Herr Präsident! Ich bin der langen Steinbacher Höhe, Bruder der verschiedenen Brüder, ganz besonders dankbar, dass diese Freizeit organisiert wurde, denn sie ist sehr wichtig.
Ich kenne nichts, was eine christliche Gemeinde heute so sehr alarmiert und in Bewegung versetzt wie das wache Verfolgen dessen, was Gott in der Weltmission tut. Es ist gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass dort, wo kein Interesse an der Mission besteht, auch vieles abstirbt.
Man kann viele Missionsblätter beziehen. Es ist heute eine Tragik, dass die Missionsblätter im Format immer größer und immer dicker werden. Ich muss Ihnen sagen: Ich werfe die meisten auch gleich ungelesen in den Papierkorb, weil man prüfen muss, ob darin etwas von den großen Taten Jesu heute steht.
Es muss so sein wie in der Apostelgeschichte: Was Jesus tut, was er wirkt, wo etwas geschieht und was in aller Welt zum Bau des Reiches Gottes getan wird.
Die Bedeutung der Mission in der heutigen Zeit
Wir leben heute in einer Zeit, in der wir sicher noch unsere Schrecken erleben werden. Neulich fand ich es interessant, dass selbst der für die Sicherheit der Bundesrepublik Verantwortliche gesagt hat, man müsse fest damit rechnen, dass auf deutschem Boden schwerste Terrorakte noch passieren. Das bedeutet, dass in unserer Zeit große Schrecken sich verbreiten können.
Und doch möchte ich Ihnen erneut sagen: Für uns Christen sind die Schrecken nicht das Hauptthema. Jesus hat von Katastrophen gesprochen, von Kriegen, von Spaltungen in der Gemeinde und von allen möglichen Nöten. Aber das Interessanteste ist der Aufbau des Reiches Gottes.
Es ist bemerkenswert, dass gerade in diesen Tagen noch einmal dieses Thema aufkommt. Wir waren damals Schüler, etwa 16 Jahre alt. Da kam eine liebe Schwester aus Norddeutschland und erzählte von einem Evangelisten, der gesagt habe, die Zeit der Evangelisation sei vorbei. Das hat mich sehr interessiert, weil mein Herz immer bei der Evangelisation lag. Ich habe mir damals gedacht, wie wird das weitergehen? Vielleicht sah er die Lage sehr pessimistisch, aber es war nicht so.
Gott hat uns noch einmal eine große Zeit geschenkt, und ich möchte heute Abend davon erzählen. Eine Zeit, wie sie zuvor in der ganzen Geschichte noch nie da war. Eine solche Offenheit, wie wir sie gegenwärtig erleben, ist außergewöhnlich.
Zur gleichen Zeit beobachten wir eine sehr schlimme Lähmung innerhalb der Gemeinde. Ich war neulich auf einem Vortrag in einer frommen Gemeinde auf der Schwäbischen Alb. Wir sprachen über den Islam und die Bekehrungen von Moslems zum Christentum. Dabei meldete sich hinten eine Frau empört zu Wort und sagte: „Warum wollt ihr denn den Moslem zum Christen machen? Das ist gar nicht nötig.“
Da war ich erschrocken, welche Verwirrung heute eigentlich in unseren Kreisen herrscht. Deshalb möchte ich heute zunächst mit einer Bibelarbeit beginnen: Was kann Mission der Welt überhaupt bieten?
Die wahre Bedeutung von Mission
Was kann Mission der Welt überhaupt bieten? Für viele unserer Mitchristen ist Mission meist nur im Zusammenhang mit Sammlungen und Geldspenden präsent. Viele verstehen Mission als das Weitergeben von dem Überfluss, den wir haben. Angesichts der Nöte der Welt heißt es dann oft: „Geben Sie 35 Mark, dann können Sie ein Kind vor dem Tod retten.“
Ich weiß auch nicht, ob diese Anzeige oder das, was man da immer lesen kann, wirklich stimmt. Meist wird Mission mit Geld verbunden. Wenn man jedoch ins Neue Testament schaut, hat Mission überhaupt nichts mit Geld oder der Lieferung von materiellen Gütern zu tun gehabt. Es gab dort zwar Speisungsaktionen, aber das war nie die Mission, zu der Jesus seine Apostel gesandt hat. Mission war vielmehr das Weitergeben des Evangeliums, der Frohen Botschaft von Jesus Christus.
Das war Mission: Menschen zu Jüngern Jesu zu machen und die Gottesherrschaft im Leben der Menschen durch Bekehrung und Neugeburt aufzurichten. Das ist das Aufregende an Mission. Und alles dreht sich um Mission, wenn man deutlich sagt, worum es uns wirklich geht. Es geht um die Bekehrung von Menschen.
Wenn man das Wort „Bekehrung“ erwähnt, rücken viele Missionsinteressierte gleich ab und sagen: „Eine Bekehrung wollen wir natürlich nicht, wir sind für Dialog.“ Aber Mission bedeutet, dass Jesus den eigenen Herrschaftsbereich meines Lebens durchbricht und König im Leben der Menschen wird.
Jetzt lese ich zunächst aus dem Kolosserbrief, Kolosser 1,15ff. Wir fangen da an und machen dann morgen und übermorgen weiter.
„Jesus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten. Es ist alles durch Jesus und zu ihm hingeschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei. Denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm, in Jesus, alle Fülle wohnen sollte. Und er hat durch ihn alles mit sich versöhnt, sei es auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.“
Die Armut und Demut der Mission
Mission war immer ein sehr armseliges Unternehmen. Natürlich gibt es auch reiche Missionswerke, aber diese haben meist ihre Sendung und ihren Auftrag verloren. Mission, wo sie wirklich gesegnet war, war ein ganz armes Unternehmen.
Graf Zinzendorf kam zur Mission, weil er am Esstisch von August Hermann Francke saß, als er in Halle zur Schule ging. Dort wurde berichtet, wie einer der ersten Missionare, die überhaupt aus Deutschland ausgesandt wurden, Bartholomäus Ziegenbalg, in Indien lebte. Diese Berichte haben den jungen Burschen angesteckt. So wurde Zinzendorf von Kindheit an für die Mission wach.
Nun könnte man sagen: Er war ja ein Reichsgraf, seine Großmutter war begütert und reich, und sein Vater war preußischer Generalfeldmarschall – er war sicher wohlhabend. Die Mission begann er jedoch so arm, dass er seinen Missionsboten kein Geld mitgeben konnte. Es war schon ein Wunder, wie sie die Schiffspassage überhaupt bezahlen konnten.
