Verehrte, liebe Geschwister,
Durchblick im Zeitgeschehen – wer hat den schon? Wer blickt heute wirklich durch? Wir haben eine Fülle von Informationen, die wir jederzeit abrufen können. So etwas hätten wir uns vor 20 Jahren kaum vorstellen können. Doch was fangen wir damit an? Schon wir als Normalbürger tun uns oft schwer.
Neulich fragte mich meine Frau, und sie ist clever: „Sag mir doch mal den Unterschied zwischen Bosnien, Serben, Kroaten, Makedoniern und den Leuten aus Herzegowina.“ Da habe ich plötzlich einen Ausflug gemacht und gesagt, ich müsste sehr weit ausholen. Aber ich weiß auch nicht genau, warum diese Gruppen eigentlich nicht miteinander auskommen.
Meine jüngste Tochter fragte mich: „Kannst du mir auf dem Atlas mal Laos, Kambodscha und Vietnam zeigen?“ Ich musste ganz gewaltig suchen und viele Erklärungen geben, bevor ich es gefunden habe. Gott sei Dank hat sie nicht gefragt, wie das im Mittelalter mit dem Königreich der Khmer war, das sich über diese ganzen Länder von hinter Indien erstreckte.
Wir wissen doch so vieles überhaupt nicht.
Die Grenzen unseres Wissens im Zeitgeschehen
Wir lesen zwar, dass Hillary Clinton und Barack Obama um die Präsidentschaftskandidatur kämpfen. Doch wenn uns jemand fragen würde, was für Hillary spricht, was für Obama spricht und ob nicht Dr. McCain der Bessere ist, müssten wir passen. Ich muss gestehen: Fehlanzeige!
Wir wissen unheimlich viel, aber bei entscheidenden Fragen merken wir, dass wir ohnmächtig sind. Unser langjähriger Landesvater Lothar Späth, den Sie als Cleverle kannten, hat einmal gesagt: Wissen wir eigentlich, was der Markt ist? Es wird so viel über das Geschehen am Markt gesprochen, doch kein Mensch weiß genau, was der Markt ist und wie er sich entwickelt.
Wer hätte von den Ökonomen, den Klugen, gewusst, wie sich nach der vielbeschworenen Globalisierung der Weltmarkt entwickeln würde? Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass China noch einmal wirtschaftlich zur Weltmacht aufsteigen würde?
Aber selbst wenn wir unheimlich viel wüssten und einen genialen Durchblick hätten, wissen wir oft nicht, was wir tun sollen. Bruder Bröschl, wir haben gemeinsam im evangelischen Jungmännerwerk und Jugendwerk gearbeitet. In dieser Zeit hat einmal jemand auf einer Freizeit gesagt: „Oh, Herr Sheffuch, ich weiß eigentlich alles über Gene und Sexualität, aber was ich tun soll, tun darf, tun muss, weiß ich nicht.“
Selbst wenn ich viel Wissen habe, weiß ich noch lange nicht, was gut ist, was richtig ist und was ich tun soll. Und selbst wenn ich einen genialen Durchblick habe, weiß ich gar nicht, was ich tun kann und was ich wirklich erreiche.
Die Ohnmacht trotz Wissen und Können
In meiner ehemaligen Abiturklasse treffen wir uns, je älter wir werden, immer häufiger mit genialen Leuten. Darunter sind der langjährige Direktor der Robert-Bosch-Stiftung, ein Rechtsanwalt, der bei uns Direktor des Diakonischen Werks für Baden und Württemberg war, sowie ein Professor, der bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel eine führende Rolle innehatte.
Vor 14 Tagen waren wir wieder zusammen und haben die aktuelle Weltlage besprochen. Dabei kam viel Interessantes zur Sprache, das diese Experten zusammengetragen hatten. Das Endergebnis war ernüchternd.
