Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts – so heißt es in einem Sprichwort in Deutschland. Und irgendwie scheint da manchmal etwas Wahres dran zu sein.
Klar, wenn wir gesund sind, aber vollkommen arm und mittellos und vielleicht noch in der Ehe zerstritten, dann wünschen wir uns, dass sich das alles bessert. Doch wenn wir wirklich schwer krank sind, verlieren viele Dinge, die uns im Alltag sonst Kopfschmerzen bereiten, plötzlich an Bedeutung.
Gesundheit und Krankheit sind Themen, mit denen jeder von uns zu tun hat – besonders, je älter wir werden. Das liegt häufig daran, dass wir uns jung, frisch und fit fast unsterblich fühlen. Was soll uns schon passieren? Wir brauchen selten zum Arzt zu gehen, sind in der Kraft unserer Jugend und manchmal vielleicht auch etwas übermütig. Dann heben wir Dinge, die wir besser nicht heben sollten, oder treiben mehr Sport, als eigentlich gut für uns ist – doch das merkt man oft erst später.
Selbst Leistungssportler fühlen sich fit, und die Muskeln wachsen fast von selbst. Doch manchmal, schon mit 30, fangen die Gelenke an, sich abzunutzen, der Kreislauf macht Schwierigkeiten, und so weiter. Dann geht das alles los. Wenn man dann erst einmal 60, 70 oder 80 Jahre alt ist, gibt es zwar Menschen, die noch topfit sind – das ist ein besonderer Segen Gottes. Aber normalerweise merken wir dann langsam, dass wir älter werden. Krankheit tritt häufiger auf, irgendwo tut etwas weh.
Wie ich einmal gehört habe: „Wenn du ab sechzig morgens früh aufwachst und nichts spürst, dann bist du tot.“ Damit soll gesagt sein, dass es in diesem Alter fast normal ist, dass irgendetwas weh tut – die Knie, der Rücken, die Füße, der Kopf, der Magen oder sonst etwas. Bei manchen fängt das schon viel früher an, sie müssen gar nicht so lange warten.
Deshalb denke ich manchmal, wenn es mich betrifft, dass ich wahrscheinlich gar nicht so alt werde. Ich hatte schon so viel mit Krankheiten zu tun, dass ich wohl eher früher sterben werde.
Aber als Christ können wir sogar sagen: Das ist gar nicht so schlimm. Denn unser höchstes Ziel ist ja nicht, ewig auf der Erde zu leben, sondern einmal in der Ewigkeit bei unserem himmlischen Vater zu sein. Wir wissen, dass unser Leben – selbst wenn es siebzig, achtzig oder neunzig Jahre dauert – begrenzt ist. Das ist nicht das eigentliche Ziel, das ist nicht das, was wir wirklich wollen.
Damit will ich nicht verachten, wenn jemand gesund alt wird – das ist durchaus ein Segen. Aber es ist immer nur das Vorletzte. Das Letzte kommt noch, und das ist die Ewigkeit bei Gott.
Krankheit im persönlichen und gesellschaftlichen Kontext
Manche Menschen haben nicht nur mit eigenen gesundheitlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, sondern werden auch durch Erkrankungen von Angehörigen belastet. Das können Kinder sein, die krank sind, der Ehepartner, der erkrankt ist, oder die Eltern, die krank werden und pflegebedürftig sind.
Auch beruflich gibt es viele Menschen, die mit Krankheit zu tun haben. Dazu zählen Ärzte, Krankenschwestern, Krankenpfleger, technisch-pharmazeutische Assistentinnen, Apotheker und viele andere. Diese Menschen stellen sich noch intensiver die Frage, wie es mit Krankheit und Gesundheit wirklich aussieht.
Ich möchte hier einen Bibeltext lesen, der nur einer von vielen ist, die wir in der Bibel zum Thema Krankheit finden. Es ist vielleicht nicht überraschend, dass ich eine Stelle aus dem Evangelium ausgewählt habe, und zwar aus dem Lukasevangelium. Lukas 8,40 berichtet von einer Situation, in der Jesus Menschen begegnet, die mit Krankheit zu kämpfen haben und keine Perspektive mehr sehen. Diese Menschen haben alles versucht, was ihnen damals möglich war, und sind an einen Punkt gekommen, der sie oft zur Verzweiflung gebracht hat.
In diesem Abschnitt begegnen wir gleich zwei Personen, die mit Krankheit konfrontiert sind, und wir erfahren die Antwort Jesu darauf.
Lukas 8,40: Als Jesus zurückkam, geschah es, dass ihn die Volksmenge freudig empfing, denn sie warteten alle auf ihn. Und siehe, es kam ein Mann namens Jairus. Er war ein Oberster der Synagoge. Er warf sich Jesus zu Füßen und bat ihn, in sein Haus zu kommen, denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf Jahren, und diese lag im Sterben.
Als Jesus aber hinging, bedrängte ihn die Volksmenge. Eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutfluss litt und all ihr Gut an die Ärzte gewandt hatte, aber von keinem geheilt werden konnte, trat von hinten herzu und berührte den Saum seines Gewandes. Auf der Stelle kam ihr Blutfluss zum Stehen.
Jesus fragte: „Wer hat mich angerührt?“ Als es nun alle bestritten, sprach Petrus zu ihm und den anderen: „Meister, die Volksmenge drückt und drängt dich, und du fragst: Wer hat mich angerührt?“
Jesus aber antwortete: „Es hat mich jemand angerührt, denn ich habe erkannt, wie eine Kraft von mir ausgegangen ist.“
Als die Frau sah, dass sie nicht unbemerkt geblieben war, kam sie zitternd, fiel vor ihm nieder und erzählte ihm vor dem ganzen Volk, warum sie ihn angerührt hatte und wie sie auf der Stelle gesund geworden war.
Er aber sprach zu ihr: „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet, geh hin in Frieden.“
Während er noch redete, kam jemand vom Haus des Synagogenvorstehers und sagte zu ihm: „Deine Tochter ist gestorben, bemühe den Meister nicht mehr.“
Doch als Jesus das hörte, antwortete er ihm: „Fürchte dich nicht, glaube nur, so wird sie gerettet werden.“
Als er in das Haus kam, ließ er niemanden hinein außer Petrus, Jakobus, Johannes sowie den Vater und die Mutter des Kindes. Sie weinten alle und klagten laut.
Jesus aber sprach: „Weint nicht, sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft.“
Sie lachten ihn aus, weil sie wussten, dass das Mädchen gestorben war.
Er trieb sie alle hinaus, griff die Hand des Mädchens und rief: „Kind, steh auf!“
Ihr Geist kehrte zurück, und sie stand augenblicklich auf. Jesus befahl, ihr zu essen zu geben.
Die Eltern gerieten außer sich vor Freude, doch er gebot ihnen, niemandem zu erzählen, was geschehen war.
Die Bedeutung der Begegnung Jesu mit Kranken
Soweit zwei ziemlich beeindruckende Geschichten, in denen Jesus Christus eingreift – jeweils an einem Punkt, an dem alle menschlichen Möglichkeiten am Ende sind. Diese beiden Geschichten sind eng miteinander verflochten, weil sie fast gleichzeitig passieren. Einmal geht es um den Synagogenvorsteher.
Zuvor lesen wir, dass Jesus sich gerade in Kapernaum befindet, der Stadt, in der auch Petrus wohnte. Dort predigte Jesus in der Synagoge. Die frommen Juden, insbesondere die Pharisäer und auch die Synagogenvorsteher, standen Jesus kritisch gegenüber. Das erklärt, warum der Synagogenvorsteher erst so spät zu Jesus kommt. Die Krankheit seiner Tochter, seines einzigen Kindes, war nicht plötzlich aufgetreten, sondern sie war schon seit längerer Zeit krank.
Was macht man zuerst? Man probiert das aus, was man kennt. Am Ende, als er merkt, dass sein Kind vielleicht stirbt – denn die Tochter ist kurz vor dem Tod –, wendet er sich als letzter Notnagel an Jesus. Nur wenige Minuten, nachdem Jesus mit der Frau spricht, kommen Boten und sagen, das Kind sei tot. Das zeigt, dass die Erkrankung weit fortgeschritten war.
Wenn wir genau lesen, steht dort, dass der Synagogenvorsteher sich Jesus zu Füßen warf. Das war ein stolzer Mann, das ist klar. Er war der Chef im Dorf, jemand, auf den alle schauten und der etwas zu sagen hatte. Er hätte Jesus sagen können, was richtig oder falsch ist. Doch hier spielt das alles keine Rolle mehr. Es geht nur noch um sein einziges Kind. Er ist sich nicht zu schade, vor all den Menschen vor Jesus niederzuknien und zu bitten: „Bitte, komm und rette mein Kind.“ Das zeigt eine tiefe Notlage.
Wenn wir uns das anschauen, merken wir, dass der Mann Hoffnung hat, dass Jesus eingreift. Er traut Jesus das zu. Zwar kommt er ziemlich spät, aber wir können von ihm lernen: besser spät als gar nicht. Wäre er gar nicht gekommen, wäre seine Tochter ein paar Minuten später tot gewesen. Durch sein Kommen wird sein Kind jedoch wieder lebendig gemacht. Jesus greift hier ein.
Wir können also sicherlich von dem Synagogenvorsteher lernen: Komm früher zu Jesus, dann kann er auch früher eingreifen. Aber gut, besser spät als gar nicht. So könnten wir es hier sagen. Er kommt, und die Leute sind begeistert, was jetzt wohl passiert.
Falls ihr mal nach Israel kommt – ich bin wieder regelmäßig dort und mache auch Studienreisen – könnt ihr unter anderem das ausgegrabene Kapernaum anschauen. Kapernaum war ein kleines Fischerdorf am Rand des Sees Genezareth mit engen, kleinen Gassen.
Stellt euch vor, der Synagogenvorsteher, der Prominente des Dorfes, sagt: „Jesus kommt zu mir, und mein Kind liegt im Sterben.“ Da ist das ganze Dorf auf den Beinen. Alle drängen sich mit Jesus, und jeder will sehen, was jetzt passiert. Gibt es eine Show? Gibt es etwas zu sehen? Deshalb das Gedränge.
Lukas berichtet, dass in diesem Moment die Frau auftaucht, die seit zwölf Jahren einen Blutschluss hatte. Manche fragen sich vielleicht: Was ist Blutschluss? Das bedeutet, dass sie nicht nur während der Periode Blut verlor, sondern ständig.
Man könnte sagen: „Na ja, ist ja eigentlich keine große Sache, man stirbt ja nicht daran.“ Das stimmt. Für einen Juden war das aber eine schlimme Sache, denn eine Frau, die ihre Periode hatte, galt als kultisch unrein. Wenn sie ständig blutete, galt sie ständig als unrein.
Vielleicht denkt man: „Ist zwar unangenehm, aber nicht so schlimm.“ Doch das ist schlimm, denn wer kultisch unrein ist, darf nicht in die Synagoge gehen, nicht in den Tempel. Wenn sie sich irgendwo hinsetzt, darf sich niemand neben sie setzen, weil dann auch dieser unrein wird.
Diese Frau hatte also nicht nur körperliche Probleme, sondern war sozial isoliert. Deshalb schleicht sie sich heimlich an Jesus heran. Man kann sich fragen: Warum geht sie nicht offen auf ihn zu? Ganz klar: Weil jeder, wenn sie nicht im Gedränge wäre, sagen würde: „Lass den Meister in Ruhe! Du bist unrein, du darfst ihn nicht berühren, sonst wirst du auch unrein!“
Nach jüdischer Vorstellung gilt eine Leiche als kultisch unrein. Wer sie berührt, wird auch unrein. Eine Frau, die ständig blutet, ist unrein. Wer sie anfasst oder mit ihr Kaffee trinkt, wird ebenfalls unrein und muss sich erst im Reinigungsbad reinigen. Das ist kompliziert.
Also meiden die Menschen die Frau. Ihr Problem war nicht nur die Krankheit, sondern auch die soziale Isolation, und das seit zwölf Jahren – eine einschneidende Erfahrung. Deshalb verstehen wir auch, warum sie all ihr Geld für Ärzte ausgegeben hat.
Das sehen wir heute auch: Wenn man wirklich krank ist und geheilt werden will, aber Ärzte nicht mehr helfen können, probieren Menschen oft alle möglichen Therapien aus und investieren alles, was sie haben, nur um gesund zu werden. So ging es auch dieser Frau.
Sie hat alles versucht. Die Ärzte sagten: „Wir können nicht mehr helfen.“ Dann glaubt sie, dass Jesus sie heilen kann. Sie erfährt von seiner Heilung, und Jesus spricht mit ihr.
Eigentlich hätte Jesus sofort sagen können: „Du warst es.“ Er ist ja Gott und weiß das. Aber er will, dass die Frau selbst dazu Stellung nimmt. Er will, dass sie Gott die Ehre gibt. So lesen wir es auch im Alten Testament: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.“ Das gehört zum Gesetz Gottes dazu.
Wenn Gott eingreift, will er, dass wir ihm die Ehre geben für das, was er getan hat. Ich glaube, das ist der pädagogische Wert dieser Geschichte. Die Frau soll Gott die Ehre geben, weil er sie geheilt hat.
Nun ist sie geheilt. Die Menschenmasse zieht weiter. Schon kommt ein Diener und sagt: „Zu spät, zu spät! Du kannst Jesus zurückschicken, denn die Tochter ist gestorben.“
Sie kommen zum Haus, und Jesus versucht, sie zu trösten. Er sagt: „Kein Problem, sie schläft nur.“ Die Leute trauern, das wird berichtet.