Als sie in Holland übernachteten, bis das Schiff abging, fragten sie bei Leuten, die ein Privatquartier anboten, ob sie vielleicht so nett wären, sie kostenlos aufzunehmen. Man sollte einmal die Tagebuchnotizen dieser ersten Missionare lesen. Sie wurden mit einem Fußtritt hinausgeschmissen. Sie beteten: „Herr, zeige uns eine offene Tür!“ Doch der Herr zeigte ihnen keine.
Schließlich übernachteten sie auf dem Deich im Freien. Sie froren, zitterten und bibberten, weil sie keine Unterkunft fanden. Der Herr ließ zu, dass die Mission so arm begann. Wenn man die ganzen Berichte immer wieder liest, wo später die großen Aufbrüche kamen, dann waren das menschlich gesehen arme Unternehmen. Es war gar nichts da, nicht einmal ein Minimum an Geld. Sie waren wirklich elend.
Zum Beispiel bei Zinzendorf, als er Missionare nach Labrador in die ganz kalten Regionen mit dem Eis schickte, sagte einer seiner Leute: „Wenn ihr mir wenigstens Schuhe kauft, barfuß kann ich nicht gehen.“ Die ganze Bitte war noch, wenigstens Schuhe zu bekommen, damit er sich im Eis und Schnee bewegen konnte.
Von irgendeiner Absicherung, wie wir sie heute kennen – soziale Absicherung, Versorgung, Unterstützung – war überhaupt nicht die Rede. Heute ist das ganz anders: Man hat Rettungsflüge, wenn irgendwo jemand in Not und Gefahr ist. Damals war das nicht einmal vorstellbar.
Da wurde auf einmal klar: Was können Missionsboten der Welt überhaupt bieten?
Die Rolle materieller Hilfe in der Mission
Wir leben heute in dem reichsten Land der Welt, Deutschland, mit der besten sozialen Versorgung. Deshalb ist in allen Kirchengemeinden und Gruppen, aus denen wir kommen, immer der Gedanke präsent, den Menschen materiell helfen zu müssen.
Natürlich müssen wir das auch, aber das hat mit Mission nichts zu tun. Materielle Hilfe ist eine Bürgerpflicht. Es ist doch ganz klar: Wenn jemand vor Ihnen auf der Straße stürzt, müssen Sie helfen. Wenn Sie wissen, dass Menschen hungern und Sie haben Geld, warum helfen Sie dann nicht? Das ist doch selbstverständlich.
Ich freue mich auch, dass es in unserer Welt gute humanitäre Hilfe gibt. Ebenso sind wir dankbar für Organisationen wie das Rote Kreuz, die Welthungerhilfe und viele andere Aktionen, die Hilfe leisten.
Wir wollen jedoch fragen: Was ist der Auftrag, zu dem uns Jesus gesandt hat? Was haben wir der Welt überhaupt zu bieten?
Ich komme selbst aus der Armut und habe im letzten Jahr eine besondere Erfahrung gemacht. Eine Mitarbeiterin hat mich nach Ecuador eingeladen. Dort hatten die Gemeinden den Wunsch, Mission zu betreiben. Sie baten mich um einige Vorträge in Puerto Viejo.
Dort kamen auch viele Menschen aus den Indianervölkern dazu. Ich war überrascht: Sie waren sauber angezogen, erstklassig, pico bello, mit langen Zöpfen und traditionellen Böllerhüten – die richtigen Indianervölker. Sie sagten, sie wollten sich an der Weltmission beteiligen.
Was bedeutet das? Die Indianer haben ja kein Geld, keine Kunden. Was wollen wir der Welt bieten?
Die Gemeinden in Ecuador haben daraufhin ihren ersten Missionar nach Nordmosambik ausgesandt, wo das Evangelium noch nicht verkündet wurde.
Es geht um die Predigt des Evangeliums von Jesus, um die gute Nachricht. Das müssen alle Menschen hören und wissen.
Die Anfänge und Herausforderungen der Mission
Noch einmal zurückzugehen an die Anfänge der Mission: Ich habe von Zinzendorf erzählt und wie schädlich das war. Die größte evangelische Kirche in Kenia, in Ostafrika, geht auf einen Amerikaner zurück, Peter Cameron Scott.
Er ist in jungen Jahren in den Kongo – so heißt er heute, früher war es das Belgisch-Kongo – gefahren, um seinen Bruder zu besuchen, der dort an der Mission arbeitete. Als er ankam, konnte er gerade noch in Sargzimmern seinen Bruder beerdigen. Er kehrte als gebrochener Mann zurück, ging aber noch einmal hinaus, scharte Freunde um sich und zog weiter.
Es war um die Jahrhundertwende, um 1900, als er ins heutige Kenia ging. Doch der amerikanische Konsul verbot ihnen strikt, irgendwelche Missionsarbeit zu treiben. Das war damals üblich: Kolonialregierungen waren immer gegen Missionen und verhängten strikte Verbote.
Peter Cameron Scott hatte nur 14 Monate Zeit. In dieser Zeit lief er Tausende von Kilometern. Er konnte die Sprache noch nicht richtig, seine Füße waren geschwollen, und Insekten brachten ihm schreckliche Krankheiten. Nach 14 Monaten starb er und wurde von Gott heimgerufen. Drei Jahre später war von den fünfzehn Ärzten, die auf dem Missionsfeld waren, keiner mehr übrig.
Trotz allem schrieb Peter Cameron Scott in sein Tagebuch: „Wir können doch nicht den Völkern in der Finsternis das Licht des Lebens vorenthalten.“ Und genau das fehlt unserer Zeit heute, unseren Gemeinden. Darum habe ich gesagt: In der Mission sammelt sich der Kreis derer, die es ernst meinen, in denen Jesus so wichtig ist und an erster Stelle steht.
Wir müssen doch unseren Menschen heute in Deutschland und Europa – übrigens sind Deutschland und Europa die dunkelsten Teile der Welt, darauf kommen wir heute Abend noch zurück – das nicht verschweigen, dass Jesus einzig das Licht der Welt ist.
Das hat diese Menschen getrieben. Und ich muss, dass Sie es wissen: Aus dieser Bewegung ist die Afrika-Inland-Kirche entstanden. Der kenianische Präsident Daniel arap Moi gehörte auch zu dieser Kirche und besuchte jeden Sonntag den Gottesdienst.
Diese Kirche ist auch im Südsudan, im Kongo, in Tansania und überall mit Gemeinden vertreten. Es sind erstaunlich lebendige Bibelgemeinden mit großer Ausstrahlung, die in Kenia sehr viele Menschen zu Jesus geführt haben.
Wir können doch den Menschen nicht das Licht des Lebens vorenthalten.
Das Alleinheil Jesu Christi
Jetzt machen. Erster Punkt: Ich habe drei Punkte. Es gibt kein anderes Heil. Diese Frage ist in unserer Christenheit sehr umstritten. Wir müssen darüber einfach mal reden. Kein anderes Heil, kein anderes Heil.
