Geborgen im Heiligen Geist
Einleitende Gedanken
Jesus erklärte seinen Jüngern, er würde sie bald verlassen. Diese Vorstellung löste bei ihnen tiefe Trauer aus, doch Jesus tröstet sie und sagt: „Es ist gut für euch, dass ich weggehe.“ Johannes 16, 7. Ihr braucht nicht traurig sein, denn wenn ich weggehe, dann bringt das für euch Vorteile. Ihr werdet eine andere Dimension des Glaubens kennen lernen und das ist nur möglich, wenn ich Euch verlasse. „Denn wenn ich nicht von euch wegginge, käme der Helfer nicht zu euch; wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden.“ Johannes 16, 7. Jesus wird einen Ersatz schicken und dieser Ersatz, den er hier „Helfer“ nennt, wird – davon ist Jesus überzeugt – für die Jünger das Leben in der Nachfolge verbessern. Sie werden ihren Glauben an Jesus besser ausleben können. Dieser Helfer, der Heilige Geist, wird zu jedem Jünger kommen, sobald Jesus die Erde verlassen hat. Doch zuerst musste Jesus zur Vergebung unserer Sünden sterben und als Beweis dafür, dass er dem Tod die Macht genommen hat, auferstehen. Jesus besiegte den grössten Feinde des Menschen: den Tod. Danach erschien er während den nächsten 40 Tagen den Jüngern an verschiedenen Orten und lehrte sie in vielen Fragen des Glaubens und Lebens – eine intensive Bibelschule. Dann kam der Tag, an dem Jesus seine Jünger endgültig verliess. Vor ihren Augen erhob er sich und schwebte Richtung Himmel. Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn den Blicken der Jünger. Erstaunlicherweise berichtet Lukas, die Jünger seien mit grosser Freude vom Oelberg nach Jerusalem zurückgekehrt (Lukas 24, 52). Jetzt hatten sie offensichtlich begriffen, was Jesus sie lehrte und sie warteten in Jerusalem auf diesen versprochenen Helfer, den Heiligen Geist. Und am Pfingstfest kam der Heiliger Geist in spektakulärer Weise. „Plötzlich setzte vom Himmel her ein Rauschen ein wie von einem gewaltigen Sturm; das ganze Haus, in dem sie sich befanden, war von diesem Brausen erfüllt. Gleichzeitig sahen sie so etwas wie Flammenzungen, die sich verteilten und sich auf jeden Einzelnen von ihnen niederliessen. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie begannen, in fremden Sprachen zu reden; jeder sprach so, wie der Geist es ihm eingab.“ Apostelgeschichte 2, 2-4. Mit diesem grossartigen Ereignis bricht eine neue Zeit an. Wie es Jesus versprochen hat, sandte er den Heiligen Geist. Ab diesem Zeitpunkt sind die Nachfolger von Jesus nie mehr allein unterwegs. Gott bewohnt sozusagen die Christen. Von diesem Zeitpunkt ist Jesus den Jüngern viel näher, als wenn er bei ihnen geblieben wäre. Dieses Ereignis am Pfingstfest war der Start zur Ausbreitung des Evangeliums, denn durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in den Nachfolgern Jesus wohnt, breitete sich das Evangelium über die ganze Welt aus! Ohne die Ausgiessung des Heiligen Geistes würden wir jetzt nicht hier sitzen und Gott die Ehre geben. Zwei Verse im Epheserbrief geben uns einen interessanten Einblick, wie der Heilige Geist heute in unser Leben kommt und was er in uns bewirkt. Paulus schreibt den Ephesern: „Ihr gehört jetzt zu Christus. Ihr habt die Botschaft der Wahrheit gehört, das Evangelium, das euch Rettung bringt. Und weil ihr diese Botschaft im Glauben angenommen habt, hat Gott euch – wie er es versprochen hat – durch Christus den Heiligen Geist gegeben. Damit hat er euch sein Siegel aufgedrückt. Der Heilige Geist ist gewissermassen eine Anzahlung, die Gott uns macht, der erste Teil unseres himmlischen Erbes; Gott verbürgt sich damit für die vollständige Erlösung derer, die sein Eigentum sind. Und auch das soll zum Ruhm seiner Macht und Herrlichkeit beitragen.“ Epheser 1, 13-14
I. Der Heilige Geist kommt zu mir
