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Im Leiden den Fußstapfen Jesu folgen

13.04.20251. Petrus 2,18-25

Einführung: Im Leiden den Fußstapfen Jesu folgen

Ja, wir wollen weitermachen im ersten Petrusbrief mit dem Titel „Im Leiden den Fußstapfen Jesu folgen“. Wir werden sehen, dass es heute genauso ist, wie ich es eben ausgedrückt habe: Ein Aufruf aus unserem heutigen Bibeltext, den Petrus den leidenden Christen in einem gesellschaftlichen System mitgibt, das ihnen irgendwie nicht wohlgesonnen ist.

Wenn wir an Fußstapfenfolgen denken, dann denken wir daran, dass es einmal jemanden gegeben haben muss, der sozusagen vorangegangen ist. Wir folgen ja nur Fußstapfen, also einer Person, die einen Weg bereits vor uns gegangen ist. Wir treten sozusagen in die Fußstapfen des anderen, weil man weiß, dass der Weg, der vorangegangen wurde, ein guter und zielführender ist. Zumindest sollte es so sein.

Nun, ich war einmal mit Benny Kessler zusammen unterwegs auf die Zugspitze. Zuerst läuft man erst mal fünfzehn Kilometer durchs Tal, bis man irgendwann dahin kommt, wo der Bergaufstieg von hinten sozusagen beginnt. Als wir diese 15 Kilometer und Stunden hinter uns hatten, standen plötzlich Warnschilder, dass ab dann, wenn man in den Berg steigt, noch richtige Schneedecken sind. Es wurde eigentlich eher abgeraten, den Weg weiterzugehen.

Benni und ich haben uns überlegt, ob wir weitergehen sollen oder abbrechen und diesen Weg eben wieder zurücklaufen. Nun, ihr werdet vermuten, wofür wir uns entschieden haben. Wir haben gedacht: Komm, wir besteigen den Berg!

Dann läuft man, und mit der Zeit haben wir gemerkt, dass das so krass anstrengend ist. Und zwar nicht nur deswegen, weil wir schon seit nachts um elf Uhr unterwegs waren, um früh um vier Uhr oder genau zu diesen Uhrzeiten loszustarten. Die 15 Kilometer bis zum Berganstieg, insgesamt sind es ja 21,7 Kilometer und über 2300 Höhenmeter.

Aber das Anstrengende war, dass über diese Schneefelder, wo keine Fußstapfen waren, jeder Schritt eigentlich so war, als würdest du zwei machen. Du trittst in den Schnee, und während du mit deinem rechten Fuß den nächsten Schritt machst, brichst du noch mal ein paar Zentimeter ein. Das war so krass, dass man irgendwann solche Schmerzen in den Waden hatte. Nicht einfach nur ein bisschen Ziehen, sondern es tat wirklich richtig weh.

Wir liefen, und jeder Schritt fühlte sich an wie zwei. Es schmerzte. Und das Schlimme war: Du weißt, du hast einfach noch ein, zwei Stunden vor dir durch diesen Schnee. Es wird nicht besser.

Orientierung und Herausforderung beim Folgen von Fußstapfen

Wenn man in den Schritten gehen kann, die bereits jemand anderes vor einem gesetzt hat, ist das schon viel einfacher. Wenn du also in den Fußstapfen anderer gehen kannst, erleichtert das den Weg erheblich.

Als wir irgendwann oben in diesen Schneefeldern unterwegs waren, diente das natürlich auch als eine Art Orientierung. Klar, wir – oder zumindest ich – war vorher schon ein- oder zweimal auf der Zugspitze. Aber wenn man dann oben auf diesen weiten Feldern steht, weiß man zwar ungefähr, wo das Ziel ist, aber man weiß trotzdem nicht, welcher der bessere Weg ist. Man fragt sich, wo eigentlich der Hauptweg verläuft, wo man nicht irgendwo einstürzen könnte.

Es gibt zumindest da oben eine Orientierung, wenn man sieht, dass schon Fußstapfen von anderen Personen vorhanden sind, die vorher diesen Weg gegangen sind. Das gibt einem ein Gefühl von Sicherheit. Man denkt: Das könnte der bessere Weg sein.

