Einführung ins Gebet und Thema der Zugehörigkeit
Lass uns beten! Vater, wir danken dir für diesen Morgen, den du uns geschenkt hast. Herr, ich bete für die Schwester, die gerade gebetet hat und jemanden verloren hat. Ich bete, dass du sie tröstest und auch die Familie. Ich bete, dass du sie begleitest, Herr.
Wir beten jetzt für diese Zeit in deinem Wort, dass du zu uns sprichst. Öffne unser Herz und unsere Ohren, damit wir empfänglich sind, Herr. Amen.
Bist du ein Kind oder ein Waisenkind? Jack Miller, ein Prediger aus Amerika, der nicht sehr bekannt ist, aber einige gute Dinge gesagt hat, hat immer viele Leute gefragt: Bist du ein Kind oder ein Waisenkind?
Ein Kind fühlt sich geliebt, unterstützt und geborgen. Ein Kind muss sich keine Sorgen machen, denn um es wird sich gekümmert. Ein Kind hat eine optimistische Sicht auf das Leben.
Ein Waisenkind dagegen, weil es keine Eltern hat, fühlt sich einsam. Es hat viele Sorgen und macht sich Gedanken über seine Bedürfnisse. Es muss für sich selbst sorgen, weil niemand anderes das tut. Das Waisenkind hat eine pessimistische Sicht auf das Leben und viel Angst. Es muss lernen, auf sich selbst zu vertrauen.
Fühlst du dich wie ein Kind oder wie ein Waisenkind? Welche dieser beiden Beschreibungen passt besser zu deiner Sicht auf das Leben? Ganz ehrlich: Es sind oft nicht die Gefühle eines Waisenkinds.
Die Geschichte Jakobs: Ausgangssituation und Arbeitsverhältnis
Lassen Sie uns die heutige Geschichte von Jakob anschauen. Sie steht in Kapitel 30, Vers 25, und soll uns helfen, unsere eigene Situation besser zu verstehen. Da die Stelle recht lang ist, werde ich die Geschichte einfach nacherzählen. Normalerweise würde ich empfehlen, den Text mitzuverfolgen, aber heute kann das etwas schwierig sein. Deshalb müsst ihr es ausnahmsweise nicht tun. Ihr könnt es aber gerne, wenn ihr möchtet.
Nachdem ich die Geschichte nacherzählt habe, komme ich zur Anwendung. Diese erfolgt heute ganz am Ende. Zunächst hört einfach die Geschichte.
Jakob dient schon lange seinem Onkel und Schwiegervater, mindestens 14 Jahre. Bisher hat er nur für seinen Onkel gearbeitet. Dadurch hatte Jakob keine Möglichkeit, für sich selbst und seine Familie zu sorgen. Er ist noch unter der Obhut seines Schwiegervaters und hat noch nichts Eigenes.
Jakob wünscht sich, zurück in seine Heimat zu gehen. Das sehen wir gleich am Anfang. Er teilt Laban, seinem Schwiegervater, seinen Wunsch mit und bittet um Erlaubnis. Warum muss er um Erlaubnis bitten? Wenn wir von unserem Job wegwollen, reichen wir einfach die Kündigung ein und gehen spätestens sechs Monate später. Warum macht Jakob das nicht so?
Das Arbeitsverhältnis zwischen Jakob und Laban sieht ganz anders aus. Obwohl sie verwandt sind, ist dieses Arbeitsverhältnis nicht familiär. Jakob ist eher in einem Meister-Diener-Verhältnis zu Laban. In der damaligen Zeit galt, dass Jakob eigentlich Laban gehörte. Oder zumindest gehörte alles, was Jakob hatte, Laban – einschließlich seiner Frauen und Kinder. Diese wurden ihm gegeben, nachdem Jakob gekommen war.
