Einleitung und Aussendung der Schacks
Wir wollen heute in diesem Gottesdienst Ines und Hartmut Schack aussenden, damit sie im Dienst als Wasserbauingenieure in Ostafrika Menschen helfen, damit sie nicht verdursten.
Das Bild, wie die Masai mit ihren Herden durch das Rift Valley ziehen und kein Wasser haben, hat die beiden Schacks schon immer tief angesprochen und bewegt. Ich habe mich heute gefreut, dass das Losungswort genau dieses Thema aufgreift – die Durstigen. Gott spricht oft davon, dass er Wasserströme auf das Durstige gießen will. Das gilt auch für uns heute. Unser Herr will uns in diesem Gottesdienst sättigen und erquicken.
Ich will den Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst.
Ich freue mich, dass Sie heute mit uns in diesem Gottesdienst sind. Ich hoffe, dass auch bei Ihnen geschieht, dass unser Herr Sie zum frischen Wasser führt.
Wir wollen miteinander singen: „Morgenglanz der Ewigkeit“, die ersten drei Verse (Lied 349). Danach wollen wir beten.
Liebe Herr, du weißt, wie Menschen unter Durst leiden in dieser Welt, auch auf diesem heißen Kontinent Afrika. Wir sind zusammengekommen, damit der Dienst von Hartmut und Ines Schack nicht nur ihre Sache wird, sondern damit du ihn gebrauchen kannst, um Menschen Hilfe und Leben zu schenken. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich, damit du Menschen erquicken und aufrichten kannst. Dass sie merken, wie du das Leben in Fülle gibst.
Das ist auch für uns wichtig. Wir haben gerade vom dürren Lebensaum gesungen. Wir kommen aus unseren Arbeitsverpflichtungen, aus unseren Familien, Häusern und Plätzen, an die du uns gestellt hast. Dort ist es oft auch dürr und heiß. Darum musst du uns jetzt einen erquickenden Trunk reichen, uns aufrichten und mutig machen.
Wir bitten dich um diesen Dienst. Führe uns jetzt zur frischen Quelle, zum lebendigen Wasser, das nur du geben kannst.
Wir wollen in der Stille füreinander weiter beten.
Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele zu dir, Gott. Amen.
Die lange Wartezeit und Gottes Führung
Das, was der Chor eben gesungen hat, ist von entscheidender Bedeutung. Im Namen Jesu, auf seinen Befehl und auf seine Rechnung hin, möchte ich Ihnen auch nach seiner Leitung sagen, dass die Familie Schack siebzehn Jahre gewartet hat.
Im Jahr 1973 saß dort hinten ein Missionsarzt aus Äthiopien, der später eine beispiellose Hilfsaktion für Äthiopien organisierte – mit großem Einsatz, Doktor Schmoll. Bevor alles anlief, war er hier und sagte: „Ich brauche Leute.“ Hartmut und Ines Schack waren die Ersten, die antworteten: „Wir gehen Wasser bohren in der Wüste.“
Kurz bevor alles feststand, hatte bereits ein anderer einen Vertrag, und die Schacks traten zurück. So ging das über all die Jahre. Sie haben gewartet, bis es nicht nur ihr eigener Entschluss war, sondern von Gott bestätigt und bekräftigt wurde.
Deshalb haben wir auch heute im Gottesdienst die Gelegenheit, zu sagen: Ihr geht nicht nach euren eigenen Plänen hinaus. Wir als Gemeinde senden euch aus. Im engeren Sinn sind es die Hauskreise des offenen Abends, aber auch wir, die die Familie Schack über so viele Jahre – über siebzehn Jahre – hier in der Gemeinde gehabt haben. Wir senden sie im Namen Jesu hinaus.
Zuerst möchte ich ganz herzlich dem Chor und den Instrumentalisten danken, die uns mit dieser schönen Überraschung beglückt haben. Ebenso danke ich allen, die gekommen sind und diesen Tag für uns verschönern.
Persönliche Erfahrungen und Vertrauen auf Gottes Führung
Als im Jahr 1986 mein Mann und ich unabhängig voneinander – er in Kenia und ich hier – meinten, „Unser Herr wolle uns ganz in Afrika haben“, und wir uns einige Wochen später zu diesem Schritt entschlossen, standen im Losungsbuch unter anderem folgende Worte: „So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir“ (Jesaja 43,5) und der Liedvers:
„Darum lass dir nur nicht grauen,
lerne deinem Gott Vertrauen,
sei getrost und guten Muts,
er fürwahr, er wird es führen,
dass du wirst am Ende spüren,
wie er dir tu lauter Guts.“
Besonders dieser Liedvers begleitete mich durch die dann kommenden, nicht sehr leichten Jahre des Wartens und der Ungewissheit. Er tauchte gerade immer dann im Losungsbuch auf, wenn es besonders schwierig war, und ließ mich wieder vertrauensvoll weitergehen.
