Einführung und Kontextualisierung des Textes
Zuerst einmal fangen wir heute mit einem kleinen Nachschlag von gestern an. Nachschlag heißt hier der Rest von Kapitel drei. Ich lese die Verse 14 bis 16 aus dem Ersten Timotheusbrief.
„Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, recht bald zu dir zu kommen. Damit du aber, falls sich mein Kommen verzögern sollte, weißt, wie man wandeln soll im Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottesfurcht: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, verkündigt unter den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.“
Hier erst einmal eine kleine biografische Notiz: Paulus hat das ja vorher auch schon mal erwähnt. Er hofft, bald nach Ephesus zu kommen, um Timotheus in seiner Arbeit unterstützen zu können. Aber er hat ihm dies, wie er sagt, schon geschrieben, damit er in der Zwischenzeit die Gemeinde anleiten kann, wie man sich richtig verhalten soll.
Dies bezieht sich auf das, was direkt vorher steht, nämlich auf die Qualifikationen der Ältesten und der Diakone. Scheinbar war da einiges zu regeln. Dann sagt er, dass Timotheus das weiter lehren soll, damit die Menschen wissen, wie man im Haus Gottes wandeln soll.
Haus Gottes war für die jüdischstämmigen Mitglieder der Gemeinde ja der Tempel. Damit sie jetzt nicht den Irrtum machen, zu denken, das sei der Tempel oder die Synagoge, in die man gehen soll, definiert Paulus neu: Das Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist.
Also war das Haus Gottes normalerweise für die jüdischstämmigen Gläubigen der Tempel oder die Synagoge. Hier sagt er nun: Im Neuen Bund ist das Haus Gottes nicht mehr ein Gebäude, in dem Regeln eingehalten werden müssen, wo man niederknien muss, bestimmte Psalmen beten oder Opfer bringen muss. Stattdessen ist es die Gemeinde.
Aber die Gemeinde soll genauso heilig behandelt werden, als ob man in den Tempel geht. Im Tempel sollte man sich vorher waschen und darauf achten, rein zu sein. Das soll hier auch der Fall sein.
Es geht also um das richtige Verhalten im neuen Tempel Gottes, im neuen Haus Gottes, und das ist die Gemeinde. Dort steht der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. Das ist der Ort, an dem Gott heute wirksam sein will in der Welt.
Dann folgt noch ein Lob auf Gott, eigentlich eine Zusammenfassung der Wirksamkeit Jesu. Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottesfurcht, oder wir können auch sagen: das Geheimnis dessen, was Gott den Menschen mitgeteilt hat.
Wenn du gottesfürchtig bist, bist du offen für das, was Gott den Menschen mitgeteilt hat. Der Hauptinhalt des Wirkens Gottes wird hier von Paulus in wenigen Worten zusammengefasst: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch.
Was heißt das? Das, was wir am Anfang des Johannesevangeliums schon lesen: Gott wurde Mensch. Gott wurde Fleisch. Das wendet sich insbesondere gegen die damals verbreitete gnostische Lehre, die nämlich einen Unterschied machte zwischen dem Geist, der rein ist, und dem Fleisch oder der Materie, die schlecht ist.
Hier wird betont, dass Gott im Fleisch geoffenbart ist, also sichtbar geworden ist. Übrigens ist das auch die einzige Möglichkeit, wie wir irgendetwas von Gott wissen können. Hätte Gott sich nicht selbst geoffenbart und zwar hier materiell, sodass wir erfassen können, was wir von Gott wissen wollen, dann könnten wir nur auf vage Gefühle setzen.
Aber hier sagt Paulus: Gott hat sich für den Menschen zugreifbar gemacht, anfassbar, beobachtbar und nachvollziehbar. Dadurch ist er, indem er Fleisch geworden ist, Mensch geworden.
Gerechtfertigt im Geist – hier wird darauf Wert gelegt, dass Jesus nicht nur Mensch war, sondern auch Gott. In ihm wohnte der Heilige Geist, der Geist Gottes.
Dann heißt es: gesehen von den Engeln. Hier ist nicht ganz klar, worauf sich das bezieht. Wahrscheinlich auf das Wirken Jesu auf der Erde, möglicherweise aber auch auf die Zeit, als er tot war und im Totenreich gewesen ist.
Weiter heißt es: geglaubt von den Heiden. Das ist der Auftrag, den Paulus hat, als er den Heiden predigte. Jetzt ist dieses neue Geheimnis auch, dass Gott nicht nur für die Juden da ist, wie es im Alten Testament schien, sondern auch für die Heiden.
Schließlich wird gesagt: aufgenommen in die Herrlichkeit. Er ist beim Vater, er ist wieder da. Er ist nicht tot geblieben, sondern auferstanden. All das steckt hier mit drin.
Es wird gesagt, dass dies ein Geheimnis Gottes ist, das uns mitgeteilt wurde. Geheimnis heißt, dass wir es nicht einfach durch Nachdenken erschließen können. Manche Dinge in der Bibel, wie Anweisungen in den Sprüchen, können wir durch vernünftiges Nachdenken verstehen.
Geheimnis heißt aber, dass wir es nur erfahren können, wenn Gott es uns mitteilt. Sonst bleibt es den Menschen unzugänglich.
Dass Gott Mensch geworden ist, dass in ihm gleichzeitig auch Gott war, als er Mensch war, dass er für uns gestorben und auferstanden ist, dass die Heiden nun zum Reich Gottes dazugehören – das sind alles Geheimnisse, die Gott den Menschen mitgeteilt hat. So soll uns das hier gesagt werden.
Warnung vor Abfall und falschen Lehren
Nun zum Hauptteil für heute, der sich wieder in zwei Abschnitte untergliedert. Ich lese zuerst den ersten Abschnitt, nämlich Kapitel 4, Verse 1 bis 5.
Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden, durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen, die doch Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.
Wir fangen noch einmal von vorne an, dabei Vers 1:
Der Geist aber sagt ausdrücklich. Das heißt, hier handelt es sich um eine ziemlich klare Wahrheit, nicht um eine bloße Vermutung. Es ist also keine Spekulation, sondern eine relativ deutliche Aussage.
Was Paulus hier sagt, ist nicht das Ergebnis seines eigenen Nachdenkens, sondern er verweist auf den Geist, den Geist Gottes, der diese Wahrheit geoffenbart hat. Ich halte das an dieser Stelle für wichtig, weil das, was wir im Folgenden lesen, sich zu einem gewissen Teil auf die Endzeit bezieht. Wenn von späteren Zeiten die Rede ist, ist das eine Formulierung, die Paulus häufig gebraucht, wenn er von der Endzeit redet, also von dem, was kommen wird, bevor Jesus wiederkommt.
Dabei geht es ihm nicht nur um reine Spekulation, wie wir das zum Beispiel bei den Zeugen Jehovas sehen. Gerade vor zwei Tagen waren Zeugen Jehovas bei uns und brachten uns den neuen Wachturm. Das Thema des neuen Wachturms ist wieder: Die Endzeit kommt, Jesus kommt wieder. Die Zeugen Jehovas haben schon mehrfach falsche Berechnungen angestellt – ich weiß nicht, ob es zwanzig oder dreißig waren – und alle sind schiefgelaufen. Jetzt gibt es eine neue Berechnung, allerdings ohne Jahreszahl. Ich habe schon andere Publikationen von ihnen gelesen, 2021 war ein nächster Renner, wann das kommen soll.
