Begrüßung und Einführung in den Gottesdienst
Freuen wir uns auf unseren Jugendchor, der jetzt singt! Wer möchte das nicht?
Die Kraft, die mich trägt, die mich hält und sich auch um uns sorgt, hat durch nichts in der Welt plötzlich versagt. Nein, sie bleibt.
Ja, ich weiß, du denkst an mich. Jede Stunde fühle ich, dass du da bist – immer da. Halleluja!
Wenn wir uns heute Morgen hier als Gemeinde Jesu versammeln, sind wir miteinander verbunden. Mit all den verschiedenen Gemeinden aus allen Nationen, Völkern und Sprachen.
Wir freuen uns, dass wir heute Morgen einen Bruder aus Eritrea in unserer Mitte haben. Er war gerade hier in Europa unterwegs, als der Bürgerkrieg in seine entscheidende Phase trat.
Es ist Mekenend Tekeste, Dozent für Biologie an der Universität von Asmara. Wir möchten ihn bitten, uns heute Morgen ein Grußwort zu sagen.
Bericht aus Eritrea: Herausforderungen und Hoffnung
Ich bringe euch heute Morgen ganz herzliche Grüße von meiner Heimatkirche in Eritrea. Es ist ein Vorrecht für mich, heute Morgen bei Ihnen zu sein. Ich empfinde es als ein Geschenk, in eurer Mitte weilen zu dürfen.
Ich habe euren Pfarrer vorgestern getroffen und kennengelernt, weil unsere Kirche schon länger in Verbindung mit ihm steht. Er hat mich gebeten, heute Morgen zu kommen und am Gottesdienst teilzunehmen. Ich möchte euch gern an etwas teilhaben lassen, das unsere Kirche gerade sehr bedrückt.
Ich möchte euch einen kurzen Einblick geben, wie Christus in unserem Land am Werke ist. Meine Kirche steht einer starken Resistenz gegenüber, sowohl von Glaubensfeinden als auch vom sozialistischen Movement in Äthiopien. Unsere Kirche hat über lange Zeit sehr gelitten – einmal unter den Angriffen böser Geister, dann auch unter der Unterdrückung durch den Sozialismus, der in Äthiopien herrschte.
Ich wohne in Eritrea und lebe in der Hauptstadt Asmara. Die Kirche hatte zwei große Probleme zu bewältigen. Zum einen litten unsere Leute sehr unter der Regierung. Zum anderen hat vor nun über sechzehn Jahren der Geist des Sozialismus unser Land Äthiopien stark bedrückt. Es waren also zwei Formen von Freiheit zu erkämpfen: die nationale Freiheit und die Freiheit des Dienstes für die Kirche.
Sobald der Sozialismus an die Regierung kam, begann er, die Kirche zu zerstören. Die meisten evangelikalen Kirchen in Eritrea wurden geschlossen und verboten. Wir hatten keine Erlaubnis mehr, in der Weise zusammenzukommen, wie ihr euch heute zum Gottesdienst trefft. Wir konnten nur noch Gottesdienste in Häusern oder sehr kleinen Gruppen abhalten – und das war von der Regierung ebenfalls verboten.
Wenn wir uns in diesen kleinen Gruppen trafen, war das riskant. In Asmara hatten wir nur noch eine Gemeinde. Nach der Verfolgung entstanden viele kleine Hausgemeinden, in denen die ganze Woche über Programme liefen. In dieser Lage haben wir viel gebetet – einmal für die nationale Befreiung, aber auch für die geistliche Befreiung, damit wir gegen die bösen Mächte kämpfen können.
Wir haben gemerkt, dass wir lange Zeit vernachlässigt hatten, gegen diese bösen Mächte zu kämpfen, die das Werk der Gemeinde und das Wirken der Christenheit so lähmten. Obwohl wir durch schwierige Zeiten und Bedrängnisse gingen, hat Gott uns wunderbar geholfen. Er hat unseren Blick auf den Himmel gerichtet, und wir haben ernsthaft gebetet.
Die Situation war jedoch sehr schwierig und angespannt. Es war nicht leicht, Gott anzubeten, und die Kirche stand unter großem Druck. Dennoch kam es zu einer großen Erweckung unter den Christen. Am Ende hat der Herr uns überleben lassen.
Wir hielten acht Jahre lang Gottesdienst in einem Zelt. Im letzten Jahr konnten wir endlich eine neue Kirche bauen und uns dort treffen. Noch heute wirkt Gott wunderbar. Viele Menschen kommen zum Glauben, nehmen Jesus Christus als ihren Herrn an und folgen ihm persönlich nach. Das ist möglich, weil der Herr Jesus mit uns ist.
Ich bin vor etwa sechs Wochen aus Äthiopien hierhergekommen. Wir haben sehr gebetet, dass Gott auf die Regierung einwirkt und die Situation in meinem Land sich ändert. Während ich hier war, habe ich gehört, dass der Präsident geflohen ist. Die eritreische Befreiungsbewegung war sehr nahe an Asmara. Wir fürchteten viele Todesfälle, aber der Herr war weise.
Gott hat es sehr weise gemacht. Für uns ist es ein großes Wunder, dass über 120 äthiopische Soldaten, die um Asmara stationiert waren, ihre Waffen abgegeben und sie der Befreiungsbewegung übergeben haben. Niemand wurde getötet. Nun ist Asmara endlich frei, ohne Blutvergießen – ein Wunder Gottes vor unseren Augen.
Unsere Leute sind nun mit geistlichem Segen erfüllt. Es liegt ihnen sehr daran, die nationale Unabhängigkeit zu erlangen. Gott wird seinen Plan erfüllen. Wir haben viele Jahre gebetet und nun die richtige Antwort zur rechten Zeit erhalten.
Doch es gibt noch viel zu tun in unserem Heimatland Eritrea, und wir brauchen eure Gebetsunterstützung. Es gibt eine starke Islambewegung in unserem Land. Wir müssen diesen Geistern widerstehen, Christus bekennen und hinausgehen zu den Menschen, die das Wort von Jesus noch nicht gehört haben.
Das ist die gegenwärtige Lage, die ich euch mitteilen möchte. Ich danke Gott für das, was er meinem Land getan hat, und bitte euch, ihm auch für uns zu danken.
Bevor ich gehe, möchte ich noch zwei Verse aus den Klageliedern vorlesen: Kapitel 3, Verse 1 und 2: "Ich bin der Mann, der Elend sehen muss durch die Rute des Grimmes Gottes. Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht."
Das beschreibt die Lage, die wir durchgemacht haben. Doch trotz dieser Dunkelheit hatten wir immer Zuversicht, weil wir mit den Augen auf den Herrn geschaut haben.