Ich fasse es kurz: Unsere Welt steuert auf einen Crash zu. Wir fahren gegen die Wand und wissen es. Doch keiner der Politiker oder Wirtschaftsexperten weiß, wie wir das verhindern können, sagten die klugen Leute.
Sehnsucht nach Orientierung und Durchblick
Durchblick der Sehnsucht in unserer Zeit: Dass einmal jemand sagen kann, wo es langgeht. Durchblick im Zeitgeschehen. Und jetzt sind wir versammelt, um von Jesus zu hören, welchen Durchblick er uns gewährt.
Der Herr Jesus – was für einen Durchblick hatte er? Er ist uns von Gott zur Weisheit gemacht worden. Ganz schlicht sagt er in unsere Welt hinein: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Und der Mammon ist ein Götze.
Einer meiner Brüder hat gesagt, er konnte nicht mehr schlafen wegen der Frage, wie er für drei Kinderfamilien, für die er mitverantwortlich ist, sorgen soll. Er fragte sich: Habe ich mein Geld richtig angelegt? Soll ich nicht ganz schnell meine Aktien verkaufen und in festverzinsliche Werte investieren?
Diese Frage hat ihn so gepackt, dass er am nächsten Morgen einen großen Betrag für das Reich Gottes weggegeben hat. Er musste es weggeben, weil ihn der Besitz gefangen genommen hatte, den er hatte. Was für eine Weisheit, was für ein Durchblick: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“
Oder wenn der Herr Jesus sagt, wenn ihr hört – Matthäus 24 – von Kriegen und Kriegsgeschrei, von Revolutionen, Hunger und Erdbeben, dann fürchtet euch nicht. Es ist, als wollte er sagen: Keine Angst, es kommt noch schlimmer. Es ist erst der Anfang der Wehen.
Wenn eine Mutter Angst hat, ob sie es übersteht – das Kind möchte zum Leben. Es zerreißt sie fast, aber es ist ein Lebensprozess voller Ängste.
Und Jesus sagt: All diese Krisen der Welt werden andauern, bis Sonne und Mond ihren Schein verlieren. Im Buch Daniel heißt es, das Ende wird durch eine Flut kommen. Da steht die Bibel noch drin, nicht wahr?
Aber dann kommt der Menschensohn in Macht und Herrlichkeit, und er wird seine Auserwählten sammeln. Da möchte ich dabei sein, wenn er seine Auserwählten sammelt.
Erhebt eure Häupter, wenn ihr all das erlebt, denn eure Erlösung naht.
Jesu Warnung vor falschen Wegen und Hoffnung auf Erlösung
Oder auch der Durchblick von Herrn Jesus.
„Geht durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zum Verderben führt, und viele sind es, die darauf gehen. Aber die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.“ Was für ein Durchblick! Auch gegen unseren Machbarkeitswahn.
Wir möchten Tausende für Jesus erreichen – das klingt schön. Doch Jesus sagt: Die Pforte ist eng, und wenige sind es, die sie finden.
Verzeihen Sie bitte, wenn ich für heute Abend, für den Anfang dieser großartigen Tagung, an der Sie teilnehmen, ein Wort von Jesus zum Thema „Durchblick im Zeitgeschehen“ ausgewählt habe. Matthäus 10, Vers 16: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“
Merken Sie das? Das heißt: Aufwachen, hinsehen zu mir. Hellhörigkeit für mich. Hört nicht auf die vielen Stimmen! Mir hat der Vater den Durchblick anvertraut.
„Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“
Ich möchte heute Abend eigentlich nur über den ersten Satz nachdenken: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ Denn es geht ja in dieser Tagung auch um die Mission, um die Sendung des Herrn Jesus.
Ich habe gedacht, das könnte ein guter Einstieg sein. Aber zuerst einmal: das Aufwachen für mich. Mir hat der Vater den Durchblick gegeben, den ich euch weitergeben soll.
