Einladung und persönliche Erfahrung mit dem Navi
Ich habe eben noch eine Bekanntmachung: Es ist eine Einladung zu Zelttagen in Ennepetal-Mühlinghausen, das ist am Rüggeberg, nächste Woche. Einladungszettel liegen vorne aus.
Ich glaube, jeder von euch kennt so ein Gerät. Vorige Woche war ich froh, dass ich eins hatte. Ich war unterwegs im Vogtland und sollte Gemeinden besuchen, in denen ich noch nicht war. Da ist es gut, wenn man ein Navi hat.
Entweder das Mikrofon näher an den Mund oder der Verstärker lauter. Gut, ich hoffe, ihr könnt mich jetzt alle verstehen.
Ein Navi ist schon ein interessantes Gerät. Ich verstehe nicht genau, wie es funktioniert, aber ich weiß, wie man es bedient. Und ich glaube, das ist das Wichtigste.
Manchmal geht mir das auch so in Bezug auf die Bibel. Im Grunde heißt es: Bitte Ziel eingeben, sonst funktioniert dein Navi nicht. Du musst also immer das Ziel kennen, wohin du willst, also die Adresse, sonst kommst du nicht an.
Das Ziel im Glauben: Bibeltext aus 1. Thessalonicher
Wir wollen uns heute mit einem Abschnitt beschäftigen, der vom Ziel spricht. Ihr könnt mal aufschlagen in 1. Thessalonicher 4,13 bis 5,11.
Paulus schreibt an die Geschwister der jungen Gemeinde in Thessalonich:
„Wir wollen euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht betrübt seid wie die übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen.
Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die bis zur Ankunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen, das heißt den Gestorbenen, keineswegs zuvorkommen. Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels und beim Schall der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen.
Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft. So werden wir allezeit beim Herrn sein.
So ermuntert nun einander mit diesen Worten!“
Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, so schreibt Paulus weiter:
„Brüder, ihr habt nicht nötig, dass euch geschrieben wird, denn ihr selbst wisst, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: ‚Frieden und Sicherheit!‘, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie wie Geburtswehen über die Schwangere, und sie werden nicht entfliehen.
Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis an.
Also lasst uns nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein! Denn die da schlafen, schlafen des Nachts, und die da betrunken sind, sind bei Nacht betrunken.
Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, bekleidet mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helden mit der Hoffnung des Heils. Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus.
Er ist für uns gestorben, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben.
Deshalb ermahnt einander und erbaut einer den anderen, wie ihr auch tut.“
Soweit Gottes Wort.
Die Bedeutung der Entrückung für das tägliche Leben
Ihr habt bemerkt, dass wir in unseren Kreisen das Thema „Entrückung“ nennen. Die Frage lautet: Welche Auswirkung hat die Lehre von den kommenden Dingen auf dein tägliches Leben?
Ich glaube, ein Navi ist dafür ein gutes Beispiel. Wenn ich das Ziel nicht kenne, weiß ich auch nicht den Weg. So ist es auch in meinem Leben: Wenn ich nicht weiß, wohin ich lebe und was das Ziel meines Lebens ist, kenne ich auch den Weg nicht.
Einer der dümmsten Sprüche, die man heutzutage von Menschen hört, lautet: „Der Weg ist das Ziel.“ Das wäre so, als würde ich mit dem Auto immer nur auf der Autobahn fahren, einfach nur zum Fahren. Das ist nicht sinnvoll.
Das heißt, wenn wir leben, dann denke an deine Zukunft. Lebe dein Leben vom Ziel her.
Persönliche Geschichte zur Bekehrung durch diesen Abschnitt
Dieser Abschnitt im ersten Thessalonicherbrief hat eine besondere Geschichte – einmal eine biblische und einmal eine ganz persönliche.
Im kommenden Januar, am 9. Januar dieses Jahres, sind es sechzig Jahre, seit ich mich bekehrt habe. Ich bin also schon sehr alt. Vor sechzig Jahren habe ich mich bekehrt – und zwar aufgrund dieses Abschnittes.
