ist festgehalten im vierten Buch Mose. Sie geht zu ihrem Vater und sagt: „Ich habe so einen tollen Vater. Den bitte ich jetzt einfach, dass er uns auch noch Wasserquellen schenkt. Und ohne das gehe ich nicht ins Südland.“
Nun weiß ich nicht, was für Väter Sie gehabt haben. Wir Väter leiden ja an unseren Fehlern. Man muss das heute sagen, weil die Psychologie so viel davon spricht, wie viele Schäden man von seinen Eltern bekommen hat. Trotzdem verstehen wir das Bild: Wenn schon irdische Väter von ihren Töchtern sich so erweichen lassen, wie viel mehr wird auch der himmlische Vater dir geben, was du brauchst!
Einladung zum Gebet und Vertrauen auf Gottes Versorgung
Liebe Schwestern und Brüder,
diese Geschichte von Aksa ist eine wunderbare Einladung: Klage deinen Jammer bei Gott an. Nimm Gott beim Wort und bitte ihn: „Herr, ich kann nicht in diese Woche hineingehen, es ist zu schwer, wenn du mir nicht Wasser gibst.“
Haben Sie das einmal in Israel gesehen? Wenn plötzlich dort unten in der Negevwüste ein Kibbuz angelegt wird, eine Wasserquelle eingefasst wird und dann auf einmal Früchte reifen, wie es sie sonst kaum auf der Welt gibt – die schönsten Früchte. Gott will gar nicht, dass sie das heiße Südland verlassen. Er hat sie mit Recht hineingestellt, in viele Lebensproben und Schwierigkeiten. Er will ihnen Wasser geben, Wasser, damit das dürre Land bewässert wird.
„Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre“, sagt Gott. Was bedeutet das? Jesus selbst sprach davon: „Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme des lebendigen Wassers fließen.“ Er will uns so reichlich tränken.
Was ist das? Er sprach von seinem Heiligen Geist. Sie wissen, dass mit dem Geist Gottes Jesus selbst in unser Leben kommt. Aber ohne dies können Sie dieses Leben nicht erfassen. Ohne dies stehen Sie auch keine Durstperiode durch. Ohne dies können Sie nicht auf dem heißen, rissigen Boden arbeiten. Ohne dies können Sie nicht durch die Welt kommen, ohne bitter zu werden. Sie müssen Jesus aufnehmen und seinen Geist in Ihrem Leben wirken lassen.
Das ist eine große, herrliche und wunderbare Trostbotschaft.
Ich habe Sie heute mit dem Bibelwort begrüßt: „Er führt mich zum frischen Wasser immer wieder.“ Das erleben wir auch in den schweren Lebensstrecken, wenn wir meinen, wir verdursten fast.
Es gibt einen schönen Liedvers, der im Losungsbüchlein steht, weil er nur im Herrnhuter Gesangbuch der Brüdergemeinde zu finden ist:
„Führst du durch Wüsten meine Reise,
ich folge und lehne mich auf dich.
Du gibst mir aus den Wolken Speise
und labest aus dem Felsen mich.
Ich traue deinen Wunderwegen,
sie enden sich in Lieb und Segen.
Ich weiß, wen du mit Ehr willst zieren,
und über Sonn und Stern führen,
den führst du zuvor hinab.“
Der Herr sendet Sie ins heiße Südland zurück, und dort sollen Sie leben. Wir brauchen keine Illusionen, die uns einen neuen Aufbruch geben, kein Traumland, von dem wir neue Impulse erwarten.
Wir können ausharren, auch unter schwierigen Lebensbedingungen, weil wir wissen: Die richtige Lebensqualität liegt nicht in den äußeren Umständen. Wer Jesus hat, hat das Leben – auch wenn es äußerlich ganz trocken und rissig aussieht.
Amen!
Gemeinsames Singen und Gebet
Und jetzt singen wir von dem Lied „Der Herr ist gut“ (Nr. 496) die Verse vier, fünf und sechs.
Wir wollen beten:
Du, unser lieber himmlischer Vater, Du kannst uns noch viel mehr geben, als uns irdische Väter geben können. Und wenn diese uns schon oft in solcher Rührung und Güte versorgen, wie viel mehr wirst Du uns geben, was wir brauchen?
