Einleitung: Dank und Bericht vom Bundestag
Bevor ich zur Predigt komme, möchte ich noch zwei Dinge tun.
Zum einen möchte ich einen Dank aussprechen – einen Dank an unsere Techniker und Musiker. Ich habe heute früh mitbekommen, wie ihr gelitten habt und nach Lösungen gesucht habt. Ihr habt sie gefunden. Dafür herzlichen Dank an euch und für euer Engagement. Das verbinde ich auch mit einer Einladung: Wir haben immer Bedarf an mehr Musikern und Leuten, die die Technik unterstützen. Wenn jemand sagt, er könnte sich vorstellen, sonntags ein bisschen früher zu kommen und der Gemeinde so zu dienen, kann er mich gerne ansprechen. Wie gesagt, wir haben immer Bedarf, und gerade aktuell besonders in diesem Bereich.
Zum Zweiten möchte ich einen ganz kurzen Bericht weitergeben. Ich war mit Alex Heistermann die letzten beiden Tage, von Freitag früh bis gestern spät, unterwegs. Wir waren in Siegen zum FEG-Bundestag, den freien evangelischen Gemeinden, zu denen wir gehören. Das ist eine Vereinigung von mehr oder minder unabhängigen Ortsgemeinden, die sich dennoch zusammentun. Sie versammeln sich durch Delegierte einmal im Jahr. Dieses Jahr fand der Bundestag zum ersten Mal über zwei Tage statt, um wichtige Entscheidungen miteinander zu treffen.
Ich wollte einfach kurz Anteil daran geben: Es gibt in unserem Bund eine immer größer werdende Spannbreite. Deshalb war das ein Bundestag, bei dem auch die Satzung oder Verfassung des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden, also quasi das Allererste, was man liest, wenn man die Freien Evangelischen Gemeinden betrachtet, Thema war. Einer der ersten Sätze lautet: „Die Grundlage für Lehre und Leben im Bund Freier Evangelischer Gemeinden ist die Bibel, das Wort Gottes.“
Es gab einen Antrag, diesen Satz zu ändern und den Bezug zur Bibel, dem Wort Gottes, abzuschwächen oder aufzulösen. Es klang geistlich sehr schön, Jesus mit einzubeziehen, aber vielen war klar, dass das definitiv in die falsche Richtung gehen würde. Wir waren sehr dankbar, dass die Versammlung, der Bundestag, mit sehr großer Mehrheit diesen Antrag abgelehnt hat. So können wir weiter sagen: Ja, die Grundlage für Lehre und Leben im Bund ist die Bibel, das Wort Gottes.
Ich stehe gerade etwas auf dem Schlauch – hoffentlich ist das bei der Predigt besser. Wie dem auch sei, es ist gut, dass wir das weiterhin sagen können. Ich bin dankbar, dass unsere Bundesleitung uns, die meist eher moderierend war, in dieser Frage wirklich geleitet hat. Dafür bin ich sehr dankbar und wollte euch einfach Anteil daran geben, damit ihr auch mal ein bisschen wisst: Wir gehören ja nicht nur zu uns selbst, sondern zu einer größeren Gemeinschaft. Ihr könnt dafür weiter beten.
Es wurde deutlich, wie breit die Spannbreite im Bund geworden ist. Das ist eine große Herausforderung, eine gute Gemeinschaft zu bewahren. Es ist eine große Herausforderung für unsere Bundesleitung, ganz besonders für unseren Präses: Wie leite ich so etwas? Wo ziehe ich Grenzen – oder auch nicht? Und was kann ich überhaupt tun? Betet bitte auch für unseren Bund, dass der Herr uns treu erhält, genauso wie wir das natürlich auch für uns als Gemeinde beten wollen.
Jetzt möchte ich kurz für den Bund beten und dann auch für die Predigt. Danach wollen wir auf Gottes Wort hören.
Himmlischer Vater, danke für die Bundesgemeinschaft, in der wir ein Teil sein dürfen. Herr, wir danken dir für den Bundestag, für die Delegiertenversammlung der Gemeinden in den letzten zwei Tagen. Wir wollen dir danken, auch für die mutige und klare Leitung, die vor allem unser Präses Ansgar Hörsting übernommen hat. Wir beten, dass du ihn darin segnest und bestätigst.
Wir beten auch, dass du denen, die erleben mussten, wie ihr Ansinnen gescheitert ist, Gnade schenkst. Dass sie nicht verbittert nach Hause fahren, sondern sich selbst und ihr Anliegen vielleicht neu hinterfragen. Dass wir so ein Bund sein dürfen, der weiterhin und immer mehr dir treu ist und auf dein heiliges Wort vertraut.
