Einleitung und Überblick über die ersten Kapitel
Wir blieben gestern im Kapitel 3 stehen. Heute Abend werde ich etwas ausführlicher über den Rest dieses Kapitels sprechen. Ich finde, das passt gut für eine Stunde am Abend. Dabei möchte ich nicht zu viel Text oder zu viele unterschiedliche Themen mit euch durchgehen.
Wir haben festgestellt, dass Gott in den ersten zehn Kapiteln von 4. Mose alles ordnet – und zwar im Hinblick auf seinen Wohnort, die Stätte, an der seine Herrlichkeit wohnt. Alles wird darauf bezogen.
Zunächst werden die Krieger gemustert. Wir haben das auf uns angewendet: Jeder Christ, jeder Erlöste, der mit Namen berufen ist, hat den Auftrag, die Verpflichtung und die Aufgabe, das Evangelium, das Glaubensgut sowie die Wahrheit des Alten und Neuen Testaments zu verteidigen.
Diese Aufgabe, dieser Auftrag und Dienst ist für alle gleich. Jeder trägt diese Verantwortung. Niemand kann sich vor Gott damit entschuldigen, dass der Prediger so gepredigt hat, in der Gemeinde etwas anders gelehrt wurde oder dass es in irgendeinem Blatt so stand, weshalb man das geglaubt habe.
Jeder ist persönlich vor Gott verantwortlich für das, was er glaubt. Ebenso ist jeder verpflichtet, Irrtum abzuweisen – mindestens für sich selbst. Je nach Dienst und Aufgabe im Haus Gottes soll man auch öffentlich dagegen Stellung beziehen und Position beziehen.
Die Leviten und ihre unterschiedlichen Aufgaben
Also, die Krieger haben eine Aufgabe, die alle gemeinsam haben. Nun kommen wir zu den verschiedenen Aufgaben der Leviten. In 4. Mose 3,21 werden uns die drei verschiedenen Familien der Leviten oder die drei verschiedenen Vaterhäuser der Leviten genannt und gezählt. Dabei wird jeweils ihre Aufgabe genannt.
Soviel haben wir gestern schon gehört: Die Leviten sind Diener. Das bedeutet, sie sind diejenigen, die durch ihren Dienst dafür sorgen, dass die Anbetung Gottes gefördert, gewährleistet und unterstützt wird.
Im Neuen Testament entsprechen diese Diener den verschiedenen Gaben und Diensten, die der Herr als das Haupt des Leibes dem Leib gegeben hat. Dabei haben wir es mit Verschiedenheiten der Dienste zu tun. Zwar sind wir alle Leviten, aber die Leviten haben unterschiedliche Aufgaben. Alle besitzen Gaben und haben einen Dienst, doch nicht alle haben denselben Dienst.
Wir wollen jetzt kurz diese drei Gruppen unter den Leviten miteinander durchgehen. Anschließend wollen wir uns einige Fragen aus dem Neuen Testament stellen, die unsere Aufgabe und unseren Dienst betreffen.
Vorhin betete jemand, dass Gott ihm zeigen möge, was seine Aufgabe und sein Dienst sein könnten. Zum Schluss wollen wir uns daher die Frage stellen: Wie können wir erkennen, womit es beginnt, dass wir unsere persönliche Aufgabe und unseren persönlichen Auftrag erkennen?
Die Familie der Gersoniter: Dienst am Zelt und die Menschwerdung Christi
Wir lesen gemeinsam die Verse 21 bis 26 aus 4. Mose 3, die von Gerson, der Familie der Libniter und der Familie der Simeiter handeln.
Das sind die Familien der Gersoniter. Ihre Gemusterten, nach der Zahl aller männlichen Personen von einem Monat an und darüber, betrugen siebentausendfünfhundert. Die Familien der Gersoniter lagerten hinter der Wohnung gegen Westen. Der Fürst des Vaterhauses der Gersoniter war Eljasaf, der Sohn Laels.
Die Hut der Söhne Gersons am Zelte der Zusammenkunft war die Wohnung und das Zelt, seine Decke und der Vorhang vom Eingang des Zeltes der Zusammenkunft sowie die Umhänge des Vorhofs und der Vorhang vom Eingang des Vorhofs. Dieser Vorhang umgab die Wohnung und den Altar ringsum, ebenso wie seine Seile zu all seinem Dienst.
Nun, was die drei Familien der Leviten alle tun, ist, dass sie Teile des Zeltes der Zusammenkunft tragen. Das steht in Kapitel 4, wo beschrieben wird, dass sie berufen sind zu tragen. Ich lese dazu den Vers 19: Aaron und seine Söhne sollen hineingehen und jeden einzelnen der Kehatiter, nämlich wie der Zusammenhang deutlich macht, an seinen Dienst und an seine Traglast stellen.
Dann die Verse 22 und 23: Nimm die Summe der Söhne Gersohns nach ihren Vaterhäusern, nach ihren Familien, von dreißig Jahren und darüber bis zu fünfzig Jahren. Du sollst sie mustern, alle, welche in die Arbeit treten, um den Dienst am Zelte der Zusammenkunft zu verrichten. Dies ist der Dienst der Familien der Gersoniter im Dienen und Tragen. Sie sollen die Teppiche der Wohnung und so weiter tragen.
Also trugen die Leviten, nachdem die Stiftshütte abgebaut worden war, die verschiedenen Teile der Stiftshütte durch die Wüste. Wir haben das so allgemein formuliert, dass die Krieger die Aufgabe hatten, das Zeugnis zu bewahren und das Glaubensgut zu verteidigen. Die Leviten hingegen sind solche, die das Glaubensgut bewahren und es durch die Zeit tragen.
