Liebe ist ein zentrales Thema in vielen Kulturen und Religionen. Sie wird oft als eine tiefe emotionale Verbindung zwischen Menschen beschrieben, die durch Fürsorge, Verständnis und Respekt geprägt ist.
In der Bibel wird Liebe als die höchste Tugend dargestellt. Zum Beispiel heißt es in 1. Korinther 13,4-7, dass Liebe geduldig und freundlich ist, nicht eifersüchtig oder prahlerisch. Sie trägt alles, glaubt alles, hofft alles und erträgt alles.
Liebe zeigt sich nicht nur in Worten, sondern vor allem in Taten. Sie fordert, dass Menschen einander helfen, vergeben und füreinander da sind – selbst in schwierigen Zeiten. Dieses Verständnis von Liebe geht über bloße Gefühle hinaus und wird als eine bewusste Entscheidung verstanden, das Wohl des anderen zu suchen.
Darüber hinaus umfasst Liebe auch die Selbstliebe. Nur wer sich selbst annimmt und achtet, kann auch andere wirklich lieben. Deshalb ist es wichtig, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.
In der modernen Gesellschaft wird Liebe oft romantisch idealisiert. Doch wahre Liebe zeigt sich in der Fähigkeit, auch Herausforderungen gemeinsam zu meistern und sich gegenseitig zu unterstützen. Sie ist ein Prozess, der Pflege und Hingabe erfordert.
Insgesamt ist Liebe eine Kraft, die Menschen verbindet und ihnen hilft, gemeinsam zu wachsen und zu heilen. Sie ist Grundlage für Frieden und Harmonie – sowohl im persönlichen Leben als auch in der Gemeinschaft.
Rückblick auf die Entstehung und Herausforderungen der Gemeinde in Korinth
Letzte Woche haben wir eine neue Predigtreihe begonnen, die sich mit dem ersten Korintherbrief beschäftigt. Wir haben darüber nachgedacht, wie diese Gemeinde entstanden ist, nämlich als Paulus auf seiner zweiten Missionsreise nach Korinth kam.
Dabei haben wir bedacht, dass Paulus eineinhalb Jahre lang in dieser Gemeinde war. Es war die erste Gemeinde, in der er so etwas wie ein Pastor war. Einige Jahre später erreichte ihn die Nachricht, dass es in dieser Gemeinde große Probleme gab. Diese Probleme spricht Paulus in dem Brief an, den wir in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam betrachten wollen.
Letzte Woche haben wir gesehen, dass Paulus diesen Brief mit Worten beginnt, die zunächst zeigen, dass er eine ganz geistliche Sicht, eine geistliche Perspektive auf die Gemeinde hat. Trotz aller Probleme, die es in Gemeinden geben kann, sind Gemeinden zuallererst eine Sammlung von Menschen, die Gott in seiner großen Gnade berufen und zusammenstellt.
So kann Paulus gleich zu Beginn diese Gemeinde nicht als „ihr, die ihr so viele Probleme habt“ bezeichnen, sondern nennt sie „die Gemeinde Gottes in Korinth, die Geheiligten in Christus Jesus“. Danach dankt er Gott für seine wirksame Gnade.
Das ist die geistliche Perspektive, die Paulus auf die Gemeinde hat. Ich hoffe, wir alle sind noch erfüllt von dieser Perspektive, sodass wir Gemeinde vor allem als einen Ausdruck dessen sehen, dass Gottes Gnade mächtig wirkt.
Die Bedeutung der Einheit in der Gemeinde und die Herausforderung von Streit
Paulus spricht in seinem Brief auch das an, was angesprochen werden muss. Damit kommen wir zum heutigen Predigttext, 1. Korinther 1,10. Hier thematisiert Paulus Probleme in der Gemeinde.
Was ist das erste Problem, das er in seinem Brief anspricht? Was ist das Drängendste, das zuallererst adressiert werden muss? Es sind Streit und Parteiungen in der Gemeinde – Streit und Spaltungen, die die Einheit der Gemeinde bedrohen.
Die Bedeutung dieser Einheit der Gemeinde wird bereits im Text deutlich, den wir gerade gehört haben, als Psalm 133 vorgelesen wurde. Vielleicht ist das beim Öl im Bad ein wenig untergegangen. Wenn wir den Mittelteil weglassen, erkennen wir die Kernaussage von Psalm 133: „Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder oder Geschwister einträchtig beieinander wohnen! Denn dort verheißt der Herr den Segen und Leben bis in Ewigkeit.“
Seht ihr, Eintracht, also das Sinnesein, das Miteinandervereintsein, ist Gott ganz, ganz wichtig. Und genau das findet seinen Segen.
Heute habe ich die frohe Aufgabe, über Streit und Spaltungen in der Gemeinde zu sprechen. Dabei kann ich eine Gemeinde ansprechen, bei der, soweit ich das wahrnehme, dieses Thema kein großes Problem ist. Gott sei Dank! Gott sei Dank erleben wir in dieser Zeit viel Einheit und ein herzliches Miteinander.
Dennoch glaube ich, dass es auch für uns wichtig ist, diese Worte zu hören. Denn eines ist klar: Es gibt einen, der nicht will, dass die Gemeinde herzlich beieinander ist. Es gibt einen Widersacher, der immer darauf bedacht sein wird, die Einheit zu zerstören.
