Ich habe für diesen Gottesdienst heute Psalm 32 ausgewählt. Es ist gut, wenn Sie eine Bibel dabei haben und mitlesen können.
Dieser Psalm ist sehr bedeutend und trägt den Titel „Der Segen der Sündenvergebung“. Er ist der zweite Bußpsalm.
Das passt gut in diese Zeit, in der wir das Leiden Jesu gedenken. Besonders jetzt, wo wir uns darauf vorbereiten, das Geschehen besser zu verstehen, ist dieser Psalm eine wichtige Unterweisung von David.
Die Bedeutung von Psalm 32 und das Zeugnis Davids
Wohl dem, das heißt, dem kann man gratulieren: Er hat das große Los gezogen. Das ist ein gemachter Mann, sagt man. Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist. Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist.
Jetzt erzählt David von sich, von seinem Zeugnis. Denn als ich es verschweigen wollte, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, da mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer durch Dürre geschieht.
Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.
Deshalb werden alle Heiligen zu dir beten zur Zeit der Angst. Wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an sie gelangen. Du bist mein Schirm. Du wirst mich vor Angst behüten, sodass ich errettet gar fröhlich rühmen kann.
Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dich mit meinen Augen leiten.
Seid nicht wie Rosse und Maultiere, die ohne Verstand sind, denen man Zaum und Gebiss anlegen muss; sonst werden sie nicht zu dir kommen.
Der Gottlose hat viel Plage, wer aber auf den Herrn hofft, den wird die Güte umfangen.
Freut euch des Herrn und seid fröhlich, ihr Gerechten, und jauchzt alle, ihr Frommen.
Persönliche Erfahrungen mit Schuld und Vergebung
Ich habe in meinem Leben viel Schönes erlebt, aber zu den schönsten Dingen gehörte das Bibellesen mit jungen Leuten im Jugendbibelkreis. Ach, was war das schön! Das habe ich mir nie nehmen lassen. Da wollte ich unbedingt dabei sein.
Wir haben miteinander einfach die Jesusgeschichten gelesen, und die jungen Leute waren so gepackt. Es war eine so lebendige Gebetsgemeinschaft. Das ist so wunderbar, wenn man junge Leute begleitet, wie sie im Wort Gottes fest werden.
Eines Tages schrieb einer aus dem Bibelkreis einen Brief. Das war natürlich klug von dem Burschen, dass er einen Brief schrieb. Er hatte nicht den Mut, mir das persönlich ins Gesicht zu sagen – dazu war er zu feige. Also schrieb er:
„Ich möchte nicht mehr in euren Kreis kommen, denn ich habe eure Methode durchschaut. Ihr redet mir eine Schuld ein, ihr redet mir eine Schuld ein, und ich habe doch gar keine. Das ist eure Methode: Ihr macht den Menschen zuerst klein, ihr demütigt ihn, und am Ende verkündet ihr ihm eine Vergebung, nach der gar niemand gefragt hat. Ich brauche das nicht. Ich bin ein guter Mensch, ich mache alles recht im Leben, und ich gehe fröhlich ohne Jesus und ohne eure Reden durchs Leben.“
Dann hat er noch einen Vergleich gebraucht: „Das ist wie beim Tunnel. Wenn man reinfährt, wird es dunkel, wenn man rausfährt, wird es hell. Ihr redet zuerst einem die Schuld ein, und am Ende redet ihr einem die Vergebung ein. Hört doch endlich auf mit eurem christlichen Quatsch!“
Die heutige Haltung zu Schuld und Sünde
Und inzwischen ist ein ganz großer Mann beim Fernsehen, der immer wieder in den Nachrichten auftaucht und die Börsenberichte gibt. Er hat das große Los gezogen.