Falls 2012 vorübergeht – ihr wisst ja, 2012 war das Jahr, das durch den Kinofilm und den Roman mit dem Ende des Maya-Kalenders verbunden wurde, in dem angeblich die Welt untergeht – dann ist das nächste Datum, auf das wir uns freuen können, 2021. Ihr merkt, ich nehme solche Berechnungen nicht allzu ernst, weil hier gerade der Unterschied deutlich wird: Wilde Spekulation.
Manche von euch erinnern sich vielleicht noch an das Jahr 1999. Erinnert ihr euch daran? Damals gab es sogar in christlichen Kreisen Spekulationen. Einige Christen sagten offen: Jetzt sind zweitausend Jahre vergangen, seitdem Jesus gekommen ist, und jetzt ist die Zeit, jetzt kommt Jesus wieder. Andere sagten, seit der Schöpfung seien sechstausend Jahre vergangen, und das sei so zu verstehen, dass nach sechs Tagen Arbeit ein Tag Ruhe folgt, wobei ein Tag tausend Jahre entspricht – der eine Tag sei das tausendjährige Reich, danach die Ewigkeit. Also sollte im Jahr 2000 das tausendjährige Reich beginnen. Eine tolle Berechnung, nicht wahr? Nur ist sie nicht eingetroffen. Man hätte sich damals zurückhalten sollen. Und vor allem haben sie sich verrechnet, denn Jesus wurde eigentlich vor Christus geboren.
Die Mönche im Mittelalter, die unsere Zeitrechnung festlegten, haben sich um etwa vier Jahre vertan, sodass Jesus wahrscheinlich vier Jahre vor Christus geboren wurde. Das klingt heute etwas seltsam, aber es ist so. Das heißt, wenn Jesus tatsächlich nach zweitausend Jahren wiedergekommen wäre, hätte die große Aufregung schon 1995 stattfinden müssen; im Jahr 2000 war es schon zu spät. Gott ist ja nicht auf die Rechnung mittelalterlicher Mönche angewiesen, er wusste es genau. Man hätte sich im Jahr 2000 also ruhig zurücklehnen und sagen können: So wild ist das nicht, es ist nicht wahrscheinlicher, dass er heute wiederkommt als zu einer anderen Zeit.
Wie gesagt, das sind Spekulationen. Paulus spekuliert hier aber nicht, sondern er sagt, was der Geist deutlich macht: In zukünftigen Zeiten, in späteren Zeiten, werden etliche vom Glauben abfallen.
Dieses „Vom Glauben Abfallen“ ist eine nicht ganz unproblematische Sache, denn hier werden wir mit der Frage konfrontiert: Kann das überhaupt sein? Da ist jemand scheinbar gläubig, und es wird gesagt, dass Leute im Glauben vom Glauben abfallen. Gleichzeitig gibt es andere Aussagen in der Bibel, zum Beispiel im Römerbrief, die wir gestern zusammen gelesen haben, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann und dass Gott an uns festhält, wo er Ja zu uns gesagt hat.
Ich möchte das hier nicht allzu lange ausdeuten. Ich glaube, dies ist einfach eine Mahnung, dass so etwas passieren kann, dass Christen vom Glauben abfallen. Dazu möchte ich zwei Stellen aus dem Hebräerbrief lesen, die meines Erachtens in eine ähnliche Richtung sprechen. Ihr könnt mit mir aufschlagen: Hebräer 3,12.
Dort lesen wir: Habt acht, ihr Brüder, dass nicht in einem von euch ein böses, ungläubiges Herz sei, das im Begriff ist, vom lebendigen Gott abzufallen. Er mahnt einander vielmehr jeden Tag, solange es heute heißt, damit niemand unter euch verstockt wird durch den Betrug der Sünde.
Dann geht es noch weiter, aber auch hier scheint die Möglichkeit angesprochen zu werden, dass man von dem lebendigen Gott abfallen kann.
Im Hebräer 6, Vers 6 lesen wir etwas Ähnliches. Ich lese ab Vers 3: Und das wollen wir tun, wenn Gott es zulässt. Denn es ist unmöglich, die, welche einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und den Heiligen Geist teilhaftig geworden sind und das gute Wort Gottes geschmeckt haben und die Kraft der zukünftigen Weltzeit erfahren haben und dann abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich selbst den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und zum Gespött machen.
Auch hier geht es weiter, aber diese Stellen sprechen meines Erachtens in eine ähnliche Richtung. Ich möchte daraus keine dogmatische Lehre machen, sondern es als ethischen Appell verstehen, als Ermahnung. Nicht als Ermahnung, große Gedanken zu machen, ob man vom Glauben abfallen kann, sondern als Warnung: Christenleben ist keine leichte Sache. Kämpfe und ringe darum, möglichst nah bei Jesus zu bleiben. So möchte ich das lieber formulieren.
Denn sonst kommen wir in große Spekulationen, wer damit gemeint ist: Sind es Ungläubige, Halbgläubige, Namenschristen oder sonst jemand? Paulus schreibt hier in erster Linie an Timotheus und an die Gemeinde. Das, was wir als Ermahnung mitnehmen sollen, ist: Christenleben ist keine leichte Sache. Es ist nicht einfach so erledigt, sondern es muss etwas folgen. Es geht weiter, und das ist scheinbar nicht einfach. Wir werden in verschiedener Art und Weise angefochten.
Also: In späteren Zeiten werden etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden. Ich habe den Eindruck, Paulus spricht hier generell davon, dass wir immer in Gefahr sind, dass unser Glaube Schaden nehmen kann. Er sagt aber, dass sich das besonders in der Endzeit manifestieren wird, also dass es in der Endzeit einen Abfall von Gott geben wird, nicht nur bei Gläubigen, sondern auch bei Ungläubigen.
Das lesen wir zum Beispiel im 1. Johannes 2,18:
Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind jetzt viele Antichristen aufgetreten. Daran erkennen wir, dass die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie sind nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es soll offenbar werden, dass sie alle nicht von uns sind.
Dann geht es noch weiter. Dieser Antichrist führt zu Verfolgung, wie in den folgenden Versen, insbesondere Vers 26 im 1. Johannesbrief Kapitel 2, erklärt wird. Es kommt zu einem Abfall der Menschen von Gott, scheinbar manche Christen wenden sich vom Glauben ab, noch viel mehr aber die Ungläubigen, die sich ganz abwenden und sich verführen lassen.
Ich glaube, Paulus argumentiert hier ähnlich, wenn er sagt, dass die Leute irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen nachgehen.
Irreführende Geister – Irreführung bedeutet so viel wie Verführung. Jemand versucht, einen anderen zu führen, aber in die Irre, in den falschen Weg. Das kann hier passieren, wenn von Geistern die Rede ist. Es wird nicht ganz deutlich, ob es sich um Menschen oder übernatürliche Wesen handelt.
Bei den Dämonen ist das klar, das sind übernatürliche Wesen. Es könnten auch Menschen sein, die durch übernatürliche Geister falsch geführt werden und dann andere verführen.
Was wir im 1. Johannesbrief gelesen haben und auch hier, zeigt, dass dies eine besondere Gefahr für Christen ist. Im 1. Johannesbrief steht sogar von diesen Antichristen, also es gibt einen Antichrist ganz am Ende, aber vorher schon viele Antichristen, die gegen Gott und Jesus kämpfen. Und es wird gesagt, sie sind von uns ausgegangen. Das heißt, es sind Leute, die durchaus fromm reden, also nicht vollkommen gottlos oder Atheisten sind, sondern fromm reden.