Darum möchte ich noch die Verse 21 und 22 lesen: "Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch: Die Güte des Herrn ist, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und seine Treue ist groß."
Hier heißt es, dass wir getrost und geduldig auf Gottes Antwort gewartet haben. Auch wir haben mit großer Geduld auf die Antwort Gottes gewartet. Nun können wir die beste Antwort Gottes genießen, weil Gott gewirkt hat.
Mein letzter Vers stammt aus 1. Samuel 7,12: "Da nahm Samuel einen Stein und stellte ihn auf zwischen Mizpah und Schen und nannte ihn Ebenezer und sprach: Bis hierher hat der Herr geholfen."
Samuel nannte den Platz Ebenezer, weil Gott ihnen geholfen hatte. Unsere Kirche ist ebenfalls durch viele Nöte gegangen, und unsere Leute haben in den letzten 100 Jahren viel Leiden erfahren. Doch nun sind wir frei, und Gott hat Großes an uns getan, weil er uns geholfen hat. Er ist mit uns.
Wir hatten große Angst vor einer schlechten Zukunft – geistlich und auch körperlich. Doch nun sind unsere Leute reich beschenkt von Gott, und das ist meine Hoffnung für sie.
Vielen Dank für euer Zuhören. Gott segne euch!
Aktuelle Herausforderungen und Hilfsaufruf
Wir möchten auch ganz herzlich danken und dabei an die großen Nöte denken, die herrschen. In Asmara gibt es eine Hungersnot und unvorstellbare Not. Es fehlt an den allereinfachsten Dingen.
In den letzten Tagen haben wir besprochen, wie wir dort den Brüdern helfen können. Ziel ist es, dass die Gemeinde ihren Dienst wieder aufnehmen kann.
Wir wünschen Gottes Segen für die Rückkehr.
Nun hören wir noch einmal den Chor.
Lied und Übergang zur Predigt
Das kennst du nicht, du weißt nicht, was sie bringt.
Sie ist wie ein unbekanntes Land.
Doch dein Weg führt weiter, du musst gehen,
und es gibt kein Zurück, keinen stillen Stich.
Manchmal sagst du sorgenvoll: Wo führt dein Weh mich hin?
Du befürchtest, dass du scheitern wirst.
Gedulde dich, neben dir ist der Mut.
Komm und verzweifle nicht – wer führt dich gut?
Jesus, der die Welt trägt, was auch morgen geschieht,
was für dich der nächste Tag aufbricht.
Einer hält dein Leben in der Hand,
und er lenkt deinen Schritt auf gutes Land.
Wir freuen uns immer wieder an den schönen Liedern,
auch aus unseren Tagen.
Wir wollen miteinander eins jetzt singen,
aus unserem roten Liedheft,
weil das auf die Predigt hinführt
und auf unseren Predigttext.
Wir singen miteinander das Lied 96
im roten Liedheft: „Leben im Schatten“,
das Lied von Manfred Siebald, Nummer 96.
Einführung in den Predigttext: Das Gleichnis vom großen Festmahl
Unser Predigttext steht im Lukas-Evangelium, Kapitel 14, Verse 15 bis 24, und erzählt vom großen Festmahl, vom großen Abendmahl. Es wird berichtet, wie Jesus im Hause eines Pharisäers zu Tisch saß. Im Rahmen dieses Gelages kam es zu verschiedenen Gesprächen Jesu, darunter auch zu dieser Gleichnis-Erzählung.
Jesus wurde von einem Teilnehmer gefragt, und als einer, der das hörte und mit am Tisch saß, sprach er zu Jesus: „Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes.“ Der Mann hatte erkannt, dass die größte Sache der Welt einmal sein wird, wenn Gott die Herrschaft in dieser Welt übernimmt. Wenn das Reich Gottes herrscht – nicht das Menschenreich, nicht das von dieser oder jener Befreiungsbewegung und nicht das von irgendeiner Nation –, sondern wenn Gott herrscht!
Jesus sprach zu ihm: „Ein Mensch machte ein großes festliches Abendmahl und lud viele dazu ein. Er sandte seinen Knecht aus, zur Stunde des Abendmahls den Geladenen zu sagen: ‚Kommt, denn es ist alles bereit!‘“
Doch alle fingen an, sich nacheinander zu entschuldigen. Der Erste sagte: „Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen, ihn zu besichtigen. Ich bitte dich, entschuldige mich.“ Der Zweite sprach: „Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und gehe jetzt hin, sie zu besichtigen. Ich bitte dich, entschuldige mich.“ Der Dritte sagte: „Ich habe eine Frau genommen, darum kann ich nicht kommen.“
Der Knecht kam zurück und berichtete seinem Herrn davon. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: „Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, die Verkrüppelten, die Blinden und Lahmen herein!“
Der Knecht antwortete: „Herr, es ist geschehen, wie du befohlen hast, aber es ist noch Raum da.“ Da sprach der Herr zu dem Knecht: „Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde! Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.“
Ich fand einen Brief. Er kam von einem alten Herrn, schon über achtzig Jahre alt, der im Norden Deutschlands lebt. Die letzte Postkarte habe ich von ihm vor einem Jahr erhalten. Wir hatten uns nur ab und zu immer wieder getroffen. Damals schrieb er mir von einer mehrwöchigen Kunstreise durch Süditalien, erfüllt von den unbeschreiblichen Schönheiten der Kunst, die er dort in den Bergdörfern entdeckte.
Nun schrieb er mir: „Meine Schreibmaschine versagt, ich muss mit der Hand fertig schreiben. Ich möchte Ihnen nur das letzte Druckwerk meines Lebens überreichen.“ Es war ein kleines Heftlein im ganz kleinen Postkartenformat. Ich dachte daran, dass dieser Mann viele Bücher geschrieben hat, die auch viel gelesen wurden.
Ich nahm dieses Büchlein in die Hand, mit seinen wenigen Seiten, und es war eine ganz merkwürdige Zusammenfassung eines Menschen am Ende seines Lebens. Der alte Herr sagt: „Ich möchte euch nur schreiben von der Schönheit Jesu.“ Dann führt er in den wenigen Seiten aus, was die Menschen zu Jesus gezogen hat, warum sie stehen blieben und ihm in die Augen schauten.
Es war doch nichts Körperliches, nichts Äußeres, was sie anzog. Es war das Ebenbild Gottes, das sie in Jesus sahen: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Am Ende seines Lebens bittet er alle Menschen nur noch, auf Jesus zu blicken.