An diesem Tag habe ich einen Anruf aus einem schwäbischen Ort mit großer pietistischer Tradition bekommen. Der Sohn eines Pietisten hat gepredigt. Ich nenne jetzt einfach keine Namen oder Orte, um niemandem weh zu tun. Der Vater ist ein treuer Missionsfreund, aber der Sohn hat im Studium viel abgelegt. Wissen Sie, worüber er gepredigt hat? Über das Haus Abrahams.
Wissen Sie, was das ist? Das werden Sie in Ihren Predigten auch bald hören, wenn Sie einen liberalen Prediger haben. Das Haus Abrahams heißt: Lasst uns mit den verschiedenen Weltreligionen – Juden, Moslems und Christen – zusammen das Haus bauen. Das war ein Mann aus dem Baufach, der mir angerufen hat. Er sagte gleich: Aber wenn wir das Haus Abrahams bauen, wollen Moslems doch von Jesus nichts wissen. Genau den Nagel auf den Kopf getroffen.
Der springende Vogel kann doch gar nicht drin sein, weil uns Jesus alles ist. Da brauche ich gar nicht lange darüber diskutieren, denn das ist die Not. Moslems haben einen fanatischen Hass gegen den Jesusnamen, gegen den Jesusnamen, der Licht und Heil der Welt ist. Sie spüren, dass an Jesus sich alles scheidet.
Theologen haben Jesus zu einem normalen Menschen gemacht und ihn einfach abgeschwächt. Das war so irgendwo unser Idol. Darüber brauchen wir jetzt nicht mehr zu reden. Aber an Jesus scheidet sich alles. Der große Widerstand und der große Hass, der gegenwärtig auch in der Moslemwelt tobt – in Afghanistan, nicht nur bei Al Qaida –, in Indonesien, wo tausend Kirchen niedergebrannt wurden und viele Christenhäuser angezündet wurden, in Nordnigeria, wo in letzter Zeit viele Kirchen angezündet wurden – es geht immer um den Jesusnamen.
Wenn sie das wegnehmen, haben Muslime nichts gegen Weihrauch, nichts gegen Talare und nichts gegen Kirchen. Sie schätzen sogar ehrwürdige Kirchenbauten. Aber die Verkündigung des Jesusnamens löst Widerstand aus.
Darum habe ich den Abschnitt genommen, in dem Paulus so klar sagt: Jesus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Uns wird wieder bewusst, was wir in Jesus haben. In der Beschäftigung mit der Mission wird uns Jesus immer größer, und zwar in der Begegnung mit den anderen Religionen. Jesus wird uns immer größer.
Ich bitte immer wieder die Missionare, wenn sie ihre Briefe schreiben. Dann sagen sie: Wir wissen gar nicht, was wir in unseren Briefen schreiben sollen, daheim uns geht der Stoff aus. Das kann doch gar nicht sein. Ja, wir erleben gar keine Siege. Man braucht keine Siegesberichte zu schreiben, sondern ihr sollt einfach erzählen, wie der Kampf um Jesus tobt. Auch um den Widerstand, wie Leute vom Glauben abfallen.
Erzählt doch, wie das oft auch Kämpfe sind um Jesus, in der Verkündigung, in der Gemeinde. Wie ihr ringt darum, dass ihr Zeugen Jesu Christi seid.
Das einzige Heil ist nicht, dass Kinder Schulunterricht haben, dass Kinder zu essen haben und eine medizinische Versorgung in der Dritten Welt bekommen. Das kommt später, das kommen wir heute auch noch an.
Sondern das Erste ist, dass sie von Jesus, dem Heiland, hören. Die Not in der Welt erdrückt einen. Wenn man die Bilder im Fernsehen sieht, ist man aufgewühlt und sagt: Da muss ich helfen. Aber das darf nicht auf Kosten der Verkündigung des Evangeliums gehen. Ihr sollt Zeugen Jesu sein.
Jesus als das Ebenbild Gottes und die Sehnsucht nach Wahrheit
Das Ebenbild Gottes – was ist Jesus? In ihm kommt die ganze Herrlichkeit Gottes in diese Welt. Jesus ist nicht nur ein Bild, wie ein Foto, sondern er ist die Gegenwart des ewigen, unsichtbaren Gottes in unserer Welt.
Ein großes Thema. Gustav Warnick hat ein Buch geschrieben: Die Lebenskräfte des Evangeliums. Dieses Buch ist leider bei vielen nicht bekannt, aber bei Missionsleuten sehr geschätzt. Darin beschreibt er, wie im Heidentum und in den Religionen ein Hunger nach Jesus vorhanden ist. Denn in allen Religionen, auch im Geisterglauben, finden die Menschen nie zur Wahrheit.
Lassen Sie mich einfach erzählen, dann können wir es am leichtesten verstehen. Was uns heute am meisten beschäftigt: Die Moslems beten doch so eifrig und sind so streng bei der Sache, besonders wenn sie ihre Wallfahrten machen.
Für mich war eine Reise nach Pakistan zu den christlichen Gemeinden dort ein ganz wichtiger Schlüssel zum Verstehen. Ich habe das in keinem Land so erlebt wie bisher in Pakistan, einem Moslemland mit strenger Überzeugung. Dort habe ich mit vielen ehemaligen Moslems gesprochen. Ihre Berichte waren für mich schockierend. Sie sagten: „Wisst ihr, was für ein furchtbares Gefängnis das ist, in dem sich Menschen bewegen?“
Ich sagte: „Aber wenn sie beten...“ Sie antworteten: „Das ist reine Angst. Wenn ein Moslem nur einmal mit den Gedanken beim Beten abschweift, ist sein ganzes Gebet nutzlos.“
Dann sagte ich: „Aber die Moslems leben doch nicht so unmoralisch wie unsere westliche Gesellschaft.“
Sie antworteten: „Da hast du keine Ahnung. Ich könnte dich hier durch Islamabad und Peschawar führen und dir zeigen, dass es noch viel schlimmer ist. Das ist nur Heuchelei, weil das Gesetz drängt. Wir kennen das ja bei gesetzlicher Frömmigkeit: Alles wird in die Form gedrängt, aber nicht aus dem Herzen heraus.“
Sie sagten weiter: „Du siehst das völlig falsch. Wir haben es doch erlebt. Wir haben nie die Freude der Vergebung erfahren. Wir haben nie erlebt, dass wir zu Allah, zu Gott, ein Liebesverhältnis haben durften. Wir konnten nie Vater sagen, wir haben nie Heilsgewissheit gekannt. Das war völlig unmöglich.“
Und sie betonten: „Es ist dringend eine wichtige Pflicht für jeden, dass ihr das bezeugt.“
Vor ein paar Wochen war das Missionsfest der Südosteuropa-Mission in Siegen. Dort lauschte ich aufmerksam. Ich habe Ihnen gesagt: Viele Missionsblätter kann man wegschmeißen, denn es steht oft nicht viel drin. Meist geht es um neue Verwaltungshäuser oder Spendensammlungen. Man sollte den Euro genauer umrechnen, wenn man seine Spenden macht, und es gibt lauter solche Ratschläge. Sie reden immer von Mammon statt vom Reich Gottes.