Du weißt jetzt auch, wie viele von uns bedrängt sind von Arbeitsfülle, Krankheit, Sorgen und Ängsten, von Nöten mit Menschen und von schwierigen Verhältnissen, in die Du uns hineinsendest. Wir wollen, dass Du uns ganz nahekommst, mitten in den Schwierigkeiten.
Und dass Dein Geist dann wirken kann, so dass wir dort Frucht bringen, Liebe, Geduld und Freundlichkeit haben. Das kannst Du nur geben. Wir haben das nicht in uns. Wir sind leer und ausgebrannt wie ein trockener Wüstenboden.
Aber Du hast versprochen und verheißen, dass Du dem gibst, der durstig zu Dir kommt. Und wir bitten Dich, dass Du jeden von uns jetzt stärkst und satt machst.
Wir wollen auch bitten für all die Kranken und Leidenden, auch die vielen, die mit uns verbunden sind über die Kassetten. Du kannst jetzt bei ihnen einkehren, sie trösten und sie fröhlich machen, auch in allem Leid.
Und wir bitten Dich, in einer ungerechten Welt, in der so viele Menschen leiden, dass Du doch einen Frieden geben kannst, der höher ist als alle Vernunft. Wir haben keine Lösungen. Aber Du kannst Dich der Menschen erbarmen, die heimatlos, hoffnungslos und hungrig sind, und zeige uns, wie wir dienen können in Deinem Namen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Wir singen noch die beiden letzten Verse vom Lied 496, die Verse sieben und acht.
Bericht von Mission und Entwicklung in Nigeria
Dann freuen wir uns, dass Willi Ehret hier ist. Er ist für 14 Tage an der Universität in Hohenheim, um einiges bezüglich seiner Doktorarbeit zu besprechen. Er hat seine liebe Frau Ruth in Nigeria zurückgelassen und zwei Kinder. Ein Kind ist mitgekommen. Ich habe ihn gebeten, uns nachher noch etwas aus seiner Arbeit zu erzählen – das wird gleich im Anschluss sein.
Jetzt zu Vers sieben und acht. Der Herr ist gut, auch das können wir aus Nigeria bestätigen.
Zunächst möchte ich Sie grüßen, besonders im Namen meiner Frau, die in Nigeria geblieben ist. Ich selbst bin erst vor kurzer Zeit hier, um einiges zu besprechen.
Für mich ist es schwierig, in zwei oder vielleicht auch fünf Minuten alles zu erzählen, was in den letzten anderthalb Jahren in Nigeria passiert ist, ohne dabei den sogenannten Anglereffekt zu unterliegen. Kennen Sie den Anglereffekt? Dabei sagt jemand, er habe einen großen Fisch gefangen – das ist schon beeindruckend. Doch dann wird die Geschichte immer größer, von Daumen zu Daumen, und man neigt dazu, zu übertreiben oder etwas Schönes zu erzählen.
Ich möchte versuchen, anhand von Peter Abraham, einem unserer Mitarbeiter, zu schildern, was wir dort tun, und einige Beispiele geben.
Peter Abraham wohnt in Pategi. Pategi ist der Ort, an dem 1901 die ersten Esaim-Missionare ankamen und eine Krankenstation aufbauten. Pategi ist ein rein muslimischer Ort. Dennoch erkannte der Großvater von Peter damals schon Jesus – er war einer der Ersten. Deshalb ist die ganze Familie auch heute noch gläubig. Alle Kinder sind Jesus gefolgt.
Peter hat eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und 17 Jahre beim Staat gearbeitet. Die Arbeit beim Staat ist jedoch oft nicht sehr erfüllend. Man muss im Büro sitzen, kann nicht viel anderes machen und muss oft Abrechnungen erstellen, die nicht stimmen dürfen oder anders sein müssen. Peter konnte das mit der Zeit überhaupt nicht mit seinem christlichen Leben und seiner Anschauung vereinbaren. Deshalb entschied er sich, am kirchlichen Entwicklungsprogramm der EQUA teilzunehmen.
Nun eine Situation: Peter geht in ein Dorf namens Gadda. Früher ging er dorthin, um zu unterrichten, wie man Hühner besser aufzieht, Kunstdünger verwendet und generell mehr Ertrag erzielt. Doch inzwischen haben wir unsere Herangehensweise geändert, wie wir in die Dörfer gehen. Wir wollen nicht mehr entscheiden, was die Leute brauchen. Stattdessen versuchen wir, gemeinsam zu diskutieren, was überhaupt gebraucht wird.
