Herzlich willkommen zur allerersten Folge des machbar Podcasts für Alltagsmissionare. Toll, dass ihr dabei seid! Heute ist auch Jochen mit dabei.
Hallo Christian.
Ich bin Christian, wie Jochen schon richtig gesagt hat. Wir freuen uns, dass du dir mit uns Gedanken über das Thema Alltagsmission machen möchtest. Es geht darum, wie wir unseren Glauben auf kreative Weise im Alltag teilen können und dabei wachsen.
In den nächsten Folgen, Jochen, wollen wir uns diesem Thema nähern. Wir möchten herausfinden, was es bedeutet, einen evangelistischen Lebensstil zu leben. Das ist die Herausforderung, die wir uns vorgenommen haben.
Ja, schön, dass du dabei bist. Unser Fokus liegt nicht nur darauf, euch irgendwie Inspiration zu geben, sondern auch praktische Anregungen zu bieten. Diese sollen dich befähigen, die Menschen in deiner Umgebung besser zu verstehen, ihre Lebenswelt zu erfassen und das Evangelium in diese Lebenswelt hineinzusprechen. So möchtest du sie einen Schritt näher zu Jesus führen. Das haben wir uns fest vorgenommen und auf die Fahne geschrieben.
Jochen, heute sprechen wir darüber, was es eigentlich bedeutet, ein Alltagmissionar zu sein. Das ist eine Wortschöpfung, die man so im Duden nicht findet.
Vielleicht ganz kurz noch ein Überblick, was euch in den nächsten Folgen oder in dieser Folge erwartet: Zuerst wollen wir kurz auf diesen neuen Podcast eingehen und erklären, was wir uns dabei gedacht haben. Danach beleuchten wir die Herausforderung, als Christen in dieser Welt zu stehen und zu leuchten.
Anschließend definieren wir den Begriff Alltagsmission: Was bedeutet eigentlich Alltag und Mission? Darauf gehen wir ein und teilen auch unsere Vision mit euch. Wir versuchen, Leidenschaft zu wecken und euch neugierig zu machen.
Zum Abschluss stellen wir uns die Frage: Wie wird man ein besserer Alltagsmissionar? Das ist so grob der Überblick.
Jochen, der Machbar-Podcast, hat nicht nur ein neues Set, sondern auch einen klareren thematischen Fokus, den wir uns vorgenommen haben: Alltagsmission. Wir möchten unseren Hörern ganz konkret Anregungen geben, wie sie ihren persönlichen evangelistischen Lebensstil entwickeln können und so Menschen näher zu Jesus bringen.
Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir unseren Hörern am besten helfen können, ihren Glauben im Alltag zu leben und zu teilen, sodass auch andere davon mitbekommen. In dieser Staffel möchte ich mit dir und auch mit anderen Gästen, die noch dazukommen, darüber sprechen und tiefer in dieses Thema eintauchen.
Aber wir fangen jetzt einfach mal an. Vielleicht können wir ein bisschen darüber reden, was unsere Erfahrungen in der persönlichen Evangelisation sind. Das ist ja irgendwie ein großes Thema, ein großes Wort. Was hat dir zum Beispiel geholfen, einen persönlichen evangelistischen Lebensstil zu entwickeln?
Ja, lass mich zu Anfang einfach sagen, dass ich mich nicht so sehr für Evangelisation interessiert habe. Das klingt jetzt so, als würden sich hier zwei unterhalten, die das voll draufhaben. Zumindest für mich möchte ich das gar nicht so sagen.
Ich hoffe, dass ich Alltagsmissionar bin, ich weiß aber auch sehr gut um meine Unvollkommenheit. Ich weiß, wie Alltag eben damit zusammenhängt: Wie ist mein Alltag mit Jesus? Nur so bin ich auch Alltagsmissionar.
Ich weiß, dass ich von meiner Natur her gar nicht so beziehungsorientiert bin, merke aber, dass das das Entscheidende dabei ist. Gibt es das auch so, dass unsere Frauen einfach besser sind?
Genau, ja, ich meine auch, es ist einfach so. Also wir reden hier nicht, als wären wir die Profis, die sagen: Macht das so wie wir. Wir sind, glaube ich, auch auf der Suche oder haben vielleicht auch schon einiges gefunden. Aber das ist eine Entwicklung. Wir stellen uns hier nicht als Beispiel dar, nicht wahr?
Ja, ganz genau. Aber deswegen ist das auch für uns selbst eine Entwicklung. Wir wollen nicht sagen, dass wir es schon können oder schon alles wissen und jetzt die großen Tipps weitergeben. Wir wollen uns selbst noch weiter auf den Weg machen und bessere Alltagsmissionare werden. Das wollen wir auch üben.
Als Werk haben wir das Neue auf dem Herzen, das auch wirklich nach außen zu tragen und Christen dahingehend zu motivieren.
Aber was hat dich denn so inspiriert?
Ich kann von mir sagen, dass es zum Beispiel einfach Vorbilder sind. Ich habe das bei Leuten gesehen und miterlebt, als wir vor etwas mehr als zwanzig Jahren eine Gemeindegründungsarbeit gemacht haben. Da habe ich gesagt: „Boah, ich muss mich da irgendwie zurüsten und schulen lassen.“
Dann bin ich konkret in so eine Schulung gegangen. Dort habe ich von Leuten gelernt – das waren jetzt nicht unbedingt Evangelisten. Ich würde mich selbst auch nicht als Evangelist bezeichnen, was die Begabung angeht, dass ich so brenne. Aber ich habe von ihnen einfach ganz normal gelernt, was es heißt, den Glauben transparent zu leben und persönlich auf Tuchfühlung zu gehen mit meinem Nächsten.
Und das mit dem Ziel, irgendwie ins Bibellesen zu führen. Das fand ich total motivierend, das zu sehen, wie das funktioniert. Und es geht wirklich. Es verändert Menschen. Menschen kommen zum Glauben. Deswegen habe ich noch Hoffnung.
