Ein Bild für das Gebet: Telefonieren mit Gott
Also stellt euch vor, das Gebet wäre wie ein Telefongespräch. Ihr wählt Gottes Nummer und hört dann vielleicht Folgendes:
„Vielen Dank für Ihren Anruf im Vaterhaus Gottes. Bitte wählen Sie eine der folgenden Optionen:
Drücken Sie die Eins für Bitten und Fürbitten.
Drücken Sie die Zwei für Dank und Freudensbekundungen.
Drücken Sie die Drei für Klagen und Seufzer.
Für alle anderen Probleme drücken Sie bitte die Vier.
Wenn Sie mit dem Erzengel Gabriel sprechen wollen, drücken Sie bitte die Fünf.
Für den Erzengel Michael drücken Sie bitte die Sechs.
Für irgendeinen anderen Engel drücken Sie bitte die Sieben.
Wenn Sie wollen, dass König David Ihnen einen Psalm vorsingt, drücken Sie bitte die Acht.
Wenn Sie wissen wollen, ob einer Ihrer Bekannten oder Verwandten hier ist, geben Sie bitte sein Geburtsdatum ein und achten Sie auf die Ansage.
Für Reservierungen im Vaterhaus Gottes wenden Sie sich bitte an die örtlichen Rettungsstationen. Telefonnummern finden Sie in jedem Telefonbuch oder im Internet.
Für Antworten auf brennende Fragen über Dinosaurier, das Alter der Erde und wo Noahs Arche nun wirklich gestrandet ist, warten Sie bitte, bis Sie hier sind! Vielen Dank für Ihren Anruf!“
Oder was wäre, wenn Gott folgende Ansage parat hätte:
„Zurzeit sind alle Engel mit Anfragen anderer Antragsteller beschäftigt. Bitte bleiben Sie in der Leitung! Ihr Anruf wird entgegengenommen, sobald eine Leitung frei wird.
Please stay on the line, your call will be answered in the order it was received.“
Das wäre schon bitter. Und zum Glück ist es so nicht.
Gottes Vision für sein Volk und unser Zugang zu ihm
2. Mose 19,6: Kurz bevor die Zehn Gebote gegeben werden, spricht Gott seine Vision für sein Volk aus. Er sagt: „Ich wünsche mir ein Königtum von Priestern, ein Königreich, in dem jeder, der dazugehört, gleichzeitig auch ein Priester ist.“ Das bedeutet, dass jeder persönlich und unmittelbar exklusiven Zugang zu Gott hat.
Im Alten Testament verhindert das, was passiert, die Umsetzung dieser Idee. Im Neuen Bund ist es jedoch so, dass jeder von uns, der gläubig ist, ein heiliges Priestertum bildet. 1. Petrus 2,5 sagt genau das. Wir können jederzeit zu Gott kommen und haben immer direkten Zugang zu ihm im Gebet.
Deshalb heißt der Titel heute auch „Time to pray“ – Zeit zum Beten. Es ist unser Vorrecht und zugleich eine Herausforderung oder Verpflichtung, genau das zu tun: immer zu beten. Wir dürfen dem König des Universums jederzeit begegnen, ohne Voranmeldung.
Das kann ein Stoßgebet in einer Prüfung sein. Es kann auch passieren, wenn dir das Herz schwer ist und du nachts allein draußen auf dem Feld spazieren gehst, um dein Herz vor Gott auszuschütten. Es kann bei so banalen Ereignissen wie beim Joggen sein. Wenn du zum Beispiel samstagvormittags eine Runde joggen gehst, darfst du in dieser Zeit mit Gott reden.
Oder es kann deine alltägliche Gebetszeit sein, in der du auf den Knien in der Stille mit Gott sprichst. Es ist egal, wann und wie – du kannst jederzeit zu Gott sprechen.
Fünf Leitgedanken zum Gebet
Wir wollen heute fünf Punkte miteinander besprechen, die uns bei diesem Thema ein Stück weit weiterhelfen.
Der erste Punkt lautet: „Bete nicht, um damit anzugeben.“
Der zweite Punkt ist: „Bete im Stillen.“
Der dritte Punkt: „Bete nicht wie die Heiden.“
Der vierte Punkt: „Bete wie im Vaterunser.“
Und der fünfte Punkt umfasst drei Tipps aus der Praxis.
Darauf werden wir im Folgenden eingehen.
Bete nicht, um dich vor anderen zu profilieren
Unser erster Tipp führt uns direkt zum Matthäusevangelium. In der kleinen grünen Bibel ist das auf Seite 25, für alle anderen im Neuen Testament ganz vorne. Wir schauen uns Matthäus Kapitel 6 an.
Hier steigen wir mitten in die Bergpredigt ein. Es geht um das große Thema gelebte Gerechtigkeit. Dabei betrachten wir speziell das Thema Gebet.
Wir lesen Matthäus 6, Vers 5: „Wenn ihr betet, macht es nicht so wie die Heuchler, die sich dazu gern in die Synagogen und an die Straßenecken stellen, damit sie von den Leuten gesehen werden. Ich versichere euch, mit dieser Ehrung haben sie ihren Lohn schon kassiert.“
Jesus sagt also: Macht es nicht so wie die Leute in seiner Zeit. Übertragen wir das auf unsere Situation: Du überlegst dir, wo dich die meisten Leute sehen können. Was ist so der Hotspot? Vielleicht der Potsdamer Platz, irgendwo, wo richtig viel los ist, oder am Kudamm. Dort stellst du dich hin und rufst: „Achtung, alle mal herhören, ich habe jetzt was zu sagen!“ Dann fängst du an zu beten.
Wir verstehen, dass es hier darum geht, an der Straßenecke zu stehen, um von möglichst vielen Seiten gesehen zu werden. Jesus sagt: Das möchte ich bei euch nicht sehen. Er möchte nicht erleben, dass ihr betet, um Menschen zu beeindrucken. Dass die Motivation eures Gebets darin besteht, dass Leute sagen: „Boah, ist der heilig!“
So etwas möchte Jesus bei euch nicht sehen. Gebet ist ein Mittel, um Gemeinschaft mit Gott zu haben – und nicht, um sich vor anderen Leuten ins besondere Licht zu rücken oder sich ein bisschen größer zu machen.
Auf der anderen Seite wendet sich Jesus mit dem, was er hier sagt, nicht gegen öffentliches Beten. Ihr müsst also nicht denken: „Oh, nachher will ich ja hier auch noch beten, aber jetzt darf ich nie wieder in der Gebetsgemeinschaft beten, weil mich da ja jemand sieht.“
Darum geht es ihm nicht. Es geht um die Motivation, warum du das machst.
Die besondere Rolle der Männer im Gebet
Es ist eigentlich so, dass ich jetzt einen kurzen Moment nur zu den Männern spreche. Männer werden in der Bibel besonders dazu aufgefordert, viel zu beten und darin ein Vorbild zu sein.
