Von dem französischen Schriftsteller Francois ... de La Rochefoucauld gibt es den Spruch: „Der Ruin des Nächsten erfreut Freund und Feind.“ Und in Deutschland sagt man „Schadenfreude ist die schönste Freude“.
ABER das stimmt natürlich nicht!
Der Herr Jesus sagt etwas zum Thema Freude in Johannes 15.
Joh 15,9-11: Im Zusammenhang geht es um das Thema „Frucht bringen“, also um
die Bestimmung, die wir als Christen haben. Vollkommene Freude, heute würde man
vielleicht von Fun oder Befriedigung sprechen, findet man, wenn man die Beziehung
mit Gott nicht schleifen lässt d.h. In Jesu Liebe bleibt und seine Gebote hält. Sünde
zerstört zuerst unsere Beziehung zum Herrn Jesus und dann unsere Freude am
Leben. Eigentlich ganz einfach. Im wahrsten Sinne des Wortes „furchtbar“ simpel.
Die Gesellschaft, in der wir leben, versucht uns folgende Lüge zu verkaufen: Wenn du aus jeder Situation für dich das Maximum herausholst und – zumindest „auch“ - deinen Vorteil suchst, dann ist das der Weg zur größtmöglichen Lebenserfüllung, zum persönlichen Glück.
Im AT wird dieser Haltung ein ganzes Buch gewidmet. Ein Volk wird von Gott dafür gerichtet, dass es im entscheidenden Moment nur an sich gedacht und seinen Vorteil gesucht hat und anderen nicht geholfen hat. Dieses Buch wollen wir betrachten.
Obadja - das Buch der Schadenfreude und Rachsucht
Zuerst ein paar allgemeine Dinge zu Edom und den Edomitern. Edoms Gebiet war das Bergland Seir mit seinen Gipfeln und Plateaus südöstlich von Israel jenseits des Toten Meeres. Es erstreckt sich vom Bach Sered an der Südgrenze von Moab über etwa 160 km bis zum Golf von Akkaba. Bis auf seine Nordgrenze ist es zu allen Seiten hin von Wüsten eingeschlossen. Im seinem Zentrum lag die Hauptstadt Sela oder Petra.
Edom heißt übersetzt „Rot“ und ist ein Spitzname für Esau gewesen, dem älteren Sohn von Isaak und Rebekka, der für ein rotes Gericht Linsen sein Erstgeburtsrecht eintauschte (1Mo 25,30). Obwohl die beiden Brüder nach einer Zeit des Streits sich schlussendlich versöhnen werden die Völker, die sie hervorbringen – Israel und Edom im Verlauf der Geschichte zu erbitterten Feinden.
Der erste große Krach ereignet sich, als Israel auf dem Weg von Ägypten ins Land Kanaan durch Edom ziehen will, und ihm dies verwehrt wird. Das passiert 1406 v.Chr. Gut 400 Jahre später 992 v.Chr. erobert der David Edom und richtet ein Blutbad an. Erst 150 Jahre später 847 v.Chr. kann Edom das jüdische Joch wieder abschütteln und erneut einen eigenen König einsetzen. In den folgenden Jahrhunderten geht es hin und her bis die Edomiter 586 v.Chr. den Babyloniern bei der Zerstörung Jerusalems und der Vernichtung Judäas zur Hand gehen.
Die Auseinandersetzung Israels mit den Edomitern, die ab dem zweiten Jahrhundert
v.Chr. Idumäer genannt werden, erreicht einen politischen Höhepunkt in der Familie
von Herodes dem Großen, der Idumäer war und als König von Roms Gnaden über
Israel herrschte.
Es ist deshalb nur verständlich, dass die Idumäer 70 n.Chr. bei der
Zerstörung Jerusalems durch die Römer beteiligt sind. In der Folge verschwindet das
Volk und geht in den Nabatäern auf, die in Südjuda wohnen.
Hass und Streit zwischen Völkern, die so eng miteinander verwandt waren. Furchtbar. Hoffentlich begehen wir, die wir Kinder haben, nicht den Fehler von Isaak und Rebekka, indem wir Lieblinge haben, ein Kind bevorzugen und damit selbst den Zündstoff für Bitterkeit und Hass in der Familie legen. Wenn du dir nicht sicher bist, frag mal deine Kinder, ob sie den Eindruck haben, dass du eines von ihnen lieber magst – und warum.
