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22.12.2024

Einführung in das Thema Freude

Ja, wir haben eine sogenannte Advents-Predigtreihe, und heute geht es um das Thema Freude. Wir beschäftigen uns mit einer Freude, die Gott uns einerseits bereits gebracht hat, die aber tatsächlich noch dabei ist, sie uns zu bringen. Das werden wir noch sehen.

Als einleitende Frage: Wie definierst du Freude? Das ist eine gute Frage. Freude bedeutet von der Wortbedeutung her erst einmal etwas, das unser Herz in eine positive Grundhaltung versetzt. Wir verstehen unter Freude also, dass unser Herz eine positive Haltung hat und sich an etwas erfreut. Ich bin froh, ich freue mich und empfinde etwas wie Glück.

Ich glaube, dass jeder von uns Freude anders empfindet beziehungsweise Freude an unterschiedlichen Dingen hat. Der eine freut sich, vielleicht kennst du das bei dir selbst, wenn du in einer Sache erfolgreich warst. Danach bist du richtig zufrieden und freust dich über diesen Erfolg. Der andere freut sich an einem guten Glas Wein, wieder ein anderer empfindet Freude beim Liedersingen oder Musizieren. Manche Menschen empfinden oft Freude, andere eher selten.

Wir merken, Freude ist bei jedem unterschiedlich. Der eine geht sehr optimistisch durch die Welt und freut sich deswegen grundsätzlich mehr, auch an Kleinigkeiten. Die andere Person geht eher gedrückt und voller Sorgen durch die Welt und ist deswegen nicht sehr freudig, sie ist eher niedergeschlagen. Freude ist also sehr individuell.

Was ich glaube, ist, dass der Mensch im Allgemeinen ständig auf der Suche nach Freude ist. Ich bin überzeugt, dass ganz vieles, was wir im Alltag tun, eigentlich aus der Sehnsucht nach Freude entsteht. Wir tun diese Dinge, weil wir uns Freude und Glück erhoffen. Freude ist etwas, das wir wollen, wonach unser Herz sich sehnt. Jeder sucht sein Glück, an dem sein Herz sich freuen kann.

Warum? Ganz schlicht, weil Freude schöner ist als Traurigkeit, oder? Weil Freude schöner ist als Sinnlosigkeit.

Die Bedeutung der Freude in der Bibel

Freude ist in der Bibel tatsächlich ein wichtiges Thema. Das ist keine Floskel, sondern etwas, das Gott uns schenken möchte. Paulus schreibt einmal, dass das Reich Gottes nicht aus Essen und Trinken besteht, sondern aus Gerechtigkeit, Frieden und Freude. Freude ist also etwas, das im Leben eines Christen sehr präsent sein soll und das Gott auch so vorgesehen hat.

Das Wort Freude kommt in der Bibel tatsächlich sehr häufig vor, in der ganzen Schrift. Das bedeutet, dass Freude ein Bestandteil des Lebens im Allgemeinen und besonders im Leben der Kinder Gottes sein soll. Wir erkennen also, dass Freude von Gott zentral für seine Kinder gedacht ist. Gott will, dass wir uns freuen. Er freut sich, wenn wir uns freuen, und er möchte uns Freude schenken.

Die Frage ist natürlich immer: Wo sucht man seine Freude? Woran freust du dich? Wo ist die Quelle deiner Freude? Was tust du, damit du dich freust? Und was tun Menschen, die Gott nicht kennen, um Freude zu finden?

Ungläubige, und das ist sehr allgemein gehalten, verspüren ebenfalls Freude. Ich werde dazu gleich eine Bibelstelle lesen. Sie suchen ihre Freude oft im Wohlstand, in Genüssen, in Sexualität und im Grunde in allem, was die Welt zu bieten hat. Auch das ist keine Floskel, sondern Realität, die wir in der Schrift bestätigt finden.

Ich glaube, dass Menschen im Alltag generell auf der Suche nach Freude sind. Doch der wichtige Punkt ist, dass Gott uns eine Freude geben möchte, die größer ist.

Psalm 4,8: Freude trotz widriger Umstände

Nun lasst uns den ersten Vers aufschlagen. Das ist zwar nicht der Hauptvers, und wir werden heute viele Verse lesen, aber es ist nicht der von Stephan ausgewählte Vers, den er vorgegeben hat. Am Anfang war ich überfordert, doch jetzt freue ich mich darüber.