Anscheinend ist Jakob allmählich in dieses Abhängigkeitsverhältnis hineingeschlittert, ohne es wirklich zu wollen oder zu merken. Auf jeden Fall kann er nicht einfach gehen, wie wir es tun würden, wenn wir unseren Job nicht mögen. Höchstens könnte er alleine gehen, müsste dann aber alles zurücklassen.
Laban will ihn nicht ziehen lassen. Er sagt in Vers 27: „Ich spüre, dass mich der Herr segnet um deines Willen.“ Das heißt: Bleibe hier! Nicht, weil ich dich lieb habe, sondern weil ich etwas von dir habe. Jakob ist als Abrahams Nachkomme und von Gott Erwählter ein Segensträger. Deshalb geschieht das.
Gott legt Segen auf Jakob und alles, was er tut. Laban weiß das und kann davon profitieren. Als Jakob kam, war Laban nicht sehr reich und hatte nur wenig. Nun hat er sehr viel – nur wegen Jakob.
Also versucht Laban schlau und eigennützig, seinen Schwiegersohn zu überreden, weiterhin für ihn zu arbeiten. Damit Jakob bleibt, sagt er zu ihm: „Bestimme deinen Lohn, ich werde es dir geben.“
Jakobs kluger Lohnvorschlag und die List Labans
Jakob machte also folgenden Vorschlag: In Vers 32 sagt er: „Ich will heute durch alle deine Herden gehen und aussondern alle gesprenkelten und gefleckten Schafe sowie alle dunkelfarbigen Schafe und die gefleckten und gesprenkelten unter den Ziegen. Diese sollen mein Lohn sein.“ Alle einfarbigen Tiere dagegen bleiben bei Laban.
Das ist eigentlich ein richtig guter Deal für Laban. Es ist so, dass die Mehrheit des kleinen Viehs im Nahen Osten einfarbig ist. Gefleckte und gesprenkelte Tiere kommen nur sehr selten vor. So denkt Laban: „Ja, das klingt richtig gut.“ Er akzeptiert den Deal.
Aber Laban geht noch weiter: Er veranlasst, dass Jakob mit nichts anfängt. Er geht Jakob voraus und sondert selbst die gefleckten Tiere aus. Diese gibt er jedoch nicht Jakob, wie vereinbart, sondern seinen eigenen Söhnen. Danach schickt er die Tiere für drei Tage weg, damit Jakob nicht auf die Idee kommt, sie sich zu holen.
Jakob fängt also mit null an. Die Herde, die er nun hat, besteht nur aus einfarbigen Tieren, die Laban gehören. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass aus einfarbigen Tieren gefleckte oder gesprenkelte Nachkommen entstehen. Das liegt zum einen daran, dass solche Tiere sowieso selten sind. Zum anderen, wegen der genetischen Vererbung, was Jakob damals natürlich nicht wusste. Auf alle Fälle ist es wegen der Gene sehr unwahrscheinlich, dass gefleckte Tiere herauskommen.
Jakob hat somit keine guten Perspektiven. Er steht unter der Kontrolle seines Onkels, der ihm das Leben schwer macht. Seine Pläne, an Reichtum zu kommen, werden sofort frustriert. Er ist ohne Eigentum, mittellos und hat eine 17-köpfige Familie zu ernähren.
Das ist ein großes Problem. Das ist wirklich ein harter Existenzkampf, und seine Arbeitsbedingungen sind sehr schlecht. Er wird ausgenutzt und von seinem Onkel betrogen. Das sind die schlechtesten Voraussetzungen, um an seine eigene Habe zu kommen.
Muss er nun den Rest seines Lebens unter dem Joch seines Onkels bleiben? Wie sieht es mit der Rückkehr nach Hause aus? Wie soll er seine Familie versorgen? Jakob befindet sich in einer wirklichen Zwickmühle, ohne Verteidigung. Laban ist letztlich sein Herr.