Man muss sich vorstellen, dass es damals in Israel sogenannte Klageweiber gab. Das war ein Beruf, von dem man lebte, meist als arme Witwe. Wenn jemand starb, wurden sie angestellt, bekamen ein bisschen Geld und klagten, weinten und schrien – auf Bestellung.
Plötzlich verstehen wir, warum diese Frauen, die da klagen und schreien, im nächsten Moment anfangen zu lachen. Normalerweise, wenn ein Kind gestorben ist, lacht man nicht, sondern ist traurig und verzweifelt. Diese Frauen tun das nicht.
Das ist auch der Grund, warum Jesus sie alle hinaus schickt. Er will keine Show für Leute, die gar nicht wirklich betroffen sind. Nur die Eltern sind wirklich betroffen, und Jesus ist dabei.
Dann weckt Jesus das Kind zum Leben auf. Nun könnte man fragen: Hat Jesus sich geirrt? Nein, er hat sich nicht geirrt.
Die Bedeutung des Begriffs „Schlaf“ im Zusammenhang mit Tod
Der Begriff „schlafen“ kann im körperlichen Sinne verstanden werden, aber auch den Tod bedeuten. Das kennen wir im Deutschen ebenfalls. So sprechen wir von der Totenruhe oder sagen, jemand sei entschlafen, oder von den Entschlafenen. Genauso ist das im Griechischen möglich.
Jesus verwendet bewusst einen Begriff, der zweideutig ist und beide Bedeutungen enthält. Ich glaube, er will damit deutlich machen: Für mich ist der Tod, genauso wie für euch, der Schlaf. Ihr könnt einen Schlafenden aufwecken, zum Beispiel an der Schulter rütteln, und dann steht er auf. Und ich kann einen Toten aufrütteln, sodass er wieder lebt. Für mich als Gott ist der Tod nichts anderes als ein Schlaf. Ich habe auch Macht über den Tod.
So verstehe ich, was Jesus ausdrücken will, wenn er sagt, sie schläft nur. Jesus ist sich vollkommen klar, dass sie tot ist, sonst könnte er sie ja nicht später wieder zum Leben erwecken. Er weiß genau, was passiert, und genau das tut er auch.
Übrigens fällt mir hinterher auf, dass bei allen anderen Personen, die von Jesus Christus zum Leben erweckt werden – und davon gibt es hier einige – keiner von ihnen erzählt, was er in der Zeit des Todes erlebt hat. Das ist eine auffällige Sache. Man denke an Lazarus, den Jüngling von Nain oder das Mädchen – keiner berichtet, was in der Zwischenzeit passiert ist. Das Erste, woran sie denken, ist Essen.
Man könnte jetzt sagen: Was könnte sie nicht Tolles vom Himmel erzählen? Sie war ja im Himmel, hat dort Gott getroffen. Was könnte sie uns nicht alles berichten? Aber genau das tut sie nicht. Ich glaube, dass wir daraus auch etwas lernen sollten, gerade angesichts des Hypes, der heute manchmal um Leute gemacht wird, die behaupten, sie seien im Jenseits bei Gott gewesen und wollen uns erzählen, was dort alles passiert ist.
Biblisch gesehen gibt es so etwas nicht. Die Bibel zeigt eine strenge Trennungslinie. Wir sollen nicht ins Jenseits hineinschauen, sondern uns auf diesseits konzentrieren. Der reiche Mann und der arme Lazarus wollen zurückkehren, um ihren Brüdern eine Botschaft zu geben, doch es wird ihnen gesagt: Nein, das geht nicht. Sie haben Mose und die Propheten, und wenn sie darauf nicht hören, werden sie auch nicht auf jemanden hören, der von den Toten auferstanden ist.
Deshalb würde ich sagen: Seid skeptisch, wenn euch Leute erzählen, was sie möglicherweise im Jenseits erlebt haben. Keiner von euch kann es nachprüfen.
Anfang dieses Jahres wurde traurigerweise sogar ein Buch zurückgerufen, das von einem kleinen Jungen veröffentlicht wurde. Er hatte darin beschrieben, was er im Jenseits erlebt haben wollte. Später ging er an die Öffentlichkeit und gab zu, dass alles erfunden war. Zahlreiche Christen hatten jedoch geglaubt, was er geschrieben hatte.
Darum seid vorsichtig. In der Bibel finden wir kein Beispiel von jemandem, der tot war, im Jenseits war, von Jesus auferweckt wurde und dann erzählt hat, was er erlebt hat. Es ist, als wäre das Erlebnis ausgelöscht, wie ein Schlaf ohne Traum. Sie kommen zurück und führen ihr Leben weiter.
Gott will nicht, dass wir ins Jenseits hineinschauen. Er ist der Einzige, der uns sagt, wie es danach aussieht. Alles andere ist schnell Spekulation, und davon sollten wir die Finger lassen. Der Einzige, der zuverlässig Auskunft über das Jenseits geben kann, ist Jesus Christus. Ihm sollten wir vertrauen.
Bei allem anderen sollten wir sagen: Wenn du etwas erlebt hast, ist das okay, behalte es für dich. Wenn es richtig ist, ist es richtig, wenn es falsch ist, ist es falsch. Aber unsere Informationsquelle darüber, was uns nach dem Tod erwartet, sollte die Bibel sein. Denn sie ist absolut zuverlässig. Niemand kommt nach zwei, drei Jahren und sagt, das sei erfunden.
Bei anderen Dingen bist du dir nie ganz sicher.
Umgang mit Krankheit aus christlicher Perspektive
Nun, ich möchte nicht nur bei dem stehen bleiben, was wir hier gelesen haben, obwohl es zwei ganz spektakuläre Eingriffe Jesu sind: Zum einen jemanden aus dem Tod zurückzurufen, zum anderen eine Frau zu heilen, die unheilbar krank war und für die keine ärztlichen Möglichkeiten mehr bestanden.
Wenn wir heute als Christen mit Krankheit umgehen, gibt es zwei Extreme, vor denen wir uns hüten müssen.
Das eine Extrem ist eher materialistisch. Es gibt Christen, die stärker von der Zeit der Aufklärung und der Moderne geprägt sind, als sie selbst wahrhaben wollen. Diese Christen sagen, die Gemeinde sei für die Seele da, der Arzt hingegen für den Körper. Wenn ich krank bin, gehe ich zum Arzt, und wenn ich seelische Probleme habe, gehe ich zum Pastor, zum Ältesten oder sonstwo hin. Grundsätzlich ist das nicht ganz falsch. Aber wenn wir in die Bibel hineinschauen, merken wir sehr schnell: Gott ist sowohl für unsere Seele als auch für unseren Körper da.
Materialistisch zu denken bedeutet auch, dass manche sogar argumentieren, Gott heile heute nicht mehr. Das hätte er nur zur Zeit der Apostel und des Neuen Testaments getan. Heute gebe es keine Wunder mehr, heute seien die Ärzte da, die Wunder vollbringen – oder zumindest etwas Ähnliches. Manchmal ist es auch einfach der schlichte Unglaube. Man glaubt daran, dass Gott in grauer Vorzeit etwas getan hat, kann sich aber nicht vorstellen, dass Gott heute noch wunderbar übernatürlich eingreift und einen Menschen auf ein Gebet hin gesund macht.
Hier müssen wir sagen: Die Botschaft der Bibel ist eindeutig. Gott ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Im Alten Testament lesen wir von Elija, der sich auf den Sohn der Witwe von Zarpad legt, und zack – der wird wieder lebendig. Wir sehen das bei Jesus, und später, als Paulus unterwegs ist und predigt, fällt jemand aus dem dritten Stock aus dem Fenster, ist tot, Paulus betet, und der Mann wird wieder lebendig. Gott konnte das in der Vergangenheit tun, und er kann es auch heute noch.
Ich glaube, es ist ein Fehler, die Bibel rationalistisch und wissenschaftsgläubig zu interpretieren, indem wir so tun, als könnten nur Ärzte uns gesund machen. Als ob der Glaube und die Gemeinde sich nur auf unsere Sünde, das ewige Leben oder die Sündenvergebung konzentrieren würden. Nein, was wir in der Bibel und durch Gott finden, betrifft auch unseren Körper.
Ich würde sogar noch weitergehen und sagen: Das, was Gott tut, ist das Wesentliche. Denn ein Arzt wird euch nie gesund machen können, wenn Gott es nicht segnet und gebraucht. Letztlich ist es immer Gott, der eingreift, wenn wir gesund werden. Es ist nie nur die Medizin. Manchmal denken wir, okay, da sind jetzt die Spritzen, da sind die Medikamente, die machen uns gesund. Nein, keine Spritze und kein Medikament kann euch gesund machen, wenn Gott nicht eingreift und es segnet.
Das kann jede Krankenschwester bestätigen, die auf einer Intensivstation gearbeitet hat. Dort gibt es Patienten, die dieselbe Therapie und dieselben Medikamente bekommen. Der eine stirbt, der andere überlebt. Woran liegt das? An denselben Medikamenten? Nein. Es liegt daran, ob Gott segnet oder nicht, ob er die Bemühungen der Ärzte gebraucht oder nicht.
Deshalb sollten wir immer wieder daran denken, daran festhalten oder neu gewinnen: Gott ist ein Gott über Krankheit, Gesundheit, Tod und Leben. Gott greift auch heute noch ein, um Menschen gesund zu machen und zu heilen, wo er will. Das ist sehr klar. Aber er tut es heute noch, und so können wir erleben, wie Gott heute Wunder wirkt.
Das ist das eine Extrem.
Der andere Fehler ist, dass man sagt, Ärzte seien generell falsch und schlecht. Bist du ein gläubiger Christ, darfst du gerade nicht zum Arzt gehen, keine Medikamente nehmen, du musst nur beten und glauben, dann wirst du gesund. Einige unserer charismatischen Geschwister vertreten sogar die Lehre, dass, wenn du genügend glaubst, du immer gesund wirst. Gott habe dem Christen eine Garantie auf Gesundheit gegeben. Es sei nur eine Frage des Glaubens. Und wenn du krank bist oder stirbst, dann sei das ein Zeichen deines Unglaubens.
Diese These klingt sehr gläubig. Manche Christen, die damit konfrontiert werden, entwickeln dann einen inneren Minderwertigkeitskomplex. Sie denken: „Ach, so glaube ich ja gar nicht, wie kann der glauben, das ist ja so toll und fantastisch?“ und fühlen sich schlecht und gehen in sich. Das muss nicht sein. Die Bibel sieht das ganz anders.
Die Bibel geht nämlich davon aus, dass du all die Möglichkeiten ausschöpfen sollst, die du hast. Nicht zu sagen: „Gott, mach mal!“ Denn manchmal ist dieses „Gott, mach mal!“ Ausdruck nicht des Glaubens, sondern der Bequemlichkeit, Faulheit oder Angst.
Ich erinnere mich an eine Frau aus unserer Gemeinde, die krebskrank wurde und große Angst vor Operation und Chemotherapie hatte. Dann kam eine Person, die sich als Prophetin betrachtete, zu ihr und sagte: „Gott, du brauchst gar nicht ins Krankenhaus, Gott will, dass du geheilt wirst.“ Diese Frau nahm das gerne auf. Warum? Weil es viel angenehmer ist, keine Chemotherapie, keine Operation, keine Krankenhausflure zu durchlaufen. Zack, ich werde einfach so gesund, ich muss nur daran glauben.
Das Problem war: Der Krebs ging nicht weg, sondern wurde immer stärker. Irgendwann war ihre ganze Lunge mit Metastasen besetzt, sie konnte nicht mehr atmen, sich nicht mehr bewegen, hatte große Schmerzen. Schließlich ging sie doch zum Arzt. Und wie durch ein Wunder Gottes lebt sie heute noch, wenn auch mit schweren Einschränkungen.
Manchmal ist es eben Ausdruck von Bequemlichkeit. Wir wollen nicht den unbequemen Weg gehen, sondern den bequemen, bei dem Gott durch ein Wunder eingreift und alles sofort klar und gut wird. Aber erst mal ist unser Auftrag: Nutze die Möglichkeiten, die du hast.
Im Alten Testament geht das immer wieder durch. Ich habe das aufgeschrieben in meinem ersten Band „Moderne Medizin und Ethik“ mit den entsprechenden Bibelversen. Zum Beispiel werden im Alten Testament Ärzte ganz positiv erwähnt. Hier wird gesagt, die Frau ist zu den Ärzten gegangen, die konnten ihr nicht helfen. Aber es wird nicht gesagt, dass der Arzt schlecht ist, sondern nur, dass die Macht des Arztes begrenzt ist.
Zum Beispiel Lukas, der selbst Arzt war, hat genau das aufgeschrieben. Das wird in der Bibel positiv erwähnt. Ärzte werden an fast keiner Stelle negativ genannt – nur wenn man ihnen Allmacht zuspricht, wird das negativ gesehen. Denn Ärzte sind eben auch nur Menschen, genauso wie ein Tischler oder ein Automechaniker Menschen sind.
Aber trotzdem: Wenn du Probleme mit dem Auto hast, solltest du zum Automechaniker gehen. Ich könnte dir auch sagen: „Du glaubst zu wenig“, dieselbe Argumentation. Also geh nicht zum Automechaniker, bete und mache nichts, keinen Ölwechsel, keine Inspektion – einfach beten. Das klingt fromm, ist es aber nicht.