Bei mir war es fast umgekehrt. Ich hatte nicht positive Beispiele, sondern als erste Anregung negative Erfahrungen gemacht.
Es war eine Büchertisch-Arbeit, die mir Freude gemacht hat und die ich auch weiterhin machen würde. Mach das, wenn das deine Aufgabe ist oder so. Aber ich habe gemerkt, dass Leute vorbeigehen, die sich ein Buch anschauen, und du denkst, du müsstest wissen, was in deren Kopf vorgeht. Aber sie wollen gar nicht mit mir sprechen. Sie nehmen das Buch mit oder nicht.
Wenn du sie ansprichst, zum Beispiel mit „Darf ich Ihnen was zu lesen geben?“, sind manche unfreundlich, manche freundlich. Du denkst, jetzt möchtest du den nächsten Schritt machen, aber die gehen einfach weiter.
Bei mir war es eher so, dass ich dachte: Ich möchte eigentlich mehr dazu. Dann las ich ein Buch, in dem jemand genau das ausdrückte, was ich auf dem Herzen hatte oder so ahnte. Es war von Jim Petersen, „Evangelisation – ein Lebensstil“. Er sagte, es geht nicht um diese einmalige Begegnung, nicht nur um dieses Besondere.
Ich war so begeistert, dass ich dachte: Ja, genau! Beziehung im Alltag haben mit den Leuten, mehr als nur „Darf ich Ihnen was geben?“ und nicht wissen, liest du das jetzt, liest du das nicht, was denkt der, wenn er das liest, hat der noch Fragen oder so. Sondern tatsächlich mehr als diese eine zufällige knappe Begegnung zu haben.
Das hat mich sehr motiviert, und so bin ich darauf gekommen.
Ja, aber Bücher zum Beispiel bei mir auch. Der Insider hat den Kurs auch schon mal gemacht, sogar schon zweimal. Wir haben ja in unserer vorigen Podcast-Staffel auch darüber gesprochen. Oder „Des Meisters Plan“, kennst du das Buch von Robert Coleman? Oder auch William MacDonald, in manchen Büchern von ihm bringt er das auch einfach gut auf den Punkt.
Okay, schön. Gibt es noch andere Sachen, durch die du geprägt wurdest oder an denen du lernen konntest, was es heißt?
Ich würde einfach sagen: Das Leben. Die Situation. Ich will nicht so bewusst jetzt eine Taktik haben, sondern ich merke einfach: Boah, hier ist das, was jetzt gerade gefordert ist.
Die Menschen wollen in mein Leben hineinschauen? Dann lass sie doch schauen. Sie wollen Beziehung haben? Dann lass sie doch in Beziehung treten. Sehr oft habe ich gemerkt, dass Gott es einfach so führt und mich mit der Nase daraufstößt.
Wie ging dir das?
Ja, ging mir auch so. Und ich muss sagen, vor allem meine Frau ist da ein großes Vorbild. Sie ist viel beziehungsorientierter. Sie ist nicht diejenige, die so, sag ich mal, oder ich sage mal so: Es liegt mir mehr, mit den Leuten in der Bibel zu lesen und mit Fragen herauszufordern. Das ist nicht so ihr Ding.
Aber ihr Ding ist einfach, diese Beziehung zu haben, diese Offenheit zu zeigen und auch ins Leben schauen zu lassen. Sie lädt Leute einfach ein oder besucht Nachbarn und so weiter, um da wirklich mehr connected zu sein.
Die Herausforderung, der wir als Christen gegenüberstehen, wollen wir im nächsten Punkt etwas näher beleuchten. Wir befinden uns in großen Herausforderungen. Einerseits haben wir den Auftrag, den Jesus seinen Jüngern gegeben hat – und dieser Auftrag ist noch nicht erfüllt. Siehe Matthäus 28.
Genau, ganz genau. Der Missionsbefehl lautet wörtlich, dass wir Jünger machen sollen. Wie wir das tun sollen, sagt der Herr dort ganz klar. Der Auftrag ist noch nicht abgeschlossen, denn unser Herr ist noch nicht wiedergekommen. Er steht also nach wie vor.
Auf der anderen Seite leben wir in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft. Dabei merken wir, dass es kaum noch Offenheit für das Evangelium gibt. Es herrscht kaum Verständnis mehr. Wenn man mit Menschen spricht und fragt: „Wer ist Jesus?“, bekommt man oft keine Antwort. „Warum feiern wir Ostern?“ – „Weiß nicht.“
Was man vielleicht noch vor 50 Jahren in unserer westlichen Welt hatte – ein gewisses Verständnis von Kirche und Bibel – nimmt heute immer mehr ab. Vielleicht gibt es das noch bei älteren Generationen oder in einigen sehr christianisierten Gegenden in Deutschland, aber eher selten.
Wie kann ich also in dieser Welt, in der ich lebe, diese sprachlichen Grenzen überwinden? Wir neigen dazu, einen „Christensprech“ zu benutzen, den andere nicht verstehen. Wie kann ich das überwinden und auch über kulturelle Grenzen hinweg verständlich sein?
Ich glaube, dass wir den Aspekt des Jüngerseins oft nur darauf beziehen, dass ein Rabbi seine Jünger lehrte. Wir stellen uns dabei eine Kanzel oder einen Tisch vor, an dem die Bibel aufgeschlagen wird. Aber Jünger machen war, wie der Herr es vorgemacht hat, auch Leben teilen. Die Jünger hatten mit ihm Hunger und Durst, sie sind mit ihm gewandert und haben das Leben gemeinsam erlebt.
Je weiter die Menschen entfernt sind, desto eher schaffen wir das, indem wir unser Leben teilen. Es ist nicht jedermanns Aufgabe und es gibt besondere Situationen. Zum Beispiel haben wir während des Syrienkriegs einen sechzehnjährigen Flüchtling ohne Eltern aufgenommen. Wir wussten, dass er in eine christliche Familie kam. Wenn wir dann sagten: „Wir lesen heute mal in der Bibel und erzählen die Geschichte“, kam oft nur: „Ja ja, im Koran ist es so.“ Er kannte Abraham, aber die Geschichte verlief anders als in der Bibel.