Ich habe unzählige Menschen gesprochen, die gesagt haben: „Mensch, Schuld, das ist doch nicht das Thema, das man heute noch in den Gottesdiensten behandeln kann. Wir sind doch moderne Menschen, wir leben doch nicht mehr im finsteren Mittelalter.“
Nach Sigmund Freud haben die Psychologen gesagt, dass es natürlich Unsinn ist, den Menschen Schuld einzureden. Schuld hätten wir normalerweise gar nicht, sondern das werde uns nur eingeredet. Lass die Menschen doch einfach so sein, wie sie sind. Der eine ist so, der andere ist anders – und das ist gut so. Lebe du in deiner Eigenart weiter. Von Schuld, nein, Schuld gibt es nicht. Sei stolz auf dich, nimm deine Gaben an und freu dich deines Lebens. Schuldgefühle hemmen doch nur deine Persönlichkeitsentwicklung, das ist doch klar. Und dein Selbstbewusstsein.
Du musst den Leuten immer sagen: „Ihr seid gut! Schreib dir das auf deinen Spiegel, wenn du morgen rausgehst: Ich bin der Beste, ich mache alles richtig, geh fröhlich durchs Leben.“ Was hilft das? Und dann pack doch die Aufgaben an.
Mensch, was ihr in der Kirche macht – über solche Dinge da so gebeugt herzuschwitzen, Buße zu tun, den Kopf auf den Boden zu legen – pack doch die Weltaufgaben an! Wir können doch die Welt verändern. Wir haben das Potenzial als christliche Gemeinde. Wir bieten Lösungen an für die Politik, für den Frieden, für die Lösung der Sozialprobleme.
Und was soll denn das dauernde Reden über die Versäumnisse? Mach dich frei aus der religiösen Enge, der Erziehung deiner frommen Eltern. Mach dich frei aus der pietistischen Gemeinde, in der du lebst. Das sind doch alte Relikte von längst vergangenen Zeiten. Wir leben doch heute in einer ganz neuen Zeit.
Ich habe mir in meinem Gewissen nichts vorzuweisen – lauter Sätze, die ich fortwährend bis heute höre.
Die unheimliche Last der Schuld
Mein erster Punkt: Tatsächlich ist Schuld die unheimlichste Last, die über der ganzen Menschheit hängt. Schuld ist diese schwere Bürde, die alle Menschen betrifft.
Vor vier Wochen hat der Spiegel eine Titelgeschichte veröffentlicht. Normalerweise lesen Sie diese wahrscheinlich nicht, wenn Sie nicht zur Gemeinde gehören. In dieser Geschichte ging es um den Triumph der Sünde. Der Journalist schrieb einen tollen Artikel: Die Sünde hat heute ein Imageproblem. Sie wird anders dargestellt, weil nicht einmal in den Kirchen mehr über Sünde gesprochen wird.
Er schreibt weiter, dass er noch nie eine so eindrucksvolle Bilanz gesehen habe. Noch nie seit Menschengedenken habe die Sünde die Menschen so beherrscht. Ob es Habgier ist, Egoismus oder Wollust, das Vergnügen, das man sucht – in jeder Hinsicht entlädt sich die Sünde.
Am Schluss schreibt der Journalist: Weil die Kirchen nicht einmal mehr von einem Gericht sprechen und auch nicht von einer Hölle, müssen wir in der Hölle leben, die wir uns selbst bereitet haben. Die Sünde ist also sehr wohl präsent, so der Spiegel.
Wenn Sie einmal die Zeitungen durchblättern, steht überall, wo heute das Übel herrscht: Korruption, Ausbeutung, Unrecht, Egoismus. Es wird gesagt, dass das bei den Jungen und bei den Alten vorkommt. Überall wird Schuld angeklagt und aufgezählt. Doch nirgendwo sagt jemand: „Ich, ich trage Schuld“ oder „Ich und meine Schuld“.
Die Leugnung der Schuld in der Menschheitsgeschichte
Und wenn man die Bibel aufschlägt, merkt man schnell, dass es nicht so ist, wie oft angenommen wird – nicht finsteres Mittelalter oder früher.
