Einleitung und Ausgangslage: Der Fall Ahasjas und seine Krankheit
Zweiten Könige Kapitel 1. Wir haben heute das ganze Kapitel; ich lese jetzt den ersten Teil.
Die Moabiter fielen ab von Israel, als Ahab tot war. Ahab war der König und der Ehemann von Isebel.
Ahasja fiel durch das Gitter in seinem Obergemach in Samaria und wurde krank. Er sandte Boten und sprach zu ihnen: „Geht hin und befragt Baal-se-bub, den Gott von Ekron.“ Ekron ist eine Philisterstadt. Er wollte wissen, ob er von dieser Krankheit genesen werde.
Aber der Engel des Herrn redete mit Elija, dem Tisbitter, und sprach zu ihm: „Steh auf und gehe den Boten des Königs von Samaria entgegen. Sprich zu ihnen: Ist denn nun kein Gott in Israel, dass ihr hingeht, um Baal-se-bub, den Gott von Ekron, zu befragen? Darum spricht der Herr: Du sollst nicht mehr von dem Bett herunterkommen, auf das du dich gelegt hast, sondern sollst des Todes sterben.“
Elija ging. Als die Boten zum König zurückkamen, fragte er sie: „Warum kommt ihr zurück?“ Sie antworteten: „Ein Mann kam uns entgegen und sprach zu uns: Geht wieder hin zu dem König, der euch gesandt hat, und sprecht zu ihm: So spricht der Herr: Ist denn kein Gott in Israel, dass du hinsendest, um Baal-se-bub, den Gott von Ekron, zu befragen? Darum sollst du nicht mehr von dem Bett herunterkommen, auf das du dich gelegt hast, sondern sollst des Todes sterben.“
Der König fragte sie: „Von welcher Art war denn der Mann, der euch begegnete und das zu euch sagte?“ Sie antworteten: „Er hatte langes Haar und einen Ledergurt um die Lenden, ganz ähnlich wie Johannes der Täufer.“ Sie meinten, es sei Elija, der Tisbitter. Die Heimatstadt von Elija ist Tisbe.
Die Begegnung mit Elija und die Macht Gottes
Der König sandte zu Elija einen Hauptmann über fünfzig samt seinen fünfzig Mann. Als dieser zu ihm hinaufkam, sah er ihn oben auf dem Berge sitzen. Er sprach zu ihm: „Du Mann Gottes, der König sagt, du sollst herabkommen.“
Elija antwortete dem Hauptmann über fünfzig: „Bin ich ein Mann Gottes, so falle Feuer vom Himmel und verzehre dich und deine fünfzig Mann!“ Daraufhin fiel Feuer vom Himmel und verzehrte ihn und seine fünfzig Mann.
Bevor wir weiterlesen, singen wir jetzt das Lied 541, die Verse 1 und 2 sowie 4 und 5.
Man kann ein so schönes Lied von August Hermann Francke erst richtig verstehen, wenn man es in den kommenden Tagen in großen Sorgen bewährt. Ich kenne eine Hausfrau, die schreibt sich diese Verse immer ab und hängt sie an ein kleines Küchenschränkchen, sodass der Blick beim Kochen immer darauf fällt.
Oder stellen Sie das Lied auf Ihren Schreibtisch und gehen eine ganze Woche mit diesem Lied im Herzen durch den Alltag. „Auf dich harre ich, wenn das Leiden nicht so bald zum Ende eilt.“
Sprechen Sie heute Mittag beim Krankenbesuch einmal darüber, was es bedeutet, auf Gott zu harren und auf ihn zu warten. Ob man dann einen Felsen hat, auf dem man stehen kann.
Das hängt ganz eng auch mit der Geschichte von Ahasja zusammen.
Weitere Sendungen des Hauptmanns und Gottes Heiligkeit
Nun machen wir weiter bei Vers 11.
Ein Hauptmann mit seinen fünfzig Mann war im Feuer umgekommen, das Gott sandte. Dabei sollen Sie wissen, dass Gott ein heiliger Gott ist. Korrigieren Sie lieber Ihr Bild vom lieben Gott, bevor Sie anfangen, in der Bibel solche Stellen herauszureißen.