Ganz am Schluss erzählt er von einem Arzt, der im Sterben liegt und seiner Frau sagt: „Geh hinüber in die Klinik zu meinen Patienten und sag ihnen allen: Das Schönste, Beste und Größte ist Jesus Christus. Ich habe ihn gesehen, und meine Augen ruhen auf ihm. Darum kann ich fröhlich sterben.“
Er schließt mit dem Vers:
„Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warst meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freude und Wonne,
o Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugerichtet,
wie schön sind deine Strahlen!“
Ich habe das gelesen, und wenige Stunden später habe ich wieder im Fernsehen Berichte vom Kirchentag gehört, wo Menschen darüber sprachen, was Kirche ist. Die einen sagen, Kirche ist, wenn man für den Golfkrieg oder gegen den Golfkrieg ist oder wenn man sich gesellschaftlich engagiert. Glaubensmäßig herrschte große Ratlosigkeit.
Ich habe gedacht: Wenn das bei uns auch so wäre, hätten wir eine eindeutige Antwort, wenn uns jemand fragt: Was wollt ihr heute als Christen? Dann könnten wir wie dieser alte Herr sagen, der in seinem Büchlein schreibt: „Ich möchte nur, dass Menschen Jesus sehen.“
In politischen Fragen mögen wir verschieden denken, in gesellschaftlichen Fragen verschieden, in wirtschaftlichen Fragen, vielleicht sogar in unserer Lebensgestaltung. Aber ich möchte euch Jesus zeigen. Wer ihn sieht, der hat alles: den Frieden, die Freude, das Leben. Ihr müsst ihn sehen – das wollen wir in die Welt hinausrufen.
Und wenn wir noch einen Auftrag haben als Gemeinde Gottes in dieser Welt, dann ist es, den Menschen zu sagen, was Jesus uns bedeutet. Darum möchte ich Ihnen heute einfach erklären, was Jesus sagt. Wir wollen auf seine Stimme hören.
Ich bin in den letzten Tagen bei meiner Bibellese an einem Wort hängen geblieben, wo Gott sagt: „Ich bin bei dem, der erzittert vor meinem Wort.“ Er ist bei denen, die sagen: „Herr, dein Wort, das ist es. Ich will nicht Menschenwort weitersagen, keine Menschenmeinung, keine Menschenträume oder Menschengedanken. Ich will dein Wort, Herr, weitersagen.“
Was sagt uns Jesus, was ist das Wort für heute? Er lädt uns an einen gedeckten Tisch ein. Das ist immer wieder so schön, wenn wir auf Jesus blicken, dass es dann gar nicht mehr kompliziert ist. Wir mögen alle mit vielen Fragen in diesen Gottesdienst gekommen sein, mit vielem, was uns bewegt. Plötzlich wird es ganz einfach, wenn Jesus spricht.
Da macht er den Weg so klar, so unmittelbar zum Sehen. Er lädt uns an einen gedeckten Tisch ein und sagt: „Komm, komm, iss!“ Ist das schwierig? Ich habe mit dem Essen keine Schwierigkeiten, sehen Sie ja. Also das ist ganz einfach: „Komm, iss! Komm, komm zu ihm!“ Und Jesus sagt, darum geht es: Kommt her!
Wir hatten jetzt bei unserer Reise durch die USA eine schöne Begegnung in der Nähe von Chicago mit zwei Missionsleuten, mit denen wir einiges Wichtiges zu bereden hatten. Sie sagten, am besten treffen wir uns morgens in der Frühe im Pfannkuchenhaus. Die Pancake-Häuser in den USA sind etwas Kostbares. Ich habe natürlich zuerst gezögert, aber dann gemerkt, dass das ganz köstlich schmeckt mit Heidelbeeren oder Aprikosen – köstlich!
Das Schönste an der ganzen Sache war, dass diese beiden amerikanischen Freunde sagten, bevor wir zum Essen gingen: „You have to pray and I will pay.“ Also sie sagten: „Du betest, und ich zahle dann.“ Das gefällt mir, wissen Sie, das mache ich ganz gern. Ich setze mich gerne an einen gedeckten Tisch, da brauche ich nur zu genießen und loszulesen und mir schmecken zu lassen.
Und das meint Jesus. Es ist mit dem Glauben gar nicht schwierig. Jesus hat uns kein kompliziertes Gedankengebilde entworfen. Warum ist es bei uns immer so, dass wir meinen, der Glaube hätte etwas vom Staub eines Studierzimmers, von der Moderluft einer Akademie an sich? Jesus sagt: „Das ist doch wie bei einem Fest, wie an Weihnachten, wenn es ein gutes Essen gibt. Dann stellt man sich hin und darf einfach essen.“
Um was ging es denn? Jesus erzählt das alles im Zusammenhang eines Themas. Darum wurde auch von dem einen, der mit am Tisch saß, gefragt: „Wie ist das mit dem Gottesreich, wenn das Gottesreich kommt?“
Das Gottesreich hat die Christen immer fasziniert. Wann kommt das Gottesreich? Was muss man tun, damit das Gottesreich kommt? Wir müssen uns alle bemühen. Die Juden sagten: Alle müssen das Gesetz einhalten, damit das Reich Gottes kommen kann. Dann kommt der Messias, und dann kommt das Gottesreich.
Durch die Jahrhunderte hindurch hat die Gemeinde Gottes danach gestrebt, das Reich Gottes sichtbar in der Welt darzustellen. Im Mittelalter versuchten Menschen unter der Herrschaft der Kirche, das Gottesreich zu bauen. Es war ein grässliches Zerrbild. Es war nie das Gottesreich, das Menschen gebaut haben.
Jesus sagt: „Kommt zum Fest, esst!“ Das Gottesreich ist da, wo heute jemand von Jesus die Gaben nimmt, sich bedienen lässt, isst und sagt: „Das bedeutet mir so viel, wenn ich morgens erwache, dann blicke ich auf Jesus. Dann weiß ich, dass er da ist. Wenn ich zittere, halte ich mich an ihn. Er deckt meine Schuld zu, er ist meine Kraft, wenn ich mutlos und schwach bin, und im Sterben trägt er mich.“
Ich habe die feste Freude, weil das Reich Gottes angebrochen ist, und es wird noch überwältigend groß, wenn ich einmal durchs Todestal gehe. Dann darf ich sichtbar schauen, dass ich am Tisch Jesu sitzen darf. Er wird mich bedienen, kommt her und sagt: „Was fehlt dir noch? Was darf ich dir noch darreichen?“ Das ist das Gottesreich, das heute schon angebrochen ist.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist eine ganz ernste Sache: Warum machen wir manchmal so, als müssten wir erst den Brei kochen? Christen meinen oft, wir müssen eine Speise kochen für die Menschen unserer Tage, für die modernen Menschen. Dann rühren wir in einem Topf und sagen, wir kochen eine Speise, die man den modernen Menschen servieren kann.