Wir lesen erst einmal, um diese Einleitung über Freude ein wenig abzurunden, Psalm 4,8. Die These, die ich aufgestellt habe, lautet: Die Menschen suchen sich Freude im Wohlstand, in Genüssen und in den Dingen, die diese Welt zu bieten hat. Warum? Weil unser Herz sich nach Freude sehnt. Es möchte sich freuen, und man sucht diese Freude irgendwo.

In Psalm 4,8 schreibt König David. David betet sozusagen und sagt zu Gott: „O Gott, du hast mir Freude in mein Herz gegeben, die größer ist als die Freude derer, die Korn und Most in Fülle haben.“ Das sind Leute, die Korn und Most in Fülle besitzen – ein Ausdruck von Reichtum. Sie haben genug zu essen, genug zu trinken, genug von allem. Und sie haben eine Freude dadurch, sie, die anderen.

David hingegen, wenn man in Vers 2 schaut, wird eigentlich gerade von diesen Menschen, die alles in Fülle haben, unterdrückt. David hat gerade nicht Korn und Most in Fülle, sondern wird laut Psalm 4,2 von anderen Menschen unterdrückt. Er ruft um Hilfe. Sein Leben ist gerade nicht sehr lebenswert.

Doch in diesem Druck schaut David auf seine Peiniger und sagt: „Oh Gott, du hast mir eine Freude gegeben in mein Herz, die größer ist als bei denen, bei denen äußerlich alles gerade besser zu sein scheint.“ Das ist ganz spannend. Hier sind Menschen, die David schaden. David befindet sich in einem gewissen Druck, aber er kommt zu der Aussage: „Oh Gott, du schenkst mir eine Freude, die größer ist als alles, was diese Welt zu bieten hat, als alles, was die Menschen um mich herum haben.“

Diese Menschen haben Freude, wenn sie sich in Genüssen und Reichtum ihre Freude suchen. Ihnen geht es in äußeren Umständen gut, sie haben eine Freude – Psalm 4,8. Im Gegensatz dazu geht es David äußerlich nicht gut, aber er betet zu Gott und sagt: „Die Freude, oh Gott, die du mir in dieser Unterdrückung in mein Herz gibst, ist größer als die Freude, die die Menschen haben, wenn sie alles im Überfluss haben.“

Das ist eine sehr starke Aussage. Es ist eine sehr starke Aussage, wenn wir hier einen König David sehen, der von Gott mit Freude beschenkt wird, die unabhängig von den Umständen ist. Diese Aussage soll uns Mut machen, unsere Freude bei Gott zu suchen.

Ich hoffe, ihr versteht die Schlussfolgerung: Das soll uns Mut machen. Denn wir sehen hier an einem Beispiel, dass Gott uns eine Freude geben kann, die größer ist als alles, was diese Welt uns irgendwie erfreuen könnte. Es darf uns Mut machen, diese Freude bei Gott zu suchen, diese Freude in der Gegenwart Gottes zu suchen. Diese Freude, die Gott uns geben möchte.

Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Frieden und Freude. Das ist etwas, was Gott uns in unserem Leben präsent haben und schenken möchte. Es ist sogar eine Frucht seines Geistes, die er uns schenkt.

Diese starke Aussage von David darf uns Mut machen, Freude bei Gott zu suchen, weil seine Freude besser ist – wirklich besser. Und es hilft uns auch, mit einer gewissen Traurigkeit und mit einem gewissen Mitleid auf die Welt zu sehen, die Freuden nachläuft.

Ganz klar: Gott gibt uns so viel, was wir genießen dürfen. Es ist nicht so, dass er hier alles durchstreicht. Aber es hilft uns, mit einer gewissen Traurigkeit auf Menschen zu schauen, die scheinbar alles besser haben, Freuden nachlaufen, aber gar nicht wissen, welche Freude sie verpassen.

Wenn man hier einfach mal sieht, mit welchem Reichtum wir von Gott beschenkt werden dürfen, und wie Leute, auf die wir manchmal neidisch schauen, weil sie bevorzugt werden, eigentlich wissen dürfen: Unsere Freude ist größer als die Freude, die sie haben. Es sieht nur besser aus bei ihnen.

