Studienreihe über biblische Lehren von Doktor Martin Lloyd-Jones
Band zwei: Gott der Sohn
Kapitel sechs: Die Erlösung
Gottes Plan von Ewigkeit her zeigt, wie er uns in ihm auserwählt hat, vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe. Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens (Epheser 1,4-5).
Nachdem wir uns die Geschichte der Menschen von ihrer ursprünglichen Vollkommenheit bis zu ihrem Niedergang und der Befleckung durch Schuld und Sünde angesehen hatten, stellten wir die Frage: Gibt es keine Hoffnung für sie? Die Antwort lautet: Doch, es gibt Hoffnung. Mit anderen Worten, wir beginnen uns nun mit der Lehre von der Erlösung oder der Errettung zu beschäftigen.
Es kann auf vielerlei Weise gesagt werden, dass dies das zentrale Thema der Bibel ist. Dennoch ist all das, was wir bisher betrachtet haben, ganz und gar unentbehrlich. Weil viele diesen wichtigen Hintergrund nicht berücksichtigen, ist ihre Vorstellung von der Lehre der Erlösung oft unvollständig und an bestimmten Punkten sogar unverständlich.
Nur wenn wir wirklich etwas vom Wesen und Charakter Gottes sowie vom Zustand des Menschen in der Sünde verstehen, können wir diese große Lehre von der Erlösung begreifen. Daher ist es richtig, dass wir uns ausgiebig Zeit genommen haben, diese bedeutenden Lehren zu betrachten, die dann die Frage nach der Heilslehre aufwerfen.
An diesem Punkt sind wir nun angelangt und sehen uns dieser großartigen, zentralen Lehre gegenüber. Ohne Frage ist sie sehr umfangreich, und wir werden sie daher unter verschiedene Stichpunkte aufteilen müssen. Das werden wir jedoch nicht jetzt tun.
Mir geht es stattdessen darum, dass wir uns zunächst einen Überblick über die Heilslehre verschaffen. Das ist – einmal mehr – eine Vorgehensweise, die ich entschieden befürworte. Es ist eine sehr weise und biblische Methode, sich einen solchen Überblick über die Lehre von der Erlösung zu verschaffen, bevor man zu ihren Einzelaspekten vordringt.
Wenn wir dies tun, werden wir feststellen, dass bestimmte Dinge in sehr auffälliger und herrlicher Weise hervortreten. Diese müssen wir erfassen und festhalten. Lassen Sie mich daher eine Reihe von allgemeinen Aussagen machen.
Erstens: Erlösung geht ausschließlich von Gott aus. Was wir in der Bibel finden, ist ein Bericht über Gottes Handeln, wie er den Menschen erlöst. Das stellt man sofort fest, schon ganz vorne im dritten Kapitel des ersten Buches Mose. In dem Augenblick, in dem der Mensch gefallen war und sich selbst in diesem bemitleidenswerten Zustand wiederfand, und als er völlig hoffnungslos zu sein schien, da machte Gott ihm Hoffnung. Gott war es, der sprach. Und Gott war es, der einen Grundriss dessen gab, was er zu tun vorhatte.
Diese Tatsache kann gar nicht stark genug betont werden. Die Bibel ist im Grunde eine einzige Darstellung dessen, was Gott für die Erlösung des Menschen getan hat. Sie ist nicht eine Darstellung des Menschen, der Gott sucht. Das ist vielleicht die größte Irrlehre gewesen, die das Bild der Kirche der letzten hundert Jahre und ihrer Lehre geprägt hat.
Die sogenannten Bibelkritiker, beeinflusst von der Evolutionstheorie, die sie auf die Bibel anwandten, wurden niemals müde, uns zu versichern, dass das Alte Testament nichts anderes sei als ein Bericht über den Menschen, der Gott sucht. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es ist der Bericht des Handelns Gottes, dessen, was er getan hat und was er noch tun wird.
Wir können das sehr klar zum Ausdruck bringen. Wir sehen, dass Gott, als er den Menschen nach seinem Ebenbild und sich ähnlich geschaffen und ihn in den Garten gesetzt hatte, mit ihm einen Bund schloss, den man allgemein und zu Recht den Bund der Werke genannt hat. Gott sagte zu Adam im Wesentlichen Folgendes: Wenn du mein Gebot hältst, wenn du tust, was ich dir sage, und nicht von dem bestimmten Baum isst, wenn du nichts tust, was ich verboten habe, dann wirst du wachsen und in deiner Vollkommenheit zunehmen.