Damals wurde hier in der Gemeinde über diesen Abschnitt gepredigt. Wir hatten eine Verkündigung des Evangeliums. Übrigens war es der Vater unseres ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, der Vater hieß Erich Rau. Er war Evangelist beim Blauen Kreuz und hat damals hier gepredigt, und zwar genau über diesen Abschnitt.
Ich muss sagen, das hat mich sehr bewegt. Als Kind, damals mit neun Jahren, habe ich mich gefragt: Was ist, wenn der Herr Jesus heute wiederkommt? Bin ich dann dabei oder nicht?
Ich erinnere mich, wie ich abends zu Hause im Bett lag. Wir waren vier Geschwister und schliefen in Stockbetten, wie das damals üblich war. Ich hörte meine Geschwister nicht mehr atmen und auch keine Geräusche aus der Küche. Da dachte ich: Jetzt ist es passiert, der Herr Jesus ist wiedergekommen – und ich bin nicht dabei.
Ich vergesse nicht, wie ich die Bettdecke zurückschlug, vor das Bett ging und mich hinkniete. Ich betete: Herr Jesus, nimm mich noch mit! Dieses Gebet hat er bis heute nicht erhört.
Ich war schon froh, als ich anschließend wieder Geräusche aus der Küche hörte und merkte, dass er noch nicht gekommen war. Aber an diesem Abend habe ich mein Leben dem Herrn Jesus gegeben.
Der Auslöser war eigentlich die Angst, nicht dabei zu sein, wenn der Herr Jesus kommt, um die zu sich zu nehmen, die ihm gehören.
Hintergrund und historische Einordnung des Thessalonicherbriefes
Ich weiß nicht, wie es dir geht, wenn du diesen Abschnitt hörst. Vielleicht denkst du eher an eine Beerdigung, denn dort wird er schon mal am Grab vorgelesen. Aber diesen Abschnitt hat Paulus nicht bei einer Beerdigung gesprochen. Er sagte es der jungen Gemeinde in Philippi.
Paulus war kurz vorher, im Jahr 51 nach Christus, auf seiner zweiten Missionsreise. Von Philippi aus pilgerte er 150 Kilometer zu Fuß über die Via Egnatia, die römische Heerstraße. Aufgrund der Schwierigkeiten, die er in Philippi erlebt hatte – er war ja dort im Gefängnis und wurde ausgepeitscht – können wir uns vorstellen, dass dieser 150 Kilometer lange Fußmarsch alles andere als einfach war.
Seine Füße hatte er im Gefängnis an den Stock gebunden. Sein Rücken war verwundet. So ging er mit Silas und Timotheus diese 150 Kilometer. Stellt euch vor, das wäre von hier bis Dillenburg. Micha hat mir erzählt, dass er auf der letzten Teeniereise Blasen an den Füßen hatte. Wahrscheinlich war es für Paulus etwas Ähnliches, wenn er so eine Strecke zurücklegte.
Paulus schreibt im zweiten Kapitel des ersten Thessalonicherbriefes darüber. Dort sagt er: „Ihr selbst wisst, Brüder, dass unser Kommen zu euch nicht vergeblich war. Sondern nachdem wir vorher gelitten und misshandelt worden waren, wie ihr wisst, in Philippi, wurden wir freimütig, in unserem Gott das Evangelium zu euch zu predigen, unter viel Kampf.“ Das heißt, er kam nicht gesund und ausgeruht nach Thessalonich, sondern erschöpft.
Die Thessalonicher merkten sofort: Wenn ich an Jesus glaube, hat das Folgen für mein Leben. Paulus beschreibt im ersten Thessalonicherbrief, dass die Menschen, die zum Glauben kamen, seine Worte wörtlich nahmen. Er sagt: „Ihr seid meine Nachahmer geworden.“ Diese neuen Gläubigen wurden sofort verfolgt und mussten leiden.