Dabei meinen wir, das Evangelium sei eine alte, abgestandene Speise von 1990 oder noch früher, die wir den Menschen von heute noch anbieten. Können wir das Evangelium den Menschen noch anbieten? Wir genieren uns, es stinkt doch schon nach vergangenen Jahrhunderten.
Wir brauchen nur Jesus anzubieten und zu sagen: „Kommt, es ist alles bereit! Nehmt von seiner Fülle, er gibt euch reichlich, ihr dürft nehmen!“ Eine Erfahrung, die jeder macht, wo er hinkommt: Erzählt ihnen von Jesus! Und wir selbst dürfen nehmen und erleben das, wie es im Lied heißt: Das hat doch schon angefangen, seitdem wir Jesus kennen und mit ihm leben.
Er lädt uns an seinen Tisch, deckt ihn reichlich und stärkt und erquickt uns.
Ein zweiter Gedanke: Das Erste ist, dass er uns an einen gedeckten Tisch lädt. Das Zweite ist, dass es sehr peinlich zugeht. Die Gäste kommen nicht. Nun, jeder Hotelier kennt das! Gehen Sie mal in ein Hotel, da sitzen Sie eine dreiviertel Stunde da, bis das Essen auf den Tisch kommt. Wenn Sie ungeduldig werden, sagt der Kellner: „Wir können das ja nicht vorher kochen, wir wissen ja nicht, wann Sie kommen. Das wird erst angerichtet, wenn Sie kommen.“
Wer macht denn so ein Fest, dass er schon vorher alles fertig macht? Nur Gott handelt so unsinnig. Es ist angerichtet. Das Steak liegt in der Pfanne und brutzelt schon still vor sich hin. Die Suppe steht dampfend auf dem Tisch. Es ist schon alles aufgetragen. Die Hausfrau sagt ungeduldig: „Vater, komm schnell, es wird alles kalt!“ Und die Gäste kommen nicht.
Es ist unerklärlich, warum wir so zögern, wenn Jesus uns einlädt zum Fest: „Kommt, es ist alles bereit! Jetzt dürft ihr nehmen, wo ihr hungrig seid. Braucht kein Geld darzuzählen, braucht nicht zu verrechnen, braucht keine Vorbedingungen zu erfüllen, braucht nichts zuerst zu machen. Kommt, nehmt!“
Doch auf jedem Gebiet kommen die Gäste nicht. Das ist erschütternd – nicht, weil sie das alles nicht bräuchten. Sie sind sehr lieb, vornehm und gebildet, höflich. Sie sagen: „Ja, das ist eine Sache.“ Bei den Gespannen Ochsen weiß ich nicht, ob es wirklich nur zehn Ochsen waren, das könnten auch sechzig gewesen sein. Bei Gespannen pflügten sie oft in zwei oder drei Reihen. Das war schon etwas, so wie wenn heute jemand ein schönes Auto gekauft hat und sagt: „Ich möchte zuerst eine Runde auf der Rennstrecke drehen oder mal kurz auf die Autobahn und ausprobieren, was da drin ist.“
Dass man zum Heiraten auch ein bisschen Zeit braucht, war er ein netter Mann, dass er überhaupt noch geheiratet hat. Er hätte gesagt, man könne auch ohne Trauung zusammenleben. Es waren anständige Leute, verstehen Sie? Anständige Leute.
Und das, was Jesus uns erzählt, muss uns unter die Haut gehen: Die meisten Leute, die verloren gehen, sind anständige Leute, die die Einladung verpassen. Ihr Leben ist nicht von irgendeiner Lumperei getrübt. Es sind edle, vornehme Leute, die rechtschaffen ihre Pflicht tun, nie etwas Schlimmes tun, aber die die Einladung ausgeschlagen haben und nie begriffen haben: „Jetzt muss ich zum Fest, heute!“
Das spricht nicht gegen das Heiraten oder gegen das Ledigsein oder für das eine oder andere oder gegen die Arbeit. Im Gegenteil: Von der Festfreude her bekommt alles, was wir tun, erst seinen Sinn. Das schließt sich nicht aus und ist kein Gegensatz.
Aber es ist schlimm, dass Leute sagen: „Entschuldigung, ich will mich damit einmal später befassen.“ Das geht nicht. Die erschütternde Erfahrung macht jeder, dass man das nicht auf die lange Bank schieben kann. Wer meint, er kann das irgendwann später im Alter regeln, dem darf ich die große Not eines Seelsorgers beichten: Es ist am schwersten, mit Kranken darüber zu reden, weil sie im Angesicht des Todes nicht darüber sprechen wollen, dass es jetzt um eine Entscheidung geht.
Man darf das nicht auf die lange Bank schieben. Es heißt: Jetzt muss ich die Einladung annehmen, weil es das Wichtigste ist. Dieses Wichtigste hat Vorrang vor allem anderen in unserem Leben. Er, Jesus, will uns so groß werden lassen mit seinen Gaben, mit seiner Erquickung, mit seiner Vergebung, mit dem Geist, den er uns gibt, mit dem Beistand, den er uns anbietet.
Das ist erst für unsere ganzen anderen Geschäfte, für Kaufverträge, für unsere Ehe oder unsere Ehelosigkeit, für unsere Familien und Arbeitsverhältnisse die Mitte und der tragende Grund überhaupt.
Ich habe Angst, dass Sie das Sonntag für Sonntag hier hören und heute nicht einen Schnitt machen und sagen: „Jetzt möchte ich es zupacken. Ich will nehmen, ich will zum Fest. Ich will eine Verbindung mit Jesus haben. Ich brauche ihn.“
Noch das Letzte: Es gibt dennoch keine Pleite. Es gibt keine Pleite, keine Sorge. Er ist der Herr, der das Festmahl ausrichtet, nicht der, der betteln und bitten muss, damit irgendjemand kommt. Er schickt seine Knechte hinaus, dass sie die Lahmen und die Krüppel holen.
Warum denn die? Weil die besser hören können, weil sie nicht so eingespannt sind mit Terminen. Das kann ihre Not sein, dass sie sagen: „Ich habe gar keine Zeit im Augenblick, ich bin beruflich so angespannt.“
Da sind Menschen, die sind auf die Seite geworfen durch einen schweren Verkehrsunfall und sind invalidiert. Sie fragen: „Was ist mein Leben noch wert?“
Seht, das Wunderbare ist, dass Gott meinem Leben den Wert gibt. Nicht vom Arbeitsprozess her, nicht vom Urteil der Leute, nicht von der Ehre und vom Verdienst, sondern dass ich berufen bin zum großen Festmahl Gottes. Dass Gott mit mir Gemeinschaft haben will.