Vielleicht ein anderes Beispiel, um es deutlich zu machen: In der Zeit des Neuen Testaments gab es Christen, die sagten, wir brauchen gar nicht mehr zu arbeiten. Jesus sagt doch: „Sorgt euch nicht um den morgigen Tag, die Vögel bauen keine Nester, sammeln nichts, ernten nichts, und doch versorgt sie der Vater.“ Einige Christen zogen herum und ließen sich von der Gemeinde versorgen, weil sie meinten, sie seien so gläubig, dass sie nicht arbeiten müssten, Gott versorge sie.
Paulus sagt dazu: „Wenn du so gläubig bist, dann iss auch nicht.“ Glaub doch, dass Gott dich versorgt, ohne Essen. Wozu brauchst du dann noch Essen? Gott ist doch so mächtig, er kann deinen Körper auch ohne Essen erhalten, oder? Wenn du so gläubig bist, dann kannst du das testen. Dann merkt man, dass hinter diesem Glauben, der sich als Glaube ausgibt, manchmal einfach nur Faulheit steckt.
Ich hatte auch einen Bibelschüler, den Namen nenne ich nicht. Er betrachtete sich als besonders gläubig. Vor einer Prüfung sagte er: „Ich brauche nicht zu lernen.“ Ich sprach mit ihm, sagte: „Jeder muss lernen.“ Er antwortete: „Nein, ich vertraue darauf, dass Gott mich führt, der Heilige Geist wird mir alles eingeben.“ Mit ihm war wenig zu reden. Er schrieb die Prüfung, aber der Heilige Geist gab ihm nichts ein, und er fiel durch. Wahrscheinlich war das die Lektion, die er brauchte. Für die nächste Prüfung lernte er dann.
Klar kann Gott den Heiligen Geist senden, der dir alles eingibt. Aber der Heilige Geist unterstützt keine Faulheit oder Bequemlichkeit. Das ist kein Zeichen von Glauben. Manche sagen vielleicht: „Ich gehe morgen nicht mehr zur Arbeit, Gott kann doch das Geld einfach so auf mein Konto überweisen. Es ist doch wichtiger, dass ich bete und Bibel lese.“ Statt an der Werkbank zu stehen, liest du den halben Tag Bibel und betest den Rest. Das ist zwar biblisch, aber auch hier kann das Gute missbraucht werden, wenn du nicht den normalen Auftrag erfüllst, den Gott dir gibt. Dazu gehört nicht nur Beten und Bibellesen, sondern auch Arbeiten.
Das ist zwar nicht das Hauptthema, aber warum sage ich das? Weil es dasselbe ist: Wir gehen nicht zum Arzt, weil wir superfromm sind und Gott einfach so eingreift. Das ist genauso falsch. Wir sollen tun, was wir tun können, und Gott das überlassen, was wir nicht tun können. Darauf vertrauen, dass er eingreift.
Wenn du Essen kochen kannst, dann koche dein Essen. Sag nicht: „Gott, koch du für mich.“ Wenn du arbeiten kannst, dann arbeite, sag nicht: „Gott, arbeite du für mich.“ Tu, was du tun kannst, und vertraue darauf, dass Gott segnet und das erfüllt, was du nicht tun kannst. Das gilt bei Krankheit genauso.
Im Alten und Neuen Testament werden Ärzte häufig und positiv erwähnt. Jesus vergleicht sich sogar mit einem Arzt. Er sagt, der Arzt sei nicht für die Gesunden da, sondern für die Kranken. So vergleicht er seinen Dienst mit dem eines Arztes – aber hier sind die Kranken die Seelenkranken.
Im Alten Testament finden wir die Aussage: „Ich bin der Herr, dein Arzt.“ Damit ist nicht gemeint, dass Ärzte etwas Schlechtes sind. Gott vergleicht sich ja nicht mit etwas Schlechtem, sondern mit etwas Gutem.
Gott kümmert sich auch um unseren Körper. Das heißt aber nicht, dass wir keine Ärzte brauchen. Die Weisheit der Ärzte hat Gott geschenkt, das medizinische Wissen hat Gott gegeben. Medizinische Hilfe wird im Alten und Neuen Testament positiv genannt.
Denkt an das Beispiel des barmherzigen Samariters, der uns als Vorbild genannt wird. Da liegt ein Mann zusammengeschlagen am Straßenrand, stöhnt. Der barmherzige Samariter hätte ja auch einfach nur beten und weitergehen können. Aber er leistet Erste Hilfe, genau das, was jeder ordentliche Autofahrer heute hoffentlich auch tut.
Er tut das, was medizinisch damals vorgeschrieben war. Im Detail steht, dass er Wein und Öl nahm. Wer sich medizinisch auskennt, ahnt, worauf das hinausläuft: Wein wurde damals zur Desinfektion benutzt, da er Alkohol enthält, der Bakterien abtötet. Der Dreck aus den Wunden wurde mit Wein gewaschen, gleichzeitig desinfiziert.
Dann trägt man heute eine Salbe auf, um die Wunde zu verschließen. Das war damals Öl, meist Olivenöl, eine ähnliche Substanz, die die Wunde verschloss. Danach verband er die Wunde, lud den Verletzten auf seinen Esel und brachte ihn zur nächsten Herberge, damit er gepflegt wird.
Hier geschieht kein übernatürliches Wunder, sondern ganz praktische medizinische Hilfe. Und das wird uns als Vorbild genannt: Macht es genauso. Es steht nicht, der Samariter habe zu wenig geglaubt, sondern er hat getan, was er tun konnte – medizinische Hilfe geleistet.
Die Bibel ist voll von Beispielen, die genau das erwähnen. Wenn du medizinische Hilfe in Anspruch nehmen kannst oder selbst Mediziner bist, hilf den Leuten. Das ist kein Zeichen von Unglauben, sondern von Treue, das auszufüllen, was wir tun können und wofür Gott uns Weisheit und Kraft gegeben hat.
Also sind beide Irrtümer falsch: Der eine meint, alles sei Sache des Arztes, und Gott habe sich zurückgezogen. Nein, falsch. Gott tut auch heute noch Wunder, und wir sollen uns an ihn wenden.
Der andere meint, wir bräuchten keine Ärzte mehr, beten allein reiche aus. Das ist ebenso falsch. Gott ist nicht gegen Ärzte, Apotheker, Krankenschwestern oder Krankenhäuser. Sie tun einen guten Job und sollen ihn auch tun.
Man sollte aber beides nicht gegeneinander ausspielen oder vermischen, so dass das eine das andere ausschließt. Wir brauchen beides: Die einen tun, was sie menschlich tun können, und Gott tut, was Menschen nicht tun können, und greift dabei ein.
Das sollten wir uns deutlich vor Augen führen.
Ganzheitliches Verständnis von Krankheit und Gesundheit
Nun, das waren zwei Extreme, auf die wir nicht achten sollen. Eine ganz wichtige Sache ist, dass wir begreifen, dass die Bibel ein viel breiteres Bild von Krankheit und Gesundheit hat, als das heute im allgemeinen medizinischen Bereich verbreitet ist.
Heute wird manchmal an der Medizin der Universitäten und Ärzte kritisiert, dass sie materialistisch sei – und das ist sie auch. Die Medizin der Universitäten geht von einem atheistischen Ansatz aus. Der Mensch ist in erster Linie eine biologische Maschine, die wir erforschen können. Wir können die Regeln feststellen und dann eingreifen. Deshalb betonen viele alternative Heilmethoden stark, dass wir eine ganzheitliche Sicht vom Menschen brauchen.
Eine ganzheitliche Sicht vom Menschen im umfassenden Sinne gibt uns gerade die Bibel. Hier sind wir noch viel ganzheitlicher als bei jeder alternativen Heilmethode. Denn alternative Heilmethoden sprechen häufig vom Körper und dann von der Psyche, der Seele des Menschen. Wir wissen aber, dass es daneben auch noch den Geist des Menschen gibt.
Es gibt drei verschiedene Aspekte des Menschseins, die mit Krankheit und Gesundheit zu tun haben können. Diese finden wir alle in der Bibel. Körperliche Erkrankung ist in der Bibel nicht einfach losgelöst von allem anderen. Körperliche Erkrankung hängt ganz eng mit geistlicher und seelischer Erkrankung und Problemen zusammen.
Dafür sollten wir die Augen öffnen. Wenn wir selbst mit Krankheit zu tun haben oder andere, dann sollten wir das nicht von vornherein ignorieren, sondern auch darauf achten, wo möglicherweise Komponenten und Hintergründe sind, die eben nicht nur körperlich sind, sondern seelisch oder geistlich.
Das sind zwei Sachen, die eine ganz große Rolle spielen. So kann es sein, dass manchmal die körperliche Erkrankung geistliche Auswirkungen hat. Vielleicht habt ihr das manchmal gemerkt: Da ist jemand, der hat zum Beispiel über Jahre hinweg intensive Rückenschmerzen, kann keinen Schritt mehr tun, und er merkt, plötzlich hat das geistliche Auswirkungen. Er kommt in Zweifel, die Distanz zu Gott baut sich auf, er kann nicht mehr in der Bibel lesen. Also körperliche Erkrankungen können geistliche Auswirkungen haben.
Umgekehrt ist es so, dass geistliche Probleme körperliche Auswirkungen haben können, zum Beispiel dadurch, dass Gott direkt eingreift und einen Menschen körperlich krank macht. Manche Leute sagen: „Das tut Gott doch nie.“ Ich hatte gerade neulich mit einem charismatischen Christen diskutiert, und da hat er gesagt: „Michael, was hast du für eine Vorstellung? Gott will doch das Gute für uns.“ Da habe ich ihm gesagt: „Ja, das stimmt. Aber woher weißt du, dass immer Gesundheit das Gute für uns ist?“
Manchmal schickt Gott uns gerade Krankheit, weil diese für uns wichtiger und besser ist als die Gesundheit. Manche Leute wollen nicht wahrhaben, dass Gott auch Krankheit schickt. Biblisch ist das aber ganz eindeutig so: Manchmal, um uns auf Sünde aufmerksam zu machen, manchmal, damit wir dadurch etwas anderes lernen.
Also biblisch ist das ja vollkommen klar. Nehmen wir beispielsweise Ananias und Saphira. Die haben gesündigt, und zack, fallen sie tot um. Das ist ein radikaler medizinischer Eingriff – was auch immer es war, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Ähnliches –, jedenfalls waren sie tot.
Im 1. Korinther 11 lesen wir, dass manche das Abendmahl unwürdig genommen haben. Deshalb steht dort, sind manche entschlafen und andere sind krank. Aha, da waren also in der Gemeinde in Korinth Leute krank, weil sie das Abendmahl unwürdig genommen hatten. Geistliches Versagen hat körperliche Auswirkungen.
Das finden wir immer wieder in der Bibel: Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen geistlichen und körperlichen Faktoren. Das Seelische steht natürlich dazwischen. Es ist das Psychische, das unsere Seele, unser Wohlempfinden, unseren Charakter und solche Sachen betrifft. Das hängt eng miteinander zusammen.
Die Bibel nennt uns ganz verschiedene Faktoren für körperliche Erkrankungen. Der Arzt kennt in vielen Fällen nur eine, nämlich die materialistische: Irgendetwas ist nicht in Ordnung, die Biochemie stimmt nicht, oder es gibt Probleme mit Sehnen, Bändern, Muskeln oder Knochen – also alles Materielle, das Körperliche ist verantwortlich für körperliche Krankheit.
In manchen Fällen hat der Arzt Recht. Die Bibel kennt das auch. Es gibt einfach bloß Erkrankungen, die keinen tieferen Hintergrund haben, sondern einfach nur körperlich sind. Zum Beispiel gibt es gerade eine Grippeepidemie. Du gibst jemandem die Hand, der einige Bakterien und Viren hat, und du steckst dich an. Du wirst krank. In den allermeisten Fällen steckt kein größerer geistlicher Hintergrund dahinter. So läuft das eben: Bakterien sind in der von Gott getrennten Welt unterwegs, und sie stecken dich an.
Aber es gibt eben auch andere Hintergründe. Jetzt möchte ich euch gerne damit hineinnehmen. Nennt mir doch mal ein paar Hintergründe, die euch in der Bibel bekannt vorkommen, möglichst gleich mit einem Beispiel in einer Bibelstelle oder einer Geschichte aus der Bibel. Welche Ursachen körperlicher Erkrankung kennt die Bibel?
Ich habe jetzt mehrere genannt: die rein körperliche Ursache, bei der es einfach passiert, ohne großen Hintergrund. Dann habe ich euch gesagt, manchmal ist es die individuelle Sünde. Ein Mensch sündigt, und Gott lässt ihn krank werden, damit er auf die Sünde achtet, sie bereut und umkehrt.
Was gibt es sonst noch für Gründe, die wir in der Bibel finden, von denen Krankheit verursacht werden kann? Zum Beispiel der Blindgeborene. Da fragen die Jünger: „Wer hat denn jetzt gesündigt, er oder seine Eltern?“ Jesus sagt: „Keiner.“ Und er gibt sogar noch eine Antwort: Der ist krank, damit Gott sich verherrlicht, wenn er gesund wird.
Wenn Gott mich fragen würde, würde ich darauf gerne verzichten. Stellt euch mal vor, ihr seid zwanzig Jahre lang blind, damit Jesus dich komplett gesund macht. Gottes Maßstäbe sind manchmal ganz andere als unsere. Wir denken, Gott kann uns nicht zumuten, zwanzig Jahre krank zu sein, weil wir doch ein Recht haben, gesund zu sein.