Entstehung der Gemeinde Thessalonich und die Fragen der Gläubigen
Aus der Apostelgeschichte Kapitel 17 sehen wir, dass der Apostel Paulus damals in Thessalonich offensichtlich nur drei Wochen geblieben ist. Er hat an drei Sabbaten in der Synagoge gepredigt, und daraus ist die Gemeinde entstanden.
Das ist für mich erstaunlich: Nur durch so kurze Zeit konnten Menschen wirklich ihr Leben verändern und als Gemeinde zusammenkommen. Paulus musste dann fliehen, weil die Juden ihn verfolgten. Er wartet in Korinth auf Nachricht und auf die Ankunft von Timotheus und Silas, die ihm gute Nachrichten aus Thessalonich bringen sollen.
Timotheus und Silas bringen verschiedene Fragen mit, die die junge Gemeinde in Thessalonich in der Zwischenzeit bekommen hat. Offensichtlich sind einige Menschen gestorben, und die Gemeinde wusste nicht, was mit ihnen passiert ist, wo sie jetzt sind.
So setzt sich Paulus hin und beantwortet die Fragen der Thessalonicher in diesem ersten Brief. Unter anderem geht es um die Frage, was mit denen passiert, die gestorben sind, wo sie sind und was mit uns geschieht.
Wir haben das hier gelesen und überschreiben es eigentlich mit "die Entrückung".
Unterschiedliche Erwartungen an das Kommen des Herrn
Was wir hier gelesen haben, macht deutlich, dass die Bibel uns etwas Außergewöhnliches schildert: Der Herr Jesus wird wiederkommen. Allerdings zunächst nicht hier auf der Erde, so wie es im Alten Testament verheißen wurde. Dort heißt es immer, der Messias werde kommen und dann hier auf der Erde regieren. Das wird eine großartige Zeit für Israel sein.
Darauf warten die Israeliten bis heute. Sofern sie an das Alte Testament glauben, erwarten sie, dass der Messias sie endlich erlösen wird. Paulus jedoch sagt, dass diejenigen, die im Neuen Testament zum Glauben gekommen sind und damit zur Gemeinde des lebendigen Gottes gehören, vorhergeholt werden.
Wie wir gelesen haben, kommt Jesus wieder, aber nur bis in die Wolken. Diejenigen, die an ihn glauben, werden zu ihm entrückt. Es gibt utopische Romane, die versuchen, diesen Augenblick darzustellen. Ich weiß nicht, wie das sein wird.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein Chaos geben wird, wenn dein Auto plötzlich weiterfährt, obwohl du nicht mehr am Steuer sitzt. Es gibt interessante Autoaufkleber, die man am Beifahrersitz anbringen kann: „Achtung, ich glaube an die Entrückung. Es könnte sein, dass dieses Auto plötzlich führerlos ist.“ Das ist natürlich etwas schwierig für diejenigen, die mitgenommen werden, aber nicht gläubig sind.
Aber wie es genau sein wird, weiß ich nicht. Die Bibel schreibt nichts darüber, wie es hier auf der Erde sein wird. Sie beschreibt nur, wie es für diejenigen sein wird, die zu ihm geführt werden.
Kontroverse und unterschiedliche Sichtweisen in der Christenheit
Nun, ich weiß, dieses Thema ist sehr umstritten, auch innerhalb der Christenheit. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Christen heftig darüber gestritten, wann Jesus wiederkommen wird. Sicherlich kennt ihr das auch: Es gibt immer wieder irgendwelche Sektenführer, die versuchen, das genaue Datum zu berechnen und dann verkünden, das Ende der Welt sei gekommen.
Ich habe jetzt gelesen, dass manche, die an den Kalender der Indianer oder der Mayas glauben, davon ausgehen, dass nächstes Jahr alles zu Ende ist, weil der Kalender der Mayas dann endet. Solche Vermutungen sind schon eigentümlich, doch auch unter Christen gibt es unterschiedliche Ansichten. Das hängt oft davon ab, wie man die gesamte Bibel einordnet und welchen Glauben man hat.