Dann hat mich interessiert: Da waren Türken. Es gibt doch kaum Jesus-Jünger unter dem Volk der Türken. Es gibt ja Asyrer, Armenier und so weiter, aber richtige Türken? Ich glaube, vor zwanzig Jahren gab es überhaupt höchstens zweihundert gläubige Christen unter den volksmäßigen Türken.
Dann erzählten sie, wie sie zu Jesus kamen. Einer sagte: „Ich habe mich ganz schuldig gefühlt. Ich wohne jetzt in einem Stadtteil, wo 60 Ausländer sind. Auch vorher haben viele Türken um mich herum gewohnt. Sie haben gesagt: Du wirst schuldig, wenn du deinen Türken um dich herum nicht ganz simpel und einfach mit einfachen Worten in Liebe immer wieder erzählst, was dir Jesus bedeutet.“
„Du machst sie neugierig, du machst sie interessiert, du weckst ihr Interesse. Gar nicht bombardieren mit einer Menge von Büchern, sondern einfach sagen, welche Freude Jesus für dich bedeutet, wie das dein Glaubensleben wirklich erfrischt und wie du in Jesus die ganze Gegenwart Gottes hast. Trotz allem Leid und Schweren, das sie zu tragen haben, leben sie schon im Himmel.“
„Weil Jesus da ist, wie du mit ihm reden kannst im Gebet, wie unkompliziert das für dich ist, wie natürlich und wie echt du das erleben darfst.“
Jetzt müsste ich den Türken nur noch hinzufügen, dass sich allein in der Türkei die Zahl der Christen in den letzten zwanzig Jahren verzehnfacht hat. Denken Sie mal: Wenn es bei uns so ein Wachstum gäbe, verzehnfacht!
Und sie haben so ein fröhliches Jesuszeugnis. Türken kommen bei uns zum Glauben. In Izmir traf ich einen Pastor, der in Nagold in der Teestube vom Zephadem zu Jesus gekommen ist. Heute ist er Pastor in Izmir und hat ein tolles Verhältnis mit dem Oberbürgermeister.
Sie geben dort ein fröhliches, offenes Zeugnis. Der Oberbürgermeister hat nun eingeladen, an der Universität regelmäßig Vorlesungen über den christlichen Glauben zu halten. Er hat dafür gesorgt und gesagt: „Das müssen unsere Moslems wissen.“ Es ist eine Offenheit da.
Es kommen auch viele Moslems in die geöffneten Kirchen. Leider sind es sehr wenige, denn sie werden durch Schikane radikaler Moslems in der Türkei behindert. Aber es wird erwähnt: Der Hunger nach Jesus ist da. Das Heil ist Jesus allein.
Gehen Sie mal durch unsere evangelischen Kirchen in unserem Land und prüfen Sie, ob das noch klar verkündigt wird.
Wir wollen uns nicht aufregen und nicht zum Fenster hinausreden. Stattdessen sollten wir uns an der eigenen Nase packen und fragen: Sind wir solche Leute, die mit Jesus als dem Heil so leben?
Jesus ist das Ebenbild Gottes, in dem die ganze Herrlichkeit Gottes in unsere Welt kommt. Durch ihn kann man Gott erkennen. Durch Jesus haben wir Gott.
Die Herausforderung des Gebets und der Begegnung mit anderen Religionen
Natürlich ist das eine Not. Ich erinnere mich noch gut daran, wie oft unter Kollegen die Frage aufkam: Dürfen wir überhaupt zu Jesus beten? Sie fragten das immer wieder.
Natürlich darf man das. Maranatha – Herr Jesus, komm bald! Das steht so in der Bibel. Wenn es Paolo so sagt, dann ist das richtig, denn Jesus ist für uns die Tür zum Vater, zum Vaterherzen. Wir können ihn anrufen.
Aber wie sieht es mit den anderen Religionen aus? Ein Heft eines kirchlichen Visionswerks zeigt derzeit auf dem Titelbild einen buddhistischen Priester. Dieses Bild steht für das Gespräch auf einer Konferenz, die in Japan stattfindet. Dort geht es darum, sich gegenseitig zu erkennen und zu verstehen, was alles vorhanden ist.
Das ist immer schwierig. Will man denen absprechen, dass sie Gott suchen? Ich will überhaupt nichts absprechen. Ich weiß nur von all denen, die Jesus gefunden haben, wie sie sagen: Nein, das war nicht das, was wir gesucht haben. Wir haben es nicht gefunden.
Paulus schreibt im ersten Korintherbrief, Kapitel 10, Vers 20: „Was man da opfert, das opfert man den bösen Geistern und nicht Gott.“ Das ist eine harte Aussage. Paulus spricht es ab, auch wenn die Leute es ehrlich meinen.
Und wenn man sieht, mit welcher Hingabe und Inbrunst die Menschen dort Gott dienen wollen – sie wissen es oft gar nicht besser. Sie haben eine große Sehnsucht, Gott zu finden.
Wir kennen die Stellen, wo Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Oder wie Jesus auch in Johannes 14 sagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“
In Christus ist die ganze Gotteserkenntnis enthalten. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung.
Die Ursprünge der christlichen Mission und das Zeugnis der Gemeinde
Die ersten Christen, die missionierten, waren Flüchtlinge, die nach Antiochien am Orontes gingen, einer großen Weltstadt. Das war keine organisierte Aktion. Sie erzählten einfach von ihrem Glauben, und die anderen gaben ihnen Spitznamen, wie es oft passiert, wenn man immer wieder dasselbe Thema anspricht. In Antiochien bekam man zuerst den Spitznamen für diese Leute, die den „Tick“ hatten, immer von einem zu reden: Christen. Sie sprachen ständig von Christus.
Das war der Christus, der verheißene Messias, der ihr Leben erfüllte. Das war das Zeugnis der Mission. Es ist wichtig, dass wir wieder erkennen: Uns geht es darum, dass in unserem Volk und in der ganzen Welt von Christus gesprochen wird. Und zwar so, dass in Christus Gott unter uns ist und wir in ihm die ganze Gegenwart Gottes erfahren.