Für mich stellt sich die Frage: Was könnte das zum Beispiel für irreführende Geister sein? Wenn ich spekuliere, dann könnte das die Predigt in christlichen Gemeinden in der westlichen Welt sein: „Du bist das Zentrum des Universums, alles dreht sich um dich.“ Das hören wir da und dort, in christlichen Büchern, Vorträgen, Predigten.
„Du bist das Zentrum, alles dreht sich nur um dich. Wie sehr sich Gott freut, wenn du dir nur ein bisschen Zeit für ihn nimmst.“ Zweifellos glaube ich, dass Gott sich freut. Aber die Botschaft der Bibel ist eher eine andere: „Du armer Tropf, sei froh, dass Gott sich Zeit für dich nimmt, nicht dass du dir Zeit für Gott nimmst.“
Das klingt so, als ob Gott bittet: „Bitte, nimm dir etwas Zeit, ich stelle mich auf die Warteliste und danke, dass du dir endlich Zeit nimmst.“ Eine vollkommene Verkehrung. Der Mensch wird in den Mittelpunkt gestellt und nicht mehr Gott.
Ich habe den Eindruck, dass das nach und nach so durchkommt. Wenn es um die Errettung geht, heißt es oft: „Gott hat heute noch ein Sonderangebot für dich. Neben Sündenvergebung gibt es auch die Lösung aller Minderwertigkeitskomplexe, Arbeitslosigkeit und Eheprobleme.“ Wenn man die Predigt Jesu liest, ist das ganz anders. Er sagt: „Wenn du das nicht aufgeben willst und dein Kreuz nicht aufnehmen willst, dann geh, bleib doch. Wenn du an Leinen besser zurechtkommst, bitte mach es.“
Jesus stellt nicht den Menschen in den Mittelpunkt, sondern Gott steht im Mittelpunkt. Ich habe den Eindruck, das könnte eine Strömung sein, in der ein verführerischer Geist wirkt. Das klingt fromm, ist es aber im Kern nicht. Es geht nicht um unser Wohlbefinden oder Erfolg oder Genussoptimierung.
Das könnte eine Sache sein, aber wir können uns auch andere vorstellen. Zum Beispiel hören wir heute, wie viele Esoteriker eine Mischung aus christlichem Glauben und anderen Lehren machen, und wie immer weniger Christen das unterscheiden können.
Ich habe euch das vielleicht schon letztes Jahr gesagt: Ich habe eine Einladung von einer Gemeinde gelesen, einer Baptistengemeinde, bei der tibetische Klangmeditation mit Lesungen aus der Bibel kombiniert wurde. Da denke ich: Das ist schon etwas merkwürdig.
Andere Christen traf ich auf einem Kongress, die sich als zen-buddhistische Christen bezeichneten. Wenn sie sich schlecht fühlen, machen sie zen-buddhistische Meditation, sind aber festes Gemeindemitglied.
Ein anderer sagte, eigentlich sei der Koran die wahre Fortführung der Bibel, weil die Trinität eine Irrlehre sei, die die Kirche unterdrückt habe. Mohammed habe darauf hingewiesen, dass es nur einen Gott gibt, und Jesus sei nur ein Prophet wie alle anderen. Ich rede hier nur von Leuten, die sich als Christen verstehen und sogar als evangelikale Christen.
Ich habe den Eindruck, hier mischt sich esoterisches Gedankengut, Zeitgeist und christliche Aussagen. Das könnte gemeint sein mit den irreführenden Geistern, von denen im 1. Johannesbrief gesagt wird, dass sie von der Gemeinde ausgehen, also mit christlichem Hintergrund.
Lehre der Dämonen ist hier noch eindeutiger. Es geht nicht nur um Irdisches, sondern um geistlichen Kampf. Hinter den Lehren steht der Versuch des Teufels, die Menschen von Gott wegzuziehen.
Er scheut sich nicht, manche Dinge ähnlich zu machen wie Gott. Denken wir an die Wahrsagerin, die auch wahr spricht. Man könnte sagen: „Wow, das ist doch das Wort Gottes, das ist alles richtig.“ Die Jünger durchschauten es, merkten, dass hinter der Prophetie der Teufel steht, trieben den Geist aus, und die Frau hörte auf zu prophezeien.
Das, was sie sagte, war nicht ganz falsch, aber der Ursprung war falsch.
Dass am Ende der Zeiten Dämonen auftreten und Menschen von Gott wegführen, lesen wir auch im 2. Thessalonicher 2,9. Ich lese ab Vers 5:
Denkt ihr nicht mehr daran, dass ich euch dies sagte, als ich noch bei euch war? Ihr wisst ja, was jetzt noch zurückhält, damit er geoffenbart werde zu seiner Zeit, also der Antichrist.
Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken, nur muss der, welcher es zurückhält, erst aus dem Weg sein, und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden.
Der Gesetzlose ist hier ein Titel für den Antichristen.
Der Herr wird ihn durch den Hauch seines Mundes vernichten und durch die Erscheinung seiner Wiederkunft beseitigen.
Er, dessen Kommen aufgrund der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischer Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführungen der Ungerechtigkeit bei denen, die verloren gehen.
Hier wird deutlich, dass der Antichrist nicht nur aus eigener Motivation auftritt, sondern dass ein Wirken Satans und dämonischer Kräfte dahintersteht.
So scheint es auch hier zu sein, wo von Dämonen die Rede ist.
Ähnliches lesen wir in Offenbarung 16,14. Dort wird gesagt, dass Dämonen hinter dem Abfall stehen, der in der Endzeit auf die Menschen zukommt.
Dann haben wir noch eine weitere Spezifizierung in Vers 2:
Wodurch geschieht das? Die Dämonen stehen dahinter, die Geister stehen dahinter, und wem bedienen sie sich? Durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind.
Hier zeigt sich genau das, was wir gerade besprochen haben. Im 1. Johannesbrief haben wir gelesen, dass diese irreführenden Geister von der Gemeinde ausgehen.
Das heißt, die reden fromm, aber sie lügen.
Lüge heißt, sie sagen etwas, das nicht stimmt. Heuchler sind Leute, die etwas anderes sagen und anders handeln.
Hier sind Leute gemeint, die fromm auftreten, aber dadurch besonders zur Irreführung wirken. Das, was sie sagen, sind Lügen und Heuchelei.
Warum? Wahrscheinlich zu eigenem Vorteil. Ein Heuchler heuchelt normalerweise, weil er einen eigenen Vorteil hat – sei es Ansehen, Macht, Einfluss oder Geld.
Dann wird gesagt, sie sind in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt. Was heißt das?
Ein Brandzeichen kennen wir ja: Früher wurden Sklaven gebrandmarkt, das heißt, sie bekamen ein Zeichen, an dem jeder erkannte, wem sie gehören.
Hier ist das nicht äußerlich, sondern im Gewissen. Sie haben ein inneres Brandzeichen, das zeigt, dass sie falsch sind, aber sie haben ihr Gewissen abgestumpft.
Das Gewissen bezieht sich auf das Handeln, auf die Moral, auf das, was wir tun.
Hier zeigt sich die Heuchelei: Die Leute sagen das eine, tun aber das andere.
Solche Leute sind verführerisch für die Gemeinde und führen zum Abfall.
Frommes Reden, aber widersprüchliches Handeln.
Paulus will damit sagen – das hat er schon vorher erläutert – dass bei vorbildlichen Christen Reden und Handeln, Überzeugung und Alltag übereinstimmen sollen.
Das soll nicht im Gegensatz zueinander stehen.
