Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit. Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.
Jesus wurde einmal gefragt: Was ist das wichtigste Gebot? Seine Antwort war klar: Das wichtigste Gebot ist, Gott zu lieben.
Die Frage ist jedoch, wie das praktisch gelingt, Gott zu lieben. Das ist keine einfache Frage. Aus diesem Grund sprechen wir in diesem Podcast darüber.
Ich gebe die Frage gerne an dich weiter, Thomas: Was heißt das, und wie geht das, Gott zu lieben?
Die Aussage, die Jesus in Matthäus 22 macht, die du gerade zitiert hast, klingt sehr einfach. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Das ist das große, das erste Gebot. Und das zweite ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Das sind Sätze, über die man wirklich sehr lange nachdenken kann. Doch ich glaube, auch wenn man lange darüber nachgedacht hat, entdeckt man immer wieder etwas Neues.
Ich habe einmal von einer guten Übung gehört: Du liest einen Bibelvers und schreibst dann 25 verschiedene Beobachtungen darüber auf. Ich glaube, das funktioniert nur mit Gottes Wort, weil es einfach Kraft und Tiefe hat. Das ist ganz anders als unsere menschlichen Worte.
Besonders spannend finde ich bei diesem Bibelvers, dass Gott uns gebietet, ihn zu lieben. Das bedeutet ja, dass es auch möglich sein muss.
Liebe scheint hier ganz unterschiedlich auszusehen. Zum einen darf ich Gott mit meinem Herzen lieben, also mit meiner ganzen Persönlichkeit. Für mich besteht meine Persönlichkeit aus meiner Seele und meinem Verstand. Beides gehört also dazu.
Liebe zu Gott ist etwas, das mich emotional erreicht, also in meiner Seele, aber auch etwas, das mein Denken bestimmt. Ich glaube, man kann das eine nicht gegen das andere ausspielen. Nach dem Motto: Liebe zu Gott bemisst sich daran, wie viele Bibelverse ich über ihn kenne – also die Verstandesseite. Das ist manchmal auch das Denken.
Oder: Liebe zu Gott bemisst sich daran, wie emotional ich berührt bin, wenn ich über Gott nachdenke. Das ist natürlich auch nicht richtig. Im Worship oder ähnlichen Situationen ist beides Liebe.
Je nach unserer Persönlichkeit überwiegt, glaube ich, eher das eine oder das andere. Aber auch wenn beides da sein sollte, heißt es ja: Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen, also mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Das gehört zusammen.
Das war deine Frage: Was bedeutet es, Gott mit meinem Denken, Fühlen und Verstand zu ehren und zu lieben? Ich glaube, wenn man das zunächst etwas allgemeiner beantwortet, dann sind es diese zwei großen Bereiche, die Jesus selbst nennt. Das ist aber nicht einfach so nebenbei zu erfüllen, denn es betrifft praktisch unser ganzes Wesen.
Wenn es um Herz, Seele und Verstand geht, ist das schon eine Hausnummer, was Gott von uns verlangt. Gott will wirklich meine größte Liebe sein. Das bedeutet, sein Wort soll mein Denken prägen. Sehr prägnant wird das zum Beispiel in Josua 1,8 ausgedrückt: „Lass das Buch des Gesetzes nicht von deinem Mund weichen, sondern sinne Tag und Nacht darüber nach, damit du darauf achtest, nach alledem zu handeln, was darin geschrieben steht.“
Ein Zeichen dafür, dass ich Gott liebe, ist also, dass sein Wort mein Denken beherrscht. Ich füttere mein Denken mit Gottes Wort, vor allem mit Bibelversen, die Gott selbst beschreiben. In unserem Podcast geht es ja um die Liebe zu Gott. Verse, die ihn beschreiben, zum Beispiel als Herr der Heerscharen oder als Anführer eines unschlagbaren Heeres, wie in Josua. Oder er ist der Gott, der mich in meiner Not sieht, der barmherzig ist, wie in Psalm 23, wo er als guter Hirte beschrieben wird, der mir gnädig ist.
Wenn ich jemanden liebe, ist es normal, dass ich immer wieder über ihn nachdenke und es mir wichtig ist, ihn besser kennenzulernen. Deshalb lehrt Gott mich durch sein Wort, mich selbst und ihn besser kennenzulernen. Wenn ich das tue, zeige ich ihm damit: Ich liebe Gott.
Wenn ich „Wort lesen“ höre, denke ich oft sofort: Das ist etwas, das emotionslos abläuft. Man liest einfach etwas durch, aber eigentlich begegnet man ja Gott dadurch. Das ist das Spannende: Man liest hier kein gewöhnliches Sachbuch mit dem Titel „Bibel“, sondern Gott wirkt durch sein Wort.
Ich denke auch, weil Jesus selbst das Wort ist, gibt es eine Verbindung, die ich als Mensch nicht ganz verstehe, aber in der Realität erlebe: Dass Gott mir wirklich begegnet. Und das ist interessant: Gott kommt wirklich zu dir.
Was macht es mit dir, wenn du über Gott nachdenkst? Wir hatten eben über Liebe gesprochen. Kommen dann auch Empfindungen wie Liebe hoch? Denn das könnte ja eine recht trockene, theoretische Angelegenheit bleiben.
Das stimmt, völlig richtig. Ich bin von Haus aus auch kein Gefühlsmensch. Sind das alle Norddeutschen ein bisschen, oder ist das mehr als im Süden? Mag sein, ich weiß es nicht. Aber manchmal muss ich sagen, dass es mich tatsächlich packt, wenn ich über Gott nachdenke.