Jesu verhaltene Selbstaussagen und göttliche Vollmacht
Wenn man das Neue Testament genau liest, merkt man, dass der Herr Jesus sehr zurückhaltend von sich selbst gesprochen hat. Er hat es geliebt, in Umschreibungen zu reden. Der Menschensohn ist nicht gekommen, damit man ihm dient, sondern damit er selbst dient. Füchse haben Gruben, Vögel haben Nester, aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
Oder wenn Jesus gesagt hat: Kein Prophet ist angenehm in seinem Vaterland, dann meinte er damit den Propheten, den schon Mose angekündigt hat – einen Propheten wie mich wird der Herr erwecken.
Doch es gab auch Worte, in denen Jesus ganz deutlich sprach: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, ich bin das Brot des Lebens. Besonders hervorgehoben war, wenn er sagte: Siehe, ich bin da. Da schwingt eigentlich das göttliche Ich in seiner ganzen Vollmacht mit. „Ich bin, der ich bin“ – so hat Gott sich am Sinai dem Mose vorgestellt.
„Seht doch meine Hände und Füße, ich bin es selbst“, sagt der Auferstandene. Aufmerksamkeit für Jesus. Ich bin vielleicht mehr, als ich damals wusste.
Geprägt wurde ich von den drei Jahren bei dem väterlichen Chef, dem Landesbischof Doktor Martin Haug. Er hat bei der Eröffnung des Stuttgarter Kirchentags 1952 gesagt: Die Christenheit wird nur Zukunft haben, wenn sie Christus mehr zutraut und nicht sich selbst.
Das war auch ein Durchblick im Zeitgeschehen. In der Nachkriegszeit, in der wir voller Ideen und Programme waren – was die Kirche tun sollte, Akademien bauen, die Arbeiterschaft erreichen –, galt dieser Satz: Die Christenheit hat nur Zukunft, wenn sie Christus viel mehr zutraut. Siehe, ich.
Die Realität der Sendung: Schafe unter Wölfen
Aber jetzt ist da dieser Satz, den Jesus gesagt hat: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“
Ein vierfacher Durchblick, einmal gegen unnüchterne Erwartungen. Es heißt nicht: „Ich sende euch in eine Welt, und ihr müsst damit rechnen, dass auch der Teufel da ist.“ Der ist wie ein Wolf, der in die Schafherde einbricht. Nein, ich bin wie ein argloses Lamm, das in ein Wolfsrudel hineingeworfen wird. Wie Schafe mitten unter Wölfen, wie ein Milieukind, das sich in die Kidnapperkonferenz verirrt, wie eine Brotkrume, die in den Ameisenhaufen geworfen wird und in ein paar Sekunden weg ist.
Wie ein Wassertropfen auf die glühheiß heiße Herdplatte – falls Sie überhaupt noch wissen, was eine heiße Herdplatte ist – weg! Eigentlich aussichtslos: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“
Was hat die Christenheit schon für Erwartungen gehabt nach dem Ersten Weltkrieg? Der große missionarische Christ Sherwood Eddy aus Amerika, zusammen mit dem jungen Rechtsanwalt Doktor John Mott, später Präsident der christlichen Vereine junger Männer weltweit und Präsident im Weltrat der Kirchen, haben Konferenzen in Japan und China gehalten – damals verschlossen für die Christenheit.
Sie hatten die Parole: Missionierung und Christianisierung der Welt noch in dieser Generation! Und zwar aus wenigen Jahren danach. „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“ – gegen unnüchterne Erwartungen.
Auch in der Weltmission gab es bei aller Freude an dem Auftrag des Herrn Jesus viele unnüchterne Erwartungen. Die Missionary Society in London hatte um 1820 die Erwartung, dass der Islam bald zusammenbrechen werde. Man wollte in Asien und Afrika in diesen entstehenden Hohlraum das Evangelium bringen.
