Nachträge und Korrekturen zum Alten Testament
Bevor wir mit Hebräer 10,19 weitermachen, möchte ich noch drei kurze Nachträge anbringen: zwei Nachträge und eine Frage.
Zunächst eine Korrektur zu 2. Mose 40,3. Dort hatten wir über den Rauchopferaltar, den Räucheraltar, gesprochen. Dabei habe ich die beiden Vorhänge verwechselt beziehungsweise einen Vorhang für den anderen gehalten.
In Vers 3 heißt es: „Du sollst die Lade des Zeugnisses hineinstellen und die Lade mit dem Vorhang verdecken.“ Das ist der Vorhang, der zwischen dem Rauchopferaltar und der Lade steht.
Dann heißt es in Vers 5: „Stelle den goldenen Altar zum Räucherwerk vor die Lade des Zeugnisses und hänge den Vorhang des Eingangs zur Wohnung auf.“ Das ist der vordere Vorhang.
Ich hatte gesagt, dieser Vorhang aus Vers 5 sei der innere Vorhang, tatsächlich ist es aber der äußere Vorhang. Der innere Vorhang ist der aus Vers 3. Danach folgt der goldene Altar, und dann wird der äußere Eingangsvorhang aufgehängt.
Diese Korrektur ändert jedoch nichts Wesentliches an dem Argument. Der Altar steht weiterhin vor der Lade und ist somit eng mit der Bundeslade verbunden, wie wir es damals in Hebräer 9 besprochen haben, als wir über den Rauchopferaltar gesprochen haben.
Die Bedeutung des Erinnerns im Alten Testament
Das war das eine. Das andere ist, dass wir jetzt eine Reihe von Bibelstellen haben, die wir lange gesucht haben. Es handelt sich um mehrere Stellen, die das Thema Erinnern behandeln.
Zum Beispiel geht es um Hebräer 10, Vers 3, wo es heißt, dass in den Opfern jährlich ein Erinnern an Sünden stattfindet. Es gibt mehrere Bibelstellen, die genau in diesem Sinn verwendet werden: Das Erinnern bedeutet, die Sünde vor Gott ins Gedächtnis zu bringen, um sie zu behandeln und zu bestrafen.
Eine dieser Stellen ist Offenbarung 16, Vers 19, die wir bereits erwähnt haben. Eine weitere ist Offenbarung 18, Vers 5. Dort heißt es, dass Gott sich ihrer Ungerechtigkeiten gedachte, sich an sie erinnerte und sie dann richtete. Diese Stelle ist eine Parallelstelle zu Offenbarung 16, Vers 19, also Offenbarung 18, Vers 5.
Eine weitere Stelle ist Nehemia 6, Vers 14: „Gedenke es, mein Gott, dem Tobia, gedenke es dem Tobia, erinnere dich an den Tobia und zahl es ihm heim.“ Praktisch bedeutet das: Richte ihn! Weiter heißt es in Nehemia 6, Vers 14: „Gedenke es, mein Gott, dem Tobia und dem Sanballat nach ihren Werken und auch der Prophetin Noadja und den übrigen Propheten, die mich in Furcht setzen wollten.“ Eine Parallelstelle findet sich in Nehemia 13, Vers 29. Auch dort heißt es: „Gedenke es ihnen, mein Gott, wegen der Verunreinigungen des Priestertums.“
Dann haben wir Psalm 137, Vers 7: „Gedenke, Herr, den Kindern Edom, den Tag Jerusalems, die da sagten: Entblöße, entblöße sie bis auf den Grund!“ Hier wird aufgerufen, dass der Herr daran denken soll, um sie heimzuzahlen, das heißt, zu richten.
In Jeremia 14, Vers 10 sagt Jahwe zu diesem Volk: „Sie haben geliebt, um umherzuschweifen, sie hielten ihre Füße nicht zurück, und Jahwe hat kein Wohlgefallen an ihnen. Nun wird er ihrer Verschuldungen gedenken.“ Er wird also daran denken und ihre Sünden heimsuchen. Wieder erinnert sich Gott an sie, um ihre Sünden zu bestrafen.
Eine ganz ähnliche Stelle ist Hosea 9, Vers 9: „Tief haben sie sich verderbt, wie in den Tagen von Gibeah, und er wird ihrer Ungerechtigkeit gedenken, er wird ihre Sünden heimsuchen.“
Ein Bote hat mir noch eine interessante Stelle gebracht: 1. Samuel 15, Vers 2. Dort heißt es: „So sagt Jahwe der Heere: Ich habe bedacht, was Amalek Israel getan hat, wie er sich ihm in den Weg gestellt hat, als er aus Ägypten heraufzog.“ Das hebräische Wort bedeutet „mustern“ oder „überprüfen“. Die Elberfelder Übersetzung sagt: „Ich habe bedacht, was Amalek Israel getan hat.“ Auch hier ist das Erinnern mit dem Heimsuchen verbunden.
Auch im Buch Esther finden sich ähnliche Stellen, obwohl es nicht ganz der gleiche Fall ist. Esther 2, Vers 1 hatten wir schon. Dort dachte der König an Wasti zurück, erinnerte sich an ihre Sünde. Diese Stelle ist deshalb interessant, weil am Hofe des Königs Aufzeichnungen geführt wurden.
In 2. Samuel 20, Vers 24 wird zum Beispiel von einem Geschichtsschreiber berichtet. Die Chroniken werden immer aufgeschrieben, auch in Esther 6 werden die Chroniken erwähnt. Dann wird an Mardochai gedacht, und er wird belohnt. Solche Stellen kommen öfter vor: Es gibt Geschichtsschreiber am Hofe des Königs, die alles aufschreiben. Später werden die Chroniken hervorgeholt, und der König denkt zurück, ob es etwas gibt, woran man sich erinnern muss, um jemanden zu bestrafen oder mit ihm zu verfahren.
Dazu gibt es noch eine Stelle in 1. Könige 2, Verse 8 und 9. Dort soll Salomo an Simei denken. Zwar wird das Wort „denken“ oder „erinnern“ nicht direkt verwendet, aber eine frühere Tat Simeis wird in Erinnerung gerufen, und er wird entsprechend bestraft.
Dieses Erinnern an die Sünden im Zusammenhang mit Gericht kommt also relativ häufig vor. Das war der Nachtrag.
Die Frage nach der Sicherheit des Gläubigen im Tod
Und dann war noch eine Frage: Wir haben ja über unsere Sicherheit in Christus gesprochen. Die Frage war: Was passiert, wenn ich sündige und in dem Moment sterbe? Ich bin ein Christ, ein wiedergeborener Christ, falle in eine Sünde und sterbe in diesem Moment. Bin ich dann verloren oder nicht?
Wir haben gelernt, dass wir hier nicht von der Sünde des Abfalls sprechen. Darum geht es jetzt gar nicht, das ist nicht das Thema. Es geht um eine andere Sünde, also um irgendeine Sünde, die man tun kann, zum Beispiel Lügen, unfreundlich sein oder böse zu jemandem sein. Und genau in dem Moment stirbt man.
Eines ist klar: Wir müssen unterscheiden zwischen einer allgemeinen Beziehung, einer grundsätzlichen Treue zum Herrn, und einer konkreten Handlung, bei der wir untreu sind.
Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen: Ich bin verheiratet und meiner Frau grundsätzlich treu. Das heißt, ich habe eine Beziehung zu ihr, die auf einem Versprechen beruht, dass ich ihr treu bleibe. Ich werde also keine andere Frau nehmen oder, wenn ich wegfahre, zu einer anderen Frau gehen. Ich bin ihr treu.
Aber es kann passieren, dass meine Frau sagt: „Könntest du bitte den Müll rausbringen?“ Und ich mache es aus irgendeinem Grund nicht. Sie ist dann vielleicht traurig, weil ich den Müll nicht runtergebracht habe. In diesem Punkt war ich nicht treu. Ich habe ihr zuerst versprochen, den Müll rauszubringen, habe es dann aber nicht getan. Ich war untreu.