Ich glaube, das passiert am meisten, wenn ich staune, dass Gott mich als sein Kind angenommen hat und ich weiß, dass ich zu ihm gehöre und unterwegs bin zu einer atemberaubenden Zukunft. Das mache ich mir manchmal bewusst, und dann macht das auch etwas mit mir.
Paulus betet einmal in Epheser 3,18: „Ich bete, dass ihr die jede Erkenntnis übersteigende Liebe Christi erkennt, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.“ Ich finde das eine spannende Aussage. Er sagt, die Liebe übersteigt jede Erkenntnis, aber man kann sie dennoch erkennen. Wie kann man etwas erkennen, das die eigene Erkenntnis übersteigt? Ich glaube, er benutzt hier eine Superlative. Man erkennt ein Stück weit diese Liebe, aber nicht vollständig.
Ich verstehe diesen Vers so: Ich soll über Gottes Liebe staunen und von ihr überwältigt sein. Dann wird auch mein Leben von seiner Liebe erfüllt werden. Ich suche nicht zuerst Erfüllung, sondern wünsche mir, Gott zu lieben. Diese Erfüllung kommt dann ganz automatisch, wenn ich von Gottes Liebe gepackt bin.
Wenn ich von seiner Liebe gepackt bin, verblasst auch die Liebe zu anderen Dingen. Das ist wie in der ersten Verliebtheitsphase. Man ist dann auf eine Person fokussiert und vergisst alles andere darum.
Ich habe das mal erlebt: Jemand war verliebt in eine junge Frau und sagte mir nach einem Nachmittag, als ich mich noch mit ihm traf: „Hey, sie hat mir etwas auf meinen Teller gelegt.“ Das heißt, sie war sehr aufmerksam, vielleicht ist da etwas in ihrem Herzen. Sie hat sogar das Essen bei einer Veranstaltung ausgegeben, aber er stand in einer Reihe und hat das erst gar nicht registriert. Er war so fokussiert auf sie, dass er das gar nicht mitbekam.
Ich glaube, Liebe zu Gott heißt einfach, dass ich von der Sehnsucht gepackt bin, in seiner Nähe sein zu wollen. Das wünsche ich mir auch für meine Zeit mit Gott, die ich verbringe. Ich möchte nicht nur eine stille Zeit machen, sondern Gott selbst begegnen. Das passiert mir immer wieder.
Meine Frau bekommt dann Berichte, dass ich sage: „Hey, das ist mir neu wichtig geworden.“ Das finde ich stark, wenn Gott zu mir redet. Ich kann Liebe nicht machen, aber ich kann darum beten, dass Gott mir hilft, sein Wort zu erkennen. Dann macht es auch etwas mit mir, und ich sage: „Ja, ich will in seiner Nähe sein.“ Ich merke, dass ich etwas von Gottes Nähe erfahren habe.
Ich finde es immer faszinierend, wenn man sich diesem Buch hingibt oder es liest und dann auf einmal Nähe entsteht. Nähe kann man nicht produzieren.
Du hast vom Gebet gesprochen. Ich glaube, das ist eine Möglichkeit: Man bittet vorher einfach, „Herr, begegne mir!“ Wie ist das bei Phasen, in denen es trockener ist, in denen vielleicht eine gewisse Distanz da ist und man nicht so viel mitnimmt? Fällt es dir dann immer leicht, trotzdem dran zu bleiben? Oder hast du einen Zugang, der sich bewährt hat und der öfter klappt?
Ich kenne durchaus Zeiten, in denen Gottes Wort mich nicht so stark anspricht. Aber ich lese trotzdem die Bibel. Es gibt auch Zeiten, in denen ich begeistert bin von Gottes Wort.
Ich habe festgestellt, wenn es mir schwerfällt, mich auf Gottes Wort zu konzentrieren, ist es für mich trotzdem wichtig, die Bibel zu lesen – egal, ob es mich packt oder nicht. Gott lieben heißt doch, ich möchte ihn besser kennenlernen.
Manchmal geht es sehr nüchtern, aber das kann ich durch das Lesen der Bibel erreichen. Wenn ich die Bibel einfach zur Seite lege, dann ist es so, als wollte Gott mich treffen und ich hätte keine Zeit für ihn.
Merkmal von Liebe ist ja, dass ich mir Zeit für den anderen nehme und mich für ihn interessiere. Ob ich Gott liebe, zeigt sich daran, ob ich mir wirklich Zeit für ihn nehme. Wenn ich sage: „Vater, ich habe dich lieb, aber alles andere ist mir wichtiger und ich nehme mir für alles mögliche Zeit, aber nicht für dich“, dann muss ich mich fragen, ob das wirklich stimmt oder ob ich mir nur einbilde, ihn zu lieben.
Ich erlebe, dass Gott immer wieder sein Wort benutzt, um in mein Leben hineinzureden. Sehr oft erinnere ich mich dann an Bibelverse, die ich in dürreren Zeiten gelesen habe, die mir damals nichts gesagt haben. Jetzt bekomme ich ein ganzes Bild.
Deshalb halte ich es für enorm wichtig, dranzubleiben, wenn meine Liebe zu Gott wachsen soll. Das Bild, das du benutzt hast, finde ich gut: Man trifft sich miteinander. Das ist ja auch in einer längeren Beziehung so. Nicht jedes Treffen ist gleich himmlisch, es gibt auch ganz normale Treffen, in denen man Alltagsdinge bespricht. Trotzdem ist da Nähe.
Du würdest sagen, du gibst diese Treffen nicht auf, sondern wenn du dich verabredet hast, dann kommst du auch?
Ja, dann komme ich. Dann ist trotzdem eine Verbindung da, auch wenn sie vielleicht erst später sichtbar wird. Mir hat dieses Bild geholfen, dass es wie ein Treffen ist.