Deshalb ist das, was wir heute hören und bedenken wollen, wichtig für uns. Es kann uns rüsten, die Einheit der Gemeinde weiterhin zu schützen vor den Angriffen, die zu jeder Zeit kommen werden.
Lesung des Predigttextes: 1. Korinther 1,10-17
Und so möchte ich uns nun Gottes Wort vorlesen. Ich lese aus dem ersten Korintherbrief, Kapitel 1, die Verse 10 bis 17.
Hier schreibt der Apostel Paulus:
„Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet und keine Spaltungen unter euch sein sollen. Haltet vielmehr fest zusammen, in einem Sinn und in einer Meinung.
Denn es ist mir bekannt geworden über euch, liebe Brüder, durch die Leute der Chloä, dass Streit unter euch herrscht. Ich meine damit, dass der eine unter euch sagt: ‚Ich gehöre zu Paulus‘, der andere: ‚Ich zu Apollos‘, der dritte: ‚Ich zu Kephas‘ und der vierte: ‚Ich zu Christus‘.
Wie, ist Christus etwa zerteilt? Ist Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr etwa auf den Namen des Paulus getauft?
Ich danke Gott, dass ich niemanden unter euch getauft habe, außer Crispus und Gaius, damit niemand sagen kann, ihr wärt auf meinen Namen getauft. Ich habe auch Stephanus und sein Haus getauft, sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemanden getauft habe.
Denn Christus hat mich nicht gesandt, um zu taufen, sondern um das Evangelium zu predigen – nicht mit klugen Worten –, damit nicht das Kreuz Christi zunichte werde.“
Soweit Gottes heiliges und irrtumsloses Wort.
Gliederung der Predigt in drei Schwerpunkte
Wir wollen diesen Abschnitt in drei Punkten betrachten, in drei Abschnitten. Vers 10 ist der Aufruf zur Einheit der Gemeinde. Und wenngleich das nur ein Vers ist, wird dieser den Großteil der Predigt ausmachen. Deshalb seid getrost, wenn Punkt eins relativ lang dauert.
Die Verse 11 und 12 zeigen uns eine konkrete Situation in Korinth, nämlich einen Angriff auf die Einheit der Gemeinde. In den Versen 13 bis 17 lesen wir weiterhin sehr persönliche Worte, die Paulus schreibt. Dabei gibt er uns auch ganz allgemein Argumente für die Einheit der Gemeinde.
Bevor wir diese drei Punkte miteinander bedenken, möchte ich mit uns beten:
Himmlischer Vater, wir wollen dich bitten, dass du durch dein Wort zu uns sprichst. Ich möchte dich bitten, dass du mich nur als dein Werkzeug benutzt, damit ich dir nicht im Wege stehe. So können wir durch dein Wort hören, was du uns zu sagen hast.
Herr, danke, dass du uns zur Einheit rufst und uns zeigst, worauf wir achten müssen. Danke, dass du uns zeigst, warum Einheit so wichtig ist. Wir haben schon gehört, dass großer Segen darauf liegt. So bitten wir dich, dass du dein Wort gebrauchen willst, um uns auszurüsten, immer mehr als eine Gemeinde zu leben. Lass uns deinen Segen erleben und für viele um uns herum zum Segen werden.
Deshalb bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Der Aufruf zur Einheit der Gemeinde (Vers 10)
Den Aufruf zur Einheit in der Gemeinde sehen wir gleich zu Beginn in Vers 10. Ich lese diesen Vers noch einmal vor:
„Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet. Und lasst keine Spaltung unter euch sein, sondern haltet aneinander fest, in einem Sinn und in einer Meinung.“
Letzte Woche habe ich schon darüber gestaunt, wie überaus positiv Paulus diesen Brief an diese problembeladene Gemeinde beginnt. Jetzt, wo er die Probleme in der Gemeinde konkret anspricht, bleibt sein Ton freundlich.
Das kommt in der deutschen Übersetzung nicht ganz so deutlich zum Ausdruck, weil Luther das Wort „Parakaleo“ immer mit „ermahnt“ übersetzt. Man könnte es genauso gut mit „ermutigen“ übersetzen. Paulus sagt also: „Ich ermutige euch, liebe Brüder.“ Ich hoffe, man hört, was für ein Ton das ist. Es ist ein freundlicher, herzlicher Ton.
„Liebe Brüder“ – das ist die Herzenshaltung, mit der Paulus die Korinther anspricht. Und das ist wirklich die Herzenshaltung, die wir grundsätzlich haben sollten, wenn wir Sünde bei Geschwistern ansprechen.
Paulus erklärt das an anderer Stelle, wo er sagt, dass wir, wenn wir sehen, dass jemand in Sünde gefangen ist, mit sanftmütigem Geist dieser Person zu Recht helfen sollen. Genau das tut Paulus hier. Er will nicht einfach nur schimpfen über das, was schlecht läuft. Er will die Korinther gewinnen für das, was Gott gefällt. Deshalb spricht er sie so an.
Zugleich macht Paulus deutlich, dass er nicht einfach nur seine Meinung oder seine Sicht der Dinge beschreibt. Schon in Vers 1 letzte Woche haben wir gesehen, dass Paulus sehr bewusst schreibt als ein Apostel, als ein Botschafter des Herrn Jesus Christus. Das tut er hier auch.
