Die letzte Stunde haben wir das Gebetsleben des Herrn Jesus betrachtet. Dabei ging es besonders um die Abhängigkeit eines vollkommenen Menschenlebens von Gott. Das ist hier Punkt a in unserer Liste.
Dann haben wir Punkt b behandelt, der sich mit den Werken beschäftigt. Jesus Christus betete in Unterwerfung unter Gottes Willen. Hierzu habe ich zwei bekannte Stellen.
In Markus 14,36 heißt es: „Er aber sagte: Vater, aber Vater, es ist dir alles möglich, führe diesen Becher an mir vorüber; doch nicht, was ich will, sondern was du willst.“ In Gethsemane sehen wir, wie er sich unter den Willen Gottes unterwirft, so wie er es auch sonst getan hat, wie wir im Johannes-Evangelium zuvor gelesen hatten.
In Lukas 22,42 sagt Jesus: „Vater, wenn es dein Wille ist, diesen Becher an mir vorüberzuführen, doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe.“
Die Unterwerfung Jesu unter den Willen Gottes
Und als er in Angst und Ringen geriet, betete er inbrünstiger, heißt es in Vers 44. Der Herr war oft allein.
Obwohl er so beschäftigt war und viele Menschen um sich hatte, war er dennoch oft allein. Das ist das Geheimnis seines Lebens.
Wir schauen uns die Stellen jetzt an.
Das Gebet in der Einsamkeit
Klein t, er betete oft allein. Markus 1,35 berichtet, dass er früh morgens, als es noch sehr dunkel war, betete. Im Griechischen steht hier das Adjektiv für „nächtlich“. Markus 1,35: „Als es noch sehr nächtlich war, stand er auf, ging hinaus an einen einsamen Ort.“ Im kirchlichen Sprachgebrauch kann man „einsamer Ort“ auch als „öder Ort“ oder „öde Stelle“ übersetzen. Dort war er am Beten. Das bedeutet nicht nur, dass er gebetet hat, sondern dass er längere Zeit im Gebet verweilte. Im Griechischen wird hier eine durative Form verwendet, also eine lang andauernde Handlung.
In Markus 1,45, also zehn Verse später, steht, dass er hinausging und die Sache, nämlich die Heilung des Geheilten, viel verkündigte und mündlich verbreitete. Dadurch konnte Christus nicht mehr öffentlich in eine Stadt hineingehen, sondern war draußen an einsamen Orten. Hier wird nicht das Beten erwähnt, aber es wird die Tatsache genannt, dass er sich an einsamen Orten aufhielt. Was er dort getan hat, ist klar. Markus 1,45 beschreibt dies.
Diese Situation wiederholt sich. In Matthäus 14,13 heißt es, als Jesus das hörte, zog er sich von dort in einem Schiff zurück, für sich allein, an einen einsamen Ort. Er fand immer wieder Gelegenheiten, allein zu sein. Matthäus 14,13: „Er zog sich von dort in einem Schiff zurück, für sich allein an einen einsamen Ort.“
In Lukas 4,42 heißt es: „Als es Tag geworden war, ging er hinaus und zog an einen einsamen Ort, einen öden Ort.“ Das war zu einer Zeit, als viel los war: In Vers 41 fuhren viele Dämonen aus, sie schrien, und in Vers 40 brachten viele Kranke, die an verschiedenen Krankheiten litten, sie zu ihm. Jedem Einzelnen legte er die Hände auf und heilte ihn. Auch Dämonen fuhren von vielen aus, und sie schrien. Als es Tag geworden war, ging er hinaus und zog an einen einsamen, öden Ort, um allein zu sein. Doch die Menschen suchten ihn und kamen zu ihm, denn sie wussten, wo er zu finden war – draußen, in diesen wüsten, öden Orten.
Lukas 5,15-16 beschreibt diese Zeit, als viel los war, auch während der Berufung des Petrus. In Lukas 5,12 heilte er einen Mann, der an Aussatz litt. In Vers 15 breitete sich das Wort über ihn aus, und viele kamen zusammen, um von ihm geheilt zu werden und seine Lehre zu hören. Dennoch pflegte er die Zurückgezogenheit in einsamen, öden Gegenden. Die griechische Zeitform zeigt eine lang andauernde Handlung an. Er zog sich immer wieder zurück, wie die Zürcher Bibel 2008 übersetzt: „Er zog sich immer wieder in einsame Gegenden zurück.“ Schlachter übersetzt: „Er hielt sich zurückgezogen.“ Er blieb also in der Zurückgezogenheit in den einsamen Orten und betete. Auch hier heißt es im Griechischen wieder, dass er „betend war“, also sich längere Zeit im Gebet befand.
Lukas 6,12-13 berichtet von einer weiteren wichtigen Begebenheit. Zu dieser Zeit gab es viel Streit mit den Schriftgelehrten und Pharisäern, insbesondere wegen der Sabbatfragen. So gingen sie etwa hin und zogen ihn zur Rechtfertigung, als die Jünger am Sabbat Getreide aßen. An einem anderen Sabbat, Lukas 6,6, ging er in die Synagoge, wo ein Mann mit verdorrter Hand war. Die Schriftgelehrten und Pharisäer beobachteten ihn. Jesus heilte den Mann, und in Vers 11 wurden die Schriftgelehrten und Pharisäer mit Unverstand erfüllt und besprachen miteinander, was sie Jesus wohl tun könnten.