Es gibt kein Gericht vor Ort, zu dem Jakob gehen könnte, um zu sagen: „Schau, was er gemacht hat.“ Die Situation ist also schwierig für ihn. Wie wird er da wieder herauskommen, ohne seine ganze Familie zu verlieren? Wird Jakob das einfach so hinnehmen? Oder hat er vielleicht gelernt, zum Herrn ins Gebet zu gehen?
Jakobs List und Gottes Eingreifen
Nein, wir kennen Jakob. Er wählt die dritte Option: Feuer mit Feuer bekämpfen. Betrug liegt ihm im Charakter, das kann er gut. Er versucht einen Zuchttrick, um gefleckte und gesprenkelte Tiere zu produzieren.
Es sieht so aus, als ob Jakob frische Ruten von Pappeln, Mandeln und Platanenbäumen nimmt. Er stellt weiße Streifen daran her, indem er das Weiße an den Ruten freilegt. Dann legt er diese Ruten in die Tränkrinnen, in die Wassertränken, wo die Tiere zum Trinken kommen. Die Idee dahinter ist, dass die Tiere, wenn sie brünstig werden – was normalerweise der Fall ist, wenn sie da sind – diese Streifen sehen. Die Vorstellungskraft soll dazu führen, dass sie Nachwuchs werfen, der gefleckt und gesprenkelt ist.
Soll dieser Zuchttrick funktionieren? Eigentlich nicht. Biologisch betrachtet ist das Blödsinn. Die Vorstellungskraft bei der Brunst hat keine Auswirkung. Aber erstaunlicherweise klappt es: Die Tiere werfen gestreifte, gesprenkelte und gefleckte Lämmer und so weiter. Jakob klopft sich bestimmt auf die Schulter und denkt: „Was für eine brillante Idee hatte ich!“
Ein Kommentator schrieb jedoch, dass dieses Experiment wahrscheinlich niemals in irgendeiner anderen Situation erfolgreich durchgeführt wurde. Was hier ganz eindeutig ist, ist, dass Gott im Hintergrund steht und veranlasst, dass Jakobs brillante Idee tatsächlich Erfolg hat. Gott wirkt zugunsten Jakobs. Es ist ein bisschen so, wie ein Kind, das von seinem Vater hochgehalten wird und zu seiner Mutter sagt: „Sieh, ich fliege!“ Genau so funktioniert es mit göttlichem Eingriff.
Jakob wiederholt das mit dem Feder- und Fiedertrick, irgendwann direkt mit den gefleckten und schwarzen Tieren, sodass weitere gefleckte geboren werden. So schafft er sich eine Herde. Es ist eigentlich ein Wunder.
Aber das ist nicht alles. Hier kommt der Betrug von Jakob besonders zum Vorschein. Er benutzt diese Technik, die er herausgefunden hat, nur, wenn die kräftigeren und stärkeren Tiere brünstig werden. So werden die gefleckten Tiere, die dann geboren sind, auch stark. Wenn die schwachen Tiere brünstig werden, lässt er sie weg. So bekommt Laban nur die Schwachen.
Und so wird Jakob sehr, sehr reich. Sechs Jahre vergehen, und mit der ganzen Herde, die er jetzt hat, kauft er sich weitere Tiere, Mägde, Kamele und Esel. Von null an wird er sehr, sehr reich.
Die Entdeckung und Jakobs Aufbruch
Es sind zwanzig Jahre vergangen, seit Jakob angekommen ist. Natürlich dauert es nicht lange, bis die Söhne Labens misstrauisch werden. Da ist etwas faul. Wir wissen nicht genau, was passiert ist, aber so etwas geschieht nicht einfach so. Wie kommt Jakob zu so viel Reichtum? Irgendwie muss er unseren Vater über den Tisch gezogen haben. Das kennen wir auch von unserem Vater – das passiert nicht einfach so.