Wenn ich heute zurückschaue, kann ich nur dankend staunen über Gottes Liebe und Treue, wie er Schritt für Schritt weiterführte. Manches verstehe ich allerdings bis heute noch nicht, aber das ist auch nicht so wichtig, denn ich weiß, dass unser himmlischer Vater es immer gut mit uns meint.
Ich bin froh, dass Jesus Christus mein Leben in seiner Hand hat. Einen besseren Herrn kann ich nirgends finden, ihm kann ich mich ganz und gar anvertrauen.
Es fällt mir schwer, von hier wegzugehen und alles zu verlassen, was bisher mein Leben ausgefüllt hat – auch drei unserer Kinder, darunter ein Pflegekind. Vieles bleibt zurück, viel Neues erwartet uns. Aber der Grund meines Lebens, unser treuer Heiland, geht mit. Er ist der gleiche hier und dort.
So kann ich mit wehmem Herzen fröhlich meine Straße ziehen. Seine Hand ist stark und wird uns nie loslassen. Das ist unser Halt, und nur darum wagen wir diesen Schritt.
Denn wir sind keine Abenteurer oder Idealisten, die meinen, sie könnten die Welt und die Menschen verändern. Wir können es nicht, aber Jesus Christus kann es. Deshalb beten wir dafür, dass unser Herr seine segnende Hand auf unser Tun und Dasein legt und dadurch Menschen in Afrika auf ihn aufmerksam werden und ihm ihr Leben anvertrauen.
Mut und Zusammenarbeit mit den Masai
An den Anfang möchte ich ein Wort stellen, das ich heute Morgen erst von einem lieben Menschen gehört habe: Mut ist Angst plus Gebet. Mut ist Angst plus Gebet – das beschreibt genau die Situation, in der wir stehen.
Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren afrikanischen Brüdern das Wasserproblem anpacken zu können. Zunächst wird dies, wie schon in den vergangenen Urlaubseinsätzen, bei den Masai in Kenia und Tansania geschehen. Mit den Masai arbeiten zu können, ist etwas Besonderes, wenn man bedenkt, dass sie dem Evangelium bisher verschlossen gegenüberstanden. Erst seit gut zehn Jahren öffnen sich langsam die Türen.
Unsere Arbeit zusammen mit den jungen Christen geschieht als Zeichen der Liebe Gottes. Die Masai-Evangelisten, die selbstkräftig mitarbeiten, nutzen jede Gelegenheit, die frohe Botschaft weiterzusagen. Nach unserer Meinung wäre es eine einseitige und unzureichende Hilfe, die Menschen dort nur technisch zu unterstützen, das heißt, nur die äußeren Umstände zu verbessern. Geschieht nur dies, dann ist es meist schlimmer als zuvor, wenn der weiße Mann wieder weg ist. Bauwerke zerfallen, Maschinen werden defekt und können nicht repariert werden, oder es fehlt der Treibstoff, und die Menschen haben verlernt, einfach und naturangepasst zu leben.
Deshalb ist es wichtig, dass auch die Menschen selbst verändert werden. Das geschieht durch das Evangelium. Wir konnten selbst feststellen, wie Masai, die Jesus als ihren Herrn akzeptierten, sich plötzlich verantwortlich für andere fühlten und nicht nur an sich selbst dachten. Sie waren bereit, eine Schaufel in die Hand zu nehmen und eine für einen Viehhirten ungewohnte und vor allem auch verachtete Arbeit zu tun.
Sie lachten auch herzlich mit, wenn zum Beispiel der Schubkarren umstürzte und die zahlreich vorhandenen Zaungäste in ein schallendes Gelächter ausbrachen. Sie sehen das Bauwerk, an dem sie mitgearbeitet haben – sei es ein Damm, eine Wasserleitung oder ein Brunnen – als das Ihre an und sorgen selbst für die Instandhaltung.
Das ist jedoch nicht die einzige Wirkung des Glaubens an Jesus Christus. Er befreit auch von Geisterfurcht und von Rachegedanken gegenüber anderen Stämmen und Sippen. Mit die häufigste Ursache für blutige Auseinandersetzungen war der Streit um Wasserstellen.