Die Frage lautet: Wann kommt Jesus? Und wie wird er kommen? Dann taucht die Frage auf, ob diejenigen, die an den Herrn Jesus glauben, vielleicht noch in der schwierigen Zeit, die in der Offenbarung beschrieben wird – der sogenannten Drangsalszeit – leben müssen. Werden wir in dieser Zeit vielleicht noch den sogenannten Antichristen kennenlernen, diesen Despoten, der gegen alles Christliche vorgehen wird?
Auch solche Fragen werden in Gemeinden oft gestellt. Was geschieht mit den Verstorbenen? Vielleicht habt ihr schon bei manchen Beerdigungen gehört, wie der Pastor gesagt hat: „Gott wird dich auferwecken am Jüngsten Tag.“ Ich habe oft gedacht, das sei schrecklich, wenn das so wäre. Denn nach der Bibel ist der sogenannte Jüngste Tag der letzte Tag des Gerichts, an dem alle Menschen vor dem großen Richterstuhl Gottes erscheinen werden.
Überblick über biblische Zeitabschnitte und deren Bedeutung
Was geschieht mit uns? Um das besser zu verstehen, braucht man meiner Meinung nach einen Überblick über die Bibel. Dazu muss man wissen, dass die Bibel drei verschiedene Zeitabschnitte, Zeitperioden oder Zeitalter unterscheidet. Die Bibel nennt sie Äonen.
Einmal bezeichnet sie die damalige Welt. Petrus spricht davon und meint damit die Zeitepoche, die von der Erschaffung der Welt bis zur Sintflut, also bis zu Noah, gedauert hat. Diese Zeit wird in der Bibel als die damalige Welt bezeichnet. Man muss feststellen, dass in dieser Zeit, wie die Bibel berichtet, ein völlig anderes Klima herrschte als heute. Dieses änderte sich durch die Sintflut grundlegend.
Die Zeit, in der wir jetzt leben, nennt die Bibel – zum Beispiel auch der Herr Jesus in Matthäus 12 – das gegenwärtige Zeitalter. Das ist also die Zeit seit der Sintflut und umfasst auch die heutige Gegenwart. Wir leben im gegenwärtigen Zeitalter, so nennt die Bibel diese Epoche.
Außerdem spricht der Herr Jesus und auch Paulus von einer Zeit, die noch kommen wird, und die in der Bibel das zukünftige Zeitalter genannt wird. Auch dieses unterscheidet sich stark von dem jetzigen und dem damaligen Zeitalter.
Diese Unterscheidung ist wichtig als Grundlage, um zu verstehen, wo man sich jetzt einordnet.
Die Offenbarung schildert, dass in diesem letzten Teil des gegenwärtigen Zeitalters über Israel schreckliche Zeiten kommen werden. Diese werden als die sogenannte Drangsal oder Trübsal Israels bezeichnet.
Unter Christen stellt sich nun die Frage, wann die Entrückung der Gläubigen stattfinden wird. Wird sie vor der Drangsalzeit sein oder danach? Müssen die Christen also noch durch die Drangsal hindurchgehen?
Manche glauben, dass die Entrückung erst ganz am Ende des zukünftigen Zeitalters stattfindet oder mit dem zweiten Kommen des Herrn identisch ist. Dazu werden wir noch näher eingehen.
Andere wiederum meinen, dass die Drangsalzeit in der Mitte beginnt und die Entrückung in der Mitte der Drangsalzeit erfolgt.
Praktische Bedeutung der unterschiedlichen Auffassungen
Nun magst du sagen, eigentlich ist das doch egal, oder? Aber je nachdem, was du aus der Bibel erkennst, wirst du dein Leben verändern müssen.