Von den ersten Tagen an haben die Menschen immer gesagt: „Was geht mich das an?“ Als Gott Kain fragt, was mit seinem Bruder sei, der totgeschlagen wurde, antwortet er ganz locker: „Soll ich mein Bruder Hüter sein?“ Für ihn geht das nichts an. Er leugnet seine Schuld. Er sagt, er habe sich nichts vorzuwerfen. Dabei hat er seinen Bruder Abel mit den eigenen Händen getötet.
Diese Haltung hat bis in unsere Tage hinein stark nachgewirkt und uns alle geprägt. Wir leben in dieser Zeit und sind von diesem Geist beeinflusst. „Ich habe mir doch nichts vorzuwerfen“, sagen viele. Sicher, jeder Mensch hat Fehler – das ist die übliche Ausrede. Jeder macht nicht alles ganz richtig, wir haben unsere Macken. Aber im Großen und Ganzen stimmt das doch einfach.
Dann sagen wir: Das Leben ist hart, da darf man nicht zimperlich sein. „Wo gehobelt wird, da fallen auch mal Späne.“ Bis das Gewissen aufwacht. Doch wann wacht eigentlich das Gewissen auf?
Die Erkenntnis der Schuld durch Gottes Hand
Schuld kann kein Mensch von sich aus erkennen. Das kann man einem Menschen auch nicht einfach einreden. Ich habe so viele Menschen getroffen, bei denen es offensichtlich war, dass sie Böses taten. Doch wenn man mit ihnen darüber sprach, stießen alle Versuche auf taube Ohren. Männer, die ihre Frauen betrogen und Ehebruch begangen hatten, sagten immer wieder: „Das ist doch gar nicht so schlimm, es macht doch Spaß.“
Wenn junge Leute zum Beispiel sagen: „Lasst doch die Drogen weg“, antworten sie oft: „Alter Opa, halt deinen Mund, ich weiß, wie ich mein Leben selbst führen muss.“
Woher kommt aber die Erkenntnis der Schuld? David sagt, dass sie da ist, wo die Hand Gottes auf seinem Leben liegt. Wenn Sie wissen wollen, wie das überhaupt funktioniert: Es ist, wenn der Heilige Geist in Ihr Leben hineinscheint. In der Welt können Sie alles lesen, hören und mit Leuten diskutieren – Schulderkenntnis gibt es dort nicht.
Schulderkenntnis haben Sie erst, wenn Sie unter dem Wort Gottes sitzen, wenn das Wort Gottes in Ihr Leben hineingehen kann. David ist es ja zu verdanken, dass er so offen von seinem Leben erzählt hat. Gott sei Lob und Dank, dass wir nicht wie David unsere schrecklichen Fehltritte so offenbaren müssen wie er mit Batsheba.
Aber selbst als er Urija noch umgebracht und aus dem Weg geräumt hat – natürlich elegant, so dass es niemand merkte – hatte er kein schlechtes Gewissen. Wissen Sie, das ist ein Zeichen unserer Welt: Nirgendwo ein schlechtes Gewissen. Das können Sie überall beobachten.
Lassen Sie uns einen Bericht von einem der größten Auschwitzmörder betrachten, der später hingerichtet wurde. Im Gerichtsurteil in Polen wurde gesagt, er habe überhaupt nichts empfunden. Er war nur unruhig, wenn man seinem Pferd etwas antat. Menschen wie er haben keine Reue, kein schlechtes Gewissen. Unser Gewissen kann so manipuliert werden, dass es gar nichts mehr anspricht.
Doch der Heilige Geist wirkt im Wort Gottes. Das ist merkwürdig. Im Wort Gottes wirkt der Schaft. Als der Prophet Nathan zu David kommt, ruft er ihm zu: „Du bist der Mann!“ Nathan erzählt die Geschichte, die David so erregt hat, und sagt ihm, dass er selbst der Schuldige ist.