Gut, ich muss mir keinen Stress machen, wenn es mal nicht so läuft. Aber es ist ein Grundprinzip meines Lebens zu sagen: Ich will Gott treffen, indem ich die Bibel lese und ihn besser kennenlerne.
Ich finde es spannend, es geht ja um das Thema Liebe. Wie kann man diese Liebe praktisch leben? Es gibt ja Zeugnisse von Leuten, die sagen, sie hätten jeden Tag ihres Lebens die Bibel gelesen. Dann kommt oft der scherzhafte Einwurf: „Außer an dem Tag, an dem ich meine Operation hatte.“ Das finde ich okay, finde ich gut.
Es kann manchmal etwas falsch rüberkommen, je nachdem, wie es erzählt wird. Aber es gibt Menschen, die möchten keinen Tag ohne Bibel lesen verpassen. Das finde ich toll, absolut toll.
Bloß das für sich selbst zu übernehmen ist manchmal schwierig, wenn man Schichtdienst hat oder Ähnliches. Dann kann man manche Routinen nicht so machen wie andere. Es geht schwieriger.
Ich könnte nicht sagen, ich habe jeden Tag die Bibel gelesen. Es gibt Tage, da passt es einfach nicht. Aber es ist mir ein Grundbedürfnis und ein Prinzip meines Lebens.
Jetzt haben wir die Liebe im Herzen, mit dem Verstand und mit den Emotionen. Liebe hat ja auch immer eine Seite, die ins Handeln kommt. Nur reden, ohne dass etwas folgt, würde meine Frau nicht als Liebe ansehen. Sie würde sagen, da erwarte ich schon mehr. Und da hat sie auch Recht.
Die Bibel geht davon aus, dass Liebe sich in Taten zeigt. Das kann ich nicht trennen. Mein Tun, Denken und Lieben gehören zusammen.
Ich finde es spannend, dass Johannes das in seinem Brief so ausdrückt. In 1. Johannes 3,18 heißt es: „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ Es geht also nicht nur darum, Gott durch Worte zu lieben, sondern vor allem durch mein Leben.
Liebe wird sichtbar. Jesus sagte in Johannes 14 noch einmal deutlich: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.“
Wenn wir bei Matthäus 22 anfangen, ist die Liebe zu Gott mit der Liebe zum Nächsten verbunden. Es gehört zusammen. Wenn ich Gott liebe, werde ich auch andere Menschen lieben.
Jesus fragt Petrus einmal: „Liebst du mich mehr als diese?“ – also mehr als die anderen Jünger? Das ist eine ganz entscheidende Frage: Hast du mich lieb?
Nicht: Was hast du in drei Jahren, in denen du mit mir unterwegs warst, alles gelernt und geleistet? Nein, er fragt: Hast du mich lieb?
Petrus antwortet: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Und Jesus sagt dann ungewöhnlich: „Weide meine Lämmer.“
Das ist eine Tat. Aber wenn man das liest, fragt man sich: Was soll das jetzt? Ich habe mir das so vorgestellt: Wenn eine Schäferin ihren Verlobten fragt: „Liebst du mich?“ und er sagt: „Ja, Schatz, ich liebe dich.“ Und sie antwortet: „Dann pass mal auf meine Schafe auf.“ Dann denkt man: Was soll das?
Ich hätte erwartet, dass sie sagt: „Danke, das berührt mein Herz.“ Bei Jesus hätte ich erwartet, dass er sagt: „Petrus, dann bete mich an“ oder „Petrus, folg mir nach, pass auf, dass ich immer die Nummer eins in deinem Leben bleibe.“ Aber Jesus sagt: „Weide meine Lämmer.“
Das drückt aus, dass die Liebe zu Gott sichtbar wird, wenn ich anderen Christen helfe, bei Jesus zu bleiben und ihm nachzufolgen. Durch meinen Dienst für Jesus drücke ich meine Liebe zu ihm aus.
Das kann auch für mich eine starke Hilfe sein. Ich habe das kürzlich Mitarbeitern in einem Treffen gesagt: „Wenn ihr an eurem Bleistift kaut, wenn euch nichts einfällt in der Vorbereitung, wenn ihr wieder mal richtig kritisiert wurdet – dann erinnert euch daran: Ich tue meinen Dienst für Jesus, ich weide seine Lämmer.“
Und ich sage dann im Gebet: „Jesus, du siehst, zurzeit bin ich ziemlich frustriert, aber danke, dass ich dir meine Liebe dadurch zeigen darf, dass ich dir diene. Danke, dass du mir die Gelegenheit dazu schenkst.“
Das kann eine starke Ermutigung sein. Aber wie du sagst, es ist praktisch, ich setze mich ein.
Es gibt Dienste, die praktisch die Hand der Liebe sind. Das können diakonische Aufgaben sein, seelsorgerliche Gespräche, Kinderstunden und andere Dinge.
Wie ist da der Unterschied zwischen einem Dienst, den ich mache, weil ich denke: „Ich sollte jetzt dienen“, und einem Dienst, der wirklich aus Liebe herauskommt und auch Frustrationen aushält?
Das ist manchmal schwer zu trennen, auch die innere Motivation, weil man nicht immer Lust hat und es nicht immer einfach ist.
Was würdest du dazu sagen? Pflichterfüllung, Kontrolle, innerlich?
Das ist eine gute Frage. Die Frage ist: Worum geht es mir in meinem Dienst? Geht es mir nur um Pflichterfüllung? Sind meine Gedanken schon woanders, zum Beispiel bei einem Fußballspiel oder Ausflug? Oder geht es mir darum, Jesus in den Mittelpunkt zu stellen und gepackt zu sein, wenn ich sehe, dass Gott im Leben anderer wirkt?