Obadja 1-9: Gott spricht hier durch den Propheten Obadja Gericht über Edom. Zwei Aussagen stechen besonders ins Auge.
- Die Vernichtung ist umfassend.
- Der erste Anklagepunkt ist Übermut und ein falsches Gefühl der Sicherheit.
Wenn man sich die strategische Lage Edoms anschaut, dann versteht man, warum die Edomiter sich ziemlich sicher fühlten. Die Gebirge waren ein natürlicher Schutz und ihre Hauptstadt Petra war aus Sandstein geschnitten und fast uneinnehmbar, weil sie nur wenige Zugänge hatte, von denen der wichtigste – der Sik – ein kilometerlanger, schmaler Taleinschnitt war. Sie liegt so versteckt, dass sie erst 1812 von den Europäern wiederentdeckt wurde.
Jetzt verstehen wir Obadja 3-4 vielleicht besser.
Worin bestand die Schuld der Edomiter?
Obd 10 – Gewalttat an deinem Bruder Jakob
Obd 11 – „abseits standest“ = nur Zuschauer; schlimmer noch: „du warst ... wie einer
von ihnen“ = Mittäter. Die Schwäche des Brudervolkes eiskalt ausnutzen und aus
dem Untergang Jerusalems persönlichen Vorteil ziehen
Obd 12 – Schadenfreude und Spott
Obd 13 – Zur Schadenfreude kommt persönliche Bereicherung am Eigentum derer,
die sich nicht mehr wehren können
Obd 14 – Handlanger der Angreifer (wahrscheinlich der Babylonier 586 v.Chr.);
Ganz im Sinne Nietsches: „Leiden sehen ist schön, leiden machen noch schöner!“ Der Mensch ist in seinem Innersten grausam. Die Geschichte auch die Kirchengeschichte ist voll von Beispielen, die beweisen, dass Menschen – wenn sie nur wissen, dass ihre Boshaftigkeit kein Nachspiel hat – erbarmungslos grausam handeln können.
Aber Vorsicht: Alles hat ein Nachspiel. Sei es in diesem Leben, spätestens aber im
Gericht Gottes.
Israel befindet sich in einer selbstverschuldeten, nationalen Zwangslage. Die
Babylonier sind Gottes Mittel, um Israel zu richten! Und trotzdem ist es für die
Edomiter verboten – und mehr als das: Gott macht ihnen einen massiven Vorwurf –
es für die Edomiter verboten, aus dem Gerichtshandeln Gottes einen persönlichen
Vorteil zu ziehen!
Schadenfreude und Rachsucht sind immer falsch! Das Ausbeuten von Wehrlosen und Spott heißt Gott nie gut!
Das Gericht kommt über Rachsüchtige und Schadenfreudige
Deshalb verkündet Ob den Edomitern Gericht Obd 15.16 – trinken und schlürfen (obwohl es nicht dasteht:) vom Zorn Gottes.
Was hat Obadja den Israeliten zu sagen?
Obd 17 – Israel hat, obwohl gerade weggeführt, eine Zukunft!
Mehr noch: Die Königsherrschaft des Herrn wird Edom einschließen
Obd 18-21 – Die, die jetzt triumphieren werden am Ende die Besiegten sein. Das Volk
Israel wird zurückkehren und Edom einnehmen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten –
und das werden die Israeliten sein!
Hesekiels, der nach Babylon verschleppte Prophet prophezeit wie Obadja: Hesekiel 25,12-14
Eingangsthese: Wenn du aus jeder Situation für dich das Maximum herausholst und wenigstens ein bisschen auch deinen persönlichen Vorteil suchst, dann ist das der Weg zur größtmöglichen Lebenserfüllung, zum persönlichen Glück.
Die Edomiter haben diesen Tipp als Volk beherzigt und die Bibel lehrt uns mit schonungsloser Offenheit, was Gott davon hält.
Was will Gott? - Eine einfache Frage!
Und so wollen wir uns zum Schluss die Frage stellen, was Gott will. An den Edomitern sehen wir, wie es nicht geht. Aber was will Gott? Oder anders ausgedrückt: Wie mache ich das, was Jesus sagt: „In seiner Liebe bleiben und seine Gebote halten.“ Woher weiß ich eigentlich, was Gott will. Leben ist viel zu komplex und zu kompliziert, um immer genau zu wissen, was richtig ist – nicht wahr?