Und das vollzieht sich ja schon heute, wo Gott in die Krankenstuben einkehrt, wo Gott diese Freude schenkt, die unaussprechlich ist. Er lädt ein, und sie kommen: die Blinden, die Lahmen, die Verkrüppelten. Sie greifen zu, weil sie sagen: „Sonst kennen wir keinen anderen Sinn mehr in unserem Leben.“
Sie haben es begriffen: Das ist der einzige Sinn, dass ich zum großen Festmahl Gottes berufen bin, dass ich bei Gott sein darf und dass heute schon mein Leben im Lichte Gottes gelebt werden kann.
Und dann ist noch Raum da. Dann schickt Gott noch einmal seine Boten aus: „An die Hecken und Zäune, geh hin und nötige sie hereinzukommen!“
Wir haben oft in unserer Gemeinde den Blick hinaus in die Welt, und den brauchen wir, damit wir das hören. Mein Herz ist bedrückt, weil wir nicht wissen, was in Äthiopien geschieht. Wir denken auch in diesem Morgen an Paul und Claudia Münzenmay, die 600 Kilometer südlich von Addis Abeba sind. Wir haben keine Nachricht von ihnen, aber wir wissen, dass Gott bei ihnen ist und dass er der ist, der das Festmahl jetzt auch heute anbietet und seine Gemeinde sammelt.
Da sammeln sich Menschen in den Slums von Bombay, die Outcasts, die von den Hindus nicht mehr beachtet werden. Das sind doch keine Menschen mehr, die nichts mehr gelten, die zu kurz gekommen sind, an denen das Leben vorübergeht. Jesus vergisst sie nicht, und er ist bei ihnen.
Wir haben in diesen Tagen oft gedacht: Könnte es sein, dass wir uns Christen nennen, viel von Christus reden, aber Christus nicht mehr kennen? Dass wir ihn gar nicht mehr bei uns haben? Er ist schon lange weitergezogen an die Hecken und Zäune. Darum werden auch manche Kirchen leer.
Keiner, der eingeladen war, wird mehr beim Abendmahl dabei sein. Warum wird das heute so oft totgeschwiegen, dass es ein Verloren gibt, ein Zuletzt-Ausgestoßen-Sein, und die Einladung gilt dir nicht mehr? Das war zu Israel gesprochen, und das trifft uns ganz besonders hart mit unserer reichen Tradition.
Wie wunderbar, solange ich Ihnen das Evangelium verkünden kann: Heute lädt er uns an den gedeckten Tisch ein: „Komm, sei bereit, nimm, wo du es brauchst, und lass dich satt machen!“
Die Gaben Jesu, die er dir geben will, sind so wunderbar, so groß, mehr als man verstehen kann. „Kommt, es ist alles bereit!“
Als Kind habe ich schon gelernt: Wenn wir mit unserem Vater unterwegs waren bei einer Radtour und irgendwo ein Lokal suchten, dann sagte er: „Man muss die Leute fragen, wo man gut essen kann.“ Die Leute sagten: „In unserem Ort gibt es viele Lokale.“ Es ist erstaunlich, wie viele Wirtshäuser es in Württemberg im kleinsten Dorf gibt.
Mein Vater hatte einen Trick: Er fragte nur ein Wort: „Wenn Sie essen gehen würden, wohin würden Sie gehen?“ Dann sagte der Mann plötzlich: „Ich gehe nur ins Röschle“ oder „Ich gehe nur in die Krone.“ Also sagte er: „Da schmeckt es mir am besten.“ Mein Vater sagte: „Darauf kann man gehen, da ist richtig!“
Die schönste Missionsarbeit, die Sie treiben können, ist, fröhlich mit Jesus zu leben. Wenn Ihre Kollegen das sehen, wenn Sie ihnen ganz natürlich erzählen und sagen: „Heute Morgen ist mir das so groß geworden, da habe ich mit Jesus gesprochen, und da hat sein Wort mich gestärkt, und ich weiß, er ist bei mir.“
Es ist wunderbar, dass wir den anderen zeigen können, wo wir unser Futter herbekommen, woher wir unsere Kraft haben, wovon wir leben. Und dann laden wir andere ein und sagen: „Komm doch, das ist für dich, da wirst du satt!“ Amen!
Nun singen wir vom Lied „Ist Gott für mich so“, die letzten vier Verse, zehn bis dreizehn, vom Lied Nummer 250. Danach beten wir:
Herr Jesus Christus, wir wollen auch so zu dir aufschauen und hören, dass du nichts anderes willst, als dass wir kommen – belastet, bedrückt, hungrig, mit vielen, vielen Fragen und Wünschen – und du uns satt machen kannst.
Du willst auf jeden von uns jetzt zugehen, und wir dürfen mit dir all das bereden. Du willst uns dann auch deine wunderbaren Stärkungen reichen.
Wir dürfen dich bitten, dass du jetzt auch bei den Angefochtenen bist, bei den Schwerkranken, bei den Leidenden, bei den Zweifelnden. Gib auch in all den Diensten unserer Gemeinde immer wieder den klaren Wegweiser, den Hinweis auf dich, damit wir Leuten sagen können: „Bei dir ist die Antwort, du hast das Leben. Wer dich sieht, der hat den Vater.“
Vielen Dank, dass du uns das jetzt schenkst und uns immer wieder dorthin zurückführst, dass wir bei dir allein bleiben. Gib in deiner Gemeinde in aller Welt immer wieder diese heilige Konzentration auf dich und dein Wort, damit alles andere nebensächlich wird – das Nationale, das Politische und das Finanzielle –, dass du immer in der Mitte stehst mit deinem Wort als der Herr.
So wollen wir dir danken, dass wir auch an diesem Morgen all diese Menschen empfehlen dürfen in den Bürgerkriegen und Unruhen. Auch die treuen Freunde, an die wir denken, aus unserer Mitte, bitten wir dich in diesem Morgen, Frau Paul und Claudia Münzenmay und andere, wo sie leben: Halte deine schützende Hand über sie und stärke deine Gemeinde, wo sie sich heute versammelt unter deinem Wort.
Sei auch bei denen, die ganz allein sind, die im Leiden stehen. Lass sie fröhlich werden, weil sie auf dich schauen.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Reflexion über den Glauben in der heutigen Zeit
Ich habe das gelesen. Wenige Stunden später habe ich wieder den Fernseher eingeschaltet und einen Bericht vom Kirchentag gesehen, in dem Menschen darüber gesprochen haben, was Kirche ist. Die einen sagen, Kirche ist, wenn man für den Golfkrieg oder gegen den Golfkrieg ist oder wenn man sich gesellschaftlich engagiert. Glaubensmäßig herrschte große Ratlosigkeit.