Nun, was ist das Problem, wenn man den Fußstapfen anderer folgt? Ganz einfach: Wir wissen nicht, ob die Person, die uns vorausgegangen ist, auch wirklich am Ziel angekommen ist. Das wissen wir nicht. Wir wissen nicht, ob das der gute Weg war, den die Person gegangen ist. Nur weil ich Fußstapfen sehe, heißt das nicht automatisch, dass es der richtige Weg ist.

Wer weiß, ob die Person vielleicht irgendwo abgestürzt ist? Wer weiß, ob sie drei Kilometer Umwege gemacht hat? Das wissen wir nicht. Deshalb merken wir, dass es trügerisch sein kann, wenn wir nicht wissen, wem wir folgen und welchen Fußstapfen wir folgen.

Nur weil ich Fußstapfen sehe, bestätigt das nicht, ob es gute Fußstapfen sind oder ob sie in die Irre führen. Oder ob es vielleicht Fußstapfen von Menschen sind, die sich dort oben perfekt auskennen, die regelmäßig den richtigen Weg gehen, und denen es sich lohnt zu folgen.

Heute schauen wir uns Fußstapfen an, denen es sich lohnt zu folgen. Denn wir sehen heute Fußstapfen von einer Person, die zielführend vorangegangen ist. Wenn wir bei dem Bild eines Bergaufstiegs bleiben, folgen wir diesen Fußstapfen Schritt für Schritt – wie Pilger und Fremdlinge in diesem Gebirge voller Schmerzen und Anstrengungen.

Unser Ziel ist nicht das Gipfelkreuz der Zugspitze, sondern, wie Petrus im ersten Petrus 1,4 schreibt, irgendwann bei Gott anzukommen – dort, wo unser Erbe im Himmel aufbewahrt wird, als Fremdlinge und Pilger auf dieser Erde.

Die Herausforderung des Leidens unter Autoritäten

Und dazu schlagen wir 1. Petrus 2,18 auf, ab Vers 18. Dort lesen wir von diesen Fußstapfen, 1. Petrus 2 ab Vers 18. Und das sind Fußstapfen, denen wir vertrauen können. Nicht Fußstapfen irgendwo auf der Zugspitze, wo man nicht weiß, ob sie angekommen sind, ob sie sinnvoll waren oder ob sie den Weg verlängert haben.

 1. Petrus 2 ab Vers 18:
„Ihr Hausknechte, ordnet euch in aller Furcht euren Herren unter, nicht nur den Guten und Milden, sondern auch den Verkehrten. Denn das ist Gnade, wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit gegenüber Gott Kränkungen erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr geduldig Schläge ertragt, weil ihr gesündigt habt? Wenn ihr aber für Gutes tun leidet und es geduldig ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt. Er hat keine Sünde getan, es ist auch kein Betrug in seinem Mund gefunden worden. Als er schmähte oder als man ihm übel zuredete, schmähte er nicht zurück. Als er litt, drohte er nicht, sondern er übergab es dem, der gerecht richtet. Er hat uns zu Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir den Sünden gestorben der Gerechtigkeit leben mögen. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie Schafe, die in die Irre gehen, jetzt aber habt ihr euch bekehrt zu dem Hüter, Hirten und Hüter eurer Seele.“

Wir sind hier in Vers 18, nennen wir es so, bei dem zweiten gesellschaftlichen Punkt angekommen, auf den Petrus hier in dieser größeren Gedankenheinheit eingeht. Er beschreibt, wie diese leidenden Christen mit Autoritäten umgehen sollen, die sie aufgrund ihres Glaubens leiden lassen. Das ist eigentlich der gedankliche Zusammenhang. Wir sind jetzt bei diesem zweiten Punkt in Vers 18.

Der erste Punkt war in der letzten Predigt, wir sehen das in Vers 13. Dort ging es darum, wie Christen damals einem Staat begegnen sollten, der wie Kaiser Nero die Christen verfolgt hat, der sie angezündet hat und ihnen böse Dinge unterstellt hat. Die Frage, die wir so ein bisschen aufgegriffen haben, war: Sollen diese Christen von damals den Kaiser stürzen oder sollen sie ihn ehren? Das war so ein bisschen der Gedanke.