Ich merke schon, aus welcher Motivation ich meinen Dienst tue. Mache ich es aus eigener Kraft oder spüre ich, dass mich der Heilige Geist leitet?
Es ist gut, die eigene Motivation immer wieder zu hinterfragen. Ist mein Ziel wirklich, Jesus groß zu machen, oder will ich mich selbst groß machen?
Ist mein Denken bei meiner Aufgabe oder schweift es ab?
Liebe zu Jesus drückt sich auch in Begeisterung für ihn aus. Wir waren vorhin bei der Seele. Ich kann durchaus begeistert sein.
Wenn ich das nicht habe, weil ich eher ein kühler Typ bin – oder norddeutsch –, würden meine Kinder sofort sagen, das sind Vorurteile. Gibt es innerdeutschen Rassismus? Ich habe das natürlich sofort zurückgezogen, so platt etwas zu sagen.
Mein Vater war übrigens Norddeutscher, insofern bin ich auch halb oder viertel dort verwurzelt. Dann darf ich das sagen, ohne kulturelle Aneignung.
Man sagt ja auch, Skandinavier oder Finnen seien sehr still. Ich kenne keinen Finnen persönlich, aber das hört man oft.
Wie ist es mit der Seele? Du sollst ja Gott mit deinem Herzen, also mit deiner ganzen Seele, lieben.
Ja, richtig. Ich denke, ich kann meine Grundanlage nicht verändern. Ich bin mehr mit dem Verstand unterwegs, nicht so sehr mit dem Gefühl.
Ich finde es klasse, wenn Mitchristen Gottes Nähe spüren und sich in ihm geborgen fühlen, wenn sie ihre Begeisterung für Gott ausdrücken.
Ich will das mehr entdecken und nicht immer abwerten. Das ist nicht die einzige Art, Gott zu erfahren.
Ich darf Gott auch darum bitten: „Herr, schenke mir Gnade, dass ich auch etwas empfinde.“ Andere müssen vielleicht darum bitten: „Hilf mir, immer nah an deinem Wort zu bleiben und in meinem Denken auf dich ausgerichtet zu sein.“
Ich glaube, es ist leichter für jemanden, der tiefer empfindet, Gott mit seinem Verstand zu lieben. Er muss nur die Bibel lesen und über Gott nachdenken, über seinen Willen.
Da bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich leichter ist. Es gibt Leute, die haben Mühe mit dem Denken oder Lesen und brauchen länger.
Ich weiß, was du meinst: Aus meiner Perspektive ist die Hürde niedriger. Aber vielleicht liege ich falsch.
Dir fällt es ja leicht. Jeder hat seine Herausforderungen.
Ich darf darum bitten: „Herr, schenke mir immer wieder Begeisterung für dein Wort, dass es mich wirklich anfasst.“
Manchmal habe ich auch stille Freude. Ich merke, das tut meiner Seele gut, wenn ich die Bibel gelesen habe und spüre, dass Gott da ist.
Ich habe für mich morgens ein Dreiklanggebet, das ich immer wieder bete, nicht jeden Morgen, aber oft.
Ich beginne mit „Danke, Herr Jesus, dass du mich liebst.“ Das ist mein Fokus.
Dann sage ich: „Herr, ich habe dich lieb“ und bitte: „Hilf mir, deine Liebe heute in meinen Alltag zu tragen.“
Das hilft mir, den Fokus mehr auf die Liebe zu setzen und nicht nur auf Erkenntnis.
Deshalb starte ich mit dem Gedanken „Jesus, du hast mich lieb“, um meinen Fokus zu ändern.
Ich könnte auch anders starten, zum Beispiel: „Oh, heute ist dies und jenes zu tun, Herr, hilf mir dabei“ oder „Danke, dass du für mich gestorben bist.“
Ich bemühe mich, diesen Fokus zu haben.
Mir ist das wichtig. Ich bin zufällig Pastor einer Gemeinde hier, nicht ganz zufällig, aber ich möchte mich nicht über meinen Dienst definieren.
Ich will mich nicht über meinen Dienst definieren, sondern über meine Beziehung zu Jesus.
Das Wichtigste ist meine Beziehung zu Jesus, egal ob ich Pastor bin oder nicht.
Es geht um diese Beziehung, egal in welchem Beruf ich stehe.
Ich finde die Aussage aus Johannes 21,20 sehr berührend: Johannes wird der Jünger genannt, den Jesus liebt.
Ich kann mich durch viele Dinge definieren: durch meine Gaben, Leistungen oder wie ich meine Umgebung beeindrucke.
Aber Johannes definiert sich so: „Ich bin der Jünger, den Jesus liebt.“
Das ist das Wichtigste. Alles andere tritt in den Hintergrund.
Das wünsche ich mir auch für mein Leben.
Das ist die Grundlage, um Gott und den Nächsten zu lieben.
Johannes schreibt in seinem Brief, Kapitel 4, Vers 19, unseren Hochzeitsvers: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“
Unsere Liebe kann nur eine Reaktion auf die Liebe sein, die Jesus uns geschenkt hat.
Ich weiß, da habe ich noch viel zu lernen. Die Hörer können sicher meine Frau fragen, da gibt es einen ganzen Katalog.
Ich meine das ernst.
Es ist so wichtig, das wichtigste Gebot zu verstehen und es auch zu tun.
Das ist mein Gebet: Dass der Schwerpunkt meiner Beziehung zu Gott wirklich die Liebe bleibt und nicht meine Aktion, mein Wissen oder sonstiges.
Dass ich den Schwerpunkt auf die Liebe lege, auch in meiner persönlichen Zeit mit Gott.