In Vers 12 heißt es: „Und es geschah in jenen Tagen: Er ging hinaus ins Bergland, um zu beten, und verbrachte die Nacht im Gebet mit Gott.“ Interessant ist hier die Ausdrucksweise „im Gebet mit Gott“. Nicht „zum Gebet zu Gott“, sondern „im Gebet Gottes“. Wörtlich kann man das nicht so übersetzen, aber gemeint ist, dass er im Gebet mit Gott war. Es ist ein Genitiv der Beziehung, nicht wörtlich zu verstehen als „das Gebet Gottes“. Man kann es auch als Genitiv der Richtung auffassen, aber „in Richtung Gott“ passt nicht, denn man betet nicht in eine Richtung. Besser ist die Übersetzung „im Gebet mit Gott“, also im Reden und Verweilen bei Gott.
Er verbrachte die ganze Nacht im Gebet mit Gott. Ob er sich das vorgenommen hatte oder die Zeit einfach so verging, ist unklar. Man hat manchmal den Eindruck, dass ihm die Zeit immer länger wurde. Das zeigt sich auch in Matthäus 14,22-25, nach der Speisung der Fünftausend. Matthäus 14,22: „Jesus nötigte seine Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm ans jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Menge entlassen hätte.“ Nachdem er die Menge entlassen hatte, stieg er auf den Berg hinauf, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er dort allein. Die Jünger kämpften am See mit den Wellen und dem Wind.
Wann kam er zu ihnen? In der vierten Nachtwache, also zwischen drei und sechs Uhr morgens. Die erste Nachtwache geht von sechs bis neun Uhr abends, die zweite bis Mitternacht, die dritte bis drei Uhr morgens, die vierte bis sechs Uhr morgens. In dieser Zeit kam er zu ihnen. Die Zeit wurde ihm einfach zu kurz, eins ergab das andere. Man kann sich gut vorstellen, dass er erfüllt war von dem, was Gott an jenem Tag getan hatte – die vielen Menschen und das Wunder. Dann kam die Versuchung, dass sie ihn zum König machen wollten. Er entwich, ging auf den Berg hinauf, um zu beten und sich für die Menschen einzusetzen. Er war erfüllt von dem, was Gott getan hatte, und verbrachte lange Zeit dort. Die Nacht verging.
Zurück zu Lukas 6,12: Er verbrachte die Nacht im Gebet mit Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte zwölf von ihnen aus, die er Apostel nannte. Diese Nacht des Gebetes stand offensichtlich im Zusammenhang mit der großen Verantwortung, Menschen auszuwählen, die die Apostel der Zukunft werden sollten. Eine große Entscheidung. Als Gott wusste er alles, sah die Zukunft und wusste, wen er rufen sollte. Doch er verzichtete auf seine Allwissenheit und handelte wie ein Mensch, der betet: „Herr, wen soll ich erwählen? Wer sollen die Zwölf sein, denen ich mich besonders widmen werde?“ Diese Zwölf wählte er schließlich aus.
Eine weitere Stelle ist Lukas 9,10: „Als die Apostel zurückkehrten, erzählten sie ihm alles, was sie getan hatten. Er nahm sie zu sich und zog sich zurück, für sich allein, an einen einsamen, öden Ort.“ Das war bei einer Stadt namens Bezaida. Dort zog er sich zurück, für sich allein – das heißt für sich und die Jünger. Sie waren nur zu dreizehnt dort, die Zwölf und er. Doch nicht lange, denn die Menge merkte es, folgte nach, kam und wollte geheilt werden. Er sprach zu ihnen und predigte.
In Vers 12 heißt es: „Der Tag begann sich zu neigen, da kamen die Zwölf vorbei und sagten: Entlasse die Menge!“ Das ist die Speisung der Fünftausend, die ich bereits erwähnt habe. In Vers 18 lesen wir: „Es geschah, als er für sich allein betete, waren die Jünger mit ihm zusammen.“ Das war nicht dasselbe Ereignis. Die Speisung der Fünftausend wird bei Lukas nur bis Vers 17 knapp berichtet. Vers 18 berichtet von einer weiteren Begebenheit. Jesus war wieder für sich allein und betete, während die Jünger bei ihm waren. Er fragte sie: „Wer sagen die Menschen, dass ich sei?“
Das war ein späterer Zeitpunkt. Er war oft für sich allein und betete. Immer wieder unterbrach er seinen Tag oder seine Zeit für diese Momente des Gebets. Er war oft allein.
Die ehrfurchtsvolle Haltung Jesu im Gebet
Klein d, wie betete Jesus in ehrfurchtsvoller Haltung? Es geht jetzt um die Haltung Jesu – welche Haltung hatte er? Hier zunächst die äußere Haltung: Er blickte zum Himmel. Bei Jesu Gebet finden wir ihn an mehreren Stellen zum Himmel blickend.