Der König sandte wiederum einen anderen Hauptmann über fünfzig mit seinen fünfzig Mann zu ihm. Dieser kam zu Elia und sprach zu ihm: „Du Mann Gottes, so spricht der König, komm eilends herab!“ Elia antwortete: „Bin ich ein Mann Gottes, so falle Feuer vom Himmel und fresse dich und deine fünfzig Mann!“ Da fiel das Feuer Gottes vom Himmel und fraß ihn und seine fünfzig Mann.
Der König sandte daraufhin den dritten Hauptmann über fünfzig samt seinen fünfzig Mann. Als dieser zu Elia kam, beugte er seine Knie vor ihm, flehte ihn an und sprach: „Du Mann Gottes, lass mein Leben und das Leben deiner Knechte, dieser fünfzig, vor dir etwas gelten! Siehe, Feuer ist vom Himmel gefallen und hat die ersten zwei Hauptleute über fünfzig mit ihren fünfzig Mann gefressen. Nun aber lass mein Leben etwas gelten vor dir!“
Da sprach der Engel des Herrn zu Elia: „Geh mit ihm hinab und fürchte dich nicht vor ihm!“ Elia machte sich auf und ging mit ihm hinab zum König. Er sprach zu ihm: „So spricht der Herr: Weil du Boden hingesandt hast und hast befragen lassen Baal-Schebub, den Gott von Ekron, als wäre kein Gott in Israel, dessen Wort man erfragen könnte, so sollst du von dem Bett nicht mehr herunterkommen, auf das du dich gelegt hast, sondern sollst des Todes sterben.“
So starb Ahasja nach dem Wort des Herrn, das Elia geredet hatte. Joram wurde König an seiner Stadt im zweiten Jahr, Joram, der Sohn Josaphats, des Königs von Juda. Es gab also denselben Namen für einen König im Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem. Wir sind hier jedoch in Samaria, im sogenannten Nordreich, denn Ahasja hatte keinen Sohn.
Hintergrund und Charakter von Ahasja
Was aber mehr von Ahasja zu sagen ist und was er getan hat, steht geschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Diese Chronik ist uns leider nicht erhalten geblieben. Es kann sich nicht um die Chronik handeln, die wir in der Bibel haben, denn dort finden sich kaum weitere Geschichten über Ahasja.
Der Aufstieg des jungen Mannes Ahasja war phänomenal. Er wuchs in dem gottlosen Königshaus von Samaria auf. Der Einfluss seiner Mutter, der gottlosen Isebel, muss verhängnisvoll gewesen sein. Kaum war die Trauer um den verunglückten und erschlagenen König Ahab vorbei, wurde in Samaria prunkvoll die Krönung Ahasjas gefeiert.
Das war ein großes Fest! Ein wenig können Sie sich das vorstellen, wenn Sie kürzlich die königliche Hochzeit in England im Fernsehen verfolgt haben. Ein rauschendes Fest, bei dem die Leute Fähnchen schwenkten und den König mit „Glück dem König“ zugerufen haben. Doch Ahasja hatte kein Glück. Er war ein armer Mann, der sich nicht durchsetzen konnte.
Auf dem Dach saß ein Kreis, der ihm nicht zu helfen wusste. So lebte Ahasja auf seinem Königsthron. Die Moabiter fielen ab. Einst hatte David dieses Volk in seine Herrschaft einverleibt. Sie gehörten dazu und waren tributpflichtig. Doch als Ahasja auf dem Thron saß, nutzten die Moabiter die Gelegenheit. Er konnte sich nicht entscheiden, sein Königreich zusammenzuhalten.
Der Unfall und die Krankheit des Königs
Vielleicht hat er das alles mit vermehrter Repräsentation und festen Feiern zugedeckt. Vielleicht ist es bei einer abendlichen Party geschehen – man weiß es nicht genau –, als sie oben in der Kühle des Obergemachs ein wenig gefeiert haben. Dann lehnt er sich, etwas müde, an dieses Geländer. Plötzlich bricht es, und der König fällt herunter.