Hilf mir, dich mehr zu lieben.
Das nehmen wir doch auch als Schlusswort zum wichtigsten Gebot.
Paulus sagt: „Es bleiben Glaube, Hoffnung, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.
Wir hoffen, wir konnten euch einen Impuls geben, über Gottes Liebe zu euch nachzudenken und sie anderen weiterzugeben.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen.
Was macht es mit dir, wenn du über Gott nachdenkst? Wir hatten eben über Liebe gesprochen. Kommen dabei auch Empfindungen wie Liebe hoch? Denn das könnte ja eine eher trockene, theoretische Angelegenheit bleiben.
Das stimmt, völlig richtig. Ich bin von Haus aus auch nicht der Gefühlsmensch. Sind das vielleicht alle Norddeutschen ein bisschen, oder ist das mehr als im Süden? Mag sein, ich weiß es nicht genau. Aber manchmal muss ich sagen, dass es mich tatsächlich packt, wenn ich über Gott nachdenke.
Am meisten glaube ich das, wenn ich darüber staune, dass Gott mich als sein Kind angenommen hat. Dass ich weiß: Ich gehöre zu ihm und bin unterwegs zu einer atemberaubenden Zukunft. Das mache ich mir manchmal bewusst, und dann muss ich sagen, dass das auch etwas mit mir macht.
Paulus betet einmal im Epheserbrief, er sagt: „Ich bete für euch, dass ihr die jede Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennt.“ So steht es dort. Und er fügt hinzu, dass ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.
Ich finde das eine spannende Erklärung. Er sagt praktisch, die Liebe übersteigt jede Erkenntnis, aber man kann sie dennoch erkennen. Wie kann man etwas erkennen, das eigentlich die eigene Erkenntnis übersteigt? Trotzdem geht es offenbar.
Ich glaube, Paulus benutzt hier Superlative. Ich erkenne ein Stück weit diese Liebe, aber ich kann sie nicht vollständig erfassen. So verstehe ich diesen Vers. Letztlich soll ich über Gottes Liebe staunen und von ihr überwältigt sein.
Ich glaube, dann wird auch mein Leben von seiner Liebe erfüllt. Ich bin also nicht zuerst auf der Suche nach Erfüllung, sondern wünsche mir, Gott zu lieben. Und diese Erfüllung kommt dann ganz automatisch, wenn ich von Gottes Liebe gepackt bin.
Und wenn ich von seiner Liebe gepackt bin, dann verblasst auch die Liebe zu anderen Dingen. Das ist ähnlich wie in einer ersten Verliebtheitsphase. Man ist dann auf eine Person fokussiert und vergisst alles andere darum.
Ich habe das einmal erlebt: Jemand war verliebt in eine junge Frau. Nach einem Nachmittag, an dem ich mich noch mit ihm traf, sagte er zu mir: „Hey, die hat mir etwas auf meinen Teller gelegt.“ Das heißt, sie war sehr aufmerksam. Vielleicht ist da etwas in ihrem Herzen.
Ich fragte: „Okay, aber sie hat jetzt nicht das Essen ausgegeben bei einer Veranstaltung?“
Er antwortete: „Doch, hat sie, ja, natürlich.“
Er stand in einer Reihe, das hatte er erst gar nicht registriert. Aber genau das meinte ich: Er war so fokussiert auf sie, dass er das gar nicht gemerkt hat.
Ich glaube, Liebe zu Gott heißt einfach, von der Sehnsucht gepackt zu sein, in seiner Nähe sein zu wollen. Und das wünsche ich mir auch für meine Zeit mit Gott, die ich verbringe. Also nicht nur eine stille Zeit zu haben, eine Stille mit Gott, sondern das Ziel ist: Ich möchte Gott selbst begegnen.
Das passiert mir immer wieder. Meine Frau bekommt dann Berichte von mir, in denen ich sage: „Hey, das ist mir neu wichtig geworden.“ Das finde ich stark, wenn Gott zu mir redet.
Ich kann Liebe nicht machen, aber ich kann darum beten, dass Gott mir hilft, sein Wort zu erkennen. Dann macht es auch etwas mit mir. Ich sage: „Ja, ich will in seiner Nähe sein.“ Und ich merke, dass ich etwas von Gottes Nähe gespürt habe.
Ich finde es auch immer faszinierend, wenn man sich diesem Buch hingibt oder es liest und dann auf einmal Nähe entsteht. Nähe kann man ja nicht produzieren, aber sie entsteht dennoch.
Richtig. Du hast vom Gebet gesprochen. Ich glaube, das könnte die Möglichkeit sein, vorher einfach zu bitten: Herr, begegne mir.
Wie ist es bei Phasen, die es auch gibt, in denen es etwas trockener ist? Wo vielleicht noch eine gewisse Distanz da ist und man nicht so viel mitnimmt? Fällt es dir dann immer noch leicht, trotzdem dran zu bleiben? Oder gibt es einen Zugang, bei dem du sagst: Das hat sich schon bewährt, das klappt dann öfter dadurch?
Ich kenne durchaus Zeiten, in denen mich Gottes Wort nicht so stark anspricht. Aber ich lese trotzdem die Bibel. Es gibt auch Zeiten, von denen ich eben berichtet habe, in denen ich einfach begeistert bin von Gottes Wort.
Ich habe festgestellt: Wenn es mir schwerfällt, mich auf Gottes Wort zu konzentrieren, ist es für mich dennoch wichtig, die Bibel zu lesen – egal, ob es mich gerade packt oder nicht. Gott lieben heißt doch, ihn besser kennenlernen zu wollen.