Heute schließen wir oft einfach die Augen beim Beten. Jesus hingegen blickte zum Himmel. Das diente nicht nur dazu, Ablenkungen zu vermeiden. Natürlich hilft es, wenn oben nur Blau oder Weiß zu sehen ist, aber Jesus blickte zum Himmel, um zu zeigen, dass er sich zu dem wendet, der über ihm steht – zu dem Vater, nach oben.
Er dankte Gott, so zum Beispiel in Matthäus 14,20. Dort befahl er der Volksmenge, sich auf das Gras zu setzen, nahm die fünf Brote und zwei Fische, blickte zum Himmel und dankte für das Essen. Das geschah bei der Speisung der Fünftausend.
Ein weiteres Beispiel finden wir in Markus 7,34. Dort, bei der Heilung des Tauben, heißt es: „Er blickte zum Himmel, seufzte und sprach zu ihm: ‚Effata‘ – das heißt: Werde geöffnet.“ (Markus 7,34)
Im Johannes 17,1, beim Gebet im Oberen Saal, kurz bevor Jesus mit den Jüngern den Saal verließ, hob er seine Augen zum Himmel und sprach: „Vater...“ (Johannes 17,1). Dreimal lesen wir, dass er zum Himmel blickte – er hob die Augen zum Himmel.
Außerdem finden wir Jesus kniend in Lukas 22,41. Dort in Gethsemane, nur einen Steinwurf entfernt, zog er sich zurück, kniete nieder und betete. In der Parallelstelle Matthäus 26,39 erfahren wir, dass er nicht nur kniete, sondern auch auf sein Angesicht fiel. Matthäus 26,39 beschreibt: „Er ging ein wenig weiter, fiel auf sein Angesicht, betete und sprach: Mein Vater...“
Er betete dort dreimal und ging jedes Mal zu seinen Jüngern zurück, die schliefen. Dann ging er wieder und betete erneut, kam zurück und ging ein drittes Mal, fiel auf sein Angesicht und betete.
Die äußere Haltung Jesu war also eine ehrfurchtsvolle Haltung: zum Himmel aufblickend, niederkniend und auf dem Angesicht liegend.
Die Länge und Intensität von Jesu Gebeten
Dann haben wir Punkt e: Der Herr Jesus betete viel. Er betete aber nicht nur häufig, er war auch oft allein. Er betete viel.
In Matthäus 4 wird berichtet, dass er 40 Tage und 40 Nächte gefastet hat. Er begann seinen Dienst mit einer langen Gebetszeit – 40 Tage und 40 Nächte, wie Mose und Elia. Mose war 40 Tage am Sinai, und Elia ging durch die Kraft der Speise Gottes, die Gott ihm gab, ebenfalls 40 Tage und 40 Nächte zum Sinai. (Matthäus 4,2)
Dass Jesus lange betete, habe ich bereits erwähnt. In Matthäus 14,22-25 war er am Berg bis in die vierte Nachtwache. Auch in Lukas 6,12 heißt es, dass er die ganze Nacht im Gebet mit Gott verbrachte.
Weitere Stellen, die ich schon erwähnt hatte, sind zum Beispiel Lukas 5,16. Dort wird beschrieben, dass er die Zurückgezogenheit pflegte. Das zeigt, dass es sich um lange Zeiten handelte, nicht nur kurze fünf oder fünfzehn Minuten.
Auch in Matthäus 26,39 finden wir eine interessante Stelle. Besonders bemerkenswert ist die Feststellung in Lukas 11,1. Lukas schreibt: "Es geschah, als er an einem gewissen Ort betete, und als er aufhörte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten." (Lukas 11,1)
Man kann sich vorstellen, dass Jesus lange betete, bis die Jünger warteten, bis er endlich aufhörte. Das zeigt, wie intensiv und ausdauernd sein Gebet war.
In Johannes 7,53 und Johannes 8,1 wird berichtet, dass die Pharisäer miteinander diskutierten und jeder in sein Haus ging. Aber Jesus ging an den Ölberg. Jeder ging nach Hause, doch Jesus zog sich auf den Berg zurück.
Man könnte sagen, er schlug dort wahrscheinlich sein Zelt auf. Es waren ja viele Leute in Jerusalem, und viele haben draußen irgendwo gecampt. Das ist richtig, aber es ist auch bezeichnend. Die einen gehen nach Hause, er geht an den Berg. Oft, wenn er an den Berg ging, betete er dort. Er übernachtete nicht einfach nur in einem Zelt, sondern es war eine Stätte, wo man dem Trubel Jerusalems entkommen konnte.
Wenn viele Leute zum Laubhüttenfest kamen, war es in der Stadt ziemlich voll und laut. Deshalb zog sich Jesus zurück, um zu beten. Er betete also viel.
Die Verbindung von Fasten und Gebet
Der nächste Punkt, klein f: Manchmal betet er sehr lange. Diese Stellen haben wir bereits gelesen, zum Beispiel die vierzig Tage und vierzig Nächte, Matthäus 4. Auch eine ganze Nacht im Gebet wird erwähnt. Die Stellen, die ich vorher genannt habe, zeigen, dass er viel und lange betete. Das hängt eigentlich zusammen und könnte als ein Punkt betrachtet werden.