Pfingsten war ein einmaliges historisches Ereignis. Vermutlich war von den Christen in Ephesus niemand dabei gewesen. Da mag sich vielleicht mancher gefragt haben, ob er den Heiligen Geist hat und wie der Heilige Geist zu ihm kommt. Vielleicht ist das auch eine Frage, die Dich persönlich beschäftigt. Gut, dass Paulus das zuerst klärt, damit unter den Christen keine Verwirrung entsteht. Wie könnte es anders sein: ganz am Anfang, bevor der Heilige Geist überhaupt zu uns kommen kann, muss das Evangelium verkündigt werden. „Ihr habt die Botschaft der Wahrheit gehört, das Evangelium, das euch Rettung bringt.“ Epheser 1, 13. Wie wir bereits im Brief an die Kolosser gesehen haben, bleibt Paulus bei seiner Überzeugung: ohne Verkündigung des Evangeliums geschieht gar nichts im Reich Gottes. Menschen werden gerettet, wenn sie diese Botschaft der Wahrheit hören. Das ist die Voraussetzung für alles, was folgt. Nur wer die Botschaft hört, kann auf sie reagieren. Einige, die in Ephesus das Evangelium hörten, nahmen diese Botschaft an. Sie glaubten das, was sie hörten und das veränderte ihr Leben nachhaltig. Paulus meint: „Weil ihr diese Botschaft im Glauben angenommen habt, hat Gott euch – wie er es versprochen hat – durch Christus den Heiligen Geist gegeben.“ Epheser 1, 13. Wenn also jemand die Botschaft von der Vergebung der Sünden durch den Tod von Jesus annimmt und wer glaubt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, der bekommt das, was Jesus versprochen hat: er bekommt den Heiligen Geist! Das Pfingstfest war lediglich der Auftakt in einen neuen Zeitabschnitt, in dem der Heilige Geist in den Nachfolgern von Jesus wohnen wird. Seit Pfingsten kommt der Heilige Geist zu jedem Mensch, der die Botschaft des Evangeliums annimmt. Die Bibel kennt nur diesen einen Weg, wie ein Mensch den Heiligen Geist bekommt. Unter Christen gibt es verschiedene Theorien, wie der Heilige Geist in das Leben eines Menschen kommt. In der Bibel entdecke ich jedoch nur einen einzigen Weg. Paulus beschreibt gegenüber den Ephesern nicht verschiedene Varianten: die einen bekommen den Heiligen Geist auf diese Weise, bei anderen verläuft es nach anderen Gesichtspunkten, eben ganz individuell – nein! Paulus spricht nur von einem Weg, wie ein Mensch den Heiligen Geist bekommt. Gut, dass das nicht kompliziert ist und es ist grossartig, was das bedeutet, wenn der Heilige Geist kommt. Paulus schreibt den Galatern: „Weil ihr nun also seine Söhne und Töchter seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, den Geist, der in uns betet und ‚Abba, Vater!‘ ruft.“ Galater 4, 6. Der Heilige Geist kommt in mich hinein! Das ist nicht einfach eine Symbolik, sondern es ist ein geschichtliches Ereignis in meinem Leben. Der Heilige Geist zieht bei uns ein. Jesus selbst beschreibt das sehr anschaulich: „Wenn jemand mich liebt, wird er sich nach meinem Wort richten. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Johannes 14, 23. Gott wohnt in mir drin! Bist Du Dir dessen bewusst, dass der Heilige Geist in Dir wohnt? Wenn Du Dein Leben Jesus anvertraut hast, dann wohnt der Heilige Geist in Dir! Du musst keinen Kurs besuchen und auch keine speziellen geistlichen Übungen machen, damit Du den Heiligen Geist bekommst – Du hast ihn!
II. Der Heilige Geist bewahrt mich
Nun macht Paulus die Epheser auf eine ganz wichtige Tatsache aufmerksam, die mit dem Einzug des Heiligen Geistes zusammenhängt: „Damit hat Gott euch sein Siegel aufgedrückt.“ Epheser 1, 13. Die Lutherübersetzung sagt, dass Gott uns mit dem Heiligen Geist versiegelt hat. Obwohl Siegel bei uns nicht mehr oft verwendet werden, kennen wir noch deren Bedeutung. Zum Beispiel werden Gegenstände mit einem Siegel versehen, damit jeder weiss, wem dieser Gegenstand gehört und er auch weiss, dass er das Siegel nicht aufbrechen darf, wenn er vom Eigentümer des Siegels dazu nicht bevollmächtig wird. Zwei ganz wichtige Aspekte eines Siegels möchte ich in Zusammenhang mit dem Heiligen Geist aufzeigen.