Diese Untreue mag meine Beziehung zu meiner Frau etwas trüben, und ich sollte mich entschuldigen. Aber diese Untreue beeinträchtigt nicht die grundsätzliche Treue, die grundsätzliche Beziehung zu meiner Frau. Die grundsätzliche Treue bleibt bestehen.
Das heißt: Es gibt Sünden, sehr viele Sünden, die nicht die grundsätzliche Treue zu Christus betreffen. Wenn wir sündigen, haben wir einen Fürsprecher beim Vater, sagt 1. Johannes 2,1: „Wenn wir sündigen, haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“ Er ist so gerecht, dass er für uns einsteht. Er ist treu und gerecht.
Wenn ich aber in dem Moment sterben sollte, in dem ich sündige, habe ich keine Gelegenheit mehr, meine Sünde zu bekennen. Wenn ich sie nicht bekenne, ist die Beziehung gestört. Die Gemeinschaft ist gestört, aber nicht die grundsätzliche Beziehung, das grundsätzliche Verhältnis zu meinem Herrn. Er bleibt auch dann mein Herr.
Das Gleiche gilt für meine Kinder: Wenn sie gegen mich sündigen, zum Beispiel ungehorsam sind, bleiben sie dennoch meine Kinder. In diesem Sinne müssen wir unterscheiden.
Es gibt verschiedene Arten von Sünden. Es gibt die Sünde des Abfalls, das wäre die komplette Absage. Das wäre, wenn eines meiner Kinder hingeht und sagt: „Ich will nicht mehr dein Kind sein.“
Der schlimmste Fall wäre, wenn eines sagt: „Ich will nicht mehr das Kind meiner Eltern sein“ und sich dann umbringt. Dann ist es vorbei, die Beziehung ist beendet. Die Eltern haben ein Kind verloren. Das wäre vergleichbar mit einer Absage an Gott oder einem Abfall von Gott.
Aber wenn meine Kinder gegen mich sündigen, wird dadurch die Kindschaft nicht aufgehoben. Angenommen ist angenommen. Natürlich ist die Beziehung gestört, die Gemeinschaft gestört. Das muss in Ordnung gebracht werden. Aber das Vater-Kind-Verhältnis bleibt bestehen.
Wenn jemand sündigt, hat er einen Fürsprecher beim Vater. Dieser Fürsprecher bleibt Fürsprecher, auch in dem Moment, in dem er sündigt. Jesus ist hier der Hohepriester.
Das wollte ich nur noch ergänzen.
Einführung zu Hebräer 10,19-39: Aufforderungen zum Festhalten und Hinzutreten
Gut, jetzt kommen wir zu Hebräer 10, Verse 19 bis 39. Das ist in unserer Gliederung Arabisch sechs, Aufforderungen zum Festhalten und Hinzutreten. Die vierte Warnung ist hier ebenfalls eingeschlossen.
Klein a ist die erste Aufforderung: Lasst uns hinzutreten, Hebräer 10,19-22.
Nachdem nun ein langer Lehrteil über das hohe Priestertum gegeben wurde, folgt als Abschluss dieses langen Lehrteils, der sich von Kapitel 5 bis 10 erstreckt, noch einmal eine Aufforderung zum Festhalten und Hinzutreten.
Ähnlich wie nach dem ersten langen Lehrteil, der Kapitel 1 bis 4 umfasst, dort ebenfalls eine Aufforderung zum Hinzutreten und Festhalten kam. Interessanterweise hat genau die gleiche Art von Aufforderung – Hinzutreten und Festhalten – den ersten Teil abgeschlossen. Das war in Kapitel 4, Verse 14 bis 16.
Jetzt wird dieser zweite längere Teil, Kapitel 5 bis 10, ebenfalls mit dieser Aufforderung zum Festhalten und Hinzutreten abgeschlossen.
Aufforderung zum Hinzutreten (Hebräer 10,19-22)
Zuerst Kapitel 10, Verse 19 bis 22. Jemand möchte gerne vorlesen. Kapitel 10, Verse 19 bis 22. Bitte, gerne.
Da wir nun durch die Kraft des Blutes Jesu freimütig Zugang zum Heiligtum haben, weil er uns einen neuen und lebendigen Weg eröffnet hat – durch den Vorhang, das heißt durch sein Fleisch – und da wir einen großen Priester über das Haus Gottes haben, lasst uns mit wahrhaftigem Herzen hinzutreten.
Wir sollen dies tun in voller Gewissheit des Glaubens, mit gereinigtem Gewissen von bösen und toten Werken, und unseren Leib mit reinem Wasser gewaschen, um Gott zu dienen.
Warum sollen wir hinzutreten?
Erste Frage: Warum Römisch I? Warum sollen wir hinzutreten?
Hier werden zwei Dinge gesagt. Zum einen haben wir eine Basis zum Hinzutreten. Diese Basis ist die Freimütigkeit, also das Zutrauen zum Eingang in das Heiligtum. Dies geschieht auf einem neuen und lebendigen Weg, den er uns geweiht, eingeweiht und eingerichtet hat. Er setzte diesen Weg durch den Vorhang hindurch ein, das heißt durch sein Fleisch.
Wir haben also jetzt eine Grundlage, um durch das Blut Jesu auf einem neuen und lebendigen Weg in das Heiligste einzutreten. Der Herr Jesus – sein Leib war ein Vorhang, also sein Fleisch. Als er auf der Erde war, war dieser Vorhang noch vorhanden. Jetzt ist er weg; Jesus ist in den Himmel aufgefahren und hat sich zur Rechten Gottes gesetzt.
Wir dürfen ihm nun im Geist folgen und dorthin gehen, wo er sitzt. Wir dürfen direkt ins Allerheiligste gehen. Der Vorhang ist weg, und wir dürfen direkt in die Gegenwart Gottes treten.
In diesem Sinne gibt es für uns keinen Vorhang mehr, keinen Halt, der uns vom Weitergehen abhält. Der Zugang zur allerheiligsten Gegenwart Gottes ist frei.
Es ist interessant, dass der Vorhang hier mit dem Fleisch Jesu gleichgesetzt wird. Jesus kam zu uns, wurde Mensch und trat in unsere sichtbare Welt. Zwar konnte man zu Christus kommen, aber nicht in die unsichtbare Welt hindurch. Seitdem er jedoch weg ist, ist auch der Vorhang weg. Nun können wir im Geist in die Gegenwart Gottes treten.
Wir haben also einen Grund zur Freimütigkeit und zum Zutritt in das Heiligste.
Zum anderen können wir hinzutreten, weil wir einen großen Hohenpriester haben – einen Hohenpriester über das Haus Gottes.
Man sollte sich daran erinnern, dass es im Alten Testament mit einer einzigen Ausnahme nicht erlaubt war, das Allerheiligste zu betreten. Außer dieser Ausnahme lag auf dem Zutritt zum Allerheiligsten die Todesstrafe. Diese Ausnahme war einmal im Jahr für eine Person erlaubt, die das Heiligtum betreten durfte.
Jetzt aber haben wir einen großen Hohenpriester, und deshalb dürfen wir hinzutreten.
Unser Hoherpriester ist groß – in seinem Wesen, in dem, was er getan hat, in seinen Taten und in seinem Amt, das er angetreten hat. Er ist groß in vielerlei Hinsicht, erhaben auf hohen, erhabenen Thronen.
Unser Hoherpriester ist Priester über das Haus Gottes. Was ist das Haus Gottes? Das ist das Volk Gottes, die Familie Gottes.
Er ist über dieses Haus gesetzt – als Herr und Helfer. Das haben wir bereits in Kapitel 4 gesehen. Als Herr und Helfer sitzt er über dem Haus Gottes, und er kann helfen. Wir dürfen zu ihm kommen.
Wie sollen wir hinzutreten?
Und dann die zweite Frage: Wie sollen wir hinzutreten? Die erste Frage war: Warum sollen wir hinzutreten? Jetzt geht es um die Frage: Wie sollen wir hinzutreten?
In Vers 22 wird es gesagt: Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen. Wenn wir die Bibel so studieren, stellen wir die Fragen, die der Text beantwortet. Das ist eine gesunde Art. Wir fragen einfach das, was der Text beantwortet. Wenn da steht: „Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen“, dann fragen wir: Wie sollen wir hinzutreten? Die Antwort lautet: mit wahrhaftigem Herzen.