Wenn er sie nun ermahnt oder ermutigt, dann tut er das im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Paulus macht deutlich: „Schaut, Jesus Christus ist mein Herr, Jesus Christus ist euer Herr, er ist unser gemeinsamer Herr. Jetzt hört also, was der Herr Jesus Christus euch zu sagen hat.“
Nicht Paulus ist primär interessiert an der Einheit der Gemeinde, sondern Jesus Christus selbst. Der Herr ermahnt uns Christen durch den Apostel konkret zu drei Dingen:
- Dass ihr alle mit einer Stimme redet.
- Lasst keine Spaltung unter euch zu.
- Haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung.
Wir sollen mit einer Stimme reden. Die Gemeinde soll mit einer Stimme reden, damit von ihr eine Botschaft, eine vereinte Botschaft zu vernehmen ist. Das ist das, was Gott durch die Gemeinde tun will.
Er hat uns zusammengerufen, damit wir nun miteinander in dieser Welt als Repräsentanten unseres Herrn leben und unsere Botschaft die Botschaft unseres Herrn ist. Deswegen sollen wir mit einer Stimme reden.
Das macht Sinn, oder? In gewisser Weise kann man sich Gemeinde vorstellen wie die Botschaft eines anderen Reiches in einer fremden Nation. Ich war früher häufiger in der deutschen Botschaft in Washington D.C. Dort hat der Botschafter nur einen Job: Er soll deutsche Interessen vertreten, für Deutschland reden.
Wenn der Botschafter und sein Stellvertreter ständig unterschiedliche Dinge sagen, weiß keiner mehr, wofür Deutschland eigentlich wirklich steht. So ist es auch mit Gottes Botschaft in dieser Welt.
Wir sollen mit einer Stimme reden, damit jeder weiß, wofür unser Herr steht.
Nun ist klar, dass in unsere Gemeinde regelmäßig Menschen hineinkommen, die noch gar nicht zum Reich Gottes gehören, die noch keine Kinder Gottes sind und Jesus Christus noch nicht als ihren Retter und Herrn kennen. Wir freuen uns sehr darüber, dass das so ist.
Vielleicht bist du heute so hier und sagst: Ich bin eingeladen worden, ich bin mal mitgekommen, aber ich weiß noch gar nicht genau, wo ich stehe. Dann ist meine Hoffnung, dass du von uns, die wir die Gemeinde sind, eine Botschaft hörst. Dass du den Eindruck hast: Die reden mit einer Stimme. Sie sagen alle das Gleiche, sie glauben alle das Gleiche, sie treten alle für das Gleiche ein.
Denn wir haben eine Botschaft, die wir mit einer Stimme verkünden sollen – das ist das Evangelium. Das Evangelium, das uns mit Gott versöhnt hat und das uns auch miteinander verbindet.
Von Natur aus sind wir nicht mit Gott versöhnt. Wir sind Feinde Gottes, weil wir Gott ignorieren – den Gott, der alles geschaffen hat, der uns geschaffen hat und für den wir leben sollten. Diesen Gott ignorieren wir von Natur aus. Wir wollen nichts von ihm wissen, wir gehen unsere eigenen Wege.
Weil wir unsere eigenen Wege gehen, haben wir auch oft das Problem, dass wir in Streit miteinander geraten. Unsere eigenen Interessen sind eben nicht immer die Interessen des Anderen. Dann gibt es Konflikte.
So leben wir von Natur aus in einer gestörten Beziehung zu Gott und in einer gestörten Beziehung zueinander. Aber weil Gott will, dass wir mit ihm versöhnt sind und miteinander versöhnt sind, hat er in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit seinen einen geliebten Sohn in diese Welt gesandt.
Gott wurde Mensch in Jesus Christus, um uns mit Gott zu versöhnen.
Jesus hat uns vorgelebt, wie ein Leben aussieht, das in harmonischer Beziehung zu Gott steht. Gott der Sohn, Jesus Christus, lebte in vollkommener Harmonie mit Gott dem Vater und voller Liebe zu den Menschen. So lebte er, wie wir hätten leben sollen.
Nachdem er so gelebt hat, nahm er die gerechte Strafe auf sich, die wir verdient hätten. Denn wir ignorieren immer wieder Gott, handeln gegeneinander und versündigen uns an Gott und aneinander.
Jesus nahm die gerechte Strafe, die wir verdient hätten, auf sich. Deshalb ist das Kreuz so wichtig: Jesus Christus hat dort die Strafe für uns getragen.
Er ist siegreich über Tod und Sünde auferstanden. Er ist der lebendige Herr, und er wird eines Tages wiederkommen, um seine Gemeinde zu sich zu nehmen. Dann wird aller Streit ein Ende haben.
Bis dahin hat er uns hier in dieser Welt belassen, damit wir Christen mit einer Stimme diese Botschaft verkünden.