Eigentlich hatte der König alles in seinem Schloss, was man haben muss. Aber irgendwo – Sie kennen das aus Ihrem eigenen Zuhause – gibt es immer so einen Knackpunkt, über den man sich ständig ärgert. Irgendwo rostet etwas durch, irgendwo verliert man immer die Strümpfe, irgendwo bleibt man hängen und stolpert über eine Treppe. Auch im Palast gibt es eben so ein Geländer. Hat der Handwerker da geschlampt oder es nicht richtig gemacht? Oder was war es?
Der König hat sich gar nicht richtig an das Geländer gelehnt, und dann bricht es ausgerechnet bei ihm. Sie können sich vorstellen, wie entsetzt das Heer der Diener auf ihn zustürmt und diesen stöhnenden König aufhebt. Er lebt wenigstens noch, doch sie legen ihn sofort auf sein Bett.
Dann kommen die Ärzte und stellen fest: Oberschenkelbruch, Halsbruch, schwere Prellungen und innere Verletzungen. Nachdem einige Tage vergangen sind, kann der junge König ein wenig seine Gedanken sammeln. Er muss wegen der Gehirnerschütterung ruhig liegen – Sie kennen das ja, wie das so ist.
Dann kommt die Ungeduld: „Ach, wäre ich doch umgekommen! Wenn ich ein Pflegefall wäre – ich bin doch ein junger Mann! Jetzt bin ich ein Pflegefall. Ich will doch nicht abhängig werden von anderen Menschen!“ Und so findet er keine Ruhe.
Die richtige Einstellung zur Krankheit und Gottes Rolle
Ich bin überzeugt, dass hier in dieser Kirche niemand anders reagieren würde, wenn er sich in einer solchen Lage befände. Ich glaube nicht, dass es einen Menschen gibt – außer jemandem, der nicht bei Sinnen ist –, der die Krankheit ertragen und sich mit ihr abfinden könnte.
Da stürmen viele Fragen auf uns ein. Nicht nur: Was wird jetzt aus meinem Amt? Wie laufen die Geschäfte weiter? Sondern vor allem die ganz persönliche Frage: Was wird aus meinem Leben?
Ich bin überzeugt, dass Ahasja sich das vorher nie gefragt hat. Erst in diesem Augenblick, als er da lag und die Ärzte nichts mehr tun konnten, sagten sie: „Wir müssen abwarten. Nächste Woche machen wir wieder ein Bulletin, dann wollen wir sehen, ob wir etwas Besseres sagen können.“ Die Hoffnung war noch nicht aufgegeben.
Mein erster Punkt heute zum Gesamtthema „Worauf es ankommt“ ist die richtige Einstellung zur Krankheit – oder Sie können auch sagen zum Schweren, das Sie erleben.
Ja, fragen Sie mal: Wieso ist das denn passiert? Hat Gott eigentlich die Schraube am Geländer abgesägt? Manche Leute meinen, Gott laufe durch die Welt und stelle den Menschen Fallen. Dass Gott das getan hat, glauben sie. Warum ist Gott so gemein, dass er mich stolpern lässt?
Das ist doch gar nicht wahr. Das Geländer verrostet und bricht – das ist die Welt. Aber Gott läuft nicht ständig mit dem Pinsel herum, um alles neu zu streichen, damit nichts rostet. Gott verhindert oft genug Unglücksfälle in unserem Leben, aber nicht immer. Und erst recht nicht, wenn wir nicht auf seinen Wegen gehen.
Wir sind ihm oft davon gelaufen. Ahasja hat ja nie nach dem Schutz des lebendigen Gottes gefragt. Dann kommt die Frage: Wo ist denn der liebe Gott? Ja, wo soll er denn sein? Dort, wo er immer war.
August Hermann Francke sagt: „Ruft ihn an, er ist zuhause an seinem Platz.“ Aber Ahasja sucht an völlig anderen Orten: im Philistertempel in Ekron und in den Krankheitsseiten. Es zeigt sich, wo wir die Sicherheiten unseres Lebens gesetzt haben.
Es gibt Leute, die sprechen in den ersten Minuten zuerst von ihren Geldkonten, andere reden von den Ärzten. Es ist immer etwas Angst, was uns bewegt. Früher, als man bei Operationen noch ohne Bewusstsein etwas geplappert hat, hatten wir Sorge. Ich auch.