Uns liegt jetzt schon genügend Arbeit für die nächsten Jahre vor, und es wird noch manches dazukommen, wenn erst einmal bekannt ist, dass eine Möglichkeit auf Hilfe besteht. Wir haben uns zunächst auf drei Jahre verpflichtet, denken aber, dass Gott uns länger in Afrika haben will. Doch das liegt in seiner Hand.
Ermutigung und biblische Zusagen für den Dienst
Entscheidet euch, wer anfängt.
Liebe Frau Schaack, lieber Hartmut,
beim Vorbereiten für heute Morgen ist mir, ebenso wie Pfarrer Schäffbuch, aufgefallen, dass im Lehrtext aus der Offenbarung ein Wort steht, das genau in eure Situation passt. Da spricht Jesus: „Wer dürstet, der komme, und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“
Wenn ihr jetzt nach Kenia geht, wird sich zeigen, dass Trinkwasser nicht umsonst zu bekommen ist. Wir erfahren in der Vorbereitung, dass zunächst eine große Anzahl von Opfern zusammengelegt werden muss, um euch überhaupt aussenden zu können. Außerdem wissen wir aus Einsätzen des offenen Abends, auch von jungen Leuten, die mit euch draußen gewesen sind, dass es eine mühsame, schweistreibende Arbeit ist, bis man eine Wasserleitung gelegt oder einen Damm gebaut hat.
Es gibt sehr viel zu tun, um Wasser zu bekommen – nicht nur ein paar Tropfen, sondern genügend Wasser im Rift Valley. Nun kommt Jesus und sagt: Bei mir gibt es Wasser umsonst. Und zwar nicht ein Wasser, von dem man immer wieder durstig wird, nicht ein Wasser, das in der heißen Sonne Afrikas verdunstet, sondern Lebenswasser. Lebenswasser, das umsonst ist und von dem es heißt: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird nimmermehr dürsten.
So habt ihr eine doppelte Aufgabe: Das Wasser, das zum Überleben notwendig ist und zum Tränken des Viehs gebraucht wird, zu schaffen und zugleich auf den hinzuweisen, bei dem es das eigentliche Wasser umsonst gibt.
Geht mit dem Segen und unter der Fürbitte des offenen Abends in diesen Dienst nach Afrika. Seid getrost und unverzagt und fürchtet euch nicht, denn euer Gott wird selbst mit euch ziehen, seine Hand wird auf euch bleiben, und er wird euch nicht verlassen.
Dieses Wort hat einst der alte Mose dem Volk Israel mit auf den Weg gegeben in eine ungewisse Zukunft. Ich denke, ihr steht an einer ähnlichen Schwelle. Ihr habt beide, liebe Ines und lieber Hartmut, von euren Ängsten und dem geringen Mut gesprochen.
Wir als Mitarbeiter der Hauskreise können euch nichts Besseres mit in euer Reisegepäck legen als ein solches Wort: Der Zuspruch eures Herrn, dass er selbst bei euch sein wird, mit seiner Kraft, mit seinem Segen, und dass ihr dadurch Segensbringer sein könnt.
Gott befohlen!
Persönliche Ermutigung und Zuspruch an Ines
Meine liebe Ines,
ich habe ganz besonders an dich gedacht und mich daran erinnert, wie du mir vor einiger Zeit erzählt hast, dass du den Eindruck hattest, manche Leute meinten, du wolltest unbedingt nach Afrika. Darauf hast du geantwortet, dass es doch nicht um dich geht, sondern darum, gehorsam die Wege unseres Herrn zu gehen. Und genau das macht ihr jetzt mit eurem Thomas, während ihr die anderen zurücklasst.
Ich weiß, wie viele Tränen und wie viel nervliche Kraft dir dieser Weg des Gehorsams schon gekostet hat und was er auch noch kosten wird. Aber ich denke, Gott geht es sicher um unseren Gehorsam, er möchte das. Gleichzeitig geht es ihm aber auch um unsere Kraft und unsere Freude.
Du hast selbst in deinen Worten schon das Wort benutzt, das ich dir ganz persönlich zusprechen möchte: das Wort vom Kämmerer aus dem Morgenland, der seine Straße fröhlich zog. Es ist zwar ein Mann, aber ich denke, ich darf das so auch für dich sagen: Sie zog ihre Straße fröhlich. Ich hoffe wirklich, dass dich das begleitet.