Gebranntmarkt im Gewissen heißt, das moralische Handeln zeigt, dass sie Heuchler sind und nicht ehrlich.
Sie reden fromm, deshalb sind sie Lügner und Heuchler.
Deshalb muss man aufpassen.
Einem offensichtlichen Irrlehrer fallen Christen kaum zum Opfer, aber jemand, der heuchelt und von außen gut klingt, ist gefährlicher.
Was tun diese Lügenredner unter anderem? Hier werden nur Beispiele genannt, keine vollständige Liste.
Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen.
Wie ist das mit dem Heiraten gemeint?
Das könnte sich auf Überzeugungen beziehen, die es immer wieder in der Christenheit gab, die Sexualität generell als schlecht darstellen.
Das war in der Gnosis so, wo alles, was mit dem Körper zu tun hat, als schlecht galt, und alles, was mit dem Geist zu tun hat, als gut.
Ihr kennt vielleicht den Begriff der platonischen Liebe – eine reine Liebe ohne körperlichen Anteil.
Das ist nach dieser Aussage hier Lehre von Irrlehrern.
Die körperliche Liebe, auch Sexualität, ist von Gott nicht generell schlecht.
Vielleicht kennt ihr den Namen Hochmann von Hohenau. Er war ein wichtiger Vertreter im Pietismus, ein umjubelter Prediger mit seltsamen Ideen.
Zinzendorf war mit ihm bekannt.
Hochmann von Hohenau entwarf eine Eheethik mit drei Stufen:
Erstens die tierische Ehe – das ist das, was heute bei vielen Leuten anzutreffen ist, die nur des fleischlichen Genusses wegen zusammen sind, ohne Treue oder Beziehung.
Zweitens die normalmenschliche Ehe – man lebt treu zusammen und schläft nur zusammen, um Kinder zu zeugen.
Das ist die christliche, menschliche Stufe, höher als die tierische.
Drittens die rein geistliche Ehe – Mann und Frau leben wie Bruder und Schwester, fassen sich nicht an, berühren sich nicht und kämpfen nur als Streiter Gottes für das Reich Gottes.
Eine niedliche Umschreibung, oder?
Zinzendorf war in seiner Jugend begeistert und wollte so eine Ehe mit seiner Frau führen, aber es klappte nicht. Sie bekamen zahlreiche Kinder, die wohl nicht nur durch geistige Gemeinschaft entstanden.
Diese Lehre des Hochmanns von Hohenau klingt interessant, ist aber ungeistlich.
Sexualität ist von Gott gut geschaffen, schon vor dem Sündenfall.
Wir wissen ja, da steht: „Seid fruchtbar und mehret euch.“ Das hat mit Sexualität zu tun.
Sexualität ist nicht schlecht, sondern wird nur schlecht, wenn sie von Gott losgelöst wird.
Dann kann sie Unheil bringen.
Es gab immer wieder Lehrer, die Sexualität generell als schlecht darstellten.
Das gab es in der Kirchengeschichte immer wieder.
Deshalb mussten katholische Priester ehelos bleiben, weil man sagte: Sexualität ist schlecht, sie sind unheilig und können nicht das Abendmahl austeilen.
Im Alten Testament war das anders: Die Priester sollten verheiratet sein, das war normal.
Ehe und Sexualität sind nicht generell schlecht.
Aber es gab immer wieder Leute, die besonders heilig sein wollten und nichts mit Ehe und Sexualität zu tun haben wollten.
Das ist einer der Punkte, die hier als Beispiel genannt werden.
Das nächste Beispiel: Sie verbieten, Speisen zu genießen.
Wir wissen aus der frühen Kirchengeschichte, dass einige die Reinheitsgebote des Alten Testaments einhalten wollten.
Das gibt es übrigens auch heute noch. Zum Beispiel holen die Adventisten die Speisegebote des Alten Testaments wieder hervor und wollen sich danach richten.
Das klingt ähnlich wie hier: Bestimmte Speisen werden verboten.
Das gab es immer wieder in der Christenheit.
Zum Beispiel bei den Katharern, die sagten, man dürfe kein Fleisch essen.
Das ist bis heute bei der Sekte „Universelles Leben“ so.
Wir waren gerade im Urlaub und fanden in einem Supermarkt ein Flugblatt, das keine Fleischnahrung erlaubte.
Meine Frau, die sich für gesunde Ernährung interessiert, erkannte sofort, dass es von „Universelles Leben“ stammt.
Sie war enttäuscht, dass es nicht etwas anderes war.
Ich ernähre mich dadurch gesünder, weil meine Frau darauf achtet.
Ihr merkt, ich bin nicht der Typ, der nur vegetarisch isst.
Paulus sagt im Römerbrief, dass diejenigen, die kein Fleisch essen wollen, das tun können, aber sie sollen andere nicht zwingen.
Das, was Gott gemacht hat, soll man mit Danksagung genießen.
Wir sollen keine zusätzlichen Gebote einführen und sagen: „Jetzt bist du heiliger, wenn du nur noch Kohlrabi und Moorrüben isst.“
Nein, Speise ist einfach Speise.
Natürlich soll man sich ausgewogen ernähren und nicht zu viel Zucker oder Fett essen.
Das sind Einsichten der Vernunft, keine Gebote Gottes.
Wer das als Gebot aufstellt, wird zum Irrlehrer.
Genauso ist es bei den Zeugen Jehovas, die eigene Speiseregeln haben, zum Beispiel keine Bluttransfusionen und andere Dinge.
Das gab es immer wieder unter Christen.
Hier sind nur Beispiele genannt.
Wir sollten darauf achten, dass unter uns keine Gebote aufgestellt werden, die keinen biblischen Rückhalt haben.
Das gab es immer wieder.
Im 19. Jahrhundert gab es Christen, die sagten: Wenn du Christ bist, darfst du nicht mit der Eisenbahn fahren.
Das klingt heute weit hergeholt, aber damals war die Eisenbahn das moderne Verkehrsmittel.
Sie sagten: Hätte Gott gewollt, dass Menschen so schnell reisen, hätte er ihnen schnellere Beine gegeben.
Deshalb sei die Eisenbahn eine Sache des Teufels.
Anfang des 20. Jahrhunderts sagten viele Gemeinden, ein Christ dürfe kein Radio haben.
Warum? Weil Satan der Herrscher dieser Welt sei, der im Luftraum herrscht, und Radiowellen durch den Luftraum gehen.
Also sei das Radio vom Teufel.
Ich kann euch solche Flugblätter zeigen.
Christen wurden unter Druck gesetzt und gesagt, wenn sie das tun, seien sie nicht mehr im Glauben.
Heute sehen wir das anders, zu Recht.
Ich will nicht sagen, dass Radio immer gut ist, aber es ist nicht schlecht wegen der Radiowellen.
Schlecht ist, was gesendet wird.
Darauf muss man achten.
Aber manchmal gibt es Gebote, die keinen biblischen Rückhalt haben, aber den Anschein von höherer Geistlichkeit erwecken.
Das sollten besonders diejenigen hören, die immer nur nach Freiheit rufen und sagen: „Endlich ist alles erlaubt, nichts ist eingeschränkt.“
Die sollen nicht zuhören, sondern wissen: Es gibt auch biblisch begründete Einschränkungen.
Paulus endet diesen Absatz mit den Worten:
Denn alles, was von Gott geschaffen ist, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird, denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet.
Vorher noch eine kleine Erklärung: Es steht, sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen, die doch von Gott geschaffen sind, damit sie mit Danksagung gebraucht werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen.