Der Geist Gottes muss uns das offenbaren. Wissen Sie, es gibt viele Ausreden. David selbst hat versucht, sich herauszureden. Er sagte, Batsheba hätte auch provoziert, sie hätte den Vorhang besser zuziehen können, als sie sich gerade wusch. Und Frauen müssen ja wissen, wo bei uns Männern die Sicherungen rausgehen. Man kann viele Ausreden bringen, wenn es um Schuld und Sünde geht: „Ich kann nichts dafür, das sind eben die Zeiten.“
Aber wenn Gott in unserem Gewissen Schuld aufdeckt – wie sagt David? „Übertretung“, er nennt es „Missetat“. Wir sagen heute oft nur „Sünde“, doch das Wort hat viele Bedeutungen. Sie müssen immer wieder hören, wie Gott die bösen Dinge in Ihrem Leben aufdeckt.
David erzählt: „Da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Heulen.“ Wissen Sie, viel von der seelischen Traurigkeit kommt von alter Schuld. Da kann man nicht mehr fröhlich lachen, das alles belastet. Wir sehen alles durch diese dunkle Erfahrung hindurch.
Und jetzt muss ich Ihnen sagen: Leider können uns auch unsere Seelenärzte nicht helfen, wenn sie keine geistliche Seelsorge anbieten. Denn das ist eine Not. Sie können zu jedem Gemeindeglied gehen, das verschwiegen ist, und sagen: „Kannst du mir im Namen Jesu Schuld wegnehmen? Ich leide unter einer Sache, ich möchte das loswerden, es bekümmert mich, ich werde nicht mehr froh. Eine große Not liegt auf mir, Tag und Nacht schwer auf mir!“
Jetzt wissen Sie, warum viele Leute sagen, sie können gar nicht mehr in einen Gottesdienst gehen. Wie oft haben uns das Menschen beschrieben! Die neueste Idee hat Nina Hagen, die mit 14 Jahren abgetrieben hat und sagt: „Ach, was war das für eine Traurigkeit in meinem Leben.“
Wir brauchen Menschen nichts einreden, wir brauchen sie nicht anklagen. Was wir anbieten sollten, sind Gespräche und Befreiung von alter Schuld. Das ist so wunderbar, so groß. Sie ahnen gar nicht, wie viele Menschen Vergebung suchen, die das noch nie erlebt haben.
Menschen leiden heute mehr denn je unter ihren Schuldgefühlen. Ihr Nachbar zum Beispiel, der seit Jahren keine Kirche mehr besucht, weil er gottlos sein will – immer kommt das Alte wieder in Erinnerung. Darum brauchen wir gar keine Anklagen, sondern nur die herrliche Vergebung durch Jesus verkünden. Und sagen: „Du bist vergeben.“
Die Kraft der Vergebung am Beispiel eines jungen Mannes
So eine schöne Geschichte erlebte ein junger Mann. Es war eine Tragödie: Die Mutter starb mit 39 Jahren an Krebs nach einem langen Leiden. Der Älteste war gerade knapp 14 Jahre alt. Da die Mutter sich nicht mehr um ihn kümmern konnte, rutschte er ganz in den Alkohol ab.
Eines Abends ging er noch zu seiner Mutter ans Krankenbett. Sie bat ihn: „Ach, geh doch heute Abend bitte nicht weg.“ Doch er schrie sie an: „Halt deinen Mund!“ Drei Tage später, morgens, sah er seine Geschwister mit verheulten Augen herumlaufen. Er fragte: „Was ist denn los?“ Die Antwort lautete: „Mutter ist gestorben.“
Jetzt erzählt dieser junge Mann, und man muss es sich anhören, wie er das erlebt hat: Er war total abgeglitten und fand nirgendwo mehr Halt, zu Hause sowieso nicht. Eine fromme Oma war da, aber die Bäderin war weg. Er wurde Neonazi, trat mit Stiefeln auf und war in der Gruppe stark.
Eines Abends kam die ganze Gruppe der Neonazis zur frommen Oma. Sie ist Mitglied im Frauenmissionsgebetbund. Um neun Uhr kam sie und öffnete den Kühlschrank – ohne Vorwurf. Merken Sie sich das: Sie brauchen Menschen nie Vorwürfe machen. Denken Sie an Ihr eigenes böses Herz. Es geht nur um Liebe.