Ich werde hoffentlich nichts von dem unnützen Zeug reden, das meine Gedanken so oft beschäftigt. Bei König Ahasja war es nur: Ich muss wissen, was das ist.
Dann kommt heraus, wo er sein Herz hingehängt hat. Nicht mehr an den Baal seiner Mutter Isebel. Wahrscheinlich war das ein ganz normaler Ablösungsprozess von seinem Elternhaus, dem er nicht vertraut hat. Er setzte auf den Balsebub von Ekron, den Fliegengott, einem Gott, dem man auch Heilkraft zuschrieb.
Übrigens, kennen Sie den Balsebub? Im Neuen Testament war er gefürchtet von den Juden als Beelzebub, der Oberste der Teufel. Baalzebub und Beelzebub sind ziemlich sicher dieselbe dämonische Kraft.
Es ist etwas Merkwürdiges: Die ganze jüdische Tradition sagt, dass hinter diesen Götzenbildern nicht bloß irgendeine Märchenfigur steht – wie Donald Duck oder Onkel Dagobert –, sondern Mächte, die sofort von einem Leben Besitz ergreifen.
Das Furchtbare ist, dass diese dämonischen Mächte einen ergreifen, wenn man ihnen das Herz öffnet. Sie verhindern von diesem Augenblick an, dass man zum lebendigen Gott zurückfindet.
Darum heißt es in der Bibel so streng: Meide den Götzendienst in jeder Gestalt! Es ist uns verwehrt, andere Bilder Gottes anzubeten und ihnen zu dienen. Auch dürfen wir in unserem Kopf keine Gedanken von Gott haben, die mit dem wirklichen Gott, der zu uns durch sein Wort redet, nicht übereinstimmen.
In meiner Jugend hat einmal eine dieser vielen Kriegerwitwen, deren Mann vermisst war, zu meiner Mutter gesagt: „Wissen Sie, die Ungewissheit habe ich nicht ausgehalten, was mit meinem Mann eigentlich los ist. Dann bin ich auch zum Wahrsager gegangen.“ Nicht, dass sie daran geglaubt hätte.
90 Prozent unseres Volkes glauben bestimmt nicht an so viel Zeug, und doch leben sie damit. Dort, wo man sich von Gott abkehrt, bricht in dieses Vakuum die ganze Macht dieser falschen Götter ein – dieser Mächte, die unser Leben zerstören.
Und so sendet man Boden zu dem Balsebub von Ekron: „Lass mich doch wenigstens wissen, was mit meinem Leben wird. Werde ich ein Pflegefall? Komme ich wieder runter?“ Ich glaube ja gar nicht an den Götzen. Ich will bloß wissen, was aus meinem Leben wird.
Wahrhaftigkeit – wenn man diesen Weg beschreitet.
Ja, was ist unsere Einstellung zur Krankheit, wenn sie geschieht? Es gibt gar keinen Menschen, der ganz gesund ist. Unsere jungen Leute haben mehr oder weniger mit Krankheit zu tun.
Haben Sie mal darüber nachgedacht, dass Gott zu unserem Leben auch die Krankheit gegeben hat, auch das Schwere, auch die Sorgen? Da kann mir gar niemand sagen, er müsse ganz ohne Krankheit leben.
Wenn Sie jetzt die Sportler bei der Europameisterschaft sehen: Sie bringen gleich vier Leibärzte mit, weil überall die Achillessehne schmerzt oder die Kniescheibe Probleme macht. Sie müssen gespritzt werden, der Körper ist sehr anfällig.
Die Frage ist, ob Sie über Ihre Krankheit merken: „Ja, ich liege auf einem Lager des Todes.“ Es fragt sich nur, wie viele Tage, Wochen oder Jahre ich noch habe.
Wenn es uns doch bewusst würde, dass es ein unverdientes Geschenk ist, dass wir noch leben und dass das nicht das Ende unseres Lebens ist, wenn man uns zum Pflegefall erklärt.
Sondern dass auch diese Zeit von Gott eine uns zugemessene Zeit sein kann. Überhaupt, dass ich nur nach dem Gott fragen kann, der mich in dieses Leben hineingestellt hat.