Warum steht hier „nur für die, die gläubig sind“?
Diese Einschränkung ist wichtig.
Nicht alles, was Gott geschaffen hat, können wir willkürlich gebrauchen.
Denken wir an die Sexualität.
Ehe ist erlaubt, Sexualität ist nicht schlecht.
Sie ist für den Gläubigen gemacht, damit er sie richtig gebraucht.
Der Ungläubige pervertiert sie häufig, und dann ist sie schlecht.
Mit Danksagung genießen heißt: Nicht so machen wie die Welt, die vieles missbraucht.
Nahrungsmittel werden zum Beispiel bei Orgien missbraucht, Sexualität wird für eigene Lust missbraucht.
Das ist falsch.
Aber das heißt nicht, dass die Sache an sich schlecht ist.
Die Sache an sich ist gut und von Gott geschaffen, damit der Gläubige sie bibelgemäß und gottgemäß gebraucht.
Deshalb wird hier der Gläubige erwähnt.
Paulus sagt nicht, dass alle Ungläubigen das dürfen, denn die wissen oft nicht, wie sie richtig damit umgehen sollen.
Ermahnung zur Lehre und zum Vorbildsein
Und dann kommen wir zum zweiten Teil dieses Kapitels, das sind die Verse sechs bis sechzehn.
Wenn du dies den Brüdern vor Augen stellst, wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, der sich mit dem Wort des Glaubens und der guten Lehre nähert, der du nachgefolgt bist. Die unheiligen Altweiberlegenden aber weise ab. Dagegen übe dich in Gottesfurcht.
Denn die leibliche Übung ist zu wenig nütze, die Gottesfurcht aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens hat. Glaubwürdig ist das Wort und alle Annahme wert, denn dafür arbeiten wir auch und werden geschmäht, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, der ein Retter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen.
Dies sollst du gebieten und lehren. Niemand verachte dich deiner Jugend wegen, sondern sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben und in der Keuschheit.
Bis ich komme, sei bedacht auf das Vorlesen, das Ermahnen und das Lehren. Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir verliehen wurde durch Weissagung unter Handauflegung der Ältestenschaft. Dies soll deine Sorge sein, darin sollst du leben, damit deine Fortschritte in allen Dingen offenbar seien.
Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre, bleibe beständig dabei. Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst erretten als auch die, welche auf dich hören.
Einige Sachen sind euch hier beim Vorlesen sicherlich von vornherein gleich klar, andere reizen irgendwie zu Missverständnissen. Zum Beispiel, wenn du das tust, wirst du gerettet werden – also doch eine Art Werkgerechtigkeit?
Oder wenn wir lesen: „Die körperliche Übung ist zu wenig nütze“, aha, endlich ein Wort für die Sportmuffel oder so. Wobei ich tatsächlich auch eher eine Vorliebe für Denksport habe als für körperlichen Sport. Aber aus Einsicht, dass mein Körper das braucht, mache ich es dann trotzdem, auch wenn ich kein großer Fanatiker in dieser Hinsicht bin.
Also, wenn du dies den Brüdern vor Augen stellst, heißt das, alles, was vorher erwähnt wurde – die Einsetzung der Ältesten, die Warnung vor den Irrlehrern – soll er den Brüdern vor Augen stellen. Hier ist wieder eine verantwortliche Aufgabe für eine Leitungsperson.
Der Begriff „vor Augen stellen“ bedeutet, dass diese Wahrheit wichtig ist. Er soll sie dafür gewinnen, nicht zwingen. Interessanterweise steht an dieser Stelle nicht, du sollst sie dazu zwingen, dass sie das annehmen. Dieses Voraugenstellen meint vielmehr das Werben dafür.
Er soll sie leiten, anleiten dabei. Eine wichtige Aufgabe für jemanden, der in der Gemeinde Führungsverantwortung hat. Es ist nicht der Diktator, der auftritt, das macht Paulus kaum.
Er lässt sich von den Irrlehrern angreifen und ist eher demütig und zurückhaltend. Er sagt die Wahrheit deutlich, aber er zwingt sie nicht und droht nicht. Das ist auch ein Kriterium, das wir vorher bei den Ältesten hatten: Sie sollen nicht streitsüchtig oder gewalttätig sein. Hier ist ein praktisches Beispiel dafür.
Also stell ihnen das, was ich dir gesagt habe, vor Augen, aber dränge sie nicht, zwinge sie nicht. Wenn du das tust, wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein.
Dann steht hier eine interessante Bezeichnung: „der sich nähert mit dem Wort des Glaubens und der guten Lehre, der du nachgefolgt bist.“ Dieses Wort „nähren“ meint genau das, woran wir ursprünglich denken.
Wenn wir an Ernährung denken, dann denken wir normalerweise an Essen und Trinken, damit es uns gut geht und wir wachsen können. Na gut, wir wachsen nicht mehr in die Höhe, aber Kinder schon. Da sagen wir: „Ess, damit du groß und stark wirst.“
Ernährung brauchen wir für unsere körperliche Gesundheit. Und hier benutzt Paulus genau dasselbe Wort der Ernährung und sagt, du brauchst für dein geistliches Leben auch eine Ernährung. Die kommt nicht aus frommer Popmusik oder sich regelmäßig bei McDonald’s zu treffen. Das ist alles gut und schön, können wir machen.
Aber geistliches Wachstum oder geistliche Ernährung kommt, wird hier eindeutig gesagt, aus dem Wort des Glaubens und der guten Lehre. Das bedeutet also: Wenn wir im Glauben vorankommen wollen, dann ist der Besuch einer gemeindlichen Veranstaltung allein nicht genug. Es kommt erst mal darauf an, was in der gemeindlichen Veranstaltung stattfindet.
Wenn wir in der Gemeinde zusammen Kaffee trinken, was unsere Gemeinde ab und zu tut, ist das auch nicht verboten. Aber dadurch kommt kein geistliches Wachstum. Wenn einer sagt, ich war in der Gemeinde und meint, das sei gleich ein Ausweis der Gläubigkeit – Irrtum!
Der Ausweis der Gläubigkeit kommt an dieser Stelle dadurch, dass man sich nähert dem Wort des Glaubens und der guten Lehre.
Und jetzt wäre die Frage: Wie häufig am Tag isst du? Na ja, hier an der Bibelschule wahrscheinlich etwas häufiger als im Alltag, zumindest geht es mir so. Ich weiß nicht, wie ihr das normalerweise macht. Aber sonst fällt das Kaffeetrinken bei mir manchmal aus, wenn ich im Büro sitze, manchmal auch das Mittagessen. Aber sehen wir mal mindestens zweimal.
Und dann will ich ja kein Gesetz daraus machen, aber es soll gesagt werden: Genauso wie du regelmäßig immer wieder etwas zu trinken und zu essen brauchst, brauchst du regelmäßig immer wieder das Wort Gottes.
Das genügt nicht, einmal in der Woche irgendwas wahrzunehmen. Dann verhungerst du, genauso wie du jetzt versuchen würdest, nur einmal in der Woche zu essen und zu trinken. Es würde vielleicht eine Woche gut gehen, vielleicht auch noch eine zweite, aber irgendwann bekommst du dann Probleme.
Hier wird der Begriff des Nährens, des Ernährens gebraucht, weil Paulus sagen will: Genauso regelmäßig und intensiv, wie du Nahrung zu dir nimmst und die richtige, so sollst du die richtige Lehre und auch das Wort des Glaubens aufnehmen.