Das heißt: Wenn die Entrückung – also dass der Herr Jesus die Gläubigen zu sich nimmt – erst nach der schwierigen Zeit kommt, dann brauchst du dich jetzt noch gar nicht damit zu beschäftigen. Du wartest dann erst ab, bis du in ganz schreckliche Gerichte kommst. Du könntest es dann sogar berechnen, denn die Bibel sagt, dass diese Zeit der Drangsal sieben Jahre dauern wird. Bis dahin könntest du also ganz sorglos leben und dich um nichts kümmern.
Wenn aber die Entrückung vor der Drangsal kommt, dann ist es so, wie der Herr Jesus sagt: Die Stunde wisst ihr nicht, es kann jetzt sein. Stell dir vor, der Herr Jesus käme jetzt während der Stunde. Wäre das nicht schön? Oder müsstest du erst noch zuhause irgendetwas ordnen?
Stell dir vor, Jesus kommt jetzt, und du hast irgendeine Sache ungeordnet am Arbeitsplatz, in der Schule oder zu Hause. Vielleicht denkst du: „Herr Jesus, warte noch einen Augenblick, dann möchte ich erst noch alles in Ordnung bringen.“ Vielleicht geht es dir auch so wie mir, als ich Jugendlicher war. Damals wurde öfter über dieses Thema in der Gemeinde gepredigt, und ich habe oft gedacht: „Herr Jesus, warte noch, ich bin gerade verlobt, ich möchte erst noch heiraten.“ Ich bin dankbar, dass Herr Jesus mit mir Verständnis hatte und gewartet hat.
Aber wir wissen nicht die Zeit, die Uhrzeit, die Stunde, den Tag oder den Monat. Und ich glaube, das ist gut so. Das heißt, wir müssen bereit sein.
Drei theologische Positionen zur Endzeit
Ich möchte noch einmal kurz die drei unterschiedlichen Auffassungen aufzeigen, die auch heute in der Christenheit noch vertreten werden.
Zunächst gibt es den Amilianismus – ein Fremdwort, das man kaum aussprechen kann. Ich stolpere immer darüber, deshalb sagen wir es einfach auf Deutsch. Diese Gruppe glaubt, dass es kein sogenanntes tausendjähriges Reich gibt. Sie sagen, dass die entsprechenden Verheißungen an Israel gerichtet sind und Israel durch die Gemeinde oder Kirche ersetzt wurde. Deshalb fällt das alles weg.
Diese Auffassung ist übrigens die offizielle Lehrmeinung der katholischen Kirche und auch der anglikanischen Kirche. Sie verbreitet sich immer weiter. Das hat zur Folge, dass Christen, die diese Meinung vertreten, glauben, es gebe kein tausendjähriges Reich und auch kein Endgericht, das nach dieser Zeit stattfindet. Sie predigen, dass wir hier auf der Erde sind, um diese Erde zu verbessern.
Je nachdem, was wir glauben, verändert sich unsere Zielvorstellung. Denkt dabei an ein Navigationsgerät: Wenn ich das falsche Ziel eingebe, finde ich auch nicht den richtigen Weg.
Die zweite Gruppe glaubt an die Entrückung nach dem tausendjährigen Reich oder auch nach der Drangsalzeit. Sie vermuten, dass das Kommen des Herrn für die Gläubigen zeitgleich mit seinem Kommen auf die Erde ist, um das tausendjährige Reich einzurichten. Auch sie machen keinen Unterschied zwischen Israel und Gemeinde.
Die dritte Meinung, die ich vertrete, besagt, dass der Herr Jesus zuerst für die Gläubigen kommt. Die Bibel unterscheidet sehr deutlich zwischen dem Kommen des Herrn Jesus für die Gläubigen und seinem Kommen in Macht und Herrlichkeit, um hier auf der Erde zu sein.