Klein g: Auch in Verbindung mit Fasten. Der Herr Jesus hat ebenfalls gefastet. Wenn selbst er gefastet hat, dann ist es wohl wichtig, dass auch wir einmal fasten. Er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte, Matthäus 4.
Die innige und intensive Art des Gebets
Klein „h“ erbetet er intensiv, das heißt innig oder inbrünstig. Wo lesen wir davon? Mindestens an zwei Stellen: in Hebräer 5, Vers 7 und in Lukas 22, Vers 31 und 44.
In Hebräer 5,7 heißt es: „Er brachte in den Tagen seines Fleisches sowohl Flehen als auch Bitten mit starkem Rufen und Tränen dar dem, der ihm helfen konnte.“ Hier steht „mit starkem Rufen und Tränen“. Es tut gut, manchmal zu rufen, wenn man ein großes Anliegen hat. Es tut gut, in den Wald zu gehen und so richtig zu rufen. Der Herr hat es getan und auch geweint; er hat Tränen vergossen.
Ich weiß nicht, ob sich das nur auf Gethsemane bezieht. Es steht dort nicht ausdrücklich, dass er Tränen in Gethsemane hatte. Manche beziehen das auf Gethsemane, ich weiß es nicht genau. „Starkem Rufen und Tränen“ könnte sich auch auf andere Gelegenheiten beziehen.
In Lukas 22, Vers 31, knapp vor Gethsemane, sagt der Herr zu Simon: „Simon, Simon, der Satan bat sich euch aus, um euch zu schütteln wie den Weizen; ich aber flehte für dich.“ Hier steht nicht, dass Jesus nur betete, sondern dass er flehte. Flehen ist stärker als beten. Das sollte in der Übersetzung deutlich werden.
Es gibt ja mehrere Wörter für beten, und hier sollte das stärkere Wort verwendet werden. Auch in der Schlachter-Übersetzung und in der Elberfelder steht nur „betete“, aber es ist eigentlich „flehen“ (griechisch: deomai). Flehen bedeutet betteln, inständig bitten. Der Satan hat gebettelt, und Jesus hat gebettelt. Satan bat um Erlaubnis, die Jünger zu schütteln (Vers 31), und Jesus flehte für Petrus. Der Satan muss auch bitten, ob er etwas Böses tun darf. Er muss sich die Gelegenheit erbitten, ob er schütteln darf. Dann betete Jesus, dass durch das Schütteln Petrus nichts geschieht. Man sieht hier, dass es eine satanische Versuchung war, als Petrus am Kohlenfeuer saß. Satan wollte ihn erschüttern.
Eine weitere Stelle ist Lukas 22, Vers 44, gleich hier in Gethsemane. Dort heißt es: „Als er in Agonie und Ringen geriet, betete er inbrünstiger.“ Das griechische Wort für „inbrünstig“ ist „ektenos“ und kann übersetzt werden mit „heftiger“, „anhaltend“ oder „intently“ (mit großer Intensität). Darby übersetzt mit „intently“ oder „earnestly“, also ernsthafter. „Inniger“ und „inbrünstig“ sind gute Übersetzungen.
Heute verwenden wir das Wort „inbrünstig“ kaum noch, aber es bedeutet intensives Beten mit großer Hingabe.
Auch Psalm 40, Vers 2 ist hier noch interessant. Warum ein Psalm? Weil dieser Psalm zum Teil ganz sicher messianisch ist, also auf den Messias bezogen. Die Verse 7 bis 9 sind ganz sicher auf den Messias bezogen. Wenn man den ganzen Psalm auf den Messias bezieht, kann man auch Vers 2 hinzunehmen.
Dort heißt es: „Ich harrte auf den Herrn, ich harrte.“ Das Wort „harren“ im Hebräischen bedeutet nicht nur warten, sondern „harren auf den Herrn“. Er neigte sich zu mir und hörte mein Rufen. Das Wort für „rufen“ ist hier zu schwach. Es ist nicht nur rufen, sondern Schreien, wie manche übersetzt haben.
Andere Übersetzungen sprechen von innigem, starkem Rufen, Stöhnen (Buber), Hilfsgeschrei oder Flehen (Schlachter, Elberfelder). Es ist also etwas Intensives, nicht nur ein leichtes Rufen, sondern ein inniges, starkes Beten und Flehen.
Die Beharrlichkeit im Gebet
Dann klein: Bei mir ist es jetzt klein „i“ oder „neuntens beharrlich, beharrlich und immer wieder“. Die Beharrlichkeit des Herrn Jesus zeigt sich mindestens beim Gebet in Gethsemane. Dort sehen wir es dreimal! Dreimal geht er hin und betet dieselben Worte.