Auch Laban kann irgendwann den Braten riechen. Jakob bekommt das mit und erkennt: Nun ist es höchste Zeit zu gehen. Glücklicherweise für ihn bestätigt der Herr das auch. Der Herr sagt zu ihm: Kehre zurück in das Land deiner Väter und deiner Verwandtschaft, und ich will mit dir sein. Ein ganz persönliches Wort an Jakob.
Vielleicht ist der eine oder andere an dieser Stelle irritiert, weil der Herr zu ihm kommt und bestätigt: Du sollst jetzt gehen. Auch wenn Jakobs Taten an sich nicht wirkungsvoll waren und seine Motivation klar Betrug war, wie kann Gott einfach darüber hinwegsehen und ihn quasi bestätigen? Das ist eine sehr gute Frage. Wir machen weiter.
Lass das einmal sacken: Jakob muss aufbrechen. Aber es gibt ein kleines Problem – das muss er noch mit seiner Frau klären. Sind sie bereit, ihre Heimat zu verlassen? Sind sie bereit, ihren Vater und ihre Familie zurückzulassen? Wie wird er sie überzeugen, dass sie gehen sollen?
Armer Jakob, immer das Opfer. Er erklärt seine traurige Lage seiner Familie. Er sagt zu seiner Frau: Irgendwie mag euer Vater mich nicht mehr. Ihr wisst, ich habe so viel für ihn getan, meine ganze Kraft habe ich für ihn eingesetzt. Trotzdem betrügt er mich ständig. Ein Esel nennt den anderen Langohr. Aber Gott ist auf meiner Seite, sagt er. Er hat nicht zugelassen, dass er mir Schaden zufügen konnte. Gott hat eurem Vater die Tiere genommen und sie mir gegeben.
Und wie erklärte er dann seinen Frauen, warum die guten, zahlreichen Tiere alle besprenkelt und befleckt sind? „Nur falls ihr euch wundert, was hast du da gemacht?“ Da sagt Jakob: In einem Traum rief der Engel Gottes meinen Namen. Als ich ihm antwortete, sagte er: Sieh zu, Herde, alle Böcke, die die Tiere bespringen, sind gestreift, gesprenkelt oder gescheckt. Denn ich habe gesehen, wie Laban dich betrügen wollte.
Was er sagt, heißt: Ja, das ist einfach so passiert. Er hat damit nichts zu tun gehabt. Der Herr war es. Jakob saß einfach da und tat seine Arbeit, und plötzlich – voilà – waren alle Tiere befleckt und gesprenkelt.
Und nun zurück zum anfänglichen Ziel des Gesprächs: Warum müssen sie jetzt gehen? Weil Gott es ihm sagt, sagt er. Gott ist ihm erschienen und hat gesagt: Ich bin der Gott, der dir in Bethel erschienen ist. Du hast dort einen Gedenkstein mit Öl gesalbt und mir ein Gelübde abgelegt. Verlass jetzt dieses Land und kehre in deine Heimat zurück.
Also muss er gehen. Jakob sagt zu seinen Frauen: Liebe Frauen, kommt ihr mit? Vielleicht hält Jakob in diesem Moment den Atem an und fragt sich, ob sie ihm das abkaufen. Glücklicherweise wollen die Frauen auch weg. Sie sind ja in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen und gelten sowieso als die Nächsten in ihrem Vaterhaus. Ihr Vater hat sogar ihren Brautpreis weggenommen und für sich selbst verbraucht. Es war keine glückliche Familie.
Sie schreiben die Schicksalswende dann Gottes Wirken zu und stehen völlig hinter Jakob. Sie sagen: Ja, lass uns gehen. So bricht Jakob mit seiner Familie und seinem Habe auf, um zurück nach Kana zu gehen.
Die Flucht und die Konfrontation mit Laban
Treu seinem Charakter entsprechend handelt er nicht offen und aufrichtig, sondern hinter Labans Rücken, während dieser beim Scheren von Schafen ist. Beim Verlassen des Hauses nimmt Rahel einen Hausgürtel ihres Vaters mit. Der Text sagt nicht, warum sie das tut, aber wahrscheinlich sieht sie ihn als Glücksbringer an und nimmt ihn einfach mit.