Heute leitet unser Textabschnitt das Thema von Herren und Hausknechten ein. Sicher, die Beziehung damals war anders, aber wir brechen es auf uns heute herunter. Petrus stellt das Ganze in die Beziehung eines Vorgesetzten und Angestellten.

Was ist, wenn Christen unter Vorgesetzten leiden, nicht weil sie etwas verbockt haben, sondern einfach nur, weil sie Christus glauben? Das Gewissen ist an Christus gebunden, sie können Dinge nicht mitmachen, die vielleicht von ihnen verlangt werden. Das ist eigentlich jetzt der Punkt, der kommt: Wie begegnen wir solchen Menschen, die uns aufgrund unseres Glaubens das Leben schwer machen?

Allgemeine Prinzipien des Leidens und der Nachfolge

Nun, was als Vorerklärung zu diesem Text, glaube ich, noch ganz interessant oder wichtig ist: Wir sehen in Vers 18, wie er einleitet und eine praktische Anwendung im Kontext von Arbeitgeber und Arbeitnehmer bringt. Ab Vers 19 erklärt er uns jedoch ein allgemeines Prinzip.

Ab Vers 19 beginnt ein allgemeines Prinzip über Leiden, das nicht mehr nur spezifisch für diese Hausknechte gilt, sondern grundsätzlich alle Beziehungen betrifft, in denen man um Gottes Willen Nachteile erfährt. Das ist ganz wichtig. Petrus nimmt die Theologie ab Vers 19 und wendet sie auf die Christen an, die als Sklaven unter römischen Herrschern und Herren litten. Aber die Anwendung ab Vers 19 gilt in jeder Beziehung.

Wir gehen noch zusammen in Kapitel 2, Verse 11 und 12, um diesen Gedanken, den großen Gedanken, weiter aufzugreifen. Vielleicht lesen wir noch kurz Vers 11 und 12:

Dort schreibt Petrus: „Geliebte, ich ermahne euch als Gäste und Fremdlinge, euch der fleischlichen Begierden zu enthalten, die gegen die Seele streiten, und einen guten Wandel unter den Heiden zu führen, damit sie, wo sie euch als Übeltäter verleumden, doch aufgrund der guten Werke, die sie gesehen haben, Gott preisen am Tag der Untersuchung.“

Das ist eigentlich, wie dieser ganze Textabschnitt einleitet: mit dem Staat, mit dem Arbeitsverhältnis, wo Petrus ganz klar macht: Liebe Christen, ihr seid Gäste und Fremdlinge. Das hier ist nicht unsere Heimat. Und auch wenn unser Leben manchmal wie eine schmerzende Bergtour durch Schnee ist und es oft Momente gibt, in denen man sich danach sehnt, endlich am Gipfelkreuz anzukommen, bei Christus anzukommen, schreibt Petrus gleichzeitig, dass wir jetzt hier noch ein Stück weit als Gäste warten müssen.

Vers 12 ist dabei ganz wichtig, denn das ist die Atmosphäre, in der sich hier alles abspielt. Es wird Heiden geben, es wird Ungläubige geben, die euch als Übeltäter bezeichnen. Nun, ich denke, das kommt in diesem Kontext besonders stark bei den Briefempfängern daher, weil sie als Christen von Nero beschuldigt wurden, Rom angezündet zu haben. Sie wurden ganz bewusst politisch als Schuldträger ausgewählt.

Daher kommt es, dass die Gesellschaft diese Christen einfach als Übeltäter bezeichnet hat. Das sind die, die unser schönes römisches Reich untergraben und stürzen wollen. Das war sozusagen ein negativer Schatten, den die Christen grundsätzlich als Ruf mit sich trugen. Das war das Komplizierte in dieser Welt.

Christen sollten bewusst vorbildlich leben, wie in Vers 12 beschrieben, damit dort, wo ihnen Böses unterstellt wird, sie am Ende zeigen können: Nein, das stimmt nicht! Wir sind keine Rebellen gegen den Staat und auch keine Rebellen gegen unsere römischen Arbeitgeber.

Vers 12 sagt noch etwas: Diese Unterordnung in diesem System hat ein Ziel. Nämlich, dass gerade dort, wo Leute mit Dreck auf die Christen werfen – und es werden manche geben –, diese Menschen am Tag der Untersuchung, wenn Gott ruft, bekehrt werden und Gott anbeten, aufgrund dessen, wie wir uns im Leid verhalten haben.