Das, was Gott den Aposteln gegeben hat, was die Apostel gelehrt haben und was wir von den Aposteln empfangen haben, auch vom Herrn Jesus selbst, das sollen wir bewahren und durch die Zeit tragen. Es geht darum, das Bewahren, Erhalten und Weitergeben.
Darum geht es beim Dienst der Leviten und den verschiedenen Aufgaben und Diensten, die Gott in seinen Leib gelegt hat. Sie sorgen dafür, dass all das, was uns Gott in seinem Sohn, im Evangelium, geschenkt hat, bewahrt, erhalten und wirksam bleibt. Nichts darf verloren gehen oder auf der Strecke bleiben, weder in den Jahren, die wir persönlich durch die Welt gehen, noch in den Jahrhunderten, in denen die Gemeinde Gottes unterwegs ist – seit Pfingsten bis zu ihrem Ziel.
Eine gewaltige Aufgabe, eine hohe Berufung, ein großes Vorrecht.
Denken wir daran: Die Leviten wurden anstelle aller Erstgeburt genommen. Sie repräsentierten vor Gott die Erstgeborenen. Wir hörten gestern, wofür Erstgeburt steht: Vorzug an Kraft, Hoheit an Macht, das Vorzügliche.
Die Gemeinde wird an einer Stelle als die Versammlung der Erstgeborenen bezeichnet. Weiß jemand, wo die neutestamentliche Gemeinde so genannt wird? Im Hebräerbrief, Kapitel 12, Vers 23 steht: „Ihr seid gekommen zu der allgemeinen Versammlung, zu der Versammlung der Erstgeborenen.“
Das sagt etwas aus über die Würde, die jeder Erlöste in den Augen Gottes hat. Er sieht jeden Einzelnen an wie seine Erstgeborenen.
Und wir verstehen, dass wir, wenn wir bedenken, was für eine ungeheure Aufgabe Gott uns Menschen, Staubgeborenen, solchen, von denen wir hörten, dass sie Söhne Adams von Natur sind, gegeben hat: Die Wahrheit, die seinen Sohn, die Person seines Sohnes, das Werk seines Sohnes und alle ihre Ergebnisse betreffen, sollen wir bewahren, erhalten und durch die Zeit tragen.
Was für ein gewaltiges Vorrecht, was für eine hohe Berufung! Wie hat uns doch Gott damit gewürdigt!
Der Dienst der Gersoniter als Evangelistendienst
Nun zu Gerson und dem Dienst der Gersoniter. Die Gersoniter mussten die Wohnung tragen, wie es in Vers 25 heißt. Die Aufgabe der Söhne Gersons am Zelt der Zusammenkunft war es, die Wohnung und das Zelt zu tragen, ebenso die Decke und den Vorhang am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft sowie die Vorhänge des Vorhofs. Es ging also um all die Dinge, die man von außen sieht.
Das Zelt selbst mussten sie tragen, das eigentliche Zelt. Dieses Zelt ist ganz eindeutig und ohne Widerspruch ein Hinweis auf die Menschwerdung des Sohnes Gottes. Das macht das Johannesevangelium sehr deutlich. In Johannes 1,14 steht dieser berühmte Vers: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Im griechischen Text steht für „wohnen“ ein ganz besonderes Wort. Dort heißt es nicht einfach „wohnen“, sondern „zeltete unter uns“. Das Wort für „wohnen“ ist also ein Begriff, der das Zelten, das temporäre Wohnen in einem Zelt, ausdrückt. So zeigt das Zelt, also das Äußere, das man sah, an der Stiftshütte einen Hinweis darauf, dass Gott in Menschengestalt unter uns erschienen ist und unter uns gewohnt hat.
Die Menschen haben das wahrgenommen – ob sie damals daran glaubten, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes war, ist eine andere Frage. Aber dass Jesus Christus hier unter uns gelebt hat, das haben die Menschen erkannt. Sogar Historiker haben dies am Rande vermerkt. Und daran glauben auch die Gottlosen bis heute. Das lässt sich beobachten.
Auch der Vorhof ist das, was man von außen sieht. Gerson hatte die Aufgabe, das zu tragen, was man von außen sehen konnte. Wenn sich Außenstehende dem Lager näherten, konnten sie dies von außen wahrnehmen. So scheint es mir, dass der Dienst der Gersoniter besonders dem Evangelisten entspricht, der die Wahrheit über die Menschwerdung des Sohnes Gottes und alles, was das für den Menschen bedeutet, präsentiert und verkündigt.
Wir sollten nicht denken, dass es eine kleine Sache ist, den Menschen zu sagen, dass Gott Mensch wurde. Das ist eine gewaltige Botschaft. Damit hängt natürlich auch zusammen, dass der Evangelist an der vollkommenen Gottheit Jesu Christi und an seiner vollkommenen Menschheit festhält, sie bezeugt und verkündet.
Die Gersoniter trugen den Vorhof. Doch wie war der Vorhof beschaffen? Aus welchem Material bestand er? „Büssers“ – was ist das? Büssers war Leinwand, auf jeden Fall weiß. Manche sagen, es sei ägyptische Baumwolle, aber sicher ist, dass sie weiß war.
Wovon spricht „weiß“ in der Bibel? Weiß steht für Reinheit und Heiligkeit. Das ist bemerkenswert. Vielleicht hätten wir das nicht erwartet oder vermutet. Der erste Eindruck, den ein Fremder bekam, wenn er sich diesem Lager näherte und das Zelt sah, war Abgrenzung. Es gab etwas, das zeigte: Hier kannst du nicht einfach vorbeigehen.
Was trennt den Menschen von der Gegenwart Gottes? Warum kann der Mensch sich nicht einfach so nähern? Weil Gott heilig ist. Die Heiligkeit Gottes verwehrt den Menschen den Zugang zu seiner Gegenwart. Wir sollten uns daran erinnern, dass es zur Aufgabe des Evangelisten gehört, die Heiligkeit Gottes und die heiligen, gerechten Forderungen Gottes zu verkündigen.