Gott ist es wichtig, dass du Freude in deinem Herzen hast. Ich weiß nicht, ob es allen so geht, aber ich hatte die große Freude, euch bei unserem Kommen hier nach Stuttgart schnell kennenzulernen. Dabei konnte ich erleben, wie Gott seine Hand nicht erst jetzt, sondern schon viele Jahre vorher auf euer Leben gelegt und eure Wege gelenkt hat.
Das muss ich gestehen: Wenn man euch so in der Kirche sieht oder auf der Straße trifft, kann man sich kaum vorstellen, dass ihr unter den Massai arbeiten werdet. Ihr würdet sicher auch in ein anderes Missionsfeld passen, aber das kann nur jemand beurteilen, der von außen schaut. Gott aber sieht das Herz, und er hat euch genau für diesen Platz vorbereitet. Ihr passt ganz genau dorthin.
Von christlichen Fachkräften international und von Hilfe für Brüder, von allen Mitarbeitern wünschen wir euch weiterhin Gottes Segen und Geleit – so wie wir es schon immer getan haben.
Vergesst dabei nie, was in Jesaja steht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus. Wenn du einen Nackten siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut (Jesaja 58,7).
Und in Vers 11 heißt es: Der Herr wird dich immer führen und dich sättigen in der Dürre. Er wird dein Gebein stärken, auch das braucht ihr in der Landschaft. Du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlen wird (Jesaja 58,11).
Das wünsche ich dir von Herzen: Dass all deine Bohrungen immer zur Fülle führen und es nie an Wasser fehlen wird.
Gottes Segen!
Segnung und Aussendung
Nun kniet nieder, und ich bitte euch, dass wir nach der urchristlichen Sitte die Hände auflegen, sie segnen und in Jesu Namen senden.
Der Herr ist bei euch als ein starker Held. Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Fürchte dich nicht, ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein. Geht hin in Jesu Namen. Amen.
Und nun singen wir „Ich stehe in meines Herrn Hand“ (Lied 306), die ersten beiden Verse und den fünften Vers (306,1,2,5).
Wir fahren fort in unserer Geschichte Abrahams und kommen heute zu 1. Mose 15,1-6. Dabei machen wir eine Entdeckung: Die Losung passt. Ist es ein Zufall? Merkwürdig ist, wenn wir in der Spur Gottes sind, dann passt immer alles, besonders beim Wort der Bibel.
Ich hoffe nur, dass jedes Wort der Bibel auch auf ihr Leben passt. Wenn nicht, sollten Sie unruhig werden.
Gottes Zusage an Abraham und der Umgang mit Zweifeln
Nach diesen Geschichten kam das Wort des Herrn zu Abram in einer Offenbarung. Er sprach: „Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und ein sehr großer Lohn.“
Abram aber antwortete: „Herr, mein Gott, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder, und mein Knecht Eliezer von Damaskus wird mein Haus besitzen.“ Abraham sprach weiter: „Mir hast du keine Nachkommen gegeben, und siehe, einer meiner Knechte wird mein Erbe sein.“
Da sprach der Herr zu ihm: „Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein.“ Er ließ ihn hinausgehen und sprach: „Sieh in den Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst.“ Und er sagte zu ihm: „So zahlreich sollen deine Nachkommen sein.“
Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.
Wenn wir jetzt etwas Zeit hätten und ganz vertraut miteinander reden könnten, dann kämen wir bald auf das Thema und die Sache auf den Tisch. Dann würden wir alle sagen: Es ist eigentlich schön, wenn zwei Menschen ihren Weg klar vor sich sehen. Viele von uns müssten jedoch wehmütig sagen: „Ich sehe es bei mir nicht so klar. Ich bin sehr unsicher und ungewiss. Ich habe viele Fragen.“
Und tatsächlich ist es so, dass auch in einer Predigtgemeinde eine Not besteht. Viele sind voller Zweifel und Fragen und wissen nicht, wie es bei ihnen richtig ist. Wo braucht mich Gott? Was kann ich tun? Bin ich überhaupt tauglich? Sicher, wenn man als Geologe oder Bauingenieur die richtige Berufsausbildung mitbringt, hat man eine klare Grundlage. Aber bei uns ist alles viel komplizierter: in unseren Familien, in unseren Arbeitsverhältnissen. Da fühlen wir uns oft überflüssig oder untauglich. Dann rückt uns alles viel weiter weg, dass Gott uns ruft, dass Gott uns in Dienst nimmt, dass Gott uns braucht. Das führt zu vielen Zweifeln.