Diese Auffassung geht davon aus, dass alle Verheißungen der Bibel, auch die für Israel, erfüllt werden. Paulus schreibt dazu im Römerbrief Kapitel 9, dass alle Verheißungen, die für Israel gegeben sind, sich erfüllen werden (Römer 9).
Aktuelle politische Entwicklungen und biblische Prophezeiungen
Ich glaube, jeder, der aufmerksam die Politik in der Zeitung verfolgt, wird feststellen, dass es in den letzten 60 Jahren immer konkreter geworden ist, sich vorzustellen, dass Israel wieder ersteht. Zudem wird deutlich, dass Gott auch wirklich wieder mit Israel anknüpfen wird.
Man könnte sich fragen: Warum tun sich die Christen damit so schwer? Die Nichtgläubigen glauben das ja sowieso nicht.
Die Bibel sagt sehr deutlich, dass die Entrückung ein Geheimnis ist.
Die Entrückung als Geheimnis und biblische Beschreibung
Wir schlagen die Bibel auf, 1. Korinther 15. In diesem Kapitel beschäftigt sich Paulus mit dem Wiederkommen des Herrn Jesus. In Vers 51 sagt er: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, das heißt sterben, wir werden aber alle verwandelt werden – und zwar in einem Augenblick, bei der letzten Posaune. Denn bei der Posaune wird es geschehen.“
Die Toten werden auferweckt und unvergänglich sein. Wir aber werden verwandelt werden, denn das Vergängliche muss Unvergänglichkeit anziehen, und das Sterbliche Unsterblichkeit. Wenn das Vergängliche Unvergänglichkeit anzieht und das Sterbliche Unsterblichkeit, dann wird das Wort erfüllt, das geschrieben steht: „Verschlungen ist der Tod im Sieg. Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?“
Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, und die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus. Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich und allezeit überreichend im Werk des Herrn, denn ihr wisst, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist.
Paulus sagt also, dass das Ereignis, in dem Jesus wiederkommt, um die Gläubigen zu sich zu nehmen, ein Geheimnis ist. Ein Geheimnis ist etwas, das nicht jeder kennt. Man muss die Bibel studieren, um dieses Geheimnis zu verstehen. Im Grunde braucht man den Heiligen Geist, man muss gläubig sein, ein Erretteter, ein Kind Gottes, um es zu begreifen.
Zweitens wird die Entrückung genau beschrieben. Das finden wir im 1. Thessalonicherbrief. Paulus schildert, wie wir zu dem Herrn Jesus entrückt werden.
Drittens hat auch der Herr Jesus selbst dieses Ereignis angekündigt. Wir schlagen das Johannes-Evangelium auf, Kapitel 14, Verse 1 bis 3. Dort sagt er zu seinen Jüngern in der letzten Nacht vor seinem Tod: „Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich. Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“
Unterschied zwischen Entrückung und Wiederkunft des Herrn
Die Bibel unterscheidet sehr deutlich zwischen der sogenannten Entrückung und dem zweiten Ereignis, dem Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit auf die Erde.
Die Entrückung bezeichnet das Kommen des Herrn für diejenigen, die er errettet hat. Dieses Ereignis ist für die übrigen Menschen nicht sichtbar. Zwar werden sie bemerken, wenn viele Menschen plötzlich fehlen, doch äußerlich ist sonst nichts erkennbar.
Das andere Ereignis, das bereits im Alten Testament angekündigt ist, ist das sichtbare Kommen des Herrn auf die Erde. So beschreibt es Zacharja in Kapitel 14, wo er sagt, dass die Füße des Herrn auf dem Ölberg stehen werden. Das ist eine ganz konkrete Verheißung, dass der Herr Jesus hier auf der Erde wieder gegenwärtig sein wird.
Wenn Jesus hier auf die Erde zurückkehrt, um sein Reich aufzurichten, wird das ein Schock für alle sein. Zacharja spricht davon, dass die Israeliten ihn sehen und erkennen werden. Dann heißt es, dass alle Stämme des Landes wehklagen werden, weil sie erkennen, dass es wirklich Jesus ist. Sie werden sich bewusst, dass sie ihn damals ans Kreuz gebracht und abgelehnt haben.