Das hilft auch, wenn wir das Wort Gottes weitergeben, weil der Leser so gut mitfolgen kann. Übrigens hat ein Bruder hier auf einem Blatt gefragt: „Worüber predigen Sie am meisten?“ und so weiter. Dazu möchte ich antworten: Ich predige am liebsten über Texte, über Bücher oder über einzelne Texte. Ich predige nicht so gerne über Themen, weil das Predigen über Themen viel, viel schwieriger ist als das Predigen über Texte.
Deshalb, wenn man mit dem Predigen beginnt, Vorträge macht, dann soll man einen Text nehmen, nicht ein Thema. Zum Beispiel, wenn ich jetzt über das Thema „Die Engel“ predigen sollte, dann müsste ich zuerst alle Stellen der Bibel durcharbeiten, in denen Engel vorkommen. Dann müsste ich alles ausarbeiten, was über die Engel gesagt ist. Danach müsste ich es zusammenfassen und kürzen, weil das alles viel zu viel ist. Und dann soll man das alles so sagen, dass die anderen mitkommen und es überprüfen können, damit sie sehen: Ja, das stimmt, das steht genauso in der Bibel.
Das ist sehr schwer, oder? Viel leichter ist es, dem Text entlangzugehen, eine Textpredigt oder Auslegungspredigt zu machen. Und natürlich sollen diese Texte zentrale Texte sein, denn wir können auch über das Chronikbuch oder einzelne Geschlechtsregister predigen, oder irgendeinen Vers aus Zephanja. Das ist natürlich erlaubt, aber es gibt einige Dinge in der Bibel, die sehr großen Vorrang haben.
Die Lehrbriefe der Apostel sind die lehrmäßige Grundlage für die Gemeinde Jesu. Was wir heute vor uns haben, zum Beispiel der Hebräerbrief, ist ein äußerst wichtiger Teil der Lehre, die in der Gemeinde Jesu weitergegeben werden soll. Das ist so zentral. Wir merken, wie zentral wir sind, bei den wichtigsten Fragen sind es der Hebräerbrief, der Römerbrief, der Epheserbrief – ganz zentrale Briefe –, der Galaterbrief, der Kolosserbrief, ganz zentral, und über die Endzeit dann die Thessalonicherbriefe usw.
Also: Lasst uns hinzutreten – wie? Mit wahrhaftigem Herzen! Wir spielen nicht, wenn wir hinzutreten. Wir sprechen ja mit Gott, und wir sprechen mit wahrhaftigem Herzen. Wir führen keine Selbstgespräche, wir predigen nichts, wir kommen zu ihm in voller Zuversicht des Glaubens, in vollem Glauben, in voller Glaubensgewissheit (übersetzt nach Menge). Das ist der Schlüssel, oder?
Durch den Glauben kamen wir zum Heil, und im Glauben treten wir hinzu. Wir leben nicht nach Gefühlen. Ja, manche sagen: „Ich möchte etwas spüren, wenn ich bete, ich möchte die Gegenwart Gottes spüren.“ Aber es ist uns nicht verheißen, dass wir die Gegenwart Gottes spüren, wenn wir beten. Es gibt Christen, die meinen, sie könnten nur gut beten, wenn sie ein besonderes Gefühl dabei haben. Das ist nicht der Fall.
Wir müssen oft beten, weil wir beten, weil wir mit ihm sprechen. Wir leben nicht mit den fünf Sinnen. Wir verlassen uns nicht auf unsere fünf Sinne, wenn wir beten. Wir verlassen uns auf Gottes Wort, denn was er gesagt hat, ist wahr, und deshalb dürfen wir jetzt kommen.
Wenn jemand Mühe hat, beim Beten einzuschlafen, weil er müde ist, dann sollte er überlegen, ob er etwas tun kann, damit er nicht einschläft. Zum Beispiel kann er sich hinstellen oder im Zimmer Achterkreise gehen. Laut sprechen, nicht nur in Gedanken. Natürlich dürfen wir auch in Gedanken beten. Nehemia betete oft so zwischendurch, und wir sollen oft in Gedanken beten. Aber wenn wir allein sind und Schwierigkeiten mit der Konzentration haben, dann sollten wir laut sprechen.
In der Bibel wird laut gebetet: „Rufe zum Herrn, rufe mich an in der Not.“ Man darf auch mal rufen, man darf auch mal in den Wald gehen und rufen. Wenn ich rufe, schaue ich immer, ob mich jemand hört.
Wir treten also in voller Zuversicht des Glaubens hinzu, die Herzen besprengt, los vom bösen Gewissen. Das ist ein Bild. „Besprengen“ ist ein Bild, das aus dem Alten Testament kommt, die Reinigung. Man besprengt mit Wasser, man besprengt mit Blut im Alten Testament. Hier sind es die Herzen, das Innere, das besprengt wird. Wir können das nicht buchstäblich nehmen, wir können uns nicht mit Wasser unseren Geist bespritzen. Der Körper wird nass, aber der Geist nicht.
Es handelt sich hier um eine Bildersprache. Der Schreiber des Hebräerbriefs benutzt solche Bilder oft unvermittelt. Er nimmt direkt Bilder und Metaphern aus dem Alten Testament. „Besprengt vom bösen Gewissen“ heißt, dass wir innerlich gereinigt sind vom bösen Gewissen. Wir haben ein entlastetes Gewissen. Wir dürfen wirklich mit gutem Gewissen zu unserem großen Hohenpriester und zu dem Vater kommen.
Und weiter: „den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ – auch hier ein Bild. Der Herr Jesus hat oft solche Bilder gebraucht. Er sagt, die Jünger sind da, und er wäscht Petrus und allen Jüngern die Füße. Petrus sagt: „Du willst mir die Füße waschen?“ Und Jesus antwortet direkt in Bildersprache: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir.“ (Johannes 13,8) Das heißt, du hast keine Gemeinschaft mit mir.
Simon Petrus sagte: „Herr, wenn das so ist, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Ich möchte so viel Gemeinschaft wie möglich mit dir haben.“ Dann sagte Jesus: „Wer gebadet ist, braucht nicht, sich zu waschen, außer die Füße; er ist ganz rein, und ihr seid rein, aber nicht alle.“
Was meinte Jesus damit? Wovon spricht er? Manche meinen, er spricht von der Taufe. Hat Jesus gesagt, ihr seid alle getauft, außer Judas? Nein, niemals. Es geht um innere Reinheit, um gereinigtes Gewissen, um Sündenvergebung.
Ihr seid rein – das heißt innere Reinigung. Epheser 5,26 sagt: „...damit er sie heilige, nachdem er sie durch das Wasserbad im Wort gereinigt hat.“ Der Herr Jesus ist für die Gemeinde gestorben, damit er sie reinigt und heiligt. Das Wasserbad im Wort bedeutet, dass das Wasser das Wort ist. Wenn man sich im Wort badet, dann ist das Wasser das Wort.
Das wird in der Schrift oft so verwendet, dass das Wort eine reinigende Wirkung hat. „Reinige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.“ (Johannes 17,17) Es gibt eine grundlegende Heiligung und eine beständige Reinigung und Heiligung. Die eine ist wie ein Bad, die andere wie das Füßewaschen.
Diese zwei müssen wir unterscheiden: Die eine ist zuständig, um die Beziehung herzustellen. Wenn man die erste, das Vollbad, nicht hat, dann hat man kein Teil, man gehört nicht zu Jesus Christus. Wenn man diese grundlegende Reinigung hat („Ihr seid schon alle rein“), dann ist es wichtig, dass man sich noch die Füße waschen lässt, sozusagen. Wir müssen ständig dranbleiben, damit der Herr uns reinigen kann, wo wir uns die Füße im Staub dieser Welt schmutzig gemacht haben.
Wenn wir sündigen, ist er treu und gerecht. Wenn wir sündigen, sollen wir unsere Sünden bekennen. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt (1. Johannes 1,9).