Wieso denn dreimal? Weil es einfach zeigt, dass es ihm ein großes Anliegen war. Wenn man ein Anliegen hat, kommt man immer wieder. Paulus zum Beispiel auch. Dreimal hat er zum Herrn gefleht, dass er ihm dieses wegnehmen soll. Dabei geht es um den „Pfahl im Fleisch“, den Stachel im Fleisch, nämlich einen Dämon, einen Engel, einen Boten Satans, der ihn geschlagen hat.
Dieser Dämon hat ihn in seinem Fleisch, in seinem Leib geschlagen und ihm Schmerzen zugefügt. Paulus hat also dreimal gebetet. Auch der Herr Jesus hat hier dreimal gebetet, beharrlich, mehrmals, bis er eine Antwort bekommen hat.
Die biblische Grundlage von Jesu Gebeten
Dann die nächste, sie ist bei mir klein j oder zehntens, aufgrund der guten Erkenntnis der Heiligen Schrift. Der Herr Jesus Christus, Seine Gebete sind biblisch.
Gerade Johannes 17 zeigt einen tiefen Einblick in Gottes Denken. Auch andere Gebete von den Aposteln kann man hier noch hinzufügen. Er betet biblisch, mit Kenntnis der Schrift und mit Einblick in Gottes Wort.
Gottes Wegen.
Die Fürbitte Jesu
Klein „k“ oder elftens: Fürbittend, also für andere, nicht nur für sich selbst oder so, sondern für andere. So endete sein irdischer Dienst vor dem Tod.
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34).
Und das große Fürbittegebet in Johannes 17, vor allem die Verse 9 und 10: „Ich bete nicht nur für die Jünger, ich bete auch für die …“ (Johannes 17,9). Ich ersuche dich für sie, nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast, weil sie dein sind. Und dann auch noch in den nächsten Versen: Für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.
Die vierte Bitte des Herrn Jesus in Johannes 17 und auch in Lukas 22, Vers 32: „Ich habe für dich gefleht, dass dein Glaube nicht zu Ende gehe.“ Das war nochmal das eine – Johannes 17,9 und folgende – und das andere ist Lukas 22,32, dass dein Glaube nicht zu Ende geht, also dass Petrus an dieser großen Krise, die auf ihn zukommt, nicht scheitert.
Es steht nicht in der Bibel, dass der Herr Jesus heute für die Gläubigen betet. Vielleicht verwundert Sie das jetzt, wenn ich das sage, aber es steht nicht in der Bibel, dass Jesus heute vor dem Thron Gottes sich hinstellt und Fürbitte einlegt für die Gläubigen. So steht es nicht, das steht nicht in der Bibel.
Was in der Bibel steht, ist, dass wir einen hohen Priester haben, der für uns eintritt, der uns vertritt, dass wir einen Advokaten haben (1. Johannes 2,1), aber das hat nichts zu tun mit einem Gebet. In dem Sinne: Ein Gebet ist etwas, wenn ein Mensch zu Gott spricht. Wenn wir einen Fürsprecher vor dem Vater haben, dann ist seine Fürsprache sein ganzer Einsatz.
Er ist das Opfer, und er ist der Hohepriester, der mit seinem Blut in das Allerheiligste gekommen ist und der jetzt für mich spricht. Das heißt, sein Blut, das er vergossen hat, präsentiert er für uns. Und wenn wir sündigen, dann haben wir diesen Fürsprecher, diesen Hohenpriester, der das Blut des eigenen Opfers in das Allerheiligste gebracht hat. Er ist ein Gerechter, Jesus Christus, der in dem Sinne ein Fürsprecher ist.
Hier steht nicht, dass ein Fürbitter Fürbitte leistet, sondern sein Einsatz kommt uns jetzt zugute. Das heißt, was er für uns getan hat, kommt uns zugute.
Und in Hebräer 7,25 steht auch nicht, dass er für uns Fürbitte tut. Es heißt dort nur vom Hohenpriester: „Er vermag auch bis aufs Völligste die zu retten, die durch ihn zu Gott hinzutreten; er lebt die ganze Zeit, um sich für sie zu verwenden.“ Christus verwendet sich für die Gläubigen. Das heißt, er ist der, der für uns da ist. Er ist der, der für uns seine Hand nicht nur ins Feuer gelegt hat, sondern sein ganzes Leben für uns dargelegt hat, und jetzt lebt der Herr Jesus weiterhin für uns.
Aber das heißt nicht, dass er vor Gott kniet und betet. So sagt die Schrift nicht. Sein Werk, alles, was seine ganze Existenz ist, ist für uns. Er lebt für uns, er ist da für uns, er verwendet sich zu unseren Gunsten. Und in seinem Namen dürfen wir zu Gott kommen, gerade deshalb, weil er für uns da ist.
Auch in Römer 8,33-34 ist derselbe Gedanke: Vers 33: „Wer wird Anklage erheben gegen die Erwählten Gottes? Gott ist der, der rechtfertigt.“ Wer verurteilt? Christus ist es, der gestorben ist, der auch erweckt wurde, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet.
Als König zur Rechten Gottes ist er der, der für uns bei Gott ist, der uns den Platz dort bereitet, den Zugang verschafft, der uns zu unseren Gunsten dort vertritt – um Christi willen.