Lassen Sie mich zuerst darüber sprechen: Es ist schlimm, im Ungewissen zu leben. Vielleicht haben Sie Abraham bisher auch immer falsch gesehen. Er ist ja ein Mensch von Fleisch und Blut und angefochten wie Sie. Vielleicht dachten Sie, er sei ein Held des Glaubens, ein ganz großer. Wissen Sie, dass auch er mit Zweifeln zu kämpfen hatte?
Ich meine jetzt nicht jede Modeerscheinung, die heute verbreitet ist – wo man absichtlich andere unsicher machen will und Zweifel sät wie ein Bombardement, bei dem jeder unter Feuer genommen wird mit der Frage: „Was, du glaubst noch? Das geht doch nicht!“ Nein, ich meine diese still getragenen und erlittenen Zweifel, bei denen Menschen in ihrem Leben ins Schwanken kommen und sagen: „Ich will doch glauben, aber ich kann nicht mehr so fröhlich sein. Ich bin unsicher, ob ich wirklich unter dem Segen Gottes stehe.“
Wissen Sie, dass Abraham genau so umgetrieben wurde? Es beginnt nach diesen Geschichten. Nach diesen Geschichten, das war ganz schön. Das waren Siegesgeschichten. Wenn wir Siege erleben, sind wir ganz erhoben. Was denken Sie, wie Abraham die Müdigkeit der Nacht vergaß, als er seinen Neffen Lot aus den Klauen des Kriegsgefangenenlagers befreite? Da fällt alle Müdigkeit von uns ab, da können wir Lieder singen, fröhlich sein und andere mitreißen.
Und dann noch, als der König Melchisedek kam, ihn segnete und ihm Brot und Wein auftrug – da kann man froh einstimmen in den Jubel und begeistert mitsingen.
Aber nach diesen Geschichten, liebe Freunde, wenn Abraham dann wieder in der Wüste sitzt, im Zelt, und um ihn herum flimmert nur die Sonne, dann kommen Tage, an denen man sagt: „Mensch, was habe ich hier begonnen? Was habe ich geplant?“ Fragen über Fragen kommen auf.
Bei allen Christen geschieht es, dass Gott uns auch viele Siege verweigert. Wir erleben zwar viel mit ihm, aber nach diesen großen Siegesgeschichten kommen auch Tage und Wochen, die uns schwerfallen. Tage, an denen wir keinen Erfolg mehr sehen, uns für untauglich halten und denken: „Bist du doch falsch am Platz! Die anderen vielleicht, aber du nicht!“
Denken Sie, wie schwer das Abraham wurde. „Ich habe doch eigentlich in all den Jahren nichts erreicht. Ich bin ein Beduine, ein Viehhirte, und Gott hat einmal gesagt, er wolle mich zum Segen setzen. Wo denn? Es kommt doch gar nichts aus meinem Dienst heraus.“
Es war so ein großer Anfang, als er damals aus Haran aufbrach, als er mit Gott loszog. Aber wenn er rückblickend alles überschaut, so empfinden alle Christen ähnlich: „Was habe ich eigentlich geleistet? Was ist aus all der Mühsal und Beschwernis herausgekommen?“
Ich weiß auch, wenn man manchmal wieder ein wenig Schwung in die tote Kirche bringen will und sagt: „Leute, es muss doch auch in unseren Tagen wieder Bewegung geben, neues Leben“, dann kommen sofort Hunderttausende und sagen: „Du, deine Flügel werden auch noch gestutzt. Du musst lernen, dass hier mit Wasser gekocht wird. Wir leben in einer Zeit der geringen Dinge und wollen gar nichts Großes mehr erwarten. Bleib still und mach keinen Wind!“
Wir erleben das ja auch im eigenen Leben. Wir wollten doch einmal die Sünde in unserem Leben besiegen. Wie weit sind Sie gekommen? Kämpfen Sie noch immer den alten Kampf? Sie wollten doch einmal die Welt verändern, und wir können nicht mal unsere Umgebung, nicht mal unser eigenes Leben verändern.
Stimmt denn das gar nicht, was Gott zu Abraham gesagt hat, dass er aus seinem Leben etwas Großes machen will?
Es ist schlimm, im Ungewissen zu leben.
Umgang mit Zweifeln und Gottes Wort als Halt
Was kann man denn tun? In Zeiten des Zweifels helfen uns Menschen nicht weiter. Sie können uns auch nicht stützen. Bücher – ich liebe Bücher, schauen Sie sich nur meine Bibliothek an – sie helfen mir im Zweifel ebenfalls nicht weiter.