Am besten geeignet schienen die alten orthodoxen Kirchen in Äthiopien, die Mar Thoma-Kirchen in Indien, alte koptische Kirchen in Ägypten. Sie seien zwar verkrustet und veraltet, aber wenn man Missionare belebe und dorthin schicke, komme neues Leben, und man könne Menschen aus dem Islam retten.
Nach zehn Jahren wurde der Missionar Gobert, der Vater von Dora Rappert Gobert, jedoch leergebrannt, enttäuscht und erfolglos. Aus Äthiopien, Abessinien, wurde der junge Missionar Rebmann weggeschickt, ebenso der junge Missionar Krapff und der Missionar Flath, der sieben Jahre inhaftiert war in der Festung Magdala.
Krapff hatte gesagt: „Wenn Jesus einmal die Oromos erreicht, die Gallas, die sind so ähnlich wie wir Germanen, verlässliche Leute. Wenn Jesus diesen Stamm der Gallas erreicht, dann geht es sprungschnell vorwärts.“ Doch in über dreißig Jahren Missionsdienst konnte er keinen einzigen Afrikaner taufen.
Dem Großvater meiner Frau, der ein Pioniermissionar in Kamerun war, sagten die Kameruner, wenn er von Jesus erzählte: „Das sind deine Geschichten, wir haben unsere Geschichten.“
Wir hatten gemeint, wenn wir vom Erlöser Jesus reden, gehen die Herzen auf und die Menschen jubeln: „Mein Jesus!“ So ist das auch oft dargestellt worden.
Unnüchterne Erwartung. Und Jesus sagt: „Siehe, ich, Moment, ich sage euch was: Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“
Die Realität von Ablehnung und Scheitern in der Mission
Als Jesus 5000 Menschen gespeist hatte, waren sie weggelaufen. Daraufhin sagte Jesus zu seinen Jüngern, ob er nicht auch weggehen wolle.
In meinem Jugendkreis der Nachkriegszeit waren 110 junge Burschen. Wir hatten Mitarbeitergespräche und jeden Dienstagabend eine Gebetsgemeinschaft mit zwanzig jungen Leuten. Ich weiß von keinem heute mehr, der bei der Gemeinde Jesu ist, der weggelaufen ist.
Jesus sagt: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ Haben wir das überhaupt mal ernst genommen, diesen Durchblick des Herrn Jesus? Also erstens gegen unüchterne Erwartungen. Zweitens, was ich herauslese, gegen den Machbarkeitswahn.
Alle zehn Jahre kommt wieder ein neues Rezept, meist aus Amerika, was wir tun müssen, um die Hunderttausende zu erreichen. Es wird gesagt, wie die Gemeinden sein müssten, welche Lieder wir singen sollten, wie die Versammlungen ablaufen sollten, wie lange oder wie kurz die Predigten sein müssten und dass die Orgel nicht mehr geht, sondern nur noch Bands und keine Glocken mehr gespielt werden sollten. Rezepte!
Das Evangelium berichtet uns gut, dass Jesus auch einmal die Bergpredigt gehalten hat und 5000 Menschen gespeist hat. Aber im Normalfall ist er dem Einzelnen nachgegangen: dem Hauptmann von Kapernaum, dem Bettler am Stadthof von Jericho, der Witwe am Opferstock von Jerusalem und Maria bei Martha – lauter einzelne Menschen. Bis hin zu dem mit Jesus gekreuzigten Verbrecher.
Wenn es eine Methode gab, dann war es die von Jesus, wie bei dem Kranken am Teich Bethesda: „Wie geht es dir? Wie lange bist du schon hier? Erzähl mir mal, hast du wirklich keinen Menschen?“ Anteilnahme – das war sein Rezept.
Also: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ Gegen einen Machbarkeitswahn.