Das geschieht heute nur sehr selten. Was mich betrifft: Bei mir hat die Wiedergeburt, die Errettung, einen immer stärkeren Eindruck von den Forderungen Gottes an mich und von seiner Heiligkeit hinterlassen – und die Erkenntnis, dass ich diesen Forderungen nicht genüge.
Es ist bekannt, dass John Wesley eines seiner wichtigsten und mit großem Nachdruck verkündeten Themen die Heiligkeit Gottes war. Und doch war er ein Evangelist. Er verkündete die Heiligkeit Gottes und zitierte Verse aus dem dritten Mosebuch: „Du sollst heilig sein, denn ich bin heilig.“ Er verkündete die Heiligkeit Gottes, die Wahrheit Gottes und die Gerechtigkeit Gottes. Dadurch kamen Hunderte und Tausende von Menschen zum Glauben. Sie wurden ihrer Sündhaftigkeit überführt, ins Licht der Gegenwart Gottes gestellt und beugten sich so vor Gott.
Vergessen wir nicht, dass der Herr Jesus als Erstes verkündigte: „Tut Buße!“ Warum muss man Buße tun? Weil man sündig, verdreht, verkehrt und voller Bosheit vor einem gerechten Gott ist. Das war auch die Botschaft der Apostel. Sie verkündeten Buße.
Ich meine, dass der Evangelist seinen Dienst darin sieht, die Heiligkeit Gottes und die Gerechtigkeit Gottes so zu verkündigen, dass der Mensch in die Gegenwart Gottes, ins Licht Gottes gestellt wird. Dann geschieht das, was in Psalm 90 steht. Mose betet dort: „Unser verborgenes Tun hast du vor das Licht deines Angesichts gestellt.“
Zu diesem Thema sollten wir vielleicht noch einen weiteren Vers lesen: Offenbarung 20,11: „Und ich sah einen großen weißen Thron.“ Warum ist dieser Thron weiß? Weil er von der unbeugsamen Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes zeugt.
Das gehört zur Botschaft des Evangelisten. Wir sind es dieser Welt schuldig, die Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes zu präsentieren, zu verkündigen und zu bezeugen. Natürlich gilt das nicht nur für den, der im engeren Sinn ein Evangelist ist, sondern für alle, die sich an diesem Bekenntnis und Zeugnis beteiligen.
Weitere Details zum Dienst der Gersoniter
Ich möchte noch einige Details anführen, die weiter unterstützen, dass es hier wohl um diesen Dienst geht: das Verkündigen Gottes und dessen, was Gott in seinem Sohn der Welt gegenüber getan hat.
Der Name Gerson ist abgeleitet vom hebräischen Verb Garash, das so viel bedeutet wie „erobern“. Es geht also darum, zu erobern, Menschen zu gewinnen. Gerson bedeutet ungefähr „Eroberung“. Er lagert gegen Westen. Westen heißt aus israelitischer Sicht „Mehrwert“. Auf Hebräisch heißt Westen „Jamaa“, was Mehrwert bedeutet, weil im Westen für Israel das Meer lag.
Hier können wir sicher einen Hinweis darauf sehen, dass das Zeugnis sich mehrwärts richtet, also gegenüber dem Meer, der Masse der Völker und Menschen. Das Meer steht in prophetischer Sprache oft für die Masse der Völker und Nationen, siehe Jesaja 17. Das ist ja das Arbeitsfeld des Evangelisten. Wir stehen mittendrin im Arbeitsfeld und haben um uns herum das Meer, in das wir das Netz auswerfen.
Jesaja 17,12-13 sagt: „Wehe dem Getümmel vieler Völker, wie das Brausen der Meere brausen sie, und dem Rauschen von Völkerschaften, wie das Rauschen gewaltiger Wasser rauschen sie.“ Die Völker werden hier mit dem Meer verglichen.
Oft ist es hilfreich und interessant, die Namen zu beachten, auch die Namen, die im Vers 24 vorkommen. Man kann die Namen nicht immer deuten, und manchmal werden etwas phantasievolle Deutungen angeboten. Dabei sollte man zurückhaltend sein, im guten Sinne.
Das Neue Testament gibt uns ein ganz eindeutiges Beispiel dafür, dass wir Personennamen und Ortsnamen deuten sollen und dass diese eine Botschaft enthalten. Wer könnte ein Beispiel nennen? Ich denke an Melchisedek, König von Salem, siehe Hebräer 7. Dort wird der Name übersetzt: Melchisedek bedeutet „König der Gerechtigkeit“, und König von Salem heißt „König des Friedens“.
Der Ort Salem und der Name Melchisedek sind nicht zufällig oder beliebig, sondern haben eine Bedeutung. Hebräer 7,2 sagt: „Welchem auch Abraham den Zehnten zuteilte von allem, der erstlich verdolmetscht König der Gerechtigkeit heißt, Melchi-Sädek, König der Gerechtigkeit. So dann aber auch König von Salem, das ist König des Friedens, Salem bedeutet Frieden.“
Diese beiden Namen haben also eine klare Aussage. In 4. Mose 3,24 wird der Fürst der Gersoniter genannt: El-Jasaf. El-Jasaf heißt „Gott hat hinzugetan“ oder „Gott tut hinzu“. Und das geschieht ja durch das evangelistische Zeugnis.
El-Jasaf ist Sohn des Lael, und Lael heißt „für Gott“. Genau das ist es, was der Evangelist will und was auch wir wünschen, wenn wir evangelistisch arbeiten: Wir wollen Menschen nicht für uns gewinnen, für unsere Gruppe, für irgendeine Ideologie, sondern wir wollen Menschen gewinnen für Gott, für Gott!