Bedeutung der genauen Bibelworte und deren Interpretation
Eigentlich macht die Bibel es einfach, wenn wir sie aufmerksam lesen. Das Problem bei vielen, die die Bibel lesen, ist, dass sie sie oberflächlich lesen. Immer wenn etwas vom Kommen die Rede ist, meint man, das sei alles dasselbe.
Die Bibel verwendet jedoch sehr unterschiedliche Worte. Wenn sie von der Entrückung spricht, gebraucht sie Worte wie hier in 1. Thessalonicher 4, das griechische Wort „Parousia“ für Entrücken oder Ankunft, oder den Ausdruck „Tag Jesu Christi“.
Dagegen, wenn die Bibel vom Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit spricht, verwendet sie Worte wie „Offenbarwerden“ oder „Apokalypsis“ im Griechischen, „Wiederkunft“ („Epiphei“) oder sein Erscheinen in Macht und Herrlichkeit. Auch der Ausdruck „Tag des Herrn“ oder einfach „jener Tag“ wird häufig verwendet.
Ich glaube, es ist sehr wichtig, beim Bibellesen darauf zu achten, ob dort „Tag Jesu Christi“ oder „Tag des Herrn“ steht. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Ihr werdet feststellen, dass immer, wenn die Bibel von der Entrückung spricht, dies zur Freude und Ermutigung geschieht. Jedes Mal, wenn es vom „Tag des Herrn“ ist, geht es um Furcht und Schrecken. Schon daran kann man den Unterschied sehr deutlich erkennen.
Hilfsmittel zum besseren Bibelverständnis
Ich habe ein paar Zettel vorne hingelegt und diese Seite ausgedruckt sowie auch die nächste Seite für diejenigen, die sich interessieren. Wenn es zu wenig sind, mache ich noch mehr. So könnt ihr euch in die Bibel vertiefen. Wenn ihr beim Lesen der Bibel auf solche Worte stoßt, wisst ihr, wo man sie einordnen kann.
Vielleicht hilft uns noch eine Unterscheidung: Bei der Entrückung kommt Jesus in die Luft, in die Wolken, so wie wir es gelesen haben. Wir Gläubigen werden zu ihm entrückt. Beim Wiederkommen des Herrn hingegen kommt er bis auf die Erde.
Bei der Entrückung kommt der Herr Jesus für die Gläubigen, für die Seinen. Bei seinem Erscheinen in Macht und Herrlichkeit kommt er mit den Seinen, also wir werden vom Himmel her dabei sein.
Die Entrückung geschieht primär für die Gemeinde, während das Wiederkommen des Herrn primär für die Juden ist. Die Entrückung findet vor dem Tag des Herrn, dem Gerichtstag, statt. Das Erscheinen des Herrn geschieht während des Gerichtstages des Herrn.
Die Entrückung ist eine Zeit der Freude, das Wiederkommen des Herrn dagegen eine Zeit des Gerichts. Die Entrückung ist ein Geheimnis, während das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit kein Geheimnis ist. Es ist im Alten Testament oft verheißen und angekündigt.
Jesus sagt, dass sein Wiederkommen für die Seinen nicht datierbar ist. Dagegen kann man genau bestimmen, wann die Entrückung vorbei ist und die Drangsalzeit beginnt. Dann kann man auch genau datieren, wann der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird. Die Offenbarung spricht von 1260 Tagen.
Praktische Anwendung und Ermutigung
Und wir merken, das sind völlig verschiedene Dinge. Wenn wir nun diesen Abschnitt, den wir gelesen haben, betrachten – die Zeit ist jetzt nicht mehr da –, würde ich euch das gerne als Workshop mitgeben.