Umgang mit Anfechtungen und Widerständen
Es geht darum, Durchblicke zu gewinnen gegen eine gewisse Wehleidigkeit und gegen das Erschrecken. In den letzten Wochen hat uns besonders bewegt, dass der Generalsekretär der Grünen, Dr. Volker Beck, protestiert hat. Er war dagegen, dass das kommende Christiwill Bundesmittel bekommt, weil dort eine Arbeitsgruppe beteiligt ist, in der homophil veranlagte Menschen seelsorgerlich begleitet werden sollen. Ziel ist, dass sie aus ihrer Not und Fixierung herauskommen.
Dr. Beck, der selbst homophil ist, sagt, dann würden sie kein Geld mehr bekommen. Das bezeichnet er als Terror, als Gesinnungsterror. Ich bin durchaus dafür, dass man sagt: „Moment mal, wir Christen dürfen doch immer noch unsere Meinung vertreten.“ Aber das große Erschrecken, das durch die Christenheit ging, ist bemerkenswert. Die Frage lautet: Wie geht man denn mit uns um? Das ist ja unerhört.
Dabei singen wir von Peter Strauch: „In den Streit der Welt hast du uns gestellt, um vergebend zu ertragen, wenn man uns verlacht, uns zu Feinden macht, zweihunderttausend Euro streicht, dich und deine Kraft verneint, wenn die verneinen wollen, dass man auch aus homophiler Prägung herauskommen kann.“ Wo nehmen wir das ernst? Dass wir das ertragen.
Die Aussage ist eigentlich unerhört, was da geschieht, aber nicht so aufgeregt, als ob es etwas Unnatürliches wäre. Uns in Korntal hat das bewegt. Dort gibt es eine Minigruppe, die Strogoi-Hexen. Sie wollten in Korntal Fasching einführen, was bei uns gar nicht nötig ist. Die Nagolder haben eine Art Geldwissen, sie haben vielleicht eine Anose gemacht. Bei uns ist Fasching eine freie Zone, in Nagold also anderswo.
Als dann der Hass losging – „Aha, das fromme Korntal, die wollen uns keine Freude gönnen!“ – waren viele in der Brüdergemeinde Korntal erschrocken. Anstatt dass wir gesagt hätten, so hat sich der Herr Jesus in seinem Durchblick gesagt, dass ein Hass der Welt da ist! Siehe, 1. Johannes 3 sagt: „Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie ihn, unseren Herrn, vor euch gehasst hat.“
Wenn in Bayern aus den Schulräumen das Kruzifix entfernt werden soll, gibt es einen großen Aufschrei in der Christenheit. Ja, siehe, bei mir haben sie gesagt: „Sagt Jesus, weg mit mir!“ Nicht bloß beim Kruzifix. Siehe, es ist eine Geschichte.
Lukas 6 sagt: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und hassen und euren Namen verwerfen um meinetwillen. Seid fröhlich und frohlockt!“ Als wir einmal in Württemberg in einer Auseinandersetzung um den Rücktritt des Präsidenten Klump in große Schwierigkeiten kamen, sehe ich noch den Hospitalhof mit zweitausend Menschen, die voller Hass auf Fritz Grünzweig und auf mich waren.
Da kam nachher der Pastor Hans Brandenburg auf uns zu und sagte in seiner baltisch gefärbten Sprache: „Hüpfet, hüpfet, jaucht, verlockt!“ Normal, wenn ihr meines Namens willen geschmäht werdet. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.
Gegen die Wehleidigkeit, gegen das Erschrecken, als ob das etwas Besonderes wäre.
Die Verheißung der Gegenwart Jesu und das Vorbild der Treue
Aber jetzt das Wichtigste: Ich bin doch auch noch da, der euch sendet.
Ich habe vorher die Namen Krapf und Rebmann erwähnt. Rebmann kam am Ende seines Missionsdienstes, mit 54 Jahren, leergebrannt und fast erblindet, nach Korntal in die Heimat zurück. Er konnte nur mit tränenden Augen sagen: „Wir haben gemeint, es sei vergeblich gewesen, ein Schlag ins Wasser, umsonst.“ Doch Gott hat auf wunderbare Weise Gemeinde gewirkt.