Ich hoffe, dass wir auch dieses Herz haben, dass wir in Menschen, die wir für den Herrn gewinnen, auch erwarten und hoffen, dass sie Knechte und Mägde Gottes werden, die für ihn leben wollen, also für Gott.
Ferner hat der Gersonit das Tor zum Vorhof. Es gibt nur eine Öffnung in diesem Vorhof, die von allen Seiten abgeschlossen ist. Die Heiligkeit Gottes schließt den Sünder von seiner Gegenwart aus. Es gibt aber ein Tor, eine Öffnung in diesem Vorhof, und dieses eine Tor ist der Herr Jesus.
Auf dieses Tor weist der Evangelist hin. Es gibt die Möglichkeit, dass du, obwohl Gott heilig ist und du ein Sünder bist, dennoch in die Gegenwart Gottes treten kannst – und zwar durch dieses Tor.
Ich kann jetzt nicht näher auf Einzelheiten eingehen, aber das Tor selbst, wie es aussah, aus welchen Farben und Werkstoffen es bestand, sind alles Hinweise auf die Person des Herrn Jesus. Ich denke, wir sollten uns nicht schämen, auch vor Menschen von der Schönheit des Herrn zu reden: wie schön er ist, wie ergreifend, wie faszinierend und unvergleichlich er ist.
Die verschiedenen Seiten seiner Person zu beschreiben und davon zu reden, das tut der Evangelist, das ist das evangelistische Zeugnis.
Wir sollen die evangelistische Wahrheit nicht nur bewahren und erhalten, also nicht nur daran festhalten, sondern sie auch verkündigen und tun, wie wir es in der Apostelgeschichte lesen.
Es ist eine sonderbare Sache: Es gibt Menschen, die denken, sie seien Lehrer, ihr Dienst sei der Lehrdienst, also seien sie keine Evangelisten, und deshalb müssten sie nicht evangelisieren.
Wem gab der Herr Jesus den Missionsauftrag? Wem sagte er: „Ihr sollt meine Zeugen sein“? Den Aposteln, den elf Aposteln. Sie waren gewiss alle größere Lehrer als jeder heute lebende Lehrer. Und sie schämten sich keineswegs, den Menschen die Botschaft der Buße und der Bekehrung des Evangeliums zu sagen.
Ich denke auch – ich weiß nicht, in welchem Buch das steht – wenn wir irgendwann einmal meinen, wir seien geistlich so weit, dass wir nicht mehr evangelisieren müssten, sind wir tief gefallen und müssen Buße tun.
Ich bin dankbar für die Vorbilder, die ich diesbezüglich in Pakistan und Indien hatte. Ich kam zum Glauben durch ganz einfache Leute. Das Hauptwerkzeug, das der Herr gebrauchte, um mich zum Herrn zu bringen, war ein Mann, der nicht einmal lesen konnte, ein Analphabet.
Was er konnte, war beten, und er hatte ein ungeheuer gutes Gedächtnis. Einfach durch das Sitzen und Zuhören, wie andere aus der Bibel in den Zusammenkünften lasen, konnte er Hunderte und Hunderte von Bibelstellen zitieren.
Er verkündigte das Evangelium, stand da und sagte immer den Vers, den jemand vorlesen sollte. Der Mann war, wie gesagt, ein Stotterer. Wenn er mit jemandem sprach, sagte er: „Wie geht es dir? Ah, geht es dir gut, freut mich.“ So sprach er.
Wenn er aber evangelisierte, also das Evangelium verkündigte, dann sprach er fließend. Der Mann konnte wirklich beten, war ein Beter.
Das waren ganz einfache Leute. Ich wohnte bei ihnen etwa drei Monate. Jeden Tag, nachdem Feierabend war – gegen fünf oder sechs Uhr – kamen sie von der Arbeit nach Hause. Dann trafen sie sich, beteten zusammen und gingen in ein Dorf, luden dort Leute ein und verkündigten das Evangelium.
Abend für Abend für Abend. Sonntags versammelten sie sich, um den Herrn anzubeten, im Brechen des Brotes und im Trinken des Kelches seinen Tod zu verkündigen. Sie lasen das Wort, lehrten und erbauten sich gegenseitig im Glauben.
Als ich dann nach Indien kam, merkte ich, dass dort genau dasselbe geschah. Die Geschwister dort versammelten sich sonntags, meist um neun Uhr, und blieben drei bis vier Stunden zusammen. So lange dauerten die Gottesdienste. Danach aßen sie gemeinsam.
Am Sonntagnachmittag ging die ganze Gemeinde hinaus auf die Straßen und evangelisierte, verkündigte das Evangelium.
Das ist Aufgabe und Auftrag aller Gläubigen, auch wenn wir nicht alle im engeren Sinn Evangelisten sind.
Ich sage das als jemand, der hauptsächlich einen Lehrdienst tut: Evangelisieren, das evangelistische Arbeiten, befruchtet auch den Lehrdienst ungemein.
Die Dinge, die wir sonst in der Versammlung lehren, die die Welt nicht sieht und kennt, werden uns kostbarer und teurer und vor unseren Augen größer, wenn wir auch in Berührung mit Menschen in der Welt stehen und ihnen den Herrn bezeugen.
So viel zu diesem Dienst der Gersoniter.
Der Dienst der Kehatiter: Bewahrung der Geheimnisse Gottes
Dann die Kehatiter, und von Kehat die Familie der Amramiter, die Familie der Jitzhariter, die Familie der Hebroniter und die Familie der Usjeliter. Das sind die Familien der Kehatiter. Nach der Zahl aller männlichen Personen von einem Monat an und darüber waren es achttausendsechshundert, welche der Hut des Heiligtums warteten.