Ich habe gedacht: Wenn das bei uns auch so wäre – oder hätten wir eine eindeutige Antwort, wenn uns jemand fragt, was wir heute als Christen wollen? Dann könnten wir wie dieser alte Herr sagen, der in seinem Büchlein schreibt: „Ich möchte nur, dass Menschen Jesus sehen.“
In politischen Fragen mögen wir unterschiedlich denken, in gesellschaftlichen Fragen ebenso, in wirtschaftlichen Fragen und vielleicht sogar bei unserer Lebensgestaltung. Aber ich möchte euch Jesus zeigen. Wer ihn sieht, der hat alles: den Frieden, die Freude und das Leben. Ihr müsst ihn sehen – das wollen wir in die Welt hinausrufen.
Und wenn wir noch einen Auftrag haben als Gemeinde Gottes in dieser Welt, dann ist es, den Menschen zu sagen, was Jesus uns bedeutet. Darum möchte ich Ihnen heute einfach erklären, was Jesus sagt. Wir wollen auf seine Stimme hören.
In den letzten Tagen bin ich bei meiner Bibellese an einem Wort hängen geblieben, in dem Gott sagt: „Ich bin bei dem, der erzittert vor meinem Wort.“ Er ist bei denen, die sagen: „Herr, dein Wort – das ist es! Ich will nicht Menschenwort weitersagen, keine Menschenmeinung, keine Menschenträume und keine Menschengedanken. Ich will dein Wort, Herr, weitersagen.“
Einladung zum gedeckten Tisch Jesu
Was sagt uns Jesus? Was ist das Wort für heute? Er lädt uns an einen gedeckten Tisch ein. Das ist immer wieder so schön, wenn wir auf Jesus blicken: Dann wird es gar nicht mehr kompliziert.
Wir sind vielleicht mit vielen Fragen in diesen Gottesdienst gekommen, mit vielem, das uns bewegt. Doch plötzlich wird alles ganz einfach, wenn Jesus spricht. Er macht den Weg klar und unmittelbar sichtbar. Er lädt uns an einen gedeckten Tisch ein und sagt: „Komm, komm, iss. Ist das schwierig? Ich habe mit dem Essen keine Schwierigkeiten, sehen Sie ja. Also ist es ganz einfach: Komm, iss, komm her.“ Und Jesus sagt, darum geht es: Kommt her.
Wir hatten jetzt auf unserer Reise durch die USA eine schöne Begegnung in der Nähe von Chicago. Dort trafen wir zwei Missionsleute, mit denen wir einiges Wichtiges zu besprechen hatten. Sie sagten, am besten treffen wir uns morgens früh im Pfannkuchenhaus. Die Pancakehäuser in den USA sind etwas Besonderes. Zuerst war ich skeptisch, aber dann merkte ich, dass das ganz köstlich schmeckt – mit Heidelbeeren oder Aprikosen, einfach köstlich.
Das Schönste an der ganzen Sache war, dass diese beiden amerikanischen Freunde vor dem Essen sagten: „You have to pray and I will pay.“ Das heißt: Du betest, und ich zahle. Das gefällt mir, wissen Sie? Das mache ich ganz gern. Ich setze mich gerne an einen gedeckten Tisch. Dort muss ich nur genießen, losessen und es mir schmecken lassen.
Genau das meint Jesus. Es ist mit dem Glauben gar nicht schwierig. Jesus hat uns kein kompliziertes Gedankengebilde entworfen. Warum ist es bei uns oft so, dass wir meinen, Glauben hätte etwas vom Staub eines Studierzimmers, von der Moderluft einer Akademie an sich? Jesus sagt: Das ist doch wie bei einem Fest, wie an Weihnachten, wenn es ein gutes Essen gibt. Dann stellt man sich hin und darf einfach essen.
Das Gottesreich und die Einladung zum Fest
Um was ging es denn? Jesus erzählt das alles im Zusammenhang eines Themas. Und genau deshalb wurde auch von einem der Tischgenossen gefragt: Wie ist das mit dem Gottesreich, wenn das Gottesreich kommt?
Das Thema Gottesreich hat Christen schon immer fasziniert. Wann kommt das Gottesreich? Was muss man tun, damit das Gottesreich kommt?
Wir müssen uns alle bemühen. Die Juden sagten, alle müssten das Gesetz einhalten, damit das Reich Gottes kommen kann. Dann kommt der Messias, und danach das Gottesreich. Auch heute ist es über die Jahrhunderte hinweg in der Gemeinde Gottes ein Streben gewesen, das Reich Gottes sichtbar in der Welt darzustellen.
Im Mittelalter versuchten Menschen unter der Herrschaft der Kirche, das Gottesreich zu bauen. Doch das war ein grässliches Zerrbild. Es war nie das Gottesreich, das Menschen gebaut haben.
Jesus sagt: Kommt zum Fest, esst! Das Gottesreich ist dort, wo jemand von Jesus die Gaben annimmt, sich bedienen lässt, isst und sagt: Das bedeutet mir so viel. Wenn ich morgens erwache, blicke ich auf Jesus und weiß, dass er da ist.
Wenn ich zittere, halte ich mich an ihn. Er deckt meine Schuld zu, er ist meine Kraft, wenn ich mutlos und schwach bin, und im Sterben trägt er mich. Ich habe die feste Freude, weil das Reich Gottes angebrochen ist.
Und dann wird es noch überwältigend groß, wenn ich einmal durchs Todestal gehe. Dann darf ich sichtbar sehen, dass ich am Tisch Jesu sitzen darf. Er wird mich bedienen, zu mir kommen und fragen: Was fehlt dir noch? Was darf ich dir noch darreichen?
Das ist Gottesreich, das heute schon angebrochen ist.
Warnung vor dem Aufschieben der Einladung
Liebe Schwestern und Brüder, das ist eine ganz ernste Sache. Warum verhalten wir uns manchmal so, als müssten wir erst den Brei kochen?
Die Christen sagen oft: Wir müssen eine Speise zubereiten für die Menschen unserer Zeit, für die modernen Menschen. Dann rühren wir in einem Topf und behaupten, wir kochen eine Speise, die man den modernen Menschen servieren kann. Dabei meinen wir, es sei eine alte, abgestandene Speise aus dem Jahr 1990, die wir da zusammenbrauen und den Menschen von heute noch anbieten.
Kann man das Evangelium den Menschen überhaupt noch anbieten? Wir schämen uns fast dafür, denn es riecht ja schon nach vergangenen Jahrhunderten.
Wir brauchen nur Jesus anzubieten und zu sagen: Kommt, es ist alles bereit! Nehmt von seiner Fülle, er gibt euch reichlich, ihr dürft nehmen. Das ist eine Erfahrung, die jeder macht, wo immer er hinkommt. Erzählt den Menschen von Jesus, und wir selbst dürfen nehmen und erleben, wie es Siebald gerade in dem Lied gesagt hat.