Es gibt also eine grundlegende Heiligung und eine fortlaufende Heiligung. Die grundlegende Heiligung geschieht am Anfang des Christenlebens, das ist die Wiedergeburt. Die fortlaufende Heiligung und Reinigung ist das, was wir in unserem Heiligungsleben ständig tun. Wir lassen uns reinigen, wo wir uns beschmutzt haben.
Bei den Juden war es so: Wer gebadet war, musste sich vor dem Essen nicht noch einmal waschen. Man ging ins Badhaus außerhalb des Hauses, es gab nur allgemeine Badhäuser. Man badete sich und ging dann nach Hause zum Abendessen. Vor dem Essen musste man sich nicht noch einmal waschen, nur die Füße mussten gewaschen werden, weil sie unterwegs schmutzig geworden waren. Dann konnte man Gemeinschaft haben.
Das heißt: Wir haben ein Vollbad – das ist die Heiligung in der Wiedergeburt – und ein beständiges Waschen, das ist das ständige Reinigenlassen durch den Herrn Jesus, indem wir Sünden bekennen.
Die Bibelstelle für die erste Heiligung ist 1. Korinther 6,11. Dort heißt es: „Diese waren etliche von euch; ihr wurdet jedoch gewaschen, ihr wurdet geheiligt, ihr wurdet gerechtfertigt im Namen des Herrn Jesus und im Geist unseres Gottes.“
Vorher wart ihr Unzüchtige, Götzendiener, Ehebrecher und so weiter. Unter euch gab es schlimme Leute, aber das ist vorbei. Jetzt seid ihr gewaschen, das ist das Vollbad, ihr seid geheiligt, sagt er. Er nennt die Christen in Kapitel 1 „Heilige“, „Geheiligte in Christus Jesus“ (1. Korinther 1,2), die Gemeinde Gottes in Korinth, die Geheiligten in Christus Jesus, die gerufenen Heiligen.
Weil der Herr Jesus sie in der Wiedergeburt geheiligt hat, sind sie jetzt Heilige. Davon haben wir auch im Hebräerbrief gelesen: Hebräer 10, in diesem Willen sind wir alle geheiligt durch das ein für allemal geschehene Opfer Jesu Christi (Hebräer 10,10).
Ich glaube, das war Hebräer 10,10. In diesem Willen sind wir geheiligt, und zwar durch das Opfer, durch das Darbringen des Leibes Jesu Christi ein für allemal. Auch Vers 14 sagt: „Damit hat er für immer zum Ziele gebracht, die geheiligt werden.“ Geheiligt werden ist die fortwährende Heiligung.
In Vers 10 haben wir die einmalige Heiligung, in Vers 14 am Ende die progressive, ständige Heiligung. Um diese Waschung geht es hier also. Ihr seid gewaschen – um diese grundlegende Waschung geht es hier in Hebräer 10,22. Ihr seid gewaschen, nämlich durch die Wiedergeburt, durch das einmalige Vollbad seid ihr gewaschen. Als solche kommt ihr hinzu.
Das ist eine große Ermutigung für uns, denn wir dürfen kommen, weil er uns geheiligt und gewaschen hat. Und wenn wir uns die Füße beschmutzen im Lauf dieser Welt, dann dürfen wir unsere Sünden bekennen. Aber hinzutreten dürfen wir.
Aufforderung zum Festhalten des Bekenntnisses (Hebräer 10,23-39)
Die zweite Aufforderung, Kapitel 10, Verse 23 bis 39, ist jetzt etwas länger. Lasst uns das Bekenntnis festhalten, das in Vers 23 bis 39 beschrieben wird.
Wir lesen einige Verse: Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung als ein nicht wankendes festhalten. Dieses Bekenntnis ist nicht wankend, denn der, der es verheißen hat, ist treu.
Lasst uns auch aufeinander Acht geben und uns anspornen zu Liebe und zu guten Werken. Dabei sollen wir unser Zusammenkommen nicht aufgeben, wie es bei manchen üblich ist. Stattdessen sollen wir uns gegenseitig ermutigen, und zwar umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht.
Die Bedeutung der Hoffnung und des Bekenntnisses
Der Begriff Hoffnung kam bereits mehrfach vor. Er wurde schon in Kapitel 3, Vers 6 erwähnt. Dort ging es darum, dass wir das Rühmen der Hoffnung festhalten sollen, als eine feste Grundlage bis zum Ende.
Hoffnung ist das, was man hofft, also der Gegenstand der Hoffnung, das Gehoffte. Es ist etwas, das eines Tages offenbar wird, nämlich dann, wenn man am Ziel angekommen ist. Dann wird diese Hoffnung, dieses Gehoffte, offenbar.
Das Ziel ist dort, wohin wir gerufen wurden. Dieses Ziel wird sich zeigen.
Wie sollen wir festhalten? Was genau ist festzuhalten? Es ist das Bekenntnis der Hoffnung, das wir festhalten sollen. Bekenntnis bedeutet, etwas zu wiederholen. Wir wiederholen, was Gott gesagt hat, und sagen: „Herr, ich danke dir, es ist so, wie du es gesagt hast.“ Dieses Bekenntnis sprechen wir im Gebet und im Gespräch mit anderen aus. Wir wiederholen also das, was Gott gesagt hat. Das ist ein Bekenntnis.
Das griechische Wort bedeutet genau das: wiederholen, das Gleiche sagen, bekennen.
Wie sollen wir festhalten? Es steht hier als ein nicht wankendes Bekenntnis. Das bedeutet, mein Bekenntnis muss nicht wanken, weil die Hoffnung fest ist. Deshalb muss auch mein Bekenntnis nicht zögernd oder zaghaft sein. Nein, es darf fest sein, denn die Hoffnung ist fest. Die Zukunft, die wir haben, ist sicher.
Ein Christ hat Heilsicherheit. Er ist seines Heils sicher, weil er auf Christus schaut und weil Christus zuverlässig ist. Deshalb ist mein Heil sicher.
Also wie sollen wir festhalten? Hier heißt es: als ein nicht wankendes Bekenntnis. Dieses Bekenntnis braucht nicht zu wanken.
Warum sollen wir festhalten?
Drittens, oder römisch III, warum sollen wir festhalten?
Es geht weiter mit einem „Denn“. Dieses „Denn“ beantwortet hier die Frage „Warum?“ Es ist ein kausales „Denn“, das heißt, wir könnten auch „Weil“ sagen. Denn der, der verheißt, ist treu. Im Griechischen heißt es „Der Verheißende ist treu“. Der Verheißende ist treu, also der, der die Verheißung gibt.
Wir dürfen ohne Wanken festhalten, weil dieser Priester, der Hohepriester, treu ist. Das haben wir schon mehrfach gelesen: Der Herr Jesus war treu in seinem ganzen Haus. Er ist ein treuer Hoherpriester und barmherzig.
Weil der Priester treu ist, ist auch das, was er verheißt, treu. Das heißt, es wird sicher eintreten, mit Gewissheit. Es ist zuverlässig. Treu bedeutet ja auch „zuverlässig“. Das, was er verheißt, ist treu, also zuverlässig. Es wird eintreten. Wäre er nicht treu, dann wäre mein Festhalten nicht sinnvoll.
Wenn Herr Jesus nicht treu ist, woran will ich dann festhalten? Da ist jemand am Schiff, wirft mir ein Seil zu, ich bin im Wasser, und er sagt: „Halt das Seil fest!“ Wenn derjenige, der das Seil hält, es dann loslässt, was hilft mir das? Wenn ich ihm nicht vertraue, wenn er zu schwach ist oder nicht zuverlässig, dann bringt mir das Seil nichts.
Er hält fest, deshalb darf ich auch festhalten. Er ist treu, und deshalb habe ich einen festen Grund, eine Basis. Gerade weil Jesus Christus mich hält und niemand mich aus seiner Hand reißen kann, macht es Sinn, dass ich mich an ihn halte. Johannes 10, Vers 10. Jetzt habe ich eine Basis für mein Festhalten.
Aber es gibt Leute, die sagen: Wenn der Herr Jesus mich hält, dann brauche ich mich doch gar nicht festzuhalten. Wenn der Herr Jesus mich hält und treu ist, dann muss ich ja nicht halten. Das ist nicht richtig.