So gab Gott eine konkrete Verheißung. Die Zukunft des Menschen war nun abhängig von seinem eigenen Handeln. Es war ein Bund der Werke. Aber der Mensch – Sie erinnern sich – hielt den Bund nicht. Er lehnte sich gegen Gott auf, und das Ergebnis war, dass er sich selbst in diesen Zustand versetzte, den wir als einen Zustand völliger Unfähigkeit beschrieben haben.
Daraus ergibt sich ganz eindeutig, dass Gott den Bund der Werke mit Adam nicht länger aufrechterhalten konnte. Als der Mensch noch vollkommen war, hielt er sich nicht an diesen Bund, und darum schloss Gott offensichtlich auch keinen weiteren mit ihm. Im Lichte dessen, was wir bereits gesehen haben, wäre es unmöglich gewesen, einen neuen Bund der Werke zu halten.
Aber Gott sei Dank ist es dabei nicht geblieben, und die biblische Lehre von der Erlösung macht deutlich, was Gott für den Menschen getan hat. Oder um es anders auszudrücken: Die Frage ist nicht, was der Mensch tun kann, um Gott zu besänftigen. Davon ist in der Bibel keine Rede.
Es gibt einige Leute, die zu denken scheinen, dass die Botschaft der Bibel sei, uns zu sagen, was wir zu tun haben, um dem Gott zu gefallen, den wir beleidigt haben. Das ist ganz und gar verkehrt. Die Bibel zeigt uns, was Gott getan hat, um uns mit ihm zu versöhnen. Ich möchte das dick unterstreichen: Nicht nur, dass Gott bereit ist, uns zu empfangen, er ist es auch, der große Mühen aufwendet, um uns zu suchen.
Wenn wir also die biblische Lehre von der Erlösung begreifen wollen, müssen wir uns ein für alle Mal von diesem Gedanken freimachen, den der Teufel dem Verstand und dem Herzen des Menschen einimpft. Er, der Feind Gottes und unser Feind ist, versucht uns glauben zu machen, Gott sei gegen uns.
Die Botschaft der Bibel jedoch lautet: Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab (Johannes 3,16).
Das zweite Prinzip lautet: Errettung geschieht ganz aus Gnade. Gott rettet trotz der Auflehnung und Arroganz des Menschen, trotz seiner Torheit und Sünde.
Schauen Sie sich noch einmal den Bericht in 1. Mose 3 an, und Sie werden diesen Kerngedanken bestätigt finden. Adam und Eva widersetzten sich in ihrer Torheit und lehnten sich auf. Da standen sie nun, verängstigt und bestürzt, als sie die Stimme Gottes hörten, und sie versteckten sich. Ihr Instinkt drängte sie, vor Gott zu fliehen.
Aber Gott war es, der hinter ihnen herrief und sie aufforderte, zurückzukommen. Das ist das ganze Thema, um das es in der Bibel geht: um dieses gnädige Handeln Gottes, der uns und der Welt nicht wegen der Sünde, des Ungehorsams und des Sündenfalls den Rücken zukehrt.
Trotz der Tatsache, dass wir seine Liebe, Gnade und Barmherzigkeit gar nicht verdient haben, sieht er uns mit einem vollfühlenden Erbarmen an und findet nur Worte der Gnade und Liebe für uns.
Sie erinnern sich, dass wir dieses Wesen der Gnade betont haben, als wir uns mit dem Wesen Gottes beschäftigt hatten. Gnade bedeutet unverdiente Gunst, und das ist der Kern der biblischen Botschaft.
Wir haben keinen Anspruch auf die Liebe Gottes, wir haben sie verwirkt. Errettung geschieht ganz aus Gnade.
Der nächste Punkt, den die Bibel hinsichtlich der Lehre von der Errettung sehr deutlich betont, ist, dass alles vor Grundlegung der Welt beschlossen war. Das ist äußerst wichtig. Paulus sagt im ersten Kapitel des Epheserbriefes darüber Folgendes: Erlösung ist kein nachträglicher Gedanke, der Gott kam, nachdem der Mensch gefallen war und weil er gefallen war. So etwas zu sagen, hieße, der Schrift zu widersprechen.
Die Bibel spricht immer davon, dass die Erlösung etwas ist, was vor der Erschaffung der Welt ersonnen wurde. Bevor der Mensch überhaupt erschaffen wurde, hatte Gott diesen Plan der Erlösung ganz klar im Sinn.