Das ist ja eigentlich der Gedanke. Heute zeigt uns Petrus, wie Christus uns vorangegangen ist und zeugnishaft gelitten hat. Deshalb, wegen dem, was wir uns gerade noch einmal kurz angeschaut haben – wegen Vers 11 und 12 – und mit dem Ziel, Gott im Leiden zu verherrlichen, ordnet Petrus in Vers 13 an: „Ordnet euch im Staat unter.“ Und dann in Vers 18: „Ordnet euch euren Arbeitgebern unter.“

Das ist der gedankliche Kontext, den wir jetzt die ganze Zeit im Blick haben müssen. Denn das Ziel ist, dass Leute daran sehen, wie wir leiden, während wir verkündigen, und am Ende zum Glauben finden können.

Die Realität von Ungerechtigkeit und das Vorbild Jesu

Wir gehen in Vers 18: „Ihr Hausknechte, ordnet euch in aller Furcht euren Herren unter, nicht nur den Guten und Milden, sondern auch den Verkehrten!“

Ich will das nicht kleinreden. Ich weiß, dass es in unserem Leben, besonders im Arbeitsleben, durchaus zu Problemen kommen kann. Es gibt Situationen, in denen man sich ungerecht behandelt fühlt. Auch hier in Deutschland gibt es schmerzhaftes Mobbing oder Unterdrückung durch Vorgesetzte. Es gibt ungerechte Bezahlung und in gewissem Sinne auch Ausbeutung.

Aber ich möchte unserem Bibeltext gerecht werden und kurz erläutern, von welcher Qualität wir hier sprechen, wenn Petrus von Hausknechten und Herren im römischen Reich redet.

Der griechische Philosoph Aristoteles schrieb: „Ein Sklave ist ein lebendiges Werkzeug, und ein Werkzeug ist ein lebloser Sklave.“ Ich lese das nochmal vor und erkläre dann, was er damit meint: Ein Sklave, ein Hausknecht, ist nichts anderes als ein lebendiges Werkzeug. Und ein Werkzeug, zum Beispiel ein Hammer, ist nichts anderes als ein Sklave, der halt nicht lebt.

Was Aristoteles hier beschreibt, ist, dass Sklaven oder Hausknechte im Grunde einfach nur als nützliche Werkzeuge gesehen wurden. Der Unterschied zwischen einem Hammer und einem menschlichen Sklaven ist nur, dass der Sklave lebt. Aus der Sicht eines römischen Herren sind beide einfach nur nützliche Werkzeuge. Legt man einen Hammer und einen Sklaven nebeneinander, haben beide den gleichen Wert: Der eine atmet, der andere nicht.

So war die Sichtweise mancher damals.

Der römische Adlige Varro schrieb: „Allein die Tatsache, dass der Sklave sprechen konnte, unterscheidet ihn von einem Tier oder Karren.“

Was für eine Sicht auf den Mitarbeiter! Allein die Tatsache, dass der Sklave sprechen konnte, unterscheidet ihn von einem Tier oder einem Karren.

Was wir auf jeden Fall sehen, ist, dass Sklaven nicht an Menschenrechte appellieren konnten. Welche Menschenrechte? Du bist ein Werkzeug, kannst du an die Werkzeugrechte appellieren?

Wir sehen auch, dass diese Sklaven sich weder auf einen Arbeitsvertrag noch auf irgendetwas Ähnliches berufen konnten. Sie waren einfach nur nützliche Gegenstände.

Nun gibt es hier gläubige Hausknechte, die zum Glauben gekommen sind. Petrus schreibt diesen Knechten in Vers 18: „Ordnet euch diesen Herren unter!“ Und dann macht er noch einen Zusatz: „Nicht nur den Guten und Milden“ – ja, die gab es auch, zum Glück – „sondern auch den Verkehrten.“ Also auch denen, die auf euch eine solche Sicht haben, wie wir es eben zitiert haben.