Wenn der Herr Jesus treu ist, bedeutet das nur, dass er zuverlässig ist. Deshalb kann ich mich wirklich an diesem Seil, an diesem Herrn, festhalten. Ja, er hält mich auch. Das stimmt.
Wenn die Schrift sagt, ich habe auch die Verantwortung, festzuhalten, dann kann ich nicht sagen: „Ich halte mich nicht fest, weil er mich sowieso hält.“ Ich kümmere mich nicht mehr, weil er mich sowieso hält.
2. Timotheus 2, Verse 12 und 13:
„Erdulden wir, dann werden wir auch als Könige mitherrschen. Verleugnen wir, wird auch er uns verleugnen? Und sind wir untreu, er bleibt treu; er kann sich selbst nicht verleugnen.“
Es steht nicht im Text: „Sind wir untreu, bleibt er uns treu.“ Wir müssen hier jedes Wort achten. Wenn wir untreu sind, bleibt er treu – ja, aber wem bleibt er denn treu? Er kann sich selbst nicht verleugnen. Wem bleibt er treu? Seinem Wort, das er gesagt hat. Er bleibt sich selbst und seiner Aussage treu. Er bleibt seinem Wort gegenüber treu.
Er wird uns nicht verleugnen, er wird sein Wort nicht verleugnen. Er wird seinem Wort treu bleiben. Sein Wort bleibt wahr, auch wenn ich es nicht mehr glauben will, auch wenn ich sage, ich glaube der Bibel nicht mehr. Macht das die Bibel unzuverlässig? Wenn ich nicht mehr an die Bibel glaube, wird die Bibel dadurch nicht unzuverlässig.
Er bleibt seinem Wort auch dann treu, wenn ich untreu werde, wenn ich ihm die Treue aufkündige. Er bleibt treu, und zwar seinem Wort gegenüber. Ich könnte zurückkommen, ich darf zurückkommen. Er bleibt treu.
Manche sagen: „Hier steht, er bleibt uns treu, und das heißt, wenn wir untreu sind, bleibt er uns treu.“ Das heißt dann, wenn ich weggehe, lässt er mich gar nicht weg.
Der Herr Jesus arbeitet sehr stark an uns und wirbt viel um uns, das ist richtig. Aber wir erfahren hier auch, dass es einen Punkt gibt, an dem der Herr Jesus sagt: „Das liegt jetzt an dir. Jetzt musst du vertrauen.“
Der Schlüssel, wie du ins Heil gekommen bist, war das Grundvertrauen. Und der Schlüssel, wie du herauskommst, wäre, dieses Grundvertrauen aufzugeben. Aber das darfst du nicht. Du musst festhalten. Und wenn du das nicht tust, bleibt er seinem Wort treu. Du könntest wieder zurückkommen. Aber er zwingt dich nicht.
Er tut dir keine Gewalt an, denn der Glaube ist etwas, bei dem ich gefragt und gefordert bin. Glaube hat etwas mit mir zu tun. Das ist die Grundbedingung des Heils: Vertrauen. Die ganze Ewigkeit besteht aus Vertrauen.
Wir werden noch sehen, wenn wir zu Rahab kommen, ein wunderbares Beispiel. Sie musste lernen, Vertrauen in den Gott Israels zu haben. Das sind einige gute Beispiele in Kapitel 11. Wir kommen noch darauf zurück.
Wie sollen wir festhalten? – Zweite Antwort
Also, wie sollen wir weiter festhalten? Das ist jetzt Römer 4. Wie sollen wir festhalten? Eine zweite Antwort: Es ist hier eigentlich ein neuer Satz, ein neuer Befehl, ein neuer Imperativ.
Lasst uns aufeinander achten, um uns anzuspornen zur Liebe und zu guten Werken. Dabei sollen wir unser Zusammenkommen nicht aufgeben, so wie es bei etlichen Sitte ist. Sondern wir sollen uns aufrufen, und das umso mehr, als ihr den Tag heranrücken seht.
Aber ist das nicht eine Hilfe zum Festhalten? Hier wird Ihnen gesagt, was Sie noch tun sollen: Sie sollen aufeinander achten. Sie sind ja gemeinsam unterwegs, nicht jeder für sich allein. Sie sind viele, und das dürfen wir nie vergessen. Wir sind keine Einzelgänger.
Lasst uns aufeinander Acht haben – nicht als Polizisten, sondern als Geschwister. Das heißt, um uns anzuspornen. Nicht, um uns niederzuschlagen, oh nein! Positiv, um uns anzuspornen zur Liebe und zu guten Werken.
Und weiterhin zusammenkommen. Bleibt zusammen, heißt das. Ob hier von einer Versammlung die Rede ist, weiß ich nicht genau. Ob es eine regelmäßige Sonntagsversammlung meint, steht nicht allgemein im Text. Er spricht ganz allgemein: Bleibt zusammen, driftet nicht auseinander. Hört nicht auf, zusammenzukommen. Gebt das Zusammenkommen nicht auf, so wie es bei etlichen Sitte ist. Einige haben sich da schon zurückgezogen.
Sondern aufrufen – das Wort hier ist das Wort für aufrichten, trösten, ermutigen, bitten. Also positiv. Hier sollte nicht „ermahnen“ stehen, das wäre viel zu stark. Es sollte „aufrichten“, „trösten“, „ermutigen“, „ermuntern“ heißen. Alle diese Wörter können passen, auch „bitten“.
Und das umso mehr, als ihr den Tag heranrücken seht. Warum eigentlich umso mehr? Warum umso mehr, je näher der Tag der Wiederkunft Christi kommt? Steht das nicht im Text? Das ist jetzt so eine Frage, eine Verständnisfrage. Warum könnte das so sein?
Man könnte müde werden, wenn man so lange unterwegs ist. Aber jetzt erst recht! Vielleicht kommen Wolken, vielleicht ein Wolkenbruch, und so weiter und so weiter. Alles Mögliche will hindern, es wird dunkel. Umso mehr jetzt, umso mehr in der letzten Strecke.
Wir wollen uns nicht auf der letzten Strecke niederfallen lassen, bevor wir am Ziel ankommen. Wir wollen uns einander aufrufen, ermuntern – wie der Trainer, der neben den Olympioniken läuft. Das sind die Olympialäufer, die Marathonläufer oder andere.
Gegen Ende laufen sie ihre Runden, oder? Wenn Zehntausend Kinder laufen und ihre Runden drehen. Dann läuft der Trainer nebenbei auf der Außenseite und feuert sie an: „Durchatmen! Nicht nur geradeaus schauen, nicht rechts, nicht links, nur geradeaus! Fest durchatmen und zieh durch, zieh durch!“ Und es geht, es geht weiter.
Zu dem Festhalten gehört auch das Anspornen, das Sich-Treffen, das Sich-Aufrufen. Das ist wichtig, ganz wichtige Dinge, dass wir zusammenbleiben.
Warum sollen wir festhalten? – Weitere Antwort und Warnung vor vorsätzlicher Sünde
Weiter, warum sollen wir festhalten? Eine weitere Antwort auf die Frage, warum wir festhalten sollen, finden wir in den Versen 26 bis 31. Dieser Abschnitt beginnt mit dem Wort „denn“. Wir haben bereits gelernt, dass wir auf diese kleinen Wörter in der Bibel achten müssen. Sie sind wichtig, denn sie verbinden Sätze und geben dem Text eine tiefere Bedeutung.
Das Wort „denn“ in Vers 26 ist besonders wichtig. Es ist ein Bindewort, das Sätze miteinander verbindet. Die Frage ist: Welche Sätze verbindet dieses „denn“? Worauf bezieht es sich? „Denn“ verweist immer zurück, es schaut also auf etwas, das zuvor gesagt wurde. Wir sollten also festhalten: „denn“ verbindet und erklärt. Es ist ein Bekenntnis, das sehr wichtig ist.