Das nächste, womit wir uns beschäftigen, ist etwas, was wir mit Verehrung, Lobpreis und Anbetung betrachten sollten, und zwar Folgendes: Die drei Personen der heiligen Trinität waren an diesem Plan und Vorsatz der Erlösung beteiligt. Es kann überhaupt kein Zweifel herrschen, dass die Bibel lehrt, dass vor Grundlegung der Welt zwischen den drei Personen der Dreieinigkeit – dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist – hinsichtlich des Menschen eine Ratsversammlung stattfand.
Dort, in dieser ewigen Ratsversammlung, scheinen sie ziemlich eindeutig das Erlösungswerk aufgeteilt zu haben. So können wir den Vater als den Urheber beschreiben, den Sohn als den Ausführenden und den Heiligen Geist als denjenigen, der das vollbrachte Werk des Sohnes anwendet.
Ebenso eindeutig ist, dass besonders zwischen Gott, dem ewigen Vater, und Gott, dem ewigen Sohn, eine Übereinkunft getroffen, ja sogar ein Bund geschlossen wurde. Gemäß der Heiligen Schrift ist es ziemlich klar, dass der Sohn zum Erben aller Dinge gemacht worden ist (Hebräer 1,2), womit gemeint ist, dass alles in dieser Welt ihm übergeben wurde, dass es ihm sozusagen vermacht worden ist.
Alles, was in dieser Welt und auf dieser Erde geschieht, gehört deshalb zu seinem Herrschaftsbereich. In seinem Hohepriesterlichen Gebet in Johannes 17 erinnert unser Herr den Vater daran: „Wie du ihm Christus Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch.“ Das ist dieselbe Vorstellung: Gott der Vater händigt die Welt so, wie sie ist, dem Sohn aus und gibt ihm Vollmacht über alles.
Wir sehen dies auch im achten Psalm, der sich nicht nur auf den Menschen, sondern auf sehr besondere Weise auf den Sohn Gottes selbst bezieht:
„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschensohn, dass du dich um ihn kümmerst? Denn du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du machst ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände, alles hast du unter seine Füße gestellt: Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, Vögel des Himmels und Fische des Meeres, die die Pfade der Meere durchziehen.“
Darüber hinaus sehen wir in der Schrift, und zwar sehr deutlich, dass Gott der Vater den Sohn für seinen Erlösungsplan zum Haupt und zum Vertreter einer neuen Menschheit gemacht hat. Nehmen wir beispielsweise das, was uns in Römer 5 mitgeteilt wird, wo wir von folgendem Gegensatz lesen: „Wie in Adam, so in Christus.“
Der Apostel arbeitet hier sehr genau und lehrt, dass Adam, wie wir gesehen haben, das Haupt und der Stellvertreter der Menschheit war. Nun aber hat Gott, um seinen Heilsplan auszuführen, ein neues Haupt und einen neuen Stellvertreter ernannt – und das ist sein eigener Sohn.
Er konnte selbstverständlich keinen Menschen ernennen, weil alle Menschen in Adam gefallen waren, und Gott kann einen gefallenen Menschen nicht zu einem Stellvertreter machen. Darum gab er seinen eigenen Sohn, den er den Menschen im sündigen Fleisch gleichgemacht in die Welt senden wollte, und ernannte ihn zum Haupt und Stellvertreter dieser neuen Menschheit.
Die nötigen Verse dazu finden Sie in Römer 5. Ebenso deutlich heißt es in 1. Korinther 15,22: „Denn wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Es handelt sich um denselben Gegensatz zwischen Adam und unserem Herrn.
Der nächste Schritt in diesem Vertrag oder Bund zwischen dem Vater und dem Sohn war, dass Gott der Vater Gott dem Sohn dieses Volk gab, das er am jüngsten Tag auferwecken würde.
Lesen Sie zum Beispiel Johannes 6, und Sie werden sehen, dass unser Herr sich fortwährend darauf bezieht. Er sagt, dass er nichts von dem verlieren dürfe, was Gott ihm gegeben hat. Auch in Johannes 17, in diesem hohenpriesterlichen Gebet, wird es wieder ganz deutlich. Immer wieder wiederholt unser Herr, dass er all das für diejenigen tut, die ihm der Vater gegeben hat.