Jetzt geht Peter dorthin und stellt einige Fragen: Was ist gut bei euch in Gadda? Dann bilden wir Untergruppen. Normalerweise antwortet der Häuptling, dass dies und das gut sei, jenes schlecht, und man eine neue Straße oder etwas Ähnliches brauche. Doch so erfassen wir nicht die Bedürfnisse aller Leute.
Dabei kam heraus: Wasser ist unser großes Problem. Zwar haben wir schon eine kleine Handpumpe von Unicef erhalten, aber wenn man eine halbe Stunde pumpt, ist das Wasser schon wieder leer. Gut, wir brauchen Wasser. Wie bekommen wir Wasser? Die Antwort: Die Regierung muss uns noch eine größere Pumpe geben. Ist das wahrscheinlich? Nein, das ist unwahrscheinlich.
Dann begann die Diskussion. Beim ersten Treffen gingen alle ohne Lösung auseinander. Beim zweiten Mal, als Peter wiederkam, waren nur noch zehn bis fünfzehn Leute da. Wo war der Rest des Dorfes? Man sagte ihm, die Muslime hätten Ärger gemacht. Der Emir hatte erfahren, dass Peter dort war und das Wasserproblem angehen wollte. Er sagte: "Ihr Muslime, ihr geht nicht mehr hin. Der will euch nur zu Christen machen."
Peter fragte: "Was machen wir jetzt? Wir brauchen trotzdem Wasser." Sie besprachen weiter und jemand brachte die Idee ein, dass fünf Kilometer entfernt ein großes Bohrloch mit genügend Wasser sei. Wenn man einen Graben graben könnte, aber es gibt keine Wasserleitungen.
Peter verhandelte mit landwirtschaftlichen und staatlichen Stellen. Am Ende kam heraus: Wenn sie einen eigenen Graben graben, würde der Staat die Leitungen dazugeben. Diese Information war sehr wichtig. Als Peter zurückkam und das sagte, war beim nächsten Treffen wieder das ganze Dorf versammelt – nur der Häuptling fehlte.
Sie sagten: "Gut, jetzt machen wir das. Wenn das klappt, sehen wir, dass es nicht stimmt, dass ihr nur gekommen seid, um uns als Muslime zu Christen zu machen, sondern dass hier wirklich geholfen wird."
Die Leute sagten aber auch: "Wenn wir das Wasser haben, darf der Häuptling auch nicht davon trinken."
Was wollen wir mit solchen Aktionen erreichen? Wir wollen zeigen und tun, dass Jesus derjenige ist, der uns helfen kann. Es kommt, wie wir heute in der Predigt gehört haben, nicht nur darauf an, dass wir Wasser haben oder im Süden Quellen besitzen. Dort, wo Jesus ist, da ist Leben.
Von den Muslimen in Gadda, dem kleinen Dorf, haben bestimmt schon viele angefangen, darüber nachzudenken: Stimmt es, was wir gehört haben? Die Christen sind ja ganz anders – die kleine Gemeinde besteht aus 15 bis 20 Leuten.
Peter versucht auch, Zeichen der Liebe zu setzen. Wir leben in einer gefallenen Welt und können das Paradies auf Erden nicht schaffen. Aber wir können Zeichen der Liebe Jesu setzen, die Gemeinde stärken und das auch durch unsere Taten zeigen.
Viele Menschen öffnen sich und denken darüber nach: Was ist denn überhaupt anders – Gott, der liebende Vater, oder Allah?
Man sieht schon Unterschiede, wenn man solche Beispiele betrachtet.
Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung, nicht nur im Geben, sondern auch im Gebet. Das darf ich im Namen unserer Familie sagen.
Vielen Dank für alle Unterstützung! Wir freuen uns immer, wenn wir Post bekommen. Meine Frau ist sehr fleißig im Schreiben und beantwortet jede Nachricht.
Auch wir vom Entwicklungsprogramm machen etwas ziemlich Neues und befinden uns in einer kreativen Phase. Dafür brauchen wir Ihre Leistung und Unterstützung, besonders das Gebet der Gemeinde für uns.
Vielen Dank!
Gemeindeinformationen und Abschlusssegen
Wir sind die Heimatgemeinde für Willi Ehret, obwohl er nicht hier wohnt. Seine Heimatgemeinde interessiert sich allerdings nicht so sehr für Mission. Willi Ehret war hier als Student in Hohenheim ein treuer Besucher unserer Gottesdienste. Es ist schön, wenn wir so zusammenwachsen.