Das bedeutet, dass wir auch da, wo wir zusammen sind, insbesondere die Lehre des Wortes Gottes in den Mittelpunkt stellen sollen. Gemeinschaft der Christen besteht nicht darin, ein paar praktische, pragmatische Tipps zu geben, wie man sein Arbeitsalter gut organisiert.
Das ist schön und nett, und es gibt gute Bücher darüber, meinetwegen „Simplify your life“, schmeiß bestimmte Sachen weg oder mach dies oder jenes. Das ist alles schön und nett, hat aber mit dem Glauben erst mal nichts zu tun.
Wenn du diese Sachen hören willst, kannst du nebenher ein Buch lesen oder zur Volkshochschule gehen. Aber um dein geistliches Leben zum Wachstum zu bringen, gehört Lehre dazu, das Studium des Wortes Gottes. Das ist unabdingbar, das Entscheidende und Wichtige.
Die anderen Sachen sind nicht schlecht, ich habe mich gar nicht dagegen ausgesprochen. Es ist ja wichtig zu wissen, wie wir Streit schlichten können, mal einen Kurs besuchen und so etwas, oder wie wir unsere Kinder gut erziehen. Wobei das auch biblische Sachen sind, die wir da lesen und lernen können.
Aber generell: Studium des Wortes Gottes.
Dann steht: „Die unheiligen Altweiberlegenden weise ab.“ Was ist damit wohl gemeint? Also unheilig heißt schon mal, sie sind nicht im Sinne Gottes. Und das klingt fast wie ein Vorurteil gegenüber älteren Frauen.
Damit ist gemeint, was es früher häufiger gab, vielleicht heute auch noch. Früher haben ältere Frauen oft Märchen erzählt, von irgendwelchen Dingen, zum Beispiel: „Da kommt der schwarze Mann“ oder sonst etwas, um Kindern Angst zu machen.
Das wird hier auf eine Ebene gestellt. Es geht nicht nur um solche Geschichten, sondern um alles an Zeug, das über die Bibel hinausgeht, um erfundene Geschichten. Weise sie ab, habt damit nichts zu tun.
Also irgendwelche Storys, die über die Bibel hinausgehen. Deshalb ist das etwas Ähnliches, was vorher mit „Legenden“ bezeichnet worden ist, hier aber noch einmal als „Altweiberlegenden“. Das heißt Geschichten, die sich zwar schön anhören, aber nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmen, das sie studieren sollen.
Was könnte das heute sein? Nun, ich glaube, in der Esoterik, die Werbung der apokryphen Evangelien.
Da ist plötzlich jemand begeistert, weil er die Epistisophia gelesen hat und denkt: „Wow, jetzt weiß ich endlich, was Gott von uns will.“ Oder andere haben neue Offenbarungen, wie das Buch Mormon oder bei der Neuapostolischen Kirche der Stammapostel.
Oder es gibt manche in kirchlichen Kreisen, wie die Anhänger von Ivo Sasek, die meinen, dieser habe neue Offenbarungen von Gott oder könne die Bibel auf einzigartige Weise verstehen.
Oder wie ist es bei den in christlichen Kreisen immer mehr kursierenden Jenseitsberichten? Ich weiß nicht, ob jemand davon gehört hat. Da hat irgendeiner eine Exkursion gemacht, war halb tot oder ganz tot, war im Jenseits oder hat geträumt, und berichtet dann: „Ich habe mit Jesus konferiert, und er hat mir das und das gesagt, und plötzlich ist die Bibel klar.“
Ich weiß, in Gemeinden treten solche Leute am laufenden Band auf. Man schaut gar nicht mehr, was in der Bibel steht, sondern was die Leute erlebt haben. Das klingt so unmittelbar und direkt.
Nicht alle dieser Leute, ich kenne sie auch nicht alle, aber manche sind offensichtliche Betrüger.
In einer Arbeitsgemeinschaft für biblische Ethik in der Medizin, in der ich mitarbeite, sind wir einem solchen Fall nachgegangen. Ein Prediger, der insbesondere in Pfingstgemeinden auftritt, kommt aus dem Ruhrgebiet.
Er sagt, er sei in Russland gewesen, habe einen schweren, tödlichen Autounfall gehabt, ihm seien fünf lebenswichtige Organe herausoperiert worden, und durch ein Wunder Gottes lebt er immer noch.
In dieser Zeit, als er tot gewesen sei, war er im Himmel und hat mit Jesus gesprochen. So tritt er auf und erzählt alle möglichen Sachen.
Wir haben dem nachgeforscht, unter anderem das Krankenhaus angeschrieben, in dem er gewesen war. Herausgekommen ist, dass er nur eine kleine unbedeutende Verletzung hatte, ihm wurde die Milz entfernt, er war nie tot.
Was soll man zu solch einem Menschen noch glauben? Aber wenn der in der Gemeinde auftritt, ist man erst mal gutgläubig: „Ich glaube nicht, das kann doch gar nicht sein, er ist Christ und bei Jesus.“
Aber er war weder tot noch bei Jesus.
Solche Leute treten auf und haben vielfach das offene Ohr von Christen, weil das klingt ja so toll und vor allem viel spannender als die altbekannten Geschichten in der Bibel, die kennen wir ja sowieso schon alle, sehr langweilig. Hier gibt es immer was Neues, was Frisches.
Ich glaube, das ist das, was Paulus sagt: „Ey, diese ganzen Altweiberlegenden, lass die doch sein, lass die Leute erzählen. Und wenn einer sagt, er war im Himmel, dann okay, das sei seine Sache und Jesus.“
Was macht Paulus mit seiner Entführung in den Himmel? Er sagt: „Ja, ich weiß nicht, ob ich im Körper war oder jenseits, aber dann habe ich etwas gesehen mit unaussprechlichen Worten, und dann war Schluss, kein Wort mehr.“
Wenn wirklich einer mal bei Jesus ist, dann ist das eine Sache zwischen ihm und Jesus. Dann soll er das nicht an die große Glocke hängen, sondern sich darüber freuen. Wenn es stimmt, ist es okay, wenn nicht, soll er erst recht schweigen.
Es gibt ja auch Leute mit blühender Phantasie, die haben dann häufiger solche Ideen.
Deshalb hier ganz eindeutig: Stützt euch auf das Wort des Glaubens und nicht auf irgendwelche Altweiberlegenden, die nicht Märchen sind, sondern im christlichen Rahmen auftreten.
Es geht um Gemeinden, also um christliche Altweiberlegenden, Geschichten, die irgendwo kolportiert und weitergetragen werden. Vertraut ihnen nicht.
Übrigens gibt es die auch manchmal im Negativen. Ein anderes praktisches Beispiel: Immer wieder, wenn ich in Gemeinden komme, habe ich mit Verschwörungstheorien zu tun.
Manchmal denke ich mir, wie leichtgläubig Christen sind. Da tritt jemand auf und erzählt von den Freimaurern, dass einer aus der obersten Etage ausgeschieden sei und jetzt alles weiß, wie die Weltverstrickungen sind.
Dass Obama auch ein Vertreter davon sei und was weiß ich. Wenn man das nachprüft, merkt man, dass alles anonyme Quellen sind. Keiner weiß genau, woher.
Man muss den Leuten einfach nur glauben.
Je nachdem können es die Illuminaten, das Opus Dei, die Scientologen oder die Satanisten sein. Ich könnte euch noch ein paar solcher Verschwörungstheorien nennen, und zwar endlos.
Natürlich ist auch ganz klar, dass der Anschlag vom 11. September nicht so war, sondern die Freimaurer dahinterstanden, um die Weltregierung zu machen. Hitler sei auch durch die Freimaurer geschickt worden, und was weiß ich noch alles.