Das ist die ganz klare Aussage, die David in dieser Trugsituation trifft: „Herr, du hast mir Freude in mein Herz gegeben, die größer ist als ihre, wenn sie Korn und Most in Fülle haben.“ Wenn es ihnen äußerlich besser geht, sie das bessere Haus haben, den schöneren Urlaub, das bessere Gehalt – all diese Dinge, auf die wir vielleicht neidisch schauen, weil sie bevorzugt werden, im Job oder sonst wo.

Sie haben so ein gewisses Lebensglück, eine Sicherheit, keine Schäden erlitten, sozusagen. Ja, wir müssen doch sagen: Sie kommen nicht an die Freude heran, die Gott uns gibt, selbst wenn unser Leben äußerlich nicht gelingt.

Prophetische Verheißung von Freude in Jesaja 35

Mit dieser Einleitung, die uns grundsätzlich sagen soll, dass bei Gott Freude zu finden ist, wollen wir in die von Stephan ausgewählten Bibeltexte einsteigen. Einfach mit dem heutigen Thema, das vorgegeben war, schauen wir uns an – ich mache es mir mit dem Zwinkern – ihr werdet sehen, es ist wirklich ein Grund zur Freude, was wir uns heute anschauen.

Wir wollen uns mit dem Gedanken beschäftigen, wie Gott Freude schenkt. Dabei betrachten wir Bibeltexte, in denen Menschen, die unter Druck stehen, unter Sünde und Unterdrückung leiden – sei es als Nation oder als Einzelperson – in Schwierigkeiten stecken. Es geht darum, wie Gott ihnen Freude schenken möchte, wie er seinem Volk Freude verspricht.

Dazu gehen wir in Jesaja 35. Wir haben heute einen prophetischen Bibeltext vor uns. Deshalb auch die ganze Zeit das Zwinkern, denn im Neuen Testament ist man oft gut unterwegs; dort hat man die Grundlinien der Theologie. Und plötzlich muss man sich mit einem vorgegebenen Bibeltext beschäftigen, der Prophetie enthält. Da denkt man erst mal: Ach du meine Güte! Vor allem gibt es ja auch so viele verschiedene Meinungen dazu. Ich habe meine Meinung, aber man darf, denke ich, auch mit einem gewissen Respekt an den Text herangehen. Nur damit ihr das im Hinterkopf habt.

Nun zu Jesaja 35,1-10. Hier sehen wir eine Prophetie, die der Prophet Jesaja gibt, um dem Volk Israel, das unter dauerhafter Unterdrückung steht, Freude zuzusprechen.

Dort heißt es: „Die Wüste und die Einöde wird sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und blühen wie ein Narzissenfeld. Sie wird lieblich blühen und frohlocken, ja, es wird Jubel geben. Denn die Herrlichkeit des Libanon wird ihr gegeben, die Pracht des Kamel und der Saron-Ebene. Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes.“

„Stärkt die schlaff gewordenen Hände und macht fest die strauchelnden Knie! Sagt zu denen, die ein verzagtes Herz haben: Seid tapfer und fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes. Er selbst kommt und wird euch retten.“

„Dann, wenn er kommt, um zu retten, werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen wird loben und singen. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme in der Einöde. Der glutheiße Boden wird zum Teich und das dürre Land zu Wasserquellen.“

„Wo zuvor die Schakale wohnten und lagerten, wird ein Gehege für Rohr und Schilf sein. Und eine Straße wird dort sein, ein Weg, man wird ihn den heiligen Weg nennen. Kein Unreiner wird auf ihm gehen, sondern er ist für diejenigen, die auf dem Weg wandeln. Selbst Einfältige werden nicht irregehen.“

„Dort wird es keinen Löwen geben und kein Raubtier wird zu ihm herankommen oder dort angetroffen werden. Sondern die Losgekauften werden darauf gehen und die Erlösten des Herrn werden zurückkehren und nach Zion kommen mit Jauchzen. Ewige Freude wird ihr Haupt sein, Wonne und Freude werden sie erlangen, aber Kummer und Seufzen werden entfliehen.“

Die Bedeutung des prophetischen Textes für Advent und Zukunft

Ja, wir haben hier einen prophetischen Bibeltext. So wie ich ihn verstehe und auch von Anfang an dachte, fragte ich mich zunächst: Was hat das mit Advent zu tun? Mittlerweile glaube ich, dass es sehr viel mit Advent zu tun hat. Dieser Text hat mich in gewisse Schwierigkeiten gebracht und mich dazu veranlasst, ihn genauer zu studieren.