Im Zweifel kann man zu Gott schreien, aber es gibt auch Situationen, in denen Gott schweigt. Erinnern Sie sich an Saul? Wie er auf den Bergen Gilboa die ganze Nacht lief und Gott suchte, aber Gott kein Wort mehr für ihn hatte. Er blieb allein in der Unsicherheit und fragte sich: Was soll ich denn mit meinem Leben anfangen?
Ich denke, es gibt so viele Menschen, die mit dem Zweifel nicht mehr fertig werden, mit dem ständigen Fragen. Sie wollen eigentlich zu Gott, doch sie bekommen keine Klarheit.
Das Besondere bei Abraham war nicht, dass er völlig unangefochten darüber stand. Nein, er wurde versucht, genau wie wir. Plötzlich zerreißt der Himmel über Abraham, und in einer Offenbarung redet Gott mit ihm: "Fürchte dich nicht!"
Ihr Lieben, das wünsche ich euch, dass Gott zu euch redet. Wir haben es heute viel einfacher. Damals hatten die Menschen noch keine Bibel. Wir müssen heute nur die Bibel aufschlagen, vielleicht ein Wort im Losungsbüchlein lesen, und schon spricht Gott zu uns: "Fürchte dich nicht."
Und stimmt das überhaupt? Ja, das hat Gott durch seinen Sohn Jesus bekräftigt. "Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!"
Der einzige Punkt, an dem Zweifel durchbrochen werden, liegt nicht im Grübeln über Gedanken oder in ewigen Diskussionen. Sondern darin, dass ich vor Gott stehe, sein Wort höre und weiß, dass er das in Jesus für mich bekräftigt hat.
Auch wenn ich erkenne, dass mein Leben voller Schuld ist – das hört man oft bei Kranken, die sagen: „Ich stehe doch unter dem Fluch Gottes, ich habe Gottes Wort oft gebrochen und war ihm untreu“ – darf ich ihnen sagen: Legt die Zweifel ab! Er liebt dich. Dieses Wort gilt dir, weil Jesus für dich gestorben ist: „Fürchte dich nicht, dich habe ich erlöst, dich habe ich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Es ist schlimm, im Ungewissen zu leben. Da muss man raus. Nur Gott kann zu uns reden, nur Gott kann uns Gewissheit geben.
Die Auseinandersetzung mit Anfechtungen und das Ringen um Glauben
Jetzt muss ich über meinen zweiten Punkt sprechen: die durchlittenen Anfechtungen.
Abraham gibt sich noch nicht zufrieden. Kaum redet Gott und tröstet ihn, da bricht es wie ein Schwall aus ihm heraus. Er sagt: „Aber, aber, aber, das stimmt doch nicht, das stimmt doch nicht! Wenn du mein Freund bist, hast du mich doch dorthin geführt und gesagt: ‚Meine Nachkommen‘. Ich habe doch keine Nachkommen. Wo ist das Baby? Wo ist mein Sohn? Wo ist das Wundermeer?“
Dass sich das Wort Gottes mit dem, was wir sehen, reibt, das sagt die Bibel überall. Das Wort Gottes stimmt nicht immer mit dem überein, was wir erfahren, auch mit dem, was wir betasten. Und genau deshalb zweifeln wir immer wieder.
Es wäre töricht, das Wort Gottes an unsere Erfahrung anzupassen. Das machen heute viele, die sagen: Man muss das Wort Gottes umschreiben. Abraham hält Gott einfach seine Zweifel vor und sagt: „Da wird ja mein Knecht, mein Erbe nichts. Ich hätte gegen Eliezer nichts, das ist ein netter Kerl, und ich mag diesen Gastarbeiter aus fernen Landen. Aber ich habe doch eigentlich gemeint, dass dein Wort stimmt, dass dein Wort wahr ist und nicht trügt. Auf was kann man sich verlassen?“
Abraham macht uns Mut: Kämpfe deine Zweifel mit Gott durch im Gebet.
Die Kranken, die nicht klarkommen, warum Gott sie jetzt stoppt und lahmlegt, die sagen: „Was willst du? Ich verstehe dich nicht. Ich erkenne deine Liebe nicht.“ Dann sollen sie mit Gott darüber reden. Gott redet mit ihnen durch sein Wort. Und sie werden ganz neu das Reden Gottes in ihrem Leben erfahren, so wie Abraham es erfahren hat.