Manchmal geht es auch sehr nüchtern. Das kann ich im Wesentlichen dadurch, dass ich die Bibel lese. Wenn ich die Bibel einfach nur zur Seite lege, ist das so, als wollte Gott mich treffen, aber ich habe keine Zeit für ihn.
Ein Merkmal von Liebe ist ja, dass ich mir Zeit für den anderen nehme. Ich interessiere mich für ihn oder sie – je nachdem, auf menschlicher Ebene. Ob ich Gott liebe, zeigt sich daran, ob ich mir wirklich Zeit für ihn nehme.
Wenn ich sage: Vater, ich habe dich lieb, aber alles andere ist mir wichtiger und ich nehme mir für alles Mögliche Zeit, nur nicht für ihn, dann muss ich mich fragen, ob das wirklich stimmt. Oder ob ich mir nur einbilde, dass ich ihn lieb habe.
Ich glaube, es ist einfach so, dass ich erlebe, wie Gott immer wieder sein Wort benutzt, um in mein Leben hineinzureden. Sehr oft erinnere ich mich dann auch an Bibelverse aus Zeiten, die so ein bisschen dürr waren. Damals haben sie mir nichts gesagt, aber jetzt bekomme ich ein ganzes Bild.
Deshalb halte ich dieses Dranbleiben, dieses „Ich will Gott kennenlernen“, für enorm wichtig, wenn es darum geht, dass meine Liebe zu Gott wachsen soll.
Das heißt, wenn ich das Bild aufgreife, das du eben benutzt hast: Man trifft sich miteinander.
Das ist ja auch in einer längeren Beziehung so. Da ist nicht jedes Treffen gleich himmlisch oder voller Geigen, sondern es gibt auch Treffen, die eher normal sind. Diese müssen dadurch nicht schlecht sein. Man bespricht halt Alltagsdinge oder andere Themen, aber trotzdem ist eine Nähe da.
Du würdest sagen, du gibst diese Treffen nicht auf. Wenn du dich verabredet hast, dann kommst du auch. Ja, dann komme ich. Dann ist trotzdem eine Verbindung da, auch wenn sie vielleicht erst später sichtbar wird.
Mir hat dieses Bild geholfen, dass es wie so ein Treffen ist. Genau. Und gut, ich muss mir jetzt auch keinen Stress machen. Wenn es mal normal nicht geht, dann geht es eben nicht. So sage ich das mal.
Aber es ist ein Grundprinzip meines Lebens, zu sagen: Ich will Gott treffen, indem ich einfach die Bibel lese und ihn vor allem besser kennenlerne.
Ich finde das Thema spannend, denn es geht ja um die Liebe. Dabei stellt sich die Frage, wie man diese Liebe praktisch leben kann.
Ich weiß auch, dass es ab und zu Zeugnisse von Menschen gibt, die sagen: „Ich habe jeden Tag meines Lebens die Bibel gelesen.“ Dann kommt oft scherzhaft der Einwurf: „Außer an dem Tag, an dem ich meine Operation hatte.“ Ich finde das in Ordnung und gut, wenn jemand das so macht. Manchmal kann es aber auch etwas falsch rüberkommen, je nachdem, wie es erzählt wird.
Natürlich ist es ohne Nähe und Zusammensein schwierig. Es gibt Menschen, bei denen der Glaube so stark verankert ist, dass sie keinen Tag ohne Bibellesen auskommen möchten. Das finde ich toll, absolut bewundernswert.
Für sich selbst diese Routine zu übernehmen, ist jedoch manchmal schwierig. Wenn man etwa Schichtdienst hat oder Ähnliches, kann man nicht immer dieselbe Routine wie andere Menschen einhalten. Es ist einfach komplizierter.
Ich könnte nicht sagen, dass ich jeden Tag die Bibel gelesen habe. Es gibt Tage, an denen es einfach nicht passt. Trotzdem ist es für mich ein Grundbedürfnis und ein Prinzip meines Lebens. Das kann ich mit Sicherheit sagen.
Jetzt haben wir Liebe im Herzen, mit dem Verstand und mit den Emotionen. Liebe hat immer auch eine Seite, die ins Handeln kommt. Nur zu reden, ohne dass etwas folgt, würde meine Frau nicht als Liebe ansehen. Sie würde sagen: „Da erwarte ich schon ein bisschen mehr.“ Und da hat sie auch Recht.
Auch die Bibel geht davon aus, dass sich Liebe in Taten zeigt. Das kann ich nicht trennen. Ich kann mein Tun, mein Denken und Lieben nicht voneinander trennen – es gehört zusammen.
Ich finde es ganz spannend, dass Johannes das in einem Brief ausdrückt. In 1. Johannes 3,18 heißt es: „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ Es geht also nicht nur darum, Gott durch mein Reden zu lieben, sondern vor allem durch mein Leben, wie du es auch sagst. Liebe wird sichtbar.
Jesus sagte sogar einmal in Johannes 14 noch einmal deutlich: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.“ Oder wenn wir von Matthäus 22 ausgehen, wird die Liebe zu Gott mit der Liebe zum Nächsten, also zu den anderen Menschen, verbunden. Es gehört zusammen: Wenn ich Gott liebe, werde ich auch die anderen Menschen lieben.
Der Herr Jesus fragt Petrus: Liebst du mich mehr als diese, also die anderen Jünger? Das ist eine ganz entscheidende Frage: Hast du mich lieb? Nicht: Was hast du in den drei Jahren, in denen du mit mir unterwegs warst, alles gelernt und geleistet? Nein, er fragt ihn nicht danach, sondern: Hast du mich lieb?