Die Diskussionen mit anderen Christen drehen sich oft schnell um praktische Fragen. Da heißt es dann: „Also wollt ihr den anderen Leuten keine praktische Hilfe geben?“ Das erlebe ich immer wieder mit unserem Hilfswerk „Hilfe für Brüder“. Da kommen Leute, zum Beispiel radikale Feministinnen, und sagen: „Ihr seid also gegen die Schwestern, weil ihr Hilfe für Brüder nennt.“
Darauf antworte ich immer: Jesus hat auch gesagt, dass er das getan hat, was er einem seiner geringsten Brüder getan hat. Jesus denkt nicht so sehr an den Unterschied von Mann und Frau. Es gibt zum Beispiel eine Architektenkammer und eine Bundesärztekammer, aber keine „Bundesärztinnen- und Ärztekammer“. Das ist verrückt. Im Englischen gibt es keine solche Geschlechts-Deklinierung. Aber das ist den Feministinnen wichtig.
Andere sagen: „Aha, ihr tut ja nur etwas für die Verkündigung.“ Nein, das stimmt nicht. Wenn wir die Christen in der Dritten Welt fragen, gerade in den schlimmsten Notgebieten mit den größten Hungersnöten, ist es überraschend, dass die geistlichen Fragen die wichtigsten sind. Das verstehen unsere satten Mitbürger und auch viele Mitchristen nicht mehr.
Mein Vater war im Kriegsgefangenenlager in Frankreich, einem Hungerlager. Er hatte nichts zu essen, aber bis zu seinem Lebensende hat er ein Testament aufbewahrt, das ihm über die YMCA überreicht wurde. Das war ihm das Liebste. Dort wurde ihm das Evangelium noch einmal ganz groß, als alle irdischen Güter verschwunden waren und sie nicht mehr wussten, womit sie sich ernähren sollten.
In den Slums Indiens ist die Frage: „Wo ist eigentlich Gott?“ Natürlich brauchen die Menschen Medikamente, Schulbildung und vielleicht einen Kleinkredit, um ein Gewerbe zu gründen. Das sollten wir ihnen auch geben. Das schließt sich ja nicht aus. Aber die Menschen fragen: „Wo ist Gott? Hat Gott uns verflucht?“
Wenn man den Hinduismus betrachtet, hört man oft, dass Gott auf der Seite der hohen Kasten ist, der Brahmanen. Die Menschen in den Slums sind kastenlos. Sie können gar nicht zu Gott vordringen, sie sind aus ihrer eigenen Religion ausgestoßen. Die hinduistische Religion ist eine unterdrückerische, rassistische Religion, die die Menschen unterdrückt. Das muss einem bewusst werden.
Diese Menschen hungern nach dem Evangelium, nach Gottes Liebe. Jesus macht keinen Unterschied nach Kastenzugehörigkeit. Du bist ihm so wichtig wie ein Brahmane. Er liebt dich und sucht dich. Er geht dir nach. Das Evangelium findet in Indien einen so fruchtbaren Boden, weil die Menschen in ihrer Religion keine Hoffnung mehr haben. Jesus geht genau zu den Menschen, die ganz unten sind, und schenkt ihnen die ganze Gottesfülle. Er will Wohnung machen in solchen Menschen.
Das ist eine Botschaft, ein Evangelium. Noch nie hat ein Inder in einem Slum einen Evangelisten angegriffen, noch nie! Wenn es in Indien zu Übergriffen kommt, dann immer von radikalen Hindus, die zur oberen Kaste gehören. Aber nie von den Armen unten in den Slums, den Kastenlosen. Das muss man wissen: Der geistliche Hunger ist groß.
Die Bedeutung des Evangeliums in Krisenzeiten
Gerade in Katastrophen, wie wir es in den Kriegszeiten erlebt haben, stellt sich die Frage erneut: Ist Gott noch mit seiner Liebe bei uns? Können wir ihn noch finden?
Deshalb ist es so wichtig, das Evangelium weiterzugeben und zu verkünden. Dabei schließt die soziale Hilfe nicht aus, dass wir auch praktische Unterstützung leisten.
Doch zunächst beginnt es damit, dass wir uns wieder bewusst machen, was Mission bedeutet. Es gibt kein anderes Heil; es gibt kein anderes Heil als Jesus allein.
Die Herrschaft Jesu über alle Mächte
Mein zweiter Punkt: Alle Macht gehört Jesus. In ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist – das Sichtbare und das Unsichtbare. Es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten, alles ist durch ihn und zu ihm geschaffen. Er ist vor allem, und alles besteht in ihm.
Waren Sie schon einmal in Kolosse? Das ist ganz wichtig. Heute macht man ja oft Türkeireisen, da Israel bei Reisegruppen nicht mehr so beliebt ist und es dort günstiger ist zu reisen. Kolosse ist allerdings noch nicht ausgegraben worden. Es liegt etwa 17 Kilometer von Laodizea entfernt. Dort waren drei Gemeinden, die bei den heißen Quellen von Pamukkale lagen.
Was war das für eine Gemeinde in Kolosse? Sie versuchten immer, mit den Ordnungen der Welt zu leben. Ich möchte ein ganz einfaches Beispiel geben, damit man sich das besser vorstellen kann: Gehen Sie mal heute durch Großstädte und schauen Sie in die Schaufenster, wie groß die Esoterik-Ausstellungen in den Buchhandlungen sind. Es ist eine Schande, wie die Esoterik verbreitet wird. Dort geht es immer um die Kräfte des Alls, mit denen man im Einklang leben soll – mit den Gestirnen, den Steinen, den Farben. Man soll mit den Mächten und Gewalten in Harmonie leben.
Herr Paulus erinnert die Gemeinde, die damals von dieser Esoterikwelt versucht war – damals nannte man das Weltergnosis, aber es sind ganz ähnliche Gedanken wie heute, man könnte auch Anthroposophie teilweise dazuzählen – und sagt: Christus ist der, der über allem steht. Du brauchst dich nicht an diese irdischen Mächte zu halten.
Jetzt noch ein ganz anderes Wort aus der Mission: Dort sind die Mächte noch ganz anders präsent. Ich erkläre das gern mit Albert Schweitzer, der ein Mensch war, der nicht an Jesus glauben konnte. Albert Schweitzer war überzeugt, dass Jesus ein gescheiterter Mensch war, der in den Speichen der Weltgeschichte zerrissen wurde – wie er sagt, zerfetzt wurde. Aber das Beispiel von Jesus sollte weitergehen. Darum entschied sich Albert Schweitzer, nach Ogove zu gehen und dort Gutes zu tun, wie Jesus es getan hat.