Mit welchem Zweck? Vers 12 sagt: „Dass sie einmal Gott preisen werden.“

Diese milden Herren sind diejenigen, die rücksichtsvoll und fair sind, die vielleicht auch gerecht bezahlen und den Knechten mal Freizeit gewähren. Das sind die, denen sich ein Sklave gerne unterordnet. Ein Sklave sagt dann: „Ich bin so dankbar für meinen Herren, ja, da habe ich es gut erwischt.“ So wie manche heute dankbar für ihren Arbeitgeber sind, manche nicht. Auf uns übertragen, war das damals sicherlich extremer.

Diese Guten sind diejenigen, die fair sind.

Aber es gibt eben auch die Verkehrten, laut Vers 18, die den Sklaven spüren lassen, dass sie unterworfen sind. Vers 20 beschreibt, dass sie durchaus Schläge verteilen, das Essen rationieren, den Lohn kürzen, den Sklaven vielleicht bei den Schweinen schlafen lassen. Auf uns übertragen könnte das bedeuten, dass man dich vor der ganzen Mannschaft öffentlich demütigt.

Wir versuchen immer, den Sprung in unser Leben zu finden.

Aber auch hier schreibt Petrus: „Ordnet euch unter, wehrt euch nicht und rebelliert nicht gegen diese Autorität.“ Das ist bis hierhin schon ein hartes Wort.

Vielleicht hast du irgendwann in deiner Vergangenheit auch mal einen Arbeitgeber oder Chef gehabt, der nicht so mild war. Du erinnerst dich vielleicht daran, wie oft du deswegen über ihn gelästert hast, wie du dich über diesen Chef geärgert hast, ihn verachtet hast – vielleicht weil du ihn nicht kompetent fandest oder weil du ihn irgendwann in der Kompetenz überholt hast, aber trotzdem auf ihn hören musstest.

Und du erinnerst dich genau daran.

Aber was macht Petrus? Er schreibt etwas anderes. In Vers 21 sagt er, dass Jesus jedem von uns, der in so einem Kontext leidet, ein Vorbild gegeben hat. Jeder, der zu Unrecht leidet, hat ein Vorbild bekommen.

Vers 21 sagt: „Dieses Vorbild wurde uns gegeben.“ Dort hinten ist dieses Vorbild, und wir sehen Fußstapfen, die zu diesem Vorbild führen. Wir sollen diesen Fußstapfen folgen – im Kontext von Leiden, so wie Christus gelitten hat.

Vers 22 und 23 beschreiben uns dieses Vorbild noch genauer. Aber gehen wir noch darauf ein.

Das heißt, dass wir uns dort, wo wir um des Glaubens willen leiden, daran erinnern müssen: Wie ist Jesus damit umgegangen? Und dass wir das nachahmen.

Leiden als Gnade und Berufung

Wenn wir Vers 19 und Vers 20 vergleichen, fällt uns Folgendes auf: Petrus betont ganz bewusst zweimal, dass es Gnade ist, wenn wir wegen unseres Glaubens und unserer Glaubenswerke leiden.

Im Vers 19 heißt es gleich zu Beginn: „Denn das ist Gnade, so leidet der eine, als er von diesem verkehrten Hausherren kommt.“ Das bedeutet, es ist Gnade, wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit leidet – nicht, weil er etwas falsch gemacht hat, sondern aufgrund seines Gewissens vor Gott. Dieses Gewissen bewirkt, dass er manche Dinge vielleicht nicht tun konnte oder sich gezwungen fühlte, bestimmte Dinge zu tun.

Im Vers 20 folgt die zweite Betonung der Gnade: „Wenn ihr aber für Gutes tun leidet.“ Das heißt, wenn man euch nur deshalb ausgrenzt oder schlecht behandelt, weil ihr Gutes im Namen des Herrn tut, und ihr dieses Leiden dann geduldig ertragt, dann ist das Gnade bei Gott.

Es gibt also ein Wohlgefallen bei Gott, wenn wir nach seinen Prinzipien leiden – klar, im Kontext von ungerechten Herren, aber es ist ein allgemeines Prinzip, das sich ab Vers 19 ableitet: Es ist bei Gott Gnade.

In Vers 21 sagt Petrus sogar, dass es unsere Berufung ist, mit Christus zu leiden. Christus hat uns wirksam zum Glauben berufen, und zu diesem Glaubensruf gehört auch die Berufung zum Leiden. Das steht hier deutlich.

