Einführung in das Thema und Kontext der Heilung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 460: Die Heilung des Blindgeborenen, Teil 2.
Wir waren bei der Idee stehen geblieben, die Zeit auszukaufen.
Johannes 9,4-5: „Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“
Der Herr Jesus ist sich seines Auftrags bewusst: „Ich bin das Licht der Welt.“ Als solches bringt er den Menschen Licht und macht sie sehend.
Die Heilung des Blindgeborenen als Zeichen des Lichts
Johannes Kapitel 9, Verse 6 und 7:
Als Jesus dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, bereitete einen Teig aus Speichel und Erde und strich diesen Teig auf die Augen des Blinden. Dann sprach er zu ihm: „Geh hin, wasche dich im Teich Siloah“ – was übersetzt „Gesandter“ bedeutet. Der Blinde ging hin, wusch sich und kam sehend zurück.
Zunächst halten wir fest: Die Heilung geht vollständig von Jesus aus. Was jetzt passiert, ist eine Illustration des Vorhergesagten: „Ich bin das Licht der Welt.“
Was tut Jesus? Er spuckt auf die Erde, bereitet aus Spucke und Erde einen Teig und streicht diesen auf die Augen des Blinden. Anschließend gibt er ihm einen Auftrag: „Geh hin, wasche dich im Teich Siloah.“ Der Teich liegt südlich vom Tempel, nicht weit entfernt, aber für einen Blinden durchaus eine Herausforderung. Trotzdem macht sich der Blinde auf den Weg. Er geht hin, wäscht sich und kommt sehend zurück.
Warum übersetzt Johannes die Bedeutung von „Siloah“ für uns? Wir wissen es nicht genau, aber vielleicht liegt es daran, dass das von Gott gesandte Licht der Welt einen Blinden zu einem Teich schickt, der den Namen „Gesandter“ trägt. Diese auffällige Koinzidenz ist für mich noch bedeutungsvoller, denn der Blinde selbst wird jetzt, nachdem er sich im Teich Siloah gewaschen hat und sehend geworden ist, zu einem Gesandten.
Und zwar vor allem an die Pharisäer. Dieser ehemalige Blinde wird für die Feinde Jesu zu einer Gegenstandslektion. An ihm können sie ihre eigene Theologie überprüfen.
Reaktionen der Nachbarn und das einfache Zeugnis des Geheilten
Aber zuerst sind die Nachbarn an der Reihe. Johannes 9,8-11: Die Nachbarn und die, die ihn früher gesehen hatten, wie er ein Bettler war, fragten: „Ist dieser nicht der, der da saß und bettelte?“ Einige sagten: „Er ist es.“ Andere wiederum sagten: „Nein, sondern er sieht ihm ähnlich.“ Er aber sagte: „Ich bin es.“
Sie fragten ihn nun: „Wie sind denn deine Augen geöffnet worden?“ Er antwortete: „Der Mensch, der Jesus heißt, bereitete einen Brei und salbte meine Augen damit. Er sagte zu mir: ‚Geh hin nach Siloa und wasche dich!‘ Als ich hinging und mich wusch, wurde ich sehend.“
Man merkt: So einfach gibt man von der Wahrheit Zeugnis. Man erzählt einfach, was Jesus im eigenen Leben getan hat. Dabei weiß dieser ehemalige Bettler noch nicht einmal viel von Jesus – nur, dass er der Mensch ist, der Jesus heißt. Das ist nicht viel, aber es reicht aus, um die Leute neugierig zu machen.
Die Weiterleitung zum theologischen Urteil bei den Pharisäern
Johannes Kapitel 9, Verse 12 und 13:
Da sprachen sie zu ihm: „Wo ist jener?“ Er antwortete: „Ich weiß es nicht.“ Sie führten den einst Blinden zu den Pharisäern.
Diese „sie“ sind wahrscheinlich die Nachbarn. Warum führen sie den ehemals Blinden zu den Pharisäern? Es ist nicht nötig, ihnen eine böse Absicht zu unterstellen. Hier geht es vermutlich zunächst darum, das Wunder in einen größeren theologischen Kontext einzuordnen. So etwa im Sinne von: „Was sollen wir nur von der Sache halten? Ach, fragen wir mal den Pastor.“
Das Wunder wird dadurch noch interessanter, weil wir in Johannes 9,14 lesen: „Es war aber Sabbat, als Jesus den Teig bereitete und seine Augen öffnete.“
Wir erinnern uns an den anderen Kranken aus Johannes 5, der 38 Jahre am Teich Bethesda gelegen hatte und ebenfalls am Sabbat geheilt wurde. Gerade diese Heilung hatte Jesus in Jerusalem viele Probleme bereitet und ihn zum Stadtgespräch gemacht.