Manchmal denke ich mir, diese Christen sind so gutgläubig. Das ist erschreckend.
Wenn dann mal der Antichrist kommt, hat der gar nicht viel zu tun.
Oder es gibt Bücher wie „Die sechste Kolonne Satans“ von Van Helsing oder solche Geschichten. Die lesen Christen massenhaft und glauben das auch noch alles.
Das ist erschreckend.
Häufig müsste man allein mit gesundem Menschenverstand erkennen, dass das nichts anderes als Altweiberlegenden sind.
Sie machen den Leuten Angst. Dabei ist die Welt schlimm genug. Dafür brauchen wir nicht so viele Verschwörungstheorien.
Ich habe vielen von denen nachgegangen, und die, die ich geprüft habe, waren alle falsch.
Deshalb bin ich inzwischen gar nicht mehr motiviert, denen viel nachzugehen, sondern sage: Die Welt ist schlimm genug, dafür brauchen wir nicht noch eine Verschwörung der Scientologen und Freimaurer. Die Menschen sind auch ohne solche Verschwörungen gottlos, und das waren sie immer.
Oft gibt es keine Quellenangaben, die Leute sagen: „Das weiß ich, aber nur ich, und kein anderer, weil es so hoch geheim ist.“
Manchmal habe ich mir schon gedacht: Das wäre jetzt nur ein Gedankenexperiment. Wenn ich hier an der Bibelschule nichts mehr zu tun habe, entwerfe ich auch ein paar Verschwörungstheorien.
Die lassen sich nämlich blendend verkaufen. Damit kann man richtig Geld verdienen.
Des Griffin kennt ihr ja, der hat einige solcher Bücher geschrieben und ist dadurch reich geworden, besonders unter christlichen Kreisen, die das massenhaft verkaufen. Dabei hat das mit dem Glauben nichts zu tun.
Der Mann heißt nicht mehr Des Griffin, das ist ein Pseudonym. Er ist nicht mehr so ehrlich, dass er unter eigenem Namen auftritt.
Vielleicht ist das jetzt einer unserer Nachbarn, der sich die Hände reibt, ordentlich hier etwas abgesahnt hat, und er muss nicht mal gerade stehen für das, was er schreibt.
Äußerst problematisch.
Er sagt natürlich, er sage seinen Namen nicht, damit er nicht von den oberen Herrschern der Bilderberger oder so entdeckt wird.
Wie blöd müssen die denn sein? Sie verfügen scheinbar über alle Macht der Welt, können alle Regierungen einsetzen, aber diesen billigen Buchschreiber können sie nicht ausfindig machen, wenn er mal einen falschen Namen angibt.
Wenn das so blöde Weltverschwörer sind, brauchen wir vor denen auch keine Angst zu haben.
Also: Seid vorsichtig, lasst euch nicht verstricken in solche Altweiberlegenden.
Es gibt genügend böse Menschen, zweifellos, aber geht nicht einfach irgendwelchen Verschwörungstheorien nach.
Ich habe zig davon gefunden.
Natürlich gibt es Treffen von Regierungsvertretern, Politikern und Wirtschaftsvertretern. Die gibt es.
Aber die müssen keinen großen religiösen Anstrich haben. Sie wollen einfach mehr Gewinn machen.
Da wird ein Kartell gebildet, um zum Beispiel die Zementpreise abzusprechen. Das war vor ein paar Jahren in Deutschland so.
Aber das ist nicht, um eine Weltverschwörung zu machen. Den meisten Menschen geht es einfach um ihren Vorteil. Sie wollen mehr Macht, mehr Geld.
Das ist das, was die Bibel ganz deutlich sagt. Das ist das, was die Menschen manipuliert.
Also gut, die Altweiberlegenden weise ab, dagegen übe dich in Gottesfurcht.
Und dann wird gesagt: Dieses Üben ist ein interessantes Wort. Üben ist nämlich ein Begriff aus dem Sport. Das könnte man auch übersetzen mit „trainiere die Gottesfurcht“.
Das bedeutet, wenn du gottesfürchtig sein willst, wenn du Jesus nachfolgen willst, braucht das wie beim Sport ein beständiges Training, einen beständigen Einsatz.
Es geht nicht darum, einmal bei der Evangelisation die Hand gehoben zu haben und jetzt ist alles in Ordnung. Das war es im christlichen Leben.
Nein, das ist die Entscheidung, die am Anfang steht, wie die Entscheidung: Ich will jetzt Radsportler werden.
Aber dann sind viele schweißtreibende Stunden immer wieder notwendig.
Genauso heißt es auch: Trainiere die Gottesfurcht, bleib darin!
Jetzt können wir auch verstehen, warum er danach auf die leibliche Übung kommt.
Da steht nämlich: „Denn die leibliche Übung ist zu wenig nütze“, weil er vorher den Begriff aus dem Sport genommen hat.
Dann sagt er im Vergleich dazu: Viele Leute üben ganz intensiv, damit sie irgendwo mal auf dem Treppchen bei Olympia stehen.
Ihr Leben lang investieren sie da rein, machen täglich sogar ihren Körper kaputt, um einmal eine Goldmedaille oder Silber oder Bronze oder vielleicht sonst irgendwo zu bekommen.
Und dann soll gesagt werden: Ja, diese körperliche Übung bringt letztlich ja gar nichts.
Das ist zwar ein schöner Moment, aber dann war es das.
Im Vergleich dazu haben wir durch unsere Gottesfurcht viel, viel mehr zu gewinnen.
Wenn also der Sportler schon beständig übt, um sein Ziel zu erreichen, sollten wir viel, viel mehr üben und einsetzen, um unser geistliches Ziel zu erreichen.
Das ist viel, viel wichtiger als bei einer Olympiade irgendeine Goldmedaille zu bekommen.
Deshalb kommt danach: „Die leibliche Übung ist zu wenig nützlich, die Gottesfurcht aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für dieses und das zukünftige Leben hat.“
Wenn du also dein geistliches Leben einübst, wie hier gesagt wird, das Wort Gottes studierst, auch auf dein Gewissen achtest – also das, was du lebst und denkst sehr stark im Blick hast – dann hat das Auswirkungen auf das jetzige Leben und auf das zukünftige.
Das ist eine Wahrheit, die die Bibel uns immer wieder sagt.
Auf das diesseitige Leben hat es Auswirkungen, weil wir dann erst die Fülle des Wirkens Gottes erleben.
Nur wenn wir so leben, wie Gott es will, merken wir, dass es sich wirklich lohnt, mit Jesus zu leben.
Wir merken immer mehr, wie er unser Leben führt und leitet.
Wir merken, wie er uns bereichert und beschenkt.
Wir merken, wie wir ein sinnvolles Leben führen, das sich nicht nur in den kurzzeitigen Moden unserer Umwelt erschöpft.
Darüber hinaus hat es Auswirkungen fürs ewige Leben.
Nicht, dass wir dadurch gerettet werden. Gerettet werden wir allein durch Gnade, sagt Paulus im Römerbrief ganz deutlich.
Aber es wird auch ein Gericht im Jenseits geben, in dem unsere Taten beurteilt werden.
Wir werden entweder, wie Paulus im 1. Korinther 3 schreibt, bloß dastehen, und alles wird verbrennen wie Heu und Stroh.
Oder wie Jesus sagt: „Sammelt euch Schätze da, wo sie nicht vermodern können, wo sie nicht durchgraben, wo kein Rost hinkommt und keine Motten fressen“ – nämlich im Himmel bei Gott.