Drei Tage sind sie unterwegs, und erst dann erfährt Laban davon. Laban ist aufgebracht, wirklich wütend. Er jagt ihnen nach – nicht einen Tag, nicht zwei, sondern sieben Tage lang. Es ist ihm egal, er will mit seinem Schwiegersohn Jakob konfrontiert werden. Er holt ihn schließlich ein. Was Laban vorhatte, ist unklar, aber wahrscheinlich nichts Gutes, da er einige Leute mitnimmt. Ich glaube nicht, dass er einfach nur einen Abschiedskuss geben wollte.
Auf dem Weg erscheint ihm Gott in einem Traum und warnt ihn: Hüte dich, mit Jakob weder im Guten noch im Bösen zu reden. Ich stelle mir das wie einen wütenden Hund vor, der an einer Leine gehalten wird. Er darf Jakob nicht antasten.
Laban erreicht Jakob und konfrontiert ihn: „Was hast du getan, dass du mich getäuscht hast und meine Töchter entführt hast, als wären sie im Krieg gefangen?“ Laban spricht nun, als wäre er das Opfer und versteht nicht, warum er so behandelt wird. „Warum bist du heimlich geflohen, ohne mir Bescheid zu sagen? Ich hätte dich mit Freuden, mit Liedern, mit Pauken und Harfen geleitet.“ Er klingt jetzt wie der beste Vater und Schwiegervater, der aber unfair behandelt wird.
Laban lässt Jakob wissen, dass er die Macht und das Recht hatte. Und es stimmt, sehr wahrscheinlich hätte Laban Jakobs Habe einfach beschlagnahmen und Jakob vor Gericht stellen können. Nur der Gott Isaks hält seine Hand zurück – das lässt Laban Jakob wissen.
Jakob fragt nun auch nach den Hausgötzen: „Wenn du gehst, warum nimmst du auch meine Sachen mit?“ Zur ersten Frage, warum er so unerwartet geflohen ist, sagt Jakob, dass er Angst hatte, Laban könnte seine Töchter von ihm wegnehmen. Von den Hausgötzen weiß er eigentlich nichts, und tatsächlich wusste er nichts davon. Rahel hatte das verborgen.
Jakob ist sich ziemlich sicher und sagt: „Der Dieb soll sterben, wenn du das findest.“ Er riskiert damit das Leben von Rahel.
Laban sucht und sucht: zuerst Jakobs Zelt, dann Leas Zelt – dort ist nichts. Dann durchsucht er das Zelt der Mägde – so viel Vertrauen gibt es innerhalb dieser Familie. Er sucht alles durch, findet aber nichts.
Schließlich kommt er zum Zelt von Rahel. Sie hatte den Hausgürtel jedoch vorher weggenommen, auf ihren Kamelsattel gelegt und sich darauf gesetzt. Den Götzen, den sie verehren soll, sitzt sie also buchstäblich darauf.
Rahel täuscht dann vor, in ihren Tagen zu sein, deshalb steht sie nicht auf. Sie sagt zu ihrem Vater: „Ich habe meine Tage und kann nicht aufstehen, sorry.“ Ob Laban das glaubt oder nicht, an dieser Stelle will er sicher keinen Götzen haben, auf dem seine Tochter gesessen hat.
Laban kann den Hausgürtel letztendlich nicht finden. Er läuft gegen eine Wand – seine Verfolgung ist nun endgültig vorbei. Jakob kann nichts machen, Laban kann ihn nicht antasten. Er findet die Hausgötzen nicht. Alles, was ihm übrig bleibt, ist, einen Bund mit Jakob zu schließen – und das tut er dann auch.