Man würde jetzt so gern mit diesem Ahasja reden und ihm sagen: Weißt du es wirklich nicht, dass der Herr, der ewige Gott, nicht müde und nicht matt wird?
Ich würde sogar mit diesem Ahasja ein Seelsorgegespräch am Krankenbett führen. Er interessiert sich nicht fürs Wetter und nicht für die politische Lage. Er interessiert sich nur für die Frage: Ist Gott da?
Wenn sie es wissen wollten, ist das für die Kranken die Kernfrage. Alles andere brauchen sie nicht zu erörtern: Was ist eigentlich los zwischen mir und Gott?
Und dann könnten wir sagen: Weißt du es, König Ahasja? Gott hat Gedanken der Liebe und des Friedens.
„Ja, warum bin ich dann runtergefallen?“ Muss er doch so fragen.
Und wir würden sagen: In der Welt geschieht vieles, was wir nicht verstehen. Aber das hat er am Kreuz festgemacht, dass er uns nicht wegen der Fülle der Bosheiten verstoßen will.
Und wenn unsere Sünde gleich blutrot wäre, liebt Jesus dich. Er streicht die Schuld durch.
Jeder Kranke darf wissen, dass er nicht unter dem Fluch stehen muss.
Viele Kranke in unseren Tagen denken das automatisch. Sie meinen, wenn sie ins Krankenhaus kommen, hat Gott sie gestraft, denn sie haben eine Fülle von Sünden, die sie immer geleugnet haben.
Die ganz Gottlosen unserer Tage empfinden Krankheit als Strafe. Darum fragen sie: „Warum habe ich das verdient?“ Sie sind dann gleich im Rechensystem drin.
Da muss die Seelsorge von ihnen anfangen und sagen: „Passen Sie auf, Gott verrechnet nichts. Das Gericht kommt später.“
Das ist das Wesen dieser Welt: Dass man über Stufen, Felder und Geländer bricht, dass Bakterien uns krank machen.
Aber ich darf wissen, dass ich auch in all dem, was geschehen kann, nicht von Gottes Liebe verstoßen bin.
Ich darf wissen, dass ich ihn in der Krankheit finde und mein Leben plötzlich gesegnet, wertvoll und wunderbar wird.
Ich glaube, Ahasja hätte es nicht hören können. Seine Ohren waren verstopft. Vielleicht hätte er nur gehöhnt: „Wie kann Gott das zulassen, wenn er ein Gott der Liebe ist?“
Die Notwendigkeit der Demut und Beugung vor Gott
Das Zweite, worauf es ankommt, ist, dass man sich beugt, dass man sich demütigt.
Im Palast von Samaria hört man häufig ein Klappern, nachdem die Boten weg sind. Der König hört interessiert zu und fragt: „Kommen Sie schon wieder? Haben Sie gute Nachrichten?“ Er ist gespannt. Dann führt man seine Boten herein, und er fragt: „Was sagt Gott zu Ekron, dem Balse Bub?“ Die Boten schauen auf den Boden und sagen: „Wir waren gar nicht dort.“
„Was wart ihr, ihr wart gar nicht dort?“ – „Nein, wir waren nicht dort. Auf dem Weg kam ein Mann und sagte, wir sollen umkehren.“
„Ja, das habt ihr euch gefallen lassen?“
„Es war doch das Königsgebot, dass er hingeht.“
„Ja“, sagen die Boten.
Sie waren eigentümliche Männer. Man kann aus diesem Vorgang erkennen, dass Gott seinen Boten eine ganz eigentümliche Autorität verleihen kann. Autorität ist ja nie das, was diese Könige auf ihrem Thron demonstriert haben. Das war immer lächerlich und witzig, aber nie ernsthaft.
Dieser Elija, der nichts weiter hat, nicht mal einen schönen Anzug trägt, hat keine imponierende Gestalt wie Johannes der Täufer. Er kommt daher wie ein Landstreicher. Es gibt viele Christen, die ihre Autorität nicht kennen, die sie haben. Sie fragen: „Wie soll ich denn da ein Zeugnis sein können? Wie soll ich einem Kranken das erklären können?“ Dann lassen sie es bleiben, wenn sie nicht wissen, was wir im Glauben bekommen, wenn wir auf Gottes Gebot hingehen.