Die Familien der Söhne Kehats lagerten an der Seite der Wohnung gegen Süden. Der Fürst des Vaterhauses der Familien der Kehatiter war Elizafan, der Sohn Ussiels. Ihre Aufgabe war die Hut der Lade, des Tisches, des Leuchters und der Altäre. Auch die Geräte des Heiligtums, mit welchen man den Dienst verrichtete, sowie der Vorhang und dessen ganzer Dienst gehörten zu ihrem Verantwortungsbereich.
Der Fürst der Fürsten Levis war Eleazar, der Sohn Aarons, des Priesters. Er war Aufseher über diejenigen, die der Hut des Heiligtums warteten.
Nun, die Dinge, die Kehat tragen musste, waren die Lade, der Tisch, der Leuchter und die Altäre. Welche Altäre? Der Brandopferaltar im Vorhof und der Räucheraltar im Heiligtum – die Altäre und die Geräte des Heiligtums. Die Kehatiter trugen Dinge, die kein Mensch je sah. Auch sie selbst sahen diese Dinge nicht, denn bevor sie sie tragen durften, wurden sie eingepackt. Das steht in Kapitel 4.
Die Priester allein hatten diese Dinge gesehen. Es gibt Dinge, die die Welt nie sieht, die Menschen nie erkennen, nie davon hören und nie begreifen werden. Diese Dinge sind es, mit denen sich die Kehatiter befassen, die sie tragen, bewahren und erhalten.
Hier geht es besonders um den Dienst der Lehre – der Lehre der Gedanken Gottes. Es sind die Gedanken, die Gott den Seinigen entfaltet, wo er zu den Seinigen spricht über die verschiedenen Herrlichkeiten seines Sohnes, die Geheimnisse, die er uns geoffenbart und enthüllt hat. Dinge, die verborgen sind und die die Welt nie sieht.
Wenn wir uns anschauen, worin diese Dinge bestehen, bekommen wir einen guten Eindruck davon, welche die großen Gegenstände dieser Geheimnisse Gottes sind – die Lade. Wer weiß, aus welchen Werkstoffen die Lade gemacht war? Aus Holz und Gold. Holz und Gold – ein Hinweis auf die zwei Naturen des Herrn Jesus: wahrer Mensch und wahrer Gott.
Und das ist wohl das Wichtigste: die Lehre des Christus. So sagt Johannes im zweiten Johannesbrief, die Lehre des Christus, seine Natur, seine wahre Menschheit, seine wahre Gottheit, seine ewige Gottessohnschaft. Seine Menschwerdung, seine sündlose Menschheit, seine vollkommene Gottheit – all das sind Wahrheiten, die wir bewahren, erhalten und weitergeben müssen. Auch verteidigen, denn gerade diese beiden Dinge sind im Lauf der Jahrhunderte beständig angegriffen worden.
In der Bundeslade waren die Tafeln des Gesetzes. In Psalm 40 sagt der Psalmist durch den Geist Gottes – es ist der Geist Christi, der durch ihn spricht –, dass er das Gesetz Gottes in seinem Herzen hat. Psalm 40: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust, und dein Gesetz ist in meinem Herzen.“
Der Herr Jesus war der einzige Mensch, der Gott vollkommen untertan war, der ihm in allem gehorsam war. Die Lehre ist etwas, das die Evangelisation befruchtet. So ist es umgekehrt auch: Das Lehren gibt der Evangelisation und dem Evangelistensubstanz. Sie ergänzen einander und greifen ineinander.
Darum ist es schade, und darum werden wir arm, wenn wir Spezialisten werden – wenn man Gruppen nur von Evangelisten bildet, Ausbildungsstätten und Evangelisationsteams, die nur evangelisieren. Das Anliegen ist sicher gut und recht, aber jeder, der so etwas macht, merkt mit der Zeit, dass man die Substanz langsam verliert.
Darum braucht auch der Evangelist – und hoffentlich bekommt er das in der örtlichen Versammlung – Lehre und Substanz, die ihm immer wieder die Herrlichkeit des Sohnes Gottes vor Augen stellt, die Gott ihm enthüllen kann. Das füllt sein Herz, und mit seinem vollen Herzen kann er so, wie es der Mensch in der Welt verstehen kann, ihm mitteilen und verkündigen. Natürlich nicht alles.
Also die Bundeslade, dann der Tisch. Der Tisch mit den Schaubroten, mit den zwölf Broten. Die Zahl zwölf erinnert natürlich an die zwölf Stämme Israels, also muss das etwas zu tun haben mit dem Volk Gottes, den Erlösten.
Das Brot ist aber auch ein Hinweis auf den Sohn Gottes. Er ist das wahre Brot, das aus dem Himmel auf die Erde gekommen ist und den Menschen das Leben gibt. Es zeigt uns, dass das Volk Gottes, seine Erlösten, mit Christus Gottes eins gemacht worden sind.
Christus ist das Brot, und wir sind auch das Brot. Johannes 6, Vers 33: „Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel herniederkommt und der Welt das Leben gibt.“ Und wir sind auch das Brot, 1. Korinther 10: „Denn ein Brot, dein Leib, sind wir die Vielen.“
So zeigt uns der Schaubrottisch, dass das Volk Gottes mit Christus Gottes eins gemacht worden ist. Der Schaubrottisch soll uns zeigen, wie der Sohn Gottes die Seinen vor Gott präsentiert. „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat“, heißt es in Hebräer Kapitel 2.
Wenn diese Gedanken unser Herz und Gemüt erfassen, dann lassen sie uns etwas begreifen von der unvorstellbar hohen, herrlichen Berufung, die uns in Christus gegeben ist, was Gott getan hat. Das wollen wir bewahren, erhalten und nicht preisgeben, sondern durch die Zeit tragen.
Dann, was trugen sie noch? Den Leuchter...