Nicht, dass Gott sofort das langersehnte Baby schenkt – noch nicht. Gott kann warten, und mit der Geduld kann es schier unerträglich werden. Das ist das Allerschwerste, was unsere Leute auch bei christlichen Fachkräften international durchmachen: alle Missionsdienste warten, warten, warten, haben keine Hoffnung mehr, alles scheint vergeblich.
Und dann sagt Gott: „Ich bin dein Schild.“ Wir möchten sagen, ungeduldig wie Abraham: „Herr, ich schätze dich und ehre dich, aber jetzt muss das Kind her, jetzt möchte ich es fassen können.“ Und Gott sagt: „Warte, ich bin dein Schild.“
Wissen Sie, dass es bei Ihnen nicht anders ist, wenn Sie ungeduldig auf Genesung warten oder auf die Lösung Ihrer Berufsnöte? Gott sagt: „Ich bin doch da, wie ein Schild, und die Pfeile prallen ab, wenn du unter diesem Schild bist.“
„Lass mich doch jetzt dein Schild sein“, sagt der Herr zu Abraham. „Ich will dich beschützen, behüten und bewahren, und nichts kann dich mehr treffen.“
„Ich bin dein sehr großer Lohn.“ Es ist so wunderbar, wenn man das jetzt erfahren darf.
Gehen Sie einmal durch die Lebensgeschichten der Leute, die Gott gebraucht hat. Da war Ludwig Schneller, der das große Waisenhaus in Jerusalem für die armenischen Waisenkinder gebaut hat, deren Eltern damals grausam von den Türken ermordet wurden. Als er dieses Glaubenswerk hochgezogen hatte, brannte das Haus lichterloh ab. Alle Löschversuche scheiterten. „Herr, was ist denn los?“
Manche meinen, dass Gott die Christen auf eine Pechsträhne führt – das stimmt nicht. Wie hat Ludwig Schneller den mächtigen Herrn erlebt, wie kein anderer? Und wir Christen sind doch auf der Siegerseite. Wie hat Abraham das erlebt? Und wie wird das oft erst viel später sichtbar?
Gott will nicht, dass wir unsere Ruhmesgeschichte schreiben. Darum kann er auch das Werk unserer Hände durchstreichen. Am Ende schenkt er uns doch den Sieg.
Wie heißt es im Jakobusbrief: „Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet hat; nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen.“ (Jakobus 1,12)
Gott will uns krönen, Gott will uns ehren, aber es ist gut, wenn wir die Anfechtung durchleiden.
Der Weg zum festen und gewissenen Glauben
Lassen Sie mich noch ein Wort zum gewiss festen Glauben sagen. Unser Glaube muss gewiss werden. Bitte verstehen Sie nicht falsch: Ich sage nicht, es sei normal, Zweifel zu haben. Zweifel sind schrecklich, man hält sie kaum aus; sie können einen zerbrechen. Man muss gewiss werden, man muss den Glauben durchstehen. Aber wie schafft man das?
Viele Christen beten und sagen: „Herr, mach mich frei von Zweifeln.“ Das ist jedoch falsch. Wenn Gott zu Ihnen spricht, meinen Sie dann, Gott lüge Sie an? Meinen Sie, Gott halte Sie zum Narren? Glauben Sie, dass alles nur Trugworte sind? Wenn Gott durch sein Wort redet, heißt es bei Abraham plötzlich: „Und er glaubte.“ Das bedeutet, er wollte die Majestät Gottes nicht mit seinen Zweifeln antasten. Daher verstehe ich nicht, warum man sagt: „Aber ich vertraue dir.“
Ich bitte Sie auch, in Ihrem Leben zu sagen: „Herr, vergib mir meine Zweifel.“ Sie sind eigentlich unbegründet, auch wenn ich nicht alles verstehe und nicht alles sehe. Dein Wort ist wahr, es trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht. Wir werden eines Tages staunen, wenn wir sehen, wie Gott sein Wort buchstäblich einlöst.
Abraham glaubte und sagte „Ja“ – und er brauchte es nicht zu verstehen. Wir müssen es nicht verstehen, wir müssen es nicht sehen, aber glauben. Ich will die Augen schließen und blind seinem Wort glauben. Wer jedem seiner Worte Glauben schenkt, kann gewiss sein, denn unser Glaube ruht nicht auf Vermutungen oder Erfahrungen, nicht einmal auf den wunderbaren Erlebnissen, die Gott uns schon geschenkt hat, sondern allein auf seinem Wort. Darauf gründen wir unser Leben.