Ein Elija tritt den Königsboden in den Weg und erreicht, dass sie umdrehen. Ich bin überzeugt, dass in unserer Welt vieles anders laufen könnte, wenn Christen im Namen Gottes ein Zeugnis wären, wenn sie in Sitzungen und Komitees ein Wort sprechen würden, von dem Gott erlebt wird. Wenn sie sagen würden: „Ich fürchte nicht des Königs Grimm. Mein Leben ist an Gott gebunden, und darum entscheide ich mich anders.“
Ich glaube, dass unsere Gesellschaft, die Politik und die Wirtschaft anders aussehen würden, wenn Christen damit rechnen, dass Gott ihnen Autorität gibt.
Aber Ahasja, als er das hört – das ist das Kennzeichen für den gottlosen Menschen – wird erst recht wütend und sagt: „Den werde ich nehmen!“ Dann setzt er seine ganze Macht ein. Was ist das? Ein Hauptmann mit fünfzig Mann. Da baut er auf äußere Macht, auf Gewehrläufe und sagt: „Den werde ich holen.“
Fürchten Sie eigentlich die Welt? Fürchten Sie den Spott der Menschen? Fürchten Sie das Lächerlichmachen durch die Ungläubigen? Warum sind Sie so schweigsam? Immer wieder zeigen sich Kennzeichen wie bei Ahasja, der den Starken markiert.
Diese Haltung – ich weiß nicht, wie Sie jetzt reagieren – macht mir das Herz sehr, sehr schwer. Ich weiß das. Gerade Kranke lehnen sich oft auf: „Ich brauche keinen Trost.“ Ich verstehe, warum ich seit vielen Jahren nicht mehr an die Sterbebecken gerufen werde. „Brauche ich nicht, ich kann allein sterben.“
Der gottlose Mensch bäumt sich so oft auf: „Ich brauche kein Gebet vor der Operation.“ Und dann kommt der ganze Widerstand gegen Gott zum Vorschein. Wer den Boden Gottes verachtet, der verachtet Gott.
Er will sich Elija vornehmen.
Das war der zweite Punkt, worauf es ankommt: dass man sich beugt.
Die Rettung durch Glauben und Gottes Gnade
Das Letzte, was man tut, ist, sein Leben zu retten. Zweimal hat Ahasja sich noch gegen Gottes Willen aufgelehnt. Es ist kaum zu verstehen, dass Ahasja nicht einmal nach dem Unglücksfall zur Besinnung kommt.
In den letzten Sonntagen haben wir immer wieder festgestellt, dass die Besinnung über Gottes Gerichte praktisch nicht vorkommt. Menschen kehren auch nach großen Katastrophen, die jetzt immer wieder passieren – sei es ein Unfall in einem Kernkraftwerk oder Ähnliches – nicht geistlich um. Sie fragen nicht: „Herr, was sollen wir tun?“ und bekehren sich nicht zu Gott. Auch bei Krankheit geschieht das kaum. Stattdessen stehen sie in der Stärke ihrer eigenen Kraft.
Nicht einmal nach den Unglücksfällen besinnt sich Ahasja. Bis zu dem Moment, als der erste Hauptmann kommt. Dieser will sein Leben retten. Eigentlich war er sehr selbstsüchtig und dachte: „So, wie ich bin, will ich nicht umkommen.“ Er ist offen und fragt. Vielleicht ist das der Grund, warum wir Gott suchen: Wir sind nicht so stur und fundamentalistisch gottlos, dass wir sagen, irgendwo will ich durchkommen. Wir möchten fragen, was es bedeutet.
Der Hauptmann geht auf Elija zu und sagt nichts wie: „Denk daran, ich habe auch schon Gutes getan, ich habe für die Kirche geopfert und bin eigentlich von meiner Mutter her ein guter Kerl, deshalb lass mich leben.“ Stattdessen sagt er: „Ich habe nichts verdient, aber lass mich leben, lass die Männer leben.“
Das zeigt uns die Bibel: Das ist der Glaube, der Gott findet – der nichts weiter vor Gott will, keinen Hochmut mehr hat, sondern nur noch bittet: „Herr, lass deine Gnade an mir nicht vorübergehen.“ Und Gott geht darauf ein. Ja, dieser Mann kann am Leben bleiben.