Wie sieht nun in diesem Kontext das Leiden eines unterdrückten Christen aus, an dem Gott Gefallen hat? Was ist ein Leiden, das Gott einmal belohnen wird und bei dem dein Erbe im Himmel größer wird? Wir können auf verschiedene Weise leiden, aber es gibt ein Leiden, das Gnade bei Gott ist.

Jesus hat das ebenfalls gesagt – darauf gehen wir später noch genauer ein – in Lukas 6,21: „Glückselig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, wenn sie euch ausschließen, schmähen und euren Namen als einen Laster verwerfen – und das um des Menschensohnes willen.“

Wenn euch das wegen eures Glaubens passiert, heißt es in Vers 23: „Freut euch an diesem Tag, wo dieses Leid kommt, und hüpft.“ So steht es dort: „Freut euch und hüpft!“ Warum? Weil euer Lohn groß im Himmel ist.

Es gibt also ein Leiden, das Gott so groß belohnen wird im Himmel. Das wird auch im ersten Petrusbrief eingeleitet, wo es heißt: „Freut euch, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein muss, traurig seid.“ Zuvor wird dieser große Gedanke ausgeführt, dass wir ein Erbe im Himmel antreten werden und Gott uns etwas Großes bereithält.

In dieser Seligpreisung, in dieser Rede heißt es also: Freut euch an dem Tag, wenn dieses Leid kommt. Freut euch bei der Arbeit, wenn jemand euch wegen eures Glaubens Sprüche reindrückt. Freut euch an diesem Tag – und dann hüpft! So steht es dort.

„Freut euch an diesem Tag und hüpft!“ Das ist bildlich gesprochen, aber genau das ist der Punkt. Hüpf durchs Büro, wenn dich jemand als Spinner abstempelt.

Ich weiß, dass das leicht gesagt ist, aber ich glaube, diese Texte sollen einfach Mut machen. Denn es gibt Hoffnung – diese Hoffnung gibt es wirklich. Es gibt diesen Trost.

Leiden aus Gewissensgründen und geduldiges Ausharren

Nun, wie sieht in diesem Zusammenhang 1. Petrus 2,19 das Leiden aus, an dem Gott Gefallen hat? Also dieses Leiden, das sozusagen belohnt wird.

 1. Petrus 2,19 beschreibt ab Vers 19, wann es Gnade bei Gott ist, wenn wir leiden. Es ist Gnade, wenn jemand wegen seines Gewissens Gott gegenüber leidet. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es bedeutet, dass du aus deinem Gewissen heraus, das an Gott gebunden ist, etwas nicht tun kannst oder tun musst. Weil du so handelst, weil dein Gewissen vor Gott rein sein soll, bekommst du Ärger, Gegenwind, Probleme mit der Familie oder anderen Menschen. Einfach nur, weil du dein Gewissen vor Gott reinhalten willst.

Wenn du zum Beispiel Betrügereien nicht mitmachen kannst, dann ist das Gnade bei Gott. Dann ist es ein gutes Leiden, und du sollst dich sogar freuen und jubeln.

Vers 19 beschreibt in der Schlachterübersetzung, dass es Gnade ist, wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit gegenüber Gott Kränkungen erträgt. Das Wort Kränkungen oder Leiden meint von der Wurzel her, dass du etwas erfährst, das dich innerlich traurig macht. Das sind nicht unbedingt Schläge, bei denen du blutend in der Ecke liegst und weinst. Vielmehr passiert hier etwas, das dich innerlich zerbricht und sehr traurig macht.

Es ist nicht unbedingt etwas, das jeder sieht. Es ist etwas, das jemand durch Worte oder Taten tut, um dein Inneres leiden zu lassen. Diese Christen erfahren das. Oder sie werden darauf vorbereitet. Es kann ganz unterschiedlich geschehen. Manchmal sind Demütigungen aus dem Mund schlimmer als eine Faust ins Gesicht.

Petrus ist es natürlich wichtig, hier im weiteren Verlauf ein Gegengewicht zu setzen. Er schreibt in Vers 20, dass wir nicht glauben sollten, dass jedes Mal, wenn wir als Christen Schläge bekommen, unser himmlischer Lohn größer wird. Er muss hier kurz ausgleichen.