Er kam mit uns ins Gespräch, aber das hat ihn nicht wirklich berührt. Das war nicht wirklich sein Zugang. Er sagte immer so: „Das ist eure Geschichte, unsere Geschichte ist anders.“ Man könnte sagen: Unsere Geschichte ist die wahre und die andere die falsche. Aber wo wir einen Zugang zu seinem Herzen fanden, war einfach, dass er bei uns lebte. Er bekam unseren Alltag mit – Streit unter den Kindern, eine kaputte Tür. Irgendjemand hatte nachgegeben, in dem Fall war es die Tür, nicht einer der anderen beiden.
Wie reagieren wir jetzt? Wie gehen wir mit Vergebung und Ehrlichkeit um? In seiner Kultur ist der Vater derjenige, der auf den Tisch haut, genau weiß, wer schuldig ist, und die Rolle des Einzelnen bestimmt. Wie lebe ich da mein Christsein aus?
Man hat viele Möglichkeiten. Aber nur zu predigen oder zu sagen: „In der Bibel steht…“ – ich glaube, damit wäre ich bei ihm nicht weitergekommen. Vielmehr ist es wichtig, ihn am Leben teilhaben zu lassen. Die Werte und der Glaube werden ganz natürlich sichtbar, wenn man sie nicht versteckt, sondern lebt.
Das wirft Fragen beim Gegenüber auf: Wie kommt es, dass sie sich vergeben? Dass der Vater nicht auf den Tisch haut und alle anschreit? Das sind keine bloßen Situationen, in denen man einfach „die Lage regelt“, sondern sie sind Gleichnisse, die das Leben erzählen. Und das ist viel eindrücklicher.
Was ich aber auch als wahnsinnig herausfordernd empfinde, ist Folgendes: Wir haben heute so viele Kommunikationsmöglichkeiten wie nie zuvor. Mit nur wenigen Klicks kannst du die ganze Welt erreichen. Du bist ständig online und hast immer Zugang zu Kommunikation. Wir sind so vernetzt, und das bringt eigentlich große Vorteile mit sich.
Doch in einer Welt, in der digitale und soziale Medien so omnipräsent sind, finde ich es durch diesen Tsunami an Medien- und Informationsflut schwierig, zum Persönlichen durchzudringen. Das ist mein Eindruck. Man distanziert sich immer mehr, obwohl man eigentlich meinen könnte, dass durch die vielen Kommunikationswege die Menschen näher zusammenrücken müssten.
Durchzukommen und Beziehungen aufzubauen, ist für die Menschen heute viel schwieriger. Wer ist das denn? Was will der von mir? So denken viele. Es herrscht viel Misstrauen. Wie kann man das überwinden in zwischenmenschlichen Beziehungen? Wie entsteht Vertrauen? Und wie findet man Wege, um wirklich tiefgründige Gespräche zu führen? Das finde ich gar nicht so leicht.
Was mache ich zum Beispiel, wenn mir ein fremder Hund begegnet? Ich bin vorsichtig. Ich fange nicht gleich an, ihn zu streicheln, vielleicht schnappt er ja nach mir. Vielleicht baut man so vorsichtiger und allmählicher eine Beziehung auf.
Wenn ich heute gleich sage: „Komm zu uns, iss mit uns“, dann denken viele: „Was will der von mir?“ Genau, man vermutet Hintergedanken. Mein Sohn hat mir das erzählt. Er wohnt in Berlin, studiert dort und arbeitet schon länger mit Kommilitonen an Projekten zusammen. Er hat sie ein paar Mal eingeladen, aber sie sind nicht gekommen, weil sie immer dachten, er hätte Hintergedanken. Sie haben viel Geld und dachten: „Vielleicht will er etwas von mir.“
Es hat also länger gedauert. Heute ist es anders, aber das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht Wochen oder Monate, jemanden wirklich kennenzulernen, um zu sehen: „Okay, ich kann dem wirklich vertrauen. Ich gehe in seine Wohnung und weiß, er will mich nicht ausnehmen oder übers Ohr hauen.“ Dann wird es auch wieder schön.
Man merkt, dass auch Menschen in der heutigen Zeit eigentlich nach Beziehung dürsten. Sie wollen mehr als nur oberflächliche Kontakte. Sie fragen sich: „Ist das hier alles nicht nur Fake? Redest du einfach nur? Schauspielst du?“
Wie du schon an dem Beispiel in deiner Familie gesagt hast: Die Leute sehnen sich im Grunde genommen nach Beziehung. Sie wissen oft nicht, wer sie wirklich sind und haben Identitätsprobleme. Gerade in unserer säkularisierten Gesellschaft, über die wir in den nächsten Folgen noch sprechen werden, gibt es viele Meinungen. Jeder hat seine eigene Sichtweise, und alles wird als wahr angesehen. Das ist total pluralistisch. So ist das bei den Weltanschauungen.
Das führt zu einem relativistischen Verständnis von Wahrheit. Gibt es denn überhaupt noch verbindliche Werte, die wir teilen? Oder nicht? Dann kommen noch konfliktgeladene Themen wie Sexualidentität, Lebensschutz, Familie und Ehe hinzu. Diese Themen sind in unserer Gesellschaft sehr umstritten.
Wenn du nun die Tür öffnest und Leute hineinschauen lässt, sehen sie: „Boah, die leben wirklich als Mann und Frau mit Kindern. Es ist harmonisch, es ist echt harmonisch. Die haben Werte, dort herrschen Freundlichkeit, Liebe und Güte.“ Ohne verurteilend zu wirken, kannst du so Vertrauen aufbauen und Zugang zum Herzen der Menschen bekommen. Das ist so schön, dass das auch heute noch funktioniert.