Die Oma fragte schließlich, warum sie denn gekommen seien. „Weißt du, Oma, meine Freunde glauben gar nicht, dass es wirklich Jesus gibt“, sagte der junge Mann. Und die Oma erzählte, was sie erlebt hatte: Wie sie als Jugendmädchen in bösen Dingen gefangen war und Befreiung bei Jesus fand. Wie schwer es war, mit einem ungläubigen Mann verheiratet zu sein. Aber Jesus hat alles hell gemacht.
An diesem Abend bekehrte sich der junge Neonazi. Wissen Sie, wo er heute in seiner Freizeit mitarbeitet? Beim Bibellesebund und ist dort bei evangelistischen Einsätzen aktiv.
Wenn das so groß ist, was er mit Jesus erlebt hat, wenn man das ins Licht von Jesus bringt – und nur Liebe zeigt – brauchen Sie nie Menschen anzuklagen. Es ist so furchtbar, wenn Menschen ohne Vergebung durchs Leben gehen und gar nicht wissen, dass man schuldlos werden kann.
Die Einzigartigkeit der christlichen Vergebung
Das ist immer mein zweiter Punkt: Wie wird man schuldlos?
Es ist mir aufgefallen, dass es in der ganzen Welt keine Religion gibt, in der man Vergebung der Schuld finden kann. Sie können alle muslimischen Gruppen durchsuchen – im Islam gibt es keine Vergebung. Im Hinduismus gibt es Bäder im Ganges, in denen man sich untertaucht, aber keine wirkliche Befreiung. Wenn Sie von Hindus hören, die ein Leben lang mit ihrer Schuld durch die Welt gehen, wissen Sie, dass niemand sie lossprechen kann.
Im Buddhismus gibt es ebenfalls keine Vergebung von Schuld. Auch Menschen oder Psychologen können einem nicht das Schuldgefühl nehmen, indem sie sagen: „Das hast du dir nur eingebildet, du bist gar nicht schuldig.“ Das hilft nicht, denn die Betroffenen wissen genau, dass das nicht stimmt. Sie denken an das, was sie ihren Eltern einst angetan haben, an das, was damals im Dunkeln und heimlich geschah, an ihre Gedanken – das ist Realität. Deshalb ist es so wichtig, was David sagt: „Da bekannte ich dir meine Sünde.“ Das ist so befreiend.
Vor ein paar Tagen habe ich in einem christlichen Heft gelesen, das heute ein Modeheft mit Hunderttausenden von Auflagen ist. Dort heißt es, man wolle die Menschen nicht degradieren und nicht von der Sünde reden. Doch der Teufel hat uns degradiert, und wir sind im Dunkeln. Der Einzige, der uns retten kann, ist Jesus. Deshalb wollen wir die Dinge beim Namen nennen. Wir wollen wieder davon sprechen, wie das Wort Gottes es tut. Das Herrlichste ist, wenn wir sagen: Es gibt Vergebung dort, wo ich meine Schuld bekenne, ausspreche, bereue, hasse und loslasse.
Denn ich merke plötzlich, dass mein ganzes Leben darunter leidet, dass ich mich von Gott abgewandt habe. David sagt, es ist Sünde im Singular. Es geht nicht um alle Details, um nichts zu vergessen, auch nicht die unbewussten Sünden. Es bedeutet, ohne Gott zu leben, dieses Leben wie ein Raub zu nehmen und zu sagen: Ich lebe selbst und bin mein eigener Herr. Dabei gehörst du doch Gott. Er hat einen Plan für dein Leben. Er hat dich gesucht, dich nur geliehen.
Darum ist es so wichtig, diesen Schritt zu gehen, umzukehren und zu sagen: Gott, ich will dich wiederhaben, heile mich, ich brauche dich für mein Leben – nichts mehr ohne dich. Und dann sagt David: „Als ich meine Schuld bekannte, da vergabst du mir.“
Wissen Sie, dass Schuldvergebung sogar unbegreiflich ist? Bei David war es ja ganz furchtbar: Das in diesem Ehebruch gezeugte Kind starb sogar. Was soll man da vergeben können? Dinge sind geschehen, und was geschehen ist, lässt sich nicht mehr auslöschen. Doch Jesus, das Ungeheure, das am Kreuz von Golgatha verkündet wird, ist für deine Sünden in den Tod gegangen. Wahrhaftig, er trug unsere Krankheit, er wurde um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden haben.