So wenig ist nötig, um Gott zu finden und von ihm bewahrt zu sein. Dieses kleine Offensein für ihn ist die kleine Tür, durch die man zu ihm Eingang findet.
Für den Hauptmann war das schwierig. Er lebte in einem untertanen Verhältnis. Als Offizier war er an die Weisungen seines Königs bedingungslos gebunden. Das wäre Fahnenflucht gewesen, wenn er sie nicht ausgeführt hätte. Das schildert er in seiner ganz schlichten Hilflosigkeit dem Mann Gottes.
Gott rettet ihn aus dieser Umklammerung. Der Hauptmann lügt kein bisschen. Er ist seinem König treu. Er geht mit seinen Soldaten zu dem Berg, wo Elija wohnt. Aber er tut nicht, was er vom Gewissen her nicht tun kann – das ist Christenhaltung.
Christen sind nicht die Berufsrevolutionäre unserer Demokratie, die sich gegen alles und jedes auflehnen. Es gibt Punkte, an denen Christen immer wieder sagen können: „Das kann ich aus meinem Gehorsam vor Gott nicht.“ Ganz bestimmt heute dort, wo Krankenschwestern oder Ärzte gesundes menschliches Leben töten oder andere Dinge tun, die sie nicht verantworten können. Sie wissen genau, wo in ihrem Leben der Punkt ist, an dem sie sagen: „Ich kann das nicht.“
Der Hauptmann nennt das Elija. Das war mir so eindrucksvoll, als eine Frau mich besuchte und erzählte – ich weiß nicht, ob sie die Geschichte schon erzählt hat –, dass sie eine Arbeitsstelle suchte, eine Halbtagsstelle außerhalb von Stuttgart. Sie wurde angenommen und dann wurde ihr die Stelle zugewiesen – dort, wo Kinder abgetrieben werden.
Sie wusste: Wenn sie die Stelle aufgibt, gibt es keine Halbtagsstellen mehr für eine ältere Krankenschwester. Also ging sie zum Personalchef des städtischen Krankenhauses und sagte: „Da mache ich keine Arbeit, ich kann das als Christ nicht.“
Er war so überrascht, dass er ihr die Stelle im Kinderzimmer übertrug und sagte: „Solche Frauen suchen wir dort.“ Das ist nicht selbstverständlich, sondern ein Wunder Gottes. Er hilft manchmal denen, die in der Bedrängnis sind, die ihm vertrauen, und lässt sie Wunder über Wunder erleben, weil sie Gott mehr trauen als den Menschen.
Dann geht Elija mit dem Hauptmann. Es wird auch für Elija schwer gewesen sein. Denken Sie nie, dass sein Glaube und Vertrauen so fest waren. Er war ja ein zitternder Mann. Wir kennen ihn doch, wie er in der Wüste sein Leben aufgeben und sterben wollte.
Jetzt muss er mitgehen und noch einmal in das Krankenbett treten und dem Hauptmann Auge in Auge sagen: „Du kommst hier von diesem Bett nicht herunter!“ Woher hatte Elija diesen Mut?
Es ist schwer, Menschen zu sagen, dass es keine anderen Wege gibt, keine anderen Rettungen für unser Leben, als die Liebe, die Gott uns in Jesus schenkt, anzunehmen.
Abschluss und Ausblick: Zeugnis in der Welt und Vertrauen auf Gott
Am Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, wie einst die Jünger durch Samaria gezogen sind. Ihnen fiel dabei eine Geschichte ein: Die Leute dort waren so unfreundlich, dass sie ihnen nicht einmal ein Bett im Gasthaus angeboten haben. Sie durften nicht einmal unter der großen Linde nachts ein wenig schlummern. Man sagte zu ihnen: „Raus mit euch!“
Daraufhin dachten sie, sie müssten es machen wie Elija. Als damals die Ehre der Gottesboten angetastet wurde, fiel Feuer vom Himmel. Jesus las ebenfalls, wie Feuer vom Himmel fiel. Wie gesagt, wisst ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid.