Der Bund zwischen Jakob und Laban
Bevor Laban jedoch handelt, wird Jakob wirklich wütend. Jakob sieht, dass Laban nichts gefunden hat. Jetzt kann Jakob seinen Monolog halten. Er sagt zu Laban: „Diese zwanzig Jahre habe ich dir tadellos gedient. Deine Herden sind unter meiner Obhut sehr gut gewachsen. Tag und Nacht, bei Hitze und Frost, habe ich für dich gearbeitet. Ich habe mehr getan, als du verlangt hast, und du hast mehr gefordert, als es richtig war.“
Jakob fährt fort: „So habe ich diese zwanzig Jahre in deinem Hause gedient – vierzehn Jahre für deine Töchter und sechs Jahre für deine Herde. Und du hast meinen Lohn zehnmal verändert.“ Jakob ist jetzt wirklich aufgebracht.
Laban entgegnet auf diese Argumente und Anschuldigungen nichts. Das muss also stimmen. Trotz Jakobs vieler Fehler und Betrügereien müssen wir anerkennen, dass er für seinen Onkel sehr hart gearbeitet hat. Sein Onkel hat ihn dabei stark ausgenutzt. Jakob hat buchstäblich seinen Meister gefunden.
Nun beruft sich Jakob auf Gott, der ihn vor Laban rechtfertigt. Er sagt: „Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams und der Schrecken Isaks, auf meiner Seite gewesen wäre, hättest du mich leer ausgehen lassen. Aber Gott hat mein Elend und meine Mühe gesehen und hat in dieser Nacht ein gerechtes Urteil gesprochen.“
Ich glaube nicht, dass Laban von Jakobs Argumenten wirklich überzeugt ist, im Sinne von: Er soll ihn jetzt einfach gehen lassen. Am Ende sagt Laban: „Alles, was du hast, ist eigentlich mein.“ Aber Gott hat ihm die Hände gebunden. Er kann nichts dagegen tun.
Laban sieht, dass Gott ganz offensichtlich zu Jakob steht. Er kann nichts machen und muss ihn ziehen lassen. Weil er nichts dagegen tun kann, lädt er Jakob ein, mit ihm einen Bund zu schließen.
Der Bund besteht darin, dass Jakob sich gut um die Töchter Labans kümmern soll und keine weiteren Frauen nehmen darf. Das klingt für unsere Ohren ungewöhnlich, aber anscheinend wäre das für Jakob wirklich ein Problem gewesen, denn er hat bisher schon vier Frauen.
Der andere Teil dieses Bundes ist, dass sich beide aus dem Gebiet des jeweils anderen heraushalten sollen. Es werden zwei Steinhaufen errichtet. Auf der einen Seite darf Jakob nicht gehen, auf der anderen Seite darf Laban nicht gehen. Sie sollen voneinander Abstand halten.
Gott wird als Zeuge berufen. Sie opfern gemeinsam und essen zusammen. Am Morgen segnet Laban seine Familie und kehrt dann wieder heim. Laban lässt Jakob mit allem, was er besitzt, ziehen.
Jakobs Wandel und Gottes Gnade
So schaute er es am Anfang nicht an. Erinnert euch, wo wir angefangen haben: Jakob war mittellos und in den Fängen seines schlauen Schwiegervaters. Nun ist er sehr reich und kann sich von seinem Schwiegervater völlig und endgültig lösen, ohne die Sorge, dass dieser irgendwann Recht gegen ihn geltend machen wird.
Was war entscheidend für diese Wende? War es Jakobs Klugheit bei der Tierhaltung? Oder vielleicht seine gut getimte Flucht vor Labern? Oder seine leidenschaftliche Rede, als Labern ihn eingeholt hatte? Was denkt ihr?
Ohne Gott wäre all das gescheitert. Jakobs Maßnahmen bei der Tierhaltung hätten allein keine guten Ergebnisse gebracht. Bei seiner Flucht wurde er letztlich eingeholt, und seine leidenschaftliche Rede schien Labern nicht zu bewegen. Aber Gott stand ihm bei.