So bitten wir dich auch, dass du uns als Gemeinde ganz nah bei dir hältst. Dass wir uns an dir erfreuen, für dich leben, demütig und aufnahmebereit auf dich hören. Das wollen wir jetzt auch für diese Zeit der Verkündigung deines Wortes erbitten.
Herr, wir bitten dich, dass du uns gerade bei diesem schwierigen Text, den wir gleich hören werden, hilfst zu erkennen, was du uns sagen möchtest. Segne die Verkündigung deines Wortes. Schenk uns Ohren zum Hören und hilf mir, mit Vollmacht das zu sagen, was du sagen möchtest. Amen.
Abschluss der Predigtserie: Der Glaubensweg Abrahams endet im Tod
Wir kommen heute zur letzten Predigt im Rahmen einer Predigtserie über den Glaubensweg Abrahams. Vielleicht habt ihr, wenn ihr nicht so lange dabei seid, zumindest mal die Flyer unten gesehen. Inzwischen liegen sie nicht mehr aus, weil sie ab heute nicht mehr aktuell sind.
Ihr habt gesehen, dass wir eine ganze Reihe von Predigten von Kapitel 12 bis Kapitel 25 durch das erste Buch Mose gehalten haben. Der Glaubensweg Abrahams endet heute. Er endet so, wie Glaubens- und Lebenswege enden: mit dem Tod.
Vielleicht hast du im Rahmen dieser Predigtserie manches Mal gedacht: „Ist ja ganz interessant, aber irgendwie auch ganz schön weit weg.“ Die Erfahrungen, die Abraham gemacht hat, die Dinge, die er in seinem Leben erlebt hat, haben wenig zu tun mit meinem eigenen Lebensweg, mit meinem eigenen Glaubensweg.
Ich hoffe, dass du bei jeder einzelnen Predigt die Relevanz für dich gesehen hast. Aber ich bin überzeugt, dass du heute keine großen Probleme haben wirst, die Relevanz zu erkennen. Denn egal, was du sonst vom Glaubensweg Abrahams teilst oder nicht teilst – den Tod teilen wir alle. Früher oder später wird auch das unser Ende sein, das Ende unseres Glaubens- und Lebensweges hier auf Erden.
Für die meisten Menschen ist das natürlich ein unappetitliches Thema. Sie wollen nicht über den Tod reden, sie wollen nicht darüber nachdenken. Aber das ist unbiblisch. Ich möchte uns Mut machen, uns diesem Thema zu stellen.
Wir haben gerade in der Gebetsgemeinschaft die Worte aus Psalm 90 gehört: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Bedenkst du, dass du sterben musst? Lebst du im Wissen darum, dass dein Glaubens- und Lebensweg irgendwann zu einem Ende kommt?
Wir werden heute sehen, wie Abraham stirbt. Wir werden sehen, dass er nicht vom Tod überrascht wird, sondern dass er sich bewusst auf seinen Tod vorbereitet – im Wissen um Gottes guten Plan. Gerade im Wissen darum, dass Gott der souveräne Gott ist, der einen guten Plan hat, den er ausführt, hat Abraham sich nicht nur in seinem Leben, sondern auch in der Vorbereitung auf seinen Tod in diesen Plan eingefügt.
Letzte Woche haben wir intensiv darüber nachgedacht, dass das Wissen um den Herrn, der alles treu führt, nicht bedeuten sollte, dass wir passiv werden. Gerade dieses Wissen sollte uns dazu bringen, aktiv unser Leben zu gestalten.
Im Endeffekt kommen wir heute eigentlich zu derselben Thematik, nur unter einem etwas anderen Blickwinkel. So möchte ich heute zwei Dinge nahebringen: Zum einen möchte ich uns ermutigen, so zu leben – oder zu leben im Wissen um den kommenden Tod. Ein Leben zu führen im Bewusstsein, dass unser Leben irgendwann ein Ende hat.
Zum Zweiten möchte ich uns ermutigen, darauf zu vertrauen, dass Gott seinen guten Plan in deinem Leben, aber auch nach deinem Tod ausführen wird. So möchte ich uns Mut machen, über den Tod nachzudenken – mit einer gewissen Gelassenheit, im Wissen darum, dass es gut weitergehen wird, wenn ich nicht mehr bin.