Wenn ihr den Abschnitt von 1. Thessalonicher 4,13 bis Kapitel 5,11 lest, könnt ihr genau anhand der Dinge, die ich euch gesagt habe, unterscheiden, in welche Rubrik welcher Abschnitt gehört. Ihr werdet merken: Die Verse 13 bis 18 aus Kapitel 4 sprechen von Freude und Trost. Dort wird von der Entrückung gesprochen, also für uns Gläubige.
Dagegen sprechen Kapitel 5,1 bis 3 in der dritten Person und nicht in direkter Ansprache. Dort wird von „sie“ gesprochen. Das sind die anderen, und es wird Gericht angedroht, Verderben. Das gehört in die nächste Rubrik.
Ab Vers 4 bis Vers 11 sind wir wieder in der ersten Rubrik. In der Elberfelder Bibel ist dieser Abschnitt noch kursiv geschrieben: „Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Ihr alle seid Söhne des Lichts.“
Wir merken, Gottes Wort unterscheidet sehr deutlich die beiden Sachen. Vielleicht ist das eine Hilfe beim Bibellesen.
Ich möchte mit einem Merksatz enden: Wenn ich in dem Herrn Jesus neues Leben habe, darf ich mich auf die Entrückung freuen, wenn er mich zu sich holt. Das ist das nächste Ereignis, auf das Gläubige warten.
Wenn du nicht gläubig bist, bleibst du hier auf der Erde. Du wirst die schwierige Zeit der Drangsal erleben und dann auch, dass der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit hier auf der Erde kommt. Sieben Jahre später wird er sein Reich aufrichten. Dort gibt es keine Gnade, sondern nur Gerechtigkeit.
Wir leben heute in der Zeit der Gnade, und ich glaube, das hat Auswirkungen auf unser Leben. Das ist, als wenn du das Navi einschaltest.
Deshalb noch einmal: Denk an deine Zukunft und lebe dein Leben vom Ziel her.
Wenn Jesus wiederkommt und du sein Eigentum bist, wird er dich zu sich nehmen, und dann steht auf dem Navi: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Darauf freue ich mich. Ich freue mich, wenn es bald geschieht – ob heute oder morgen.
Vielleicht richtest du dein Leben auch danach ein. Was würdest du tun, wenn du genau wüsstest, Jesus kommt in einer Woche wieder und du hättest nur noch diese eine Woche Zeit? Was würdest du tun, wenn du wüsstest, Jesus kommt innerhalb der nächsten 24 Stunden?
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir vom Ziel her leben. Wenn wir dieses Ziel vor Augen haben, geht es in unserem Leben nicht mehr um Karriere, Geld oder alles Mögliche. Dann geht es um ihn, dass er durch unser Leben verherrlicht wird – und das wünsche ich uns allen.
Schlusswort und Ausblick
Vielleicht denkst du, ich habe mein Leben noch vor mir. So habe ich auch gedacht. Natürlich ist es logisch, dass man mit zunehmendem Alter immer mehr darüber nachdenkt, was noch kommt.
Früher wurde öfter darüber gepredigt, heute dagegen kaum noch. Heutzutage schiebt man solche Gedanken oft beiseite, weil man einfach jetzt leben möchte. Aber ich glaube, unser Leben bekommt eine ganz andere Qualität, wenn wir vom Ziel her leben.
Deshalb möchte ich euch Mut machen. Wer sich noch mehr dafür interessiert: Es gibt ein neu aufgelegtes Büchlein mit dem Titel „Biblische Lehre kompakt – 188 Fragen zur Bibel ganz kurz“. Ich beantworte darin auch Bibelstellen.
Wer sich weiter mit diesem Thema beschäftigen möchte, kann das Büchlein sicherlich am Büchertisch bestellen. Ich wünsche euch Gottes Segen.
Entweder sagen wir: Wenn Jesus nicht kommt, sehen wir uns in den Hauskreisen oder am nächsten Sonntag. Wenn er kommt, dann hoffe ich, dass wir uns alle dort oben wiedersehen. Amen.