Gott schenkte ihm Erfolg bei seiner Tierhaltung. Gott band die Hände Laberns, sodass dieser Jakob nichts antun durfte. Entscheidend war, dass Gott für Jakob war.
Doch dieser Betrüger, dieser Besserwisser, dieser selbstgenügsame Jakob – warum hilft Gott so einem? Die Antwort liegt nicht in Jakob, sondern in Gottes souveräner Gnade. Jakob ist der Empfänger der Verheißung Gottes, er ist von Gott erwählt und begnadigt. Gott ist für ihn.
Sind Jakobs Makel Gott egal? Nein, ganz und gar nicht. Gott hat ihn oft diszipliniert, wie wir in den letzten Wochen gehört haben, und das werden wir auch weiterhin hören. Gott wird ihn weiter disziplinieren, Gott wird ihn noch auf die Knie bringen.
Aber Gott ist für Jakob, und Gott wird dafür sorgen, dass Jakob ans Ziel kommt.
Ermutigung für die Zuhörer: Gott ist für uns
Ihr Lieben, seid ihr in schwierigen, aussichtslosen Situationen – vielleicht aus eigener Schuld, aber vielleicht auch nicht? Habt ihr mit Leuten zu tun, die euch immer wieder auf die Nerven gehen? Findet ihr das Leben einfach schwierig und habt das Gefühl, sei es real oder nicht, dass sich alles gegen euch stellt?
Vielleicht ist es der schwierige Chef, vielleicht eine belastende Familienkonstellation, oder ihr habt das Gefühl, das Leben hätte euch einige Schicksalsschläge beschert. Doch vielleicht geht das Problem auch noch tiefer in eurem Herzen. Ihr habt den Eindruck, ihr müsst kämpfen und kämpfen, weil niemand das für euch tut. Ihr müsst euer eigenes Glück machen, denn niemand sonst interessiert sich für euer Glück.
Das Leben wird schwer, das Leben ist nicht so hoffnungsvoll, das Leben ist vielleicht belastend – wen kümmert das? Seid ihr ein Kind oder ein Waisenkind? Was wäre, wenn wir völlig davon überzeugt wären, dass Gott für uns ist? Was wäre, wenn wir fest daran glauben würden, dass Gott für uns kämpft, dass er alles ordnet, damit wir ans Ziel kommen? Dass er alles wirkt, um uns ins gelobte Land, unsere himmlische Heimat, zu bringen – trotz unserer vielen Fehler und sündhaften Verhaltensweisen?
Würden wir nicht vielleicht einen ganz anderen Blick auf unser Leben und unsere Lebensumstände haben, auch wenn sie schwierig sind? Was wäre, wenn wir sicher wären – auch wenn oft verborgen –, dass Gott in allen Situationen für uns wirkt? Dass er all unsere Wege lenkt, dass er Korrektur schenkt, wenn es sein muss, aber auch die Hände der Menschen hält, sodass sie uns nicht mehr antun können, als das, was er erlaubt?
Was wäre, wenn wir davon überzeugt wären, dass alles, was er erlaubt, nicht nur zu unserem Guten, sondern zu unserem Besten dient – alles? Sicher, dass er uns dann auch ans herrliche Ziel bringen wird, wenn wir von dieser Erde scheiden? Seid ihr davon überzeugt? Oder können wir eigentlich so sicher sein? Ist das nicht ein bisschen anmaßend?
Jakob hatte die Verheißung Gottes, Jakob war ein Nachkomme Abrahams – wir haben so etwas nicht. So etwas können wir von uns nicht sagen. Doch Christus ist die Erfüllung all dieser Verheißungen. Christus, der Nachkomme Abrahams, in ihm sagt die Bibel in allen Verheißungen Ja und Amen. Diejenigen, die in Christus sind, die sind die wahren Kinder Abrahams.