Wenn du heute hier bist und noch nicht wirklich sagen kannst, dass du weißt, dass du mit Gott versöhnt bist, vielleicht noch nicht verstanden hast, warum du mit Gott versöhnt sein musst, oder wenn du erlebst, dass in deinen Beziehungen noch nicht wirklich Versöhnung und Vergebung herrscht, dann möchte ich dich einladen:
Gib uns die Chance, dir weiter mit einer Stimme die frohe Botschaft des Evangeliums zu verkünden, damit du mit Gott versöhnt sein kannst und auch mit den Geschwistern in der Gemeinde.
„Einig Volk von Brüdern“ – das haben wir gerade gesungen. Das ist die Gemeinde des Herrn. Das soll die Gemeinde des Herrn sein.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit einer Stimme reden, wie Paulus hier im Namen des Herrn Jesus Christus sagt.
Er sagt außerdem: „Deswegen lasst auch keine Spaltungen unter euch sein, haltet einander fest in einem Sinn und in einer Meinung.“
Spaltung ist hier das Wort „Zerriss“. Anstatt Zerriss zuzulassen, sollen wir aneinander festhalten in einem Sinn und in einer Meinung. Das heißt, wir sollen gleichgesinnt sein und es soll keine zwei Meinungen in der Gemeinde geben.
Das bedeutet natürlich nicht, dass wir nicht zu bestimmten Fragen auch mal unterschiedlicher Meinung sein können. Natürlich können wir das, und das wird vorkommen. Das ist auch ganz normal.
Tatsächlich erklärt Paulus im weiteren Verlauf des Briefes sogar, dass wir gerade dadurch die Einheit in der Gemeinde bewahren, dass wir auch mal unterschiedliche Meinungen stehen lassen. Dass wir akzeptieren, dass manche Menschen es so machen und andere Menschen es anders sehen.
Aber unsere persönlichen Meinungen – und das ist der Punkt – sollten wir nie so vertreten, dass es dadurch zu Spaltungen kommt.
Ganz im Gegenteil: Wir sollten uns stets darum bemühen, eines Sinnes und einer Meinung zu sein, wie es hier heißt.
Praktische Umsetzung von Einheit im Gemeindeleben
Lasst mich kurz illustrieren, wie das aussehen kann. Ich möchte euch beschreiben, wie wir das im Ältesten-Kreis der Gemeinde versuchen zu leben.
Ein Disclaimer vorweg: Es funktioniert nicht immer, aber sehr oft – und dafür bin ich sehr dankbar. Wir treffen uns alle zwei Wochen für einen langen Abend und führen alle möglichen Diskussionen über Themen, die uns als Gemeinde angehen. Wenn lauter starke Persönlichkeiten zusammenkommen, prallen natürlich verschiedene Meinungen aufeinander. Manche diskutieren mit mehr Vehemenz, andere etwas weniger. Das könnt ihr euch dann selber überlegen, wer in welche Kategorie fällt.
Die Diskussionen sind teilweise sehr lebhaft. Irgendwann kommen wir jedoch an den Punkt, an dem wir nach dem Austausch sagen: „So, jetzt müssen wir uns entscheiden, wie wir es machen.“ Dann treffen wir eine Entscheidung. In dem Moment, in dem wir diese Entscheidung getroffen haben, ist das unsere gemeinsame Meinung. Das ist unser großes Ziel und unsere Verabredung im Ältesten-Kreis.
Bis zum Punkt der Entscheidung kann ich für meine Meinung werben. Wenn ich dann überstimmt werde und merke, dass sich die anderen durchgesetzt haben, habe ich keine andere Meinung mehr. Denn wir haben dann eine gemeinsame Meinung, die wir miteinander vertreten. So sind wir – auch wenn wir vielleicht mit unterschiedlichen Meinungen in eine Situation hineinkommen – letztendlich einer Meinung und eines Sinnes.
Ich glaube, ihr als Gemeinde merkt das. Ab und zu bekomme ich Fragen, etwa: „Wer von den Ältesten wollte denn das?“ Meine Antwort ist eigentlich immer: „Wir.“ Das ist ein biblisches Grundprinzip, und das sollten wir auch als ganze Gemeinde so leben.
Wiederum ist es gut, und wir sind dankbar dafür, dass viele Mitglieder sich mit ihren Sichtweisen einbringen. Hier eine Anregung, dort eine Frage: „Habt ihr schon mal darüber nachgedacht?“ Das ist gut und richtig. So beschenkt Gott uns mit viel Weisheit und Erkenntnis.
Aber wenn wir als Gemeinde etwas entschieden haben – sei es, weil im Auftrag der Gemeinde die Gemeindeleitung eine Entscheidung getroffen hat oder bei den wirklich entscheidenden, großen Fragen, über die wir als ganze Gemeinde in einer Mitgliederversammlung abgestimmt haben –, dann ist es an der Zeit zu sagen: „Jetzt haben wir eine Meinung, wir sind wieder eines Sinnes. Das ist der Wille unseres Herrn.“
Ich bin so dankbar, dass ich das in dieser Gemeinde seit Jahren erlebe. Nach vielen Mitgliederversammlungen beschließen wir entscheidende und wichtige Dinge mit ganz großen Mehrheiten, ja teilweise einstimmig, bei 420 Mitgliedern. Immer wieder dürfen wir auch erleben, dass diejenigen, die vorher vielleicht mit viel Herzblut für etwas anderes geworben haben, bereit sind, sich der getroffenen Entscheidung unterzuordnen und sie mitzutragen. Preist den Herrn dafür!