Im ersten Timotheusbrief, einem Brief, der sich mit dem Thema „Wie verhalte ich mich in der Gemeinde?“ auseinandersetzt, heißt es dazu: Lasst uns das mal aufschlagen, Seite 385 in der Gotteslehre. Ansonsten findet man es in 1. Timotheus 2,8:
„Ich will nun, dass die Männer an jedem Versammlungsort beten und dabei ihre Hände mit reinem Gewissen erheben, frei von Zorn und Streit.“
Es war anscheinend eine Schwachstelle der Männer in Ephesus, dass sie beim Beten etwas zurückhaltend waren. Die Frauen hatten ebenfalls ihre Schwachstellen. Wenn ihr weiter zuhört, werden wir das heute nicht als Thema behandeln. Sie kamen so zum Gottesdienst, nach dem Motto: „2000 Make-up, Outfit vom Feinsten“ – fast so, als würden sie den Gottesdienst in eine Modenschau verwandeln. Aber das ist heute nicht unser Thema.
Viel wichtiger ist hier, dass die Männer von Paulus gesagt bekommen: „Hey, ich möchte, dass ihr Männer eure geistliche Leitungsaufgabe in der Gemeinde wahrnehmt.“ Ein Punkt, der dabei ganz oben steht, ist, dass ihr, wenn ihr euch in der Gemeinde trefft, den Mund aufmacht und betet.
So wie das damals eine Schwachstelle war, habe ich den Eindruck, dass es auch in vielen Gemeinden heute noch eine echte Schwachstelle ist. Ich habe nichts dagegen, dass wir uns angewöhnen, dass jeder von euch immer betet. Dagegen habe ich wirklich kein Problem. Das andere wird uns eher passieren.
Mut zum Gebet in Gemeinschaft
Und ich weiß noch, als ich diese Stelle das erste Mal als junger Christ richtig ernst gelesen habe, dachte ich mir: „Das traust du dich nie, so in der Gemeinschaft aufzustehen und zu beten.“
Ich habe dann mit mir selbst einen Pakt geschlossen. Ich sagte mir: „Okay Jürgen, du bist ja eigentlich kein Feigling. Wann immer zwei beten, betest du auch.“ Diesen Pakt schloss ich mit mir selbst.
Das Interessante ist: Ja, das war furchtbar, keine Frage. Du sitzt in der Gemeinschaft, jemand sagt: „Lasst uns kurz noch dafür beten.“ Und du denkst dir: „Okay, zwei. Wenn einer betet, ist es gut. Wenn zwei beten, bin ich die Drei.“ Du denkst, einer ist fertig, und naja, kommt kein Zweiter? Und dann fängt der Zweite an. Du weißt: „Okay, ich bin die Drei. Ich habe mir selbst diesen Pakt geschlossen.“
Das Interessante ist, wenn du die ersten dreißig Male auf diese Weise gebetet hast, dich selbst über die Schwelle geschubst hast – so wie wir heute Thomas über die Schwelle geschubst haben –, dann wird es leichter. Er konnte ja nicht anders, er musste ja vorher beten, das stand ja auf dem Zettel. Und wenn wir ihn noch dreißig Mal darüber schubsen, würde er sich sagen: „Beten hier vorne, was soll das? Da steht man hier.“
Ich weiß inzwischen, wie meine Stimme klingt. Insofern überlegt gerade jetzt ihr Männer, wie ihr euch an dieser Stelle einbringen könnt. Wie könnt ihr euch über diese Linie selbst ein Stück weit schützen, damit es für euch normal wird?
Ich weiß, es ist eine Herausforderung. Ich weiß, als ich das erste Mal in Salzburg betete – Salzburg ist ungefähr doppelt so groß wie Mariendorf – bekam ich von den Ältesten gesagt: „Wenn du betest, bitte bete so, dass am anderen Ende die Schwester auch noch etwas versteht.“
Das ist toll. Du hast dort 20, 25 Meter durch den Saal, und du stellst dich dann so hin und sagst: „Vater im Himmel“, weil du versuchst, das einfach ein bisschen mitschwingen zu lassen. Ich kenne das alles.
Und wenn ihr da Probleme habt, stellt euch eine Wand vor, die euch noch ein bisschen zusätzlichen Schall gibt. Aber nutzt das nicht als Ausrede, wenn ihr sagt: „Meine Stimme ist so zart, und ich bin eigentlich ansonsten auch ein bisschen schüchtern.“ Nein, die Bibel sagt: Wenn du ein Mann bist, bete. Also bete in der Gemeinschaft.
Überwindung von Stolz beim Beten
Ich habe hier noch einen Punkt, die klassische Ausrede, die ich euch unbedingt noch sagen muss. Die klassische Ausrede lautet: „Ich bete nicht in der Gemeinschaft, weil ich den Eindruck habe, dass ich dann stolz werde.“
Man denkt dann: „Wenn ich mich hinsetze, habe ich etwas Tolles gemacht. Das ist großartig.“ Wenn du diese Gefahr in deinem Leben siehst, dass du beim Beten stolz wirst und den Eindruck hast, nach dem Gebet etwas Großes vollbracht zu haben, und du dir innerlich auf die Schulter klopfst, dann ist das dein Problem.
Wenn du also sagst: „Deshalb bete ich nicht“, dann sage ich dir: Bete trotzdem. Setz dich hin, tu Buße – das ist okay. Aber bete. Denn wenn du nicht betest, kannst du das Beten nicht lernen. Beten lernt man durch Beten.
Und wenn du zwei- oder dreimal danach wirklich innerlich auf die Schulter klopfst und denkst: „Boah, bin ich toll“, dann tu Buße darüber – das vergeht wieder. Aber wenn du nicht betest, wirst du niemals lernen, richtig zu beten. Das ist das große Problem.
Also bete nicht, um damit anzugeben – das ist der erste Punkt. Hör auf damit, aber bete.
Die Bedeutung des stillen Gebets
Wichtiger als das öffentliche Gebet ist das stille, persönliche Gebet.
Wir lesen in Matthäus 6,6: „Wenn du betest, geh in dein Zimmer, schließe die Tür und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dann wird dein Vater, der ins Verborgene sieht, dich belohnen.“
Wir sollen beten – das ist eine Aufforderung: bete! Aber bete im Stillen.
Der Raum, der hier beschrieben wird, ist der innere Raum in einem jüdischen Haus. Wenn du betest, geh in dein Zimmer, schließe die Tür und bete zu deinem Vater. Das ist ein Raum ohne Fenster, den man heute vielleicht als Speisekammer bezeichnen würde. Es ist ein Raum, den man abschließen konnte. Das bedeutet, es ist ein Ort, an dem man nicht abgelenkt wird, an dem es still ist und wo nicht einfach jemand hineinkommen kann.
Die ganze Betonung dieses Gebotes liegt darauf: Such dir einen Ort, an dem du ungestört mit Gott reden kannst.
Wenn man die Bibel liest, ist das vielleicht das Geheimnis – das eigentliche Geheimnis hinter einem geistlich erfolgreichen Leben –, dass Menschen beten. Meines Erachtens lässt sich die Qualität eines geistlichen Lebens nicht nur, aber zu einem erheblichen Teil daran ablesen, für wie viele Menschen du betest und wie viele Menschen für dich beten.
Gebet als Lebensnotwendigkeit
Alexander Solschenizyn hat ein Buch geschrieben, das heißt „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“. Iwan Denissowitsch ist ein Häftling in einem russischen Arbeitslager. Es ist ein kleines Büchlein, also wenn man von Solschenizyn nicht viel lesen möchte, lohnt sich dieses kurze Buch. Es vermittelt einen guten Eindruck von seiner Art zu schreiben. Dieser Mann war Christ.