Übrigens, nennt mir mal einen Bibelvers, in dem steht, dass du ein Recht auf Gesundheit hast. Hat Gott sich irgendwo vertraglich verpflichtet, dich immer gesundzuhalten? Nicht, dass ich wüsste. Manchmal ist es ihm wichtiger, dass er nach zwanzig Jahren verherrlicht wird, weil er eingreift und dich gesund macht. Dafür lohnt es sich, zwanzig Jahre krank zu sein. Das ist Gottes Perspektive.
Manche denken dann, das sei ungerecht. Aber wer bestimmt, was gerecht und ungerecht ist? Nicht wir, sondern Gott. Manchmal haben wir eine Krankheit, damit Gott sich an der Krankheit verherrlicht. Zum Beispiel, wenn er irgendwann in der Zukunft eingreift und gesund macht. Das wissen wir vorher nicht. Das ist eine Ursache der Krankheit.
Was finden wir noch in der Bibel für Ursachen von Krankheit? Es gibt weitere Beispiele, bei denen Menschen Aussatz bekommen haben, zum Beispiel Miriam. Sie empört sich gegen ihren Bruder, sündigt, und zack, wird sie aussätzig. Das ist wieder individuelle Sünde, die zu körperlicher Erkrankung führt. Wir haben einige biblische Beispiele dafür.
Gibt es noch andere Aspekte, woher Krankheit kommen kann? Ja, zum Beispiel Depressionen und andere körperliche und seelische Erkrankungen aufgrund von Sünde, wie bei David ganz eindeutig.
Was ist da der Hintergrund? Hiob zum Beispiel. Wir sehen auch den Teufel. Manchmal kann der Teufel Krankheit benutzen, wenn Gott ihm einen Freiraum gibt, um uns von Gott wegzuziehen. Das ist die Absicht dahinter.
Gott lässt manchmal zu, dass der Teufel uns krank werden lässt, um uns zu testen: Vertrauen wir Gott wirklich? Der Teufel will uns von Gott wegziehen. Unsere Aufgabe ist, bei Gott zu bleiben. Gott setzt dem Teufel eine Grenze und sagt: „So, jetzt aber genug, Teufel.“ Es geht nicht echter.
Hier ist der Teufel der eigentliche Initiator, der unseren Glauben an Gott schädigen will und zeigen will, dass Gott böse sei und uns verlassen hat. In Wirklichkeit ist es aber nicht so.
Eine wichtige Sache in der Bibel, die manche von euch vielleicht noch nicht genannt haben, sind dämonische Ursprünge. Es gibt okkulte Ursachen, das sind geistliche Sachen. Das haben wir einige Male in der Bibel.
Zum Beispiel der Gerasener, der sich verhält wie jemand, der total krank ist. Er schreit herum, fällt auf die Erde, zerreißt die Ketten, hat Schaum vor dem Mund, reißt sich die Kleider herunter – er ist irgendwie körperlich krank. Jesus heilt ihn mit einem Wort, und zack, alle Symptome sind weg.
Oder ein anderer, bei dem manche sagen, er habe Epilepsie. Er wirft sich ins Feuer, wird steif und fällt um. Heute würden wir sagen: Epilepsie, eine körperliche Krankheit mit äußerlichen Symptomen. Aber diese Epilepsie hatte einen dämonischen Ursprung.
Nicht jeder, der epileptisch ist, hat eine dämonische Krankheit. Aber hinter dem, was wir körperlich sehen, kann auch Dämonie stehen.
Ein anderes Beispiel: Jemand ist blind. Jesus befreit ihn, und die Blindheit geht weg, weil die dämonische Belastung verschwindet. Krankheit kann also auch auf dämonische Belastung zurückgehen. Das ist eine weitere Ursache, die die Bibel nennt.
Kennt ihr noch andere Ursachen für körperliche Erkrankungen in der Bibel? Paulus gibt zum Beispiel einen medizinischen Rat, wobei wir nicht erfahren, woher die Krankheit kommt. Ich könnte spekulieren, aber ich weiß es nicht.
Bei Magenkrankheiten sind häufig Infektionen durch Helicobacter eine Ursache. Manchmal kommen auch psychosomatische Faktoren hinzu. Es gibt Typen, die eher Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen bekommen, manche bekommen bei Stress Magenschmerzen. Wir wissen es nicht ganz genau.
Hier werden medizinische Tipps gegeben, aber die Ursache der Krankheit bleibt etwas im Dunkeln. Ein anderes Beispiel: Manchmal gebraucht Gott körperliche Erkrankung, um uns von Sünde abzuhalten.
So würde ich beispielsweise den 2. Korintherbrief interpretieren, wo Paulus von einem körperlichen Leiden schreibt, einem „Pfahl im Fleisch“. Manche sagen, er hatte Augenprobleme, andere vermuten epileptische Anfälle oder etwas anderes Körperliches, das ihn quält.
Paulus bittet Gott, es von ihm zu nehmen, aber Gott sagt: „Nein, das behältst du.“ Paulus sagt hinterher, er hat es behalten, damit er nicht überheblich wird. Offenbar hat Paulus gemerkt, dass er ein Typ ist, der Sachen sehr gut kann. Wenn alles glatt läuft, ist er in der Gefahr, überheblich zu werden.
Er weiß, Hochmut ist schlimmer als dieses körperliche Leiden. Gott hat ihm das gegeben, damit er unten bleibt. Immer wenn er hochmütig werden will, merkt er plötzlich: Das tut weh. Dann bleibt er demütig.
Manchmal gibt Gott uns körperliche Erkrankungen, damit er uns davor hindert, in Sünde zu fallen – nicht als Strafe für Sünde, sondern als pädagogisches Hilfsmittel, damit wir auf den richtigen Weg kommen. So etwas finden wir in der Bibel auch.
Habt ihr noch andere Beispiele in der Bibel, wo andere Ursachen genannt werden, warum wir möglicherweise krank sind? Zum Beispiel Saulus, als er auf dem Weg nach Damaskus war. Er bekommt eine körperliche Erkrankung: kurzzeitig blind.
Die Hintergründe sind geistlich-pädagogisch. Es wird nicht gesagt, dass das eine Strafe für seine Verfolgung ist. Nein, es wird einfach gesagt: „Jetzt komm mal ruhig, jetzt musst du nachdenken, dich führen lassen. Du bist nicht der große Chef.“ Er soll daraus pädagogisch lernen.
Ein anderes Beispiel ist Elija, als er in der Wüste war, am Bach Krit. Die Baraben versorgen ihn. Er hatte eine Art Erschöpfungsdepression. Es wird nicht genau klar, woran es lag, möglicherweise Überlastung.
Er hatte dauerhaften Stress, und dann kam noch die Königin und sagte: „Ich werde dich umbringen.“ Das gab den Rest, und er brach zusammen. Hier sind wahrscheinlich psychische Faktoren im Spiel. Diese Erschöpfungsdepressionen führen auch zu körperlichen Phänomenen: Er will sterben, fühlt sich ganz schlecht.
Manches Mal ist Krankheit auch nicht die Folge unserer individuellen Sünde, sondern der strukturellen Sünde, in der wir leben. Die strukturelle Sünde ist die, dass wir alle vom Sündenfall gezeichnet sind.
Unser ganzer Körper ist vom Sündenfall gezeichnet. Ihr könntet fragen: „Warum habe ich zum Beispiel eine Brille?“ Das ist auch eine Erkrankung, denn das heißt, dass mein Auge zu lang ist, ich bin kurzsichtig. Kurzsichtigkeit bedeutet, dass das Auge zu lang gewachsen ist, als es eigentlich sein sollte. Das ist nicht in Ordnung.
Man könnte sagen: „Micha hat bestimmt gesündigt, deshalb sind seine Augen zu lang gewachsen.“ Nein, das liegt medizinisch daran, dass mein Vater das auch schon hatte, mein Großvater auch. Das liegt an der strukturellen Sünde, am Sündenfall. Unser Körper ist nicht mehr perfekt.
Selbst wenn er ziemlich perfekt ist, müsst ihr nur ein paar Jahre warten. Wenn ihr alt werdet, egal wie stark ihr glaubt, werdet ihr krank. Selbst die gläubigsten Christen werden krank, wenn sie alt werden.
Warum? In der Bibel steht, dass wir sterben werden. Wenn es hochkommt, sind es 70 oder 80 Jahre, dann war es viel Mühe und Arbeit, und dann ist Schluss. Wir alle werden sterben, es sei denn, Jesus kommt vorher wieder.
Das ist die Folge nicht deiner individuellen Sünde, sondern des Sündenfalls. Dein ganzer Körper ist vom Sündenfall gekennzeichnet, selbst wenn du gläubig geworden bist. Deshalb gehen Krankheiten nicht einfach weg, deshalb altern wir. Alter ist ein Zeichen von Verfall.
Das ist das, was Gott in dieser Welt seit dem Sündenfall geregelt hat. Manche Krankheiten sind einfach die Auswirkung des Sündenfalls, nicht individuell von dir, sondern eine Auswirkung des Sündenfalls, weil der Körper und die Natur nicht mehr so ideal sind, wie Gott sie ursprünglich gedacht und geschaffen hat.
Das sind nur einige Beispiele, woher Krankheit kommen kann. Es ist wichtig, dass wir diesen ganzheitlichen Aspekt im Kopf haben, wenn wir mit Krankheit zu tun haben. Wir sollten uns selbst oder einem Menschen, dem wir begegnen, dieses Ganzheitliche vor Augen führen und nicht nur denken: „Jetzt schluck mal ein paar Pillen, dann geht es schon wieder besser.“
Es gibt viele Ebenen. Wenn wir einem Menschen begegnen und ihn begleiten, der krank ist, dann sollten wir alle diese Ebenen in den Blick nehmen. Auch bei körperlicher Erkrankung braucht ein Mensch seelische Begleitung und geistliche Stärkung. Und wo er geistliche Probleme hat, braucht er häufig körperliche Stärkung.
Nehmen wir wieder Elija von vorhin. Er hat ein seelisches Problem, seine Erschöpfungsdepression. Das Erste, was Gott tut, ist, ihn körperlich aufzubauen, indem er ihm eine gute Nahrung gibt, die ihn stärkt, sodass er tagelang durch die Wüste laufen kann, bis er am Berg Gottes ankommt.
Hier wird er körperlich aufgebaut, obwohl er eigentlich seelische Probleme hat. Da merken wir: Es greift ineinander. Wenn wir krank sind oder andere Menschen krank sind – sei es an der Seele, am Geist oder am Körper –, dann brauchen sie auch Hilfe auf den anderen Ebenen. Das sollten wir im Blick haben.
Wir können nicht immer ganz genau feststellen, wo die Ursache liegt, aber wir können zumindest wissen, dass es andere Ursachen gibt. Dann können wir Gott darum bitten, uns das zu zeigen.
Denn wenn du krank bist, wie die Leute beim Abendmahl, und die Ursache ist Sünde – was wird der Arzt dir helfen können? Nehmen wir an, in Korinth sind Leute krank wegen der Sünde, und sie gehen zum Arzt. Was passiert dann? Nichts.
Manche denken, sie gehen zum Arzt, und wenn der gut ist, werden sie gesund. Was für eine Vorstellung ist das? Gott macht dich krank, damit du zum Nachdenken kommst, und der Arzt heilt dich ohne Sündenbekenntnis? Natürlich nicht.
Der Arzt kommt nicht weiter, weil Gott diese Krankheit geschickt hat, damit der Mensch nachdenkt, Sünde bereut oder umkehrt. Das sollten wir im Blick haben.
Manche von uns sind so materialistisch, dass sie nur denken: „Ach, der Arzt hat nicht geholfen, ich gehe zum nächsten, und noch zum nächsten.“ Und sie haben ganz vergessen, dass es eine ganze Bandbreite möglicher Ursachen gibt. Vielleicht steht dahinter etwas ganz anderes.
Ich sage „vielleicht“, damit ihr mich nicht falsch versteht. Ich sage nicht, hinter jeder Krankheit steckt eine Sünde. Aber das ist zumindest ein Faktor, der eine Rolle spielt und den wir in der Bibel deutlich benannt finden.
Wir werden gesund, wenn wir Sünde bereuen und ausräumen – nicht nur, wenn wir zum Arzt gehen. Ich bin dafür, zum Arzt zu gehen. Aber der Arzt ist nicht allmächtig und löst nicht alle Probleme. Wenn die Ursache geistlich ist, wird uns der Arzt nicht helfen können.
Wir müssen den ganzen breiten Blick haben, den die Bibel uns eröffnet. Es gibt rein körperliche Ursachen, solche, die mit struktureller Sünde zu tun haben, weil wir in einem sterblichen Leib leben, aber auch Ursachen, die mit individueller Sünde, okkulten Phänomenen, Erziehungsmitteln Gottes oder anderem zu tun haben.
Wenn wir bei Gott offen sind, kann er uns das zeigen, wenn er will. Dann kann er es uns deutlich machen, und wir können besser mit Krankheit umgehen.
Praktische Empfehlungen im Umgang mit Krankheit
Nun zum nächsten Punkt: einige ganz praktische Tipps. Was würde ich euch empfehlen, wenn ihr krank seid? Übrigens, diese Tipps wende ich selbst auch an. Das ist also nicht nur akademische Theologie, sondern praktische Anwendung, die ich auch aus der Bibel ableite.