Der Leuchter als Symbol für die Herrlichkeit Christi
Schlagen wir dazu auch 4. Mose 8,1-4 nach:
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu Aaron und sprich zu ihm: Wenn du die Lampen anzündest, so sollen die sieben Lampen gerade vor dem Leuchter hinscheinen.
Und Aaron tat also. Er zündete seine Lampen an, sodass sie gerade vor dem Leuchter hinschienen, so wie der Herr dem Mose geboten hatte.
Dies war die Arbeit des Leuchters: getriebene Arbeit aus Gold, von seinem Fuß bis zu seinen Blumen. Alles war getriebene Arbeit, so wie der Herr dem Mose gezeigt hatte. So hatte man den Leuchter gemacht.
Der Leuchter aus Gold ist der Sohn Gottes, nicht als Licht der Welt, denn er wird ja eben nicht in der Stiftshütte gesehen. Gott nimmt die Welt in ihm nicht wahr, sondern es ist der verherrlichte Herr in der Gegenwart Gottes.
Und es sind die Lampen, die mit Öl gefüllt sind, die diesen Leuchter beleuchten. Davon hat Walter gesprochen: Was tut der Heilige Geist? Er zeigt uns die Herrlichkeit des Sohnes Gottes, die Herrlichkeit des Herrn, der jetzt erhöht ist zur Rechten Gottes.
Die Altäre als Zeichen des Opfers Christi
Und dann, in Kapitel drei, Vers einunddreißig, sprechen die Altäre, insbesondere der Brandopferaltar, vom Tod des Herrn Jesus. Was bedeutet sein Tod?
Als Sündopfer wurde er unserer Sünden wegen zum Fluch gemacht; die Gerechtigkeit Gottes hat ihn verzehrt. Als Friedensopfer ist er derjenige, der durch seinen Tod Frieden geschaffen und Frieden gebracht hat. Aufgrund seines Todes haben wir Frieden mit Gott.
Römer 5,1: Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott und rühmen uns der Hoffnung der Herrlichkeit, in welcher wir stehen.
Der Brandopferaltar spricht aber auch davon, dass der Herr Jesus kam, um sich selbst Gott zu opfern. Durch sein Leben und besonders durch seinen Tod verherrlichte er Gott. Davon spricht der Dienst der Kehatiter. Das ist der Kern, das Herz der Lehre dessen, was die Lehrer im Haus Gottes lehren.
Der Brandopferaltar, dann der Räucheraltar – das Räucherwerk steht für die Wohlannehmlichkeit Christi in der Gegenwart Gottes. Weil er sich für uns verwendet, werden wir sicher bewahrt. Der Sohn Gottes ist dem Vater vollkommen wohlgefällig, darum erhört ihn der Vater allezeit.
Das ist so, wie wenn mein Sohn Samuel kommt und mich etwas fragt. Das ist etwas ganz anderes, als wenn ein Fremder kommt und etwas fragt. Es ist ganz klar: Ich kenne ihn, weil er mein Sohn ist. Höre ich auf ihn? Natürlich. Nicht jeden Wunsch erfülle ich ihm, aber er versteht, was ich damit sagen will.
Der Räucheraltar spricht von der Wohlannehmlichkeit Christi vor Gott. Er ist es, der als unser Sachwalter, als unser Hoherpriester, sich für uns vor Gott verwendet. Das ist der Dienst der Kehatiter. Was „Kehat“ bedeutet, weiß ich nicht.
Dann Vers … Wir können aber diese beiden Namen absolut durchsichtig verstehen. Der Fürst des Vaterhauses, der Familie der Kehatiter, war Eli Zafan, und das heißt: Gott hat verborgen. Eli Zafan – Gott hat verborgen. Darum geht es bei diesem Dienst der Kehatiter tatsächlich.
Ussi'el heißt: Meine Stärke ist Gott. Und das ist schon etwas Bemerkenswertes. Für den Ungläubigen, für den Außenstehenden ist das völlig unverständlich. Ja, ja, meine Stärke ist Gott – das sei so ein Placebo, ein psychologischer Trick, dass wir uns immer so einreden: Ja, ja, Gott macht schon alles gut und so.
Nein, es ist so: Der unsichtbare Gott, den die Welt nicht sieht, er ist unsere Stärke. Es ist großartig, dass wir in dieser Welt mit all ihren Wechselfällen, mit ihren Erschütterungen und im ganzen Taumel des Zeitgeschehens beständig Zuflucht haben zu diesem unsichtbaren Gott.
Und wie wir es erleben, dass er wahrhaft unsere Stärke ist. Wir können uns bei dem bergen, den die Welt nicht sieht. Und mehr noch: Ihn, den die Welt nicht sieht, können wir anrufen, und er handelt in die Zeit hinein. Also dieser unsichtbare Gott ist unsere Stärke.
Der Dienst der Merariter: Festigung und Zusammenhalt der Gemeinde
Dann der Dienst Meraris und seiner Familien: Von Merari die Familie der Mahlither und die Familie der Muschither – das sind die Familien Meraris. Ihre gemusterten Männer, von einem Monat an und älter, waren sechstausendzweihundert. Der Fürst des Vaterhauses der Familien Meraris war Zuri'el, der Sohn Abichajils.
Sie lagerten an der Seite der Wohnung gegen Norden. Die Hut der Söhne Meraris waren die Bretter der Wohnung, ihre Riegel, Säulen, Füße und alle ihre Geräte sowie ihr ganzer Dienst. Dazu gehörten auch die Säulen des Vorhofs ringsum mit ihren Füßen, Pflöcken und Seilen.
Der Dienst Meraris bestand darin, die Dinge zu tragen, die dem ganzen Bau Festigkeit geben – die Bretter. Ich erinnere mich noch, als ich zum ersten Mal, nachdem ich zum Glauben gekommen war, den Zweiten Mose las. Mein erster Eindruck von der Stiftshütte war, dass es eine ganz klapperige Bude war, nur Bretter und so.