Albert Schweitzer konnte nie an Jesus glauben, auch wenn man seine Biografie liest, die er selbst geschrieben hat. Neulich hatte ich sie zum ersten Mal in der Hand, und ich war schockiert, wie Albert Schweitzer sagt: „Die Afrikaner haben eine solche Angst vor den Dämonen und Mächten. Wenn die Europäer das sehen würden, dann würden sie alles tun. Da würde jeder eine Freundermission werden, denn gegen diese Mächte kann man nur mit dem Evangelium angehen.“
Das hat einer gesagt, der selbst nicht daran geglaubt hat, Albert Schweitzer. Aber das Evangelium ist die einzige Kraft, die gegen diese Mächte ankommen kann. Das ist die Verzauberung, das ist Schicksalsglaube. Für die Afrikaner ist es ganz schwer zu verstehen, dass alles von dunklen Mächten bestimmt ist. Dann gibt es die schwarze Magie, die alles in der Hand hat.
Einer hat zu mir einmal gesagt, bevor er Christ wurde: „Ich habe in meinem Leben nichts getan, ich habe mich nur immer aus Furcht vor der schwarzen Magie entschieden, welchen Weg ich gehen soll.“ Er ist zum Zauberer gegangen und hat dort Hilfe gesucht. Albert Schweitzer sagt, man kann es nur mit einem Liedvers umschreiben: „Ich lag in schweren Banden, du kommst und machst mich los“ – von Paul Gerhardt.
Es hat mich gewundert, dass Albert Schweitzer das noch geahnt hat. Aber wie viel mehr müssen wir das wissen, die wir Jesus kennen: Die Kraft Jesu zeigt sich in der Befreiung von den bösen Mächten. Darum ist die Bekräftigung so wichtig, indem man sich lossagt. Gerade in der Mission ist das so wunderbar. Es hat mir immer geholfen, als ich vierzig Jahre lang in der Heimatgemeinde war, wenn man den Leuten aus den Briefen sagen konnte: Auch bei uns ist so ein klarer Schnitt nötig.
Viele Menschen haben Angst, wieder zurückzufallen. Sie haben sogar Angst, ihren Kindern die alten heidnischen Namen zu geben. Stattdessen nennen sie ihre Kinder plötzlich Martin Luther oder Gottfried oder Ähnliches. Sie wollen keinen europäischen Namen mehr, sie wollen das Alte nicht mehr, denn das Heidentum war furchtbar und soll hinter sich gelassen werden. Dieser Bruch ist nötig – die Herrschaft Jesu über diese Mächte und Gewalten.
Aber wir wissen doch, dass es wirklich Mächte gibt. Wissen Sie das? Mächte und Gewalten! Sie sind heute Morgen aufgestanden, haben ihre Haare gemacht, sich gewaschen. Wissen Sie, dass in der Hölle schon Großalarm war? Das ist doch klar, der Teufel will unseren Glauben durcheinanderbringen.
Wie hat Jesus von der Realität des Teufels gesprochen? Ich bin heute nicht hier, um ausführlich über den Teufel zu sprechen, aber wir wissen es doch. Unsere Predigten sind oft oberflächlich geworden. Aber ich schätze immer die alten Texte, die wir gelernt haben, wie Luthers Morgensegen: „Der böse Feind hat keine Macht an mir.“ Oder: „Der mich verlorenen, verdammten Menschen erlöst hat, erworben und gewonnen vor allem Sinn von Toten, von der Gewalt des Teufels.“
Wenn ich nicht unter Jesus stehe, werde ich von dunklen Mächten geritten. Und wenn jemand unter uns sagt: „Bei mir ist keine Gefahr“, soll er aufpassen. Es kann eine halbe Stunde dauern, und dann sind wir in dunkle Abgründe gerissen. Der Teufel kann unsere Gedanken verfinstern, unsere Seele kann er verfinstern.
Darum sind wir so froh, dass Jesus der Sieger ist über die Mächte. Das ist in der Missionsarbeit ganz besonders wichtig, dass wir das verkünden: Wir brauchen diesen Mächten nicht mehr zu folgen, überhaupt nicht mehr. Sie haben kein Anrecht auf uns.
Es gibt ja unter Evangelikalen auch manche, die immer wieder Geschichten erzählen und sagen: Vielleicht hat eine Oma – Entschuldigung, Oma hin, Oma her – wenn du an Jesus glaubst, hat der Teufel keine Macht mehr. Wenn du den Namen Jesu anrufen kannst, hat der Teufel keine Macht mehr. Ja, aber wenn da irgendetwas ist, macht das gar nichts aus.
Luther hat ja so schön gesagt: „Und wenn so viel Teufel wie Dachziegel in Worms sind, ich gehe hinein.“ Er hatte keine Angst. Das nennt man Mission. Ich fürchte mich nicht mehr vor aller offenen Macht, und das macht gar nichts aus.
Also, wir wollen vor diesen Mächten niemals Angst haben, weil wir vom Sieg Jesu wissen und von seiner Macht. Ein Missionslied heißt doch: „Und brich in Satans Reich mit Macht hinein.“ Wir wissen, dass es darum geht.
Im Vers 13 in Kolosse 1 steht: Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich seines lieben Sohnes. Bist du drin? Ist Jesus heute dein Herr? Steht etwas dazwischen? Das ist wichtig.
Ich schreibe jeden Monat unseren Missionaren – wir haben 150 Familien draußen – immer wieder einen Brief und sage: Das Wichtigste ist, dass zwischen euch und Jesus nichts dazwischen sein darf. Alles andere ist nicht wichtig. Dass ihr ganz ungebrochen bei Jesus seid, dass er eure stille Zeit hat, dass ihr beten könnt.
Und wenn irgendetwas ist, sage ich: Das nächste Flugzeug bringt euch Seelsorge. Wenn ihr es nicht vor Ort regeln könnt, dann holt euch Hilfe. Sonst geht es unter, sonst läuft die Missionsunternehmung in die falsche Richtung.
Mission ist kein vergnügliches Ding draußen, keine bloße Hilfsaktion, sondern ein Kampf um Leben und Tod. Das müssen wir immer wissen. Früher gab es so schöne Lieder, wie „Ein Streiter Christi sein will“. Paulus redet von der Waffenrüstung, wie wir kämpfen müssen.
Mir ist wichtig: Alle Macht hat Jesus. Wir brauchen nichts mehr von den dunklen Mächten zu sagen, wir wollen das auch nicht zum Thema machen. Wir wollen es wissen. Gerade dort, wo die Mächte so aktiv sind, ist das oft originell.
Wenn man irgendwo in einer asiatischen Stadt ist, frage ich immer die Christen dort: Darf ich den Hindu-Tempel angucken? Einige sagen: „Du darfst da gar nicht hineingehen.“ Andere sagen: „Doch, guck es dir an, mach ein paar schöne Fotos.“ So sieht man, welche Mächtigkeit diese Geister haben.
Die anderen sagen, wenn man hineingeht, wird man davon gepackt. Für uns ist das eine touristische Sache, denn wir glauben ja nicht daran. Wer in Christus ist, dem haben die Mächte keine Bedeutung. Das ist doch klar.