Abends schließt Iwan die Augen, betet und wird dabei von einem anderen Häftling gesehen und verspottet. Der andere sagt: „Deine Gebete werden dir nicht helfen, hier schneller rauszukommen.“ Iwan öffnet daraufhin die Augen, blickt den anderen Häftling an und antwortet: „Ich bete nicht, um hier rauszukommen, sondern um den Willen Gottes zu tun.“
Wir beten, weil Gott gesagt hat: Betet. Das Gebet ist in diesem Sinne keine Option unter vielen, nach dem Motto: Manchmal macht man es, manchmal nicht. Die Bibel sagt klar, dass wir beten sollen. Es ist auf der einen Seite ein Vorrecht und auf der anderen Seite eine Verpflichtung.
Ich bin felsenfest davon überzeugt: Wenn ihr anfangt zu beten, dann wird dieses persönliche Gebet, der vertraute Umgang mit Gott, nicht einfach so von alleine kommen. Ihr werdet euch die Zeit im Alltag suchen müssen. Das ist zumindest meine Erfahrung. Ich bin da noch nicht so stark, wie ich es gerne wäre.
Manchmal wird es eine Zeit sein, in der ihr euch die Zeit richtig aus eurem Zeitplan herausschneiden müsst. So wie wir beim Bibellesen sagen können: Wenn der Teufel etwas versucht anzugreifen, dann ist es, dass du die Bibel aufmachst.
Dieser Spruch, dass dieses Buch dich entweder von der Sünde abhalten wird oder die Sünde dich von diesem Buch fernhalten wird, lässt sich auch auf das Gebet übertragen. Ihr werdet merken, dass eure Gebetszeit vielleicht die am meisten angefochtene Zeit in eurem Leben ist.
Da klingelt das Telefon. Da habt ihr plötzlich Bauchschmerzen. Euch fällt irgendetwas ein, irgendein blöder Gedanke, den ihr nicht mehr aus eurem Kopf bekommt. Ich verspreche euch, es wird tausenderlei Dinge geben, die genau in dem Moment passieren, in dem ihr sagt: „Jetzt habe ich eine halbe Stunde richtig Zeit für Gott allein.“
Jesus als Vorbild im Gebet
Und wir sehen das auch schon bei dem Herrn Jesus. Lasst uns dazu eine Stelle im Markus-Evangelium anschauen: Markus 1,35, hier in Gotland, Seite 77.
In Markus 1,35 merken wir etwas davon, dass auch Jesus sich die Zeit zum Beten nehmen musste. Wir können uns das gut vorstellen: Bis abends kommen die Leute und wollen geheilt werden, tagsüber ist ständig jemand um ihn herum.
Markus 1,35: Früh am Morgen, als es noch völlig dunkel war – und die Jünger noch geschlafen haben, weil sie völlig erschöpft waren – stand er auf und ging aus dem Haus fort an eine einsame Stelle, um dort zu beten.
Den ganzen Abend vorher hat er Menschen geheilt. Ich weiß, wie oft ich mir sage: Wenn ich einen anstrengenden Tag hatte, dann kann ich morgen wenigstens mal ausschlafen. Aber ich weiß auch, wie oft es mir passiert, dass ich dann vor lauter Ausschlafen meine Gebetszeit gleich mit verschlafe.
Nichts gegen Pause, ich bin für Pausen. Aber im Herrn Jesus sehen wir: Er macht Pause, aber nicht auf Kosten des Gebets. Und ich denke, daran kann er uns ein Vorbild sein: Bete im Stillen. Tu es wirklich! Und wenn es dich etwas kostet, lass es dich etwas kosten. Du brauchst es.
Bete nicht wie die Heiden
Der nächste Punkt lautet: Bete nicht wie die Heiden. Wir gehen zurück zu unserem Text in Matthäus Kapitel 6 und lesen die Verse 7 und 8.
Matthäus 6,7-8: Da heißt es in Vers 7: „Beim Beten sollt ihr nicht plappern wie die Menschen, die Gott nicht kennen. Sie denken, dass sie erhört werden, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie, denn euer Vater weiß ja, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn bittet.“
Heiden meinen oft, sie müssten Gott durch viele und lange Gebete oder durch bestimmte aufwendige Rituale beeindrucken. Sie glauben, sie könnten Gott irgendwie manipulieren oder „rumkriegen“. So als stünde Gott auf der einen Seite und wolle eigentlich nicht richtig, und wenn man nur den richtigen Einsatz bringt, schafft man es doch irgendwie.
Kennt ihr diese kleinen Kinder, die an der Kasse ihrer Mutter immer wieder nach Süßigkeiten fragen? Die Mutter sagt „Nein, du bekommst keine Süßigkeit.“ Doch das Kind wiederholt immer wieder: „Süßigkeit, Süßigkeit!“ Die Mutter bleibt dabei: „Nein, ich will dir keine Süßigkeit geben.“ Solche Situationen finde ich oft sehr anstrengend.
Oft entsteht beim Beten der Eindruck, oder es gibt tatsächlich Richtungen des Betens, die so funktionieren: „Ich will aber, ich will aber jetzt eine Süßigkeit.“ Dabei fragt man sich: Was hast du für ein Gottesbild?
Ich habe ein Beispiel mitgebracht, das ich nicht verurteilen möchte, aber es ist typisch: Wisst ihr, was ein Rosenkranzgebet ist? Im Katholizismus gibt es Rosenkranzgebete. Dabei hat man eine Schnur mit Perlen. Es gibt kleine und große Perlen. Jede Perle steht für ein Gebet: Eine kleine Perle für ein Ave Maria und eine große Perle für ein Vaterunser.
Man betet zehnmal Ave Maria, dann ein Vaterunser, dann wieder zehnmal Ave Maria und wieder ein Vaterunser. Insgesamt sind das fünfzig Ave Maria und zehn Vaterunser, wenn man den Rosenkranz einmal komplett gebetet hat.
Wenn man den Text in Matthäus liest – „Wir sollen nicht plappern wie die Heiden“ – und sich vorstellt, dass man dasselbe Gebet fünfzig Mal wiederholt, fragt man sich: Wer ist da mit den Gedanken bitteschön noch dabei?
Das geht mir selbst als evangelischer Christ so. Früher habe ich das Vaterunser gebetet. Wenn man es zehnmal gebetet hat, kann man leicht an etwas anderes denken.
Hier steht genau das Gegenteil: Wir sollen nicht plappern wie die Heiden. Wir brauchen nicht viele Worte. Du musst Gott nicht manipulieren. Warum? Weil er schon weiß, was du brauchst, bevor du überhaupt zu beten beginnst. Er kennt unsere Bedürfnisse sogar besser als wir selbst.
Augustinus hat es so ausgedrückt: „Durch Gebet öffnen wir den Kanal, durch den seine Segnungen, die immer bereitliegen, fließen.“
Vielleicht fragt ihr euch jetzt: Warum soll ich dann überhaupt beten, wenn Gott sowieso schon alles weiß? Könnte ich nicht einfach auf das Beten verzichten? Gott könnte doch einfach von vorne herein geben, was ich brauche, und das wäre das Ende.