Wenn du krank bist, egal woran, empfehle ich dir zuerst zu beten. Warum? Die Bibel sagt deutlich: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Manchmal greift Gott direkt ein, und du erlebst eine Gebetserhörung, die du am nächsten Sonntag anderen weitersagen kannst, um sie zu ermutigen.
Angenommen, du hast starke Zahnschmerzen. Einige von euch sagen jetzt vielleicht: „Nein, da muss ich gleich zum Zahnarzt.“ Das kommt ja alles noch. Aber bete doch zuerst. Glaubst du nicht, dass Gott plötzlich und unerwartet die Zahnschmerzen wegmachen könnte? Ich habe das schon erlebt. Es kann passieren. Warum willst du Gott diese Möglichkeit nicht einräumen?
Wenn du krank bist und das einfachste und schnellste Zeitfenster beim Zahnarzt bekommst, bete zuerst. Wir sollen ja nicht nur am Sonntag oder während der stillen Zeit beten, sondern den ganzen Tag über im Gebet mit Gott verbunden sein. Wenn uns etwas auf der Seele liegt, können wir zu ihm beten.
Wie gesagt, versteht mich nicht falsch: Es ist kein Versprechen, dass Gott immer sofort eingreift, wenn wir beten. Aber in einigen Fällen tut er genau das, und ich habe das mehrfach erlebt. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Situation, als eine unserer Töchter noch klein war. Sie wachte nachts mit starken Bauchschmerzen auf, schrie vor Schmerzen. Wir dachten schon, wir müssen ins Krankenhaus. Aber zuerst haben wir gesagt: „Gut, wir beten noch.“ Wir stellten uns beide ans Bett und beteten fünf bis zehn Minuten. Dann warteten wir ein wenig, und die Bauchschmerzen hörten auf. Sie schlief die ganze Nacht durch, ohne weitere Beschwerden. Kann Gott das machen? Klar! Warum also nicht beten?
Gott kann viel mehr bewegen als jeder Arzt oder sonst jemand. Deshalb zuerst beten.
Nun nehmen wir an, deine Zahnschmerzen gehen nicht weg. Du hast gebetet, aber Gott hat offensichtlich entschieden, nicht sofort durch ein Wunder zu wirken. Dann würde ich sagen: Geh als nächstes zum Arzt, melde dich an und lass dich behandeln. Vielleicht will Gott die Weisheit des Arztes benutzen, um dich zu heilen. Ich sage das ganz bewusst: Gott will das benutzen.
Wenn Gott es nicht segnet, kann der Arzt an den Zähnen so lange herumarbeiten, wie er will, und die Zahnschmerzen bleiben trotzdem. Habt ihr das vielleicht auch schon mal erlebt? Manchmal war es bei mir so, dass ich zum Zahnarzt ging, vorher keine Schmerzen hatte, aber hinterher welche bekam. Dann lief es eben nicht so, wie der Zahnarzt oder ich es gedacht hatten.
Hier müssen wir sagen: Gott kann den Arzt benutzen oder auch nicht. Aber weil wir die Möglichkeit haben, sollten wir sie nutzen. Das heißt: Wenn du krank bist, bete zuerst. Als Nächstes geh zum Arzt.
Wenn der Arzt dir hilft, kannst du sagen: „Halleluja, super, Gott hat eingegriffen, hat mir die Möglichkeit geschenkt, dahin zu gehen, und ich bin gesund.“ Wenn du immer noch nicht gesund bist, würde ich dir als Nächstes empfehlen, Fürbitte in Anspruch zu nehmen.
Das würde ich nicht immer gleich tun, denn du kannst ja auch alleine beten. Du musst nicht sofort andere bitten. Aber wenn du länger mit der Krankheit zu tun hast, bitte andere, mit dir zu beten. In der Bibel gibt es mehrere Hinweise darauf, dass das Gebet der Gemeinschaft von Gott besonders gehört wird. Vielleicht sollen andere so miterleben, wie Gott wirkt, eingreift und heilt.
Das kann also ein nächster Weg sein, den wir in der Bibel finden: Fürbitte.
Dann, das wäre jetzt der vierte Punkt: Wenn du noch länger krank bist und Gott auch auf die Fürbitte nicht gehört hat, probiere doch mal einen anderen Arzt aus. Denn manchmal gibt es Ärzte, die unterschiedlich gut sind. Im Internet findet ihr auch Ärzte-Checks und Ähnliches.
Manche Leute haben zwar die Prüfung geschafft, aber ihr wisst ja: Es gibt Automechaniker, gute und schlechte, Tischler, gute und schlechte, Lehrer, gute und schlechte – und Ärzte eben auch. Manche meinen, weil jemand einen weißen Kittel trägt und „Doktor“ davorsteht, seien alle gleich gut. Nein, manchmal hat einer ein Auge dafür, der andere nicht.
Wenn ihr merkt, es geht nicht weiter, besucht einen anderen Arzt und holt euch eine zweite Meinung ein. Das wäre mein vierter Punkt.
Der fünfte Punkt ist: Während der ganzen Zeit betet ihr ja weiter, das ist klar. Dann probiere es einmal mit bestimmten Formen alternativer Heilmethoden. Manchmal hilft dir die klassische Medizin nicht weiter, aber alternative Heilmethoden können eine gute Ergänzung sein.
Allerdings müssen wir sagen: Nicht jede alternative Heilmethode ist gut. Es gibt solche, die schlecht und schädlich sind, aus verschiedenen Gründen. Und es gibt solche, die gut sind. Wir müssen unterscheiden. Ich meine hier die alternativen Heilmethoden, die sinnvoll und gut sind – nicht die, die auf Scharlatanerie, Okkultismus oder Ähnlichem beruhen.
Das wäre Punkt fünf.
Der sechste Punkt: Ruf die Ältesten deiner Gemeinde nach Jakobus 5,14-16 zu dir, damit sie über dich beten und dich salben. Dort steht auch: „Einer bekenne dem anderen seine Sünden“ – das steht direkt davor, das könnt ihr nachlesen. Mach also auch mal einen reinen Tisch und bekenne deine Sünden. Vielleicht liegt es ja daran. Dann ruf die Ältesten, damit sie für dich beten.
Wenn das auch nicht weiterhilft, dann würde ich sagen: Fang an, stärker darum zu beten, dass Gott dir Kraft gibt, mit dem Leiden und der Krankheit zu leben. Das wäre der siebte Punkt.
Manche Menschen verwenden den Rest ihres Lebens nur noch darauf, ihre Krankheit zu pflegen. Da muss man sagen: Das ist nicht deine Aufgabe als Christ. Bitte Gott einfach, zu sagen: „Okay, scheinbar willst du, dass ich die Krankheit behalte. Dann gib mir Kraft, in der Krankheit treu zu sein und nicht nur noch für die Krankheit zu leben, sondern auch zu sehen, wofür du mich hier auf der Erde noch gebrauchen willst.“
Das sind ganz praktische Anwendungen, nach denen ich dir empfehlen würde, so vorzugehen.
Umgang mit alternativen Heilmethoden
Zum Abschluss möchte ich noch auf das Thema alternative Heilmethoden eingehen. Dieses Thema begegnet uns heute häufig, denn alternative Heilmethoden versprechen oft alles Mögliche – und gerade die, die alles versprechen, sind besonders gefährlich.
Wenn du eine alternative Heilmethode überprüfen möchtest, gibt es einige einfache Kriterien, um einzuschätzen, ob sie seriös ist oder nicht. Eine Methode, die vorgibt, alles zu heilen, kannst du gleich vergessen. Das ist Scharlatanerie und falsch, denn so etwas gibt es nicht.
Jedes Jahr tauchen neue Wundermittel auf, die gegen alles helfen sollen. Zum Beispiel gibt es Leute, die behaupten, Aloe Vera helfe gegen alles – gegen Depressionen, Eheprobleme, Krebs, Aussatz und vieles mehr. Ich möchte klarstellen: Aloe Vera ist eine gute Pflanze. Ich empfehle, sie zu Hause anzupflanzen – wir haben sie auch auf dem Fensterbrett stehen. Sie hilft bei Hauterkrankungen, kleinen Pickeln und bei der Heilung von Wunden. Aber sie ist nicht für Eheprobleme da. Du kannst Aloe Vera essen, so viel du willst, deine Eheprobleme werden dadurch nicht verschwinden.
Dennoch behaupten manche Menschen, dass Aloe Vera in bestimmten Konzentrationen und Dosierungen Eheprobleme heilt. Das ist Scharlatanerie und Aberglaube. Andere schwören auf Gelee Royal, Teebaumöl, Ginseng oder ähnliche Pflanzen. Diese Pflanzen sind an sich nicht schlecht, aber sie sind nur für sehr spezifische Erkrankungen hilfreich. Wenn jemand verspricht, alles könne geheilt werden, ist das Scharlatanerie und Betrug. Es gibt kein Mittel, das gegen alles hilft.
Ich schreibe gerade ein Büchlein über Yoga, denn in meiner Stadt gibt es die größte europäische Yoga-Einrichtung. Ich habe den Katalog durchgeblättert, der etwa 150 Seiten mit zahlreichen Kursen umfasst, und habe aufgeschrieben, wogegen Yoga nach deren Angaben hilft. Das Ergebnis ist beeindruckend: Yoga für Kleinkinder, Yoga für Hunde, Yoga für Schwangere, Yoga als Anti-Aging-Therapie – angeblich kannst du durch Yoga jünger werden. Yoga soll gegen Krebs, Depressionen, Angstzustände, Magengeschwüre und vieles mehr helfen. Wenn du die ganze Liste ansiehst, bekommst du den Eindruck, Yoga sei gegen alles wirksam. Das ist Religion.
Denn der Einzige, der für alles da ist und alles heilen kann, ist Gott. Keine Therapie und keine Methode kann alles heilen – das ist Unsinn. Das ist ein erstes Kriterium.
Ein zweites Kriterium sind bestimmte Begriffe. Wenn in einer Methode auffällig oft von Energie, Schwingungen, Blockaden, Kräften oder Geistern die Rede ist, kannst du davon ausgehen, dass es sich um eine esoterische Therapie handelt. Lass die Finger davon! Diese Methoden benutzen bewusst Begriffe aus der Naturwissenschaft, haben aber nichts mit Physik zu tun. Dahinter verbergen sich meist esoterische Therapien, die mit ominösen Kräften oder Schwingungen arbeiten. Diese sind weder naturwissenschaftlich noch biblisch, sondern fremdreligiös.
Man sagt nicht „Bitte zu Gott“, sondern es kommt die Energie oder Kraft, zum Beispiel bei Reiki. Reiki gilt manchen als religiöse Heilmethode. Eine unserer Töchter hatte einmal Rückenprobleme und bekam vom Physiotherapeuten Gymnastik verordnet. Während der Behandlung hielt die Therapeutin plötzlich ihre Hände über den Rücken unserer Tochter. Wir fragten uns, was sie da tut. Sie erklärte, dass sie eine Reiki-Behandlung macht, sich als Kanal für die kosmische Qi-Energie öffnet und diese Energie überträgt, um Blockaden im Rücken zu lösen.
Was ist das? Das ist Religion, genauer gesagt Okkultismus. Deshalb solltest du die Finger davon lassen. Es wird nicht offen gesagt, dass man einem Dämon schwört – das würde niemand akzeptieren. Stattdessen spricht man von Energie des Kosmos, die durch einen fließt. Wenn du solche Begriffe hörst, halte Abstand. Wenn du durch eine übernatürliche Kraft geheilt werden willst, bitte bleibe bei der Kraft Gottes und nicht bei ominösen religiösen Energien wie Chi, Ki oder Prana. Diese Begriffe stammen oft aus Indien und werden häufig im Wellnessbereich verwendet.
Zum Beispiel heißt es, dass du am Rücken Chakren hast, die Kundalini-Schlange durch dein Rückenmark aufsteigt, du dadurch Erleuchtung erfährst und plötzlich alle Krankheiten verschwinden. Oder es werden heiße Steine auf den Körper gelegt, um die kosmische Prana-Energie zu aktivieren. Die Steine fühlen sich zwar angenehm an, aber das ist keine kosmische Prana-Energie. Wenn du dich dafür öffnest, öffnest du dich für okkulte Kräfte. Lass die Finger davon!
Du solltest also auf solche Begriffe und Beschreibungen achten und prüfen, ob die Methode überhaupt heilwirksam ist. Manche Menschen denken, Heilmethoden seien immer wirksam. Das mag aus Sicht der Anbieter so sein, aber du solltest ihnen nicht blind vertrauen. Der Vertreter einer Methode will sie verkaufen – das ist sein Job. Er wird dich nicht neutral informieren, sondern dich überzeugen wollen, die Methode zu kaufen.
Wenn du neutrale Informationen suchst, musst du dich an Personen wenden, die weder von der Methode profitieren noch sie selbst anwenden. Das ist klar: Wenn du zum Beispiel zum Schlachter gehst, wird der dir kaum sagen, du sollst vegan leben. Er wird dir sagen, dass Fleisch gesund ist und Proteine enthält. Das ist nicht böse gemeint, aber du kannst keine neutrale Information vom Schlachter erwarten.
Oder geh zum Autohändler: Ein VW-Händler wird dir kaum sagen, dass Mercedes besser ist. Vielleicht wird er etwas zögern, aber am Ende wird er seine Produkte loben. Das ist normal. Du darfst nicht erwarten, dass jemand, der dir etwas verkaufen will, dich neutral informiert. Er wird nicht immer lügen, aber möglicherweise wichtige Informationen weglassen.