Das nimmt mich nicht gefangen. Ich kann hindurchgehen, ohne gefangen zu werden, denn sie haben keine automatisch magische Macht. Das Blut Jesu Christi macht mich frei von allen dunklen Mächten.
Hier steht, dass Christus der Herr ist über alle Mächte, Herrschaften oder Gewalten. Keine Schicksalsmacht kann mich bestimmen. Ich kann jetzt auch bei jedem Unglücksfall sagen: „Der Herr hat es zugelassen.“ Das sind keine Zufälle für die, die in Jesus sind.
Das ist ganz wichtig, dass wir kindliches Vertrauen haben, auch angesichts der schweren Nöte und Gefahren, denen wir in der Mission immer wieder ausgesetzt sind.
Wir haben uns sehr gefreut, als ein Ehepaar aus Altensteig – ein junger Förster mit seinen zwei kleinen Kindern – in das sehr gefährdete Gebiet nach Halmahera auf den Molukken ausgewandert ist. Dort wurden viele Christen ermordet. Für das Ehepaar war das keine Überlegung: „Wenn Jesus will, gehen wir.“
Sie gehen dorthin und stehen den Christen beim Wiederaufbau ihrer Häuser bei. Sie helfen beim Bearbeiten der Wälder und des Holzes. Wir haben lange gesucht, und dann hat Gott das Wunder geschenkt, dass sie bereit waren.
Ich habe gesagt: Wenn einer Angst hat, soll er nicht gehen. Es hat keinen Wert, wenn jemand mit Angst hinausgeht. Das hat keinen Wert. Er muss wissen: Jesus ist der Herr, Jesus bestimmt mein Leben, und was geschieht, geschieht zu seiner Ehre und steht unter der Kontrolle Jesu.
Und das ist wichtig: Alle Macht in Jesus.
Die Gemeinde als lebendiger Leib Christi
Drittens: Die Gemeinde ist ein Wunder. Könnt ihr überhaupt noch? Er hat gesagt, ich darf eine ganze Stunde marschieren – wahnsinnig! Die Gemeinde ist ein Wunder.
Jetzt fragt man sich: An was denken Sie bei „Gemeinde“? Denken Sie an die freikirchliche Gemeinde, an Ihre Gemeinschaft oder an eine landeskirchliche Gemeinde? Jesus hat seine Leute in dieser Welt, seine Leute. Und wo sie sich versammeln, da ist Gemeinde. Es gibt ja kein Solo-Christentum; wir sind immer zu den Schwestern und Brüdern geführt.
Lange Steinbare Höhe, auch Freizeit ist eine Gemeinde, ein Stück des Leibes Christi, das sich darstellt – auch in den Tagen, wo wir hier zusammen sind. Jetzt werden Sie merken, wie schwer es Ihnen nachher fällt, wenn Sie wieder heimgehen. Denn da ist ein Christusgeheimnis plötzlich da, weil Christus das Haupt ist.
Was heißt das also? „Ich habe so einen schönen Bauch, aber mein Pass zeigt nur das Bild vom Kopf, weil der Kopf entscheidend ist und nicht mein Bauch.“ Obwohl ich beim Essen meinen Bauch liebe, hat der Kopf eine ganz entscheidende Funktion. Kommandos gehen vom Kopf aus.
Ich habe dem Dr. Meier Gerber vorhin mit Interesse zugehört, welche Bedeutung die zentralen Schaltstellen und Verbindungen haben. Der Kopf muss Jesus sein. Das heißt also, in so einer Gemeinschaft, wie wir sie hier haben, muss alles, was von Bedeutung ist, von Jesus herkommen. Menschliche Dinge können gar nicht wichtig sein.
In einer Gemeinde gibt es ja viele Nöte mit Menschen. Ich kenne gar keine Gemeinde, in der es keine Streitigkeiten gibt. Kennen Sie eine? Dann müssen Sie mir das sagen. Das gibt es gar nicht. Einer hat mal gesagt: Wenn man in ein friedliches Dorf Streit hereintragen will, muss man fast zwei Pfarrer hinsetzen. So ist es oft zwischen Menschen.
Aber das kommt daher, wenn wir unsere Befehle nicht von Jesus hernehmen. Und das ist der Segen der Gemeinde: Was wir von Jesus hernehmen, das prägt uns. Verstehen Sie? Das prägt uns, und das ist von Bedeutung.
In der Gemeinde ist der Segen da, wo wir einander stärken, in der Gemeinschaft mit Jesus, weil er das Haupt ist, was Jesus wirken kann. Und es gibt sicher vieles, was im Licht der Ewigkeit gar keine Bedeutung mehr hat.
Das größte Wunder ist plötzlich, wenn in einer Welt der Religionen eine Jesusgemeinde entsteht. Heute Abend ist es interessant, wie es noch ganz wenige Regionen gibt, in denen es keine Gemeinde gibt. Vor zwanzig Jahren waren es noch viele, heute gibt es nur noch ganz wenige Orte, an denen es keine Jesusgemeinde gibt.
Es ist ganz wunderbar, und so klein die Gemeinde auch ist – zwei oder drei im Namen Jesu, die sie versammeln –, unüberwindlich stark. Keiner von ihnen darf sagen: Ich bin ganz allein. Das wäre furchtbar. Wenn zwei oder drei sich zum Gebet treffen, auch in einem ganz gottlosen Ort, ist das Geheimnis da, dass Jesus das Haupt uns bestimmen kann.
Darum ist auch das, was wir in der Gemeinde tun, nicht abhängig von dem, was in der Zeitung steht oder was sonst gesprochen wird. Also müssen wir uns nicht von den Themen der Politik und von Wirtschaftsthemen bestimmen lassen, sondern es gilt eine Ewigkeitsordnung.
Und darum ist es so wunderbar, wenn wir das Wort lesen und einfach sagen: Jetzt soll Jesus uns das sagen, was er heute als das Wichtigste mitteilt.
Wenn wir die Gemeinde mal so vergleichen wollen, dann können wir sagen: Es ist ein Krüppelheim. Es gibt keine vollkommene Gemeinde. Ich halte auch nicht viel von diesen dauernden Themen, wie wir die Gemeinde organisieren, damit sie attraktiv wird.
Wir sollen den Leuten sagen, dass die Gemeinde alle Mängel hat. Ich gehöre doch heute dazu. Wenn ich nicht dazugehören würde, hätte sie weniger Mängel. Sehen Sie, wir gehören doch dazu! Immer wieder gibt es diese Brautschau bei jungen Leuten: „Welche Gemeinde schließe ich mich an? Ich suche eine vollkommene Gemeinde.“ Aber spätestens, wenn du dabei bist, ist sie nicht mehr vollkommen.