Man bekommt gern diese Vorstellung, doch „Brett“ ist eine unglückliche Übersetzung. Es waren vielmehr vierkantige Säulen, die dicht nebeneinander standen und einander schlossen. Sie waren sehr dick, etwa anderthalb Ellen breit – das sind etwa 75 Zentimeter – und zehn Ellen hoch. Sie bestanden aus Akazienholz und waren mit Gold überkleidet.
Diese Säulen standen dicht nebeneinander, hatten silberne Füße und fünf Riegel, die durch sie hindurchgingen. Das gab der ganzen Sache eine unerhörte Stabilität und Standfestigkeit. Ebenso die Säulen des Vorhofs: Sie waren miteinander verbunden durch Querstangen und hatten Seile und Pflöcke. Durch diese Querstangen und Seile standen auch sie unerschütterlich.
Das sind die Dinge, die dem ganzen Bau Festigkeit geben und die die Teile zueinander in Beziehung setzen. Sie stehen nebeneinander und sind durch Riegel verbunden. Die Säulen des Vorhofs sind durch Querstangen verbunden. Das ist das, was dem ganzen Bau Zusammenhalt und Festigkeit gibt – und genau das trugen die Merariter.
Welchem Dienst entspricht das in der neutestamentlichen Gemeinde? Wir haben vom evangelistischen Dienst gehört, vom Lehrdienst – aber welchem Dienst entspricht das, der dem ganzen Bau Zusammenhalt und Festigkeit gibt? Die Gemeinde. Die Gemeinde ist ja der Bau. Die Bretter, die zusammenstehen, sind die Erlösten. Die Säulen des Vorhofs sind die Erlösten, die fest geschlossen zusammenstehen.
Was aber fördert, erhält und bewahrt die Verbundenheit der Erlösten untereinander? Welcher Dienst ist das? Der Hirtendienst – ja, der Hirtendienst. Die Ermunterung, die Ermahnung, die Zurechtweisung, der Zuspruch – das ist Hirtendienst.
Es ist gut, dass wir nicht wählen dürfen, welchen Dienst wir haben, aber dennoch hat jeder von uns von allem etwas. Jeder Gläubige ist ein Stück weit Evangelist, ein Stück weit auch Lehrer. Wenn wir das Evangelium den Ungläubigen verkündigen, lehren wir auch. Und wir belehren und lehren einander, auch wenn wir nicht im engeren Sinn Lehrdienst tun. So sind alle ein Stück weit Lehrer und alle hoffentlich auch ein bisschen Hirten.
Im engeren Sinn ist jemand, der das besonders und mit großem Nachdruck und viel Zeitaufwand tut, damit der Zusammenhalt der Geschwister gefördert wird.
Übrigens eine ganz erstaunliche Sache: John Nelson Darby gilt gemeinhin als ein großer Lehrer. Man denkt, durch seine lehrhaften Schriften habe er am meisten Wirkung gehabt. Er sagte einmal, schon im hohen Alter, dass er überzeugt sei, der Dienst, der am meisten Auswirkungen hatte und am meisten zum Segen des Volkes Gottes diente, sei der persönliche Besuch von Geschwistern gewesen. Das ist Hirtendienst.
Hirtendienst ist ein schwerer Dienst, vielleicht sogar der schwerste. Entsprechend der Name Meraritha – Marar heißt „bitter sein“. Das Verb Marar bedeutet „bitter sein“. Ich meine, dass kaum etwas für das menschliche Gemüt so bitter ist wie der Umgang mit widerspenstigen und undankbaren Geschwistern.
Im Vers 35 lesen wir die Namen der Fürsten: Der Fürst des Vaterhauses der Merariter hieß Zuriel, und das bedeutet „Gott ist mein Fels“. Er, der durch seinen Dienst Festigkeit gibt, weiß selbst um den, der ihm Festigkeit gibt: „Ich stehe auf Gott als meinem Felsen.“
Ohne diese Festigkeit in Gott ist man überfordert, wenn man einen Dienst der Ermunterung, Ermahnung und Zurechtweisung tun muss. Abichajil bedeutet ungefähr, etwas salopp übersetzt, „Mein Vater ist reich“. Chayil steht für ökonomischen, aber auch anderweitigen Reichtum, also Zugang zu Geld und Macht. Ein Israel, so wird der Vater Sauls genannt, ist ein vermögender und wohlhabender Mann.
Bei Gott haben wir wirklich alles, was wir brauchen, um diesen Dienst zu tun. Er ist wahrhaftig reich – reich an Ermunterung, reich an Stärkung, reich an Erquickung. Seine Schatzkammern werden nie erschöpft sein. Das ist besonders für den Merariter Trost und Erquickung: zu wissen, dass Gott alles gibt.
Erfahrungsgemäß wissen wir, dass das Evangelium zu verkünden und Menschen zum Herrn zu führen große Freude bringt. Ungläubige sind meistens nicht so schwierig im Umgang. Man nimmt es oft als gegeben hin, dass sie entweder glauben oder nicht und vielleicht dumme Sprüche machen. Natürlich tut uns das leid, aber es schmerzt uns nie so sehr wie widerspenstige und eigensinnige Gläubige. Das ist viel bitterer.
So meine ich, dass der Evangelist durch seinen Dienst mehr Anlass hat, sich zu freuen. Der Merariter aber kennt seine Festigkeit und hat seine Freude in Gott selbst. Abichajil – „Mein Vater ist reich“.
Noch etwas: Sie lagerten an der Wohnung gegen Norden. Von Norden bricht das Unglück herein – so sagt es die Sprache der Propheten. Jeremia sagt: „Von Norden kommt das Unglück.“ Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, dass der Merariter durch seinen Dienst die Angriffe erkennen und abwehren muss, die von innen auf das Zeugnis lanciert werden.