Wir kennen viele Prediger – leider auch in der Christenheit –, die sagen, das wäre doch gar nicht nötig gewesen, Gott hätte die Schuld auch so vergeben können. Haben Sie eine Ahnung? Wollen Sie ein winzig kleines Menschlein dem ewigen Gott, dem Herrn aller Herren, sagen, wie Sünde besiegt werden kann? Sünde kann überhaupt nicht besiegt werden. Sünde ist ein Orkan, ein Leichentuch, das über der Welt liegt. Kein Mensch kann gegen die Sünde ankämpfen. Wir sind wehrlos und werden von der Sünde überwunden.
Kaum haben wir Vergebung, tappen wir wieder hinein, wenn nicht das Blut von Jesus für uns vergossen ist. Es macht uns frei von aller Sünde. Das ist ganz wunderbar: Es befreit uns aus der großen Macht der Sünde, von Gottferne, von der Lüge, von der Unreinheit, von der Habsucht und von allem, was dazu gehört.
Die bleibende Wirkung der Schuld und die Kraft der Vergebung
Er spricht heute viel darüber, wohin man den Atommüll tun soll, weil er immer weiter strahlt. Das ist genauso wie die Schuld in unserem Leben – sie geht weiter.
Ich kenne viele alte Leute, die im Alter noch ganz bitter von dem großen Unrecht sprechen, das ihnen widerfahren ist. Meine Eltern zum Beispiel haben mich nicht studieren lassen, weil ich ein Mädchen bin. Sie waren immer ungerecht. Und so verbreiten sich all diese Unrechtstaten weiter.
Man weiß, wie das bei einer Ehescheidung ist, wenn es überhaupt eine gibt. Bis ins hohe Alter rechnet man dauernd auf, was der andere Böses getan hat – damals vor zwanzig Jahren. Und dann kommt das Erben. Der Giftmüll strahlt weiter.
Wahrscheinlich ist es leichter, Atommüll zu entsorgen, als den Giftmüll der Sünde in unserer Welt. Wie das durch Generationen geht, dass sich Völker hassen und bekriegen, dass Leidenschaften herrschen.
Darum sagt David wohl zu dem, dem die Sünde vergeben ist, dem die Übertretungen bedeckt sind: Dem kann man gratulieren. Der hat das Große Los gezogen – seine Sünde ist vergeben.
Stehst du jeden Morgen neu im Licht von Jesus und sagst: „Ich habe das Leben“? Dann kann dich das nicht mehr verführen. Ich weiß, was das für eine unheimliche Macht ist. Wenn du sie nicht vergeben hast, dann liegt sie noch auf dir und setzt dich in die Höhle hinunter.
Du musst sie loswerden. Sag ja: „Alles hat er mir erlassen, alles.“ Kaum kann ich es fassen: Alle meine Schuld und Sünde trug er dort für mich auf Golgatha. Das Blut von Jesus, dem Sohn Gottes, macht mich rein von aller Sünde. Das ist die Kraft des Evangeliums.
Und nur von dort kann man es bekommen.
Die Sicherheit und Freude durch Vergebung
Und noch ein Letztes: Ich habe davon gesprochen, dass Schuld die unheimlichste Last ist, die über der Menschheit hängt. Außerdem habe ich gezeigt, wie man schuldlos wird.
Noch ein Letztes: Vergebung macht sicher und fest. Ach ja, ich weiß ja, was man sagt: „Ach, die werden da verkrüppelt in ihrem Gewissen.“ Im Gegenteil! Wenn sie Vergebung haben, was passiert dann? Sie dürfen wissen: Ich habe Gott zum Freund, Jesus ist bei mir. Wenn ich morgens zur Arbeit gehe, wenn ich die Aufgaben anpacke, wenn in meinem Leben Krankheit kommt und ich zur OP muss – Gott ist für mich. Wer soll jetzt noch gegen mich sein?