Wir wollen auch heute unser Opfer für diesen wichtigen Dienst geben. Willi Ehret ist Missionar, jedoch nicht bei unseren christlichen Fachkräften, sondern bei der Deutschen Missionsgemeinschaft, der DMG in Sinsheim. Wir wollen diesen Dienst auch im Gebet mittragen und sind froh, dass es seiner lieben Frau nach der schweren Erkrankung und dem Kind wieder besser geht.
Auf Ihren Plätzen sehen Sie, dass wir einen neuen Notizenzettel haben. Diesen soll man natürlich mitnehmen und vielleicht stückchenweise lesen. Wir müssen noch einmal die Wahlunterlagen in die Häuser bringen, so ist es in Stuttgart geordnet. Deshalb haben wir die Gemeindedienst-Mappen vorbereitet und bringen gleichzeitig den Notizenzettel wieder mit in die Häuser. So können die Leute nicht nur wählen, sondern auch sehen, was sonst in der Gemeinde passiert – als Einladung.
Darf ich die Mitarbeiter vom Gemeindedienst bitten, nachher im Clubzimmer im Gemeindehaus die Mappen mitzunehmen?
Zur Wahl möchte ich Folgendes mitteilen: Das ist immer offiziell nötig. Die Wählerliste ist vorläufig abgeschlossen. Alle, die hier ihren ersten Wohnsitz haben, sind in die Wählerliste eingetragen, so wie es auf dem Notizzettel steht. Es ist aber noch möglich, dass Nachträge vorgenommen werden. Offenbar gab es ein Missverständnis bei Leuten, die sich früher einmal umgemeldet haben.
Wer nicht hier seinen ersten Wohnsitz hat, ist nicht in der Wählerliste eingetragen und muss für jede Wahl extra angemeldet werden. So will es die Stuttgarter Ordnung, damit keine Missverständnisse entstehen.
Hier liegen noch einmal die Ummeldezettel aus. Das betrifft alle, die hier wählen wollen, sich aber nicht umgemeldet haben, weil sie dachten, sie hätten das bereits früher getan. Nur diejenigen, die sich in diesem Jahr umgemeldet haben, sind automatisch in der Wählerliste eingetragen.
Die Wählerliste kann in der kommenden Woche bei Frau Weber in der Dobbelstraße 14 eingesehen werden.
Wer einen zweiten Wohnsitz im Gemeindebezirk hat, muss ein anderes Formular ausfüllen, wenn er hier wählen will. Denn man ist automatisch nur mit dem ersten Wohnsitz eingetragen. Dieses Formular liegt in der Sakristei, damit es nicht verwechselt wird. Ich glaube, das ist so klar geworden.
Heute Nachmittag wollen wir noch auf der Königstraße eine Straßenversammlung halten. Wir freuen uns, dass der Jugendchor mitgeht. Es ist aber auch eine Hilfe, wenn viele, die sonst von der Gemeinde dabei sind, als Hörer, als Gesprächspartner oder auch nur als stille Mitbeter teilnehmen.
Viele Menschen sind heute auf den Straßen, die keinen Kontakt mehr zum Evangelium haben. Diese wollen wir erreichen. Die Versammlung findet um 16 Uhr in der Königstraße statt, irgendwo dort, wo die Schulstraße ist.
Immer wieder sind neue Freunde in unserem Gottesdienst, die ich besonders herzlich begrüßen möchte. Ich hoffe, dass Ihr Nachbar das auch schon getan hat oder es nachher gründlich tut.
Den neuen Besuchern möchte ich sagen, dass alles wichtig ist, was hinten ausliegt. Die Zettel, die hier auf den Ablagen liegen, sind Übersichten über alle unsere Hauskreise. Es sind wichtige Schriften, auch von der Arbeit unserer Gemeinde.
Wenn Sie diese Materialien mitnehmen, finden Sie auch Dankbriefe unserer Arbeitshilfe für Brüder, Auszüge abgedruckt, damit Sie sehen, wie viel Freude damit gemacht wurde. Bitte nehmen Sie diese Materialien immer mit.
Wir wechseln die Unterlagen oft aus, damit Sie sich immer vergewissern können, dass Sie das Neueste haben. So müssen wir möglichst wenig hier bekanntgeben.
Jetzt hoffe ich, dass wir nichts vergessen haben. Wir wollen um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.