Ich habe ein Zitat aus dem Buch mitgebracht, das ich eben schon erwähnte. Vielleicht kann ich es hier vorlesen, weil es genau den Gedanken aufgreift, den du gerade geäußert hast.
Jim Peterson sagt: Was ist denn wirklich ein gutes Zeugnis? Ein Mensch mit einem guten Zeugnis ist jemand, der den Charakter Gottes verkörpert. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, voller Gnade und Wahrheit (Johannes 1,14). Welch eine anziehende und überzeugende Person war Jesus? Keine gesetzliche Karikatur, sondern das Abbild der Person Gottes.
Ich glaube, wirklich Gott zu verherrlichen heißt, Gottes Person mit dem ganzen Leben zu offenbaren. Gnade und Wahrheit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit – das sind untrennbare Eigenschaften Gottes. Unsere Welt braucht solche wahrhaftigen, integre Männer und Frauen unbedingt.
Und wenn diese Wahrhaftigkeit und Rechtschaffenheit nicht im Volk Gottes zu finden ist, wo soll man sie sonst finden? Aber genau das ist zu finden, wenn wir mit dem Herrn leben und die Leute einladen: „Er lebt bei mir, kommt zu mir.“
Genau, aber was es dazu braucht, ist Offenheit, Transparenz – Menschen in mein Leben schauen zu lassen, in meine Wohngemeinschaft, in meine Familie, in meine Ehe, in meine Community, in der ich lebe.
Doch wir glucken eher, babbeln und machen zu. Daher ist es eine große Herausforderung, wirklich Offenheit zu lernen. Werden wir noch viel darüber reden?
Jochen, was denkst du? Bei diesem Thema kommt man unweigerlich zu der Frage: Welche Bedeutung hat die Verkündigung einerseits und der persönliche Lebensstil andererseits? Wie kann das zusammen funktionieren? Kann das zusammengehen, und muss es zusammengehen?
Ich glaube, du hast es schon gesagt, oder? Unsere Welt ist geprägt von Menschen, die irgendwelche Botschaften verbreiten. Zum Beispiel rufen Leute an, die von einer Firma beauftragt wurden. Das ist oft nur eine Telefonagentur. Diese Personen könnten genauso gut für eine andere Firma werben, weil sie keine persönliche Beziehung zu dem haben, was sie sagen. Sie sind lediglich auf bestimmte Worte geschult worden.
Politiker sagen Dinge, die sie sagen müssen, um anzukommen, aber ob sie das persönlich glauben, weiß man nicht. Deshalb glaube ich, dass beides verzahnt sein muss: Das, was wir verkündigen, muss das sein, was wir leben, und was wir leben, muss das sein, was wir verkündigen. Menschen merken das. Wenn du nicht authentisch bist, merken sie das sofort.
Deshalb gibt es auch so viel Misstrauen. Du hast Politiker erwähnt, und obwohl wir nicht über Politiker reden wollen, ist es so, dass viele Menschen wenig Vertrauen in sie haben. Das liegt daran, dass oft abgedroschene Phrasen verwendet werden, während das Leben eine andere Sprache spricht. Das ist konträr. Dann entstehen solche Vorstellungen wie „die da oben“ und „wir hier unten“. Das ist unbegründet.
Wir sind auch irgendwie Schauspieler und versuchen, uns darzustellen. Da müssen wir den Herrn bitten, dass wir wirklich das sind, was wir vor ihm sind, und dass wir so auch leuchten können. Das ist, glaube ich, das, was die Welt braucht.
Wie du schon gesagt hast: Der Herr ist unser Vorbild. Es gibt zahlreiche Stellen in der Schrift, zum Beispiel Johannes 4 oder Paulus in Apostelgeschichte 17. Paulus hat überhaupt nicht angeboten, sondern ist in die Lebenswelt der Menschen hineingegangen. Er hat die Fremden nicht verurteilt und gesagt: „Hier, mit euren fremden Göttern weg damit!“, sondern er hat Anknüpfungspunkte in der Lebenswelt seines Gegenübers gesucht, um dort mit dem Evangelium anzudocken. Er war total unter ihnen und bei ihnen.
Dann ist es auch keine künstlich antrainierte Sprache, so nach dem Motto: „Ach, so muss man das sagen.“ Sondern es wird meine Sprache, die aber trotzdem den anderen im Blick hat, also wie versteht er das? Du hast eben gesagt, wir haben manchmal Floskeln. Die können wir uns abgewöhnen. Aber es geht nicht darum, etwas abzutrainieren und irgendetwas Künstliches zu machen, nach dem Motto: „Ach, ich muss das jetzt so ausdrücken.“ Nein, das muss unsere Sprachgewohnheit sein, so wie wir sind. Dann wirkt das viel besser.
Wir haben viel zu tun, oder? Ja, in der Tat. Wir haben ja auch ein paar Folgen geplant. Und es fängt irgendwo damit an, zu verstehen: Wer bin ich eigentlich in Christus? Meine Identität. Ja, meine Identität. Große Themen, okay.
Gut, kommen wir zu dem Begriff Alltagsmission. Steht der eigentlich im Duden? Wenn man nachschaut, findet man ihn dort nicht, oder? Ich denke mal, nein. Ich glaube, wir wurden hier im Haus auch gefragt, was wir denn darunter verstehen. Was ist Alltagsmission?
Wir wissen auf jeden Fall, dass es machbar ist. Genau, und dass es zwei Wörter sind: Alltag und Mission. Über diese beiden Begriffe müssen wir reden. Ganz genau, da müssen wir drüber sprechen.
Was bedeutet das? Was meinen wir damit? Alltag haben wir schon ein bisschen besprochen. Es bedeutet unser Leben, wo wir sind, unser Umfeld. Es bedeutet nicht... Ja, die Frage ist ja oft, wenn wir Mission hören, denken wir automatisch ans Ausland, an Auslandsmission, irgendwo in Afrika oder anderswo.