Was wir in diesem Bibeltext sehen, ist, dass es sich um einen prophetischen Text handelt, der einerseits schon teilweise in Erfüllung gegangen ist, andererseits aber noch auf seine vollständige Erfüllung wartet. Darauf werden wir noch etwas näher eingehen.

Der Text gibt dem Volk Israel damals eine Aussicht, dass sie sich freuen werden. Das sehen wir zum Beispiel in Vers 1, wo von Freude die Rede ist, und vor allem in Vers 10, wo es heißt, dass der Tag kommen wird, an dem die Erlösten, die Kinder Gottes, nach Zion, nach Jerusalem, zurückkehren werden – mit Jauchzen und ewiger Freude. Wonne und Freude werden sie erlangen, und es wird keinen Kummer und kein Seufzen mehr geben.

In Vers 4 wird verheißen, dass ein Retter kommen wird, der dieses Volk retten wird. Wenn wir an Rettung denken, denken wir oft an die Rettung zum ewigen Leben. Das ist hier sicherlich auch gemeint, aber es geht in diesem Text ebenso darum, dass eine Nation von dem Druck der Besatzung und des Krieges befreit wird. Das war ein zentrales Thema für die Juden im Neuen Testament. Sie fragten immer wieder: Jesus Christus, wirst du kommen und das Königtum Israels aufbauen? Die Juden warteten darauf, dass dieser mächtige Herrscher erscheint und Israel endlich zu einem Königreich macht. Wann wirst du kommen und uns die Fesseln entreißen?

Dieses Warten auf den Retter gibt Mut. Das Versprechen an die Juden, die ständig Unterdrückung erfahren, lautet, dass der Retter kommen wird (Vers 4) und dass das Land, das ihm verheißen wurde, einmal blühen wird. Die Wüste wird erblühen, und diejenigen unter euch, die krank sind, werden gesund werden. Alles, was das Leben der Unterdrückten schwer macht, wird von Gott selbst beseitigt.

Die Folge dieses göttlichen Eingreifens, wie wir es in den Versen sehen, ist, dass all die Erlösten – also alle Gläubigen, alle Kinder Gottes – einmal nach Zion kommen werden. Dort werden sie mit ewiger Freude bei Christus sein.

Wie gesagt, dieser Text aus Jesaja 35 ist prophetisch. So wie ich ihn verstehe und auch durch das Studium anderer Auslegungen bestätigt bekommen habe, zeigt uns dieser Text einerseits das erste Kommen von Jesus. Dabei geht es um das Heil, das er bewirkt hat. Andererseits sieht der Text auch sein zweites Kommen voraus, nämlich wie er dann im tausendjährigen Reich herrschen wird.

Ich glaube, Jesaja hat tatsächlich beide Ereignisse in einem prophetischen Gedanken zusammengefasst. Das ist ein wichtiger Gedanke, den wir im Hinterkopf behalten können.

In Vers 4 heißt es, dass der Retter kommt, um zu retten. Vers 5 ist eine klare Prophezeiung, die mit dem ersten Kommen Jesu erfüllt wurde: Er kam, um die Blinden sehend zu machen. Hat Jesus das bei seinem ersten Kommen getan? Ja, natürlich. Er öffnete die Ohren der Menschen (Vers 6), und Lahme konnten wieder springen wie Rehe oder Hirsche, wie es dort heißt.

Ich bin überzeugt, dass in dieser Prophezeiung gezeigt wird, wie Jesus Christus vor etwa zweitausend Jahren bei seinem ersten Kommen als liebender Gott kam, der die Unterdrückten befreit.

Es gibt aber auch Aspekte in diesem Text, die noch nicht erfüllt sind. Zum Beispiel, dass das verheißene Land (Vers 7) wieder blühen wird. Oder dass in Vers 10 alle Erlösten nach Jerusalem kommen und mit ewiger Freude Gott anbeten werden. Außerdem heißt es dort, dass es keinen Kummer und kein Seufzen mehr geben wird.