Liebe Christen, nicht immer, wenn ihr Schläge bekommt, wird euer Lohn größer. Es kann sehr wohl sein, dass wir wohlverdient Ärger bekommen, weil wir etwas angestellt haben. Wenn wir Zucht erfahren, dann ist das gerechtfertigt. Darum geht es hier nicht.

Deshalb schreibt Petrus weiter in Vers 20: Es ist Gnade, wenn wir für Gutes leiden.

Wenn wir jetzt Vers 20 genau lesen, finden wir heraus, ab wann genau das Leiden Gnade bei Gott ist. Ab wann ist das Leiden Gnade bei Gott? Wenn es für den Namen Jesu geschieht, wegen des Gewissens, wegen der Verkündigung, wegen guter Taten – einfach weil wir Jesus folgen.

Und jetzt, in Vers 20, steht zusätzlich, wann es Gnade ist: Wenn wir es, so übersetzt die Schlachterübersetzung, geduldig ertragen. Die Elberfelder Übersetzung umschreibt es mit „wenn wir darin ausharren“.

Wir sehen also, dass es hier an die Christen, an die Petrus schreibt, durchaus einen Appell gibt, wie sie das Leiden durchstehen sollen. In diesem Kontext ist das Leiden zunächst von außen fremdbestimmt. Keiner sucht sich einen Chef oder Kaiser aus, der das Schlechte will. Das Leiden wird ihnen aufgezwungen, da können sie nichts machen.

Aber was sollen sie tun? Wann ist es Gnade bei Gott? Wenn sie es geduldig ertragen oder, man könnte sagen, wenn sie ausharren, es sozusagen aushalten und letztendlich in dem souveränen Willen Gottes ruhen, der alles kontrolliert.

Berufung zur Nachfolge im Leiden

Vers 21: „Denn dazu seid ihr berufen.“ Wozu berufen? Dazu, Jesus nachzufolgen, der selbst gelitten hat und uns laut Vers 21 ein Vorbild gegeben hat, dem wir in seinen Fußstapfen folgen sollen. Dazu sind wir berufen.

Ja, wir sind berufen, für Christus zu leiden. Ich möchte eine Frage stellen: Hast du das bei deiner Bekehrung mit einkalkuliert? Hast du es vielleicht irgendwann danach bedacht? Kalkulierst du es aktuell mit ein? Das sind die Vertragsbedingungen – ja, Vertragsbedingungen.

Wir sind berufen, den Fußstapfen von Jesus zu folgen. Das heißt, den Weg zu gehen, den er gegangen ist. Immer wieder kommen wir in unserem Leben an einen Punkt, an dem wir mit schmerzenden und brennenden Waden im Gebirge unterwegs sind. Es ist eine Last, und wir müssen uns immer wieder entscheiden: Welchen Spuren folgen wir?

Plötzlich sehen wir in diesem Gebirge verschiedene Spuren, verschiedene Fußstapfen. Der eine Weg führt nach links, der andere nach rechts. Der Weg nach links sieht viel einfacher aus und verspricht, schneller ans Ziel zu kommen. Doch wir wissen eigentlich, dass die anderen Spuren die richtigen sind. Wir wollen nicht die Abkürzungen nehmen, die am Ende nicht zum Ziel führen.

Wir merken, dass wir uns immer wieder entscheiden müssen, welchen Spuren wir folgen. Peter schreibt, dass Jesus uns in Vers 21 ein Vorbild hinterlassen hat, damit wir im Leiden so handeln wie er. Das beschreibt er jetzt in den Versen 22 bis 23. Hier wird das Vorbild gezeigt, das ganz klar übernommen werden soll – für die Leser, für die Empfänger dieses Briefes.

Das Vorbild Jesu im Leiden

Petrus beschreibt in den Versen 22 und 23, wie dieses Vorbild aussieht, in dessen Fußstapfen wir treten sollen – gerade an den bösen Tagen, wenn wir leiden. Wenn diese Menschen leiden, im Kontext von Empfängern, vor deren Hintergrund die Christenverfolgung wie ein Nebel aufzieht. Der Staat ist plötzlich gegen die Christen, die Gesellschaft, die Arbeitgeber und die Nachbarn wenden sich gegen sie. Wenn du aufgrund deines Glaubens innerliches Leid erfährst, durch andere, wenn du ausgeschlossen, gedemütigt oder geschlagen wirst – wie sehen die Fußstapfen aus, denen wir folgen sollen?