Das macht nicht nur uns Ältesten die Aufgabe leichter. Ich bin wirklich davon überzeugt, dass es genau das ist, was Gott will. Es ehrt unseren Herrn, wenn wir danach streben, eines Sinnes und einer Meinung zu sein. Dazu ruft uns der Text hier auf.
Ich muss aber doch einen kleinen Einschub machen: Wohlgemerkt, es geht hier um Meinungsfragen, nicht um grundsätzliche theologische Fragen. Es gibt also Fragen, bei denen man sich tatsächlich auch mal trennen muss.
Ich sage nicht, man solle sich immer der Mehrheit unterordnen. Wenn du davon überzeugt bist, dass in einer Gemeinde in wesentlichen Fragen Dinge vertreten werden, die eindeutig im Widerspruch zu Gottes Wort stehen, dann musst du das offen ansprechen. Es kann dann sein, dass es richtig ist, zu sagen: „Hier kann ich mich nicht mehr einordnen und unterordnen. Hier muss ich gehen und mir eine Gemeinde suchen, in der ich erlebe, dass die Gemeinde miteinander für die Sache des Herrn eintritt, damit ich mit den Geschwistern wieder eines Sinnes und einer Meinung sein kann.“
Solche Punkte kann es geben. Aber das ist der nächste Einschub: Sei nicht zu schnell dabei, alles zu einer Kernfrage zu erklären. Es gibt Christen, für die ist alles immer eine Frage erster Ordnung. Das ist gefährlich, denn wenn alles immer eine Frage erster Ordnung ist und jede deiner Meinungen heilsentscheidend wäre, dann wirst du dich nie einer Gemeinde einordnen und unterordnen können.
Von daher frage dich wirklich: Wenn du anderer Meinung bist als die Gemeinde, frage dich, ob das, was entschieden wurde, wirklich von großer Bedeutung ist und eindeutig im Widerspruch zum biblischen Befund steht.
Wenn das nicht der Fall ist, dann ist es gerade für diejenigen, die vielleicht dazu neigen, in ihren Meinungen etwas konträr zu sein, wirklich ein Auftrag und eine Herausforderung, sich einzuordnen und unterzuordnen. So entstehen keine Spaltungen, sondern die Gemeinde bezeugt mit einer Stimme ihren Herrn.
Ja, das ist der erste Punkt dieser Predigt: der Aufruf zur Einheit in der Gemeinde.
Der Angriff auf die Einheit durch Lagerbildungen (Verse 11-12)
Ab Vers elf sehen wir, dass es einen Angriff auf die Einheit der Gemeinde in Korinth gab. Dieser bestand darin, dass sich die Gemeinde in Lager aufspaltete. Ich lese uns die Verse elf und zwölf vor:
Paulus schreibt: „Mir ist bekannt geworden über euch, liebe Brüder, durch die Leute der Chloee, dass Streit unter euch ist. Ich meine aber dies: dass unter euch der eine sagt, ich gehöre zu Paulus, der andere, ich zu Apollos, der dritte, ich zu Kephas, der vierte, ich zu Christus.“
Offensichtlich gab es hier einen Haushalt, wahrscheinlich eine wohlhabende Familie, aus der Paulus durch die Leute des Chloee davon erfahren hatte, dass es Parteiungen in der Gemeinde gab. Diese Parteiungen führten zu Spaltungen und Streit zwischen verschiedenen Gruppierungen, die sich hinter unterschiedlichen Leitern versammelt hatten. Sie waren Anhänger bestimmter Personen.
Eine Gruppe verstand sich als die Paulus-Fraktion. Paulus war ja der Gemeindegründer gewesen, durch ihn waren die ersten Christen zum Glauben gekommen. Das waren also Leute, die vielleicht sagten: „Paulus ist unser Gemeindegründer, dem müssen wir folgen.“ Möglicherweise hatten sich im Laufe der Zeit Dinge in der Gemeinde verändert, als Apollos und andere kamen. Diese Gruppe waren die Traditionalisten, die sagten, so wie wir es früher gemacht haben, war alles besser. Das war die Paulus-Fraktion.
Dann gab es die Apollos-Fraktion. Aus Apostelgeschichte 18 wissen wir, dass Paulus, nachdem er Korinth nach anderthalb Jahren verlassen hatte, am Ende seiner zweiten Missionsreise noch kurz nach Ephesus kam. Dort hatte er Aquila und Priscilla zurückgelassen. Sie trafen Apollos, einen sehr beredten und gelehrten Mann. Apollos hatte jedoch bestimmte Dinge noch nicht verstanden. Aquila und Priscilla nahmen ihn in ihr Haus auf und erklärten ihm mehr, sodass er besser zugerüstet war. Danach zog er weiter in die Provinz Achaia.
Achaia ist die Provinz, in der Korinth die Hauptstadt ist. Das heißt, Apollos war wahrscheinlich nach Paulus’ Weggang der zweite Prediger in der Gemeinde in Korinth. Um ihn versammelten sich nun Menschen, die hinter diesem redegewandten Mann standen. Das war die Apollos-Fraktion.