Denn Norden ist Mitternacht, Mittag ist Süden, Morgen ist Osten und Abend ist Westen.
Das Gesamtbild und die Bedeutung für die Gemeinde heute
Nun haben wir das ganze Bild vor uns, und wir sollten es uns einmal vor Augen führen. Wenn das Abbild schon so schön ist, wie herrlich muss dann erst die Versammlung Gottes in den Augen und nach den Gedanken Gottes sein!
Er wohnt in ihrer Mitte, und sein Haus ist umgeben von solchen, die seine Wohnung verteidigen. Enger herum lagern zu drei Seiten seine Diener, und gegen Osten seine Priester. Alles spielt zusammen, damit der Gott, der dieses Volk erlöst hat, in ihrer Mitte wohnen kann und damit sein Volk ihm nahen und ihn anbeten kann. Das ist großartig!
Die Leviten sorgen insgesamt durch ihren Dienst, durch evangelistische Arbeit, durch lehrhaften Dienst sowie durch Ermunterung und Ermahnung dafür, dass die Priester Gott nahen und ihm dienen können.
Ich möchte einige Verse lesen, die in neutestamentlicher Sprache umschreiben, was die Leviten tun – also was das Tragen der verschiedenen Geräte der Stiftung bedeutet.
In 2. Timotheus 1, Verse 13 und 14 heißt es: Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus sind. Bewahre das schöne, anvertraute Gut durch den Heiligen Geist.
Das erinnert uns daran, das Wort zu bewahren und weiterzugeben – bewahren und weitergeben.
In 2. Timotheus 2, Verse 1 und 2 steht: Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Männern an, die tüchtig sein werden, andere zu lehren.
Das ist genau das, was die Leviten tun: bewahren und weitergeben. Die Leviten hatten ja Söhne, die sie heranzogen, und diese übernahmen später ihren Dienst.
Dann lesen wir in 2. Timotheus 4, Verse 1 und 2: Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der die Lebendigen und die Toten richten wird bei seiner Erscheinung und seinem Reich: Predige das Wort! Halte daran in gelegener und ungelegener Zeit. Überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre.
Hier ist sicher beides gemeint: das evangelistische Lehren, Verkündigen und Predigen sowie das lehrhafte Verkündigen und Predigen – und das so lange, bis der Herr kommt.
Vers 5 sagt: Sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.
Das ist ein guter Vers: vollführe deinen Dienst!
Mit dieser Aufforderung möchte ich einige letzte Gedanken zu der Frage verbinden, die uns immer wieder bewegt: Wie kann ich meinen Dienst erkennen? Ich will ihn gern vollführen – aber was ist mein Dienst?
Den eigenen Dienst erkennen und vollführen
Vollführe deinen Dienst! Wir werden unseren Platz und unseren Dienst finden, wenn wir einfach bereit sind, unser Leben dem Herrn zur Verfügung zu stellen. Wenn die Bereitschaft da ist, für ihn zu leben, für seine Absichten zu leben, und wenn du dein Leben, deine Zeit und deine Energie für seine Interessen einsetzt, dann wird sich mit der Zeit dein Dienst zeigen.
Wenn das dein Wunsch und dein Wille ist, wenn du in Hingabe lebst, dann wird sich offenbaren, welcher Dienst dir vom Herrn gegeben ist. Es wird sich zeigen, wo du besondere Gaben vom Herrn hast. Brüder und Schwestern werden dir das bestätigen können. So wirst du deinen Dienst finden.
Ich möchte dazu zwei Stellen aus der Bibel aufschlagen: Römer Kapitel 12. Bekannt ist, dass in den Versen 4 bis 8 verschiedene Gaben und Dienste aufgezählt werden. Doch wir müssen auch das lesen, was einleitend in den Versen 1 und 2 steht, und ebenso den Schluss beachten. Wenn du die Verse 1 und 2 ernst nimmst, wirst du die Verse 3, 4 und die folgenden mit der Zeit auch verstehen – wenn die Zeit da ist, sonst nicht.
Paulus schreibt: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist.“ Das ist eine Absicht, die wir immer wieder vor dem Herrn erklären müssen. Ich will mich dir hingeben.
Wie jemand einmal sehr treffend gesagt hat: Das Problem mit dem lebendigen Opfer ist, dass es schnell vom Altar herunterkriecht – ja, weil es lebendig ist. Darum ist es etwas, das wir immer wieder erneuern müssen. Aber irgendwann muss grundsätzlich die Bereitschaft da sein: Ich will nichts für mich, ich will wirklich nichts für mich, ich will für dich leben.
Irgendwann musst du das vor Gott in seiner Gegenwart mit allem Ernst sagen. Wenn du das einmal getan hast, wird dich der Herr immer wieder daran erinnern. Er wird dich dann nicht in Ruhe lassen, das kann ich dir versprechen. In deinem Gewissen wirst du immer wieder daran erinnert, und dann sagst du: „Ja, Herr, da bin ich, ich gebe mich dir hin.“
Wenn du so lebst, wird dein Denken von Gott umgestaltet. Dein Denken wird immer mehr von den Gedanken Gottes, von den Absichten Gottes und von den Interessen Gottes ergriffen. Paulus schreibt in Vers 2: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Denkens.“
So können wir prüfen und lernen zu prüfen, was der Wille Gottes besonders für mich ist. Wir sollen prüfen, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.
Dann redet Paulus von den Gaben und Diensten. Das ist der Weg. Alle anderen Wege sind menschliche Methoden. Wenn man zum Beispiel eine Anstalt eröffnet, in der man Pastoren ausbildet, dann ist das nicht der Weg der Schrift.