In den Versen 22 und 23 heißt es: „Er hat keine Sünde getan. Es wurde kein Betrug in seinem Mund gefunden.“ Vers 23 beschreibt weiter: Als er geschmäht wurde – oder man könnte sagen, als man ihm üble Worte zusprach – schmähte er nicht zurück. Als er litt, drohte er nicht, sondern er übergab alles dem, der gerecht richtet.

Es passt sehr gut, wenn wir die Verse 19 und 22 vergleichen. In Vers 22 wird Jesus als jemand beschrieben, der leidet, ohne gesündigt zu haben. Seht ihr das? Er hat keine Sünde getan, es war kein Betrug in seinem Mund – er litt zu Unrecht.

Was sehen wir in Vers 19? „Denn das ist Gnade, wenn jemand aus Gewissensgründen gegenüber Gott Kränkung erträgt.“ Hier leidet also auch jemand zu Unrecht. Gleiche Situation – das sind die Fußstapfen.

Aber wie reagieren wir? Wie hat Jesus reagiert? Was ist dieses Vorbild, was sind die Fußstapfen, denen wir im Alltag folgen sollen, wenn du morgen in deinen Alltag gehst und Widerstand wegen deines Glaubens spürst? Wie sollen wir reagieren?

Vers 23 sagt: Wie reagierte Jesus, als er wegen unserer Sünden litt? Er schmähte nicht zurück. Er redete nicht mit verächtlichen Worten zurück, als man ihn verspottete und ihm die Dornenkrone aufsetzte. Hat Jesus zurückgespottet oder sich auf dieselbe verächtliche Weise geäußert? Nein. Das heißt: Wenn du öffentlich gedemütigt wirst, demütige nicht zurück. Ertrage es geduldig und sei getröstet, dass Gott deinen Schmerz und deine Traurigkeit sieht.

Nun die Frage: Hat Jesus seinen Feinden gedroht, als er litt? Laut Vers 23 nicht. Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht. Als er litt, drohte er nicht. Stattdessen tat Jesus etwas sehr Befreiendes. Vers 23 sagt: Jesus übergab seine Anfeindungen, sein Leid Gott, der gerecht richtet.

Das macht frei. Es macht frei, wenn wir unser Leiden, das Unrecht, das gegen uns getan wird, geduldig ertragen und am Ende Gott übergeben – mit tiefem Vertrauen, dass Gott gerecht richten wird, dass er sich darum kümmert, dass er die Rache übernimmt, sodass wir uns nicht selbst rächen müssen.

Das hat Jesus getan: Er ertrug den Spott, die Schläge und das Kreuz und übergab Gott das Gericht, damit er mit diesen Menschen richtig verfährt. Jesus betet auch für seine Feinde, in der Hoffnung, dass Gott ihnen gnädig sein wird. Aber manche entkommen dem Gericht nicht.

So dürfen wir Christus folgen. Das kann uns befreien: unser Leid dem zu geben, der souverän über alle Dinge herrscht, und darin zu ruhen, dass er für uns kämpft, wenn er als Richter kommt.

Und wir? Wir folgen der Spur des Lammes, nicht der des Löwen. Wir folgen der Spur des Lammes, das nicht zurückbeleidigt oder zurückerniedrigt, sondern geduldig erträgt. Wir tun weiterhin Gutes, auch wenn wir dafür leiden müssen. Wir verkündigen weiter und übergeben alles Gott, der sich um alles Weitere kümmern wird.

Ermutigung aus der Seligpreisung in Lukas

Jetzt möchte ich zum Schluss noch die letzte Bibelstelle gemeinsam lesen, die ich vorhin schon zitiert habe. Sie stammt aus Lukas 6,21-23. Wir folgen der Spur des Landes.

 Lukas 6,21-23:

Glückselig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr sollt gesättigt werden.
Glückselig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.
Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als ein Laster verwerfen um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag, wenn das passiert, und hüpft, denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.
Freut euch und hüpft. Amen.

Im Anschluss sei Lietzing unsere Heimat. Ich würde vorschlagen, dass wir aufstehen. Vielleicht kann man die Tür hinten mal kurz aufmachen.