Die Antwort ist relativ einfach: Wir beten nicht nur, weil wir Nöte haben, die weggehen müssen. Wir beten, weil wir Gebet brauchen. Deine Seele ist darauf angelegt, Gott zu begegnen.
Lass es mich auf den Punkt bringen: Du brauchst eigentlich nicht Gottes gute Gaben, du brauchst ihn persönlich. Damit will ich nicht sagen, dass wir Gottes gute Gaben nicht erflehen sollen – darauf werden wir später noch eingehen. Aber im Gebet verbindet sich deine Seele mit Gott.
Wenn wir Nöte haben, treiben sie uns ins Gebet. Das ist gut, weil wir an dieser Stelle endlich bereit sind, Gott zu begegnen und Gemeinschaft mit ihm zu formen.
Wir beten zu Gott nicht wie bei Edeka, wo wir dem Mann hinter der Theke sagen, was wir gerne hätten. Es ist nicht so, dass wir sagen: „Ich hätte gern noch so ein Stück Edamer aus dem Sonderangebot.“ Und Gott sagt dann: „Oh, vielen Dank, dass du mir das sagst, wusste ich gar nicht.“
Nein, wir beten und begegnen im Gebet Gott persönlich. Ja, du kannst deine Sorgen und Nöte abgeben, das ist richtig und gut. Aber viel wichtiger ist, dass du still wirst, um Gott anzubeten und ihn persönlich zu erleben, ihn zu genießen.
Der Moment der Stille vor Gott, die Zeit, mit Gott zu reden – das ist es, was Gebet will.
Bete wie das Vaterunser: Ein Modellgebet verstehen
Eine Hilfe, damit wir im ganzen Durcheinander unseres Lebens eine Vorstellung davon bekommen, wie Beten aussehen kann, bei dem beides enthalten ist: auf der einen Seite unsere Bedürftigkeit, auf der anderen Seite Gott und meine Gemeinschaft mit ihm.
Eine solche Hilfe ist das sogenannte Vaterunser. Deshalb heißt mein vorletzter Punkt auch: Bete wie das Vaterunser.
Lasst uns Matthäus 6, Verse 9-13 lesen:
Unser Vater im Himmel,
dein heiliger Name werde geehrt,
deine Herrschaft komme,
dein Wille geschehe auf der Erde wie im Himmel.
Gib uns, was wir heute brauchen,
und vergib uns unsere ganze Schuld.
Auch wir haben denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern rette uns vor dem Bösen.
Ich habe den Punkt ganz bewusst „Bete wie das Vaterunser“ genannt. Ich habe nicht gesagt: „Bete das Vaterunser.“ Das ist ein Unterschied.
Dieses Gebet, so wie es hier steht, ist eigentlich kein typisches Gebet. Es ist eher ein Modellgebet. Die einzelnen Punkte, die einzelnen Teile des Vaterunsers sind keine Gebete an sich, sondern plakative Überschriften zu Themen, die wir im Gebet nicht vergessen sollen.
Nirgends im Neuen Testament wird gesagt, dass jemand das Vaterunser als Gebet beten soll. Und nirgendwo steht: Betet doch das Vaterunser! Schon gar nicht steht dort, dass man das Vaterunser zehnmal hintereinander oder in jedem Gottesdienst beten soll. Das gibt es nicht.
Wenn wir das Vaterunser als ein Modellgebet verstehen, können wir die einzelnen Punkte anschauen und überlegen, welche Elemente zu einem Gebet gehören. Dabei steht hier nicht, dass man immer alle diese Elemente in jedem Gebet haben muss.
Sie helfen uns aber, ein Stück weit zu verstehen: Wenn du Jesus fragst, wie du beten sollst, wird er dir dieses Modell geben. Es ist eine Idee, an der du dich orientieren kannst. Und...
Die Struktur des Vaterunsers als Gebetsmodell
Der erste Punkt lautet: Unser Vater im Himmel, dein heiliger Name werde geehrt. Das bedeutet, ganz am Anfang unseres Gebetes steht Gott. Der Begriff „Vater“ bringt Nähe zum Ausdruck, aber auch Ehrerbietung. Wenn es heißt „Dein heiliger Name werde geehrt“, dann ist in der Bibel der Name immer gleichzeitig auch die Person. Man kann also auch sagen: „Du als Person sollst geehrt werden.“
Wir merken, dass sich der Anfang des Gebetes ganz um Gott dreht. Wir sollen ihn loben und über ihn nachdenken. Es ist gut, am Anfang seines Gebetes erst einmal über Gottes Wesen und seine Eigenschaften zu reflektieren. Der Fachbegriff dafür ist Anbetung. Wir starten ins Gebet mit Anbetung.
Vielleicht ist es für euch so, dass ihr am Anfang keine Lust habt zu beten. Ein Punkt beim Beten ist, dass die ersten fünf Minuten die härtesten sind. Irgendwann kommt der Moment – das gilt sowohl für das gemeinschaftliche Gebet als auch für das Alleinebeten – an dem man sagt: „Jetzt bin ich über den Anfang hinweg, jetzt läuft es.“ Das kann nach fünf Minuten sein, es kann aber auch zehn Minuten dauern. Meine persönliche Erfahrung liegt irgendwo zwischen fünf und zehn Minuten. Lass dich nicht entmutigen, wenn es bei dir eine Viertelstunde dauert. Es kommt der Punkt, an dem du sagst: „Jetzt ist dieser innere Widerstand gegen das Gebet tatsächlich gebrochen.“
Fang mit Anbetung an. Ich habe den Eindruck, es ist gut, sich erst einmal an Gott zu freuen und ihm zu sagen, wie großartig er ist. Das ist ein sehr guter Einstieg ins Gebet.
Danach folgt der zweite Punkt: Deine Herrschaft komme, dein Wille geschehe auf der Erde wie im Himmel. An zweiter Stelle im Gebet kommen also immer noch nicht unsere Sorgen, sondern die Ziele Gottes. Gott regiert im Himmel, und wir sind dazu aufgefordert, Gebetsanliegen unter der Überschrift „Gottes Ziele sollen in dieser Welt verwirklicht werden“ zu haben.
Das ist natürlich ein riesiges Spektrum. Gottes Ziele sollen in dieser Welt verwirklicht werden. Was heißt das genau? Je mehr du die Bibel studierst und liest, desto mehr verstehst du, was Gott eigentlich will, was seine Ziele mit dieser Welt sind, was seine Ziele mit den Geschwistern sind, was seine Ziele mit der Gemeinde sind. Je mehr du das verstehst, desto mehr Gebetsanliegen bekommst du an dieser Stelle.
Das mag am Anfang noch etwas einfach sein, fast ein bisschen kindergebetsmäßig, wie „Mach doch alle gesund“ oder so. Dann wirst du irgendwann feststellen, dass in der Bibel gar nicht steht, dass alle gesund werden sollen. Vielleicht kannst du das dann etwas sauberer und richtiger formulieren. Vielleicht fällt dir etwas Gutes dazu ein. Du denkst nach über das, was Gott eigentlich will, was seine Absichten mit dieser Welt sind, und je mehr du verstehst, desto besser kannst du formulieren und Gebete an dieser Stelle bringen.