Aber Mission beginnt bei mir zuhause, im Alltag. Da haben wir diese Verbindung. Ich habe mir gedacht: Alltag ist doch das, was gewöhnlich ist, was eben alltäglich ist. Da ist nichts Fremdes, sondern alles ist mir nah, das kenne ich ja. So läuft das ab. Man kennt mich, ich kenne die Leute.
Wir denken oft an Afrika, alles fremd, andere Sprache und so weiter. Alltag hat aber auch eine ganze Menge an Sicherheit im Auftreten. Ich weiß, wie ich mich im Alltag verhalte. Ich bin alltagstauglich, sozusagen. Es ist nah. Ich sage: So ist das echt. Alltag ist so, wie es ist.
Manchmal sagt man ja: Jetzt kommt doch mal wieder zurück zum Alltäglichen. Werde mal wieder geerdet oder so, denke ich. Und Alltag hat schließlich jeder. In Afrika oder Asien kann nicht jeder sein. Alltag hast du, habe ich. Darüber brauchen wir uns gar nicht zu unterhalten. Klar habe ich Alltag.
Also unser Missionsfeld ist da. Da müssen wir nicht erst reingehen, wir müssen uns nicht erst anfreunden oder so etwas. Das kennen wir. Das ist das Schöne am Alltag, eigentlich auch ein...
Wenn wir über das Thema Evangelisation und Mission nachdenken, denken wir oft an Veranstaltungen oder Aktionen. Zum Beispiel organisieren wir eine Evangelisationsveranstaltung – was für ein unglücklicher Begriff – und laden dazu ein. Dann findet an einem Abend, einem Wochenende, einem Sonntag oder vielleicht sogar eine ganze Woche lang eine Veranstaltung statt. Jemand predigt, und danach ist die Evangelisation vorbei.
Manchmal gibt es auch einen Büchertisch oder Ähnliches. So verstehen wir oft evangelistische Arbeit oder Evangelisation. Dabei wird häufig ein einzelner Höhepunkt herausgepickt. Wir wollen nicht sagen, dass das schlecht ist, aber es kann nicht nur aus solchen Höhepunkten bestehen.
Jeder weiß, dass eine Ehe nicht nur durch besondere Ereignisse funktioniert, wie die Silberhochzeit oder ein ganz besonderes Wochenende. Solche Ereignisse sind vielleicht nicht unwichtig, aber gelebt wird der Alltag. Und das ist, denke ich, in der Mission genauso.
Wenn Mission etwas wäre, das wir nur dreimal im Monat, einmal im Jahr oder einmal im Jahrzehnt machen, das mit großem Aufwand verbunden ist und nur als besonderes Ereignis gilt, dann wäre es kein Auftrag für den Alltag.
Deshalb haben wir gesagt: Lass uns das „Alltagsmission“ nennen. Denn wir sind eigentlich ausgesandt – ausgesandt in unserem Alltag. Es ist kein Zufall, dass du dort wohnst, wo du wohnst, mit deiner Familie und deinen Kontakten. Absolut.
Und inwiefern muss denn diese Alltagsmission, also Evangelisation, auch ein persönlicher Lebensstil sein? Ein bisschen haben wir das eben schon angeschnitten, wie das zusammenhängt. Aber wenn wir von persönlichem Lebensstil der Evangelisation sprechen, ist das ja schon ein Schritt weiter, oder?
Vielleicht ist es erst einmal nur die Annahme des Auftrags. Ich sage dann: Ja, wenn ich Alltagsmissionar bin, was ist denn in meinem Alltag zu sehen? Ich sehe deinen Lebensstil, ich sehe, wie du dich verhältst. Deine Worte kannst du noch auswählen. In speziellen Situationen hältst du vielleicht eine Lobrede über dieses oder jenes. Aber in deinem Alltag, in deinem Lebensstil, sehe ich, was dir wirklich wert ist. Du kannst einen schönen Vortrag halten, wie groß Gott ist, aber wenn in deinem Alltag eigentlich dein Vorgarten dein Gott ist, dann sehe ich das.
Deswegen, glaube ich, hängen Alltagsmission und persönlicher Lebensstil direkt zusammen, oder?
Ja, ich denke, das hat auch gewisse Merkmale. Ich habe mir ein paar Sachen aufgeschrieben, zum Beispiel Authentizität. Also, dass mein Leben meine Werte und meinen Glauben irgendwie auch widerspiegelt, das, was ich sage und nach außen gebe. Genau das, was du gesagt hast, nämlich dass es beziehungsorientiert ist.
Es geht nicht darum, jetzt jemandem das Evangelium und die vier geistlichen Gesetze herunterzurasseln und zu sagen: „Jetzt weißt du es.“ Viel wichtiger ist mir, die Beziehung zu haben. Aufgrund dieser Beziehung, in der Vertrauen gewachsen ist, entsteht eine Offenheit, die neugierig macht auf das Evangelium. Das sollte hoffentlich in meinem Leben sichtbar sein.
Und das ganzheitlich. Denn wir leben oft so, ist mein Eindruck: Es gibt das Leben von Montag bis Freitag, vielleicht noch Samstag, dann weiß man den Job. Und dann hast du das Wochenende mit Familie und Gemeinde. Und das ist ein anderes Leben. Am Montag ziehe ich wieder die Maske aus und eine andere an, und dann bin ich wieder im Alltag. Das ist so getrennt.
Sonntagsveranstaltung in der Gemeinde – da bin ich der Christ. In der Woche bin ich, ja, was bin ich denn eigentlich?
Ich würde auch noch sagen: Unser Begriff „Alltagsmissionar“ spricht noch eine andere Trennung an, die wir oft machen. Nämlich, es gibt die Profis, die vielleicht ihren Lebensunterhalt nicht auf gewöhnliche Weise verdienen, die tatsächlich in Afrika oder anderswo sind. Und es gibt die Laien, die das natürlich nicht können und bestenfalls das Geld für die Profis spenden.