Lasst uns also den Tod Abrahams bedenken und darüber nachdenken, wie es weitergeht. Ich möchte das in einer etwas ungewöhnlichen Struktur tun. Ich werde heute nicht einfach von Anfang bis Ende durch den Predigttext predigen. Stattdessen möchte ich den Text so predigen, wie ich glaube, dass sich seine Struktur zeigt.
Ich glaube, es gibt eine Kernbotschaft, die genau in der Mitte steht: Die Verse 7 bis 10 beschreiben uns das Ende Abrahams, seinen Tod. Dort möchte ich anfangen und dann von der Mitte nach außen vorgehen.
Um die Botschaft, die Nachricht von seinem Sterben, herum finden wir vorher und nachher Berichte, die mit dem einen Erben zu tun haben. Am Anfang und am Ende unseres Predigttextes stehen Berichte über viele Nachkommen Abrahams. Ihr habt das gerade in der Textlesung gehört: die Berichte über die Kinder der Ketura und die Nachkommen Ismails.
Von der Mitte aus arbeiten wir uns also nach außen vor. Ich hoffe, es ist nicht zu kompliziert und ihr könnt mir folgen.
Der Tod Abrahams: Ein Leben in Gottes Treue vollendet
Wir beginnen mit dem Ende Abrahams und ich lese uns die Verse sieben bis zehn vor. Damit ihr dem besser folgen könnt, findet ihr die Texte im Gottesdienstblatt genau in der Reihenfolge der Punkte abgedruckt.
Abraham erreichte ein Alter von 175 Jahren. Er verschied und starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war, und wurde zu seinen Vätern versammelt. Seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle von Machpelah, auf dem Acker Ephrons, des Sohnes Zohars, des Hethiters. Dieser Acker liegt östlich von Mamre, auf dem Feld, das Abraham von den Hethitern gekauft hatte. Dort ist Abraham mit Sarah, seiner Frau, begraben.
Wir sehen also, dass Abrahams Glaubensweg endet, als er 175 Jahre alt ist. Ich möchte jetzt nicht spekulieren, warum er so alt wurde, warum die Lebensspanne heute deutlich kürzer ist oder ob 120 Jahre die Maximalgrenze für uns heute sind. Darum geht es hier nicht.
Was wir aber sehen, ist, dass sein Glaubensweg hundert Jahre lang war. Wenn ihr euch an den Anfang der Predigtserie erinnert, wisst ihr, dass er die Berufung mit 75 Jahren erhielt. Nun ist er 175 Jahre alt. Damals wurde er vom Herrn gerufen, aus seinem Heimatland, aus seinem Vaterland. Er bekam Verheißungen und wurde aufgefordert: „Geh! Geh in ein fremdes Land, das Land, das ich dir gelobe, das ich dir verheiß, das gelobte Land, das verheißene Land. Dieses Land sollen deine Nachkommen eines Tages erben. Ich will dir viele Nachkommen geben.“
Abraham war zu diesem Zeitpunkt kinderlos, seine Frau war unfruchtbar. Gott sagte außerdem: „Ich will dich in diesem Land segnen und dich zum Segen für viele Völker machen.“ Das ist im Prinzip die Kernbotschaft der ganzen Geschichte Abrams: Gott sammelt sich ein Volk, das an seinem Ort unter seiner Herrschaft und seinem Segen leben wird und so auch anderen zum Segen werden darf.
Wir sehen in diesem Bericht, wie Gott nun anfängt, seine Verheißung treu zu erfüllen. Abram stirbt tatsächlich als Vater, er hat Nachkommen – viele Nachkommen. Ganz konkret auch einen verheißenden Nachkommen, auf den er kaum zu hoffen gewagt hatte: Isaak. Außerdem Ismael, den er zuvor mit der Magd Hagar im Unglauben gezeugt hatte. Diese beiden Söhne begruben ihn. Wir sehen also, seine Nachkommen stehen an seinem Grab. Sein Grab liegt im gelobten Land. Es ist das erste kleine Stück Land, das er dort bekommen hat.
Wir sehen also eine ganz kleine Erfüllung der Verheißung Gottes schon hier. Gott ist treu. In Vers 8 heißt es, dass Abraham verschied und starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war. Dass Abraham in einem guten Alter verstarb, zeigt wiederum, wie treu Gott zu seinem Wort steht. Er hatte Abraham bereits in Kapitel 15, Vers 15, etwa 90 Jahre zuvor, zugesagt – damals war Abraham höchstens 86 oder 88 Jahre alt, vielleicht noch etwas jünger –, dass er zu seinen Vätern fahren und in Frieden und gutem Alter begraben werden würde.