Der dritte Punkt lautet: Gib uns, was wir brauchen. Da finde ich Luther ein bisschen schöner, denn da heißt es: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Ihr merkt: Erst die Anbetung, dann Gottes Ziele, und jetzt komme ich mit meinen Sorgen, mit meinem täglichen Allerlei.
Ich persönlich finde das toll. Gott sagt nicht weniger als: Schau mal her, du hast jeden Tag in deinem Leben die Gelegenheit zu kommen und alles, was dich belastet, da wo du gerade dran bist, vor mich zu bringen. Ich möchte dich gern jeden Tag sehen und dir jeden Tag das geben, was du persönlich brauchst.
Ich finde das grandios, weil die Sorge doch eigentlich ist, dass ich denke: Ich bin hier und Gott ist irgendwo da. Was hat mein Leben schon mit ihm zu tun? Wir treffen uns morgens mit den Kindern oder ich treffe mich mit den Kindern zur stillen Zeit. Wir lesen in der Bibel und beten danach noch miteinander. Das ist eigentlich relativ kurz, vielleicht 20 Minuten alles in allem. Und da passiert es immer wieder, dass wenn wir gebetet haben, sei es im Gebet oder danach, eins der Kinder sagt: „Und dann bete ich auch noch für die und die Arbeit, die jetzt ansteht.“ Und ich denke mir: Ja, ist gut, es ist genau richtig. Du stehst da, du weißt, du hast an dem Tag eine Arbeit zu schreiben, du hast dafür gelernt. Vielleicht bist du in deinem Fach gar nicht schlecht. Und natürlich ist es richtig, morgens dafür auch zu beten. Du darfst das bringen.
Ich weiß, wir waren ja neun Monate in Österreich. Wir sind dorthin gefahren und wussten nicht, wie das finanziell werden würde. Du fährst irgendwo hin und sagst: Okay, ich habe, was weiß ich, für die ersten Monate genug Geld, und dann muss man mal sehen, wie das mit dem Lohnsteuerjahresausgleich wird, was wir da zurückkriegen, und mal schauen, was noch an Spenden reinkommt, und mal schauen, ob unser Auto durchhält und all das.
Du stehst da und sagst dir: Hm, halt knapp, ziemlich knapp. Es ist nicht so, dass ich sage: Ich habe eine halbe Million auf dem Konto, naja, ich kann das fünfmal machen. Sondern eher so, dass ich sage: Hm, schau mal. Ich bin jeden Morgen oder fast jeden Morgen auf die Knie gegangen und habe gesagt: Vater im Himmel, ich möchte dich darum bitten, dass das finanziell reicht. Ich möchte keinen Kredit aufnehmen. Ich will dir vertrauen. Du hast gesagt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, und das alles wird euch hinzugefügt werden.“ Und dazu gehört auch Essen, Trinken und Kleidung.
Natürlich hast du dein Konto und siehst deinen Kontostand, und er geht immer weiter runter. Du hast ja vorher fast ein Jahr lang wirklich alles zurückgelegt, was wir hatten. Es wird weniger und weniger. Die ersten vier Monate ist es noch gemütlich, und dann im Monat fünf, sechs, sieben erinnere ich mich an einen Tag, da hat mir eine Gemeinde 800 Mark geschenkt. Ich dachte: Boah, das ist ja toll. Die Woche darauf wusste ich, wofür es ist, denn dann ging mein Auto kaputt.
Es ging weiter runter, und dann kam die Anfrage: „Hast du nicht Lust, nach dem Trip, bevor die Arbeit wieder anfängt, noch zwei Wochen nach Albanien zu gehen und jemanden zu begleiten?“ Okay, Albanien noch oben drauf. Es wurde immer weniger, und ich dachte: Schau mal, was Gott tut.
Für mich war das bis heute eine der herausragendsten Erfahrungen zu sehen: Du siehst deinen Kontostand, wie er wird – also virtuell, ja, du siehst immer nur alle zwei Wochen die Auszüge – aber du siehst, wie er langsam runtergeht, und du weißt, da kommt auch nichts mehr rein. Du siehst: Am ersten Juli fange ich wieder an zu arbeiten. Du siehst diese Linie und wo der Nullpunkt durchschlagen wird – in der ersten Arbeitswoche. Und ich sage einmal: Wow, nach neun Monaten auf den Punkt genau. Das ist schon genial.
Du darfst jeden Morgen deine Sorgen abgeben, egal was es ist. Ich möchte dir das wirklich ans Herz legen. Bete regelmäßig dafür, dass das, was deine Hände schaffen wollen, gelingt.
Im Jakobusbrief lese ich euch mal vor: Jakobus 4, Vers 2 heißt es: „Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.“ Wenn ihr es nachlesen wollt, Seite 426. Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.
Es passiert so leicht, dass wir für Dinge nicht bitten, weil wir denken, das ist zu klein und zu unwichtig für Gott. Es passiert so schnell, dass wir denken, das schaffe ich ohne ihn. Und das ist Unsinn, und das wissen wir eigentlich auch.
Gebet ebnet den Weg. Von Martin Luther wird gesagt, dass er ungefähr Folgendes formuliert hat: „Ich habe so viel zu tun, dass ich es nicht schaffen kann, wenn ich nicht jeden Tag wenigstens drei Stunden im Gebet verbringe.“
Ich bekenne, dass es mir leicht passiert, dass ich sage: Ich habe so viel zu tun, dass ich keine Zeit mehr zum Beten habe. Und das ist von der Bibel her kompletter Unsinn. Du hast richtig viel zu tun, dein Leben wird richtig heftig schwer. Bitteschön, dann ist es Zeit, ganz, ganz viel zu beten.
Der Satz „When the going gets tough, the tough get going“ – wenn es so richtig heftig wird, fangen die, die richtig heftig sind, an loszuarbeiten – stimmt nicht ganz. Er müsste eigentlich heißen: „When the going gets tough, the tough get praying.“ Dann ist es der, der wirklich tough ist, der wirklich etwas schaffen will, der wirklich verstanden hat, wie diese Welt funktioniert, der seine Hände faltet.
Wenn in deinem Leben um dich herum alles tobt und du nicht mehr einen noch ausweist, dann sorge dafür, dass das Gebet nicht das ist, was du als Erstes streichst, weil du so viel anderes noch zu tun hast.
Auf Seite 367 hier: Philipper 4, Vers 6 und 7 – eine wunderschöne Verheißung, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Philipper Kapitel 4, Verse 6 und 7, die genau zu diesem Thema gehören:
„Macht euch keine Sorgen, sondern bringt eure Anliegen im Gebet mit Bitte und Danksagung vor Gott.“ Das ist ein Auftrag. Wir sollen unsere Anliegen vor Gott bringen.
Und jetzt kommt die Verheißung: „Und sein Friede, der alles menschliche Denken weit übersteigt, wird eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus bewahren.“
Gebet schenkt uns Gottes übernatürlichen Frieden. Diese Ruhe und diese Sicherheit, wo andere Leute sagen: „Sag mal, wie machst du das eigentlich? Du müsstest doch jetzt total ausrasten. Du kannst doch in der Situation nicht mehr ruhig bleiben. Du weißt doch definitiv nicht, was kommt.“ Und du kannst sagen: „Ja, ich weiß, ich weiß nicht, was kommt, woher auch, ich bin ja nicht Gott. Aber ich habe es Gott gesagt, weil er weiß, was kommt.“ Und deswegen hat er versprochen, mir seinen Frieden zu geben. Den kriege ich immer wieder geschenkt.