Ehemalige Sklavenkinder, die nach Indien gebracht und später wieder nach Ostafrika zurückgekehrt waren, wurden zum Kern der Gemeinde in Ostafrika. Heute ist diese Gemeinde eine der lebendigsten Zellen, die es überhaupt in der Christenheit gibt.
Krapf hatte Recht, dass es dann sprunghaft vorwärtsgeht, wenn Jesus da ist. Auf dem Grabstein von Rebmann steht: „Saved in the arms of Jesus.“ Wenn Jesus mit seinem Arm da ist, dann ist es gut. Wir erleben, wie ohnmächtig wir sind und dass wir allein nichts machen können.
Seid fest und unbeweglich, nehmt immer zu im Werk des Herrn. Denn ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist, wenn Jesus da ist. Siehe, ich sende euch. Das ist eine ganz große Verheißung.
Es bedeutet nicht nur, dass Jesus uns sagt, es sei ganz normal, wenn Hass euch trifft oder Menschen weglaufen. Petrus sagt, dass er uns ein Vorbild hinterlassen hat, dem wir nachfolgen sollen: seinen Fußstapfen, der nicht widersprach, als er gescholten wurde, der nicht drohte, als er litt, sondern alles dem überließ, der gerecht richtet. Der ist auch noch da.
Dann gibt es den Professor Ströle. Vier seiner Söhne sind im Krieg gefallen. Anfangs wussten wir nur, dass er ein christlich begabter Mann war. Als Schüler gaben wir ihm den Spitznamen „der Eierwetzer“, weil er immer mit den Füßen ausholte, als wolle er Fußball spielen oder die Schuhe wetzen, aber im letzten Augenblick zurückzog und ganz sanft auftrat.
Man hat darüber gelächelt. Wenn wir heute zusammenkommen, wird über keinen mehr anders gesprochen als über den „Eierwetzer“ – was für ein Mann er war. Zuvor war er nur eine Figur zum Belächeln, doch Jesus hat ihn geformt und auch in unserer Wertschätzung zu einem Vorbild gemacht – in seinem Leben und seiner Einstellung.
Siehe, ich sende euch. In göttlicher Vollmacht heißt das dasselbe wie: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.“ Dem ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
Wenn wir beides zusammennehmen, diesen Durchblick des Herrn Jesus, dann sehen wir: Nicht erschrecken, keine zu großen Erwartungen haben.
Treue im Dienst trotz Herausforderungen
Früher hieß es in einem geistlichen Volkslied: „Nur treu, nur treu den Dienst tun, den der Herr uns anvertraut hat.“
In vielen Familien, in denen sich Eltern und Großeltern Sorgen um Kinder, Enkel und Schwiegerkinder machen, gibt es auch das Wunder, das Menschen nach langen Jahren und sogar nach Jahrzehnten erleben. Sie sagen: „Ich habe nichts erreicht, vielleicht habe ich sogar noch die Fronten mit meinem Wesen verhärtet.“
Aber Jesus war auch noch da und hat das Wunder getan, alles wieder zurechtzubringen. „Saved in the Arms of Jesus“ – das wollen wir auch heute Nacht sein. Herr Jesus, hab Dank, dass du uns solche Durchblicke gibst.
Wir erwarten immer wieder, dass eine Welt um uns herum endlich begreift, wie viel göttliche Weisheit in dem steckt, was du uns an Durchblicken schenkst. Aber du hast zugleich gesagt: „Sind nur wenige, die überhaupt darauf einsteigen.“
Lass uns zu den wenigen gehören, die zum Leben finden. Dir befehlen wir auch aus unseren Familien und Freundeskreisen die Menschen an, von denen wir herzlich bitten, dass du in deiner Vollmacht auch sie zu den wenigen zählst, die die Pforte zum Leben hindurchschreiten. Amen.