Eines wissen wir sicher über den Tod Abrahams und überhaupt über jeden Tod: Der Herr bestimmt, wie lange wir leben. Gott hatte nicht gesagt: „Wenn du nicht schwer krank wirst oder einen Unfall hast, wirst du wahrscheinlich recht alt.“ Nein, er sagte: „Du wirst sehr alt werden, du wirst in einem guten Alter begraben werden.“ Der Herr bestimmt, wie lange Menschen leben. Das ist gut zu wissen.
Manchmal denken wir, Menschen sind viel zu früh verstorben. Aus unserer Perspektive fühlt sich das oft so an, das kann ich nachvollziehen. Aber wir dürfen wissen: Gott macht keine Fehler. Gott hält uns in seiner Hand. Wir werden nicht zu früh sterben und nicht zu spät. Wir sterben genau dann, wenn unsere Zeit aus Gottes Sicht gekommen ist. Nur wir wissen natürlich nicht, wann es so weit sein wird. Deshalb ist es gut und richtig, unser Leben so zu gestalten, dass wir jederzeit bereit sind zu gehen.
Das war bei Abraham genau so. Das Wort „lebenssatt“, das hier steht – ein schönes Lutherwort –, bedeutet letztlich nichts anderes, als dass er fertig war, zufrieden war, bereit war und gehen konnte. So möchte ich auch uns Mut machen: Lebt so, dass ihr getrost sein könnt, irgendwann zu gehen und zu sterben.
Das möchte ich gerade auch den Jüngeren unter uns sagen: Nutzt jeden Tag eures Lebens. Lebt bewusst so, dass ihr, egal ob ihr noch lange oder nur noch kurz Zeit habt, getrost gehen könnt, wenn eure Zeit gekommen ist.
Mich hat ein Film einmal sehr intensiv darauf aufmerksam gemacht – ein Film, der überhaupt keine christliche Botschaft hat, aber an diesem Punkt für mich sehr hilfreich war. Vielleicht kennt der eine oder andere den Film „Club der toten Dichter“. Dieser Film kam heraus, als ich gerade 18 Jahre alt war. In ihm wird die Beziehung eines neuen Lehrers zu seinen Schülern an einem altehrwürdigen englischen Internat gezeigt.
Der Lehrer bringt frischen Wind und lehrt seine Schüler vieles. In einer Szene steht der Lehrer, gespielt von Robin Williams, mit seinen Schülern vor den Vitrinen der Jahrgänge, die dort Hunderte von Jahren zuvor gelebt haben. Er sagt zu den Schülern: „Geht nah ran, geht ganz nah ran und seid ganz leise! Hört, was sie euch zu sagen haben, hört gut hin, pscht, pscht, seid leise!“ Dann stellt er sich hinter sie und sagt in einer intensiven Flüsterstimme: „Carpe diem! Carpe diem! Nutzt den Tag! Nutzt den Tag!“
Ich war damals noch nicht bekehrt, als ich das gesehen habe. Ein nichtchristlicher Film, der einem Nichtchristen deutlich macht: Nutze dein Leben, nutze den Tag! Diese Botschaft hat bis heute bei mir Bestand. Nur weiß ich heute, diese Botschaft anders zu verstehen.
„Nutze den Tag“ heißt nicht: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!“ oder „Nutze den Tag, wer weiß, wie viele Oktoberfeste du noch hast, gib Gas!“ Das ist Carpe diem ohne Gott.
Ein biblisches Verständnis von „nutze den Tag“ heißt: Lebt im Hier und Heute ganz bewusst so, dass ihr, wenn auch immer eure Zeit kommt, vor Gott ganz getrost stehen könnt.
Wir haben in der Predigtserie gesehen, dass Abraham nicht jeden Tag so gelebt hat. Er hatte Tage, an denen er auf Abwege geriet. Gott sprach in seinem Leben zu ihm, und da war Abraham nicht getrost, er war schockiert, weil Gott ihm klarmachte, dass er auf falschen Wegen war. Aber Gott führte ihn so, dass er am Ende seines Lebens im festen Vertrauen auf Gott leben und sterben konnte. Er war zufrieden, er war lebenssatt, und so konnte er gehen.
Die unter uns, die der älteren Generation angehören und sagen: „Für mich ist das Ende meines Glaubensweges wahrscheinlich nicht mehr weit“, möchte ich sagen: Ihr müsst diesen Tag nicht fürchten. Jeden Tag, den der Herr euch noch gibt, lebt ihn bewusst, auch wenn das Leben schwer wird. Ihr dürft beten: „Herr, ich möchte gerne zu dir kommen in deiner Ewigkeit.“ Das ist okay. Aber lebt jeden Tag, den der Herr gibt, bewusst, weil er noch etwas mit euch vorhat.