Wir stehen einer Welt gegenüber, die Gott und sein Wort hasst. Aber Jesus lässt heute nicht mehr Feuer vom Himmel fallen. Stattdessen lässt er uns feurige Kohlen auf die Häupter der Spötter sammeln. Wir dürfen das Böse mit Gutem überwinden und ein Zeugnis sein. Wir sollen wie Elija auf den lebendigen Gott schauen, den Gott, vor dem ich stehe.
Wir sollen Menschen sein, die anderen helfen können, ihre Leiden und Nöte richtig vor dem lebendigen Gott zu verstehen. Indem wir sie auf das eine hinweisen: Es gibt einen Felsen, auf dem man stehen kann, weil Gott dich mit seiner starken Hand hält und dich nicht loslässt. Das kannst du nur da erfahren, wo er dich als verlorenen und gottlosen Menschen angenommen hat und zu seinem Kind macht.
Ich möchte in diesem Gottesdienst auch Sie fragen, ob Sie das in Ihrem Leben so sicher wissen, dass Sie sagen können: Egal, was morgen geschieht, ich weiß, dass ich in der Hand Jesu Christi geborgen bin. Darauf kommt es an, nichts anderes. Amen.
Nun singen wir vom Lied 306 alle fünf Verse. Wir wollen dieses Lied ein wenig aufgeteilt singen, weil alle Verse nun eine Antwort geben. Wir singen den ersten Vers miteinander, den zweiten dann nur die Frauen.
Bevor die Männer kommen, möchte ich noch darauf hinweisen: Es ist immer so schwierig in unserem Gesangbuch mit den Melodien. Am Anfang gibt es keine halbe Note, das ist eine andere Melodie, die hier reingedruckt ist. Erst bei dieser zweiten Folge erscheint eine halbe Note. Das ist eine Katastrophe, dass es so verwirrend gedruckt ist.
Die Männer singen nun dennoch den dritten Vers. Den vierten Vers singen alle jungen Leute unter dreißig Jahre miteinander.
Lieber Herr, du führst uns immer wieder in schwere Wegstrecken hinein. Du lässt ausdrücklich geschehen, dass Menschen uns Böses tun, dass Unglücksfälle passieren und dass auch unser Leib immer mehr von Krankheit gezeichnet wird.
Dann hilf uns doch, dass wir in diesen Krisen unseres Lebens zur wahren Heilserkenntnis durchbrechen. Wir wollen auch mit der Erfahrung, die du uns in den nächsten Tagen schenkst, anderen, die in der Krise sind, zum Glauben helfen. Gebrauche uns dazu und unser Wort, das wir sprechen.
Herr, es tut uns leid, dass wir so oft Belangloses mit leidenden Menschen gesprochen haben. Dass wir feige waren, ihnen das Wichtigste zu sagen. Wir wissen auch, dass du das Herz aufschließen kannst.
Wenn jemand hier unter uns ist, der nicht gewiss ist, dass deine starke Hand ihn halten will, dann gib du doch Gewissheit. Gib Mut, es jetzt im Gespräch zu klären und zur Gewissheit durchzubrechen.
Wir wollen dich bitten für alle, die über die Kassette mit unserem Gottesdienst verbunden sind, ganz besonders auch für die Kranken, die schon so lange liegen und Fragen haben. Richte du sie durch dein Wort auf, dass sie auf dich harren und fröhlich werden.
Mögest du ihre Krankenzeit viel reicher machen als viele Jahre der Gesundung vorher. Wir sind so dankbar, dass du als der schenkende und tröstende Gott uns auch im Leben begegnest.
Bewahre uns vor Hochmut, vor Auflehnung und vor Murren gegen deine Wege und deine Führungen. Gib uns das demütige Herz vor dir.
Wenn wir in die neue Woche hineingehen, bitten wir dich, dass du auch den neu anfangenden Schülern und Lehrern und jedem an seinem Arbeitsplatz die Festigkeit gibst, dein Bote zu sein. Dass sie auf dich schauen, vor dir leben und alles mit dir beginnen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.