Das ist auch eine ganz fatale Entwicklung, denke ich. Das hat der Herr nicht gemeint. Natürlich sollen wir dankbar sein für diejenigen, die unterstützen können, für diejenigen, die ausgesandt werden. Aber dass Evangelisation zu einem Profigeschäft wird, hat Gott nie gemeint.
Ich denke dabei immer an Epheser 4, Vers 11, wo von Evangelisten die Rede ist. Es ist interessant, was dann in Vers 12 steht, was sie machen sollen. Ich lese einmal Epheser 4,11-12:
„Und er hat die einen als Apostel gegeben, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für das Werk des Dienstes auszurüsten.“
Hier haben wir fünf Personen beschrieben, und es gibt eine besondere Gabe, dass jemand als Evangelist unterwegs ist. Aber in Vers 12 steht, warum er sie gegeben hat: zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes. Das ist in der Elberfelder Übersetzung etwas altmodisch ausgedrückt, aber man muss es so verstehen: Ein Evangelist ist Evangelist, damit er mich ausrüstet, damit ich auch das Evangelium weitergeben kann. Nicht damit er sagt: „Sei du still, du kannst das nicht, ich bin Profi, ich mache das.“
Das ist eine Entwicklung, die wir so haben. Du hast die Trennung von Alltag und Sonntag angesprochen. Ich finde, dieser Alltag-Laie-macht-nichts, Profi-macht-alles. Das weiß jeder, dass das ungesund ist und gar nicht Gottes Ziel.
Es geht gar nicht darum, dass Gott mich zu einem Evangelisten macht, sondern dass ich wirklich ein Alltagsmissionar werde. Dass ich in den Beziehungen, in dem Kontext, in dem Gott mich gestellt hat, fähig bin, sprachfähig und beziehungsfähig mit noch Nichtchristen und Suchenden, um sie auf Christus hinzuweisen.
Wir merken ja selbst, dass uns da oft die Sprachfähigkeit fehlt. Wir merken selbst: Wie macht man das eigentlich? Genau diese Themen werden wir im Podcast ansprechen.
In dieser ersten Folge wollen wir einfach mal ganz grundlegend Alltagsmission beleuchten. In den weiteren Folgen gehen wir dann genauer darauf ein.
Dafür hat Gott offensichtlich den Evangelisten gegeben, damit er den Heiligen – also dir und mir – helfen kann. Er ist der Profi, weil er besonders von Gott begabt ist und in diesem Amt als Evangelist steht. Aber er soll es nicht selbst machen, sondern er ist dazu gegeben, als Gabe, als Geschenk, wie es wörtlich heißt. Die Person als Geschenk, nicht als Geistesgabe, sondern als Geschenk, damit er den Heiligen dient und sie zurüstet, dass sie auch fähig werden.
Ein bisschen wollen wir das hier mit unserem Podcast unterstützen. Aber es ist ein lebenslanges Lernen.
Wir wollen auch nicht etwas anderes schlechtmachen. Wir haben das im Vorfeld so gesagt: Wir wollen nicht den Büchertisch oder eine Evangelisationsveranstaltung schlechtmachen. Wir wollen mehr, du hast es schon ein bisschen zusammengefasst, wir wollen ganz konkret im Praktischen helfen.
Nicht das eine gegen das andere ausspielen.
Wir wollen eine Lanze brechen für diese Art von Evangelisation, die du und ich tun können. Aber das ist keine Spitze gegen irgendetwas anderes, sondern vielleicht ergänzt das sogar sehr gut.
Wir haben eine Evangelisationsveranstaltung, einen Vortrag, wo jemand das Evangelium sehr schön erklärt oder einen Aspekt beleuchtet. Vielleicht ist er Spezialist für eine bestimmte Kultur oder kennt sich mit dem Islam aus.
Aber ich werde meinen Freund doch nur dahin bekommen, wenn ich die Beziehung zu ihm habe.
Der Evangelist ist doch auch auf mich angewiesen. Wir arbeiten doch zusammen. Das ist doch nicht so, dass einer alles macht und der andere nichts.
Okay, lasst uns noch ein bisschen über unsere Vision sprechen, die wir mit dem Podcast eigentlich haben. Wir möchten darüber reden, warum wir den Podcast „machbar“ genannt haben, weil wir glauben, dass es machbar ist. Aber inwiefern ist es wirklich für jeden Einzelnen von uns machbar?
Wir wollen ja diesem Auftrag von dem Herrn Jesus nicht ausweichen. Wir möchten die Probleme nicht einfach wegreden oder drumherumlavieren. Stattdessen wollen wir sie offen ansprechen, denn wir haben diese Herausforderungen und Probleme, und wir nehmen den Auftrag ernst.
Es geht nicht darum, hier eine Methode zu verkaufen und zu sagen: „Das kann jeder, 15 Minuten, hör uns zu und dann geht es.“ Ja, doch, das wollen wir. Fünf Minuten, und du bist der Alltagsmissionar, jeden Tag? Nein, natürlich nicht.
Wir wollen vermitteln, dass dieser Auftrag angenommen werden soll – dass ich sage: Ja, tatsächlich, das muss bei mir sein, ich darf Alltagsmissionar sein. Aber wir wollen auch ehrlich sein und sagen: Ja, das sind Schwierigkeiten, die wir durchkämpfen müssen. Du bist vielleicht eher schüchtern, vielleicht nicht so beziehungsorientiert wie ich. Du brauchst vielleicht eine Frau oder jemanden, der dir hilft. Aber das muss das Ziel sein, oder?
Wir müssen uns auch realistische Ziele setzen. Wir kommen jetzt nicht hierher und sagen: „Schaut euch den Christian an, alle in seinem Dorf, alle in seiner Straße sind bekehrt, alle waren in seinem Wohnzimmer.“ Das ist bei mir natürlich auch nicht so. Wir sollten auch die richtige Erwartungshaltung haben: Viel vom Herrn erwarten, aber nicht vom Christian, von mir oder von irgendeiner Methode oder einem Trick.