Jetzt stellt sich die Frage: Geht es hier um Mitläufer? Sind die Personen, die in den Versen 23 bis 25 angesprochen werden, Mitläufer? Nein, denn der Schreiber schließt sich mit ein, er spricht von „wir“. Wenn er sich selbst einschließt, dann können es nicht die Mitläufer sein. Es geht hier tatsächlich um Wiedergeborene, die er aufruft. Er spricht vom Zusammenkommen der wiedergeborenen Christen, nicht von den Mitläufern.
Die Wiedergeborenen sollen sich gegenseitig aufrufen, nicht die Mitläufer. Denn wenn wir vorsätzlich sündigen, dann ist das fatal. Deshalb sollen wir festhalten, einander aufrufen, anspornen und zusammenbleiben. Vorsätzliches Sündigen ist hier gemeint. Was heißt das? Wir hatten das schon in 4. Mose 15, Verse 30 und 31. Dort ist die Rede vom Sündigen mit erhobener Hand, also in voller Absicht.
4. Mose 15, Verse 30 und 31: „Aber die Seele, die mit erhobener Hand etwas tut, von den Eingeborenen und von den Fremdlingen, die schmäht den Herrn. Sie schmäht, verschmäht den Herrn, und jene Seele soll ausgerottet werden aus der Mitte des Volkes, denn das Wort Jahwels hat sie verachtet und sein Gebot gebrochen. Jene Seele soll gewisslich ausgerottet werden, ihre Ungerechtigkeit ist auf ihr.“
Das ist also jemand, der ohne Erbarmen ausgerottet wird, weil er mit erhobener Hand gegen den Herrn gesündigt hat. Es ist keine Unwissenheitssünde oder ein unwissentliches Vergehen, sondern eine bewusste, willentliche Handlung: „Ich will Gott nicht, ich will sein Wort nicht.“
Es geht hier um ein Sündigen im letzten Sinn, ein Verlassen des Wortes Gottes, des Redens Gottes in Christus und damit auch ein Verlassen Christi, ein Verlassen des Heils. Ich kenne keine Stelle, die sagt, dass man das Heil verlieren kann. Man kann es verstoßen oder wegwerfen, aber nicht verlieren.
In Offenbarung 2, Vers 5 sagt der Herr Jesus zu den Gläubigen dort: „Ihr habt die erste Liebe nicht verloren, sondern verlassen.“ Ja, verlassen, nicht verstoßen oder verloren. Verlieren ist etwas, das man unabsichtlich tut, zum Beispiel durch Verlust eines Schlüssels oder einer Geldtasche. Das wäre kein Abfall.
Ich bin gegen den Ausdruck, dass man das Heil verlieren kann. Nein, man kann das Heil nicht verlieren, aber man kann es verstoßen, man wird aufgefordert, es nicht zu verstoßen, man kann es wegwerfen, man kann Christus verlassen. „Apostasia“ heißt wegtreten, aber nicht einfach verlieren.
Ich will das Heil behalten, nicht verlieren. Christus, das Heil, ist nicht etwas, das man in der Hosentasche hat wie einen Schlüssel und plötzlich ist es weg. Das Heil ist eine Person, Jesus Christus selbst. Er ist das Heil, das Leben, das Wiedergeburtsleben, das neue Leben, das ich habe.
Wer in Christus ist, ist eine neue Schöpfung. Das bedeutet, man hat es nicht mehr verloren, sondern weggeworfen. Das ist ein Unterschied. Deshalb sollten wir die biblische Terminologie verwenden und die Begriffe, die die Bibel benutzt.
Ich sage immer: Ein Christ kann abfallen, genauer gesagt, er kann abtreten, wegtreten, weggehen. Es ist nicht so, dass er irgendwo oben ist und herunterfällt. Es ist eine bewusste Handlung.
Kann ein Christ verloren gehen? Nicht als Christ, sondern als Nicht-Christ. Das heißt, er kann Christus verwerfen, dann wird er ein Nicht-Christ, und ein Nicht-Christ geht verloren. Solche falschen Ausdrücke sollte man vermeiden, denn sie entsprechen nicht der biblischen Terminologie.
Nun zu Vers 26: „Wenn wir vorsätzlich sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Opfer für Sünden mehr übrig.“ Das heißt, kein anderes Opfer mehr. Es gibt nur ein Opfer, kein jüdisches Opfer, nichts anderes. Kein hoher Priester in Jerusalem im Jahre 68 nach Christus kann noch helfen.
Wenn ich das eine Opfer von Christus verworfen habe, gibt es kein anderes Opfer mehr, das mich wirklich erretten kann. Es bleibt kein Opfer mehr übrig für meine Sünden.
Der verlorene Sohn war zwar verloren, als er wegging, aber eigentlich war er der davongelaufene Sohn. Er kam sich verloren vor in der Fremde, doch der Vater hat ihn wiedergefunden. Er war verloren, weil er weggelaufen ist, nicht weil der Vater ihn verloren hat.
Also: Nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Opfer mehr übrig, wenn wir mutwillig oder vorsätzlich sündigen.
Was heißt „Erkenntnis der Wahrheit empfangen“? Einige Ausleger sagen, die waren nicht wiedergeboren, sie hätten nur die Erkenntnis der Wahrheit empfangen. Aber in der Bibel wird „Erkenntnis der Wahrheit“ als etwas verstanden, das man hat, wenn man das Heil hat.
1. Timotheus 2, Vers 4 sagt: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Er will, dass sie gerettet werden. Zuerst kommt die Rettung, dann die Erkenntnis der Wahrheit.
Es geht hier um ein echtes, tiefes Kennen, nicht nur um Wissen. Adam erkannte Eva – das bedeutet mehr als nur Wissen, es ist eine Erfahrung, ein Empfangen der Wahrheit.
Also: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und im Zusammenhang mit ihrer Rettung zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Die Erkenntnis der Wahrheit gehört zum Heil.
Es geht um eine tiefe Erkenntnis Christi als Person. Erkenntnis der Wahrheit ist ewiges Leben. Es ist mehr als nur ein bisschen Wissen oder Hören von der Wahrheit. Später soll man in der Erkenntnis Christi wachsen, aber man muss zunächst zu dieser Erkenntnis kommen.
Es wäre unfair, hier zu argumentieren, dass die angesprochenen Personen noch nicht wiedergeboren sind. Der Schreiber identifiziert sich mit diesen Geschwistern, er schließt sich ein. Also handelt es sich um Wiedergeborene.
Vers 27 sagt: „Also bleibt kein Opfer mehr übrig, sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und ein Eifer des Feuers, das im Begriff ist, die Widersacher zu fressen.“
Es gibt nichts anderes mehr. Der Schreiber zeigt den Geschwistern den Ernst der Lage, falls sie ins Judentum zurückkehren würden. Das Opfer des Priesters hilft dann nichts mehr, und der Zorn Gottes liegt auf ihnen.
Er unterstreicht das in Vers 28: „Wenn jemand das Gesetz Mose beiseite setzt, so stirbt er ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin.“ Das Beispiel ist etwa 4. Mose 15, wo der Holzsammler getötet werden muss, weil er Gottes Wort verworfen hat.
Wer das Gesetz Mose beiseite setzt, wird ohne Erbarmen sterben. Wie viel schlimmer wird die Strafe für den sein, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt? Nicht nur Jesus, sondern den Sohn Gottes, den man als solchen erkannt hat.
Das ist wie in Hebräer 6, Vers 6, wo vom Sohn Gottes die Rede ist, der gekreuzigt wird. Hier wird er bewusst mit Füßen getreten. Es geht um jemanden, der zurücktritt, weggeht vom Glauben, zurück ins Judentum.
Das Judentum wird hier als die Welt verstanden. Johannes 16 spricht von der Welt, und hier meint er das Judentum. Das Judentum ist die Welt.
Der Schreiber sagt weiter: „Wie viel schlimmere Strafe wird der Wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen trat und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für unrein achtete?“
Hier geht es um die Entweihung des Blutes Christi. Dieses Blut hat uns gewaschen, gereinigt und geheiligt. Wer es für unrein hält, verachtet das Opfer Jesu Christi und sein stellvertretendes Leiden.