Das ist ganz schockierend, aber Jesus hat auch seine Jünger so gesammelt. Paulus spricht nicht von viel Edlen oder viel Gewaltigen. Die Korinther waren verletzt, nicht viel Edle, nicht viel Gewaltige. „Was schwach ist, das verachtet die Welt, das hat Gott erwählt.“
Die Gemeinde ist oft ganz kläglich. Merkwürdigerweise hat Gott oft die Schwächsten zuerst genommen. Leute, die im Leben zu kurz gekommen sind, die vielleicht abstossend gewirkt haben auf andere, Behinderte. Und Gott hat seine Ehre hineingelegt, über diesen Menschen seine Herrlichkeit aufleuchten zu lassen.
Das ist sein Triumph in der Gemeinde, wenn er sie sammelt.
Diese Gemeinde hat einen Auftrag. Es hat Gott gefallen, dass in Jesus alle Fülle wohnen sollte und dass alles versöhnt würde mit Gott auf Erden und im Himmel. Dass er Frieden macht durch sein Blut am Kreuz.
Es ist ganz wunderbar, dass eine Gemeinde mithelfen darf. Auf einmal kann der Bruder Hagen davon erzählen, was dort in Südäthiopien passiert ist.
Das ist ein Thema, das ich oft gerne bei Vorträgen erwähne. Aber jetzt ist Bruder Hagen da, der kann dann erst richtig losziehen.
Bei den Podis, die noch vor zwei Jahren einen Menschen im Nachbarstamm umgebracht haben, sagen sie heute: „Sie schicken uns den Boden des Evangeliums.“ Und auf einmal bricht da etwas auf, und da entsteht eine Jesusgemeinde.
Das sind Leute, die Kalaschnikows haben, alle Rumänischen, gefährliche Menschen, die dort leben. Da geht es um Tod und Leben. Da ist Versöhnung sichtbar.
Aber die Versöhnung zeigt sich auch darin, dass man zum Beispiel ein Herz für Behinderte hat. Etwas, das mir sonst gar nicht so wichtig ist, aber man darf es erwähnen.
In der Dritten Welt geht man oft sehr grob mit Tieren um. Da ist mir erst aufgegangen, dass selbst der Respekt vor den Tieren etwas ganz Wunderbares ist.
Albert Knapp, der Liederdichter, hat ja den Stuttgarter Tierschutzverein gegründet. Ich sage, dass er und die Tiere sich mögen.
Aber dass man mit der Schöpfung ganz anders umgeht, wenn man von Jesus einen ganz anderen Blick hat, das ist der Grund, warum wir immer wieder sagen: Wir schicken Landwirte aus.
Ich habe gerade in Malawi einen großen Streit mit den theologischen Seminaren gehabt. Was für ein Streit! Ich habe gesagt: Wenn ihr nicht selber in euren Äckern schafft, gebt ihr doch ein schlechtes Beispiel im Dorf. Ihr müsst zeigen, dass ihr den Boden bestellt.
Denn da hungert alles, und da müssen die Pfarrer nicht im weißen Kragen herumlaufen, sondern den Boden bestellen.
Es gibt bei uns auch Dünkel, dass manche sagen: „Ich bin mir zu gut zum Dreck schaffen.“ Aber ihr müsst ein Beispiel geben, was es heißt, Diener der Menschen zu sein. Und dann den Leuten sagen, dass uns Gott auch Gaben gegeben hat.
Denn das ist eine ganz schlimme Sache in Afrika: das Häuptlingsdenken. „Ich lasse mich bedienen von den Sklaven.“ Und das hat Jesus durchbrochen.
O Bruder Hagen weiß auch, wie das oft in vielen drinsteckt, die dann bloß oben sein wollen, das Kommando geben wollen.
Und das gibt es in Deutschland auch, und das gibt es in unserem eigenen Wesen auch. Dass wir versöhnt werden, dass wir auf einmal anfangen, Leute zu werben im Basisgesundheitsdienst.
Dort in Nordmosambik sind 350 Menschen und niemand sorgt für medizinische Versorgung. Und dann schickt man Krankenschwestern raus, die im Dorf Leute anheuern, die den ganz einfachen Basisgesundheitsdienst organisieren und die Impfungen organisieren, damit die Kinder nicht wegsterben und damit das Wasser sauber gemacht wird.
Denn das ist ein Auftrag an die Welt: sich um die Schwachen, um die Aussätzigen und um die, die Not haben, zu kümmern und Liebe zu üben.
Das kommt ja dann in der Gemeinde dazu.
Gerade in den Gesprächen mit der evangelikalen Kirche von Malawi war es interessant, dass wir auf einmal merkten: In Malawi sind in den letzten zwei Jahren sieben Lehrer an Aids gestorben.
Der Staat bildet jedes Jahr vielleicht 300 aus. Sie wissen, welche Bildungskatastrophe da auf das Land zukommt.
Viele Kinder können gar keine Schule besuchen, weil es nicht einmal Lehrer gibt. 60 Prozent der Lehrer sind Aids-infiziert. 800 Kinder sind unversorgt, können nicht mal von der Großfamilie versorgt werden, es sind Aidswaisen.
Und dass man sagt: Das ist doch eine Aufgabe für die Kirche, hier etwas von der versöhnenden Kraft Jesu sichtbar zu machen.
Vielleicht müssen wir auch von uns aus noch einmal ganz neu etwas erfinden und sagen: Wir geben den Pfarrern, die da sechs Kinder bei sich haben und noch ihr siebtes aufnehmen, monatlich einen kleinen Betrag. Damit sie vor Ort nicht weiße Häuser bauen, sondern die Kinder versorgen und in ihre Familie integrieren.
So wird etwas von dieser Kraft Jesu sichtbar, von Heilung und Versöhnung. Dass die Gräben zwischen den Stämmen überwunden werden.
Das ist in Afrika ganz schlimm, auch in Europa. Wenn Sie auf den Balkan schauen, Gott bewahre uns davor, dass es bei uns in Deutschland nicht wieder aufbricht.
Aber dass die versöhnende Kraft Jesu der Friede auf Erden ist, das ist ein Zeichen der gläubigen Jesusgemeinde mit der Tat.
Wir müssen nur die Reihenfolge sehen: Veränderte Menschen schaffen veränderte Verhältnisse. Und genau das ist ein wunderbares Zeugnis.
Die kümmern sich auch am allerbesten um die Nöte. Niemand kann so gut wie die Leute vor Ort helfen. Die sind die Besten, sie sprechen die Sprache, kennen die Leute, kennen ihr Volk.
Wir helfen ihnen ein bisschen, damit sie es noch besser machen können. Wir reichen ihnen unsere Hände, aber wo es fehlt, wo können wir sie unterstützen, damit der Dienst noch besser geschehen kann.
So, jetzt ist eine Stunde herum, und wir haben eine Menge gehört.