Dann dürft ihr eines Tages ganz getrost die Augen schließen – vor allem, wenn ihr euch auf diesen Tag vorbereitet habt.
Vorbereitung auf den Tod: Das Vermächtnis Abrahams und unser Erbe
Das bringt uns zum zweiten Punkt in dieser Predigt: zum Erben Abrahams und dazu, wie Gott ihn und sich darauf vorbereitet, dass er nicht mehr sein wird.
Wir haben gesehen, dass die Verheißung der Nachkommen interessant ist, weil es immer hieß: viele Nachkommen. Doch irgendwie kristallisierte sich alles auf den Einen heraus – einer und viele. Abraham hatte versucht, selbst Nachkommen zu generieren, indem er eine Beziehung mit Hagar einging und Ismael zeugte. Aber ihm war klar: Nein, es geht um den Einen. Der Eine ist der von Gott Verheißene, der Erbe, Isaak.
In Vers 5 und 6 lesen wir, dass Abraham sich nun selbst und auch Isaak darauf vorbereitet, weiterzuleben, wenn Abraham stirbt. Vers 5 sagt: „Und Abraham gab all sein Gut Isaak.“ Den Söhnen, die er von den Nebenfrauen hatte, gab er Geschenke. Doch er schickte sie noch zu seinen Lebzeiten fort von seinem Sohn Isaak nach Osten, hin ins Morgenland.
Der Herr hatte Abraham reich gesegnet. Abraham war ein reicher Mann geworden. Wenn reiche Menschen sterben, hat das manchmal den Effekt, dass danach der Streit erst richtig losgeht. Abraham wusste, dass das passieren könnte. Deshalb beschenkte er die anderen reich, schickte sie aber weg. Nur Isaak blieb zurück. Er allein ist der Erbe.
Abraham wusste um Gottes guten Plan, er wusste, was Gott vorhatte. Deshalb fügte er sich dem Plan Gottes und gab sein Hab und Gut eben dem Einen. Wir mögen sagen, das sei ungerecht. Aber nein, es ist genau das, was Gott vorhat. Er hat gesagt: Das ist der, mit dem ich weitermache. Die anderen gehen nicht leer aus, aber Abraham gibt sein Hab und Gut Isaak.
Ihr Lieben, ich möchte uns ermutigen, wie Abraham im Wissen um Gottes Willen auch die letzten Dinge zu regeln – und vielleicht nicht erst, wenn wir neunzig sind. Wir sollten uns vielleicht schon in jungen Jahren fragen: Was ist das Vermächtnis, das ich eines Tages zurücklassen kann? Wenn mein Ende gekommen ist, was ist das Vermächtnis, das ich zurücklassen möchte, um zu ermöglichen, dass sich Gottes Plan weiter erfüllt?
Nochmal: Gott wird seinen Plan erfüllen. Er braucht uns dazu nicht. Aber er möchte uns dazu gebrauchen. Er möchte seine Kinder, diejenigen, die auf ihn vertrauen, gebrauchen, um seinen guten Plan weiterzuführen – auch nach deinem Ende.
Wie willst du dich im Leben darauf vorbereiten, dass du ein Vermächtnis weitergeben kannst? Damit meine ich nicht nur das Hab und Gut. Dein Vermächtnis können ganz andere Dinge sein: Gib deinen Glauben weiter.
Der Plan Gottes ist es, Menschen zu sich zu rufen. Dein Vermächtnis kann sein, dass wenn du stirbst, andere weiterleben – im Glauben, im Vertrauen auf Gott – und das Werk des Glaubens weiterführen, weil du ihnen diesen Glauben weitergegeben hast.
Dein Vermächtnis kann es sein, Lebenserfahrung mit Gott, Gotteserfahrungen weiterzugeben und andere zuzurüsten, um weiterzuleben.
Also keine Sorge, ich habe nicht vor, bald zu sterben. Aber ich weiß es nicht. Und ich lebe ganz bewusst – das klingt vielleicht komisch für euch – so auch in meinem Dienst, dass ich weiß: Ich kann morgen tot umfallen. Ich mache mir keine Gedanken um die Gemeinde. Gott wird seine Gemeinde sowieso gut weiterführen, völlig unabhängig von mir. Völlig egal: Er braucht mich nicht.