Genau hier wollen wir mit „machbar“ ansetzen und dir helfen, deinen ganz persönlichen evangelistischen Lebensstil zu entwickeln. Warum? Damit du lernst, deinen Nächsten in seiner Lebenswelt zu verstehen und ihn einen Schritt näher zu Jesus zu bringen.
Das meinst du wahrscheinlich auch mit realistischen Zielen. Oft sagen wir einmal jemandem das Evangelium und beten dann, dass er sich sofort bekehrt. Das ist unrealistisch, so ist das einfach. Klar kann Gott wirken und jemanden wirklich so vorbereiten, dass er sich beim ersten Hören des Evangeliums bekehrt. Aber das ist die absolute Ausnahme.
Die Regel sind kleine Schritte, es braucht Zeit, und es muss länger wirken. Wir haben uns an dieser Stelle in einem anderen Podcast schon öfter darüber unterhalten, über die Engelsskala von minus zehn bis Null Bekehrung.
Für die, die das nicht kennen: Die Engelsskala hat nichts mit Botengottes zu tun, sondern der Herr Engel hieß einfach so. Er hat beschrieben, wie nah oder fern Menschen, die noch nicht gläubig sind, dem Punkt der Bekehrung sind.
Da kann jemand ziemlich weit weg sein, weniger weit weg oder ganz nah davor. Wir können nicht immer davon ausgehen, dass jemand nur noch zwei Wahrheiten braucht oder einmal in seinem Gewissen angesprochen werden muss. Nein, in der Regel ist das gerade in unserer säkularen Welt eher nicht der Fall. Je frostiger wird das.
Es braucht auch Zeit, um überhaupt einschätzen zu können, wo jemand steht – insofern man das überhaupt kann. Man muss jemanden kennenlernen, verstehen, wo er steht, und dann an der Beziehung arbeiten, um ihn langsam einen Schritt weiterzuführen.
Vielleicht darf ich noch etwas aus meiner beruflichen Situation sagen: Früher hatte ich Lehrproben zu machen, ich war Lehrer. Wenn ein Lehrer eine Lehrprobe macht, wird er von anderen begutachtet. Er fängt damit an, eine Analyse der Schüler zu machen. Er sagt nicht einfach: „Ich kann Integralrechnung, das bringe ich ihnen jetzt bei.“ Das wäre unsinnig, wenn er Sechstklässler vor sich hat.
Er beginnt damit, den Lernstand der Gruppe zu erfassen und auch Besonderheiten zu berücksichtigen. Das leuchtet uns sofort ein: Ich muss erst wissen, wo derjenige steht, den ich ansprechen und weiterführen will. Ich kann nicht in einem Schritt bis zur Integralrechnung kommen, sondern muss kleine Schritte machen und mit ihm gehen. Sonst wird mein Unterricht keinen Erfolg haben.
So ist es letztendlich auch beim Evangelisieren. Total gutes Beispiel. Aber warum denken wir so oft, dass es beim Evangelium anders sein muss? Warum glauben wir, dass es beim Evangelisieren anders läuft?
Wir sind oft so fixiert auf das Ergebnis: „Jemand hat sich bekehrt.“ Dabei sehen wir nicht, dass Gott schon gewirkt hat – vom einen Schritt zum nächsten. Da müssen wir wirklich umdenken.
Oder glauben wir, man muss nur etwas sagen, und Gott macht den Rest? Das ist vielleicht ein bisschen so, aber es ist auch Arbeit. So ist der Auftrag des Herrn an die Jünger zu verstehen. Wenn wir das Leben der Apostel anschauen, sehen wir, wie sie gelebt haben.
Sie sind nicht einfach irgendwo eingeflogen, haben gepredigt und sind gleich wieder weggegangen. Paulus hat das Leben mit den Leuten geteilt. Der Herr selbst war anfassbar, unter den Menschen. Bevor er überhaupt aufgetreten ist, war er schon dreißig Jahre unter den Menschen. Dann war er dreieinhalb Jahre unter den Menschen und erlebbar für die Leute.
Mir ist deshalb wichtig, dass wir hier, wenn wir von unserer Vision sprechen, nicht so eine riesige Last auf die Menschen legen und sagen: „Ich werde nur an dem Erfolg gemessen, dass sich jemand bekehrt.“ Stattdessen möchte ich Schrittbegleiter sein.
Der Herr wird zeigen, ob ich bis zum letzten Schritt gehen kann oder ob es andere gibt, die die Schritte weiterführen. Vielleicht wechselt mein Arbeitskollege die Stelle, mein Nachbar zieht um oder so. Dann kann ich das auch wieder in seine Hand zurücklegen. Ja, genau.
Gut, jetzt sagst du vielleicht: Ja, okay, habe ich alles verstanden. Alltagsmission ist klar, was das bedeutet, was ihr damit meint. Und das ist genau das, was ich eigentlich schon länger suche. Aber wie werde ich denn jetzt ganz praktisch ein besserer Alltagsmissionar?
Das wird hier in dieser Folge zu weit führen. Schritt für Schritt können die nächsten Folgen darauf eingehen. Wir wollen Themen besprechen und Fragen beantworten wie: Wie lerne ich denn jetzt meinen Nachbarn kennen? Bisher habe ich ihn nur gegrüßt. Wie komme ich da näher hin?
Oder du hast eben schon gesagt: Ich bin so schüchtern, ich bin wirklich ein schüchterner Mensch. Wie kann ich so leicht auf Leute zugehen? Wie kann ich überhaupt Beziehungen aufbauen?
Welche anderen Fragen gibt es? Welche Rolle spielt die Liebe zu Gott und zu meinem Nächsten? Ist das wichtig, oder ist Hauptsache, ich muss klar sein in meinen Worten? Wie kann ich ein lockeres Gespräch, einen Smalltalk, auf eine tiefere Ebene führen, ohne gleich mit dem Holzhammer herauszukommen und zu sagen: „Lassen Sie uns jetzt über Gott reden“, worauf der andere dann zu macht?