Mir ist das letztendlich nochmal so deutlich geworden. Petrus antwortet ja und sagt: Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Und dann sagt der Herr Jesus – völlig ungewöhnlich: Weide meine Lämmer. Also eine Tat. Eine Tat, aber wenn man es liest, fragt man sich: Was soll das jetzt?
Ich habe mir das so vorgestellt: Wir haben eine Schäferin in der Gemeinde. Wenn die Schäferin ihren Verlobten fragt: Hast du mich lieb? Und er sagt: Ja, Schatz, ich liebe dich. Und dann antwortet sie und sagt: Dann pass mal auf meine Schafe auf. Dann hört man das und denkt: Was soll das?
Ich hätte jetzt eine Antwort erwartet wie: Danke, das berührt mein Herz oder so in der Richtung. Bei Jesus hätte ich erwartet, dass er sagt: Petrus, dann bete mich an. Oder: Petrus, dann folg mir nach. Pass auf, dass ich immer die Nummer eins in deinem Leben bleibe.
Aber Jesus sagt: Weide meine Lämmer. Und das drückt einfach aus, dass die Liebe zu Gott sichtbar wird, indem ich anderen Christen helfe, bei Jesus zu bleiben und ihm nachzufolgen. Eben durch meinen Dienst für Jesus drücke ich meine Liebe zu ihm aus – und das kann auch für mich eine ganz starke Hilfe sein.
Ich habe das neulich in einem Treffen zu Mitarbeitern gesagt: Wenn ihr an eurem Bleistift kaut, weil euch nichts einfällt in der Vorbereitung, oder wenn ihr wieder einmal richtig stark kritisiert wurdet – also massiv und unklug –, dann erinnert euch daran: Ich tue meinen Dienst für Jesus, ich weide seine Lämmer. Und ich sage ihm das auch im Gebet: „Jesus, du siehst, zurzeit bin ich ziemlich frustriert, aber danke, dass ich dir meine Liebe dadurch zeigen darf, dass ich dir diene. Danke, dass du mir die Gelegenheit dazu schenkst.“
Das kann eine ganz, ganz starke Ermutigung sein. Aber wie du sagst, es ist einfach praktisch, und ich setze mich da auch ein. Es gibt ja Dienste, die praktisch die Hand der Liebe sind. Das können diakonische Aufgaben sein, ein seelsorgerliches Gespräch in einer privaten Situation, Kinderstunde oder andere Dinge.
Wie ist da der Unterschied zwischen einem Dienst, den du einfach machst, weil du denkst: „Oh, ich sollte jetzt Dienste tun“, und einem Dienst, der wirklich aus dieser Liebe herauskommt und dann auch Frustrationen aushält? Das ist manchmal nicht ganz einfach zu unterscheiden, auch was die innere Motivation angeht, weil man nicht immer Lust hat. Und es ist klar, dass es nicht immer einfach ist.
Was würdest du dazu sagen? Wie verhält es sich mit Pflichterfüllung, Kontrolle und der inneren Haltung?
Das ist eine gute Frage. Worum geht es mir eigentlich in meinem Dienst? Geht es mir wirklich nur um Pflichterfüllung? Wo sind meine Gedanken dann? Bin ich zwar körperlich anwesend, aber gedanklich schon bei einem Fußballspiel, einem Ausflug oder etwas anderem?
Oder geht es mir darum, Jesus in den Mittelpunkt zu stellen und wirklich gepackt zu sein, wenn ich sehe: „Gott wirkt im Leben des Anderen“? Ich denke, man kann schon merken, aus welcher Motivation heraus ich meinen Dienst tue. Mache ich es aus eigener Kraft, oder spüre ich, dass mich zum Beispiel der Heilige Geist leitet?
Ich glaube, es ist gut, meine Motivation immer wieder zu hinterfragen. Ich frage mich, ob mein Ziel wirklich ist, Jesus groß zu machen, oder ob es eher darum geht, mich selbst groß zu machen. Ist mein Denken bei meiner Aufgabe, oder schweife ich ab? Geht es um alles Mögliche, nur nicht um Jesus und das Staunen über ihn?
Liebe zu Jesus drückt sich eben auch in meiner Begeisterung für ihn aus. Wir waren vorhin beim Thema Seele – das heißt, ich kann durchaus auch begeistert sein. Wenn ich diese Begeisterung nicht habe, weil ich vielleicht ein eher kühler Typ bin, norddeutscher oder was auch immer, würden meine Kinder sofort sagen, das seien wieder Vorurteile. Gibt es innerdeutschen Rassismus? Ich habe natürlich sofort zurückgezogen, so etwas platt zu sagen.
Mein Vater war übrigens ein Norddeutscher, also bin ich insofern auch halb oder viertel dort verwurzelt. Dann darf ich auch sagen: „Kommt mir nicht mit kultureller Aneignung“, weil ich es durch die Verwandtschaft kenne – eher still, zurückhaltend. Aber dann braucht man halt manchmal eine Weile.
Gut, dann ist die Frage natürlich: Wenn du sagst, bestimmte Regionen – zum Beispiel Skandinavier oder Finnen – gelten ja oft als sehr still. Ich kenne keinen Finnen persönlich, aber das hört man immer wieder, ebenso von anderen.
Wie ist es dann mit der Seele? Denn das ist ja eher die Gefühlsebene. Du sollst ja auch Gott lieben – egal, wie du gestrickt bist – mit deinem Herzen, also auch mit deiner Seele, mit deiner ganzen Seele.
Ja, richtig. Ich denke tatsächlich, dass ich meine Grundanlage nicht verändern kann. Bei mir ist es so, dass ich mehr mit dem Verstand unterwegs bin und nicht so sehr mit dem Gefühl. Aber ich finde es klasse, wenn Mitchristen Gottes Nähe im guten Sinne spüren. Wenn sie sich zum Beispiel in ihm geborgen fühlen und ihre Begeisterung für Gott ausdrücken. Sie spüren es wirklich, nicht nur denken es, sondern fühlen es mehr.