Manche Menschen gehen zurück ins Judentum und glauben, sie tun nichts Schlimmes. Aber in Wirklichkeit treten sie Jesus Christus mit Füßen, der durch sein Blut geheiligt wurde.
Geheiligt bedeutet hier, gereinigt und für Gott abgesondert. Das ist ein weiterer Beweis, dass es sich um wiedergeborene Menschen handelt.
Manche Ausleger sagen, das „Geheiligte“ sei hier anders zu verstehen. Es ginge um Mitläufer, die in einem weiteren Sinne geheiligt seien, weil Gott an ihnen arbeitete, aber noch nicht wiedergeboren seien.
Könnte das sein? Wir müssen vorsichtig sein. Wenn ein Begriff wie „geheiligt“ da ist, müssen wir den Zusammenhang studieren.
Im unmittelbaren Zusammenhang, Hebräer 10, Vers 10, spricht der Schreiber von Geheiligten durch das Opfer Jesu Christi, das ein für allemal gebracht wurde.
Das bedeutet, wir sind wirklich geheiligt, nicht nur ein bisschen auf die Seite gesetzt, damit Gott an uns arbeiten kann. Das kann es nicht sein.
An dieser Stelle muss man manchmal argumentativ tricksen, um die Lehre „Einmal gerettet, immer gerettet“ zu halten. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe fast zehn Jahre über diese Frage gerungen.
Hebräer 10 war für mich immer eine schwierige Stelle, denn ich dachte: Wer einmal gerettet ist, ist für immer gerettet. Christus hat ihn gerettet, fertig. Aber hier steht, dass wir durch das Blut Jesu Christi geheiligt sind.
Man kann nicht sagen, das seien nur Mitläufer. Auch Hebräer 9, Verse 13 und 14 erklären die Heiligung durch das Blut. Wenn das Blut von Stieren und Ziegenböcken zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut Christi euer Gewissen reinigen und heiligen.
Es geht um Reinigung und Heiligung des Gewissens. In Kapitel 10, Vers 22 heißt es: „Besprengt euch von einem bösen Gewissen!“ Jetzt haben wir kein böses Gewissen mehr, wir sind geheiligt.
Das ist eine Hypothese: Wenn jemand vorsätzlich sündigt, nachdem er durch das Blut des Bundes geheiligt wurde, gibt es kein Opfer mehr, das ihn heiligen kann.
Noch einmal zurück zu Vers 29: „Wie viel schlimmere Strafe wird der Wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen trat, das Blut des Bundes, durch das er geheiligt war, für unrein achtete und den Geist der Gnade schmählich misshandelte?“
Beachten wir, wie hier der Geist genannt wird: nicht nur der Heilige Geist, sondern der Geist der Gnade. Der Geist, den wir in Gnade als Geschenk bekommen haben, der Geist, der Kraft vermittelt.
Wenn ich diese Gnade wegwerfe, diesen Heiligen Geist nicht mehr haben will, dann schmähe ich diesen Geist der Gnade. Ich werfe ihm das Geschenk zurück und sage: „Ich brauche es nicht mehr.“
Jetzt folgen noch einige Schriftzitate, denn wir wissen um den, der sagte: „Die Vergeltung ist meine Sache.“ Er zitiert aus dem Alten Testament, 5. Mose 32, aus dem Lied des Mose: „Die Vergeltung ist meine Sache, ich will vergelten, spricht der Herr.“
Weiter heißt es: „Der Herr wird sein Volk richten.“ Das Lied des Mose richtet sich an Israel. Wenn man das Lied im Ganzen liest, ist es sehr ernst, denn es beschreibt, dass Israel in Gefahr ist, sich von dem lebendigen Gott abzuwenden.
Der Herr wünscht, dass sie das nicht tun. Doch wenn sie sich abwenden, sind sie nicht mehr seine Kinder, sondern Kinder des Unglaubens und der Untreue.
Es geht hier um ein Volk, das im Begriff ist, sich von dem lebendigen Gott abzuwenden. Dann spricht der Herr diese ernsten Worte: „Der Herr wird sein Volk richten.“ Es geht um Israel, das den Messias verwirft.
Der Herr wird sein Volk richten, ein Volk, das zu einem Nicht-Volk wird, indem es sich von Gott entfernt. Er wird es sich gereuen lassen.
In 5. Mose 32, Vers 36 heißt es: „Der Herr wird sein Volk richten und es sich gereuen lassen über seine Knechte, wenn er sieht, dass Kraft geschwunden ist und der Gebundene und der Freie dahin ist. Dann wird er sagen: Wo sind ihre Götter?“ Denn sie haben Götter angebetet.
Vers 31 sagt: „Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Das Heil steht auf dem Spiel, wenn man zurückgeht ins Judentum.
Wir dürfen uns freuen an der Sicherheit unseres Heils. Das ist wunderbar, und der Schreiber betont es stark: Niemand kann uns von Christus trennen, solange wir uns auf ihn verlassen.
Es gibt keinen sichereren Ort als diesen. Der Name des Herrn ist ein fester Turm, der Gerechte läuft dahin und ist in Sicherheit (Sprüche 18,10).
In Christus sind wir so sicher, wie nirgendwo sonst. Das Einzige, was gefordert ist, ist, bei Christus zu bleiben, in der Burg zu bleiben und nicht hinauszugehen. Denn außerhalb der Burg sind wir nicht sicher.
Das heißt, wir sollen weiterhin auf Christus schauen und auf ihn vertrauen. Das ist es, was uns in diesem Abschnitt vor Augen geführt wird.
Zum Schluss noch ein Vers, der zeigt, dass ein Christ Christus verlassen kann. Jona 2, Vers 9: „Die Verehrten nichtigen Götzen verlassen ihre Gnade.“
Ja, sie verlassen die Gnade. Ein sehr guter Vers, den man sich merken sollte.
Exkurs: Ist ein Christ ein Sünder?
Ja, ob ich da etwas sagen soll? Okay, ich soll etwas zum Exkurs „Ist ein Christ ein Sünder?“ sagen. Ich muss ihn suchen. Wo war das denn? 22? 27, danke. Ich habe das hier nicht gebracht, weil, ja, hier: Ist ein Christ ein Sünder? Gute Frage!
Im Römerbrief 7, Vers 14 spricht Paulus über sich selbst und sagt: „Ich bin unter die Sünde verkauft.“ Das heißt, er ist wie ein Sklave, der von einem zum anderen verkauft wurde. Der Kaufvertrag ist abgeschlossen, ich bin schon verkauft. Wie lange bin ich verkauft unter die Sünde? Ich bin unter die Sünde verkauft.
Was sagt die Schrift an anderer Stelle? Wie sieht es aus? Können wir sagen, wenn wir zu Christus gekommen sind, dann sind wir keine Sünder mehr? Paulus weiß von sich selbst und sagt: „Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, kein Gutes wohnt“ (Römer 7,19). Er beschreibt einen Kampf zwischen Fleisch und Gesetz, zwischen Fleisch und Denksinn, also zwischen dem Fleisch und der Sünde im Fleisch und dem Denksinn. Das ist ein Kampf. In Galater 5 lesen wir ebenfalls von einem Kampf zwischen Fleisch und Geist.
Allein die Tatsache, dass ein Kampf herrscht, zeigt, dass es auch bei Gläubigen nach wie vor Wahrheit und Wirklichkeit ist, dass der Christ sagen kann: „Ich weiß, in mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes.“ Das heißt, Luther hatte Recht in dieser ganzen Auseinandersetzung um diese Frage. Im Lateinischen heißt es auf Deutsch zugleich „Sünder“ und „Gerechter“ – Sünder, was das Fleisch betrifft. Ich trage etwas mit mir herum, und das wird bis zum letzten Tag meines Lebens so sein: Mein Fleisch und die Sünde im Fleisch.
Auf der anderen Seite darf ich mich aber rühmen, in Christus zu sein. Christus ist meine Gerechtigkeit. Ich stehe als Gerechter vor Gott. Aber in mir, das heißt in meinem Fleisch, ist dennoch nichts Gutes. Das ist gut zu wissen, das ist befreiend zu wissen. Dann wird man nämlich nicht negativ überrascht. Das ist keine Entschuldigung zum Sündigen, überhaupt nicht. Es ist aber eine Hilfe, damit wir den Kampf verstehen und wissen, wie wir kämpfen sollen.