Das ist das, was du jetzt mitbekommst: Erstens Anbetung, zweitens die Ziele Gottes, drittens unsere Nöte.
Die Bedeutung von Vergebung im Gebet
Und damit verbunden ist ein recht unangenehmer vierter Punkt, der lautet: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben denen, die an uns schuldig geworden sind.“
Gebet ist also auch die Zeit, in der man kurz innehält und sich die Frage stellt: Wie sieht es eigentlich gerade in meinem Leben aus? Gibt es da noch etwas, das ich mit Gott ins Reine bringen muss?
Im Ersten Johannesbrief, Kapitel 1, Verse 8 und 9 (1. Johannes 1,8-9), auf Seite 440, geht es ebenfalls um diesen Punkt. Dort heißt es: Wenn wir behaupten, ohne Schuld zu sein, betrügen wir uns selbst und verschließen uns der Wahrheit. Doch wenn wir unsere Sünden bekennen, zeigt sich Gott treu und gerecht. Er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Fantastisch!
Was möchte Gott im Blick auf unsere Sünden sehen? Er möchte nicht, dass wir sie bezahlen oder abarbeiten – das können wir sowieso nicht. Aber er möchte, dass wir aufhören, unsere Sünden zu verstecken oder zu verschleiern. Wenn hier von „Bekennen“ die Rede ist, bedeutet das wörtlich „das Gleiche sagen“. Ich soll also zur Sünde in meinem Leben genau das sagen, was auch Gott dazu sagt.
Man kennt das vielleicht: Du bist ein bisschen heftig. Also am Freitagabend hat es zwischen meiner Tochter und mir gefunkt. Ich war wirklich bitter an der Stelle, und es hat richtig gefunkt. Danach dachte ich mir: Jürgen, du bist zu weit gegangen. Das hat mir meine kleine Tochter auch gleich gesagt.
In diesem Moment wusste ich, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Gibst du das zu und sagst: „Stimmt, ich war zornig, ich war bitter und bin zu weit gegangen“? Oder sagst du: „Nein, sie hat mich provoziert, das war ein gerechter Zorn, das muss man als Vater auch mal dürfen“?
Es gibt zwei Alternativen, und du musst dich entscheiden. Ich weiß ganz genau: Wenn ich in dieser Situation nicht zugebe, was ich getan habe, und dann zu Gott gehe, um Vergebung bitte – also meine Tochter um Vergebung bitte und auch Gott –, dann ist das kein Kavaliersdelikt. Die Bibel ist an dieser Stelle so ernst, dass man fast erschrecken könnte.
Schlagen wir mal auf Markus Kapitel 11, Vers 25 (Markus 11,25) nach: „Doch wenn ihr betet, müsst ihr zuerst jedem vergeben, gegen den ihr etwas habt, damit euer Vater im Himmel auch euch eure Verfehlungen vergeben kann.“
Wir kommen ins Gebet, und Gott stellt die Frage: Wie ist es mit dem, was da noch zu vergeben ist zwischen dir und einem anderen? Also nicht nur zwischen mir und Gott, wo ich meine Sachen mit Gott ins Reine gebracht habe, nicht nur, dass meine Bitterkeit aufhört, wenn ich anfange zu beten. Sondern hast du denn auch dort, wo Leute an dir schuldig geworden sind, alles ins Reine gebracht?
Im Matthäusevangelium, Kapitel 6, da wo wir sowieso gerade sind, wird dieser Gedanke direkt im Anschluss an das Vaterunser noch einmal aufgegriffen. Dort heißt es in Matthäus 6,14-15: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer Vater im Himmel auch euch vergeben. Wenn ihr den Menschen aber nicht vergebt, wird euer Vater auch eure Verfehlungen nicht vergeben.“
Merkst du die Ernsthaftigkeit des Themas Buße tun? Du sollst selbst Buße tun, damit dein Verhältnis wieder mit Gott ins Reine kommt. Und du sollst anderen vergeben, weil Gott sagt: „Ich bin nicht bereit, dir zu vergeben, wenn du Groll, Bitterkeit, Ressentiments und Vorbehalte gegen andere Leute züchtest wie andere Geranien.“ Er ist einfach nicht bereit, dir zu vergeben.
Jetzt wird vielleicht jemand sagen: Halt, stopp! Also das mit dem Vergeben – ich dachte, durch den Glauben an Jesus sind uns die Sünden vergeben.
Wir müssen hier zwei Dinge voneinander trennen. Auf der einen Seite gibt es im geistlichen Leben so etwas wie richterliche Vergebung. Gott, der Richter, vergibt mir die Schuld meines Lebens. Das geschieht durch Glauben und hat etwas mit dem Kreuz zu tun.
Aber es gibt auch eine väterliche Vergebung Gottes. Dort, wo wir Kinder Gottes sind und durch Sünde unser Leben mit ihm belasten, unsere Beziehung zu ihm belasten – so wie meine Kinder, wenn sie sündigen, mit mir die Beziehung nicht mehr so völlig ungeteilt genießen können. So können wir, wenn wir sündigen, mit Gott die Beziehung nicht mehr genießen.
Gott sagt: Ich möchte von dir, dass du zwei Dinge tust. Erstens, dass du aufhörst, deine Sünden zu verstecken, sondern sie beim Namen nennst und vor mir bekennst. Und zweitens, dass du anderen vergibst.
Ich habe euch ein Buch mitgebracht und möchte hier öfter mal eine Buchempfehlung geben. Wenn ihr an solchen geistlichen Spitzfindigkeiten Interesse habt – wie väterliche Vergebung, richterliche Vergebung und solche Fragen –, dann achtet auf den Unterschied bei William MacDonald. Sein Buch besteht nur aus solchen Themen, die etwas kompliziert sind.
Ich lese mal die ersten Themen vor: Die drei Zeitformen der Rettung, Aspekte der Rechtfertigung, sieben Gerichte, Hades und Hölle, Aspekte des ewigen Lebens und so weiter.
Wer also an solchen Spitzfindigkeiten Spaß hat, findet in diesem kleinen Büchlein eine gute Möglichkeit, sich einzuarbeiten. Dort wird auch der Unterschied zwischen richterlicher und väterlicher Vergebung erklärt. Man realisiert, dass es stimmt: Wenn ich dem anderen nicht vergebe, ist mir auf der einen Seite zwar alles vergeben, aber dann wird Gott in meiner Beziehung zu ihm auch sagen: „Vergiss es. Solange du nicht bereit bist, mit dem anderen in der Weise zu leben, wie ich es erwarte, ist auch unser Verhältnis gestört.“
Die Bitte um Bewahrung vor Versuchung und Bösem
Nächster Punkt: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns von dem Bösen.
Es ist gut, dass wir am Ende unseres Gebets betonen, dass wir schwach sind. Wenn hier steht „führe uns nicht in Versuchung“, dann wissen wir, dass Gott niemanden zum Bösen verführt und selbst nicht vom Bösen versucht werden kann. Die Frage ist also: Was bedeutet die Bitte „führe uns nicht in Versuchung“?