Dann gab es die Kephas-Fraktion. Kephas ist die aramäische Übersetzung von Petrus. Simon Petrus, der wahrscheinlich bedeutendste Apostel, war wahrscheinlich nie in Korinth. Dennoch gab es dort Menschen, die sagten: „Apollos ist ein spätberufener Apostel, aber wir stehen zu Kephas, dem Besten, dem Größten aller Apostel.“
Obwohl wir nicht genau wissen, was hier los war, ist eins klar: Es gab Streit, und die Menschen teilten sich in Gruppen auf. Das kennen wir auch heute noch. Manche Christen wollen etwas ganz Besonderes sein; sie wollen zu einer Elitegruppe gehören.
Es ist interessant zu sehen, wie Paulus das anspricht: „Ich gehöre zu… ich!“ Das „Ich“ wird hier sehr betont. Zu viel „Ich“ ist immer gefährlich. Dieses Phänomen gibt es auch heute noch: Jeder beruft sich auf jemanden ganz Wichtiges, zu dem er gehört, und trennt sich dadurch von anderen.
Noch einmal: Es ist überhaupt nicht verkehrt, zu einer Kleingruppe zu gehören. Wir ermutigen jedes Mitglied, Teil einer Kleingruppe zu sein, wo man intensivere Gemeinschaft erleben kann. Das Problem sind nicht kleine Gruppen oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Das Problem entsteht, wenn die Gruppenidentität alles Bestimmende wird. Wenn du also nicht mehr zuerst Teil der Gemeinde bist und dann einer Untergruppe, sondern wenn die Gruppe zur Hauptidentität wird.
Das ist übrigens ein Grund, warum wir wollen, dass Menschen erst Teil der ganzen Gemeinde werden, bevor sie einer Untergruppe beitreten. Unsere erste Identität ist das „Wir“ in der Gemeinde. Dann kann es Untergruppen geben, aber diese sollen nicht zu Spaltungen führen. Sie sollten die Einheit der gesamten Gemeinde stärken.
Darum geht es hier.
Ich möchte auch deutlich sagen: Natürlich ist es nicht falsch, einen Prediger besonders wertzuschätzen. Man kann sagen: „Ich habe unter Paulus ganz besonders schöne Dinge erlebt, er hat mich getauft, meine Kinder gesegnet, ich hatte tolle Zeiten mit ihm.“ Das darf sein. Es ist normal und menschlich, eine besondere Wertschätzung für eine Person zu haben oder zu sagen, die Predigten von dem sprechen mich mehr an als die von einem anderen.
Aber wenn das dazu führt, dass wir uns voneinander trennen, dass es zu Streit und Abgrenzung kommt, dann wird es problematisch. Das ist das, was Paulus hier anspricht.
Tatsächlich ist es so, dass die Personen, auf die sich die Gruppen beriefen, zumindest wenn sie gute Leiter waren, niemals wollten, dass sich eine Gemeinde so spaltet. Gute Leiter stehen gemeinsam für die Sache des Herrn ein. Sie wollen keinen persönlichen Fanclub. Gute Leiter wollen Menschen helfen, Jesus Christus nachzufolgen.
Deshalb freut sich ein guter Leiter, wenn ein anderer guter Leiter vollmächtig Christus verkündigt. Wenn die eigene Agenda zu groß wird, wird es gefährlich.
Es mag überraschen, dass Paulus in diesem Streit vier Parteien nennt und alle vier gleich anspricht. Die vierte ist die Christus-Fraktion. Man könnte sagen, das sind ja eigentlich diejenigen, die es richtig verstanden haben. Schließlich sollten wir alle sagen: „Ich gehöre zu Christus“, deswegen nennen wir uns Christen.
Doch ich kann mir gut vorstellen, was für Leute das waren und warum Paulus sie hier gleich mit anspricht. Solche Menschen kenne ich auch, vielleicht du auch: Sie erkennen überhaupt keinen Leiter an. Sie gehen immer nur ihre eigenen Wege. Ihre eigene Meinung ist alles, was zählt. Dabei behaupten sie natürlich, Christus zu folgen.
Sie übersehen, dass Christus uns dazu aufruft, uns mit anderen zusammenzutun und uns eingesetzten Leitern unterzuordnen. Christus will keine Fraktion, die sich von allen anderen Leitern loslöst.
Das war wahrscheinlich hier der Fall.
In Korinth gab es solche Parteiungen. Menschen trennten sich im Streit voneinander und ordneten sich bestimmten Gruppen zu. Paulus sagt: Das darf nicht sein. Strebt nach Einheit! Habt Acht auf diejenigen, die die Einheit der Gemeinde gefährden!
Argumente für die Einheit der Gemeinde (Verse 13-17)
Aber warum ist das eigentlich so wichtig? Warum ist das Erste, was Paulus in dieser von Problemen und Sünden geplagten Gemeinde anspricht, das Thema der Einheit?
Die Verse 13 bis 17 liefern uns einige wichtige Argumente für die Einheit der Gemeinde. Paulus fragt: Ist Christus etwa zerteilt? Ist Paulus für euch gekreuzigt worden? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?