Das hat doch schon angefangen, seitdem wir Jesus kennen und mit ihm leben. Er lädt uns an seinen Tisch und deckt ihn dauernd reichlich. Er stärkt uns und erquickt uns.
Die Ablehnung der Einladung und ihre Folgen
Jetzt ein zweiter Gedanke. Das Erste lädt uns an einen gedeckten Tisch ein, das Andere zeigt, wie peinlich es zugeht, wenn die Gäste nicht kommen. Nun, jeder kennt das aus Hotels! Wissen Sie, gehen Sie mal in ein Hotel. Dort sitzen Sie offen eine dreiviertel Stunde da, bis das Essen auf den Tisch kommt. Wenn Sie ungeduldig werden, sagt man Ihnen: „Ja, wir können das ja nicht vorher kochen, wir wissen ja nicht, wann Sie kommen. Das wird erst angerichtet, wenn Sie kommen.“ Wer macht denn so ein Fest, dass er schon vorher alles fertig macht?
Bloß Gott handelt nicht so unsinnig. Es ist angerichtet. Das Steak liegt in der Pfanne und brutzelt schon still vor sich hin. Die Suppe steht dampfend auf dem Tisch. Es ist schon alles aufgetragen. Die Hausfrau sagt ungeduldig: „Vater, komm schnell, es wird alles kalt.“ Doch die Gäste kommen nicht.
Es ist unerklärlich, warum wir so zögern, wenn Jesus uns zum Fest einlädt. „Kommt, es ist alles bereit. Jetzt dürft ihr nehmen, wenn ihr hungrig seid. Ihr braucht kein Geld darzuzählen, braucht nichts zu verrechnen, keine Vorbedingungen zu erfüllen, müsst nichts zuerst machen. Kommt, nehmt Wurst!“ Doch auf jedem Gebiet kommen die Gäste nicht.
Was so erschütternd ist: Nicht weil sie das alles nicht bräuchten. Sie sind auch sehr lieb, vornehm und gebildet, höflich. Sie sagen: „Ja, das ist eine Sache.“ Bei den gespannenen Ochsen weiß ich gar nicht, ob das wirklich nur zehn Ochsen waren. Das könnten auch sechzig gewesen sein. Wissen Sie, bei Gespannen haben die oft in zwei und drei Reihen gepflügt. Das war also schon etwas. So wie wenn heute jemand ein schönes Auto gekauft hat und sagt: „Ich möchte zuerst eine Runde auf dem Solitude-Ring drehen oder mal kurz auf der Autobahn ausprobieren, was da drin steckt.“
Dass man zum Heiraten auch ein bisschen Zeit braucht, war er ein netter Mann. Dass er überhaupt noch geheiratet hat, war etwas Besonderes. Er hätte gesagt, man könne auch ohne Trauung zusammenleben. Es waren anständige Leute, verstehen Sie? Anständige Leute.
Und das, was Jesus uns erzählt, das muss uns unter die Haut gehen: Die meisten Menschen, die verloren gehen, sind anständige Leute. Sie verpassen die Einladung. Ihr Leben ist nicht von irgendeiner Lumperei getrübt. Es sind edle, vornehme Leute, die rechtschaffen ihre Pflicht tun, nie etwas Schlimmes tun. Aber sie haben die Einladung ausgeschlagen. Sie haben nie begriffen: „Jetzt muss ich zum Fest, heute!“
Und über allem haben sie es verpasst. Das spricht doch nicht gegen das Heiraten oder gegen das Ledigsein, nicht für das eine oder das andere, nicht gegen die Arbeit. Im Gegenteil: Von der Festesfreude her bekommt doch alles, was wir in unserem Leben tun, erst seinen Sinn. Das schließt sich nicht aus und ist kein Gegensatz.
Aber es ist so schlimm, dass Leute sagen: „Entschuldigung, ich will mich damit einmal später befassen.“ Das geht nicht. Die erschütternde Erfahrung macht jeder: Man kann das nicht auf die lange Bank schieben. Und wenn einer meint, er könne das irgendwann später im Alter regeln, dem darf ich als Seelsorger eine große Not beichten: Es ist am schwersten, mit Kranken darüber zu reden, weil sie im Angesicht des Todes nicht darüber sprechen wollen, dass es jetzt um eine Entscheidung geht.
Man darf das nicht aufschieben. Es heißt: Jetzt muss ich die Einladung annehmen, weil es das Wichtigste ist. Und dieses Wichtigste hat Vorrang vor allem anderen in unserem Leben.
Jesus will uns so groß machen mit seinen Gaben, mit seiner Erquickung, mit seiner Vergebung, mit dem Geist, den er uns gibt, mit dem Beistand, den er uns anbietet, dass das erst für unsere ganzen anderen Geschäfte, für Kaufverträge, für unsere Ehe oder unser Ehelosigkeit, für unsere Familien und für unsere Arbeitsverhältnisse die Mitte und der tragende Grund überhaupt ist.
Ich habe die Angst, dass Sie das Sonntag für Sonntag hier hören und heute nicht einen Schritt weitergehen. Dass Sie nicht sagen: „Jetzt möchte ich es zupacken. Ich will nehmen. Ich will zum Fest. Ich will eine Verbindung mit Jesus haben. Ich brauche ihn.“
Gottes Einladung gilt allen, besonders den Ausgegrenzten
Noch das Letzte: Es gibt dennoch keine Pleite. Es gibt keine Pleite, keine Sorge. Er ist der Herr, der das Festmahl ausrichtet. Er ist nicht der, der betteln und bitten muss, damit irgendjemand kommt.
Er schickt seine Knechte hinaus, damit sie die Lahmen und die Krüppel holen. Warum gerade diese? Weil sie besser hören können, weil sie nicht so eingespannt sind mit Terminen. Das kann ihre Not sein, dass sie sagen: „Ich habe gar keine Zeit im Augenblick, ich bin beruflich so angespannt.“
Da sind Menschen, die durch einen schweren Verkehrsunfall auf die Seite geworfen wurden und invalidiert sind. Und sie fragen sich: „Was ist mein Leben noch wert?“ Seht, das ist das Wunderbare: Gott gibt meinem Leben den Wert. Nicht vom Arbeitsprozess her, nicht vom Urteil der Leute, nicht von der Ehre und vom Verdienst her, sondern dadurch, dass ich berufen bin zum großen Festmahl Gottes, dass Gott mit mir Gemeinschaft haben will.