Manchmal stehe ich ihm wahrscheinlich mehr im Wege, als dass ich ihm helfe. Aber ich möchte meinen Dienst bewusst so tun, dass ich sterben kann und weiß, ich habe etwas weitergegeben. Ich bin dankbar für unsere Trainings, ich bin dankbar für junge Männer, bei denen ich weiß, dass ich in sie investiere und sagen kann: Wenn ich schon umfalle, machen die weiter.
Ich investiere in viele von euch im Wissen darum, dass es richtig gut weitergeht, wenn ich umfalle. Wie gesagt, ich habe es nicht vor. Keine Sorge, ich gehe morgen nicht weg und so. Ich habe auch keine schwere Krankheit – nicht, dass sich jemand fragt, wüsste er was? Nein, nein, nein, alles gut. Auf jeden Fall nicht.
Lebst du so? Lebst du so wie Abraham? Denkst du an dein Vermächtnis? Was gibst du weiter, mit dem sich Gottes Plan weiter erfüllen kann, auch wenn dein Ende gekommen ist?
Ja, und natürlich möchte ich auch an dieser Stelle sagen: Das können auch materielle Güter sein. Wir haben beim Bundestag darüber gehört. Da wurde gesagt, welche Gemeinden jetzt Gemeinden in Gründung sind. Es wurden einige genannt, unter anderem München Ost.
Falls ihr das nicht wisst: Wir haben eine Gemeindegründung in München Ost. Robin Dammer predigt dort Woche für Woche, und Gott segnet diese Gemeinde. Sie wächst.
Wie ist sie entstanden? Weil eine Frau hier aus der Gemeinde, die nach menschlicher Sicht viel zu früh gestorben ist – aber doch genau dann, als ihre Zeit gekommen war – ihr Hab und Gut der Gemeinde hinterlassen hat. Damit wir eine Gemeinde gründen im Münchener Osten.
Preist den Herrn für dieses Vermächtnis, mit dem sich Gottes Werk auch in dieser Stadt weiterentwickeln kann.
Also dürfen wir unser Leben so führen, dass wir dem Herrn dienen und dann sterben im Vertrauen darauf, dass der Herr auch nach unserem Leben seinen guten Plan weiter ausführen wird.
Die Weitergabe des Segens: Isaak als Erbe und die Fortsetzung des göttlichen Plans
Und genau das sehen wir auch im Predigttext, wenn wir uns Vers 11 anschauen. Dort heißt es über Isaak, der zuvor alles geerbt hatte: „Nach dem Tod Abrahams segnete Gott Isaak, seinen Sohn.“ Der Segen wird weitergegeben.
Isaak wohnte bei dem Brunnen des Lebendigen, der mich sieht. Über diesen Brunnen haben wir letzte Woche und auch vor einigen Wochen schon nachgedacht. Der „Lebendige, der mich sieht“ ist Gott selbst – Gott, der uns sieht und für uns sorgt.
Isaak ist nun der Gesegnete. Er ist derjenige, der von Gott gesehen wird, für den Gott sorgt und durch den die Geschichte weitergeht. Isaak folgt auf Abraham. Wenn man weiterliest, sieht man, wie Isaak die Verheißung quasi an Jakob weitergibt und wie Gottes Verheißung durch Jakob weitergeführt wird.
Und so geht es weiter und weiter, bis eines Tages der Nachkomme Abrahams kommt, den Gott verheißen hat. Gott führt seinen guten Plan aus. Abraham hatte für eine Zeit den Staffelstab in der Hand und gibt ihn nun an Isaak weiter. Isaak läuft weiter und gibt ihn an Jakob weiter. Jakob gibt ihn weiter, konkret an Juda. Von dort aus geht es weiter zu König David, der den Staffelstab ebenfalls weitergibt, bis schließlich Jesus kommt – der Nachkomme der Verheißung.
Der ewig treue Gott führt seinen guten Plan aus. Für eine Weile tut er das durch einzelne Menschen, die auf ihn vertrauen und ihm dienen. Abraham war einer dieser Menschen. Er ist seinen Weg gegangen und hat ihn dann beendet. Mit dem Wissen, dass er seinen Lauf für Gott gelaufen ist und den Staffelstab ordentlich übergeben hatte, konnte er getrost sterben – alt und lebenssatt.
Isaak wurde von Gott gesegnet und weiterhin gebraucht, bis schließlich Jesus kam – der Erbe der Verheißung.