Es ist aber nicht so gedacht, dass hier einfach ein Mensch betet, also der vollkommene Mensch Jesus, der zur Rechten Gottes betet und ein Fürbittergebet für uns einlegt – nicht in diesem Sinne.
Man sollte hier vielleicht ein bisschen differenzieren, damit das Bild klar wird. Ich würde nicht so sagen, er ist ein Fürbitter für uns dort. Er hat auf der Erde für uns gebetet.
Jemand hat mal gesagt: „Ja, wenn er für Petrus gebetet hat, dass sein Glaube nicht aufhört, jetzt betet er heute noch dort für mich, dass mein Glaube nicht aufhört.“ Aber so steht es nicht da. Das war ja eine Krisensituation, und da hat der Herr Jesus damals auf Erden gebetet, dass Gott ihn da durchtragen möge und ihn bewahren möge in dieser schwierigen Krise. Und das hat Gott auch getan.
Aber der Herr Jesus selbst ist unser Einsatz für uns jetzt bei Gott. Nicht, dass unser Glaube nicht aufhöre. Wir selber werden immer wieder in der Schrift aufgerufen, unser Vertrauen auf Jesus Christus zu richten. Paulus schreibt von denen, dass wir im Glauben bleiben sollen (Kolosser 1,23). Und andere bittet er auch, dass die Gemeinde einsteht, um das prophetische Licht in ihr einzubringen, dass zum Beispiel ein Gebet das andere ergänzt, damit auch die, die gläubig werden, im Glauben bleiben.
Für mich stellt sich die Frage: Wurden die Mühen von Jesus alle erlernt oder sind sie heilig? Er will ja Petrus ermutigen und gerade versichern: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört.“ Da wäre es falsch zu sagen, er hat mal gebetet, ob es dann wirklich eintrifft, werden wir noch sehen.
Das soll ja eine ganz wichtige Ermutigung für Petrus sein, dass er weiß, Jesus Christus hat sich für ihn eingesetzt. Und als er dann gesündigt hatte, hat der Herr ihn angeblickt, und Petrus hat sich erinnert, was der Herr in dem Hahn gesagt hat. All das hat dann auch dazu beigetragen, dass Petrus nicht daran zerbrochen ist, sondern dass ihm bewusst wurde: Es gibt einen neuen Morgen aus dieser schlimmen Nacht.
Ja, natürlich, er wurde erhört um seiner Gottesfurcht willen. Das eine Gebet, wo er gesagt hat: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“, wurde in dem Sinn nicht erhört. Da gab es keinen anderen Weg. Aber auf der anderen Seite wurde er herausgeholt aus dem Tode durch die Auferstehung.
Aber dieses eine Gebet in Gethsemane wurde nicht so erhört, also „erhört“ heißt wunschgemäß erhört.
Aber jetzt das andere, wo er gebetet hat für seine Jünger, das ist ja auch eingetroffen, so wie er gebetet hat. Sie wurden bewahrt. Er hat gesagt: „Bewahre sie“, und sie wurden bewahrt.
In Johannes 18 steht das ja dann, Johannes 17 hat um die Bewahrung gebetet. Johannes 18, Vers 9, glaube ich, oder nein, wo steht das? Johannes 18, Vers 9: „Wenn ihr mich sucht, lasst diese gehen, damit das Wort erfüllt werde, das er gesagt hat, von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren.“
Oh, das ist – Entschuldigung – das geht nicht ums Gebet, da geht es um die Verheißung, dass er keinen verlieren wird. Das ist nicht das Gebet, nicht Gebet und Bewahrung, sondern einfach die Verheißung, dass er sie nicht verlieren wird. Und er hat auch keinen verloren.
Also jedenfalls bei Petrus war es so, dass dieses Gebet für Petrus wirklich wichtig war. Es ging darum, dass Petrus hier nicht zerbricht und nicht in dieser schweren Krise, so geschüttelt von Satan, aufhört zu glauben. Das geschah nicht. Petrus hörte nicht auf zu glauben und wurde dann umso mehr gestärkt in seinem Glauben, als dann der Hahn krähte. Er merkte, der Herr hatte Recht gehabt, und es ist genauso eingetroffen. Das hat ihn dann auch durchgetragen, und dann kam es zu dieser Wiederherstellung.
Grundsätzlich haben wir sonst keinen so konkreten Fall, ich weiß jetzt sonst kein so konkretes Gebet.
Du beziehst dich auf Johannes 17, „bewahre sie“, oder?
Ah, ja, ich verstehe. Nun, ja, klar, bei Petrus war es ganz konkret, das war ein ganz konkreter Fall.
Hier ist es allgemeiner Art in Johannes 17. Da betet er: „Bewahre sie, heilige sie“ (Vers 15). „Meine Bitte ist nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst.“ Also diese zwölf, diese Jünger, dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, so wie ich nicht von der Welt bin.
„Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. So wie ich sie in die Welt gesandt habe, so sende ich sie in die Welt. Und für sie heilige ich mich selbst, damit auch sie geheiligt sind in der Wahrheit.“ Für diese zwölf trifft das ohnehin zu, denn das hat er ja auch getan, es ist auch geschehen.