1. Das Siegel bezeichnet den Eigentümer Ein Siegel zeigt, wem der versiegelte Gegenstand gehört. Wenn wir mit dem Heiligen Geist versiegelt sind, dann bezeichnet dieses Siegel wem wir gehören. Wir sind sozusagen von Gott beschlagnahmt worden. Er hat uns sein Siegel mit seinen Initialen aufgedrückt. Jetzt ist es eindeutig, dass wir Gott gehören. Wir sind sein Eigentum geworden und zwar ganz freiwillig. Wir wollten das, deshalb haben wir Jesus unser Leben anvertraut. Paulus versteht sich als ein Sklave Christi. Damit sagt er, wem er gehört und auf wen er hört. Ein Sklave Christi kann sich glücklich schätzen, denn er hat den besten Herrn, den man sich vorstellen kann. Er hat dadurch die höchste Freiheit erreicht, die das Leben bieten kann. Ein Sklave Christi hat begriffen, dass es keine bessere Zugehörigkeit gibt, als ganz und gar diesem liebenden und gerechten Gott zu gehören. In Israel gab es eine Ordnung für Sklaven, die bei ihrem Herrn bleiben wollten. Ein Israelit durfte einen jüdischen Sklaven maximal sechs Jahre besitzen, im siebten Jahr musste sein Herr ihn freilassen. Doch der Sklave konnte auf seine Freilassung verzichten, wenn er mit seinem Herrn zufrieden war. Das wurde mit einem kleinen Zeremoniell fest gemacht. Beschrieben wird das im zweiten Buch Mose: „Sein Herr stellt ihn an die Tür oder an den Türpfosten und bohrt eine Ahle durch sein Ohrläppchen ins Holz. Der Mann ist dann für immer ein Glied der Hausgemeinschaft und Sklave seines Herrn.“ 2. Mose 21, 6. So wurde der Sklave aus freiem Willen versiegelt. Er hatte sich freiwillig seinem Herrn zur Verfügung gestellt. Natürlich ist die Qualität der Versiegelung mit dem Heiligen Geist wesentlich höher, denn der Geist Gottes lebt in uns und gibt uns eine tiefe innere Gewissheit, wie Paulus nach Rom scheibt: „Der Geist selbst bezeugt es uns in unserem Innersten, dass wir Gottes Kinder sind.“ Römer 8, 16. Wir gehören zu Gott dem Schöpfer und etwas Besseres kann uns nicht passieren.
2. Das Siegel schützt vor Zugriffen Ein zweiter wichtiger Aspekt dieses Siegels ist der Schutz, den wir durch den Heiligen Geist geniessen. Ein Siegel schützt nämlich einen Gegenstand vor unrechtsmässigem Zugriff. Einmal forderte Gott Daniel auf, seine Niederschrift zu versiegeln: „Halte geheim, was ich dir jetzt gesagt habe; schreibe es auf und versiegle das Buch, damit es in der letzten Zeit geöffnet wird!“ Dan 12, 4. Erst wenn die Zeit gekommen ist, wird Gott zulassen, dass dieses Siegel gebrochen wird. Auch bei den Christen hat dieses Siegel eine Schutzfunktion. Niemand bekommt Zutritt zu uns. Weder der Teufel noch irgendeine finstere Macht kann sich den Zutritt erzwingen. Dieses Siegel kann nur von jemandem aufgebrochen werden, der vom Eigentümer, also von Gott selbst dazu autorisiert ist. Deshalb kann Johannes festhalten: „Der, der in euch lebt, ist grösser und stärker als der, von dem die Welt beherrscht wird.“ 1. Johannes 4, 4. Der Teufel, der die Welt durcheinander bringt, hat kein Recht bei uns einzutreten. Er kann dieses Siegel nicht aufbrechen, denn der in uns lebt ist stärker! Wenn wir das verstanden haben und ernst nehmen, werden wir in grosser Geborgenheit und Sicherheit leben können. Wir müssen nicht in ständiger Angst leben, dass irgendeine Macht sich unser bemächtigen könnte. Wir sind versiegelt! Wir können sogar gegenüber dem Teufel Widerstand leisten, wozu uns Jakobus sogar auffordert: „Dem Teufel widersteht, dann wird er von euch ablassen und fliehen.“ Jakobus 4, 7. Der in uns lebt ist stärker und der Teufel muss aufgeben und fliehen! So bewahrt uns dieses Siegel vor Angriffen, denen wir nicht gewachsen wären. Deshalb sind wir fähig ein Leben zu führen, das Gott gefällt, weil Gott uns durch den Heiligen Geist ein Siegel aufgedrückt hat, das klar macht, zu wem wir gehören und das uns vor finsteren Mächten schützt.