Das heißt: Ob ihr auf der guten Seite Gottes seid oder nicht, entscheidet sich daran, wie ihr zu diesem Segensträger, Jesus Christus, steht. Natürlich trifft das nicht auf alle zu, und ich glaube auch, dass es in diesem Raum nicht alle betrifft. Manche hier sitzen vielleicht, die Jesus noch nicht als Retter und Herrn anerkannt haben. Aber ihm gegenüber können wir nicht neutral sein: Entweder seid ihr für ihn oder gegen ihn.
Wieso? Wegen unserer Sünde sind wir von Natur aus Gottes Feinde. Das heißt, Gott stellt sich gegen uns, genauso wie er es bei Laban gemacht hat. Nur durch Jesus kann dieser Zustand sich ändern. Und Labans Geschichte ist ein Bild für uns, was passiert, wenn wir auf der falschen Seite stehen.
Ja, für eine Zeit lang kann es ganz gut gehen. Laban hatte Jakob unter seiner Kontrolle, bis Gott sich für Jakob einsetzte, bis Gott sich gegen Laban stellte. Die Geschichte wendete sich. Laban sah am Ende seinen Wert, seine Habe, in Rauch aufgehen – und das, weil er sich gegen Jakob stellte, einen Betrüger.
Wie viel schlimmer ist es, wenn wir uns gegen den heiligen Sohn Gottes stellen! Wenn Gott gegen dich ist, wer oder was kann dir dann helfen? Ich lade euch ein: Stellt euch zu Jesus, stellt euch zu Jesus, kommt zu Jesus!
Gottes Zusage an die Gläubigen
Und wenn du das gemacht hast – oder ich gehe davon aus, die meisten von euch –, wenn ihr in Christus seid, wenn ihr zu diesem Segensträger steht: Gott ist für dich. Genauso wie Gott für Jakob war, ist Gott auch für dich.
Auch wenn du es immer wieder verbockst und versuchst, eigenhändig zu handeln, ist Gott für dich. Gott steht zu dir. Warum? Weil Jesus der Segensträger ist, der sich hingab, um Vergebung all deiner Sünden zu ermöglichen.
Er ermöglicht auch die Versöhnung mit Gott und gewinnt für dich alle Segnungen Gottes, alle Reichtümer der jetzigen und zukünftigen Welt, wie es im Epheser 2 steht. Gott ist nicht gegen dich, Gott ist für dich.
Gott hat sich entschlossen, alle Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind, reichlich zu segnen, für sie zu kämpfen und sie nach Hause zu bringen. Er wirkt alles, alles für dich. Predigt das euch selbst immer wieder. Es wird euren Blick auf das Leben verändern.
Hab keine Angst vor Umständen, hab keine Angst vor Schwierigkeiten, hab keine Angst vor der Zukunft – weder im Leben noch im Tod. Gott ist für dich, Gott wirkt für dich.
Wenn du Christ bist, musst du nicht wie ein Waisenkind verzweifelt und bedrückt um dein Leben kämpfen. Vergiss das nicht.
Schlussgebet
Lass uns beten.
Wir danken dir für diese kostbare Wahrheit, dass du für uns bist.
Wir danken dir so sehr, dass du alles zu unserem Guten wirkst, auch wenn wir es nicht sehen und auch wenn es manchmal verborgen ist. Überzeuge uns, Herr, von dieser Wahrheit. Hilf uns, uns daran zu erinnern: Wir sind keine Waisenkinder, sondern deine Kinder.
Und Herr, für diejenigen, die das noch nicht kennen, für diejenigen, die vielleicht noch wie Waisenkinder sind, öffne ihre Augen und ihre Herzen, damit sie Jesus sehen können. Lass sie Jesus annehmen und so deine Kinder werden, Herr, damit auch sie diese Gewissheit haben können.
Wir danken dir so sehr für Jesus und für deine Gnade. Amen.