„Vater, die Stunde ist gekommen“, sagt er, „verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche, wie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, dass er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe.“ Und wenig später wiederholt er sich: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.“
Aber darüber hinaus sehen wir, dass Gott ihm nicht nur das Volk gab, sondern ihm auch einen konkreten Auftrag gab, den er um ihretwillen vollbringen sollte. Wir lesen wieder in Johannes 17: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“
Also gab der Vater dem Sohn in Ewigkeit einen konkreten Auftrag, den er ausführen sollte. Nachdem der Sohn diesen empfangen hatte, sandte Gott ihn hin, um ihn auszuführen. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab. Und als die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, unter Gesetz.
Es gibt viele andere ähnliche Aussagen. Tatsächlich wird uns auf äußerst wunderbare Weise mitgeteilt, dass der Vater sogar einen Körper für ihn vorbereitet hatte. Es gibt im Psalm 40 einen Hinweis darauf, ebenso in Hebräer 10,5: „Einen Leib aber hast du mir bereitet.“ So wird es gelehrt. Es war der Vater, der den Sohn gesandt hat.
Die nächste, die fünfte allgemeine Aussage, auf die ich hinweisen möchte, lautet, dass dieser Plan und das Programm der Erlösung ein fest umrissener Plan ist. Es gibt nichts Zufälliges oder Ungewisses an ihm. Es ist ein vollkommener Plan, und bereits vor Grundlegung der Welt war alles vollkommen vorbereitet. Gott hatte ihn in Ewigkeit ausgearbeitet und dann in dieser Welt in Zeit und Raum ausgeführt.
Man kann die Bibel nicht lesen, ohne auf ganz besondere Weise dieses Zeitelement zu bemerken. Alles, was bis zu diesem Moment geschehen ist, hat sich entsprechend dem Plan und Programm Gottes ereignet. Es gibt einige höchst erstaunliche Beispiele dafür, und es ist äußerst faszinierend und ermutigend, über einige von ihnen nachzudenken.
Die Zeit der Sintflut war Gott bekannt. Als er zum ersten Mal Noah seinen Befehl gab, mit dem Bau der Arche zu beginnen, und als die Welt zu spotten begann und fragte: „Wo ist denn die Verheißung dieses Gerichts, von dem du sprichst?“, wusste Gott es. Zum festgesetzten Zeitpunkt geschah es (1. Mose 6-7).
Dasselbe trifft auf die Zeit zu, in der Gott einen Mann namens Abraham erwählte und in ihm eine Nation gründete (1. Mose 12). All diese Dinge ereigneten sich exakt zu der Zeit, die Gott für sie bestimmt hatte. Wenn man durch die ganze Geschichte der Richter, der Könige und der Propheten geht, wird man feststellen, dass alles diesem vollkommenen Plan gemäß geschieht und zeitlich perfekt abgestimmt ist.
Das bringt uns natürlich zwangsläufig zu dieser großartigen Aussage, die wir bereits zitiert haben: „Als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz“ (Galater 4,4).
Man hat oft gefragt, wenn Gott diese Verheißung vor langer Zeit in Eden gab, warum er so lange wartete, bis er seinen Sohn sandte. Man könnte mit Leichtigkeit viele Gründe vermuten, warum Gott seinen Sohn nicht schon früher sandte. Es erscheint mir jedoch immer klarer, dass er dies tat, um den Menschen zuerst ihre völlige Hilflosigkeit zu zeigen.
Das Gesetz musste ihnen gegeben werden, damit sie sehen konnten, dass sie es nicht halten können. Der griechischen Philosophie musste die Gelegenheit gegeben werden, alles zu tun, was sie tun konnte. Dem römischen Rechtssystem und dessen Gerechtigkeits- und Staatsidee musste ebenfalls eine Chance gegeben werden.
Alles, was der Mensch ersinnen konnte, um sich selbst und seine Welt zu erlösen, war bereits ausprobiert worden und hatte versagt, bevor Gott seinen Sohn sandte. Gott wusste das von Anfang an.
Wenn uns gesagt wird: „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen“ (Jesaja 28,16), um wie viel mehr trifft das auf Gott zu, der das Ende schon vom Anfang her sieht. Darum betone ich, dass es ein vollkommener und fest umrissener Plan ist – vollendet und vollständig.
Das nächste, was ich in Bezug auf diesen Plan betonen möchte, ist der sechste Grundsatz: die absolute Gewissheit der Vollendung dieses Erlösungsplans.