Und Jesus würde sagen: NEIN! Die Gebote Gottes sind nicht schwer. Du musst nur einen einzigen Grundsatz beherzigen:
Die Gebote Gottes lassen sich auf einen Nenner bringen: Liebe.
Die Gebote Gottes lassen sich auf einen Nenner bringen: Liebe.
Gesetz und Propheten, d.h. das ganze Alte Testament mit seinen Vorschriften, zielt darauf ab, Menschen zu einem Lebensstil zu drängen, der den Nächsten auf die gleiche Stufe stellt, auf der ich selbst stehe.
Matthäus 7,12a ...auch. Das ist ein sehr hoher Anspruch!
In der Welt kennt man einen ähnlichen Spruch: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!“ = Goldene Regel. Die Goldene Regel ist alt. Man findet sie bei den griechischen Philosophen, bei Konfuzius oder in einem uralten babylonischen Märchen. Aber nur Jesus verschärft den Anspruch, indem er ihn positiv formuliert. Negativ: Was du NICHT willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. In dieser Form wird die Goldene Regel gern als Grundlage für ein Weltethos verwendet. Jesus formuliert bewusst positiv: Alles nun was ihr WOLLT, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist deshalb schärfer, weil es von mir etwas verlangt. Ich muss aktiv werden.
Was man sich wünscht - praktische Beispiele
Ich habe im Allgemeinen kein Problem zu wissen, was ich mir wünsche. Ein paar Beispiele:
Ein Edomiter steht an einem Engpass und sieht eine jüdische Flüchtlingsfamilie vor den babylonischen Soldaten flüchten. Was hat er zu tun? Was würde er sich in dieser Situation für sich und seine Familie wünschen? Jeder weiß das: Ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen, vielleicht ein Versteck, ein paar Decken. Das Gesetz Gottes zu erfüllen ist ganz leicht. Versetze dich in die Lage deines Nächsten und dann tu das, was du dir für dich selbst wünschen würdest. So einfach ist Christsein!
Noch ein paar andere Beispiele:
Der griechische Philosoph Thales (um 600 v.Chr.) hat auf die Frage nach der besten Lebensführung geantwortet:
»Wenn wir selbst nicht tun, was wir anderen übel nehmen.«
Der chinesische Weise Konfuzius (um 500 v.Chr.), gefragt, nach welcher Maxime man das ganze Leben hindurch
handeln könne, führt das Prinzip der Gegenseitigkeit an: »Was du selbst nicht wünschst, das tue keinem anderen an.«
In dem Märchen vom Weisen Achikar, das im gleichen Jahrhundert in Babylon und Ägypten erzählt wurde, sagt der
König Sanherib zu Naddan ben Achikar: »Mein Sohn, was dir schlecht scheint, sollst du deinem Genossen nicht antun.«´
Du kommst das erste Mal in einen Gottesdienst oder die Jugend. Was würdest du dir wünschen?
Du hast einen Freund, der Christ ist, hast selbst aber keine Ahnung vom Evangelium und davon dass du schnurstracks auf eine Ewigkeit in der Hölle zuläufst. Was würdest du dir wünschen?
Du bist das Kind von gläubigen Eltern. Was würdest du dir von ihnen wünschen (Gebet?)?
Du bist Kassiererin im Supermarkt und hast einem Kunden irrtümlicher Weise zu viel Wechselgeld gegeben. Was würdest du dir an ihrer Stelle wünschen?
Christsein ist ganz einfach. Tu einfach das, was du dir für dich selbst wünschst und tu es anderen. Fang einfach jetzt damit an.
Du bist einer von den Tischeaufbauern nach dem GoDi und siehst, dass es nur wenige sind, die dir beim Tischeaufbauen und Stühlezusammenstellen helfen. Was würdest du dir an seiner Stelle wünschen?
Du gehörst zu denen, die fleißig im Hintergrund der Gemeinde dienen. Was würdest du dir für dich wünschen?
Christsein ist ganz einfach. Tu einfach das, was du dir für dich selbst wünschst und tu es anderen. Fang einfach jetzt damit an.
Amen