Jetzt haben sie zum ersten Mal Sicherheit. Wollen sie ihre Lebenssicherheit wirklich in sich selbst haben? Sie sind ein Todeskandidat, wenn sie ihre Sicherheit nicht in dem Heiland haben, der für sie einsteht und der sie trägt in der Barmherzigkeit Gottes.
Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? So sagt David es jetzt so schön: Weil ich Vergebung empfangen habe, weiß ich, dass ich jetzt beten kann zur Zeit der Angst. Er tritt für mich ein, wenn große Wasserfluten kommen. Ach, das kann doch nichts mehr machen! Die Wasser gehen immer über mein Haupt hinweg. Du bist mein Schirm, du wirst mich vor Angst behüten.
Jetzt kann ich erst glauben. Wissen Sie, wo die Zweifel herkommen? Aus der unbekannten Sünde. Weil ich es gar nicht fassen kann, dass ich als verlorener Mensch von Gott so geliebt und getragen bin.
Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Wirklich, du darfst beten: „Herr, leite mich!“ Ich sage, ich meine Gewähl sind so wie ein Blindengaul. Ich bin so blöd, leite mich, auch wenn ich Fehler mache. Ich weiß gar nicht, aber am Ende kommt dein Weg heraus.
Ich will nicht störrisch sein. Bei den Pferden muss man dann noch Saumzeug in den Mund legen, damit man sie zurückziehen kann, wenn sie scheu werden. Das ist ganz wunderbar. Ich will dich mit meinen Augen leiden.
Neulich in der Fernsehübertragung eines großen klassischen Konzerts hat der Dirigent Späßchen gemacht. Und dann stand er plötzlich mit seinen Armen so da – ein berühmter Dirigent – und was nur mit seinen Augen? Das Riesenorchester leitete er über sie, und er gab Einsätze. Wenn wir so sensibel werden für die Weisungen unseres Herrn, was will er denn?
Zum Glück haben wir es in der Bibel noch klarer. Dort ist ja schon beschrieben, was Gottes Wille ist. Aber lass dich mit seinen Augen leiden. Sei kein störrischer Esel, kein scheues Pferd, bei dem die Triebe plötzlich durchbrechen.
Nein, das lähmt nicht meine Selbstsicherheit, wenn Schuld im Licht Gottes aufgedeckt wird. Das holt mich nicht nieder. Nein, Vergebung holt mich heraus aus der großen Lebensangst, aus der Unsicherheit: Wo gehe ich hin? Wer steht für mich, wenn die Menschen gegen mich sind? Wer ist denn noch für mich?
Es gibt keine andere Geborgenheit als bei Jesus und unter seinen Wundmalen. Für dich ist er in den Tod gegeben, und es gibt keine größere Freude, als wenn alle Schuld vergeben ist.
Schlussgebet um Vergebung und Gnade
Wir wollen beten.
Lieber Herr, wir danken dir, dass du auch unsere unbekannte Sünde ins Licht stellst. Verzeih uns, wo wir vor dir davongelaufen sind, wo wir drumherum geredet haben und nur von Gott gesprochen haben, aber nicht von deinem Blut, das du für uns vergossen hast.
Gib uns jetzt das rechte Zeugniswort, auch wenn wir mit anderen Menschen zusammenkommen. Hilf uns, Seelsorger zu sein – an den Krankenbetten, in den Trauerhäusern, wo so viele Menschen unter großer Schuld leiden. Bewahre uns vor aller Heuchelei, sondern lass uns vor dir offen sein und unsere Schuld bekennen.
Danke, dass du uns als Sünder groß machst und aus unserem Leben etwas Wunderbares machen willst durch deine Gnade. Herr, verzeih uns allen Hochmut, allen Stolz und alle Eitelkeit. Danke für deine Gnade! Amen.