Und jetzt geht es weiter, Vers 20: „Aber nicht für diese allein ersuche ich dich.“ Wenn ich die zwölf sage, dann meine ich die elf, klar. Aber nicht für diese allein ersuche ich dich, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben, mit dem Ziel, dass sie alle eins seien, so wie du, Vater, in mir bist.
Also Vers 20 ist vielleicht wichtig, wenn wir uns genau anschauen: Nicht nur für die zwölf oder elf betet er hier in diesem Fall, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben. Der Herr betet für alle Gläubigen. Mit dem Ziel, dass – hier im Griechischen ist ein „hina“, das heißt „damit“ – das Gebet tut er mit dem Ziel, dass alle eins seien.
Wenn jetzt die Gläubigen nicht mitmachen und nicht in praktischer Einheit wandeln – das wissen wir nur zu gut –, dass es dann nicht der Fall ist, dass sie in der Einheit wandeln.
Jetzt ist die Frage: Meint er hier die praktische Einheit oder meint er hier die Einheit des Leibes Christi, die geschaffen wird durch den Heiligen Geist?
Mir scheint, dass es um eine praktische Sache geht, denn es geht ja auch darum: „Damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ Das heißt, man muss etwas sehen können von dieser Einheit.
Wenn die Gläubigen nicht mitmachen, wenn sie stattdessen streiten und sich bekämpfen und böse miteinander umgehen oder sogar einige vielleicht wieder abfallen, zurückgehen in die Welt, dann liegt das ja nicht am Gebet Jesu, sondern dann ist das eine Sache des Menschen.
In dem Sinn ist es ganz klar, dass hier auch die Einschränkung Gottes und die Einschränkung hier sichtbar wird. Da kann sogar der beste Beter beten, den es gibt – den Herr Jesus. Aber er lässt sich einschränken in dem Punkt, dass der Mensch doch immer noch die Freiheit hat, dagegen zu handeln.
Also hier ist das Ziel, dass sie eins sind. Und wenn Gläubige das nicht tun, dann sind nicht alle eins. Dann leidet auch das Zeugnis in der Welt. Und das ist ja auch leider immer wieder geschehen, dass das Zeugnis Christi in dieser Welt nicht diese Kraft hatte, weil Christen in Uneinigkeit wandeln. Die Welt hat das dann verwendet oder Satan hat es verwendet.
Man kann nicht sagen, nur weil Jesus Christus betet, wird das automatisch geschehen.
Auf der anderen Seite hat er gebetet, dass sie – in Vers 24 – „auch bei mir seien, wo ich bin, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit schauen.“ Das ist sein Wunsch, sein Wille, der hier ausgedrückt wird, dass sie bei Christus sind.
Das heißt, er betet um die Verherrlichung der Gläubigen, dass sie in der Ewigkeit mit Christus vereint werden. Und das hat Gott gewährt. Gott hat gesagt: „Ja, sie sollen mit Christus in Ewigkeit vereint werden, alle Gläubigen sollen mit Christus vereint sein.“
Das heißt aber nicht, dass es nicht die Möglichkeit gibt, dass einer von den Gläubigen zu einem Nichtgläubigen werden könnte. Das wird oft angezweifelt und angefochten bei der berühmten Diskussion um das Heil.
Übrigens, „Heil verlieren“ – wie heißt das? Glaubst du an die Verlierbarkeit? Ich glaube nicht an die Verlierbarkeit. Gott ist nicht etwas, was man verlieren kann. Das Heil ist eine Person: Jesus Christus, Gott. Und Gott ist nicht etwas, was man verlieren kann.
Meine Frau kann ich verlieren, indem sie stirbt. Gott stirbt nicht, den kann ich nicht verlieren. Gott bleibt mir immer treu – wunderbar.
Aber es gibt etwas anderes: Ich kann mich von ihm entfernen. Das ist eine ganz andere Frage.
Also ich möchte plädieren dafür, dass man nicht Vokabeln verwendet in Diskussionen, die so suggestiv sind. Und dieser Ausdruck „Verlierbarkeit“ ist suggestiv.
Sprechen wir doch von: „Kann ein Christ abfallen?“ Da haben wir Bibelstellen. Oder: „Kann ein Christ sich abwenden von Christus?“ Da haben wir Bibelstellen.
Verlierbarkeit – das Heil ist nicht ein Schlüssel, den man in die Tasche steckt und den man verlieren kann. Das Heil ist ganz anderer Art.
In dem Sinne kann man das Heil nicht verlieren, aber man kann sich abwenden von der Person des Heils, von Christus, der ja in Person das Heil ist. Aber das war jetzt nur nebenbei.
Also er hat nicht nur allein gebetet, sondern auch in Gemeinschaft mit anderen. Das sieht man an den Stellen, wo andere dabei waren, während er betete.