Nun sieht es so aus, als hätte dieser Rabbi aus Nazaret erneut am Sabbat einen Menschen geheilt.
Die theologische Herausforderung für die Pharisäer
Vielleicht verstehen wir jetzt, warum die Nachbarn des ehemals Blinden ihn zu den Pharisäern bringen. Sie wollen eine theologische Einschätzung dieses Wunders.
Was wir jetzt erleben, ist ein Trauerspiel. Die Pharisäer zeigen uns, wie man handelt, wenn man unbedingt nicht glauben will. Wir müssen uns das vorstellen: Gott selbst macht sich Mühe und schickt den Pharisäern ein Zeichen. Ein Blinder wird sehend.
Die Frage ist: Woran wird man bitteschön den Messias erkennen? Jesaja 35,4-5 sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: „Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, da ist euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes. Er selbst kommt und wird euch retten. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet.“
Jesaja 42,1 und 7 lautet: „Siehe, mein Knecht, den ich halte, meinen Auserwählten, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt. Er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen, blinde Augen auftun, Gefangene aus dem Kerker herausführen und die in der Finsternis sitzen, aus dem Gefängnis befreien.“
Der Messias wird daran erkannt, dass er die Augen der Blinden auftut. Und genau das ist es, was Jesus tut.
Mich fasziniert, dass Gott auf die Bedürfnisse seiner Feinde eingeht. Er holt sie dort ab, wo sie stehen, und gibt ihnen eine einmalige Chance. Aber sie wollen einfach nicht. „Danke Gott, kein Interesse.“
So bleibt mir nur, die Pharisäer als das zu präsentieren, was sie sind: ein Vorbild dafür, wie man gerade nicht mit Gott umgehen darf.
Sieben Tipps, um Gott zum Schweigen zu bringen – das Verhalten der Pharisäer
Also sieben Tipps, um Gott zum Schweigen zu bringen, wenn er es wagen sollte, meine Theologie zu hinterfragen.
Erstens: „Fälle erst ein Urteil und fang dann an zu denken.“ Johannes 9,15-16: Nun fragten ihn wieder auch die Pharisäer, wie er sehend geworden sei. Er aber sprach zu ihnen: Er legte Teig auf meine Augen, und ich wusch mich, und ich sehe. Da sprachen einige von den Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht. Andere sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es war Zwiespalt unter ihnen.
So, die Pharisäer befragen also den Exblinden, und sie bekommen genau das zu hören, was wir schon wissen: Er legte Teig auf meine Augen, und ich wusch mich, und ich sehe. Und dann kommt dieser Reflex: „Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht.“ Man merkt förmlich, wie „nicht sein kann, was nicht sein darf“. Aber das Argument ist so schwach, dass es nicht einmal in den eigenen Reihen überlebt.
Andere sagten: „Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?“ Gute Frage. Eine so gute Frage, dass es sich lohnen würde, weiter über Jesus nachzudenken.
Halten wir den ersten Tipp noch ein wenig fest: Fälle erst ein Urteil, und fang dann an zu denken.
Wir könnten jetzt einmal mehr über die Pharisäer den Kopf schütteln, aber ich kann aus leidvoller Erfahrung sagen, dass ich diesen Umgang mit fremden theologischen Positionen gut kenne. Statt einer inhaltlichen Auseinandersetzung trifft man dann nur auf ein reflexartig vorgebrachtes Totschlagargument. Das ist dann meist noch nicht einmal wirklich gut. Aber es ist das, woran sich mein Gesprächspartner festklammert. Es gibt ihm Sicherheit, aber leider versperrt es ihm auch die Sicht auf die Wahrheit.
Und das ist, was wir hier bei den Pharisäern erleben: Sie warten auf einen Messias, der den Blinden die Augen öffnet, aber wehe, wenn der das am Sabbat tut.
Was könntest du jetzt tun? Denke noch ein wenig darüber nach, wo du theologische Positionen, die dir wichtig sind, mit Totschlagargumenten beschützt.
Schlusswort und Segen
Das war es für heute. Immer wieder ein guter Tipp fürs Leben: Lerne Englisch.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.