Du brauchst also neutrale Informationen. Es gibt ausführliche Studien und Metastudien, die überprüfen, ob eine Methode wirklich wirksam ist. Ein Beispiel ist die Arbeit von Professor Dr. Edzard Ernst aus London. Sein Buch, das auch auf Deutsch erschienen ist, beschäftigt sich mit evidenzbasierten Methoden und zeigt genau, welche alternativen Heilmethoden wirksam sind.
Dabei geht es nicht um Einzelfälle, in denen eine Methode geholfen hat. Im Einzelfall kann jeder Erfolge erzählen. Die Frage ist, ob eine Methode mindestens bei 50 Prozent der Behandelten wirkt. Wenn ich tausend Menschen behandle und nur fünf davon profitieren, werde ich dir wahrscheinlich nur diese fünf Beispiele zeigen, um die Methode zu verkaufen. Das ist nicht böse gemeint, aber so läuft es oft.
Ähnlich verhält es sich mit Heilmethoden: Sie werden angepriesen und mit Erfolgsbeispielen beworben. Das bedeutet aber nichts. Du brauchst eine neutrale Überprüfung, die es gibt.
Bei bestimmten Erkrankungen wie Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen haben Mediziner zum Beispiel an der Uniklinik Freiburg festgestellt, dass Placebos – also Scheinmedikamente – bis zu 60 Prozent der Patienten helfen können. Da ist nichts Wirkstoffhaltiges drin, aber der Glaube an die Wirkung hilft.
Natürlich kann ein Alternativmediziner auch etwas geben, das beispielsweise aus einem Gänseblümchen besteht. Er sagt dann vielleicht, dass das Gänseblümchen die Energie der Sonne enthält, die dein Leben schenkt, und dass du dadurch von negativer Energie befreit wirst und deine Kopfschmerzen verschwinden. Das war jetzt frei erfunden, ich nenne es die „Gänseblümchen-Heilmethode“. Wenn ich das überzeugend genug präsentiere und du mir vertraust, könnte das tatsächlich bei etwa 50 Prozent der Betroffenen wirken – das nennt die Psychosomatik den Placeboeffekt.
Das sollte uns nicht stören, denn es ist biblisch: Unser Körper besteht nicht nur aus Materie, sondern auch aus Seele und Geist. Wenn Seele und Geist belastet sind, leidet auch der Körper. Wenn du Menschen sagst, dass etwas gut für sie ist, und sie daran glauben, hilft das. Aber es ist nicht biblisch, auf die „Sonnenblumenmethode“ zu vertrauen, sondern auf Gott.
Deshalb musst du prüfen, ob eine Methode über den Placeboeffekt hinaus wirksam ist oder ob du dich nur auf etwas Ominöses verlässt, das es eigentlich nicht wert ist. Das kannst du in Fachbüchern nachlesen oder mich fragen – ich kann für dich recherchieren und dir sagen, ob eine Methode seriös ist.
Außerdem solltest du prüfen, ob derjenige, der die Methode anbietet, glaubwürdig ist. Manche sind mehrfach als Betrüger verurteilt und machen trotzdem weiter, denn mit alternativen Heilmethoden kann man heute sehr viel Geld verdienen.
Die Vertreter alternativer Methoden kritisieren oft die Pharmaindustrie und Ärzte und behaupten, diese würden nur des Geldes wegen handeln. Dann frage doch mal den Alternativmediziner, ob er dich umsonst behandelt. Das tun sie meist nicht, sie verdienen auch Geld damit. Das ist nicht böse, sondern normal – jeder möchte seinen Lebensunterhalt verdienen. Der Bäcker backt Brötchen auch nicht aus Menschenliebe, sondern um Geld zu verdienen.
Immer mehr pharmazeutische Unternehmen bieten auch alternative Medizin an, weil man damit gut verdienen kann. Die Entwicklung eines neuen Medikaments kostet oft Milliarden und ist sehr aufwendig. Alternative Medizin kostet meist nichts, denn viele Mittel enthalten kaum Wirkstoffe und müssen nicht von der Arzneimittelbehörde geprüft werden. Der Staat sagt dann: „Kannst du nehmen, schadet nicht, hilft aber auch nicht.“ Das ist die billigste Variante.
Ein Beispiel: Ein Alternativmediziner redet von der Energie der Sonne, nimmt Wasser, dreht es mit einem Silberlöffel im Waschbecken rechts herum, füllt es in Flaschen und verkauft es als „Silberwasser“. Das hilft nicht, es ist nicht geprüft, und damit kann man viel Geld verdienen – oft mehr als mit pharmazeutischen Produkten.
Ich habe nichts gegen seriöse alternative Methoden, die wirklich helfen und verständlich sind. Aber vieles im Bereich der Alternativmedizin ist unseriös. Das erkennt man nicht auf den ersten Blick, sondern nur durch genaue Prüfung. Dabei ist auch wichtig, ob der Anbieter ein Betrüger ist oder nicht.
Ein Beispiel sind Produkte von Dr. Rath, die weit verbreitet sind. Er tritt öffentlich auf, schimpft auf die Pharmaindustrie und verkauft teure Vitaminpräparate und Fischölkapseln. Nachweislich ist Dr. Rath ein Betrüger – nicht, dass keine Vitamine drin wären, aber viele seiner Behauptungen sind falsch.
Wusstest du, dass Dr. Rath das südafrikanische Gesundheitsministerium zeitweise davon überzeugte, dass AIDS nicht existiere? Er behauptete, AIDS sei nur ein Vitaminmangel, und wenn man den Menschen Vitamine gebe, würden sie gesund. Das Ministerium gab daraufhin flächendeckend Vitamine aus, doch Tausende starben, weil AIDS tatsächlich existiert.
Das zeigt: Alternativmedizin ist nicht nur harmlos, sondern kann tödlich sein, wenn sie falsche Behandlung ersetzt.
Ein anderes Beispiel: Eine Studie in England behauptete, Fischölkapseln steigerten das Konzentrationsvermögen von Kindern. Das Erziehungsministerium verteilte daraufhin flächendeckend Fischölkapseln. Später stellte sich heraus, dass die Studie gefälscht war. Hier steckt kein Dämon dahinter, aber es ist Geldverschwendung.
Auch wenn Fischöl nicht schlecht ist, zeigen Untersuchungen, dass es die Intelligenz nicht steigert. Du solltest also kritisch bleiben.
Wenn Methoden mit übernatürlichen Kräften heilen wollen, sei besonders skeptisch. Oft stecken religiöse oder okkulte Hintergründe dahinter, von denen wir uns distanzieren sollten.
Vielleicht sagst du: „Mein Arzt hat mir das empfohlen.“ Ja, heute empfehlen Ärzte oft alles Mögliche, weil sie damit ein Zusatzeinkommen erzielen. Die Krankenkasse zahlt nur begrenzt, und wenn Ärzte mehr verdienen wollen, bieten sie Zusatzleistungen an. Ich kenne Ärzte, die alles Mögliche anbieten. Der Arzt ist in solchen Fällen Verkäufer. Wenn du das kaufen willst, tue es, wenn nicht, lass es.
Du musst selbst überprüfen, denn es geht um deinen Körper und deine Gesundheit. Wenn du stirbst, ist der Arzt traurig, aber sterben tust du.
Wir sind als Patienten und Kunden gefordert, uns Gedanken zu machen. Es gibt gute Ärzte, die ihren Job ernst nehmen. Aber ein Arzt ist weder allmächtig noch allwissend, und er interessiert sich nicht zwangsläufig stärker für deine Gesundheit als du selbst.
Vertraue also nicht blind, sondern informiere dich bei zuverlässigen Quellen, auch in Fachliteratur. Nicht nur in Werbebroschüren der Methoden, die immer sagen: „Alles harmlos, alles gut, alles super.“ Das sind Werbungen, keine objektiven Informationen.
Wenn Studien genannt werden, wird meist nur die unterstützt, die die Methode belegt. Vielleicht gibt es zehn Studien, die dagegen sprechen, aber die werden nicht erwähnt.
Informiere dich also breit und kritisch.
Ich habe keine Positivliste aller alternativen Heilmethoden gegeben, denn das wäre zu lang. In Deutschland gibt es hunderte, ich habe mal bei 400 aufgehört zu zählen. Wenn ich jede Methode nur eine Minute nennen würde, wären das sechseinhalb Stunden. Was würdest du mitnehmen? Nichts.
Deshalb habe ich dir allgemeine Kriterien genannt, mit denen du selbst Methoden überprüfen kannst. Das ist deine Verantwortung, auch wenn du eine Methode benutzt, die ich für schlecht halte. Du bist verantwortlich für deinen Körper, deine Familie und vor Gott.
Nimm diese Verantwortung ernst.
Ich möchte mich nicht aus der Verantwortung ziehen. Wenn ihr konkrete Fragen zu alternativen Heilmethoden habt – ich kenne nicht alle, aber einige – könnt ihr in der Fragezeit gern fragen. Wenn ihr nicht fragt, kann ich nicht antworten. Aber wenn ihr fragt, versuche ich, euch eine Antwort zu geben.
Zusammenfassend: Es gibt zwei Extreme. Wir sollten als Christen weder auf der einen Seite sagen, Gott heilt heute nicht mehr – nur noch der Arzt –, noch auf der anderen Seite die Ärzte schlechtmachen und sagen: „Wir vertrauen nur auf Gott, und wer am gläubigsten ist, geht gar nicht mehr zum Arzt.“ Das ist falsch.
Die Bibel sagt, Ärzte tun ihren guten Job, wir brauchen sie, denn Gott wirkt auch durch Ärzte.
Ich habe euch sieben Punkte genannt, wie ihr vorgehen könnt, wenn ihr krank seid – vom Beten bis zum Akzeptieren, dass Gott durch die Krankheit etwas bewirken will.
Krankheit hat viele Ursachen. Wir müssen sie ganzheitlich sehen, nicht nur materialistisch. Krankheit ist in der Bibel ein Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist.
Wenn wir jemanden behandeln oder selbst krank sind, sollten wir alle drei Aspekte berücksichtigen. Nicht nur den Körper und eine Pille geben. Fast immer hat Krankheit auch einen seelischen und geistlichen Hintergrund. Seelische Probleme haben meist körperliche Begleiterscheinungen.
Lasst uns Menschen ganzheitlich betrachten.
Bei alternativen Heilmethoden solltet ihr genauso genau hinschauen wie bei der klassischen Medizin. Es gibt gute Angebote, offenen Betrug und okkulte Angebote. Wir müssen auswählen, was passend und richtig ist, damit wir uns nicht täuschen lassen und nicht auf okkulte Dinge hereinfallen.
Hier mache ich Schluss. Ich bete jetzt, und danach gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Vater im Himmel, wir danken dir, dass du der Schöpfer des Universums bist, dass du uns geschaffen hast und am besten weißt, was uns fehlt, wenn wir krank sind. Du kennst uns und kannst eingreifen. Allein durch dein Wort kannst du uns gesund machen, wenn du willst. Dafür danken wir dir.
Wir danken dir, dass wir das heute noch erfahren dürfen und dass du auch heute noch interessiert bist, uns zu führen, zu leiten und das Beste für uns zu tun.
Wir bitten dich um Weisheit: Gib uns Weisheit, richtig mit unserem Körper und unserer Gesundheit umzugehen und richtig zu reagieren, wenn Krankheit uns trifft. Gib uns Weisheit, wenn wir mit kranken Menschen zu tun haben, sie nicht einfach links liegen zu lassen oder unter Druck zu setzen oder falsche Ratschläge zu geben.
Gib uns Weisheit, zu erkennen, wann Gebet angebracht ist, wann der Arzt nötig ist, wann alternative Heilmethoden sinnvoll sind, wann wir Älteste rufen sollten. Und gib uns den Mut, das Richtige zu tun.
Wir bitten dich, dass wir erleben, wie du eingreifst, tröstest und heilst. Öffne uns die Augen, wenn ein anderer Hintergrund der Krankheit vorliegt – wenn Sünde da ist, wenn wir etwas lernen sollen oder wenn wir in einer von Sünde geprägten Welt leben und sterben müssen.
Gib uns Weisheit, richtig damit umzugehen.
Danke, dass wir wissen dürfen, dass du über allem stehst und uns, wenn wir dich um Weisheit bitten, auch geben willst.
Amen.
Nun habt ihr noch ein paar Minuten Zeit für Ergänzungen oder Rückfragen. Ein Mikrofon steht vorne bereit. Ihr könnt euch gerne melden, und wenn eine Frage gestellt wird, versuche ich, darauf zu antworten.
Fragen und Antworten zu Heilungsgottesdiensten und alternativen Heilmethoden
Ja, Michael, du hast die Heilungsgottesdienste, die einige Geschwister pflegen, nicht nur bei Charismatikern erwähnt. Wie siehst du das?
Also, dass wir im Gottesdienst für Heilung bitten, finde ich grundsätzlich gut. Gott kann heilen und wird es auch tun. Was ich an den Heilungsgottesdiensten vermisse, ist jedoch, dass dort nicht geistlich mit Heilung umgegangen wird. Es wird zwar geistlich geredet, aber nicht geistlich gehandelt. Ich habe nie erlebt, dass in einem Heilungsgottesdienst erst einmal überprüft wird, ob vielleicht Sünde im Hintergrund steht.