Unter dem Volk Israel, aber auch unter der weltweiten Christenheit gibt es weiterhin Kummer und Seufzen. Ich gehe davon aus, dass hier nicht der Himmel gemeint ist. Wir werden noch einige weiterführende Verse anschauen.

Wir alle haben die Vorfreude, dass im Himmel einmal alles gut wird. Aber hier gibt es eine Prophezeiung, die, so denke ich, zeigt, dass der Retter kommen wird und dass er das Volk Israel in seinem Land wiederherstellen wird.

Die Bibel spricht aber, wie wir gleich sehen werden, von noch viel mehr als nur von der Freude über den Himmel in der Zukunft. Sie sagt auch, dass wir eine Freude erleben werden – hier auf dieser Erde.

Das zweite Kommen Jesu und die Königsherrschaft

Nun, natürlich kam Jesus Christus das erste Mal, um das Lösegeld für die Errettung zu bezahlen. Das ist uns allen geläufig. Aber Jesus Christus wird sozusagen auch ein zweites Mal kommen.

Was zu dieser Rettungsbotschaft gehört, die Jesaja verkündet, gehört auch zu dieser Freudenbotschaft, die Jesaja dem unterdrückten Volk Israel mitgibt. Ja, Jesus kommt einmal, aber er kommt auch ein zweites Mal, um sein Volk zu retten.

Dieser Retter wird kommen, und zwar indem Jesus Christus hier auf dieser Erde mit Israel im Zentrum regieren wird. Wir sind als gläubige Christen in dieses Volk eingepfropft. Er wird noch tausend Jahre lang herrschen. Das ist ganz spannend. Es wird hier auf dieser Erde eine Königsherrschaft geben.

Genau das haben die Juden beim ersten Kommen von Jesus die ganze Zeit erwartet: einen Retter aus der Knechtschaft, einen Retter, der sie von den Römern befreit, einen Retter, der sein Königtum aufrichtet. Sogar die Jünger hatten diese Erwartung. Ich habe vorhin schon erwähnt: Geht mit mir in Apostelgeschichte 1, Vers 6.

Wir müssen verstehen, wie präsent dieses Denken bei den Juden war, dass jetzt dieser König kommt, um sein Reich aufzubauen. In Apostelgeschichte 1, Vers 6, kurz vor der Himmelfahrt Jesu Christi, kommen die Jünger mit einer Frage auf Jesus zu. Sie sagen: „Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel die Königsherrschaft wieder her?“

Da zeigt sich die Sehnsucht nach der Königsherrschaft, in der Jesus Christus regieren wird. Doch was antwortet Jesus? Er sagt: Es ist nicht eure Sache, die Zeiten und Zeitpunkte zu kennen, die der Vater festgesetzt hat.

Was Jesus letztendlich sagt, ist: Das ist Gottes Sache, wann diese Königsherrschaft aufgestellt wird. In Vers 7 gibt Jesus dann einen Auftrag. Ihr werdet Kraft empfangen. Denn jetzt ist eure Aufgabe nicht, auf diese Königsherrschaft zu warten, sondern die Welt zu evangelisieren und Gottes Volk zu sammeln, das später regieren wird.

Praktisches Beispiel zur Erwartung der Königsherrschaft

Nun möchte ich an einem praktischen Beispiel erläutern, was ich gerade gesagt habe: Wie die Juden auf diese Königsherrschaft warten.

Ich war mit meiner Frau in Israel, etwa ein Jahr bevor Paul geboren wurde – vielleicht war es sogar 2019, so ungefähr. Wer von euch war schon mal dort? Dort gibt es oben den Tempelberg und die Tempelplattform. Dort befinden sich die Al-Aqsa-Moschee und andere muslimische Heiligtümer. Die Juden trauern an der Klagemauer, weil sie nicht auf den Tempelberg dürfen, wo früher ihr Tempel stand. Deshalb klagen sie an der Klagemauer. Das ist die Westmauer des Tempels. Dort lehnen sie sich vor die Steine, beten und stecken kleine Zettel mit Gebeten in die Ritzen der Mauer. Das ist ihre heilige Anbetungsstätte. Weil sie nicht auf den Tempelberg dürfen, nehmen sie wenigstens ein Stück dieser Mauer als heiligen Ort.