Dies ist eines der herrlichsten und ermutigendsten Dinge, die wir jemals gemeinsam betrachten können. Ich danke Gott, dass dies sogar schon in 1. Mose 3 eindeutig zum Ausdruck kommt. Als Gott dort die Schlange verfluchte und die Feindschaft zwischen dem Samen der Frau und der Schlange ankündigte, machte er deutlich, dass dieser Feind, der den vollkommenen Menschen in Staub, Schande und Erniedrigung brachte, völlig besiegt und vernichtet werden würde.
Die Bibel erinnert uns ununterbrochen an diese Verheißung. In ihrem letzten Buch gibt sie uns ein Bild der Vollendung aller Dinge, wenn sogar der Teufel selbst in den Feuersee geworfen und in alle Ewigkeit vernichtet werden wird. Wie auch immer es den Anschein haben mag, wie sehr er auch zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Epochen das Gegenteil nahelegen wird: Gottes Plan ist gewiss. Nichts kann ihn zunichte machen, nichts kann vereiteln, dass er bis in die kleinste Einzelheit ausgeführt wird.
Das ist natürlich das Hauptthema der Bibel. Uns wird gleichermaßen ein Bericht vom Ende gegeben wie vom Anfang. Alles ist da. Wir können uns darauf verlassen, dass keine Kraft des Menschen, noch der Erde, noch der Hölle jemals verhindern kann, was Gott vor Grundlegung der Welt in seiner ewigen Ratsversammlung beschlossen hat.
Der nächste Punkt, der wieder in Epheser 1 betont wird, ist, dass sich der Vorsatz Gottes in der Erlösung nicht nur auf den Menschen bezieht, sondern auf alle Dinge. Er umfasst auch die Welt selbst und schließt, wie wir gerade gesehen haben, sogar ein, was Gott hinsichtlich seiner Feinde beabsichtigt hat.
Paulus sagt, dass Gott uns das Geheimnis seines Willens kundgetan hat. Dieser Vorsatz war zwar vorhanden, aber ein verborgenes Geheimnis. Wir hätten es nicht gewusst, wenn es Gott nicht in seiner Gnade gefallen hätte, es uns bekannt zu machen. Alles geschieht nach seinem Wohlgefallen, das er sich in sich selbst vorgenommen hat. Es geschieht aus Gnade, und in allem kommt seine Liebe zum Ausdruck.
Warum? Für die Verwaltung bei der Erfüllung der Zeiten. Hier haben wir es wieder: Alles wird in Christus zusammengefasst – das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in ihm. (Epheser 1,9-10) Das ist also der Plan.
Ich befürchte, dass viele von uns sich in ihren Gedanken nur um sich selbst oder andere Einzelpersonen drehen, wenn sie über das Heil Gottes nachdenken. Das dürfen wir niemals tun. Gottes großartiger Vorsatz schließt Himmel und Erde ein. Alle Dinge, überall, fallen unter diesen Vorsatz – sogar so weit, dass im Voraus der endgültige Zustand und das endgültige Schicksal des Satans, des Bösen und all dessen, was in seinen Bereich gehört, festgelegt ist.
Es wird eine endgültige Vernichtung geben. Es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde geben, in denen Gerechtigkeit wohnt. (2. Petrus 3,13) Diese werden das herrliche Ergebnis des Erlösungswerkes des Sohnes Gottes sein.
Und das bringt mich zu meinem achten Punkt. Dieser großartige Erlösungsplan hat immer den Herrn Jesus Christus als Zentrum. Paulus sagt uns, dass Gottes Vorsatz darin besteht, alles zusammenzufassen in dem Christus, das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist. Er wiederholt sich in ihm.
Ich werde noch einmal die Gelegenheit haben, dies weiter zu betonen und auszuführen. Ich erwähne es hier als Grundsatz des Heilsplans Gottes, weil ich befürchte, dass es Leute gibt, die ganz entschieden lehren, dass Erlösung auch ohne den Herrn Jesus Christus möglich sei.
Sie werden in bestimmten Erklärungshilfen zur Bibel eine Lehre finden, die besagt, dass eine Zeit komme, in der die Heilszeit der Gnade beendet sein und eine neue Heilszeit des Gesetzes kommen werde. Menschen würden dann durch das Halten des Gesetzes errettet werden beziehungsweise nicht errettet werden, wenn sie das Gesetz nicht halten.