Er dankt Gott, dass er niemanden außer Crispus und Gaius getauft hat, damit niemand sagen kann, er sei auf seinen Namen getauft worden. Auch Stephanus und sein Haus hat er getauft, sonst wisse er nicht, ob er noch jemanden getauft habe. Denn Christus habe ihn nicht gesandt, zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen – nicht mit klugen Worten, damit das Kreuz Christi nicht zunichte werde.
Wir merken, das sind sehr biographische Worte. Man könnte im ersten Moment denken: Was hat das jetzt mit uns zu tun? Warum ist es so entscheidend, wen Paulus da gerade getauft hat?
Das ist einfach Ausdruck davon, dass Paulus hier als echter Mensch an eine echte Gemeinde schreibt, in der er wirklich Zeit verbracht hat. Er schreibt zwar im Namen des Herrn Jesus Christus, deswegen ist das, was er verkündet, inspiriert von Gott – Gottes Wort ist ohne Irrtum und Fehler. Das heißt aber nicht, dass Paulus sich an manche Dinge nicht erinnern konnte, wie wir hier sehen. Das ist ganz normal, er war Mensch, Fleisch und Blut, wie wir.
Wir müssen auch nicht wissen, wen genau er vielleicht sonst noch getauft hat. Das spielt keine Rolle für uns. Was wir wissen müssen, sind die Dinge, die er uns hier sagt, als grundsätzliche Argumente für die Einheit der Gemeinde.
Dann nennt er genau drei Argumente in Vers 13, und zwar in Form von rhetorischen Fragen: Ist Christus etwa zerteilt? Ist Paulus für euch gekreuzigt? Seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?
Lasst uns kurz über diese drei Fragen nachdenken.
Ist Christus etwa zerteilt? Nein, natürlich nicht. Christus ist nicht zerteilt. Christus ist der eine Herr. Wie absurd wäre es dann, wenn sein Leib, die Gemeinde, sich zerteilt! Das darf nicht sein. Unsere Egos und persönlichen Meinungen dürfen nicht dazu führen, dass der Leib Christi zerrissen wird.
Wir als Christen gehören zu Christus, zu dem einen Herrn, der uns in seiner Gemeinde sammelt, damit wir ihn gemeinsam in der Welt repräsentieren. Wenn wir in der Gemeinde Streit und Spaltungen zulassen, dann lügen wir über unseren Herrn.
Deswegen müssen unsere Egos, persönlichen Meinungen und Präferenzen hinten anstehen, wenn es um die Einheit im Leib geht. Denn weder die Gemeinde in Korinth, noch diese Gemeinde, noch irgendeine andere Gemeinde gehört uns. Es ist die Gemeinde Gottes. Ihr sollen wir Ehre erweisen, gerade dadurch, dass wir die Einheit der Gemeinde bewahren.
Es ist absurd, wenn sich Gemeinden in Grüppchen aufteilen hinter bestimmten Leitern. Da wir hier in der Gemeinde Pastoren ausbilden und einige angehende Pastoren und junge Theologen haben, möchte ich ein Wort an euch richten: Habt Acht darauf, dass ihr nie denkt, die Gemeinde sei eine Plattform, auf der ihr einen Fanclub für euch selbst aufbauen könnt. Das ist gefährlich und nicht euer Auftrag.
Wir sind hier, um die eine Gemeinde, den einen Leib des Herrn, zu fördern – die Einheit der Gemeinde zu fördern, nicht unsere eigene Agenda. Paulus weiß das, und es ist ihm ein großer Dorn im Auge, dass sich nun Leute sogar auf ihn berufen bei ihrem Streit. Deshalb fragt er: Ist Paulus für euch gekreuzigt?
Es gibt nur einen Retter, der für Sünder gekreuzigt wurde: Jesus Christus! Was Paulus tut und was er in diesem Brief immer wieder tut, ist, uns Jesus vor Augen zu führen – den für uns Gekreuzigten.
Wenn wir Jesus klar im Blick haben, sein Kreuz klar im Blick haben, dann bleibt kein Raum für unsere Egos, unsere Streitereien oder persönlichen Agenden. Macht das Sinn? Der Blick auf Jesus führt uns immer wieder zusammen. Wir erkennen, dass wir Vergebung brauchen, Versöhnung brauchen, ihn brauchen. Wir haben nichts zu bringen außer unserer Sünde, und bei ihm finden wir Vergebung und Gnade.
Das ist übrigens auch ganz wichtig, gerade wenn Streit aufgekommen ist. Dann können wir zum Kreuz kommen. Als Geschwister können wir einander anschauen. Wenn ich das Gefühl habe, mir hat jemand Unrecht getan, kann ich das ansprechen und wir können die Beziehung wiederherstellen. So, wie Gott uns vergeben hat, sollen wir einander vergeben.
So bekommen Streitereien, Spannungen und gestörte Beziehungen keinen Raum, um die Gemeinde zu zerreißen. Wir haben jemanden, der uns zusammenführt, und so kommen wir immer wieder zum Kreuz.
Ich empfinde es als ein wunderbares Privileg, dass wir in der Gemeinde immer wieder zusammenkommen können und sagen: Lieber Bruder, liebe Schwester, vergib mir, ich habe mich an dir versündigt.
Ich habe das in dieser Woche zweimal erlebt, dass Menschen einfach gesagt haben: Ich habe dir etwas getan, das war falsch, das war nicht einheitsfördernd, vergib mir. Und ich weiß, ich brauche wahrscheinlich mehr als zweimal in der Woche Vergebung von anderen.