Oder wie stelle ich gute Fragen zum Beispiel? Und wie muss ich zuhören? Welchen Anteil haben Zuhören und Reden als Alltagsmissionar?
Auch welche Technologien kann ich benutzen? Es sind auch praktische Dinge. Wir wollen auch über praktische Tipps sprechen.
Wie kann ich das Evangelium verständlich machen für Menschen dieser Zeit? Genau, auch von den Vokabeln her.
Wie kann Mission meine Leidenschaft sein und nicht nur eine Pflichterfüllung? Was hat das mit meiner Identität zu tun, die ich in Christus habe? Habe ich das überhaupt verstanden?
Wie können andere mich unterstützen? Ist das immer nur Einzelkämpfertum oder sind wir als Christen in diesem Alltagsmissionsauftrag zu zweit unterwegs, als ganze Gemeinde? Habe ich hier irgendwie einen Sparring-Partner?
Die Rolle von Gebet: Was heißt das? Wie wichtig ist meine persönliche Beziehung zu Gott? Das ist ja auch ganz klar: Nah bei Gott zu sein, dann kann ich nah bei den Menschen sein. Und dann hat das auch Wirkung. Es muss beides zusammenkommen.
Also, ganz viele Themen. Wir hoffen, wir konnten euch da ein bisschen neugierig machen auf das, was noch folgt hier bei machbar – ein Podcast für Alltagsmissionare.
Viele Themen haben wir hier. Wir stehen am Anfang, kann man schon so sagen, jetzt mit dieser ersten Folge einer spannenden Reise, bei der wir Schritt für Schritt zeigen wollen, wo wir selbst lernen wollen – haben wir beide gesagt – aber wo wir auch dich mit hineinnehmen wollen.
Wir möchten dir eine Hilfe sein mit Ideen, mit Anregungen, mit Tipps und dabei immer wieder in die Schrift schauen und den Herrn zum Vorbild nehmen: Wie geschieht Mission, Evangelisation in der Bibel? Welche Prinzipien sehen wir daraus?
Ja, das ist so unser Ziel eigentlich.
Ja, heute ging es mal um etwas Grundsätzliches zu diesem Podcast-Titel, der sich mit Alltagsmission beschäftigt. Was bedeutet das? Wir müssen nicht in ferne Länder reisen, und es reicht auch nicht nur, Flyer auf der Straße zu verteilen, um mit Menschen ins Gespräch über Jesus Christus zu kommen. Das ist alles in Ordnung, ja, aber vor allem geht es uns darum, ob Evangelisation für mich persönlich ein Lebensstil ist. Und wie kann es dazu kommen, dass ich wirklich ehrliche, offene Beziehungen zu meinem Nächsten habe, der Christus noch nicht kennt? So dass ich ihn einen Schritt näher zu Christus bringen und Türen für offene und tiefere Gespräche öffnen kann.
In den nächsten Folgen beschäftigen wir uns mit der Frage, was wir von Jesus über Alltagsmission lernen können. In einer weiteren Folge schauen wir auch darauf, welche Rolle das Gebet eigentlich in diesem ganzen Prozess spielt.
Dann wagen wir uns als Nächstes wieder vor. Wir machen das abwechselnd im Talkformat, aber auch mal als Solo-Folge. Dabei gehen wir auf das Thema des Machbarkeitsaspekts in der Alltagsmission ein. Hier rückt das Machbare noch mehr in den Fokus, weil wir glauben, dass jeder von euch einen solchen evangelistischen Lebensstil entwickeln kann. Und keine Angst – das haben wir schon gesagt – ihr müsst keine Angst davor haben, den Glauben im Alltag zu bezeugen.
Es ist nichts, was der Herr uns als Last auflegt, so nach dem Motto: „Jetzt muss ich das auch noch machen.“ Vielmehr wollen wir wirklich in die Freude kommen und erleben: Boah, das ist genau das, wie Gott sich das gedacht hat. Dass wir Zeugen sein können von seiner Gnade, seiner Hoffnung und seiner Liebe – das ist das, was die Welt so dringend braucht.
Ganz ehrlich, ich habe auch in der Vorbereitung gedacht: Evangelisation ist oft frustrierend und mit viel Frustration verbunden. Aber wir wissen, dass sie die Antwort auf die Probleme und Fragen des Lebens ist. Deshalb wollen wir weitermachen und schauen, wie man den Knoten lösen kann. Dabei wollen wir helfen, gemeinsam auf den Weg zu kommen, wirklich nah bei den Menschen zu sein – und das aus der Gemeinschaft mit Gott heraus.
Ich wünsche mir, dass es ganz natürlich wird. Was soll ich denn sonst sein als Missionar in meinem Alltag? Das ist doch cool.
Danke dir, Jochen.
Eine Frage an euch: Wenn ihr Fragen oder Anregungen zum Podcast Machbar habt, schreibt uns gerne an machbar@heukebach.org. Wenn euch Machbar gefällt, teilt es gerne, gebt es weiter, empfehlt uns, gebt Bewertungen ab und macht Kommentare rein. Darüber freuen wir uns sehr, denn so wird der Podcast bekannter.
Wenn du uns auf YouTube gesehen hast: Den Podcast gibt es nicht nur als Hörversion, sondern auch als Videoversion. Dann kannst du gerne die Glocke drücken, damit du keine neue Folge mehr verpasst. So wird das Ganze auch sichtbarer bei YouTube.
Bleib also unbedingt dran und mach dich mit uns gemeinsam auf den Weg, bessere Alltagsmissionare zu werden. Wir wollen diesen Weg gemeinsam gehen, um nah bei Gott und nah an den Menschen zu sein.
Wir sagen an dieser Stelle: Tschüss miteinander.
Tschüss.
Tschüss.