Ich denke, diese Formulierung hat mehr mit Rhetorik zu tun als mit etwas anderem. Wenn ich einen negativen Begriff verneine, verstärke ich ihn oft. Ein Beispiel: Wenn ich sage, „Der Hamburger vorhin war wirklich nicht schlecht“, was drücke ich damit aus? Dass er ziemlich gut war. Ich glaube zwar nicht, dass das der Fall war, aber sprachlich bedeutet „nicht schlecht“ eben „ziemlich gut“.
Ich persönlich glaube, dass genau dieses Prinzip hier auch gilt. „Führe uns nicht in Versuchung“ ist eine verstärkte Form, um zu sagen: „Führe uns auf dem richtigen Weg und rette uns vom Bösen.“ Wir geben zu, dass wir unterwegs nicht autonom funktionieren, dass wir nicht die Starken sind, nicht diejenigen, die alles wissen. Wir sind immer abhängig und brauchen bei jedem Schritt unseres Lebens Gottes Weisheit und Informationen. Diese teilt er gerne mit uns, aber wir können im Gebet immer wieder sagen:
„Vater im Himmel, wenn ich ehrlich bin, das Jahr 2005 geht zu Ende. Ich blicke zurück und sehe einige Linien. Manches, was passiert ist, habe ich mir so gedacht, anderes ist nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht genau, was im nächsten Jahr kommt, und ich bin nicht sicher, welche Weichen ich in meinem Leben jetzt stellen soll, damit das nächste Jahr gelingt. Bitte hilf mir!“
Außerdem der zweite Punkt: das Böse. Du siehst meine Lebensumstände, du weißt, was mich im Moment bedrückt. Hol mich hier bitte raus! Es ist letzten Endes nicht meine Weisheit, nicht meine Stärke, nicht mein Intellekt, nicht meine Weitsicht, nicht meine Lebenserfahrung und nicht meine Klugheit, die mich aus den Situationen retten kann. Du musst mich retten.
Wenn Thomas heute hier wäre – Thomas Richter – dann könnte man überlegen, wie seine Situation mit Astrid vor einem Jahr aussah und wie sie heute aussieht. Vor einem Jahr haben wir ihm natürlich Ratschläge gegeben, wir haben versucht zu planen und zu denken, aber wir konnten diese Entwicklung nicht machen. Wir konnten dafür beten und sehen, wo Möglichkeiten sind, aber letzten Endes ist es Gott, der unserer Schwachheit aufhilft.
Wir bleiben in allen Dingen Jünger Jesu. Ein Jünger ist ein Azubi – modern gesprochen. Dieses Wort möchte ich euch mitgeben: Azubi als Merkwort für euer Gebet.
A wie Anbetung
Z wie die Ziele Gottes
U wie unsere Nöte
B wie das Bekennen von Sünde
I wie Information zur Lebensplanung
Wir brauchen das einfach, damit unser Gebet und auch unser Leben funktionieren.
Drei praktische Tipps für das Gebet
Zum Schluss drei Tipps aus der Praxis. Ich habe mir gedacht, da ich jetzt seit einiger Zeit wieder regelmäßig Fitnessstudios von innen sehe, versuche ich, eine Parallele herzustellen. Beten ist irgendwie ähnlich wie ins Fitnessstudio gehen. Es gelten dieselben Prinzipien: Du brauchst Kontinuität, Abwechslung und Planung.
Wenn du nicht regelmäßig hingehst und trainierst oder nur dann, wenn du Lust hast, kannst du die Sache im Allgemeinen vergessen. Beim Beten ist es nicht anders. Ich werde dir nicht sagen, wie du dein Leben mit Beten planen sollst, denn ich kenne dein Leben nicht. Es gibt nicht die eine Methode, die bei jedem funktioniert.
Der eine sagt: „Ich habe so viel um die Ohren, ich habe morgens meine Zeit, stehe um fünf auf und habe eine Stunde für Gott. Das ist meine Methode, die ich eisern einhalte, egal ob ich müde bin oder nicht.“ Das ist sein Weg, und du hast deinen. Mein Weg ist ganz anders. Ich sage: Ich möchte, wenn möglich, jeden Tag eine bestimmte Zeit beten. Ich habe einen sehr flexiblen Zeitplan, in den ich meine Gebetszeit einbaue.
Wie du das machst, ist mir egal, solange du am Ende deinen Weg findest, kontinuierlich und ehrlich zu beten. Manchmal teile ich meine Gebetszeit in zehnminütige Blöcke ein, gerade wenn ich lange arbeite, zum Beispiel sechs Stunden am Rechner, um eine Predigt vorzubereiten. Dann bete ich nach jeder Stunde eine Viertelstunde. Es ist mir völlig egal, wie du es tust, aber schau, dass Kontinuität reinkommt.
Das Zweite: Beim Fitnesstraining ist es nicht gut, immer dasselbe zu machen, immer die gleichen Übungen. Das ist pure Monotonie. Da passiert nicht viel oder nur in einem begrenzten Rahmen. Abwechslung ist wichtig. So möchte ich es euch auch beim Gebet ans Herz legen: Überlege, wie du dein Gebet abwechslungsreich gestalten kannst.
Ich denke an den Besuch der Gebetsstunde, zum Beispiel am ersten Montag im Monat. Oder daran, dass du dich mit Freunden zum Beten treffen kannst. Über Jahre hinweg haben Guido und ich einen kleinen Kreis gehabt – Norbert und Volker waren auch dabei. Wir haben uns donnerstags früh um sechs zu einer halben Stunde Gebet getroffen. Das war manchmal etwas anstrengend, wenn man zu Norbert fahren musste, aber insgesamt eine sehr gute Sache.
Vielleicht hilft dir das. Vielleicht ist es mal an der Zeit, eine Gebetsnacht zu organisieren oder einen Gebetsspaziergang zu machen. Vielleicht möchtest du im Anbetungsteil Gott Lieder singen. Das ist alles erlaubt. Du kannst auch mal fasten. Denk einfach weiter darüber nach, wie du es für dich schaffst, dass am Ende Gebet herauskommt.
Und bei all dem ein wichtiger Punkt: Du brauchst ein Ziel vor Augen. Gebet ist einerseits freiwillig und ein Vorrecht, andererseits aber auch eine Aufgabe, eine Herausforderung und kein Spiel. Deshalb rate ich dir, deine Gebetsanliegen zu organisieren. Ich kann dir das nur dringend empfehlen, denn sonst betest du am Ende doch nicht oder nur für die immer gleichen fünf Sachen, die dir spontan einfallen.
Das ist meine Gebetskladde, die ich euch zeigen möchte, nicht um damit anzugeben, sondern damit ihr seht, wie man es machen kann. Mir hilft es, Gebetsanliegen irgendwo zu notieren und zu sagen: Ich habe bestimmte Themen, für die ich beten möchte.
Zum Beispiel die erste Rubrik: verfolgte Christen. Das ist eine Zeitschrift, die über verfolgte Christen berichtet. Ich möchte für die Geschwister beten, die ich nicht kenne und denen es schlecht geht. Das habe ich für mich entschieden, das ist meine Entscheidung.