III. Der Heilige Geist garantiert mein Erbe
Paulus verwendet noch ein anderes Bild, um einen weiteren wichtigen Aspekt zu betonen, was der Heilige Geist im Leben eines Christen bewirkt. „Der Heilige Geist ist gewissermassen eine Anzahlung, die Gott uns macht, der erste Teil unseres himmlischen Erbes.“ Epheser 1, 14. Der Heilige Geist ist eine Anzahlung von Gott. Damit will er uns die Gewissheit schenken, dass wir den Rest dessen, was er uns versprochen hat, auch noch bekommen werden. Die Anzahlung ist bis heute eine sehr verbreitete Praxis. Mit der Anzahlung sichere ich mir das Bezugsrecht einer Ware, ohne bereits den vollen Betrag hinzulegen. Wenn ich die Anzahlung z.B. auf ein Haus getätigt habe, dann kann mir das Haus niemand mehr vor der Nase wegkaufen. Ich habe durch die Anzahlung das Recht erworben, dieses Haus zu kaufen. Das Besondere an der Anzahlung, die Gott bei uns macht, ist, dass Gott bei uns gar nichts kauft noch uns etwas schuldig wäre. Er macht uns diese Anzahlung, damit wir sicher sein können, dass er uns den Rest auch noch schenken wird. Gott will, dass wir uns ganz darauf verlassen können, dass er uns das ganze versprochene Erbe geben wird, wenn wir seinem Sohn die Ehre erweisen. Gott gibt uns die Garantie, dass wir den ganzen Rest des unverdienten Erbes erhalten werden. Das Erbe, um das es hier geht, ist nichts Geringeres als die neue Erde und der neue Himmel. Deshalb schreibt Petrus: „Wir warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott versprochen hat – die neue Welt, in der Gerechtigkeit regiert.“ 2. Petrus 3, 13. Diese Anzahlung ist nötig, weil wir noch nicht vollständig erlöst sind. Wir leben immer noch in dieser, von der Sünde zerstörten Welt. Deshalb warten wir auf die endgültige Erlösung wie Paulus schreibt: „Wir, denen Gott doch bereits seinen Geist gegeben hat, den ersten Teil des künftigen Erbes, sogar wir seufzen innerlich noch, weil die volle Verwirklichung dessen noch aussteht, wozu wir als Gottes Söhne und Töchter bestimmt sind: Wir warten darauf, dass auch unser Körper erlöst wird.“ Römer 8, 23. Der Heilige Geist bewirkt in uns diese Sehnsucht nach der neuen Welt. Er lässt uns nicht vergessen, dass noch viel Grösseres auf uns wartet, denn „Gott verbürgt sich damit für die vollständige Erlösung derer, die sein Eigentum sind.“ Epheser 1, 14
Schlussgedanke
Gott sorgt dafür, dass wir mit seiner Hilfe unseren Alltag bewältigen und unser Ziel erreichen. Das hat er nicht damit getan, dass er uns ein Buch mit unzähligen Regeln gab, die wir genau befolgen müssen. Er tat es, indem er selber durch den Heiligen Geist in uns wohnt und uns leitet und bewahrt. So leben wir geborgen im Heiligen Geist. Und ich möchte es nochmals unmissverständlich sagen: wer sich bekehrt hat, der hat den Heiligen Geist. Wir müssen den Heiligen Geist in unserem Leben wirken lassen. Deshalb fordert Paulus die Epheser im Verlauf des Briefs auf: „Tut nichts, was Gottes heiligen Geist traurig macht! Denn der Heilige Geist ist das Siegel, das Gott euch im Hinblick auf den Tag der Erlösung aufgedrückt hat.“ Epheser 4, 30. Wir haben allen Grund, Gott für dieses grosse Geschenkt dankbar zu sein. Die Tatsache, dass wir mit dem Heiligen Geist versiegelt sind und geführt und geborgen leben können, muss uns einfach glücklich und dankbar machen. Und – so wie es Paulus zum Schluss sagt – soll dadurch Gott geehrt werden: „Das soll zum Ruhm seiner Macht und Herrlichkeit beitragen.“ Epheser 1, 14