Und das vollzieht sich ja schon heute, wo Gott in die Krankenstuben einkehrt, wo Gott diese Freude schenkt, die unaussprechlich ist. Er lädt ein, und sie kommen: die Blinden, die Lahmen und die Verkrüppelten. Sie greifen zu, weil sie sagen: „Sonst kennen wir keinen anderen Sinn mehr in unserem Leben.“
Sie haben es begriffen: Das ist der einzige Sinn, dass ich zum großen Festmahl Gottes berufen bin, dass ich bei Gott sein darf und dass heute schon mein Leben im Lichte Gottes gelebt werden kann.
Und dann ist noch Raum da. Dann schickt Gott noch einmal seine Boten aus: „An die Hecken und Zäune, geh hin und nötige sie hereinzukommen.“ Wir haben ja oft in unserer Gemeinde den Blick hinaus in die Welt, und den brauchen wir, damit wir das hören.
Gebetsanliegen und weltweite Verbundenheit
Mein Herz ist bedrückt, weil wir nicht wissen, was in Äthiopien geschieht. Heute Morgen denken wir auch an Paul und Claudia Münzenmay, die 600 Kilometer südlich von Addis Abeba sind. Wir haben keine Nachricht von ihnen. Doch wir wissen, dass Gott bei ihnen ist und dass er derjenige ist, der das Festmahl auch heute anbietet und seine Gemeinde sammelt.
Diese Gemeinde versammelt sich in den Slums von Bombay. Es sind die Ausgestoßenen, die von den Hindus nicht mehr beachtet werden. Das sind keine Menschen mehr, die noch gelten; sie sind die Zurückgebliebenen, an denen das Leben vorübergeht. Doch Jesus vergisst sie nicht, und er ist bei ihnen.
In diesen Tagen haben wir oft darüber nachgedacht: Könnte es sein, dass wir uns Christen nennen, viel von Christus reden, ihn aber gar nicht mehr kennen? Dass wir ihn nicht mehr bei uns haben? Er ist schon lange weitergezogen – an die Hecken und Zäune. Deshalb werden auch manche Kirchen leer. Keiner, der eingeladen war, wird mehr beim Abendmahl dabei sein.
Warum wird heute so oft totgeschwiegen, dass es Verlorene gibt, ein Zuletzt-Ausgestoßen-Sein? Dass die Einladung nicht mehr für jeden gilt? Das wurde einst Israel gesagt und trifft uns mit unserer reichen Tradition besonders hart.
Doch es ist wunderbar, solange ich ihnen das Evangelium verkünden kann: Heute lädt er uns an den gedeckten Tisch ein. Komm, bereite dich vor, nimm, wo du es brauchst, und lass dich satt machen.
Die Gaben Jesu, die er dir geben will, sind so wunderbar und groß – mehr, als man verstehen kann. Kommt, es ist alles bereit!
Zeugnis vom Glauben im Alltag und Einladung zum Leben mit Jesus
Als Kind habe ich schon gelernt, dass man, wenn wir mit unserem Vater auf einer Radtour unterwegs waren und irgendwo ein Lokal suchten, die Leute fragen muss. Mein Vater sagte immer: „Man muss die Leute fragen, man muss die Leute fragen, wo es gut ist.“
Die Leute antworteten dann oft, dass es in unserem Ort viele Lokale gibt. Es ist erstaunlich, wie viele Wirtshäuser es in Württemberg selbst im kleinsten Dorf gibt. Mein Vater hatte jedoch immer einen Trick: Er sagte nur ein Wort, um eine ehrliche Antwort zu bekommen. Er fragte: „Wenn Sie essen gehen würden, wohin würden Sie gehen?“
Plötzlich sagte der Mann dann: „Ja, ich gehe nur ins Röschle“ oder „Ich gehe nur in die Krone“. Er meinte damit, dass es ihm dort am besten schmeckt. Mein Vater sagte: „Darauf kann man sich verlassen, da schmeckt es wirklich gut.“
So ist es auch im Glauben. Wenn es einem mit Jesus gut geht, dann ist das die schönste Missionsarbeit, die man leisten kann. Wenn Sie fröhlich mit Jesus leben, sehen das Ihre Kollegen. Wenn Sie ihnen ganz natürlich erzählen, wie Sie mit Jesus sprechen, zum Beispiel: „Heute Morgen ist mir das so groß geworden. Da habe ich mit Jesus gesprochen. Sein Wort hat mich gestärkt, und ich weiß, er ist bei mir.“
Es ist wunderbar, dass wir den anderen zeigen können, woher wir unser Futter bekommen, woher unsere Kraft kommt und wovon wir leben. Dann laden wir andere ein und sagen: „Komm doch, das ist für dich, da wirst du satt!“ Amen!
Gemeinsames Gebet und Abschlusslied
Nun singen wir vom Lied „Ist Gott für mich“, und drehen zu den letzten vier Versen des Liedes 250, Verse 10 bis 13, über zum Beten.
Herr Jesus Christus, wir wollen auch so zu dir aufschauen und hören, dass du nichts anderes willst, als dass wir zu dir kommen – belastet, bedrückt, hungrig, mit vielen, vielen Fragen und Wünschen. Du kannst uns satt machen.
Du willst auf jeden von uns jetzt zugehen, und wir dürfen mit dir all das bereden. Du willst uns dann auch deine wunderbaren Stärkungen reichen.
Wir dürfen dich bitten, dass du jetzt auch bei den Angefochtenen bist, bei den Schwerkranken, bei den Leidenden und bei den Zweifelnden. Gib auch in all den Diensten unserer Gemeinde immer wieder den klaren Wegweiser, den Hinweis auf dich, damit wir den Menschen sagen können: Bei dir ist die Antwort, du hast das Leben. Und wer dich sieht, der hat den Vater.
Vielen Dank, dass du auch dies uns allen jetzt schenkst. Führ uns immer wieder dorthin zurück, dass wir bei dir allein bleiben. Gib in deiner Gemeinde in aller Welt immer wieder diese heilige Konzentration auf dich und dein Wort, sodass alles andere nebensächlich wird – das Nationale, das Politische und das Finanzielle. Du sollst immer in der Mitte stehen mit deinem Wort als der Herr.
So wollen wir dir danken, dass wir auch an diesem Morgen all diese Menschen in den Bürgerkriegen und Unruhen anvertrauen dürfen. Auch die treuen Freunde, an die wir denken, aus unserer Mitte, bitten wir dich an diesem Morgen: Frau Paul, Claudia Münzenmay und andere, wo immer sie leben.
Halte du deine schützende Hand über sie und stärke deine Gemeinde, da wo sie sich heute versammelt unter deinem Wort. Sei du auch bei denen, die ganz allein sind, die im Leiden stehen. Lass sie fröhlich werden, weil sie auf dich schauen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