Diese Stellen, die wir hier haben, sind die, die ich angeführt habe: Da betet immer Jesus, aber andere sind dabei. Zum Beispiel in Lukas 10,21: „In jener Stunde frohlockte Jesus im Geist und sagte: Ich lobe dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde …“
Der Herr Jesus, was hier gesagt werden soll, ist nur, dass Jesus Christus sich nicht nur allein zurückgezogen hat, sondern dass er auch, als die anderen zuhörten, betete.
Lukas 11,1: „Als er an einem gewissen Ort betete und aufhörte, sagte einer seiner Jünger zu ihm …“
Wir finden allerdings keine Stelle, dass er so eine, was wir sagen, Gebetsgemeinschaft hatte, bevor Pfingsten. Ja, und nachher war er nicht mehr physisch auf der Erde, also in diesem Sinne hatte er keine Gebetsgemeinschaft mit anderen.
Die Liebe Jesu zum Vater im Gebet
M ist die Liebe zum Vater, die sich in seinen Gebeten ausdrückt. Johannes hat Jesus Christus den Vater über alles geliebt, doch er spricht nur einmal ausdrücklich davon. Wissen Sie, wo? Oder wisst ihr, wo?
Im Johannesevangelium ist es bereits nahegelegt, und zwar in Johannes 14, im letzten Vers. Johannes 14,31 lautet: „Nur dort heißt es, dass ich den Vater liebe, damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie er mir aufgetragen hat, geboten hat.“
Machet auf, lasst uns von hier gehen! Das ist also die einzige Stelle, an der Jesus von seiner Liebe zum Vater spricht – genau dort, wo er sagt, dass sie jetzt nach Golgata gehen.
Doch es ist seine Lust, Gott zu gefallen. Das zeigt Psalm 40, Verse 7 bis 9. In Vers 8 heißt es: „Siehe, ich komme; im Buch steht über mich geschrieben: Deinen Willen, mein Gott, zu tun, ist meine Lust, und deine Weisung ist mitten in meinem Inneren.“
Hier erkennt man etwas von seiner Beziehung zu Gott. Es war ihm eine Freude, den Willen Gottes zu tun. Es war ihm eine Freude zu beten. Für ihn war Gebet keine Last.
Das ununterbrochene Gebet Jesu
Klein n ist bei mir jetzt schon das Nächste ohne Unterlass. Damit meine ich, dass er nicht wirklich aufhörte. Das zeigen seine Zwischengebete. Sie zeigen, dass er nicht viel braucht, um gleich wieder zu Gott aufzublicken.
Zum Beispiel in Johannes 11,41: Ich hatte das schon gelesen bei Lazarus. Jesus hob die Augen empor und sagte: „Vater, ich danke dir, dass du mich gehört hast.“ Übrigens gibt es noch eine weitere Stelle, an der Jesus die Augen emporhebt. Er sagt dort: „Vater, ich danke dir, dass du mich hörtest. Ich wusste, dass du mich alle Zeit hörst.“ Sofort betet er, mitten im Geschehen und bei dem Grab.
Oder in Johannes 12,27 lesen wir: „Meine Seele ist erschüttert, was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde!“ Auch hier ist er sofort im Gebet. Es braucht nicht viel, um für ihn zu beten.
In Markus 8,12 heißt es: „Und er seufzt in seinem Geist auf und sagt: Was trachtet dieses Geschlecht nach einem Zeichen?“ Er seufzt in seinem Geist auf. Wohin seufzt er denn da? Man könnte sagen, das ist nicht unbedingt ein Gebet. Nein, aber es ist ein Ausdruck. Sein Seufzen ist vor Gott gesäufzt. Es ist nicht einfach nur ein Seufzen vor sich selbst.
Oder in Markus 7,34 finden wir etwas Ähnliches: Er blickt zum Himmel und seufzt. Zu wem seufzt er? Er blickt zum Himmel und seufzt, Markus 7,34, und sagt zu ihm: „Ey Vater, tu dich auf“, zu diesem taubstummen Mann.
Das gemeinsame Gebet und Wachsein
Der nächste Punkt, klein o: Jesus bat andere, mit ihm im Gebet zu wachen. Das finden wir in Matthäus 26, Vers 38. In Gethsemane sagt er: „Meine Seele ist sehr, sehr betrübt bis zum Tode. Bleibt hier und wachet anhaltend mit mir!“
Dies ist die einzige Stelle, an der Jesus andere auffordert, mit ihm zu beten und zu wachen. Wachen tut man hier durch das gemeinsame Beten mit ihm. Matthäus 26, Vers 38 zeigt uns diesen Aufruf deutlich.
Gerade in diesem Moment aber schliefen die Jünger. Sie waren nicht vorbereitet auf die Schlacht – die größte Schlacht der Weltgeschichte, die Schlacht der Wahrheit gegen die Lüge. Die Jünger waren nicht vorbereitet, doch Jesus war es.
Übrigens war dies die letzte Gelegenheit zum Beten an jenem Abend, die letzte Möglichkeit für das Gebet. Wie konnten sie diese Chance verpassen?
Danach machte Petrus viele Fehler. Als er still sein sollte, schlug er zu. Und als er sich für Christus hätte einsetzen sollen, schwieg er. An dieser Stelle war er still.
Machen wir hier eine Pause!