Ich habe mich, so wie ich bin, mit einem ultraorthodoxen Juden unterhalten. Er war ein junger Mann, vielleicht um die zwanzig, der aus den USA kam. Er war Jude, mit den typischen Locken, wie man sie von ultraorthodoxen Juden kennt. Er war zum Studieren nach Israel gekommen. Wir haben uns unterhalten, und ich habe ihn gefragt: „Ihr erwartet doch, dass ihr euren Tempel wieder aufbaut. Wie soll das funktionieren? Wenn ihr da hochgeht, bricht doch ein Weltkrieg aus. Wenn ihr die Muslime wegschickt, wird es zu einem Krieg kommen.“

Er antwortete mir: „Das wird nur funktionieren, wenn der Messias kommt.“ Dort sieht man, dass sie den ersten Messias, das erste Kommen des Messias, verworfen haben, aber sie warten auf den Messias, der diese Königsherrschaft errichten wird. Sie warten darauf, dass er kommt und ihnen den Tempelplatz wieder freigibt. Der Tempel muss noch gebaut werden. So denken diese Juden: Sie warten auf den Messias, der das Joch nimmt, der Israel zu Glanz und Herrschaft verhilft. Und es wird kommen, ja, es wird kommen.

Ich weiß, dass uns das manchmal fremd ist, weil wir uns nicht so viel mit Offenbarungen beschäftigen. Es hat mich selbst auch ermutigt, was wir gleich noch lesen werden: Es wird kommen, dass Jesus wieder nach Israel kommt, seine Heiligen mit ihm, und wir dort über die Welt herrschen werden. Es wird kommen, dass Jesus Christus der Weltpräsident wird, der seinen Sitz in Israel hat.

Ist dir das bewusst? Natürlich ist das zuerst eine Verheißung für die Juden, für den Überrest, der am Ende gerettet wird. Viele Juden werden sterben, weil sie ihn verworfen haben. Gott wird sehr hart mit seinem Volk sein, bis ein Überrest sich in der Trübsalszeit retten lässt.

Aber ist dir auch bewusst – und ich bringe gleich noch Verse –, dass wir als eingefügte Glieder in Gottes Volk, wie es in Römer 11 beschrieben ist, tatsächlich an dieser Königsherrschaft auf Erden teilhaben werden? Das gibt eine Aussicht der Freude, die wir aus unserem Eingangstext ziehen können. Das ist die Freude des Eingangstextes: Der Retter wird kommen, und Israel wird blühen.

Das sollte den damals unterdrückten Juden Mut machen. Der Messias wird kommen, eure Krankheiten werden genommen, euer Land wird blühen. Das ist Freude, wie es in Jesaja 35,10 heißt. Christus ist gekommen – das erste Mal. Er hat uns Heil erkauft. Aber das Volk Israel und auch wir als Gotteskinder erleben in dieser Welt noch nicht, dass Christus sichtbar der regierende König in Zion ist.

Sehen wir das? Erleben wir, dass Christus der regierende König in Zion ist? Erleben wir nicht vielmehr, dass wir als Christen, als Gotteskinder, in dieser Welt eher unterdrückt werden?

Offenbarung 5: Die himmlische Anbetung und Herrschaft

Nun gehen wir gemeinsam in Offenbarung Kapitel 5. Der Apostel Johannes blickt gerade in den Himmel. Offenbarung 5, Verse 8 bis 10 beschreibt, was er sieht.

Johannes blickt in den Himmel und sieht das Lamm, also Jesus Christus, das Buch in der Hand haltend. Dann fallen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder. Jeder von ihnen hält eine Harfe und eine goldene Schale voller Räucherwerk. Dieses Räucherwerk symbolisiert die Gebete der Heiligen.

Sie singen ein neues Lied, in dem sie sprechen. Schauen wir uns an, für was sie das Lamm anbeten. Sie singen: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen.“ Warum? Weil du geschlachtet worden bist – das erste Kommen Jesu. Jesaja 35 kündigt an, dass der Retter kommen wird, um zu retten.

Sie preisen das Lamm, weil es geschlachtet worden ist und uns durch sein Blut erkauft hat – aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen. Das ist die Anbetung: Ein Volk steht hier versammelt, das Christus für sich erkauft hat.

In Vers 10 heißt es: „Und du hast uns zu Königen und Priestern gemacht.“ Das geschah, als wir wiedergeboren wurden. Wir wurden zu Königen und Priestern, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Und in der Zukunft werden wir auf Erden herrschen. Seht ihr das?