Ich zögere nicht, zu behaupten, dass dies eine völlig irrige Vorstellung ist und im Widerspruch zu dem steht, was die Bibel lehrt. Es wird in der Bibel nirgendwo auch nur ansatzweise eine Errettung erwähnt, es sei denn in und durch den Herrn Jesus Christus.
Es gibt nur ein Evangelium, es gibt nur einen Heilsweg. Die Heiligen des Alten Testaments sind ebenso in Christus errettet wie sie und ich es sind. Und alle, die jemals leben werden, müssen entweder in Christus errettet werden oder sie werden überhaupt nicht errettet werden.
In ihm will Gott alles versöhnen. Einen anderen Weg der Versöhnung gibt es nicht. Das können wir gar nicht oft und stark genug betonen.
Um es anders auszudrücken: Wir nennen dieses Buch die Bibel und teilen es in zwei Teile auf – das Alte Testament und das Neue Testament.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass es in beiden Testamenten, im Alten und im Neuen Testament, um ein und dieselbe Person geht: den Herrn Jesus Christus.
Das Alte Testament ist die Vorbereitung, die Verheißung und die Prophetie seines Kommens. Schon damals, im Garten Eden, in 1. Mose 3, kann man das sehen. Dort haben wir eine ganz klare Aussage darüber, was Gott tun will. Wer ist der Same der Frau, der den Kopf der Schlange zermalmen und zerquetschen wird? Es ist niemand anderes als der Sohn Gottes. Und er hat es am Kreuz auf Golgatha getan.
Das Alte Testament weist von Anfang bis Ende auf ihn hin. Und was ist das Neue Testament anderes als die herrliche Erfüllung jedes Typus und Schattens? Jesus ist die Substanz jedes Schattens. Er ist der große Antitypus aller Typen, die Erfüllung von allem, was Gott über ihn im Voraus gesagt hatte.
Vor uns haben wir also die Bibel – das Alte und das Neue Testament. Aber alles ist in Christus. Der Plan, der Vorsatz und der Weg der Erlösung sind immer in ihm.
Das bringt mich zu meinem letzten Punkt: Dieser Vorsatz Gottes in der Erlösung ist der Menschheit in verschiedenen Bünden offenbart worden.
Ich werde jetzt nicht näher darauf eingehen, hoffe aber, diese Frage der Bünde in unserer nächsten Studie behandeln zu können. Gott hat, indem er in wunderbarer Weise herabgestiegen ist, in seiner unendlichen Gnade und Freundlichkeit nicht nur diesen Plan der Erlösung beschlossen, sondern er hat noch etwas anderes getan – auf eine Art und Weise, die noch ungewöhnlicher und herrlicher ist.
Er hat Vereinbarungen mit Menschen getroffen. Der allmächtige und ewige Gott, der souveräne Herr, wendet sich Männern und Frauen zu, die gesündigt und sich aufgelehnt haben, und beginnt, ihnen mitzuteilen, was er tun wird.
Wie wir sehen werden, sagte er, als er Abraham in Kenntnis setzte, diesem nicht nur, was er tun würde, sondern er bekräftigte dies mit einem Schwur, damit der Mensch eine gewisse und sichere Hoffnung haben sollte.
So haben wir uns nun eine zusammenfassende Übersicht über die biblische Lehre von der Erlösung verschafft. Wir haben sie im Großen betrachtet, gewissermaßen aus der Vogelperspektive.
Wir haben das, was die Bibel über die Erlösung des Menschen lehrt, vom Anfang bis zum Ende betrachtet. Dabei haben wir gesehen, dass Gott in seiner Freundlichkeit und Liebe, in seinem Mitleid und seiner Barmherzigkeit sowie in seiner unendlichen Gnade auf die Menschen geschaut hat.
Die Menschen hatten nichts als Hölle und Vernichtung verdient. Dennoch gab Gott ihnen die Verheißung ihrer wundervollen Erlösung. Diese Erlösung würde schließlich in seinem eigenen, ewigen Sohn, unserem Herrn und Retter Jesus Christus, vollendet werden.
Darum müssen ihm und ihm allein notwendigerweise aller Lobpreis, alle Ehre und alle Herrlichkeit gebühren.
Gelesen von Glaubensgerechtigkeit. Dieses Buch sowie viele weitere Hörbücher, Andachten und Predigten gibt es auf dem Youtube-Kanal von Glaubensgerechtigkeit