Es gibt zahlreiche Aussagen, die immer wieder sagen: Denkt daran, es gibt auch eine Beurteilung bei Gott.
Da stehen nicht alle plötzlich gleich da.
Wir werden gerettet zu Gott, ja, durch Gnade.
Aber wie wir hier leben, hat Auswirkungen auf unser Leben in der Ewigkeit.
Das sagt Paulus hier auch deutlich: Es hat eine Verheißung für dieses und das zukünftige Leben, wenn wir uns hier in der Gottseligkeit üben.
Tja, soll ich jetzt noch mal die Verse ganz schnell machen? Nein, aber ich mache hier vielleicht noch einen Gedanken und dann mache ich den Rest einfach morgen.
Der nächste Gedanke, den wir hier haben, geht bis Vers... Ja, also.
„Glaubwürdig ist das Wort und alle Annahme wert.“ Genau dieselbe Formulierung hat Paulus einige Kapitel vorher im selben Brief schon mal gesagt, vielleicht erinnert ihr euch.
Hier will er einfach betonen, dass das, was er sagt, ganz besonders wichtig ist. Deshalb achtet darauf.
Dann sagt er: „Denn dafür arbeiten wir auch und werden geschmäht, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, der ein Retter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen.“
Hier sagt er: Wir setzen uns für diese Wahrheit ein, für die Wahrheit, die von Gott kommt, für die Gottesfurcht.
Wir sagen den Menschen nicht, was sie unbedingt hören wollen, aber weil wir das sagen, werden wir geschmäht.
Er sagt, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben.
Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt heißt nicht nur bezüglich der Erlösung, denn an dieser Stelle spricht Paulus gar nicht von Erlösung.
Sondern das meint er auch bezüglich unserer Lebensführung.
Wir haben unser Vertrauen auf den lebendigen Gott gesetzt, dass das, was er sagt, für unser Leben gut und richtig ist.
Deshalb werden wir verleumdet.
Da sagen Leute: „Das ist ja altmodisch“, oder „Denk doch an dich, du machst dich kaputt, wenn du so und so lebst“, oder „Das machen doch alle so.“
Das sind typische Dinge, die Christen, die Konsequenz leben wollen, immer wieder hören – sowohl von ihrer ungläubigen Umgebung als auch manchmal von Christen.
Diese Angriffe hat Paulus auch erlebt, von Leuten aus den eigenen Reihen, die ihn angegriffen haben.
Denken wir an die Korinther, denken wir an die Epheser, zu denen Timotheus gesandt wurde, um zu schlichten. Es gab immer wieder solche Angriffe.
Aber ganz besonders natürlich von der ungläubigen Welt, denn die denkt: Wir Christen sind die aller Blödsten.
Du hast Probleme in der Ehe? „Trenn dich doch!“
Du könntest am Arbeitsplatz unrechtmäßig Geld verdienen? „Mach es doch!“
Du kannst einen Auftrag bekommen, indem du versprichst, in einer Woche zu liefern, obwohl du weißt, dass es mindestens drei Wochen braucht? „Dann mach es, du hast den Auftrag, und wenn der erst mal kommt, ist alles in Ordnung.“
Solche Dinge würden die Leute als ganz normal ansehen.
Und dann wirst du verleumdet, wenn du auf diese Gotteswilligkeit vertraust.
Aber wir haben diese Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt, dass er sowohl in Bezug auf die Rettung der Seele als auch auf die Lebensführung den richtigen Maßstab gibt.
Dieser Gott ist Retter aller Menschen.
Jetzt könnte das ein Vers sein, der all denjenigen, die für die Allversöhnung stehen, ganz begeistert.
„Wow, hier sehen wir, Gott ist der Retter aller Menschen, alle Menschen werden gerettet.“
Aber danach steht noch: „Besonders der Gläubigen.“
Was heißt das?
Wenn alle gerettet werden, warum werden dann besonders die Gläubigen gerettet? Entweder Rettung oder Nichtrettung.
Was hier gemeint ist, steht nicht, dass er alle Menschen rettet, sondern dass er der Retter aller Menschen ist.
Das bedeutet im Kern, dass das, was er getan hat, genügt, dass alle Menschen gerettet werden können.
Er ist der Retter der Menschen, das wird aber erst aktiv, wenn die Menschen sich retten lassen.
Und das sind die Gläubigen.
Deshalb steht „besonders der Gläubigen“, weil bei ihnen diese Rettung zum Ziel gekommen ist.
Bei denen, die noch nicht gläubig sind, ist er auch Retter, aber das hat keine Auswirkung auf ihr Leben.
Sobald sie zu ihm kommen, diese Rettung annehmen und Sündenvergebung bekommen, ist er auch ihr persönlicher Retter.
Dann ist das, was hier steht, besonders für die Gläubigen.
Also das, was Jesus getan hat, was Gott getan hat, ist für alle Menschen.
Das lesen wir auch immer wieder in den Evangelien: Jesus ist für alle Menschen gestorben, alle können gerettet werden, wenn sie wollen, glauben und um Vergebung bitten.
Aber besonders ist er Retter der Gläubigen, weil hier diese Rettung realisiert wird.
Deshalb wird das an dieser Stelle erwähnt.
Ich glaube, wenn jetzt die Zeit um ist, machen wir hier einen Punkt.
Die nächste Sache ist auch spannend, darauf könnt ihr euch morgen freuen.
Es geht dann darum, dass der jugendliche Timotheus niemanden wegen seines Alters fürchten soll.
Machen wir an dieser Stelle Schluss.
Ich bete gerne noch mit euch:
Vater im Himmel, vielen Dank für diese augenöffnenden Wahrheiten, auch für diese Warnungen, die wir heute im Timotheusbrief lesen konnten.
Die Warnung davor, dass wir immer in einer gewissen Gefahr stehen können, vom Glauben abzufallen, von dir abzuirren.
Weil Verführung um uns herum ist, Verführung durch Menschen, Verführung durch das, was wir von diesen Altweiberlegenden gehört haben, von frei erfundenen frommen Dingen.
Verführung durch Gebote, wo Leute uns zwingen wollen, Dinge zu tun, die du an sich gut genannt hast.
Leute, die nach deiner Auffassung und nach dem, was wir lesen, Lügner und Heuchler sind.
Wir bitten dich, dass du uns davor bewahrst, irrezugehen oder vom Glauben abzuweichen, von dir abzuweichen.
Lass uns treu bei dir bleiben.
Hilf uns, unseren Glauben trainieren zu können, uns gegenseitig dazu zu ermutigen und voranzutreiben.
Dass wir dich immer näher kennenlernen und immer inniger mit dir leben, egal ob andere uns verleumden oder angreifen.
Wir bitten dich auch, dass wir diese Ermahnung des Timotheus mitnehmen können, uns zu nähren aus deinem Wort und aus der Lehre.
Nicht aus dem, was irgendwelche Menschen sagen, auch wenn es spektakulär, neu oder spannend klingt oder sich gut anhört.
Sondern dass wir uns immer wieder an dem orientieren, was du uns zu sagen hast.
Danke, dass wir da nicht allein sind und selbst überlegen müssen, was richtig und falsch ist.
Sondern dass du uns Hilfestellung gibst.
Danke, dass du uns den Heiligen Geist gegeben hast, der uns dein Wort aufschließt und uns Kraft gibt, im Alltag auf dich zu hören und dann auch das zu wollen und zu tun, was du willst.
Amen.