Ich möchte das mehr entdecken und nicht immer von vornherein abwerten. Das ist ja auch nicht die einzige Art, wie ich Gott erfahre. Ich darf auch Gott darum bitten und sagen: Herr, du kannst mir auch Gnade schenken, dass ich in bestimmten Situationen etwas empfinde – so wie andere vielleicht darum bitten müssen: Herr, hilf mir, immer wieder nah an deinem Wort zu bleiben und mein Denken auf dich auszurichten.
Ich glaube, es ist leichter, dass jemand, der tiefer empfindet als ich, Gott mit seinem Verstand lieben kann. Er muss einfach die Bibel lesen und über Gott und seinen Willen nachdenken, oder? Da bin ich mir nicht sicher, ob es ihm wirklich so viel leichter fällt. Es gibt Leute, die schon mit dem Denken oder Lesen Mühe haben und dafür länger brauchen. Da wäre ich mir nicht ganz so sicher.
Aber ich weiß, was du meinst. Du denkst, dass die Hürde für sie etwas geringer ist als für andere – aus deiner Perspektive. Aber vielleicht ist das falsch. Dir fällt es ja auch leicht. Insofern hat jeder auf jeden Fall seine Herausforderung in diesem Bereich.
Und ich darf eben darum bitten und sagen: Herr, schenke mir immer wieder Begeisterung für dein Wort, sodass es mich wirklich berührt. Manchmal habe ich auch eine stille Freude, aber ich merke, dass das meiner Seele gut tut, wenn ich die Bibel gelesen habe und spüre, dass Gott da ist.
Für mich persönlich gibt es morgens auch ein Dreiklanggebet, das ich nicht jeden Morgen, aber immer wieder bete. Dabei beginne ich mit: Danke, Herr Jesus, dass du mich liebst. Darauf konzentriere ich mich. Dann sage ich: Herr, ich habe dich lieb, und bitte dich, hilf mir, deine Liebe heute in meinen Alltag zu tragen.
Ich merke, dass mir das hilft, den Fokus stärker auf die Liebe zu setzen und nicht nur auf Erkenntnis oder Ähnliches.
Und deswegen startest du auch mit dem Gedanken: Jesus, du hast mich lieb. So kannst du diesen Fokus bewusst ändern. Du könntest ja auch anders beginnen, zum Beispiel mit: „Oh, heute ist dies und jenes zu tun. Herr, hilf mir dabei!“ und dann: „Ich danke dir, dass du für mich gestorben bist.“ Umgekehrt kann es auch sein, dass du mehr in diesen Gedanken hineinkommst.
Genau, ich bemühe mich wirklich, diesen Fokus zu haben, und mir ist das ganz wichtig. Ich bin ja nun mal Pastor einer Gemeinde hier. Nicht ganz zufällig, denn es ist ja mein Dienst. Aber ich möchte mich nicht über meinen Dienst definieren. Ich sage nicht: „Ich bin der Pastor“ und definiere darüber meinen Glauben. Das Wichtigste ist meine Beziehung zu Jesus – egal, ob ich Pastor bin oder nicht. Es geht um diese Beziehung, unabhängig davon, in welchem Beruf ich sonst stehen würde.
Da finde ich eine Aussage, die mich wirklich berührt hat. Sie steht in Johannes 21,20. Johannes selbst sagt dort: „Der Jünger, den Jesus liebt.“ Ich kann mich mit vielen Dingen beschreiben: als der Mann, der diese Gaben hat, oder die Frau, die folgende Leistungen erbracht hat, als das Kind, das seine Umgebung beeindruckt hat. Das sind alles Dinge, die wir Menschen sehr erwähnenswert finden.
Das ist ein großer Kontrast dazu, sich zu sagen: „Ich bin der, den Jesus liebt.“ Unfassbar, dass er mich so liebt, dass er für mich ans Kreuz gegangen ist. Ich sehe Johannes förmlich da stehen, wie er nur noch darüber staunt und sich darüber definiert. Er sagt: „Ich bin der Jünger, den Jesus liebt.“ Das ist das Wichtigste, und alles andere tritt in den Hintergrund.
Das wünsche ich mir für mein Leben. Letztlich ist das die Grundlage dafür, Gott und den Nächsten zu lieben. Johannes schreibt es auch in seinem Brief, in Kapitel 4, Vers 19 – das ist unser Hochzeitsvers: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ Das heißt, unsere Liebe kann nur eine Reaktion sein auf die Liebe, die Jesus uns geschenkt hat.
Ich weiß, da habe ich noch sehr viel zu lernen. Die Hörer können sicher meine Frau fragen – es gibt einen ganzen Katalog, was ich noch lernen kann. Ich meine das ernst. Aber es ist einfach so wichtig, dieses wichtigste Gebot zu verstehen und auch zu leben.
Mein Gebet ist, dass der Schwerpunkt meiner Beziehung zu Gott wirklich die Liebe bleibt. Nicht meine Aktion, mein Wissen oder was es sonst noch gibt. Sondern dass ich den Schwerpunkt darauf lege – auch in meiner persönlichen Zeit. Hilf mir, dich mehr zu lieben.
Ja, das nehmen wir auch als Schlusswort zum wichtigsten Gebot. Paulus hat gesagt: Es bleiben Glaube, Hoffnung, aber die Liebe. Und die Liebe ist die größte unter allen.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, wir konnten euch einen Impuls geben, über Gottes Liebe zu euch nachzudenken und sie auch anderen weiterzugeben.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen.