
Herzlich willkommen zu unserem Wortreich-Podcast. Ich bin Jojo, und ich bin Markus. Gemeinsam sprechen wir über christliche Themen, die uns beide bewegen und hoffentlich auch dich interessieren.
Viel Freude bei der heutigen Folge!
Ja, wir haben gerade den Monat Dezember hinter uns. Der Dezember ist immer ein sehr bekannter Spendenmonat. Viele Leute geben in diesem Monat, vielleicht aus steuerlichen Gründen oder weil sie kurz vor Neujahr noch ein schlechtes Gewissen haben und denken, sie müssten noch etwas spenden.
Viele Gemeinden und Spendenwerke leben irgendwie vom Dezember. Vielleicht hast du in den letzten Wochen oder Monaten auch etwas gespendet. Auf jeden Fall stelle ich mir die Frage: Sollen wir das tatsächlich so machen?
Hast du gespendet, Jojo?
Ob ich im Dezember gespendet habe? Nicht speziell im Dezember, nur die typischen Daueraufträge.
Okay, da sind wir gleich ganz praktisch drin, wenn du sagst, du spendest durch Daueraufträge. Warum spendest du durch Daueraufträge und nicht bar in irgendeinen Klingelbeutel oder durch eine Einmalspende?
Ja, das ist ein ganz spannendes Thema: das Geben. Wie viel sollen wir geben? Wie sollen wir das ganz praktisch machen? Die Antwort auf deine Frage hat, glaube ich, viel mit der Frage nach dem Zehnten zu tun. Sollten wir als Christen den Zehnten geben oder nicht?
Sehr gut, jetzt hast du meinen viel zu speziellen Einstieg nochmal sehr gut zurückgebracht, noch mal ein bisschen auf das Erste und Allgemeine.
Aber das stimmt, der Zehnte ist ja immer so auch das. Also ich bin damit aufgewachsen, so in der Gemeinde, da heißt es: Ja, wir sollen jetzt geben, und wir legen unsere Opfer zusammen. Das ist eben ganz viel in Freikirchen der Zehnte.
Wo kommt das eigentlich her? Es kommt aus dem Alten Testament. Wir sehen im Alten Testament, dass Gott ein Volk beruft, das Volk Israel. In diesem Volk Israel will er als heiliger Gott mitten in der Mitte sein. Eigentlich wollte er das gesamte Volk als ein heiliges Priestertum haben, sodass alle ihm dienen.
Das Problem war, dass die Israeliten abtrünnig wurden. Am Berg Sinai begegnet Gott Mose. Er sieht die Stiftshütte, also alles wird arrangiert, damit Gott mitten unter dem Volk wohnen kann. Und da fängt Israel an, eine Sünde zu begehen. Sie fangen an, das Kalb anzubeten und sich zu belustigen. Das machen sie an dieser Stelle und an vielen weiteren Stellen.
Ich bin mir gerade auch nicht so hundertprozentig sicher, ob das die Stelle der Leviten ist, aber ich glaube, es ist die Stelle, an der ein Stamm von den zwölf Stämmen Israels nicht mitmacht. Sie beten nicht das Kalb an und belustigen sich nicht. Dieses Volk, das sich reingehalten hat, sind die Leviten. Sie werden auserwählt und dürfen dann allein am Tempel dienen.
Dieses auserwählte Volk, dieser auserwählte Stamm, soll nicht selbst für sein Erbe sorgen. Er soll kein eigenes Land als Erbe bekommen, sondern von den Spenden der elf anderen Stämme leben. Diese elf anderen Stämme sollen den Zehnten an den Stamm Levi geben.
Levi hat dann Spenden bekommen, um sich für den Dienst des Herrn am Tempel zu engagieren. Auch sie sollten wiederum zehn Prozent von dem geben, was sie bekommen hatten, und zwar an den Hohenpriester.
Es beginnt sogar noch früher, wusstest du das? Der Erste, der den Zehnten gibt, ist Abraham an Melchisedek. Genau, das ist sehr interessant. Darauf müssen wir jetzt nicht tiefer eingehen, aber schon in 1. Mose 14 ist das erwähnt. Das stimmt. Später wurde der Zehnte zur Versorgung der Leviten gerechnet. Doch der erste Zehnte wurde von Abraham ganz freiwillig gegeben, ohne dass Gott es ihm ausdrücklich aufgetragen hätte. Er wurde beschenkt und gesegnet.
Dieser Priester und König Melchisedek aus Salem war ebenfalls ein Diener des Herrn. Abraham gab den Zehnten einfach aus Dankbarkeit ab. Das finde ich richtig schön. Wenn wir das auch so machen würden, ohne dass uns jemand sagt, wie viel wir geben sollen.
Um das jetzt ganz praktisch anzuwenden: Ich selbst achte darauf, was mein Zehnter ist und wie viel ich geben sollte. Für mich persönlich ist das der Mindestbetrag, den ich geben möchte. So kann ich sagen: „Okay, ich habe meinen Beitrag geleistet, damit diejenigen, die es brauchen, auch heute noch versorgt werden.“
Damals waren es die Leviten, heute sind es zum Beispiel mein Pastor oder meine Gemeinde. Sie müssen ihr Haus in Schuss halten. Auch mein Missionswerk oder die Missionare, die ich unterstütze, gehören dazu. Ihr seht, es gibt viele Möglichkeiten, den Zehnten zu geben.
Für mich persönlich ist es wichtig, diesen Mindestbetrag zu geben. Darüber hinaus schaue ich, wo es mir Freude macht, zusätzlich zu geben. Oder wo Gott mir zeigt, dass ich geben soll. Manchmal spüre ich einfach, was mir aufs Herz gelegt ist und was ich noch geben sollte.
Das ist ein spannendes Thema. Wenn ich mal eine Abschlussarbeit über die Finanzethik der Bibel, vor allem des Neuen Testaments, schreiben würde, wäre das mein Wunschthema. Es interessiert mich sehr. Das Faszinierende daran ist, dass ich mich mal mit deinem Anleiter darüber unterhalten könnte. Mach das mal genau. Leider dauert das noch ein bisschen.
Aber vom Zehnten lesen wir im Neuen Testament plötzlich nichts mehr. Dass der Zehnte als Regelung aufgegeben wird, findet sich in den paulinischen Briefen und tritt dort nicht mehr auf.
Es gibt eine große Debatte dazu. Manche sagen, Jesus sei im Hebräerbrief der hohe Priester nach der Art Melchisedeks. Abraham habe Melchisedek schon zehn Prozent gegeben, noch bevor das Gesetz von Mose kam. Deshalb sollten wir auch unserem Jesus zehn Prozent geben. Ich würde dem nicht uneingeschränkt zustimmen, kann diese Sichtweise aber verstehen.
Ich finde jedoch die Finanzethik von Paulus sehr wichtig. Ein besonders bedeutendes Kapitel dazu ist 2. Korinther 9. Dort spricht Paulus davon, dass wir aus einem freudigen Herzen geben sollen. Das Geben soll begründet sein in der Tatsache, dass Gott alles in Christus für uns gegeben hat. Deshalb sollen auch wir alles für ihn geben – aber nicht aus Zwang. Nicht, weil wir denken, wir müssten jetzt geben, sondern weil wir es aus Freude tun dürfen und sollen. Das ist in gewisser Weise viel radikaler als einfach nur der Zehnte.
Das finde ich eigentlich sehr interessant. Ohne jetzt weiter auszuholen – vielleicht später noch mal – glaube ich nicht, dass jeder unbedingt geben muss. Menschen, die arm sind, sind hier besonders zu bedenken. Manchmal wird die Witwe, die zwei Schärflein einwirft, als großes Glaubensvorbild dargestellt. Wenn ich den Kontext lese, finde ich das eigentlich ziemlich krass.
Der Kontext zeigt nämlich, dass es nicht so positiv ist. Man kann das nachlesen, zum Beispiel in Matthäus 21,24. Dort klagt Jesus zuerst die Pharisäer an: „Ihr Pharisäer, ihr raubt sogar den Witwen ihre Häuser.“ Danach folgt die Geschichte von der Witwe, die das Letzte einwirft. Jesus’ Kommentar dazu ist nicht: „Schaut, sie hat wirklich aus Glauben gegeben.“ Stattdessen sagt er, sie hat mehr gegeben, als sie zum Leben dringend gebraucht hätte.
Anschließend erzählen die Jünger von dem großen Tempel, und Jesus sagt, dass alles zerstört werden wird. Diese Witwe gibt also ihre letzten zwei Schärflein, die sie dringend zum Leben braucht, für einen Tempel, der bald zerstört wird.
Gleichzeitig denke ich aber auch, dass arme Leute, wenn sie den Glauben haben, natürlich auch geben dürfen. Natürlich dürfen sie auch spenden. Aber ich denke, in der neutestamentlichen Gemeinde geht es vor allem um den Ausgleich.
Um jetzt mal kurz den Sack zuzumachen an dieser Stelle: Ich gebe trotzdem auch den Zehnten, aber mach es halt, wie du möchtest. Ich denke auch irgendwie, hey, da habe ich Freude daran, den Zehnten zu geben. Das kann ich weggeben, und was ich darüber hinaus noch weggeben will, möchte ich gerne in Gottes Reich investieren.
Das wäre jetzt ganz interessant. Ich hätte beinahe gedacht, wow, jetzt sind wir mal an einem Podcast an zwei Stellen angekommen, wo ich gesagt hätte, ich sehe es ein bisschen anders. Du hast gerade zwei Sachen gesagt: Zum einen, dass du denkst, dass im Neuen Testament der Zehnte nicht mehr so deutlich als Maßgabe erhoben wird. Zum anderen, dass du denkst, arme Leute müssten vielleicht auch nicht mehr existieren.
Im ersten Moment hätte ich gesagt, ich sehe beides anders. Aber ich kann ja vielleicht kurz sagen, was ich denke, und ich stelle wahrscheinlich fest, dass wir dann doch wieder nah beieinander sind.
Diese eine Stelle, wo Jesus mit den Pharisäern über den Zehnten spricht – ich habe hier gerade Matthäus 23 vorliegen. Dort wirft Jesus ihnen letztlich vor, dass sie alles verzehnten – nicht nur Geld oder Getreide, sondern sogar Küchenkräuter. Sie geben den Zehnten vom Dill, vom Kümmel und von der Minze, also nicht nur von dem, was sie hauptsächlich geerntet haben, sondern selbst von den kleinsten Dingen.
Natürlich geben sie den Zehnten, damit sie gesehen werden, damit sie als Vorbild im Volk gelten. Jesus wirft ihnen in Matthäus 23, Vers 23, etwas vor: „Wehe euch, Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel, lasst aber die wichtigsten Forderungen des Gesetzes außer Acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue.“
Das ist erst einmal klar: Diese Forderungen sind wichtiger. Der Zehnte entlastet dich nicht davon, gerecht, barmherzig und treu zu sein. Es ist auch klar, dass Gott nichts von deinem Geld hat, denn ihm gehört sowieso alles. Er braucht dein Geld nicht. Er möchte Gehorsam, Treue und Liebe – Barmherzigkeit gegenüber anderen.
Ganz interessant ist, was Jesus dann noch als Nachsatz sagt. Er meint: „Das eine hättet ihr tun sollen, und das andere nicht lassen.“ Mit anderen Worten: Ihr hättet Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue üben müssen, und gleichzeitig wäre es gut gewesen, wenn ihr den Zehnten nicht aufgegeben hättet.
Das „nicht lassen sollen“ heißt also letztlich: Hört nicht auf, den Zehnten zu geben. Genau das sagt Jesus hier. Sonst sagt er es nicht so eindeutig. Es ist nicht sein Gebot an euch, so wie er sagt „Liebet einander“ und „liebet Gott“, aber er setzt es zumindest auch nicht außer Kraft.
Wenn es damals üblich war, hat er es zumindest nicht gebrochen, sondern mit diesem Satz auch aufrechterhalten. Von daher stimme ich dir vollkommen zu: Für mich ist der Zehnte erst einmal eine Richtschnur. Ich sage, ich weiß, es tut mir gut, dass ich gebe, und ich orientiere mich am Zehnten. Darüber hinaus schaue ich, wo ich einfach etwas unterstützen will.
An der Stelle würde ich auch sagen: Klar, die Pharisäer hätten weiterhin von Herzen den Zehnten geben sollen, auch wenn sie es total übertrieben haben. Stell dir vor, du gehst in den Supermarkt, kaufst Kräuter, Pfeffer und gibst den Zehnten davon ab – und diesen Zehnten gibst du Gott.
Ich denke, bei den Pharisäern geht es vor allem um das Alte Testament. Es steht zwar im Neuen Testament, aber die Pharisäer leben noch unter dem Alten Testament.
Was ich ein viel stärkeres Argument finde, ist, dass gerade überall, wo Paulus über Geld redet – und er redet sehr viel über Geld, zum Beispiel in 2. Korinther 8 und 9 – wir nichts vom Zehnten lesen. Und das finde ich, wenn der Zehnte so eine Richtschnur ist, ein sehr starkes Argument.
Auch wenn es ein sogenanntes Argumentum ex silentio ist, also ein Argument aus dem Schweigen, das oft als schwächer gilt, finde ich diesen Ansatz sehr hilfreich.
Hier möchte ich kurz etwas aus 2. Korinther 8 vorlesen, das ich sehr hilfreich finde, vielleicht zwei, drei Verse:
2. Korinther 8,9: „Denn ihr kennt ja die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, obwohl er reich war, um eueretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“
Weiter heißt es: „Denn wo die Bereitwilligkeit vorhanden ist, da ist einer wohlgefällig entsprechend dem, was er hat, nicht entsprechend dem, was er nicht hat.“
Das ist vielleicht ein bisschen kompliziert. Aber der nächste Vers sagt: „Nicht damit andere Erleichterung haben, ihr aber Bedrängnis.“
Das heißt, es geht nicht darum, dass ihr gebt und selbst dadurch in Bedrängnis geratet. Es geht um Ausgleich. Wir sollen darauf achten, dass in der Gemeinde niemand Hunger leidet, während andere im Überfluss leben.
Dann kommt der ganz bekannte Satz in 2. Korinther 9,7: „Jeder soll geben, wie er es sich im Herzen vornimmt, nicht widerwillig oder gezwungen; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“
Insofern sehe ich bei dem Zehnten die Gefahr, dass er für viele Christen wie eine Regel wird, um ihr Gewissen zu beruhigen. Sie sagen dann: „Ah, ich gebe den Zehnten, und damit ist mein Gewissen ruhiggestellt.“
Das finde ich ein bisschen gesetzlich an diesem Punkt.
Ja, gut, das stimmt. Was ich aber auch gut finde – und so schreibt ja auch Paulus – ist, die Alternative, überhaupt nichts zu geben, ist keine Option. Es gehört letztlich dazu, zu begreifen, dass nicht alles, was wir haben, einfach aus unserer eigenen Kraft stammt und wir alles für uns verwenden können.
Denn es ist einfach Realität: Ich könnte morgen berufsunfähig werden, meinen Job verlieren oder was auch immer. All das, woran ich jetzt denke, zum Beispiel mein Auto, kann morgen kaputt sein. Ich bin eben in Gottes Hand und werde letztlich auch von seiner Gunst und Gnade getragen.
Ich soll lernen, in meinem Leben nicht auf meine eigene Kraft, meine Reichtümer oder meine Versorgung zu vertrauen und zu bauen. Dabei hilft es mir, loszulassen. Und davon hilft es mir, etwas abzugeben. Es macht auch etwas mit mir, wenn ich aus meinem Überfluss gebe – nicht nur aus meinem Überfluss, sondern vielleicht sogar etwas von dem, von dem ich denke, dass ich es eigentlich selbst brauche.
Denn dann merke ich letztlich: Oh wow, ich kann im Vertrauen leben.
Ein ganz praktisches Beispiel: Wenn junge Menschen mich gefragt haben, wie ich es mit dem Geben mache, antworte ich oft so: Ich gebe zum Beispiel sofort am Anfang des Monats, wenn ich eigentlich mein ganzes Gehalt noch habe. Ich warte nicht bis zum Ende des Monats, um zu schauen, was noch übrig ist. Denn das ist eigentlich nicht gut.
Am Ende des Monats habe ich oft noch 50 Euro übrig, aber gleichzeitig fallen mir noch drei Dinge ein, die ich gerne hätte. Ich denke: „Ich hätte gern noch das, das und das.“ Manchmal habe ich in dem Monat sogar noch nicht richtig gegessen. Und schon ist das Geld auch weg. Manchmal bleibt dann gar nichts mehr übrig.
Für mich ist es besser – und das meine ich auch so –, dass ich zuerst abgebe. Das betrifft, glaube ich, auch Menschen, die sehr wenig haben oder arm sind. Wir sollten merken: Was wir haben, auch wenn es nur wenig ist, gebe ich Gott ab, weil es aus meinem Herzen kommen soll. Es ist ein Teil meines Dankes.
Natürlich ersetzt das niemals Glaube, Treue, Gehorsam oder Verantwortlichkeit, das ist vollkommen klar. Aber ich gebe erst mal ab und vertraue darauf, dass Gott mich entweder befähigt, noch mehr zu verdienen in dem Monat, oder dass er mich einfach versorgt.
Dann ist diese Machbarkeit, dass alles an mir liegt, ein bisschen gebrochen. Und man merkt: Okay, wow, wenn ich gebe, dann hilft das doch. Wenn ich zum Beispiel zehn Prozent gebe, sagen viele Leute: „So komme ich überhaupt nicht aus.“ Ja, wir haben aber einfach erlebt, dass es irgendwie übernatürlich passiert. Ja, man kommt doch aus.
Natürlich darf es auch mal einen Monat geben, in dem es weniger ist – das ist klar.
Ja, das finde ich wirklich eine tolle Sache, weil das mit dem Glauben verbunden ist. Man gibt den Zehnten im Vertrauen darauf, dass Gott weiterhin versorgen wird. Dabei sehe ich keine Gesetzlichkeit. Gesetzlichkeit würde ich darin erkennen, wenn Leute sagen: „Ich gebe den Zehnten, weil ich es muss.“ Aber es ist überhaupt nicht ihr Herzensanliegen. Es fehlt die Freude daran. Es ist einfach nur eine christliche Regel, die sie befolgen, um ihr Gewissen zu beruhigen. Sie stellen sich nicht die Frage, ob Gott vielleicht auch durch noch mehr Geben wirken möchte. Sie beten nicht darüber: „Gott, wo soll ich meine Finanzen investieren?“
Daher denke ich, dass der Zehnte an sich, wenn er mit Glauben und Vertrauen auf Gott verbunden ist, eine sehr gute Richtschnur sein kann. Ich habe dabei zwei ganz verschiedene Gruppen von Menschen im Kopf.
Die erste Gruppe sind wahrscheinlich Menschen, die schon lange in der Gemeinde sind, gut etabliert, oft im mittleren oder höheren Alter und in Deutschland meist im Überfluss leben. Sie besitzen entweder ein Haus oder eine gute Mietwohnung, haben ein oder zwei Autos und wissen, dass sie weiterhin gut verdienen werden. Diese Menschen geben vielleicht zehn Prozent, doch sie haben eigentlich alles, was sie brauchen. Es würde sie nicht stören, auch noch mehr zu geben. Trotzdem hören sie oft auf, weiter zu fragen, was Gott noch mit ihnen vorhat – mit ihren Ressourcen, vielleicht auch mit ihrer Zeit, nicht nur mit ihrem Geld. Manche denken, wenn sie Geld geben, sind sie „off the hook“ und müssen nicht noch mehr tun. Sie wollen nicht in Bedrängnis kommen, etwa durch missionarische Aufgaben oder Jobwechsel. Lieber zahlen sie, um aus der Verantwortung entlassen zu sein.
Das ist die eine Gruppe, bei der ich denke, es wäre schön, wenn sie mehr geben würden. Vielleicht gibt es in ihrer Gemeinde Menschen, die mehr Unterstützung brauchen. Man kann den Zehnten in die Gemeinde geben und zusätzlich noch einen weiteren Zehnten an Menschen, die Gott noch nicht kennen. Einfach verschenken.
Die andere Gruppe sind junge Menschen, zum Beispiel Studierende oder Volontäre, die wir getroffen haben. Sie haben oft wenig Geld, leben vielleicht vom Taschengeld oder BAföG. Sie kennen das Zehntengeben kaum, weil sie noch nie ein Budget gemacht haben. Für sie sind zehn Euro viel Geld, etwa für einen Abend in der Stadt. Wenn sie 500 Euro im Monat haben, sind 50 Euro eine große Summe. Sie haben noch nie etwas weggegeben. Hier wäre es wichtig, sie heranzuführen und zu zeigen, wie man auch mit wenig Geld, vielleicht zehn Prozent, geben kann und trotzdem auskommt.
Ich finde das eine gute Sache. Wir wollen auch dazu ermutigen, sich selbst zu hinterfragen: Wo kann ich vielleicht noch mehr in Gottes Reich investieren? Ist Gott zufrieden mit dem, was ich gebe? Dabei sollte es aber nicht gesetzlich werden – also nicht aus dem Gefühl, mehr geben zu müssen, um Gott zu gefallen oder seine Gunst zu erwerben. Das wäre die Kehrseite.
Im Neuen Testament gibt es diese Pole: Christus wurde für uns arm, damit wir reich werden. Das ist eine starke Aussage. Aus diesem Herzen heraus kann man fröhlich geben und auch im Vertrauen mal ins Minus gehen. Ich glaube auch nicht, dass wir ausschließlich in die Gemeinde oder christliche Werke geben müssen. Jesus und das Neue Testament sprechen auch davon, dass es ein ihm wohlgefälliger Dienst ist, zum Beispiel Witwen und Waisen zu unterstützen. Man kann armen Menschen einfach etwas geben.
Ob man jedem Bettler in der Innenstadt etwas geben muss, ist eine andere Frage. Oft stecken Banden dahinter oder andere Probleme. Aber letztlich geht es Gott um dein Herz: Bist du bereit, loszulassen? Du kannst einem Armen helfen oder auch einem Freund, der in Not ist, weil er Geld verloren hat oder bestohlen wurde. Wenn du ihm dann zum Beispiel 50 Euro gibst, vielleicht heimlich in seinen Briefkasten wirfst, dann bist du los von dem Geld und jemand anders wird dadurch gesegnet.
Das macht eine große Freude. Im besten Fall stehst du nicht im Mittelpunkt, und niemand weiß, wer es war. Ich habe das erlebt – es macht einfach Freude, abzugeben. Wir müssen nicht immer nur ins Reich Gottes geben, denn letztlich bedeutet das, Jesu Liebe weiterzugeben. Das kann auch ganz praktisch an andere Menschen geschehen.
Ja, schön, ja, auch diese Perspektive ist wirklich bereichernd. Wenn ich gebe, bereichert mich das. Aber nur, wenn ich es mit einem freudigen Herzen tue. Wenn ich es gezwungen mache, ist natürlich nicht so viel Freude dabei.
Lass uns noch einmal ganz praktisch werden, denn eine Zuhörerin hatte viele praktische Fragen gestellt. Eine Frage, die vielleicht spannend ist, gerade aus unserer Sicht als Missionsleiter – wobei du ein deutlich größeres Missionswerk hast als ich mit meinem Dienst – lautet: Dauerhaft spenden oder einzeln spenden? Was würdest du einer Person raten?
Ich möchte jetzt wirklich nicht aus Sicht eines Missionswerks antworten und sagen, ich empfehle eine Dauerspende. Vielmehr geht es mir darum, wie es mir persönlich damit geht. Für mich hat das auch damit zu tun, dass es am Anfang des Monats passiert. Ich gebe den Großteil per Dauerspende, weil ich nicht jeden Monat neu darüber nachdenken möchte. Ich habe mir vorgenommen, mindestens zehn Prozent zu geben. Wenn ich von „ich“ spreche, meine ich auch immer meine Frau, denn wir haben nur gemeinsames Geld. Das ist nicht mein eigenes. Wir geben es per Dauerspende weg, verteilen es aber zwischen Gemeinde, Missionaren – also Einzelpersonen – und Missionswerken. So läuft das einfach automatisch.
Dadurch müssen wir uns nicht jeden Monat neu überlegen, wie viel wir geben wollen. Zusätzlich können wir uns aber überlegen: Diesen Monat können wir noch 100 Euro oder 200 Euro an jemanden geben, wenn wir möchten. Ich glaube, das ist hilfreich, weil man sonst leicht vergisst, regelmäßig zu geben. Man will auch nicht ständig neu überlegen, wie viel man geben kann. So wird die Macht des Geldes für mich gebrochen. Ich bin nicht versucht, jeden Monat neu zu überlegen, was ich mit dem Geld machen könnte. Das Geld verlässt einfach mein Bankkonto, ohne dass ich es bewusst in den Händen halte. Deshalb geben wir überwiegend mit Daueraufträgen.
Ich muss sagen, mit Daueraufträgen kann man in meiner Lage viel besser planen. Es hat natürlich auch etwas mit Vertrauen zu tun. Selbst wenn die Daueraufträge nicht immer unter der roten oder schwarzen Linie sind, macht es Sinn. Ich hätte das Gleiche vom Missionswerk gesagt: Wenn die laufenden Kosten abgedeckt sind, ist das super. Deshalb braucht man Daueraufträge, weil man damit planen kann.
Ich denke aber auch, dass es kein Entweder-oder ist. Wie wir beide gesagt haben, ist dauerhaftes Geben wichtig, aber darüber hinaus sind Einzelspenden ebenfalls möglich. Man muss einfach Jesus fragen: „Jesus, wo möchtest du, dass ich mein Geld investiere?“ Vielleicht hat er dir bestimmte Projekte aufs Herz gelegt, die du dauerhaft unterstützen möchtest oder mit Einzelspenden fördern kannst.
Jetzt schaue ich noch, welche Fragen es sonst noch gibt. Haben wir schon beantwortet, wie man richtig gibt und wie viel? Ich glaube, da haben wir schon gut drüber gesprochen. Auch über den Zehnten haben wir gesprochen. Wohin man geben soll, ist vielleicht noch eine spannende Frage.
Der zehnte Teil wurde früher auch im Tempel gegeben. Deshalb gehört er jetzt in die Gemeinde. Das würde ich in der Regel auch unterstützen – klar, auf jeden Fall.
Wir sind beide in missionarischen Arbeiten aktiv, die ebenfalls Kosten verursachen und versorgt werden müssen. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt einfach Leute, die sagen: "Mein Zuhause ist in der Gemeinde, das ist der Ort, wo ich diene, und dort gebe ich auch meinen Zehnten." Darüber hinaus unterstützen sie vielleicht noch einzelne Personen. Das kann ich voll nachvollziehen, aber ich würde das nicht pauschal so handhaben.
Ich glaube, jeder muss wirklich selbst schauen, wo er das Gefühl hat, dass gerade das Reich Gottes gebaut wird. Es mag sein, dass wir persönlich, weil wir Missionare sind – zwar in Deutschland, aber Missionare – auch von Unterstützung leben und an andere Missionare weitergeben. Das liegt natürlich auch daran, wen wir im Laufe unseres Lebens kennengelernt haben: Freunde, Menschen, die wir auf unserem Lebensweg getroffen haben. Viele sind ebenfalls missionarisch unterwegs.
Im Moment sind es, glaube ich, fünf oder sechs Personen, die wir einfach unterstützen. Manche gehören zu Missionswerken, andere sind allein unterwegs. Dementsprechend ist es ganz unterschiedlich, wohin wir geben. Von daher würde ich das nicht so pauschalisieren. Man muss einfach schauen, was Gott einem aufs Herz legt.
Aus der Sicht gesprochen: Wenn man in der Gemeinde ist, muss der Pastor tatsächlich auch von irgendetwas leben. Die Gemeinde muss auch Strom und Miete für das Gebäude bezahlen. Wer soll das sonst machen, wenn nicht die Menschen, die in der Gemeinde sind? Man muss einfach bedenken, welche Kosten da anfallen, wenn man sich überlegt, wohin man gibt.
Spannend. Ich hätte wahrscheinlich für mich etwas anders geantwortet, aber das ist ja eine persönliche Frage. Bei mir ist es so, dass ich nicht an zu viele Empfänger geben möchte. Lieber halte ich den Bereich, in dem ich gebe, relativ klein – vielleicht zwei, drei Projekte. Dazu gehört die Gemeinde und dann noch zwei, drei Dinge, die mir auf dem Herzen liegen. Dann sind es insgesamt schon vier.
Lieber weniger Empfänger und denen mehr geben, als an viele und nur kleine Beträge, zum Beispiel fünf Euro. Natürlich ist es nicht falsch, fünf Euro zu geben, wenn man nur so viel hat. Aber ich meine, man sollte nicht denken: "Ich unterstütze jedes Missionswerk in Deutschland und bin überall dabei." Lieber wenige auswählen und diesen mehr geben.
Ich denke, die Gemeinde ist wichtig, ebenso die Projekte, die einem aufs Herz gelegt sind. Zum Beispiel für meinen Dienst ist es mir total wichtig, die Menschen im sogenannten 10-40-Fenster zu unterstützen – also im Bereich zwischen dem zehnten und vierzigsten Breitengrad, wo viele islamische Länder liegen.
Alles, was an überschüssigen Mitteln für den Missionszweck da ist, möchte ich gerne in diesen Bereich investieren. Vielleicht nicht alles, aber einen Großteil. Auch als Missionswerk gibt man oft an andere weiter, ebenso die Gemeinde. So wie die Leviten weitergaben, sollte eigentlich jede Gemeinde und jedes Missionswerk Zehnten geben und weitergeben.
So entsteht ein Ausgleich.
Denkst du, wir sollten noch eine Frage klären? Ich glaube, zum Thema Geben haben wir schon vieles besprochen. Die Zuhörer befinden sich wahrscheinlich an unterschiedlichen Punkten. Vielleicht kannst du dich einfach fragen: Hast du bisher nur aus gesetzlicher Verpflichtung gegeben?
Es könnte hilfreich sein, Gott ganz neu zu fragen: Gibt es noch mehr, was du von mir möchtest, dass ich gebe? Oder vielleicht auch, wie ich gebe, damit tatsächlich Freude zurückkommt und das Geben nicht nur aus einer Verpflichtung heraus erfolgt.
Vielleicht bist du an dem Punkt, an dem du sagst, dass du eigentlich noch nie gegeben hast. Das kann daran liegen, dass du es dir nicht leisten kannst, weil du nichts hast. Oder deine Eltern haben dir immer nur Taschengeld gegeben, und du hast dir nie Gedanken darüber gemacht.
Es ist wichtig zu begreifen: Auch du bist gemeint. Auch du bist reich. Sobald du etwas hast, kannst du auch etwas geben. Wir geben nicht, weil Gott es braucht, sondern weil das Geben etwas mit unserem Herzen macht und unsere Lebensfreude stärkt, wenn wir tatsächlich abgeben.
Das war die heutige Wortreich-Folge. Wenn du diese Folge mit dem Handy auf Spotify gehört hast, kannst du unten an unseren Umfragen teilnehmen.
Bis zum nächsten Mal! Ciao!