Nicht, jetzt reiße ich mich einfach zusammen mit all meinen fleischlichen Kräften, die ich kriegen kann, und kämpfe gegen die Sünde. Das sind von vornherein die Verlierer. Römer 8 gibt die Lösung. Römer 7 ist nicht die Lösung, Römer 7 ist das Dilemma. Römer 8 ist die Lösung.
Und die Lösung ist nicht, dass ich mich zusammenreiße. Nein, die Lösung ist, dass ich im Geist wandle. Ich darf jetzt durch den Geist die Handlungen des Leibes töten (Römer 8,12). Das wird ganz praktisch. Zuerst redet Paulus einiges über den Geist, wer nach dem Geist gesinnt ist und wer nach dem Fleisch. Darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Schnell zu Römer 8, Verse 12 und 13, die die Lösung dieses Kampfes beschreiben.
Römer 8,12: „So sind wir also Brüder, Schuldner nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben.“ Wir sind nicht schuldig, dem Fleisch nachzugeben. Das Fleisch kann von uns fordern, dass wir doch nach dem Fleisch leben sollten, aber wir sagen: Nein, ich bin nicht schuldig, ich darf verzichten. Aber in welcher Kraft denn?
Denn „wenn ihr nach dem Fleisch lebt, dann seid ihr im Begriff zu sterben.“ Das ist gefährlich. Es geht hier um einen Prozess. Wer sich schlussendlich sagt: „Ich lebe nur noch nach dem Fleisch“, der geht in die falsche Richtung, Richtung geistlicher Tod. Das ist die Gefahr. Da kann man bis zum Abfall kommen, wenn man nach dem Fleisch lebt.
„Aber wenn ihr durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben.“ Was heißt das? Der Herr Jesus Christus wohnt in mir, der Heilige Geist wohnt in mir. Ich darf in der Kraft Christi, in der Kraft dieses Geistes, der in mir ist, leben. Ich darf sagen: „Herr Jesus Christus, nicht meine Kraft, sondern deine Kraft.“ Und ich sage: „Herr Jesus, nein zu dem sündigen Weg, aber ich verlasse mich auf dich, ich schaffe es nicht ohne dich, ich verlasse mich auf deine Kraft.“
Dann beschäftigen wir uns mit den Dingen des Geistes. Kapitel 8, Vers 5: „Die, die nach dem Fleisch sind, sinnen auf die Dinge des Fleisches, die aber, die nach dem Geist sind, sinnen auf das, was des Geistes ist.“ Das heißt, ich muss mir die Dinge vor Augen führen, die den Geist interessieren. Ich muss meinen inneren Menschen mit den Dingen des Geistes nähren.
Was interessiert den Geist? Was ist das, was nach dem Geist ist? Der Herr Jesus, das Reich Gottes, das Wort Gottes, das Schöne, der Charakter Christi. In der Praxis heißt das letztlich: Womit füttere ich meinen inneren Menschen? Was nehme ich auf? Was interessiert mich? Wofür begeistere ich mich? Was haut mich vom Hocker?
Fußball? Nein, das ist doch nicht das, was zählt. Was ist denn Fußball? Ja, die WM ist interessant, aber das ist nichts im Vergleich zum Reich Gottes. Was interessiert den Herrn? Kolosser 3 sagt: „Denn unser Leben ist Christus verborgen in Gott“ (Kolosser 3,1).
Der Sieg ist nicht in mir, der Sieg ist in Christus. Jetzt darf ich lernen, Nein zu sagen zu dem, was mich ans Diesseits binden will und zu dieser Dynamik, nach dem Diesseitigen zu leben. Ich darf die Schöpfung verwenden, das ist schön. Ich darf mich freuen an einem guten Mittagessen, und das ist wunderbar. Aber ich lebe nicht fürs Mittagessen, das ist nicht mein Leben.
Es ist schön, dass wir das haben dürfen, denn wir brauchen es. Aber das ist nicht unser Leben. Christus ist unser Leben. Sexualität ist nicht das Leben, sondern Christus. Wir freuen uns an der Sexualität, an dem Ort, wo Gott sie gibt, wo ich sie haben darf, und das ist wunderbar. Aber das ist nicht das Leben.
So sagt der Apostel: Wir sind Schuldner, nicht nach dem Fleisch zu leben. Wenn wir aber durch den Geist die Handlungen des Leibes töten, werden wir leben. Denn so viele vom Geist Gottes geleitet werden, diese sind Gottes Söhne.
Das ist nicht die einzige Stelle. In Galater 5 heißt es: „Wandelt im Geist, nicht im Fleisch.“ Und Kolosser 3 fordert auf, „sinnet auf das, was droben ist, wo Christus ist, wenn ihr auferweckt worden seid.“
Der Christ muss lernen, mit diesen zwei Wirklichkeiten richtig umzugehen. Er lebt in zwei Wirklichkeiten, es geht hier um Tatsachen, um Realitäten. Einerseits lebe ich im Leib, andererseits in Christus. Christus ist meine eigentliche Existenz, ich bin in Christus. Das ist mein eigentliches Sein.
Aber ich lebe auf dieser Erde noch eine Zeit lang in diesem Leib, den der Herr eines Tages auferwecken wird. Jetzt macht er mir noch Mühe. Der Leib hat auch Lüste, und die sind zum Teil gut. Das sind Selbsterhaltungstriebe. Wenn wir ihnen nicht nachgeben, sind wir schnell am Ende.
Wenn ich zum Beispiel dem Trieb zu schlafen nicht nachgebe und eine Woche lang nicht schlafe, dann ist es aus mit mir. Dann kann ich dem Herrn nicht mehr dienen. Also ich muss auch schlafen. Aber ich muss aufpassen, dass ich den Leib nicht verhätschele, damit die Lüste des Leibes nicht wach werden und ich von ihnen getrieben werde.
Dann wird die Herrschaft umgedreht. Ich soll den Leib beherrschen, nicht der Leib mich. Unser Kampf ist, den Leib an dem Platz zu halten, wo er hingehört – als Knecht, der mir dienen darf. Ich gebe ihm schon etwas, und das ist gut so. Wir sind keine Asketen.
Wir freuen uns an der Schöpfung. Wir gehen in den Wald, genießen die herrliche Natur, freuen uns an den Farben, preisen den Herrn. Aber das ist nicht unser Leben. Die Schweizer Berge sind wunderschön. Man könnte jeden Tag, wenn das Wetter schön ist, in die Berge fahren und bergsteigen. Es gibt Leute, die das machen. Aber das ist nicht das Leben. Das ist die schöne Schöpfung, preist den Herrn, aber nicht jeden Tag.
Ich muss lernen, dem Leib den richtigen Stellenwert zu geben. Das hat alles seinen Platz, aber manchmal heißt es verzichten. Ja, ich würde gerne noch schlafen, aber jetzt ist die stille Zeit wichtiger. Also stehe ich eine halbe Stunde früher auf.
Dann wird mein innerer Mensch von der richtigen Seite her gestärkt, und Kraft ist vorhanden. Jemand hat uns mal ganz banal gesagt: „Du hast zwei Hunde, und der Hund, den du fütterst, wird stärker.“ Das ist eigentlich kein schöner Vergleich, die Bibel benutzt ihn nicht. Aber es hat mir geholfen.
Er erzählte von einem Hundebesitzer, der zwei gleiche Hunde hatte. Er ließ sie kämpfen, und sie waren gleich stark, es gab keinen Sieger. Einige Tage später ließ er sie wieder kämpfen, und der eine besiegte den anderen.
Was war passiert? Er hatte einem Hund drei Tage lang wenig oder nichts zu essen gegeben. Der andere wurde stärker und besiegte den ersten. Das ist ein sehr einfaches Beispiel. Aber es zeigt: Womit füttere ich meinen inneren Menschen?
Ich denke, das ist jetzt genug. Ich habe die Zeit überschritten. Wir wollen hier schließen und stehen noch auf zum Gebet.