Stattdessen werden Leute auf die Bühne gerufen, für sie gebetet und manchmal sogar mit dem Versprechen, sie würden gesund werden. Aber wo sind die, die erst einmal überprüfen, ob Sünde vorliegt? Oder wie bei Paulus: Vielleicht ist die Krankheit ja dazu da, damit du nicht überheblich wirst. Wo werden die Leute im Heilungsgottesdienst nach Hause geschickt mit der Aussage: Du bleibst krank, weil Gott eine gute Absicht mit deiner Krankheit hat? Das kommt alles nicht vor. Stattdessen wird uns das versprochen, was wir alle gerne hören wollen: Wir alle wollen gesund werden. Jeder, der krank ist, will seine Krankheit loswerden. Deshalb wird hier menschlich und fleischlich argumentiert. Es wird an das Fleisch appelliert: Komm hin, und du wirst gesund. Das hat Gott ja nie versprochen. Nie in der Bibel wird versprochen, dass wir gesund werden.
Manche zitieren Jesaja 53, wo steht, dass er für unsere Sünde und unsere Krankheit gestorben ist. Das stimmt. Aber ich frage euch: Seid ihr denn sündlos? Nein, wir haben mit der Sünde zu tun, solange wir auf der Erde leben. Wann werden die Sünden alle weg sein? In der Ewigkeit bei Gott. Und wie ist es mit der Krankheit? Genau dasselbe. Solange wir auf der Erde leben, werden wir auch als gläubige Christen mit Krankheit zu tun haben. Erst in der Ewigkeit heilt Gott. Dann wird es diesen Körper nicht mehr geben, der von Krankheit gezeichnet ist, und es wird keine Krankheit mehr geben.
Hier auf der Erde greift Gott punktuell ein, heilt und nimmt Sünde weg. Aber wir sind weder sündlos noch krankheitsfrei. Und bei unseren charismatischen Geschwistern ist das ja nicht anders. Dann müssten in den charismatischen Gemeinden ja alle ewig leben. Ist das so? Geht mal in eine charismatische Gemeinde. Ich war selbst jahrelang Mitglied einer charismatischen Gemeinde. Die waren genauso häufig beim Arzt, genauso häufig krank und sind genauso häufig gestorben. Da passt doch eure Theologie nicht. Und da müssen wir ehrlich sein: Es ist genau so.
Lasst euch nicht blenden von irgendwelchen Heilungsgottesdiensten. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, Charismatiker sterben genauso häufig an Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen wie jeder andere Mensch auch. Hier wird groß geredet, aber die Taten stimmen nicht. Ihr dürft nicht davon ausgehen, dass jemand, der auf der Bühne steht und als geheilt gilt, tatsächlich geheilt ist.
Ich habe das selbst erlebt mit Menschen, die ich in der Seelsorge hatte, mit schwersten Erkrankungen. Sie gingen zu Heilungsgottesdiensten, standen auf der Bühne als geheilt, und sind heute noch genauso krank. Woran liegt das? Die Gefühle werden so aufgeputscht, dass selbst Leute vom Rollstuhl aufstehen können. Denn Leute, die im Rollstuhl sitzen, sind nicht immer querschnittsgelähmt. Viele können unter bestimmten emotionalen Zuständen aufstehen. Das heißt aber nicht, dass sie geheilt sind. Manche fühlen sich besser, aber das heißt nicht, dass sie gesund sind.
Deshalb sind Heilungsgottesdienste gut, wenn wir sie so gestalten, dass wir sagen: Jetzt nehmen wir uns Zeit und beten für die, die krank sind. Komm nach vorn, du bist krank, wir beten für dich. Aber wir beten nicht nur: Gott, du musst dich heilen, sondern zum Beispiel: Gott, gib ihm Kraft, in der Krankheit treu zu bleiben, die Schmerzen zu ertragen oder ein gutes Zeugnis im Krankenhaus zu sein für die, die dort sind. Oder wir beten: Wenn da Sünde ist, lass mich das erkennen.
Zum Beispiel, als ich mit Krebs im Krankenhaus war, habe ich mich auch gefragt: Ist da Sünde dahinter? Da habe ich zu Gott gebetet, ihm alle Sünden bekannt, die mir einfielen. Der Krebs war danach nicht weg. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass die Krankheit keine Ursache hat. Aber es kann sein, dass manchmal Sünde hinter einer Krankheit steht. Was muss man dann tun? Nicht zum Heilungsgottesdienst gehen, sondern Sünde bekennen.
Für mich sind Heilungsgottesdienste viel zu fleischlich und menschlich. Sie wollen uns das anbieten, was wir alle gerne hören: dass wir gesund werden. Jeder Ungläubige sehnt sich danach, statt wirklich geistlich damit umzugehen und zu sehen, dass es viele verschiedene Ursachen von Krankheiten gibt. Manchmal will Gott sogar, dass wir krank sind, weil es für uns besser ist, krank zu sein als gesund.
Manche denken, ein endlos langes Leben sei immer gut oder Gesundheit immer nur gut. Dann überlegt mal bei euch selbst: Wo habt ihr am intensivsten gebetet? War das, als ihr gesund wart und alles glatt lief? Nein, die meisten beten am intensivsten, wenn sie Probleme haben. Vielleicht ist Gottes große Gnade, dass er will, dass du näher zu ihm kommst und mehr betest. Deshalb bist du krank. Dann ist die Krankheit ein Segen.
Manchmal hält die Krankheit uns davon ab, Böse zu tun. Was weiß ich, du planst etwas Unmoralisches, willst zur Disco oder dich betrinken, und plötzlich kommen furchtbare Kopfschmerzen. Dann gehst du zum Heilungsprediger, der dich heilt, damit du deine unmoralischen Sachen machen kannst. Oder was? Dann ist die Krankheit ein Segen Gottes.
In jeder Gemeinde kenne ich Leute, die erst durch Krankheit und Leiden zum Glauben gekommen sind. Ist die Krankheit dann eine Strafe oder ein Segen? Ich glaube, wir müssen erst lernen, biblisch zu denken. Viele geben das biblisch aus und tun so, als seien sie die gläubigsten, in Wirklichkeit wollen sie nur ihr Fleisch nähren – also ihre fleischlichen Gelüste, gesund zu sein. Jeder will gesund sein, egal ob gläubig oder nicht.
Jetzt wird Gott in den Mund gelegt, er wolle immer nur heilen. Ja, Gott heilt. Gerade in Jesus haben wir viele Beispiele, wo geheilt wurde. Aber Gott heilt nicht immer, weil er ein höheres Ziel für uns hat. Gott will, dass deine Seele weiterkommt, dein Geist wächst und du ihn näher kennenlernst. Das ist ein viel wichtigeres Ziel als immer gesund zu sein.
Deshalb sage ich nicht, dass Gott heute nicht heilt. Gott heilt heute auch, aber er heilt, wenn er will, nicht wenn du willst. Und wenn er nicht will, kannst du so lange Theater machen, wie du willst, du bleibst krank.
Du kannst dich natürlich an okkulte Kräfte wenden, und dann wirst du manchmal gesund. Aber dafür hast du hinterher eine okkulte Belastung. Was willst du lieber? Lieber krank mit der Hilfe Gottes oder lieber gesund mit okkulter Belastung? Manchmal ist das eine Entscheidung, die wir haben.
Wir sollten nicht weltlich denken und meinen, wir müssten um jeden Preis gesund werden und Gott zwingen, das zu tun, was wir wollen. Vertraut ganz auf Gott. Wenn er will, wird er dich gesund machen – in einer Minute, in einem Monat oder in einem Jahr, wie er es will. Vertraut darauf und betet darum. Versucht nicht, Gott Vorschriften zu machen oder ihn durch Methoden zu zwingen, das zu tun, was ihr wollt. Seid bereit, auch zu akzeptieren, wenn Gott etwas anderes entschieden hat.
Deshalb kommen in charismatischen Gemeinden oft Ausreden: Die wären alle gesund, wenn sie genug geglaubt hätten. Das ist manchmal noch schlimmer. Da ist jemand krank, hat Krebs, und man sagt: „Du wirst geheilt, ich treibe den Krebs aus.“ Nach einem Monat ist die Person immer noch krank, und dann heißt es: „Du hast zu wenig geglaubt.“ Ist das nicht menschenverachtend?
Denn wenn Gott heilt, dann heilt er auch unabhängig davon, wie viel du glaubst. Lesen wir nicht von dem Mann, der zu Jesus kommt und sagt: „Herr, hilf mir, ich glaube, hilf meinem Unglauben“? Dann müsste Jesus sagen: „Entscheide dich jetzt mal!“ Manche zitieren Jakobus, dass dem, der nicht im Glauben bittet, Gott nicht gibt. Aber achtet auf den Kontext: Dort steht, wer um Weisheit bittet, dem gibt Gott gerne. Da steht nicht, wer um Gesundheit bittet.
Warum? Weil Weisheit immer dem Willen Gottes entspricht. Wer um Weisheit bittet, bekommt sie. Da steht: Du sollst nicht schwanken, sondern fest überzeugt sein, wenn du um Weisheit bittest. Aber nicht, dass du automatisch Gesundheit bekommst. Das ist Magie.
Manche meinen, sie glauben besonders stark und verwechseln Glauben mit Einbildung. Ich habe Christen erlebt, die vor der Gemeinde standen und riefen: „Halleluja, Gott hat mich geheilt!“ Ich habe danach mit ihnen gesprochen und gefragt: „Wie geht es dir?“ Sie sagten: „Ich habe immer noch Schmerzen.“ Dann sagten sie: „Ich muss das proklamieren, weil wenn ich sage, dass ich krank bin, habe ich Zweifel. Also sage ich: Ich bin gesund, ich habe Schmerzen, aber ich bin gesund, ich bin gesund!“ Das wird als Ausdruck des Glaubens gesehen. Aber das ist Selbstbetrug.
Ich habe Leute erlebt, die vor der Gemeinde sagten, Gott habe sie geheilt, und sind danach gestorben. Für einen Christen, der das nicht kennt, klingt das vielleicht beeindruckend. Aber was passiert da wirklich?
Deshalb: Ja, Gott heilt. Aber bei Heilungsgottesdiensten – meinetwegen macht sie, nutzt die ganze Bandbreite der biblischen Möglichkeiten und betet für Menschen. Dann lasst Gott die Antwort geben, die er geben will. Mit Mikrofonen sind wir besser, dann hören alle ganz laut und deutlich.
Osteopathie und Kraniosakrale Therapie aus christlicher Sicht
Alternative Heilmethoden wie Osteopathie und Kraniosakraltherapie – sind sie für Christen geeignet oder eher nicht?
Sowohl bei der Kraniosakraltherapie als auch bei der Osteopathie würde ich sagen, dass sie keine okkulten Methoden sind. Allerdings handelt es sich um Verfahren, die naturwissenschaftlich umstritten und teilweise zweifelhaft sind. Manche Praktizierende arbeiten auch mit Energie.
Bei der Osteopathie geht es beispielsweise darum, dass es ein Zirkulieren des Liquors vom Gehirn aus gibt, ein Pulsieren, das im Rückenmark stattfindet. Osteopathen sagen oft, dass Erkrankungen vom Rücken, von Bändern, Sehnen und anderen Strukturen des Körpers ausgehen. Diese müssten dann behandelt und massiert werden.
Teilweise haben sie Recht. Es gibt Aspekte der Osteopathie, die zutreffen. Zum Beispiel kann es sein, dass Verspannungen im Rücken Kopfschmerzen verursachen, weil der Körper zusammenhängt. Verkrampfungen im Rücken können sich hochziehen und Schmerzen an anderen Stellen auslösen. So etwas gibt es.
Das Problem bei der Osteopathie ist jedoch, dass dahinter ein medizinisches, kein okkultes, sondern ein ideologisches System steht. Dieses System behauptet, dass alle Erkrankungen durch Verspannungen, Körperschiefhaltungen und Ähnliches verursacht werden. Viele Osteopathen sagen zum Beispiel, wenn man zu ihnen kommt, man habe einen Beckenschiefstand. Dann wird behauptet, dass dadurch die Krankheit entstehe, weil die Wirbelsäule betroffen sei.
Medizinisch kann ich euch das Geheimnis anvertrauen: Fast alle Menschen haben einen leichten Beckenschiefstand, weil bei den meisten die Beine unterschiedlich lang sind. Bei geringen Unterschieden macht das nichts aus und ist kein großes Problem.
Bei mir persönlich macht es ein Problem, da der Unterschied größer ist. Deshalb habe ich eine Skoliose, eine Wirbelsäulenverkrümmung, die der Körper als Ausgleich wählt. Bei den meisten Menschen ist der Unterschied jedoch so gering, dass er kaum auffällt.
Der Osteopath stellt den Beckenschiefstand fest und sagt, das sei die Ursache der Erkrankung. Manche denken dann, weil die Diagnose richtig ist, sei auch die Therapie richtig – das ist aber falsch.
Wenn er feststellt, dass du einen Beckenschiefstand hast, heißt das nicht, dass deine Magengeschwüre davon kommen. Die Osteopathie ist eine Methode, bei der oft behauptet wird, man könne alles heilen und behandeln. Das ist unseriös.
Wenn du als Osteopath Verspannungen hast und dadurch Kopfschmerzen, kann das stimmen, weil es einen Zusammenhang zwischen verspannten Muskeln, Sehnen und Bändern gibt. Wenn der Osteopath diese lockert, können Kopfschmerzen und Rückenschmerzen aufhören. Das ist möglich.