Du hast uns erkauft, du hast uns zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden im Himmel und auf Erden herrschen.

Wichtig ist: Wir schauen in den Himmel, wo die 24 Ältesten vor Gott niederfallen. Sie halten die Gebete der Gläubigen in der Hand und beten zu Jesus. Sie preisen ihn aus zwei zentralen Gründen.

Der erste Grund ist, dass er geschlachtet wurde und durch sein Blut Menschen aus allen Nationen gerettet hat. Das ist die Erfüllung der vorauseilenden Freude, die die Juden damals hatten und die wir heute haben. Gott hat sich ein Volk gebildet.

Der zweite Grund der Anbetung ist, dass Christus uns als seine Erlösten zu einem Königtum und zu Priestern gemacht hat. Wir als Erlöste werden über diese Erde herrschen.

Seid euch bewusst: Wir werden auf dieser Erde herrschen. Christus wird der weltweit führende Herrscher sein, und wir werden Teil seiner Regierung sein. Du wirst auf dieser Erde herrschen – auch in Zeiten der Unterdrückung und Verfolgung, die die weltweite Christenheit erlebt.

In Zeiten, in denen die Bewohner der Erde eher über die Christen herrschen und wir als die Geringsten wahrgenommen werden, wird eine Zeit kommen, in der wir herrschen. Alles wird sich wenden.

Eine Zeit wird kommen, in der Jesus Christus wiederkommt, sein Königreich aufrichtet und wir an diesem Königtum teilhaben und mit ihm herrschen werden.

Offenbarung 20: Das tausendjährige Reich und die Auferstehung der Märtyrer

 Offenbarung Kapitel 20, Verse 4-6

Der Kontext ist Offenbarung 20,4-6, und der Zusammenhang beginnt bereits in Vers 2. Dort sehen wir, wie der Teufel für tausend Jahre gebunden wird. Diese Aussage, dass der Teufel im tausendjährigen Reich gebunden sein wird, ist allen bekannt. Das ist der Hintergrund.

Ab Vers 4 heißt es: „Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben.“ Offenbarung 20,4. Nun ist es ganz wichtig: „Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden sind.“ Hier sieht jemand die Seelen derjenigen, die auf dieser Erde gestorben sind, die enthauptet wurden um des Zeugnisses Jesu und um seines Wortes willen. Diese Menschen hatten das Tier nicht angebetet, noch sein Bild, und sie hatten weder das Malzeichen auf ihrer Stirn noch auf ihrer Hand angenommen. Es waren also Christen, die Christus treu gefolgt sind.

Was passiert jetzt? Sie wurden lebendig gemacht. Sie wurden wieder lebendig. Und was taten sie? Sie regierten tausend Jahre mit Christus. Die übrigen Toten, damit sind wohl die Ungläubigen gemeint, wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Das ist die erste Auferstehung.

Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an dieser ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht. Jetzt kommt wieder das mit dem Priestertum und Königtum: Sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm eintausend Jahre regieren.

Ganz klar: Hier werden Tote auferstehen, um zu regieren. Wir sehen also, dass nicht nur diejenigen im tausendjährigen Reich regieren werden, die zu dieser Zeit noch leben. Es heißt ganz klar, dass diejenigen, die um Christi willen verfolgt wurden, die um seines Wortes willen verfolgt und getötet wurden, die nicht anders konnten, als an Jesus festzuhalten, für sein Wort zu kämpfen und am Ende enthauptet zu werden, wieder lebendig werden, um tausend Jahre zu regieren.

Da steht noch einiges vor uns, was uns manchmal gar nicht so präsent ist. Manchmal denkt man, nach dem Tod geht es direkt in den Himmel, Halleluja. Aber Gott hat noch viel mehr Heilsgeschichte vor.

Was meint ihr, was mit der Stelle in 1. Korinther 6,2 gemeint ist, wo Paulus zu den Korinthern eine ewige Wahrheit sagt? Dort heißt es: „Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden in der Zukunft, liebe Korinther?“ Wenn durch euch, ihr Korinther, die Welt gerichtet wird – alles Zukunft. Es geht also nicht nur um Christen aus dem Judentum, sondern ganz bewusst um die Korinther.