Die vielen Nachkommen Abrahams: Völker, Stämme und das Erbe der Verheissung
Und das bringt uns wirklich zum letzten Punkt dieser Predigt. Wir sehen, dass es nicht nur diese eine Segenslinie des Erben Isaak gab, sondern auch viele andere Nachkommen Abrahams. Darüber wollen wir nachdenken: Was wäre eigentlich ihr Erbe? Und was soll eines Tages auch unser Erbe sein?
Ich habe bereits die Abschnitte gelesen und werde sie jetzt nicht noch einmal wiederholen: Die Verse 1 bis 4 und die Verse 12 bis 18 beschreiben die Nachkommen, die Abraham nach Saras Tod mit einer zweiten Frau, Ketura, hatte. Dort heißt es, dass aus diesen Söhnen Stämme oder Völker entstanden. Außerdem haben wir gesehen, dass auch Ismael, ein Nachkomme mit Hagar, viele Nachkommen hatte. Auch aus ihnen entstanden Fürsten, also Stämme und Völker.
Das hatte Abraham Gott verheißen bekommen. Ich möchte davor warnen, dass das, was Abraham mit Hagar getan hat, natürlich falsch war. Doch durch diesen Fehltritt erfüllt sich genau die Verheißung Gottes. Hatte Gott nicht zu Abraham gesagt, dass er nicht mehr Abram heißen soll, sondern Abraham? Denn Abraham bedeutet „Vater vieler Völker“. Gott sagte: „Du wirst der Vater vieler Völker sein.“
Gott gebraucht also sogar den Fehltritt Abrahams, um viele Völker hervorzubringen, die Teil der Verheißung Gottes sind. Das ist die Erfüllung dessen, was Gott versprochen hat. Auf ihn ist Verlass.
Doch wir wissen natürlich, dass diese Nachkommen nicht Erben der Bundesverheißung Gottes sind. Diese sollte nicht an Ismael und seine Nachkommen gehen, sondern an Isaak und seine Nachkommen. Das haben wir gerade schon bedacht. Der wahre Erbe der Bundesverheißung ist nur einer: Jesus Christus.
Von Natur aus waren die anderen genauso wie wir keine Erben der Verheißung Gottes. Nein, von Natur aus waren Ismaels Nachkommen und die Nachkommen der Ketura, genauso wie die Bajuwaren, Germanen oder Preußen, Feinde Gottes. Wir sind nicht Nachkommen der Verheißung, wir sind nicht das eine Volk, nicht der eine Erbe. Wir sind von Natur aus nicht Erben der Verheißung, sondern eigentlich Erben des Zorns Gottes.
Denn wir alle leben so, dass unser Leben nicht etwas ist, worüber Gott sich immer nur freut. In unserem Leben findet sich immer wieder Rebellion gegen den heiligen Gott. Bei einigen zeigt sich das darin, dass sie ihn einfach ignorieren. Sie sagen: „Ach ja, mag ja sein, dass es Gott gibt, und ich bete, wenn ich etwas brauche.“ Aber sie fragen nicht danach, was Gott eigentlich von ihnen will, wie sie für ihren Schöpfer leben sollen.
Andere bemühen sich, Gott zu dienen, doch tun es unvollkommen. Ich unterstelle uns, dass wir zu diesen Menschen gehören, die schon ein Anliegen haben, Gott zu dienen und ihm treu zu sein. Und doch erleben wir, genauso wie Abraham einst, dass wir immer wieder untreu werden und gegen Gottes Willen handeln. Wir sündigen, und die Strafe der Sünde ist der Tod.
So wären all diese Völker genauso verloren wie wir – hoffnungslos verloren –, wenn Gott nicht einen Weg geschaffen hätte, dass auch wir Miterben des einen Erben Jesus Christus werden können.
In dieser Predigtserie haben wir schon mehrfach darüber nachgedacht, wie Paulus in Galater 3,29 erklärt, wie wir Miterben der Verheißung werden können. Alle Menschen sind letztlich eingeladen, Miterben der Verheißung zu werden – nämlich dadurch, dass sie durch den Glauben auf Gott und seinen einen Erben, Jesus Christus, vertrauen. Jesus ist gekommen, um stellvertretend für unsere Schuld zu sterben. Durch ihn und den Glauben an ihn können wir Miterben werden.
Galater 3,29 sagt: „Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben.“
Tatsächlich sagt uns die Bibel, dass eines Tages Menschen aus allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen zu Jesus kommen, sich zu ihm bekennen und an ihn glauben werden. An manchen Stellen der Bibel werden sogar konkrete Völker genannt, die dann zu Jesus kommen. Zum Beispiel nennt Jesaja 60 einige Völker, die eines Tages, wenn der Herr wiederkommt, zu ihm gehören werden.