Der Herr vergibt uns. Durch das Kreuz ist uns vergeben, sind wir versöhnt. Dieser Blick auf das Kreuz Jesu Christi hilft uns, wirklich in Einheit zu leben.
Deshalb wirft Paulus diese Frage auf: Es ist absurd zu sagen, ich gehöre immer noch zu Paulus. Paulus ist nicht für dich gekreuzigt worden. Wer ist denn Paulus? Das ist das, was Paulus selbst sagt. Er hätte auch Apollos oder Kephas nennen können, aber er nimmt ganz bewusst sich selbst. Er fordert seinen eigenen Fanclub am meisten heraus.
Wer bin denn schon ich? Wir gehören zu Jesus. Er ist für uns gestorben. So groß ist seine Liebe für uns, so selbstlos hat er uns geliebt, dass er uns herausgerettet hat aus unserer Verlorenheit und uns nun zusammenstellt in seinem Leib.
Wie kann es da Spaltungen geben, wenn wir doch für ihn leben?
So bringt Paulus noch einen dritten Punkt und betont, dass wir, wenn wir zum Glauben gekommen sind, uns zu Jesus bekannt haben und eben nicht zu irgendeinem Leiter.
Auf welchen Namen sind wir getauft? Nicht auf den Namen des Paulus, sondern auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Völlig nebensächlich ist, wer getauft hat. Ob Paulus getauft hat oder Apollos, Kephas, Schürenberg, Pui, Lohmann oder Mokla – das interessiert doch gar keinen. Das sind doch nur Diener, Figuren, die am Wasser neben dir standen, um dich kurz unterzutauchen.
Du bist getauft worden auf den Namen des Herrn Jesus Christus. Um ihn geht es.
Deswegen teilt euch nicht auf nach irgendwelchen Leuten oder Gruppen. Erkennt: Der, dem wir folgen, ist Jesus Christus. Das ist unser Auftrag. Auf seinen Namen sind wir getauft.
In seiner Weisheit und Gnade gibt der Herr Jesus Christus seiner Gemeinde Leiter. Von daher ist es gut und richtig, Leitern nachzufolgen, solange sie uns zu Christus hinführen – aber eben auch nur so lange.
Gute Leiter haben nur einen Auftrag: Sie sollen uns helfen, Jesus Christus miteinander vereint nachzufolgen.
Ich hoffe, diese Predigt kann uns dabei helfen.
Deshalb sagt Paulus: Ich weiß, was mein Auftrag ist. Mein Auftrag war nicht, mich selbst groß zu machen, indem ich möglichst viele getauft habe. Schaut, wie viele ich getauft habe – das ist nicht sein Ding.
Gott hat mich gesandt, um das Evangelium zu predigen. Übrigens: Dieses Evangelium von Jesus Christus, der für uns gelebt hat, für uns gestorben ist, auferstanden ist und wiederkommen wird – dieses Evangelium muss im Zentrum stehen.
Paulus weiß, dass er als Prediger dem Evangelium auch im Wege stehen kann. Er kann so viel Raum einnehmen, dass das Evangelium in den Hintergrund gerät.
Paulus sagt: Das ist falsch. Ich will das Evangelium groß machen, damit wir alle auf Christus schauen. Das bringt uns zusammen. So folgen wir ihm nach, und dann ist es egal, wer gepredigt hat. Denn was wir gehört haben, war nicht die Stimme eines Predigers, sondern Gottes Wort.
So bleibt die Gemeinde zusammen.
Ich bin dankbar, wirklich dankbar, dass wir in dieser Gemeinde so viel Frieden und Harmonie erleben.
Mein Gebet ist, dass Gott uns durch sein Wort weiter zurüstet, immer wieder darauf bedacht zu sein, mit einer Stimme zu reden, eines Sinnes und einer Meinung zu sein und keine Spaltungen zuzulassen – zum Lob Gottes und als Zeugnis für die Welt.
Dafür bete ich:
Himmlischer Vater, danke für dein heiliges Wort, durch das du uns gerufen hast, hinein in deinen Leib.
Danke, dass wir nicht nur persönlich berufen sind, dir nachzufolgen, sondern dass du uns bewusst mit Geschwistern beschenkst. Danke, dass du uns segnest und uns hilfst, im Glauben durch das Miteinander in der Gemeinde zu wachsen.
Danke auch für die, die uns dein Wort gesagt haben, für die Generationen, die uns vorausgegangen sind.
Aber danke, dass wir uns nicht in ihrem Namen versammeln, sondern dass sie uns geholfen haben, dir nachzufolgen.
Herr, wir bitten dich, dass du auch uns hilfst, als FWG Münchenmitte keinen Namen für uns selbst zu machen, sondern eine Gemeinde zu sein, die Menschen hilft, Jesus Christus mehr zu lieben, ihm mehr zu folgen und zu seiner Ehre zu leben.
Ich bete, dass wir als Gemeinde ein Zeugnis in dieser Welt sein dürfen von deiner Liebe, von dem, was du gewirkt hast, und von der Versöhnung, die wir in Jesus Christus haben.
So sei nun dein Friede mit uns allen. Amen.