Wir sehen also, dass wir eine große Freude haben, die bereits in Jesaja 35 vorausgesagt wurde. Wir dürfen eine Vorfreude haben, und Jesus Christus hat mit seinem ersten Kommen angefangen, uns diese Freude zu schenken. So wie in Offenbarung 5, wo die Leute anbeten – einmal für das, was am ersten Kommen geschah: „Du hast uns losgekauft, du hast uns vom Vater erkauft, du hast aus den Nationen und aus allen Stämmen dir Leute erkauft.“ Aber genauso ist diese Anbetung, dass wir mit ihm herrschen werden. Das war ebenso Teil davon.

Es wird beschrieben, dass eine fünfte Anbetung von den vierundzwanzig Ältesten stattfindet: Der Retter kommt, der Retter kommt – und das ist dasselbe.

Lukas 2,8: Die Verkündigung der großen Freude

 Lukas 2,8: Als die Engel zu den Hirten kamen, befanden sich diese Hirten in derselben Gegend, in der Jesus geboren wurde.

Dann erschienen die Engel den Hirten. In Lukas 2,9 spricht der Engel: „Fürchtet euch nicht, ich verkündige euch eine große Freude.“

Diese Freude stammt aus Jesaja 35 und soll dem ganzen Volk widerfahren. Man erkennt, wie dieser Gedanke zunächst sehr stark auf Israel fokussiert ist. Es ist die Ankündigung der Freude für das Volk Israel, das endlich den Messias erhält, der schon lange vorausgesagt wurde.

„Euch ist heute dieser Retter geboren“, heißt es. Jesaja 35 kündigt an, dass dieser Retter kommen wird, um das Land wieder zum Blühen zu bringen. Er kommt, um euch von euren Sünden zu retten und die Königsherrschaft wieder aufzubauen.

Schlussgedanken: Freude als Sinn von Weihnachten

Nun zum Schluss: Das Thema heute ist Freude. Vielleicht hätte man die Freude auch etwas anders auslegen können, aber ich wollte bewusst bei diesem Text bleiben, der diese Freude verheißt. Er soll uns zeigen, wie Freude auch dadurch entsteht, dass Gott uns Freiheit schenkt, die vielleicht noch teilweise in der Zukunft liegt.

Das Thema heute ist also Freude. Die offene Frage aus dem Anspiel am Anfang von den Kindern lautete: „Was ist der Sinn an Weihnachten?“ Der Sinn an Weihnachten ist Freude, denn uns ist heute vor zweitausend Jahren der Retter geboren, und er wird wiederkommen.

Wir freuen uns. Freut ihr euch an Weihnachten? Denn Jesus, der die Ketten sprengt, ist gekommen. Wir freuen uns, dass Jesus kam, um uns zu retten – nicht nur von der Sünde, sondern auch aus der Unterdrückung und Vergänglichkeit dieses Lebens. Wir freuen uns, weil er mit uns herrschen will.

Auf diese Freude hat das Volk Israel gewartet. Als vor zweitausend Jahren dieser Retter angekündigt wurde, hieß es: „Euch als Volk ist heute große Freude widerfahren, in euch ist der Retter geboren.“ Doch als dieser Retter kam, nicht mit viel Glanz wie ein Heeresführer, der die Römer aus dem Land vertreibt, dessen Gewand kein Kriegsgewand, sondern Demut und Liebe war, haben die meisten Juden diesen Retter verachtet.

Dieser große Retter, der endlich kommen sollte, um das Volk in Freiheit zu führen, wurde abgelehnt. Sie weigerten sich, diesem Retter zu folgen, der sie in der Zukunft noch befreien und die Unterdrückung wegnehmen würde.

Das Thema heute ist Freude, und wir alle haben Grund zur Freude. Wir haben Grund zur Freude trotz aller Traurigkeit in unserem Alltag. Warum? Weil wir zu Gottes großem Plan gehören. Gott hat viel mehr vor, als unser kleines Leben uns manchmal zeigt. Und wir gehören dazu.

So können wir mit David aus Psalm 4 sagen: Selbst wenn das Leben für uns Christen nicht glattläuft, hat Gott uns eine Freude und auch eine Vorfreude ins Herz gelegt, die größer ist als unsere Sorgen. Wir haben eine Zukunft hier auf dieser Erde und darüber hinaus. Amen.