Der Bibelausleger Helmut Frey hat Recht, wenn er sagt: „Glauben heißt Anker werfen auf dem Felsengrund der Zusagen Gottes.“ Fürchte dich nicht, ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.
Wissen Sie, warum Abraham so fest war? Nicht, weil er keine Zweifel kannte. Sondern weil er das ganze Leben nie weitergekommen ist als bis zum Glauben. Gott sucht bei seinen Leuten nur einen Glauben, der die Welt überwindet und Gott ganz vertraut.
Das ist ein Wort für uns heute, nicht nur für Abraham. Ich möchte, dass Sie heute Ihre Zweifel, Ihre Not, Ihre Leiden und auch Ihre Anfechtungen, die Gott Ihnen zumutet, unter die Füße legen und sagen: „Herr, mir ist genug, dass du mich hältst und trägst.“ Amen!
Abschlusslied und Gebet für den Dienst
Nun singen wir "Der Herr ist gut" aus dem Gesangbuch, Nummer 496. Wir singen zuerst den ersten Vers und anschließend die Verse vier, fünf und sechs.
Du, unser barmherziger Herr, auch uns willst du so senden. Du legst jedem von uns die Hand auf und schickst uns hinaus in die Aufgaben. Auch hier in diesem Land brauchst du treue Diener.
Doch oft sind wir mutlos und wollen nicht mehr viel für dich erreichen oder wirken. Dabei hast du so große Pläne. Du willst, dass wir Segen bringen für die Welt um uns herum.
Herr, vergib uns unsere Zweifel, unsere Resignation und unseren Kleinglauben. Wir wollen dein Wort wieder aufnehmen, dir vertrauen und dir danken, dass du es wahr machst.
Du bist auch jetzt bei denen, die ins Leiden geführt sind, die nicht verstehen und fast zerbrechen unter der Last. Warum du das Schwere ihnen zumutest, wissen sie nicht. Herr, werde du ihnen groß als ihr Schild und großer Lohn.
Du kannst den Frieden geben, der höher ist als alle Vernunft. Du kannst auch dort, wo wir lahmgelegt und untätig sind, wunderbar wirken.
Wir möchten dich bitten für alle, die in deinem Dienst ausgesandt sind, für alle Werke der Mission, für die Gemeinden in Verfolgung, Bedrängnis, Bürgerkrieg und unter der Verfolgung des Islam.
Gib ihnen die Freude, dass du da bist. Stärke ihren Glauben, damit Menschen auf dein Wort hören und du sie zum Segen setzen kannst.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Einladung zur weiteren Unterstützung und Schlusssegen
Bleiben Sie noch einen Moment stehen. Heute haben wir die Freude, dass ein Team von Operation Mobilisation unter uns ist. Dieses Team wirkt hier in Deutschland missionarisch unter türkischen Gastarbeitern.
Sie können uns jetzt hier kein Wort mehr sagen, aber draußen, hier drüben beim Sandkasten vor dem Gemeindehaus, haben sie ihren Büchertisch aufgebaut. Ich bitte jeden von Ihnen, der türkische Nachbarn in seiner Nähe hat: Holen Sie sich dort Schriften. Diese können Sie auch günstig kaufen. Schenken Sie Ihren türkischen Nachbarn etwas und erzählen Sie ihnen, was Sie erfüllt und wie groß Jesus für Sie ist.
Sie wissen ja, dass Muslime oft nicht wissen, dass man zu Gott Vater sagen darf und dass Jesus uns den vertrauten Zugang zu Gott eröffnet. Dort gibt es auch eine Schrift über die Türkei, die kostenlos ausgegeben wird. Gehen Sie möglichst alle dorthin und versorgen Sie sich.
Hinten, bei den Gesangbuchablagen, liegen die Gebetskärtchen von Dr. Hartmut und Ines Schaack aus. Nehmen Sie diese mit, damit Sie immer in der Fürbitte an sie erinnert werden.
Ich darf Sie noch einmal bitten, den Notizenzettel mitzunehmen. Darauf steht alles über unsere Gottesdienste und Veranstaltungen in den nächsten Wochen. So müssen wir hier nichts mehr sagen.
Das Opfer geben wir heute. Wenn wir schon nicht selbst gehen können, sondern hier durch unsere Familien und Berufsaufgaben gebunden sind, dann wollen wir durch unser Opfer den Dienst von Familie Schaack in Ostafrika zur Wasserbeschaffung mittragen. Es soll auch ein Zeichen sein, wie wir durch unsere Liebe hinter diesem Dienst stehen.
Nun bieten wir um den Segen Gottes. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