Ich sage das ganz bewusst, weil ich immer wieder gehört habe: „Waren die Nachkommen von Ismael nicht eigentlich die Araber? Sind aus ihnen nicht die Muslime geworden? Wie kann man sagen, das ist etwas, wofür man Gott preist und dass Gott das gebraucht?“
Hier sei Jesaja 60 erwähnt: Fünf Völker werden genannt, die zum Herrn kommen und ihm dienen werden, und zwar aus Midian, aus Ephah, aus Saba, aus Kedar und Nebajot. Alle fünf werden als Nachkommen der Ketura beziehungsweise Ismaels erwähnt.
Wow, diese werden eines Tages Erben der Verheißung! Die Bajuwaren werden hier nicht erwähnt, aber ich glaube, es gibt auch Hoffnung für uns, denn wir gehören zu allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen.
Aber die alles entscheidende Frage ist: Gehörst du dazu? Nicht alle aus diesen Völkern, Sprachen, Stämmen und Nationen werden dazugehören, sondern nur die, die auf Gott vertrauen, sich ihm zuwenden und darauf vertrauen, dass sein Sohn gekommen ist, um uns wirklich freizusetzen für ein Leben mit Gott.
Vertraust du darauf? Lebst du dein Leben für Gott? Das ist die alles entscheidende Frage.
Ich möchte, dass du diese Passage und diese Fragen nicht nur hörst und denkst: „Oh ja, vielleicht gibt es Nichtchristen hier.“ Die Frage gilt für dich. Mich interessiert nicht, ob du sagen kannst: „Ich habe mich vor 27 Jahren bekehrt, am 12. März.“ Mich interessiert, ob du als Erbe der Verheißung lebst, ob du so lebst wie Abraham, ob du so sterben wirst wie Abraham – im Glauben, im Vertrauen auf Gott.
Wenn die Bekehrung dich nicht auf einen Glaubensweg führt, den du bis zum Ende gehst, dann war das keine echte Bekehrung. Das ist dann nicht wirklich hilfreich. Was zählt, ist, dass du das Ziel erreichst und deinen Weg gehst.
Ja, das tust du nicht aus eigener Kraft. Wir sind aus Gnade allein gerettet, das ist Gottes gutes Werk. Aber ob du aus Gnade allein gerettet bist, erkennst du daran, ob du den Weg gehst und das Ziel erreichst.
Bedenke, dass du sterben musst, und fang an, dich darauf vorzubereiten. Die wichtigste Vorbereitung heute ist, sicherzustellen, dass du auf dem Glaubensweg bist – dem Weg, den Abraham vor vielen tausend Jahren gegangen ist.
Stelle sicher, dass du auf diesem Weg unterwegs bist. Dann darfst du wissen, dass du getrost sterben kannst, weil Gott seinen Weg mit dir gegangen ist. Am Ende gibst du den Staffelstab weiter an die nächste Generation, und Gott setzt seinen guten Plan fort, bis eines Tages der Herr Jesus Christus wiederkommt und sein Volk sammelt – das eine Volk aus allen Völkern.
Ich möchte so sterben im Wissen, dass ich mit meinem Leben und meinem Vermächtnis meinen Platz in Gottes gutem Plan eingenommen habe. Ich weiß, dass ich das nicht immer tue, aber mein Gebet für mich und dich ist, dass die Worte aus Philipper 1,21 immer mehr wahr werden in deinem und meinem Leben: „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.“
Schlussgebet: Dankbarkeit und Bitte um Treue im Glaubensweg
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass wir Abrams Glaubensweg nachvollziehen durften. Ich bete, dass wir einerseits ermutigt und andererseits herausgefordert wurden, Abraham auf dem Weg des Glaubens zu folgen.
Ich möchte beten, dass wir unseren Weg so beenden, wie Abraham seinen Weg beendet hat. Vor allem aber danke ich dir, dass wir in dieser Predigtserie immer wieder sehen konnten, was für ein treuer und guter Gott du bist.
Du bist ein Gott, der seinen Plan ausführt und seine Verheißungen erfüllt. Dieses Wissen schreibst du uns immer mehr in unser Herz, damit wir ganz getrost sein dürfen – im Leben und im Sterben.
Wir bitten dich, dass wir gerade deshalb unser Leben für dich leben, bis der Tag gekommen ist, an dem wir in deine herrliche Gegenwart einziehen dürfen, um deine Herrlichkeit zu loben.
Amen.