Deshalb sollte man Osteopathie kritisch betrachten. Sie muss nicht okkult sein, aber das System dahinter ist sehr einseitig. Man muss immer prüfen, ob die Behandlung plausibel und hilfreich ist. Manchmal sollte man auch nachschauen, ob es wissenschaftliche Nachweise für eine Heilung durch Osteopathie bei bestimmten Erkrankungen gibt.
Osteopathie ist normalerweise keine religiöse Angelegenheit. Es wird nicht irgendeine kosmische Energie auf die Person übertragen.
Bei der Kraniosakraltherapie ist die Sache komplizierter. Sie wird für unterschiedliche Zwecke eingesetzt und ist zum Teil ominös, teilweise auch religiös.
Zum Beispiel gibt es bei der Kraniosakraltherapie bestimmte Tests, bei denen angeblich ausgetestet wird, gegen welche Stoffe man allergisch ist oder nicht. Diese Methode ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern auch sehr ominös. Deshalb rate ich hier noch stärker zur Vorsicht.
Massagen der Osteopathie können hilfreich sein, weil sie physiologisch wirken, zum Beispiel bei Verspannungen oder Schmerzen.
Das war jetzt eine kurze Antwort. Natürlich könnte man zu all diesen Therapien ganze Bücher lesen und viel Hintergrundwissen sammeln.
Gibt es noch Fragen zu diesem Thema oder zu einer bestimmten alternativen Heilmethode mit okkultem Hintergrund?
Ich hätte fast darauf gewartet, weil ich ein Büchlein über Homöopathie geschrieben habe, in dem ich ausführlich darauf eingehe. Homöopathie ist eine der weitverbreitetsten alternativen Heilmethoden.
Ich könnte eine ganze Stunde darüber reden, tue es aber nicht, sondern versuche, es kurz zu fassen.
Homöopathie hat heute ein großes Renommee, weil viele Menschen glauben, was manche Homöopathen sagen: dass Homöopathie Naturheilkunde oder Pflanzenmedizin sei. Auf den Packungen steht oft etwas auf Latein, und viele denken, das sei Pflanzenmedizin, und Pflanzenmedizin sei gut.
Hier gibt es zwei Irrtümer. Erstens: Pflanzenmedizin ist nicht immer gut. In Pflanzen gibt es sehr starke Gifte, und wenn man sie falsch anwendet, kann das tödlich sein. Wer sich nicht gut auskennt, sollte von Pflanzenmedizin die Finger lassen.
Manche denken, weil es Pflanzen sind, können sie nur helfen. Doch Vorsicht: Zum Beispiel gibt es Ahronstab, kleine bunte Kugeln, die im Garten wachsen. Unser Sohn hatte das mal in den Mund genommen – das kann tödlich sein. Oder Belladonna, die kleinen dunkelroten Beeren sehen lecker aus, sind aber tödlich. Oder der Knollenblätterpilz.
In der Natur gibt es sehr starke Gifte. Auch mit Naturheilmitteln muss man sich gut auskennen.
Der zweite Irrtum ist, dass Homöopathie keine Pflanzenheilkunde ist. Die Grundsubstanzen der Homöopathie sind mineralische, tierische und pflanzliche Stoffe. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, stellte jedoch die These auf, dass nicht die Pflanze selbst gesund macht, sondern die Lebensenergie, die in der Pflanze steckt.
Diese Lebensenergie werde umso stärker, je stärker man die Grundsubstanz verdünnt. Das nennt er „dynamisieren“, also kräftigen, dynamisch machen, Energie hineinbringen.
Das heißt: Man nimmt eine Ausgangssubstanz, zum Beispiel Belladonna, und verdünnt sie immer weiter und schüttelt sie. Je stärker die Verdünnung, desto stärker soll die Medizin wirken. Wenn kein einziges Atom der ursprünglichen Substanz mehr im Mittel ist, dann ist die Medizin am stärksten.
Das ist keine Naturwissenschaft, sondern ein religiöses System. Auf den Fläschchen steht oft ein Buchstabe wie D, L oder X mit einer Zahl, die die Verdünnung angibt.
Hahnemann ging sogar so weit zu sagen – ich zitiere aus seinen Werken –, dass man Medikamente gar nicht mehr einnehmen müsse, sondern es genüge, die Flasche in die Hand zu nehmen, weil die Strahlung so stark sei, dass man dadurch gesund werde.
Das zeigt deutlich den religiösen Charakter, nicht Naturheilkunde oder Pflanzenmedizin.
Dieses Grundsystem der Verdünnung findet sich nicht nur in der Homöopathie, sondern auch in der Bachblütentherapie.
Edward Bach, der Entwickler der Bachblütentherapie, meinte, alle Menschen seien krank und könnten entsprechend ihres Charakters behandelt werden. Der Schnupfen wird also nicht direkt behandelt, sondern man behandelt den cholerischen oder melancholischen Charakter anders.
Er behauptete, per übernatürlicher Offenbarung erkannt zu haben, welche Pflanzen welchem Charakter helfen. Diese Pflanzen wurden ins Wasser gelegt, dann wieder herausgenommen, das Wasser mehrfach verdünnt – homöopathisch – und mit etwas Brandy gemischt, das für den Geschmack.
Das ist die Bachblütentherapie. Wer Alkohol trinken will, kann Bachblüten nehmen, aber günstiger bekommt man Brandy im Supermarkt.
Bachblütentherapie ist sehr ominös und hat okkulte Hintergründe, weil sie auf übernatürlicher Offenbarung beruht und stark verdünnt wird, bis nichts mehr von der Pflanze enthalten ist. Das ist im Grunde Homöopathie.
Ähnlich verhält es sich mit Schüßler-Salzen.
Dr. Schüßler stellte fest, dass bei Verstorbenen mit bestimmten Krankheiten bestimmte Salze fehlten. Er behauptete, diese Salze seien die Ursache der Krankheit. Das ist medizinisch sehr fragwürdig, denn Krankheiten können viele Ursachen haben.
Er empfahl, diese Salze zuzuführen, um Krankheiten zu vermeiden. Das klingt zunächst etwas plausibel.
Allerdings sagt er auch, man müsse die Salze verdünnen, bis nichts mehr vom Salz enthalten ist, und dann solle man die Schüßler-Salze einnehmen.
Wenn Salz fehlt, sollte man es im Original essen, nicht verdünnt.
Auch die Schüßler-Salze folgen dem gleichen System: Man glaubt, die Salze müssten „dynamisiert“, also energetisch aufgeladen werden, damit sie helfen.
Diese Methoden basieren also auf einem energetischen System, das von einer Lebensenergie ausgeht, die durch spezielle Zubereitungen aufgeladen wird und heilen soll.
Wer glaubt, Pflanzenmedizin helfe, sollte Phytotherapie machen und sich von Experten beraten lassen. Phytotherapie kann helfen, wenn man sich gut auskennt.
Beispielsweise geben viele Mütter bei Blähungen Fencheltee, der auch bei Erwachsenen wirkt. Bei leichten Schlafstörungen hilft Kamillentee, bei stärkeren wirkt Johanniskraut beruhigend und kann auch bei leichten Depressionen helfen.
Phytotherapie kann auf leichter Ebene Menschen helfen, aber man muss sich auskennen und sollte nicht einfach irgendetwas ausprobieren, denn das kann schädlich sein.
Eine der hilfreichsten alternativen Methoden, das sagen auch Ärzte und Heilpraktiker, ist die Umstellung der Lebensgewohnheiten.
Das ist oft am effektivsten. Wenn du abends immer zu müde bist, könnte es helfen, früher schlafen zu gehen. Wenn du schlecht schläfst, solltest du prüfen, ob du abends zu viel spannende Filme oder Krimis schaust, die dich aufregen.
Auch das Essen kann eine Rolle spielen. Manche Menschen vertragen es nur, wenn sie um fünf Uhr abends das letzte Mal essen. Ein knurrender Magen am Abend kann sich nach einigen Wochen gewöhnen und den Schlaf verbessern.
Mit vollem Magen schlafen manche schlechter, andere nicht.
Auch morgens müde zu sein, kann man mit Kneipp-Anwendungen verbessern. Kalte Güsse an Beine und Arme regen den Kreislauf an und helfen, wach zu werden. Wenn man sich danach warm anzieht, muss man keine Angst vor Erkältungen haben. Kneipp-Anwendungen können sogar das Immunsystem stärken und Infektionen vorbeugen.
Sport ist ebenfalls wichtig. Wer den ganzen Tag nur sitzt oder zockt, wird schneller müde und erschöpft sein. Schon wenig Bewegung kann helfen, das Wohlbefinden zu steigern.
Anstatt Pillen einzunehmen, kann die Umstellung der Lebensgewohnheiten oft viel bewirken: mehr frisches Wasser trinken, weniger gesüßte Getränke, mehr Gemüse, weniger Fett und Kalorien, das Zimmer lüften und nicht zu warm heizen.
Solche Maßnahmen können helfen, Krankheiten vorzubeugen oder abzuschwächen.
Viele Ärzte sagen das nicht, weil sie wissen, dass viele Menschen nichts ändern wollen und lieber Pillen nehmen und weiterleben wie bisher.
Ich sage euch das, weil es oft am effektivsten ist, solange man nicht schon schwer krank ist.
Gibt es noch weitere Fragen? Die Zeit ist leider begrenzt.
Vielleicht noch eine letzte Frage? Anatoly, du?
Du wolltest etwas zur Akupunktur wissen, Herr Nobs?
Hier kann ich auf mein Buch hinweisen, das ich über Traditionelle Chinesische Medizin geschrieben habe. Die bekannteste Methode ist die Akupunktur.
Im Buch zitiere ich bewusst Akupunkturärzte und die Akupunkturgesellschaft in Deutschland, also nicht nur Kritiker.
Das Ergebnis der Überprüfung ist: Akupunktur ist eine rein religiöse Medizin, weshalb ich davon abraten würde.
Akupunkturärzte, die sich wirklich auskennen, wissen, dass sie viel lernen müssen. Die meisten Ärzte, die Akupunktur anbieten, haben nur ein paar Wochenendkurse besucht und nennen sich so.
Wer wirklich Akupunktur lernen will, macht ein vierjähriges Studium. Fragt euren Arzt, wie viele Jahre er gelernt hat. Viele hören das nicht gern, weil sie ihre Kompetenz nicht infrage stellen wollen.
Die meisten haben von Akupunktur keine Ahnung. Sie lernen nur ein paar Punkte, die eingestochen werden.
Wenn ein Arzt nicht zuerst überprüft, wie die vier Wandlungsphasen, die fünf Wandlungsphasen, die vier Winde sowie Yin und Yang in deinem Körper sind, hat er keine Ahnung von Akupunktur.
Denn Akupunktur wirkt nur, wenn man feststellt, ob dir Yin oder Yang fehlt und woher die Winde kommen. Sonst hat sie keine Wirkung.
Akupunktur wird an sogenannten Meridianen angewendet. Meridiane sollen aderähnliche Kanäle an der Haut sein, durch die Qi, eine kosmische Energie, zirkuliert.
Die traditionelle chinesische Medizin sagt, dass Krankheiten durch Störungen des Qi-Flusses entstehen. Akupunktur soll diesen Fluss beeinflussen.
Wenn du nicht an Qi und Meridiane glaubst, ist Akupunktur sinnlos.
Das ist die Kurzfassung.
Eine wichtige Ergänzung: Schmerzbekämpfung mit Nadeln ist nicht klassische Akupunktur, sondern sogenannte Nadelstich-Analgesie.
Wenn ein Arzt das nicht unterscheidet, hat er ebenfalls keine Ahnung.
Viele Ärzte sagen, Schmerzen mit Akupunktur zu behandeln, sei Quatsch. Klassische chinesische Mediziner behandelten Schmerzen mit Opium, nicht mit Nadeln.
Die Nadelstich-Analgesie wurde erst im 19. Jahrhundert in Frankreich von Dr. Norgier entwickelt.
Sie ist naturwissenschaftlich erklärbar: Nadeln werden an bestimmten Nervenenden gesetzt, um diese zu reizen und Endorphine auszuschütten. Das kann medizinisch sinnvoll sein.
Schmerzbehandlung mit Nadeln kann also helfen, ist aber keine klassische Akupunktur.
Klassische Akupunktur will gegen alles helfen, das ist problematisch.
Nach der traditionellen Akupunktur kannst du zum Beispiel dein Geschäft verbessern oder Stress in der Ehe reduzieren.
Das zeigt, dass es sich um eine religiöse Methode handelt, stark beeinflusst von Buddhismus, Schamanismus und Ähnlichem.
Das sagen auch Ärzte, die sich damit auskennen.
Es gibt Anwendungen mit Nadeln, die nichts mit Akupunktur zu tun haben, wie die Nadelstich-Analgesie, die man machen kann.
Das Problem ist, dass viele Ärzte beides vermischen und alles Akupunktur nennen, obwohl es das nicht ist.
Wenn dich eine Krankenschwester mit einer Spritze sticht, ist das auch keine Akupunktur, obwohl eine Nadel benutzt wird.
Man muss sich also intensiver mit dem Thema auseinandersetzen.
Klassische Akupunktur soll gegen alles helfen und basiert auf der Vorstellung von Qi, Yin und Yang, und das ist Religion.
Wer sich für Nadeln interessiert, die medizinisch sinnvoll sind, sollte sich genau informieren.
Manchmal reicht es nicht, nur den Arzt zu fragen, weil viele sich zu wenig auskennen und nur ein paar Kurse besucht haben.
Man muss sich selbst informieren.