Dann habe ich ein Zettelchen mit meinen täglichen Gebetsanliegen, mit denen ich meistens anfange, weil sie mir wichtig sind. Die erste Rubrik heißt „Geschwister“. Ich habe irgendwann mal einen Zettel mit 80 Gebetsanliegen für liebe Freunde geschrieben. Das hilft, wenn man nicht genau weiß, was man beten soll.
Außerdem habe ich Listen von Leuten, zum Beispiel die Gemeindeliste oder die Gottesdienstliste, die ich durchbete. Ihr müsst das nicht, ich sage nur, ich bete für die Geschwister. Das war für mich das Anliegen. Nehmt die Leute, die ihr kennt, schreibt sie auf ein Blatt Papier und legt es irgendwo hin – dann habt ihr sie erstmal.
Nicht nur Geschwister aus der Gemeinde, sondern auch andere Christen, die hier in der Stadt wohnen und die man kennt. Zum Beispiel einen Pastor aus einer Kirche des Nazareners. So hast du Leute, für die du beten kannst.
Dann gibt es eine alte Sommerlagerliste. Wenn du eine alte Liste vom Sommerlager hast, kannst du für die Leute beten, die damals in deiner Gruppe waren. Einfach rein damit, ganz einfach.
Eine dritte Rubrik sind Gemeinden. Wir sind ja nicht allein als Gemeinden, sondern es gibt viele. Ich habe eine Liste der sogenannten Kreisbrüderstunde Berlin-Brandenburg, hauptsächlich Brüdergemeinden. Wenn ich an dieser Stelle ankomme, weiß ich, dass jetzt die EFG dran ist, und bete für sie.
Manche Gemeinden bekommen Gebetsbriefe, einige kenne ich persönlich. Über das Internet ist das ganz beliebt. Ich habe eine Rubrik, in die ich diese Briefe reinpacke. Ich komme nicht dazu, sie regelmäßig zu sortieren, also stopfe ich sie erst mal rein. Wenn ich dann in der Rubrik ankomme, schaue ich, von wem ich zwei oder drei Gebetsbriefe habe, werfe einen raus und bete nur für den aktuellen.
Dann gibt es die Rubrik für meine Familie. Dazu sage ich jetzt nichts, aber ihr könnt euch vorstellen, dass ich dort sehr Persönliches habe. Da sind Leute, die mir am Herzen liegen und für die ich bete, dass sie zu Gott finden. Das ist eine ganze Rubrik.
Eine weitere Rubrik sind Leute, die mir im Alltag begegnen, mit denen ich mal ein Gespräch hatte oder denen ich ein Buch weitergegeben habe. Gestern war zum Beispiel die Hochzeit von Claudie und Flo. Wisst ihr, wer da war? Der Fotograf, der auch bei Phil und Tinker fotografiert hat. Wir hatten ein kleines Gespräch, und ich habe ihm ein Buch geschickt, „Jesus unser Schicksal“. Er kann kaum Deutsch, nur Russisch, also habe ich es auf Russisch geschickt.
Gestern hat er gesagt, das Buch ist angekommen, vielen Dank, seine Tochter liest es gerade. Wenn also hier „Fotograf“ steht, schreibe ich mir das auf und bete auch für seine Tochter mit. Schadet ja nichts.
Wenn ich für andere Gemeinden bete, dann auch für uns als Gemeinde. Es gibt eine Rubrik für „The Rock“. Alles, was The Rock betrifft, kommt hier rein. Gemeindegebetsstunden, aktuelle Arbeiten – das kann man dann beten. So weiß man, was gerade dran ist.
Zum Beispiel habe ich eine aktuelle Jugendliste. Ich bin privilegiert, weil ich die Jugendmitarbeiter anrufen und um eine Liste bitten kann. Für euch ist das vielleicht schwerer, aber ich kann für die Jugendlichen beten, die da sind.
Nicht zuletzt gibt es natürlich auch die Damen und Herren, für die die Bibel klar sagt, dass wir für die Regierung beten sollen. Frau Merkel steht da ganz oben. Das steht in der Bibel. Sie tauchen auch irgendwann mal auf. Ich glaube, sie haben auch große Herausforderungen und brauchen gute Ideen – das wäre unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht schlecht.
Dann gibt es noch eine Rubrik „Sonstiges“. Hier habe ich eine Karte von Sträuchern, die ich mal geschenkt bekommen habe. Da sind noch ein paar Namen drauf, für die es sich lohnt, weiter zu beten. Immer wenn ich an dieser Stelle ankomme, fällt mir die Karte in die Hand, und ich denke: „Jo, nett, da war noch was, da ist noch was zu tun.“
Mir ist völlig egal, ob ihr die Idee mit der Kladde kopiert oder nicht. Für mich ist das die praktikabelste Lösung.
Worum es mir geht: Plane dein Gebet ein. Lass es nicht einfach auf dich zukommen nach dem Motto: „Huch, ich bete jetzt, was soll ich sagen?“ Das kann man intelligenter gestalten.
Fang klein an. Nach zwanzig Jahren und fünf Systemen, die ich ausprobiert habe, habe ich ein Ergebnis gefunden. Es ist nicht zu groß, sodass man sagt: „Ich kann nicht für fünfhundert Leute beten.“ Du kannst für sie beten, das ist nicht das Problem, aber nicht am Anfang.
Nimm dir zum Beispiel die „The Rock“-Liste und bete nur für die Leute darauf. Vielleicht noch einen Gemeindegebetszettel mit einigen Arbeiten, die du mitbekommst. Nimm das und bete dafür.
Betet zum Beispiel für die Jugend, weil dort Umstrukturierungen anstehen, für die wir wirklich beten müssen. Es gibt Hoffnungen und Visionen, und wenn das nicht gelingt, haben wir ein Problem. Betet für solche Sachen!
Also, das waren meine drei Tipps: Kontinuität, Abwechslung und Planung.
Die Bedeutung des persönlichen Gebetsweges
Zum Schluss eine Geschichte:
In einer bestimmten Region in Afrika waren die jungen Gläubigen besonders hingebungsvolle Beter. Jeder Gläubige hatte außerhalb des Dorfes einen Ort im Busch, an den er sich zum persönlichen stillen Gebet zurückzog.
Kannst du dir vorstellen, dass sich, wenn du jeden Tag dorthin gehst, langsam ein Trampelpfad zu deinem persönlichen Gebetsort entwickelt? Wenn auf diesem Pfad das Gras wieder zu wachsen begann, wussten die anderen Gläubigen, dass dieser oder jener in letzter Zeit selten gebetet hatte.
Da sie sehr füreinander besorgt waren, ging dann jemand zu demjenigen und sagte: „Du, hör her, Freund, auf deinem Pfad wächst Gras.“ Was wollte er damit sagen? Freund, bete wieder! Du bist dabei, etwas zu versäumen, etwas zu vernachlässigen, das für dein Leben sehr wichtig ist.
Ich wünsche mir, dass auf eurem Pfad kein Gras wächst, beziehungsweise dass ihr wirklich betet. Dass ihr diese Lektion immer wieder lernt, wenn ihr älter werdet, und darin stark werdet. Ich kann euch fast nichts Besseres wünschen.